Freitag, 18. Oktober 2019

Gemischte Links

Morgen findet wieder eine „Lange Nacht der Münchner Museen“ statt. Bei Interesse möge man sich im Netz über das Angebot informieren.

Aus Blog-Perspektive lief es zwar bei unserer langen Museumsnacht 2010 erst einmal ziemlich gut, aber wir waren wie seinerzeit beschrieben um 23 Uhr nicht mehr besonders aufnahmebereit und freuten uns in der Glyptothek über dort vorgefunde „gut gepolsterte Hocker“. In späteren Abwägungen hat diese Erfahrung dann schon eine größere Rolle gespielt.

Im Rückblick gesehen steckte ich damals etwas zu sehr in meiner Ablaufliste fest. In der Glyptothek und den Antikensammlungen war dann die Luft draußen. Wir wußten dort erst mal nicht, ob wir noch in weitere Museen gehen, haben dann aber abgebrochen. Programm der Glyptothek war laut meinem Text „Wissenschaftler und Restauratoren erklären zur Langen Nacht weltberühmte Meisterwerke, ....“, in den Antikensammlungen sollten „Archäologen die technischen und inhaltlichen Hintergründe“ der damals ausgestellten „Edlen Gemmen und weißgrundigen Lekythen“ erläutern. Es war wie beschrieben in der Stunde vor Mitternacht nicht viel vom Erklärungsbetrieb zu sehen und wir wollten uns auch nichts mehr groß erklären lassen. Ich bin zwar schon mit einem der freien Kräfte in der Glyptothek über die Beinbemalung des „Paris“ in eine interessante Unterhaltung geraten. Nur bin ich nicht auf die Idee gekommen, generell von „weitere Museen oder Abbruch“ auf „Gespräche“ umzuschalten. Die Gelegenheit war wegen den freien Museumskräften günstig, ich hätte von meinem Blog erzählen und Fragen über den Verlauf des Abends als Einstieg nehmen können.

Liest man den damaligen Text durch, fängt er ja mit den Legionären in der Archäologischen Staatssammlung als möglichen Gesprächspartnern an. Im Ägyptischen Museum hätte man einen der erwähnten Museumsfreunde etwas fragen können. Also an den gebotenen Gelegenheiten lag es nicht. Ich will jetzt aber weniger auf meine Manöverkritik, sondern mehr auf die konzeptionellen Vorzüge der freien „Wissenschaftler und Restauratoren“ und „Archäologen“ in der Glyptothek und den Antikensammlungen hinaus. Die 1:1-Gesprächsmöglichkeit ist im Grunde genommen ein attraktives Angebot, das konnte man schon an den begehrten Legionären sehen. Solche 1:1-Gespräche kann man seitens der Museen mittlerweile auch als Medienarbeit betrachten. Selfies wurden ja erst kurz nach 2010 ein großes Thema. Ich weiß nicht, wann da was zahlenmäßig gekippt ist, aber das Selfie-Phänomen illustriert ganz gut den Sachverhalt, daß viele Leute über Ereignisse mittlerweile über solche Mitteilungen und nicht mehr über klassische Medien Kenntnis bekommen. Den damaligen Legionärs-Event müßte man heutzutage als Medien-Event sehen, selbst wenn kein einziger klassischer Medienvertreter dabei ist.

Umgekehrt sollten Auswertungen solcher 1:1-Gespräche für die Museen sehr interessant sein. Das Chatbot-Thema aus der Museumsberaterecke behandelt finde ich nicht so prickelnd, da denke ich an gefloppte Apps von Kultureinrichtungen. Aber generell, wenn man sich überlegt, daß ein gutes Drumherum eines Chatbots vielleicht mal günstig zu haben ist und das Institutionsspezifische einfach reingefüllt werden muß, könnte ich mir schon eine Welt voll antwortender künstlicher Systeme vorstellen. Man kann bei der Nutzung an die heutzutage vertrauten vorgeschalteten Abfragemenüs denken. Da versucht man auch nicht die Systemintelligenz auszureizen. Ähnlich wäre man froh, wenn man nachts um zwei über sein Assistenzsystem einen Chatbot anrufen könnte und der einem eine wichtige Frage beantwortet. Dafür würde man dann auch seine Frage möglichst computerverständlich formulieren. In dem Sinne wäre es für den Aufbau des institutionsspezifischen Teils schon sehr interessant, was das Museumspublikum so an drängenden Fragen hat.

Aus dem Programm der morgigen Langen Nacht will ich jetzt nur das des Museums für Abgüsse Klassischer Bildwerke herausgreifen, weil dort vorgestern die Ausstellung „Lebendiger Gips – 150 Jahre Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke“ eröffnet wurde. Im Abgussmuseum kann man im einen Lichthof Gips selbst gießen und im anderen Lichthof das Theaterstück „Das Erwachen der Gipse – The last Play of Menander“ ansehen.

Eine weitere Ausstellungseröffnung hat vor einer Woche seitens der Archäologischen Staatssammlung stattgefunden. Deren Museum ist zwar wegen einer umfangreichen Generalsanierung seit August 2016 geschlossen, aber es finden an anderen Orten immer wieder Ausstellungen statt. Seit 12.10. ist die Archäologische Staatssammlung wieder zu Gast in der Residenz, dieses Mal mit der Ausstellung „Kunst in Miniatur - Antike Gemmen aus Bayern“.

In den Mitteilungen 145 des mit der Archäologischen Staatsammlung verbundenen Vereins der Freunde der Bayerischen Vor- und Frühgeschichte ist anläßlich der Ausstellung ein längerer Beitrag von Aaltje Hidding erschienen, der von ihr frei lesbar bei academia.edu eingestellt wurde.

Es gibt die „Antiken Gemmen aus Bayern“ auch als Buch der Autorin Gertrud Platz-Horster. Das Buch ist 2018 als Bd. 42 in der Reihe „Ausstellungskataloge der Archäologischen Staatssammlung hrsg. von Rupert Gebhard“ erschienen. Es gibt zum Buch den Zweittitel „Antike Gemmen aus Bayern in der Archäologischen Staatssammlung München“, der den Inhalt genauer beschreibt. Ob dieses Buch die aktuelle Ausstellung komplett als Ausstellungskatalog abdeckt, weiß ich aktuell nicht.

Vor ein paar Tagen bekam ein Artikel über „Social inequality in Bronze Age households“ eine große Aufmerksamkeit, der unter Beteiligung der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität auf Basis von aus Bronzezeit-Toten aus dem Lechtal nahe Augsburg gewonnenen DNA-Daten und den Informationen über deren Grabbeigaben entstand. Anhand der Grabbeigaben und den ermittelten Geschlechtern und Verwandtschaftsverhältnissen wurde festgestellt, daß es unterschiedliche Klassen gab und das Vermögen der besser ausgestatten Klasse an die Söhne weitergegeben wurde. Aufsehen erregte, daß keine ältere Tochter aus der vermögenden Klasse unter den Toten gefunden wurde. Die Töchter müssen also allesamt früh die Familie verlassen haben. Siehe dazu den über die verschwundenen Töchter aufgemachten Artikel „Why are adult daughters missing from ancient German cemeteries?“. An der Stelle ergänzend der Hinweis auf das Computerspiel Bronzeon, das spielerisch die neuesten archäologischen Erkenntnisse zur Bronzezeit vermitteln soll.

Abschließend will ich wieder die „Reise-Zikaden“ empfehlen. Ich hatte das schon einmal in meinem Eintrag über die Mykene-Ausstellung im Karlsruher Schloss gemacht. Aktuell will ich auf die Beiträge „Tirol: Archäologie im Karwendel – Von der Steinzeit bis zum Mittelalter“ und „München: Hügelgräber aus der Bronzezeit in der Garchinger Heide“ verweisen. In „Tirol: Archäologie im Karwendel – Von der Steinzeit bis zum Mittelalter“ geht es um das in meinem Blog schon in den „Alpine Contrasts“ erwähnte und abgesehen vom Winter sehr gut von München aus erreichbare Rißtal.

Samstag, 21. September 2019

Burg Langensteinbach / „Römerturm“

Ein paar Schritte entfernt von der im letzten Blog-Eintrag gezeigten St. Barbara-Kapelle befinden sich die konservierten Überreste der Burg Langensteinbach. Wenn man den zur St. Barbara-Kapelle als letztes Foto gezeigten Blick vom Turm nach rechts unten senkt, landet man beim ersten Foto dieses Eintrages.

Burg Langensteinbach / Römerturm
Burg Langensteinbach / Römerturm
Burg Langensteinbach / Römerturm

Bei der Burg Langensteinbach handelte es sich laut Wikipedia um eine Turmburg, die zwischen etwa 1100 und dem 13ten Jahrhundert genutzt worden ist.

Burg Langensteinbach / Römerturm
Burg Langensteinbach / Römerturm
Burg Langensteinbach / Römerturm

Warum man das Turmburgüberbleibsel „Römerturm“ und eine in der Nähe vorbeiführende Straße „Römerstraße“ genannt hat, kann ich nicht sagen. Römische Gebäudereste wurden zwar laut Vici.org nur eine kleine Wanderung von der St. Barbara-Kapelle und vom „Römerturm“ entfernt gefunden. Diese römischen Gebäudereste und die St. Barbara-Kapelle liegen aber deutlich entfernt südlich der durch das Gebiet führenden Römerstraße, die die römischen Siedlungen in Ettlingen und Pforzheim verbunden hat.

Freitag, 20. September 2019

St. Barbara-Kapelle Langensteinbach

Von der Langensteinbacher St. Barbara-Kapelle habe ich über die Jahrzehnte immer wieder mal etwas gesehen und gelesen. Meist nichts Neues, eher ab und zu mal wieder eine Art zur Bekanntheit der Barbara-Kapelle passende Erinnerung. Erklärbar ist die Bekanntheit der Kapelle vielleicht durch die Nähe zu Langensteinbach und die hier manchmal stattfindenden Veranstaltungen. Vielleicht auch durch Gäste des bei der Kapelle liegenden Bibelheims Bethanien oder Besucher des nahen Krankenhauses, die bei der Gelegenheit auch einige Zeit bei der Kapelle verbracht haben. Sicher ist auch die „eigene Straßenbahnhaltestelle“ eine gute Erklärung, durch die die Kapelle bestens in die Routen regionaler Wandergruppen eingebunden werden kann.

St. Barbara-Kapelle Langensteinbach
St. Barbara-Kapelle Langensteinbach
St. Barbara-Kapelle Langensteinbach

Ich bin selten auf der unten aus Langensteinbach herausführenden Straße vorbeigefahren. Öfters als Kind wegen einem Arbeits- und Hobbykollegen meines Vaters vorbeigefahren worden. Mein erstes eigenes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor habe ich von einem damals etwa 250 Meter entfernt wohnenden Schulkameraden erworben. Sein altes Mokick - er war schon auf ein altes Auto umgestiegen. Und den Stecken, den ich jetzt auf meinem einzigen Foto von der Zeittafel entdeckt habe, hat ein Neffe von mir hingehalten. Da beginnt sich ein Kreis zu schließen.

St. Barbara-Kapelle Langensteinbach
St. Barbara-Kapelle Langensteinbach
St. Barbara-Kapelle Langensteinbach

Die St. Barbara-Kapelle Langensteinbach passt zeitlich nicht zu meinem Blog - ich habe es ja mit grauer Vorzeit bis Spätantike. Ich will daher an „Rotkäppchen, die Königin und kein böser Wolf - Märchen-Shooting die Zweite“ mit einer schwarzen und einer roten Frau bei der Barbara-Kapelle weitergeben.

St. Barbara-Kapelle Langensteinbach
St. Barbara-Kapelle Langensteinbach
Blick von der St. Barbara-Kapelle Langensteinbach

Mir aber eine Bemerkung zur hier umgehenden weißen Frau nicht verkneifen. Die weißen Frauen scheinen ja massenhaft unterwegs zu sein. Medienleuten mit minimaler Erfahrung müßte das auch bekannt sein. Aber die verbreiten das trotzdem so weiter, als ob das in allen Fällen ein Einzelphänomen wäre. Stattdessen sollte man vielleicht herausfinden, in welcher Zeit so etwas gern entstanden ist. Moritz E. Jacob hat beispielsweise eine Häufung von versunkenen Städten im 19ten Jahrhundert festgestellt („19 Deutsche Sagen des 19. Jahrhunderts über versunkene Städte“). Oder wie umfangreich diese Geschichten sind. Ein einfaches Nebelloch hat vielleicht nur eine bisweilen schemenhaft erkennbare weiße Frau ergeben. Eine Ruine wie die der St. Barbara-Kapelle oder des nahen Klosters Frauenalb schon ein komplexeres Wesen, das bisweilen sogar Leute anspricht oder nur für einen Teil einer vorbeilaufenden Gruppe sichtbar ist. Ich hoffe auf die Künstliche Intelligenz. Alle Weiße-Frauen-Geschichten reinwerfen und dann kommt die Antwort auf alle Fragen wieder heraus.

Dienstag, 3. September 2019

Gemischte Links

Am 12. September startet ein inhaltlich von mehreren europäischen Universitäten entwickelter MOOC zum Thema „Discovering Greek & Roman Cities“. Der MOOC soll kostenfrei auf Deutsch, Englisch und Französisch angeboten werden.

Am 8. September ist wieder Tag des offenen Denkmals. Der Denkmaltag ist aus meiner Sicht etwas durchwachsen. Manchmal gibt es nur verlängerte Öffnungszeiten oder zusätzliche Führungen, manchmal ist etwas zu sehen, was sonst nahezu nie zugänglich ist. Bei mir ergäbe sich häufig noch die Frage, ob ich fotografieren und die Fotos im Blog verwenden darf. Aber man suche selbst, vielleicht findet man seine persönliche Perle.

Auf die Schnelle habe ich als erstes Angebot in meinem favorisierten Zeitbereich die Villa rustica Leutstetten gesehen. Näheres zum Angebot findet auf der Denkmaltag-Website und in der Aktuelles-Rubrik der Gesellschaft für Archäologie und Geschichte - Oberes Würmtal e.V. Gauting. In dieser Aktuelles-Rubrik wird derzeit auch der Ortsspaziergang 2019 am Samstag, 7. September 2019 angekündigt. Der führt dieses Jahr durch Buchendorf, auch Nichtmitglieder dürfen bei dieser kostenlosen Veranstaltung mitmachen.

Das römische Gauting war wegen der aus Salzburg kommenden und über Raisting nach Epfach führenden Römerstraße sehr Epfach/Abodiacum-relevant. Häufig wird bei der auf Gauting von Osten her zuführenden Strecke aber die Verbindung von Salzburg zur damaligen Provinzhauptstadt Augsburg genannt. Vermutlich habe ich das bei meiner Serie um den Isar-Übergang bei Grünwald auch so gemacht. Richtig ist, daß es sich bis Gauting um dieselbe Straße handelt, die auch in Richtung Epfach, Kempten, Bregenz führte. Da ging es erst in Gauting auf zwei getrennten Römerstraßen in Richtung Westen weiter.

Daß diese Straßen von Gauting/Bratananium abgingen war klar. Genaueres über den Verlauf der Straße Richtung Epfach innerhalb Gautings scheint erst eine Ausgrabung 2016 erbracht zu haben. Wegen dem für die Presseverleger gemachten Leistungsschutzrecht habe ich keine Lust auf Zeitungen zu verlinken, aber man suche mal nach „Gauting Römerstraße“ und achte auf die 2016. Leider ist alles wieder zeitungshaft, also es gibt nahezu keine Fotos, man darf ja mit kostenlosen Online-Ausgaben nicht die Geld bringende gedruckte Ausgabe kannibalisieren. Obwohl es massenweise Grabungsfotos geben müßte und mittlerweile häufig Geo-Software und Drohnen im Einsatz sind. Also die Archäologen vor Ort müßten rein medienbedingt allein mit ihrem schon vorhandenen Material die Zeitungsartikel toppen können. Im vorliegenden Fall wäre eine online gestellte Karte der belegten und vermuteten Straßenteile ganz hilfreich. Eventuell kann man sich da aber mit dem Bayerischen Denkmal-Atlas behelfen, falls er mit den neuesten Erkenntnissen aktualisiert wurde. Der Bayerische Denkmal-Atlas zeigt aktuell für Gauting innerörtliche Strecken an.

Wegen dem „Gautinger Brandopferplatz“ hatte ich 2011 auch gemeckert: „Richtig traurig fand ich, daß auch vor Ort nichts an den Brandopferplatz erinnert.“ Ich fand es wirklich traurig, insbesonders auch im Zusammenhang mit den vielen Leuten, die seinerzeit zur nahen Mühltal- bzw. Bethenquelle oder zum noch näheren Grabhügelfeld mit dem „Grab der Seherin“ pilgerten.

Die rege Website und die vielen Aktivitäten der Gautinger Gesellschaft für Archäologie und Geschichte haben mich jetzt überrascht. Aber auch sehr gefreut, daß sich da jemand kümmert. Dieses Jahr wurden Infotafeln vor Ort installiert, die den Verlauf der Römerstraße und die Lage des Brandopferplatzes zeigen. Fotos von den Tafeln findet man derzeit auf der Website der Gesellschaft in der Rubrik „Archäologie“, dort weiter mit „Geschichte Bratananiums“. Zum Vergrößern der Fotos beachte man den dabei stehenden Hinweis „rechte Maustaste drücken und dann 'Grafik anzeigen' anklicken.“

Ab und zu schaue ich alte Blog-Einträge von mir an. Wenn ich damals Abschnitte sehr linklastig aufgebaut habe und die Links nicht mehr funktionieren, sehen solche Teile bisweilen sehr übel aus. Passend zu der Epfach und Augsburg verbindenden Via Claudia Augusta bin ich jetzt bei einem alten Hinweis auf das vor Augsburg liegende Königsbrunn gelandet, bei dem von elf Links sieben nicht mehr funktionierten, darunter neben den Königsbrunn-Links auch ein Abschnitt mit mehreren Links auf ergänzende Augsburger Ziele. Auf den neuen Webseiten der Stadt Königsbrunn sind nun ganz informative neue Videos zu meinen damaligen Stichworten Museum, Mercateum und Mithräum eingebunden. Ich habe die Königsbrunner Links durch die neuen Links mit den empfehlenswerten Videos ersetzt und den Augsburger Abschnitt ganz weggelassen.

Sonntag, 1. September 2019

Wolfshunde, Wolfshybriden

Im Detail habe ich vom Verhalten von Hunden wenig und von dem von Wölfen noch weniger Ahnung. Generell durfte ich trotzdem die „junger Mann freundet sich in der Not auf die Schnelle mit einem Wolf an“-Story im Steinzeitfilm Alpha unglaubwürdig finden. Die ist wirklich märchenhaft, man kann sich nicht vorstellen, daß ein wilder Wolf so schnell zum zahmen besten Freund eines Menschen wird. Bei der Detailkritik habe ich mich aber passend zu meinen Kenntnissen weitgehend zurückgehalten und bin stattdessen zur Abstraktion der Story übergegangen: „Wenn man sie als Allegorie eines über einen langen Zeitraum geschehenen 'so kam der Mensch auf den Hund' sieht, ist sie im Film schön umgesetzt.“ In der Nachbetrachtung hat mich diese Abstraktion aber nicht davor gerettet, in eine mir bislang nicht bekannte Wolfshund/Wolfshybriden-Problematik hineinzulaufen. Im Grunde fand ich den Film Alpha empfehlenswert, das finde ich auch heute noch. Aber Werbung für Wolf-Hund-Mischlinge wollte ich nicht machen! Deshalb dieser Nachtrag über die Wolfshund/Wolfshybriden-Problematik.

Von dieser Problematik habe ich jetzt erst etwas via einer BR-Wiederholung von „Zwischen Wolf und Hund - Wie gefährlich sind Wolfshybriden?“ mitbekommen. Die Bezeichnung „Wolfshund“ ist mehrdeutig, ich verwende sie jetzt wie im BR-Film im Sinne eines Wolf-Hund-Mischlings.

Klar kommt die schöne Schamanin im Film Alpha besser rüber, wenn sie die Hände über etwas Wolfsähnlichem statt über einen Dackel kreisen lässt. Aber auf die Idee, daß eine größere Nachfrage nach so aussehenden Tieren besteht und in so einem Umfeld Mischlinge mit allen Konsequenzen nach größerer Wolfsähnlichkeit bezahlt werden, auf die Idee bin ich nicht gekommen.

Im Film Alpha kommt ein Tschechoslowakischer Wolfhund zum Einsatz. Man kann im verlinkten Wikipedia-Artikel zum Tschechoslowakischen Wolfhund den Kern der Problematik in Kurzform nachlesen. Die Einkreuzung geschah, um besser an Höhenlagen mit viel Schnee und großer Kälte angepasste Diensthunde zu erhalten. Das Kreuzungsprojekt erwies sich aber im Grunde genommen für die Diensthund-Verwendung als Flop („Ab etwa der fünften Generation konnten einige dieser Hunde als Diensthunde bei der Armee eingesetzt werden.... Die Armee hat es aufgegeben, diese Hunde einsetzen zu wollen“).

Der Film Alpha ist im Sinne der Problematik vermutlich „sauber“. Also zum Tschechoslowakische Wolfhund führte ein länger zurückliegendes überwachtes Züchtungsprojekt. Die letzte Wolfseinkreuzung des Alpha-Darstellers fand demnach vermutlich schon vor deutlich mehr als fünf Generationen statt und es sind sicher Leute bei der Filmproduktion dabei gewesen, die mit dem Hund und seinen Besonderheiten sehr gut umgehen konnten.

Laut Darstellung des BR-Films gibt es aber aktuell die schon angesprochene große Nachfrage nach Wolfsähnlichkeit, die dazu führt, daß auch Mischlinge der ersten Generation in die Hände unerfahrener Halter geraten können. Zudem sollen manche Leute aktiv versuchen, ihre Hunde mit Wölfen zu kreuzen. Der BR-Film stellt solchen Sachverhalten die Bemühungen um die Wolfs-Wiedereinbürgerung gegenüber, die ja unter der Prämisse verläuft, daß Wölfe scheu sind und sich aktiv von Menschen fern halten. Wie wird die Reaktion sein, wenn ein überforderter Mischling-Besitzer sein „möglichst wolfsähnlich“ aussehendes Tier irgendwo aussetzt und dann ein Unglück passiert?

Donnerstag, 15. August 2019

Epfach / Abodiacum

Das südlich von Landsberg auf der Westseite des Lechs gelegene Epfach, Teil der Gemeinde Denklingen, war zur Römerzeit ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Hier traf sich die Nord-Süd-Verbindung vom römischen Augsburg in Richtung Füssen und weiter über die Alpen mit der Ost-West-Verbindung von Salzburg, Gauting, Raisting nach Kempten und Bregenz.

Epfach / Abodiacum

Gleich mit der römischen Eroberung des Alpenvorlandes soll schon 14 v.Chr. auf dem ein paar Fußminuten von Epfach entfernten Lorenzberg ein Militärposten errichtet worden sein, der 50 n.Chr. in eine Ansiedlung im Bereich des heutigen Epfachs überging. Die beste Zeit von Abodiacum beendeten die Alamannen. Nach dieser Zerstörung wurde auf dem Lorenzberg eine befestigte Siedlung gebaut, die sich noch einige Zeit halten konnte.

Angeregt durch den vor mehr als 200 Jahren bekannt gewordenen Fund der „Venus von Epfach“ gab es schon 1830 Grabungen auf dem Lorenzberg. Durch in der Befestigungsmauer verbaute Grab- und Laufbahnsteine erhielt man schon damals Kenntnis über den aus Epfach / Abodiacum stammenden Claudius Paternus Clementianus, der eine glänzende Karriere im römischen Reich machte und sich nach Abschluß seines Dienstes wieder in Abodiacum niederliess.

Museum Epfach / Abodiacum

Das beste Foto, das ich für einen ersten Geländeüberblick gefunden habe, ist im Wikipedia-Artikel über Epfach eingebunden. Der „Blick auf Epfach und den Lech“ ist von der anderen, deutlich höheren östlichen Lechseite aus aufgenommen. Der im Bild sichtbare Geländezipfel zeigt nach Osten, also der Aufnahmort befand sich nordöstlich von der Zipfelspitze. In dem Wäldchen rechts im Bildvordergrund sieht man ein Gebäude, das ist die Kapelle St. Lorenz auf dem Lorenzberg. Im Hintergrund dann Epfach und dahinter die B17 als durchgezogene gerade Linie. Die B17 dürften viele kennen, die schon mal die Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau besucht haben. Mein erstes Bild zeigt eine Aufnahme vom Epfach aus der Sicht vom Lorenzberg.

Auf dem Wikipedia-Foto ist links eine Staustufe zu sehen. Die Römerstraße von Salzburg, Gauting, Raisting sollte sich von links hinter dem Wikipedia-Fotografen her kommend entlang der Südseite der fotografieren Lech-Biegung nach unten bewegt, vor der Staustufe den Lech überquert und auf der anderen, westlichen Lechseite die Nord-Süd-Straßenverbindung getroffen haben. Diese Nord-Süd-Verbindung verlief durch das heutige Epfach, traf dann wie gesagt ohne Lech-Überquerung auf die Ost-Verbindung und blieb dann im weiteren Verlauf in Richtung Süden weiterhin westlich des Lechs. Die Westverbindung in Richtung Kempten verlief von Epfach weg zunächst erst nordwestlich und dann ein Stück weit genau westlich auf Denklingen zu.

Erlebnisroute Epfach / Abodiacum

Diese Straßenkonstellation außerhalb Epfachs kann man sich am besten via dem Bayerischen Denkmal-Atlas ansehen. Innerhalb Epfachs zeigt der Bayerischen Denkmal-Atlas aber keine Römerstraßen an. Der Verlauf der früheren Schongauer Straße soll aber derjenigen der Nord-Süd-Verbindung Via Claudia entsprechen. Die Schongauer Straße wurde mittlerweile in Via Claudia umbenannt. Ich hoffe, das verwirrt jetzt zusammen mit dem Via-Claudia-Radweg nicht zu sehr. In den Gemischten Links vom Juni bin ich ja auf den Unterschied zwischen der Römerstraße Via Claudia und dem Radweg Via Claudia eingegangen, und nun kommt in Epfach auch noch eine nach der Via Claudia benannte Straße dazu.

Epfach besitzt ein kleines eigenes Römermuseum, das Museum Abodiacum. Das Museum ist meistens frei zugänglich und befindet sich an der Via Claudia. Auf meinem ersten Foto nicht sichtbar ein Stück weit zurück von der Kante links neben der Kirche. Zu diesem Museum sehe man sich unbedingt das Video über einen Besuch von Marion Schieder von münchen.tv an, die hier fachkundig vom Museumsleiter Markus Martin über das Museum und die Epfacher Römer informiert wird.

Nymphäum Epfach / Abodiacum

Ist man selbst vor Ort, muß man sich neben dem Lorenzberg auch das Nymphäum ansehen. Auf meinem ersten Foto ist oben rechts an der Kante das Schutzdach am Claudius-Paternus-Weg zu sehen. Nymphäum und Lorenzberg kann man mit einem Abstecher zur Staustufe verbinden, dann hat man auch ein wenig ein Gefühl für damaligen Aufstieg vom Lech hoch in das römische Epfach.

Meine erste konkrete Erinnerung an Epfach verbindet sich mit diesem Claudius Paternus Clementianus. Der wurde in einem Münchner Vortrag als Beleg für die Weiterexistenz hiesiger keltischer Gemeinschaften und deren erfolgreiches Aufgehen im römischen Reich verwendet. Die Steine, die 1830 über ihn Auskunft gaben, kann man sich in der Bilddatenbank Ubi Erat Lupa ansehen. Als Fundort der Portraitbüste gilt das Heiligtum der Noreia-Isis in Hohenstein. Es gibt einen online frei zugreifbaren Text von 1904 („Claudius Paternus Clementianus, ein Nachfolger des Pontius Pilatus und ein oberbayerischer Landsmann aus Epfach“), nach dem der Vater bei der römischen Eroberung mitgekommen und die Mutter eine Keltin ist. Zwischenzeitlich wurde auch aus dem Vater ein Kelte, der sich als Soldat das römische Bürgerrecht erworben hat. So auf zwei Generationen verkürzt kann man das aber nicht sehen. Da Claudius Paternus Clementianus erst 80 Jahre nach der römischen Eroberung in Epfach geboren wurde, mußten ja schon seine Urgroßeltern mit der Eroberung zurecht gekommen sein. Seine Laufbahn und die Qualität der Venus von Epfach belegen aber, daß man eine glänzende Karriere machen konnte, wenn man in Epfach / Abodiacum mit römischem Bürgerrecht geboren wurde, und daß es damals ein Ort war, an dem man sich nach so einer glänzenden Karriere zur Ruhe setzen konnte.

Augmented Lorenzberg-Reality Epfach / Abodiacum

Bei der Gelegenheit noch der Link zur „Reise nach La Turbie“ (pdf) von Kurt Schrem mit dem Untertitel „Das Tropaeum des Augustus - sein Sieg über die Alpenvölker. Auf der Suche nach den Vindelikern.“ sowie zu den Denkmalpflege Informationen vom Juli 2011 (pdf). Letztere enthalten „Erinnerungen an die Ausgrabungen auf dem Lorenzberg bei Epfach“ zwischen 1953 und 1957 von Hans Peter Uenze. Es geht da wenig um die Ergebnisse der Ausgrabungen, sondern mehr um das Umfeld, in dem sie damals stattfanden.

Der Großteil der noch gefundenen Mauersteine aus der Grabung von 1830 soll zur Finanzierung der Grabung via Lechflößen weggebracht und verkauft worden sein. Ich habe keine Ahnung, wie weit der Lech zur Römerzeit Transportvorteile bieten konnte. Vom frühen römischen Militärposten aus wird man aber den Wasserweg am besten überwachen und blockieren gekonnt haben. Die Römerstraßen sind erst nach Errichtung des Postens gebaut worden. Wobei aber sicher wieder die Idee des Aufsetzens auf vorrömische Wege nahe liegt.

Legionär am Ortseingang von Epfach / Abodiacum

Bei der Straßenverbindung über die Alpen soll mit der Zeit die Via Raetia der Via Julia den Rang abgelaufen haben. Via Bayerischem Denkmal-Atlas kann man die eigenständige auf Augsburg zulaufende Trasse östlich des Lechs finden. Aber es gab anderseits auch Verbindungen herüber zur Via Claudia. Verlief die Via Raetia nach der Alpenüberquerung tatsächlich über diese eigenständige Trasse weiter nach Augsburg oder nutzte sie eine Querspange hinüber zur Via Claudia? Kristina geht auf die Problematik anläßlich ihres Epfachbesuchs ein und favorisiert die eigene Trasse über Raisting. Die Wikipedia setzt derzeit auf eine frühe Querverbindung vor Raisting hinüber in das Lechtal und hat Epfach auf der Via-Raetia-Ortsliste.

Für die Epfach-Vorbereitung würde ich die Lechrain-Geschichte-Website von Alfred Platschka empfehlen. Ich wußte von dem Museum und vom Lorenzberg, habe aber kurz vor der Fahrt noch einen Brunnen als Input bekommen und bin via Alfred Platschka beim Nymphäum gelandet. Man sieht auf einem von Alfred Platschka eingebundenen Foto auch, von wo das Nymphäum ein paar Schritte weiter verlegt wurde und wo sich das Badgebäude befunden hat. Google Maps findet übrigens das „Nymphäum Epfach“, die erwähnte früher neben dem Nymphäum liegende Grundschule Epfach hingegen nicht. Das Gebäude ist mittlerweile verkauft worden. D.h. diese Epfach-Seite wurde schon längere Zeit nicht mehr gewartet.

Aufstieg zum Lorenzberg Epfach / Abodiacum

Auf der Website von Karl Ludwig Wilhelm gibt es ebenfalls Informationen über Epfach. Die Website war schon vor meinem Blog-Start wegen ihrer zahlreichen Fotos ein Anlaufpunkt für Römerstraßen-Interessierte. Ich habe aber den Eindruck, daß seit meiner Vor-Blog-Zeit nichts mehr geändert wurde. Online gestellte Zeitungsartikel sind medienbedingt vernetzten Webseiten wie denen von Alfred Platschka mit vielen Fotos unterlegen. Manchmal sind sie auch noch falsch. Wie bspw. der Artikel, den man via einer Claudius-Paternus-Clementianus-Suche finden kann, darauf kommt, daß diese in Österreich gefundene Büste im Original in der Archäologischen Staatssammlung aufbewahrt wird, ist mir ein Rätsel.

Im oben verlinkten Video ist kurz eine Tafel über der Museumseingangstür zu sehen, nach der das „Museum Abodiacum“ von den Epfacher Vereinen getragen wird. Das Gebäude wird von der Gemeinde Denklingen zur Verfügung gestellt. Ich habe meine Schwierigkeiten damit, jemandem empfehlen zu wollen, was sie oder er ehrenamtlich machen soll. Epfach hat auch schon sehr viel gegeben, man siehe das Museum oder das Nymphäum oder lese die obigen Ausgrabungserinnerungen. Aber eigentlich wäre es gut, wenn die Informationen mindestens im Umfang wie sie Alfred Platschka eingestellt hat, seitens offizieller Kanäle ins Netz kämen. Da würde etwa die aktuell empfohlene Rundwegkarte dazugehören und Informationen, die man sich sowieso im Museum nicht merken kann, wie etwa die dort zu findende Zeittafel. Am besten zweistufig, mit herbeiklickbaren Hintergrundinformationen. Einfache Jahreszahlen war gestern, im Internet ist genug Platz um auch noch die Begründung für die Aussage anzugeben, wenn die jemand haben will. Ich weiß nicht, wie günstig man heutzutage eine große „Venus von Epfach“- und eine Claudius-Paternus-Büsten-Replik bekommen könnte. Diese Epfach-Ikonen Selfie-geeignet als Blickfang vor das Museum und im Hintergrund eine Website mit erschöpfenden Informationen, da wäre man doch gut aufgestellt.

Lechstaustufe 10 Epfach / Abodiacum

Abschließend muß ich noch unbezahlte Werbung für das Gasthaus zur Sonne hinter dem Museum machen. Zum einen hat das Gasthaus unwissentlich diesen Beitrag etwas gesponsert, weil wir schon vor dem Event, zu dem wir eingeladen waren, auf seinem Parkplatz geparkt haben (im Video da rechts hoch, wo Marion Schieder und Markus Martin eingangs herlaufen). Zum anderen habe ich jetzt immer wieder Visionen von einer Schweinshax'n mit Knödeln und Krautsalat und mehr als einem Bier und mich hinterher ins Auto fallen und nach Hause chauffieren zu lassen. Bei dem Event gabs wegen abends und später Kuchen eine angepasste kleine Speisekarte ohne Schweinshax'n. Ich habe „etwas Leichtes“ genommen und nur ein Bier getrunken, weil ich nachts noch selbst fahren mußte.

Samstag, 27. Juli 2019

Steinzeitfilm „Alpha“

Der Film „Alpha“ ist im letzten September in die deutschen Kinos gekommen. Er spielt in einem Europa 20000 Jahre vor unserer Zeit. Ein junger Mann darf zum ersten Mal mit der Elite seines Stammes auf Bisonjagd gehen. Im Bonusmaterial der Blue-Ray Disc wird das noch etwas ausführlicher ausgeführt: die Gruppe ist Teil der Solutréen-Kultur, das Überleben dieses Teils der Menschheit ist extrem gefährdet, jede Bisonjagd muß zum Erfolg werden. Mit den Bisons sind die europäischen Bisons gemeint. Wisente, die man in dem Fall herdenweise über eine steile Felsklippe scheucht. Auf dem Weg zu den Bisons sieht man im Film in der Ferne vorbeiwandernde Mammuts und die Jagdgruppe muß sich vor Säbelzahnkatzen in Acht nehmen.

Bei seiner ersten Bisonjagd wird der junge Mann von einem der Tiere auf's Horn genommen und ebenfalls über die Klippe geworfen. Er bleibt bewußtlos unerreichbar für seine Jagdgefährten auf einem Felsvorsprung liegen. Die anderen halten ihn schließlich für tot und machen sich auf den Weg zurück in ihr Lager. Der junge Mann erwacht aus der Bewußtlosigkeit, kann den Felsvorsprung verlassen und muß sich auf dem eigenen Heimweg einer Gruppe Wölfe erwehren. Dabei verletzt er einen Wolf schwer. Statt ihn zu töten pflegt er ihn, die beiden freunden sich an, überstehen noch einige Gefahren, bei denen sich der Wolf als überaus nützlich erweist, sie erreichen das heimische Lager und es gibt ein Happy End.

Den Film habe ich erst im Januar durch den Tweet von Martin Porr richtig wahrgenommen. Martin Porr stellt darin die Nähe der im Film sehr schön gelungenen Schamanin zu der von ihm für das Museum Halle mitgestalteten fest. Wenn ich seine Antwort auf eine Tweet-Rückfrage richtig interpretiere, scheint der Film noch einiges anderes aus europäischen Steinzeitfunden übernommen und atmosphärisch stimmig umgesetzt zu haben.

Wegen der „junger Mann freundet sich in der Not auf die Schnelle mit einem Wolf an“-Story habe ich den Film aber trotzdem hintenangestellt - irgendwann sehe ich die DVD zum Ausleihen in der Stadtbibliothek oder günstig als Kaufversion. Für mich überraschend war dann recht schnell eine Blu-Ray Disc verfügbar. Die Münchner Stadtbibliothek hatte relativ viele gekauft. Und beim weiteren Nachsehen habe ich gemerkt, daß man die Blu-Ray auch günstig selbst kaufen kann.

Die Blu-Ray Disc enthält neben der Filmfassung auch einen Director's Cut sowie diverses Bonusmaterial. Die Steinzeitleute sprechen eine eigene Sprache, die kann man sich entweder übersetzen lassen oder mit Untertiteln ansehen. Ich habe die Director's-Cut-Version mit Untertiteln angesehen sowie zusätzlich für diese Besprechung den Anfang und das Ende der Kinoversion. Nähere Infos zu den Unterschieden findet man bei Schnittberichte.com.

Die Geschichte mit dem Wolf kam jetzt im Film nicht als befürchtete schlimme Soße rüber. Wenn man sie als Allegorie eines über einen langen Zeitraum geschehenen „so kam der Mensch auf den Hund“ sieht, ist sie im Film schön umgesetzt. Und wir haben ja vermutlich alle auch schon entsprechende Erwachsenenfilmerfahrungen mit angefreundeten Aliens oder Künstlichen Intelligenzen. Es gibt schon herbe Brüche, wenn etwa der neue Wolffreund mit seinem alten Wolfrudel kommuniziert und die von einer weiteren Mensch-Bejagung absehen, das Rudel bei der Erstbejagung aber noch ganz Wolf war und ihnen diese komplexe Intelligenz abging. Aber das ist geschenkt, mein persönliches Highlight ist sowieso eher der Pfeilschuß, mit dem der junge Mann in einer dunklen Eishöhle schlagartig eine große mit dem verteidigenden Wolf kämpfende Säbelzahnkatze erlegt.

Man glaubt im Film gewisse Linien zu erkennen, die nicht richtig ausgeführt werden. Im Intro der Kinoversion wird auch eine dieser Linien eigens angesprochen. In einer Filmbesprechung wurde die Formulierung „nicht richtig durchinszeniert“ verwendet. Der junge Mann ist z.B. stark Vater-Mutter-bezogen. Mit seinen Eltern bildet er im Film eine abgeschlossene Kleinfamilie, an die ich bei realen Steinzeitgruppen nicht glaube. Selbst wenn es die familiäre Konstellation gegeben hätte, wäre der junge Mann mit anderen Kindern aufgewachsen und hätte zu denen ebenfalls Bezüge aufbauen müssen. Bei dieser Betonung des besonderen Eltern-Konstrukts erwartet man vielleicht irgend etwas ähnlich dem Kinder- und Jugendbuch „The Eagle of the Ninth“. Dieses Buch wäre ein Beispiel für komplette Durchinszenierungen. Im Film Alpha erfüllt sich der aufgebaute Eltern-Bezug nur als Fragment, also knapp vor dem Sterben in Eis und Schnee kommt die Erinnerung an die Eltern und irgendwann dann das Lager sehen und den Eltern mit dem Wolf auf den Armen entgegen laufen.

Im Kino-Intro wird eine Führungsrolle angesprochen, die dann später anläßlich eines in der Nacht heulenden Leitwolfs vom Vater des jungen Mannes weiter ausformuliert wird. In dem Zusammenhang fällt die Bezeichnung Alpha-Wolf. Der junge Mann nennt dann seinen eigenen Wolf Alpha und dominiert den zwar bewußt entsprechend den vom Vater erhaltenen Empfehlungen, hätte ihn dann aber passenderweise eher Beta nennen müssen. Man kann sich aber den jungen Mann trotz Wolf-Dominanz schwer als spätereren Gruppen-Zampano vorstellen. Eher hat er trotz Tötungshemmungen seine Überlebensfähigkeiten unter Beweis gestellt und der Gruppe mit dem neugewonnenen Wolfsfreund Nutzen gebracht, also sich letztlich mit seiner Art in einem massiv auf Kooperation ausgelegten System mit fallweisen Führungsrollen etabliert und Autorität gewonnen. Ohne jetzt zuviel spoilern zu wollen, sorgt die Schamanin mit ihrer fallweisen Führungsrolle für den Abschluß des „so kam der Mensch auf den Hund“-Themas, in dem sie die eigenen Wölfe mit einem kurzen Satz zu Mitgliedern der Gruppe erklärt.

Samstag, 13. Juli 2019

Das neue Grünwalder Gymnasium

Meine alten Fotos vom Baugelände stammen von 2013, damals dürften gerade die archäologischen Untersuchungen abgeschlossen worden sein. Das neue Gymnasium wurde 2014 eröffnet. Die Fotos vom Gymnasium stammen vom letzten Jahr, als wir nach dem dem Besuch der nahen Grünwalder Urkeltin an der ebenfalls archäologisch relevanten Parkgarage vorbei hoch zum Gymnasium sind.

Gymnasium Grünwald

Glücklicherweise kann man sich die Ergebnisse der damaligen archäologischen Untersuchungen ansehen. Die damit beauftragte Firma hat die Grabungsberichte zu ihren Projekten „Grünwald - Neubau Gymnasium“ und „Grünwald - Parkgarage“ in ihre Referenzen frei zugreifbar eingestellt. Wer reinsieht, kann bei der Gelegenheit auch gleich einen Blick auf das ebenfalls benachbarte Projekt „Grünwald - Haus der Begegnung“ sowie auf die Literaturangaben am Ende der Referenzen werfen.

Bauplatz des neuen Gymnasiums Grünwald 2013

Parkgarage, Gymnasium und die Ur-Keltin befinden sich nahe beieinander. Wer die Grünwalder Kreuzung kennt, an der sich die aus den vier Himmelsrichtungen heranführenden Straßen treffen: An der Straße aus dem Süden befindet sich in kurzer Entfernung die Urkeltin. Ähnlich nahe ist an der Straße aus dem Osten die Parkgarage zu finden, nur daß diese Straße in Richtung Osten stark ansteigt. Nach der Parkgarage kommt das ursprünglich ziemlich ebene Gelände des Gymnasiums (mittlerweile gibt es da eine tiefergelegte Sportfläche).

Gymnasium Grünwald

Die zugehörige Denkmalnummer D-1-7935-0011 umfasst im Bayerischen Denkmal-Atlas eine ziemlich große Fläche und sehr unterschiedliche geschichtliche Hinterlassenschaften: „Siedlung der späten Bronzezeit, der Urnenfelderzeit, der Hallstattzeit und der Latènezeit sowie Körpergräber der frühen Bronzezeit, Brand- und Körpergräber der mittleren Bronzezeit, Brandgräber der Hallstattzeit und der Latènezeit und Körpergräber des frühen Mittelalters“. Zum einen kann man hier feststellen, daß man ein informatives Geoinformationssystem differenzierter als den Bayerischen Denkmal-Atlas gestalten müßte. Zum anderen fällt auf, daß man die archäologisch untersuchten Flächen der Parkgarage und des Gymnasiums aus der Rotfläche genommen hat. Also die Flächen, über die man am meisten wüßte, sind draußen. Ich interpretiere das als administrative Aussage: die Fläche ist archäologisch untersucht, die Bodendenkmale sind weg, keine Denkmale mehr für den Denkmal-Atlas da. Das entspricht aber nicht die der Vorstellung, die man von einem vorrangig geschichtlichen Geoinformationssystem hat. Von dem würde man ja erwarten, daß es unabhängig von der späteren Geländeuntersuchung und -überarbeitung den Wissenstand darüber wiedergibt, was sich da mal befunden hat.

Bauplatz des neuen Gymnasiums Grünwald 2013

Die Gemeinde Grünwald engagiert sich sehr für ihr archäologisches Erbe. Ich habe ja mal in „Archäologische Fundstücke kehren an ihren Ursprungsort zurück“ bedauert, daß der vor über 100 Jahren gefundene Schöllbronner Viergötterstein leider nicht in Schöllbronn verblieben ist. Vergleichbar effektiv wie vorher in der alten Kirche ist er nach seinem Auffinden in den Depots verschwunden und die folgenden Generationen von Schöllbronnern haben zu einem guten Teil weder mitbekommen, was ein Viergötterstein ist, noch daß einer in ihrem Ort gefunden wurde. Die Grünwalder Situation ist demgegenüber geradezu goldig. In Grünwald wurden anscheinend schon bei der Planung des neuen Gymnasiums dort Ausstellungsflächen für die lokalen archäologischen Funde vorgesehen.

Parkgarage am Marktplatz Grünwald

Insgesamt ist das ein ziemlich großes Rad, das in Grünwald gedreht wird. Die Webseite der Gemeinde über die Vorgeschichte Grünwalds liefert dazu einige Eindrücke und Stichworte. Tiefer kann man über die in Academia.edu eingestellten „Einblicke in die Vorgeschichte Grünwalds. Ergebnisse eines archäologischen Pilotprojekts“ einsteigen.

Parkgarage am Marktplatz Grünwald

Irritierend ist die fehlende Aufbereitung dieser vielen Informationen durch die Gemeinde. Man würde sich wünschen, daß die Gemeinde die Grabungsberichte oder das obige Academia.edu-pdf und die noch ausstehenden Arbeiten unter ihre Fittiche nimmt und via einem zentralen Anlaufpunkt zugreifbar macht. Ich habe auch seitens der Gemeinde keine näheren Informationen darüber gefunden, was aktuell im Gymnasium ausgestellt wird und wie der Ausstellungsbereich dort aussieht. Das meiste über diese Ausstellung fand ich in den Seiten 14 und 15 im verlinkten Academia.edu-pdf. Das kann es ja nicht sein. Es müßte ja Zeiten geben, an denen die Allgemeinheit die Funde sehen kann, etwa im Rahmen von Führungen, in die die nahen Fundorte eingebunden werden können, und die Gemeinde müßte diese Gelegenheiten bekannt machen.

Samstag, 22. Juni 2019

Maiausflug zur verschwundenen Grünwalder Römerbrücke

Südlich Grünwald, an der Grünwalder Römerschanze vorbei, verlief eine wichtige römische Ost-West-Verbindung. Wo diese Straße östlich und westlich der Isar von der Schotterebene in das Tal hinabstieg scheint klar zu sein. Auf der westlichen Seite sind hohlwegartige Strukturen erkennbar - man mag glauben, daß die so alt sind. Auf der östlichen Seite geht es bei einem Geländeinschnitt abwärts - der sieht in seinem Bereich noch alternativloser aus.

Isar bei der mittlerweile aus dem Denkmal-Atlas verschwundenen Römerbrücke

Während also oben alles klar zu sein scheint, ist unten je nach Quelle nicht einmal eine Brücke belegt. Es kann also auch nur eine Furt gewesen sein. Die Idee mit dem Georgenstein als römischem Brückenpfeiler bleibt zwar gut im Kopf hängen, paßt aber vermutlich nur gut zu den versunkenen Städten, die im 19ten Jahrhundert Konjunktur hatten. Anders gesagt: man bräuchte so eine Stadt, um eine Brücke an dieser Stelle zu unterhalten, und so eine Stadt wurde bislang noch nicht gefunden. Die Isar biegt im Bereich des Georgensteins selbst heutzutage mit einer ziemlichen Energie um die Ecke. Und damals konnte ein Hochwasser noch nicht mit dem Sylvensteinspeicher heruntergedimmt werden und führte bisweilen Baumstämme mit sich.

Isar bei der mittlerweile aus dem Denkmal-Atlas verschwundenen Römerbrücke

Verbindet man die unstrittigen östlichen und westlichen Teile der Römerstraße irgendwie, dann würde die Georgensteinvariante einen Schlenker in südwestlicher Richtung bedeuten. Unter meinem westliche-Seite-Link findet sich man eine abfotografierte Informationstafel, auf deren Skizze die Linie stattdessen einfach so ohne Schlenker durchgezogen wird. Nach meiner Vermutung ohne fachliche Grundlage, aber da ist man jetzt weiter flußabwärts zwischen Georgenstein und Stauwehr und hat die Ecke hinter sich.

Isar bei der mittlerweile aus dem Denkmal-Atlas verschwundenen Römerbrücke

Der Bayerische Denkmal-Atlas als Vertreter der offiziellen Sichtweise hält sich hinsichtlich der genauen Übergangsstelle zurück, d.h. er lässt bei der Isardurchquerung eine Lücke. Die östliche Straßenseite schwenkt aber im Denkmal-Atlas vor der Isardurchquerung relativ stark nach Nordosten ein. Also tendiert zu einem Schlenker in der Gegenrichtung zum Georgenstein, das ist noch weiter flußabwärts. Geht man bei den roten Straßenenden über die Isar, dann wäre das fast beim Stauwehr.

Isar bei der mittlerweile aus dem Denkmal-Atlas verschwundenen Römerbrücke

Das Gelände wird mittlerweile im Bayerischen Denkmal-Atlas sehr gut angezeigt, man sollte sich das dort mal genauer ansehen. Als Einstieg bietet sich die Suche nach der Denkmalnummer D-1-7935-0002 der oberhalb des östlichen Straßenteils befindlichen Römerschanze an.

Isar bei der mittlerweile aus dem Denkmal-Atlas verschwundenen Römerbrücke

Neben der Römerstraße stach im Bayerischen Denkmal-Atlas jahrelang eine mittlerweile gelöschte „Brücke der römischen Kaiserzeit“ mit der Denkmalnummer D-1-7935-0005 heraus, die ein kleines Stück flußabwärts vom Stauwehr angezeigt wurde. Die Fotos 1 - 5 habe ich im Bereich der Brücke aufgenommen. Wobei hier aber durch das Stauwehr und den Isarkanal auch in diesem naturnäheren Teil der Isar alles bis in den Wald auf der östlichen Seite hinein neuzeitlich überarbeitet wurde. Jedenfalls, die Brücke der römischen Kaiserzeit ergab in dem kurzen Abstand zur Straße eigentlich keinen Sinn, sofern die Straße tatsächlich noch oberhalb des Stauwehrs die Isar über- oder durchquerte. Zur Zeit als ich den oben verlinkten westliche-Seite-Eintrag geschrieben habe, gab es die Brücke im Bayerischen Denkmal-Atlas noch. Mittlerweile ist sie weg, die Stelle wurde aber zuvor von Vici.org übernommen. Ich gebe hier mal die google-baren Koordinaten an: 48.028500,11.507797 Man beachte die Hochspannungsleitungen und den kleinen Wasserlauf, die man vor Ort oder auf Karten/Fotos zur besseren Orientierung verwenden kann.

Wasserkraftwerk Höllriegelskreuth

Vici.org hat mittlerweile seine im Römerschanzen-Bereich etwas bizarre Streckenführung an diejenige des Denkmal-Atlasses angepasst. Geht ohne Begründung sogar darüber hinaus und verbindet die beiden Endpunkte, legt sich also derzeit auf einen Übergang beim Stauwehr fest. Es kann sein, daß das so ganz gut passt und sich der Denkmal-Atlas nur aus administrativen Gründen zurückhält, eben weil dieses Gebiet baulich schon total überarbeitet wurde und für die Archäologie nichts mehr zu holen ist. Anderseits gäbe es auch Argumente dafür, den Schlenker bis hin zur früher eingezeichneten Brücke auszudehnen und erst da über die Isar zu gehen. Das Tal ist hier deutlich verbreitert, das Hochwasserproblem vermindert sich. Seitens der westlichen Straße wäre so eine Änderung neutral zu bewerkstelligen. Der Hohlweg läuft in einen überarbeiteten Bereich ein kleines Stück oberhalb der Isar aus, von dem man mit gleicher Entfernung in verschiedene Richtungen wegknicken kann. Die mehreren hundert Meter zusätzlicher Weg kämen bei der östlichen Straße dazu. Um dieselbe Entfernung würde aber dafür der Weg von Grünwald herunter kürzer. Man beachte im Denkmal-Atlas die Rotfärbung zwischen Perlach und Oberhaching. Die könnte eine viel Verkehr liefernde Querverbindung über Grünwald in das Hachinger Tal nahelegen. Wenn dem so gewesen ist und es hier durch die Isartalverbreiterung eine gut nutzbare Furt gegeben hat, dann müßte man das alles vielleicht sowieso etwas lockerer sehen. Also den einen Übergang gab es vielleicht garnicht, sondern mehrere, sich zeitweise ändernde östliche Einstiegspunkte. Und an einer Stelle hat man vielleicht etwas gebaut, was dann als Brücke im Denkmal-Atlas gelandet ist. Vielleicht wird es hier unten noch ein Haus für überwachende Soldaten aus der Römerschanze gegeben haben. Vielleicht konnte man hier unten noch Verpflegung kaufen und Ochsen mieten, um sich auf der anderen Seite hochziehen zu lassen.

Burg und Schlosshotel Grünwald

Für diejenigen die sich die Sache vor Ort ansehen wollen: das ist eine gute Idee, durch die Isar ist es da unten meist interessanter als oben auf der Schotterebene. Aber man kann Sonnenanbeter, Brutvögel und Wurzeln stören. Die Kiesbank wird von Sonnenanbetern genützt. Ich bin am 2. Mai hin, um möglichst wenige mit der Kamera zu stören. Das hat gut geklappt. Es gibt Bereiche, wo man wegen Brutvögeln nicht hinsoll. Letztes Jahr habe ich auf der gegenüberliegenden Seite ein umgekipptes Warnschild gefunden. Eine Infotafel, die hinsichtlich der Brutvögel über die Zeiten informiert, wo man dort nicht aufkreuzen soll, habe ich nirgends gesehen. Hin zum Georgenstein gibt es auf der gegenüberliegenden Seite Bereiche, in denen man zum Schutz der Baumwurzeln sein Rad schieben soll. Die Beschilderung erschien mir aber inkonsistent. Also erst mal absteigen, als kein Problem zu sehen war. Da kamen mir dann Radler entgegen. Später angesichts der Wurzeln nochmal ein Absteigschild.

Montag, 10. Juni 2019

Gemischte Links

Im Mai war ich sichtlich indisponiert und konnte den Faden nicht aufnehmen, den mir Marcellina via Kommentaren und Blog-Eintrag reichte. Nun etwas spät der Hinweis auf ihr „In Via: The Keltenschanze near Utting“. Die Uttinger Schanze wäre je nach Ausflugsinteressen eine interessante Alternative zu oder Kombinationsmöglichkeit mit den Holzhausener Schanzen in meinen letzten beiden Blog-Einträgen. Wobei wegen der Verwechslungsgefahr hier wieder darauf hinzuweisen ist, daß mit Holzhausen der relativ Utting-nahe Ortsteil der Gemeinde Alling im Landkreis Fürstenfeldbruck gemeint ist.

Die Uttinger Keltenschanze wird wie die Holzhausener Schanzen in Kombination mit einer Römerstraße angeboten. In dem Fall mit der in den Süden führenden Via Claudia Augusta, von der Marcellina in ihrem jüngsten Eintrag eine Meilenstein-Replik zeigt. Zur Via Claudia Augusta gibt es eine Vielzahl von Links. Ich verweise auf den jüngst erschienenen Scinexx-Artikel „Eine Römerstraße als europäische Verbindungsachse“ , der sich wiederum auf eine Website der Universität Innsbruck als Quelle beruft.

Diese Quelle sollte man sich wegen den Fotos und Karten ebenfalls ansehen. Und im Text finden sich genügend viele Stichworte, über die man weitersuchen kann. Ich wollte jetzt dennoch über Scinexx gehen, weil Scinexx zum einen einige solcher Dossiers mit Archäologie-Bezug zusammengepackt hat. Ich fands jetzt nur auf die Schnelle schwierig, dort einen Überblick über dieses Dossier-Angebot zu bekommen. Zum anderen hat Scinexx im verlinkten Artikel ein Via-Claudia-Augusta-Video von Via Claudia Augusta Transnational eingebunden. Dessen Aufrufzahl ist passabel, aber man beachte bei der Gelegenheit die auffallend geringe Zahl der Likes und Abonnenten sowie die sehr geringen Aufrufzahlen der anderen durch den Kanal upgeloadeten Videos.

Der Name Via Claudia Augusta ist tatsächlich antiken Ursprungs. Dagegen ist die Bezeichnung „Via Julia“, die bisweilen für die an den Holzhausener Keltenschanzen vorbeiführenden Römerstraße verwendet wird, eine neuzeitliche Erfindung. Die Streckenführung der „Via Julia“ orientiert sich zwar an der Trasse der alten Römerstraße, soll aber fahrradtauglich sein und weicht deshalb manchmal empfindlich von der Römerstraße ab. Zur Via Claudia Augusta gibt es ebenfalls einen Radweg, wegen des antiken Ursprungs des Namens kann man sauberer zwischen der antiken Via Claudia Augusta und dem Via-Claudia-Augusta-Radweg trennen.

Geht man nach der Anzahl der Tourberichte auf Youtube, ist der Via-Claudia-Augusta-Radweg für die Radler wesentlich interessanter als die Via Julia. Ich will hier als Beispiel auf den Teil 1 der Tour von Rainer Dornburg aus dem Jahr 2015 verweisen. Ich habe mir sämtliche Teile angesehen. Die Römer kommen zwar ganz klar zu kurz, aber die Videos sind sehr gut und interessant gemacht. Irgendwie kommt auch trotz Rainer Dornburgs Schnellweiterkommenwollens manchmal etwas von dem rüber, was diese Reise immer ausmachte, und in dem verlinkten Via-Claudia-Augusta-Video mit seinen Landschaftspanoramen fehlte.

Man vergleiche jetzt mal das verlinkte Einzelvideo und den Kanal von Rainer Dornburg mit dem Einzelvideo und dem Kanal von Via Claudia Augusta Transnational hinsichtlich Aufrufen, Abonnenten und Likes. Die Gesamtzahl der Aufrufe des Youtube-Kanals von Rainer Dornburg liegen um zwei Größenordnungen über den Aufrufen des Kanals von Via Claudia Augusta Transnational. Ich will jetzt weder nachrecherchieren noch groß herumspekulieren. Vielleicht kommen die Zahlen von Via Claudia Augusta Transnational so zustande, daß sie ihr Filmmaterial schon gut in Fernsehsendungen unterbringen konnten und den kostenträchtigen Aufwand im Netz für ein paar hundert zusätzliche Aufrufe scheuten.

Jedenfalls glaube ich, daß viele Kultureinrichtungen trotz angeflanschten Netzaktivitäten bei den Möglichkeiten etwas via dem Netz durchzudrücken eher Via Claudia Augusta Transnational als Rainer Dornburg gleichen. Ich glaube, die haben häufig keine Ahnung von den starken Akteuren im Netz, vermutlich haben sie auch keine Leute, um die eigenen Zahlen und die Zahlen jener Akteure, die gerade einen guten Lauf haben, bewerten zu können. Professionell wäre es vielleicht gewesen, in so einer Konstellation jemand wie Rainer Dornburg im Vorfeld zu identifizieren und hinsichtlich seiner 2015er-Tour dahingehend zu überzeugen, daß er ab und zu lokale Experten trifft, die ihm noch sichtbare Teile der Via Claudia Augusta oder interessante Funde in örtlichen Museen zeigen. Wie gesagt, ich halte die Videos von Rainer Dornburg für sehr gut und interessant gemacht und er hätte solche Experten-Einbindungen in seine Videos sicher auch sehr gut hingekriegt.

Wem jetzt ganz allgemein der Sinn nach einer Auswahl von Videos oder Hörbarem steht, für den ist Hiltibold aus Graz immer eine gute Adresse. Ich möchte heute aber besonders auf seine Interview- und Gastbeiträge-Rubrik raus. Hiltibolds Interviews sind generell von bleibendem Wert, sie illustrieren einem noch ferner Zukunft die heutigen Sichtweisen wichtiger Personen zu einem bestimmten Thema.

„Ohne 'Raubgräber' keine Sensationen? - Ein Interview mit dem Denkmalpfleger Harald Meller“ - ich hatte den Hinweis auf Harald Mellers Buch „Die Himmelsscheibe von Nebra: Der Schlüssel zu einer untergegangenen Kultur im Herzen Europas“ und dessen ungewöhnlich umfangreiche Besprechung durch Florian Freistätter gerade in meinen letzten „Gemischten Links“ . Ging es bei Florian Freistätter mehr um die Bronzezeit, sind in Hiltibolds Interview das Schatzregal, Sondengänger, der Begriff „Raubgräber“, das „Entsammeln“ überquellender Depots und die konträre Sichtweise von Raimund Karl die Themen (ich hatte Links zur Sichtweise von Raimund Karl 2016 unter dem Titel „Der Schutt muß weg“ im Blog). Auf das Hiltibold-Interview mit Harald Meller antwortete Raimund Karl zwei Wochen später mit dem Gastbeitrag „Archäologische Wissenschaft, Denkmalpflege oder G’schichtldruckerei? Reaktion auf ein Interview mit Harald Meller“ .

Montag, 29. April 2019

Die Keltenschanze Holzhausen 1

Das Umfeld dieser zweiten nach dem Allinger Ortsteil Holzhausen benannten Keltenschanze hatte ich schon unter Verweis auf Stephan Gröschlers Anfahrtsbeschreibungen und seinem Bildmaterial in „Die keltische Fünfeckschanze von Holzhausen“ (da ging es um die Schanze Holzhausen 2) und in „Römerstraße bei Holzhausen“ beschrieben.

Keltenschanze Holzhausen 1
Keltenschanze Holzhausen 1

Von der Fünfeckschanze Holzhausen 2 sind es nur ein paar Fußminuten bis zur Keltenschanze Holzhausen 1. Die genauen Geokoordinaten gibt es wieder von Stephan in „Viereckschanze Holzhausen 1 (Gemeinde Alling)“. Wie schon erwähnt verwirrt bei seinem eingezeichneten Weg die Holzhausen-Nummerierung. Holzhausen 1 ist die südliche und im Bild untere Schanze. Ansonsten stimmt die Zeichnung und die von Stephan zu Holzhausen 1 angegebenen Geokoordinaten passen auch.

Keltenschanze Holzhausen 1

Laut Infotafel gehört Holzhausen 1 zu den am besten erhaltenen Schanzen in ganz Bayern. Die Augustmitte war aber wegen dem starken Bewuchs die falsche Jahreszeit um dies nachvollziehen zu können. Gut von allen Seiten sichtbar war eigentlich nur die Nordseite. Bild 2 zeigt den Anmarschpfad von Westen, von dem aus man ohne Blätter die Keltenschanze hätte sehen können. Der östliche Schanzenbereich war ebenfalls von jungen Buchen bewachsen. Das letzte Bild zeigt den Bewuchs im Bereich der Südostecke der Schanze. Ich bin bis dahin auf der Schanze geblieben, das Drumherumlaufen um die Schanze habe ich sein gelassen. Man genieße Stephans Foto- und Videomaterial.

Keltenschanze Holzhausen 1

Wegen der Häufigkeit der hiesigen Keltenschanzen sollte man ihre absoluten Besuchszahlen nicht unterschätzen. Lokale Anwohner kennen die Schanzen in ihrer Umgebung. Auf dem Waldweg durch die nahe Holzhausener Fünfeckschanze sind zu unserer Besuchszeit mehrere Spaziergänger durchgekommen. Gut erhaltene Schanzen werden gerne in thematisch ganz andere Führungen aufgenommen. So konnten wir mal einen ganz kurzen Halt einer Radlergruppe an der Keltenschanze im Laufzorner Holz miterleben. Die beiden Holzhausener Keltenschanzen sind, wie ich von einer Lehrerin mitbekommen habe, zusammen mit dem Amper-Tal Kandidaten für Schüler-Wandertage.

Keltenschanze Holzhausen 1
Keltenschanze Holzhausen 1

Diejenigen, die darüber hinaus dabei bleiben und eigens für Keltenschanzen eine längere Anfahrt für auf sich nehmen, werden dagegen eine Minderheit sein. Ich wurde aber da auch mal von der Empfehlung der „schönen Holzhausener Schanzen“ einer Münchner Archäologen-Ehefrau überrascht, die in einem ganz anderen Gebiet studiert und dann gearbeitet hat. Also es sind nur Erdwälle, aber wenn man Spass daran hat und es einen hinzieht, sollte man es sich nicht vermiesen lassen.

Keltenschanze Holzhausen 1

Es gibt einen relativ aktuellen Text von Caroline von Nicolai über die „Viereckschanzen in Bayern“, in dem die breite Verteilung der Schanzen im süddeutschen Raum gut veranschaulicht wird. In Bayern kann man mittels dem Bayerischen Denkmal-Atlas nach Schanzen in der Nähe suchen und deren Besuch ggf. noch mit Hügelgräbern oder wie im Holzhausener Fall mit einer ehemaligen Römerstraßen kombinieren. Die Denkmalnummer von Holzhausen 1 ist D-1-7833-0024.

Keltenschanze Holzhausen 1

Wie ich schon erwähnt hatte, gibt es auch zwei nach dem Straßlacher Holzhausen benannte Keltenschanzen und eine der beiden, Holzhausen 2, war Gegenstand von Grabungen, die lange die Diskussion in Richtung einer kultischen Interpretation der Schanzen bestimmte. Näheres dazu ist in „Sakral oder profan? Späteisenzeitliche Einfriedungen in Nordfrankreich und Süddeutschland“ (pdf) von Caroline von Nicolai zu finden.

Keltenschanze Holzhausen 1

Laut den „Magnetometrischen Untersuchungen an spätkeltischen Viereckschanzen in Bayern“ (pdf) von Karin Berghausen hat die untersuchte Straßlacher Schanze die Denkmalnummer D-1-8035-0021. Hierzu ist festzustellen, daß die Angabe der Denkmalnummer ungewöhnlich ist. Also normalerweise würde da nur auf Holzhausen 2 verwiesen. Passenderweise findet man im Denkmal-Atlas unter dieser Denkmalnummer nur die Beschreibung „Viereckschanze der späten Latènezeit“. D.h. es ist über den Denkmal-Atlas nicht herauszubekommen, daß es sich hier um die vielfach wegen den Ausgrabungen von Klaus Schwarz in der Literatur und auf veralteten Infotafeln erwähnte Schanze Holzhausen 2 handelt.

Keltenschanze Holzhausen 1
Keltenschanze Holzhausen 1

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß man teilweise auch noch veraltete Informationstafeln weiter- und wiederverwendet. Ich war da ja mal 2012 irritiert über eine neu aussehende Tafel bei der Keltenschanze Kreuzpullach. Nach dieser Tafel handelte es sich bei der Schanze um eine „Kultstätte des Volkes der Kelten“. Bis ich gepeilt hatte, daß man die Holzteile erneuert und die alte Informationtafel wiederverwendet hatte, die sich noch auf die sakrale Interpretation von Klaus Schwarz bezog.