Montag, 26. Januar 2009

Dunkle Zeit in Karlsruhe II

Zur im letzten Blog-Eintrag besprochenen Ausstellung „Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr“ wurden im Museumsshop ein dicker Katalog, ein „Damals“-Heft und eine DVD angeboten.

Der Katalog war mir zu riskant. Wenn ich den kaufe, will ich ihn vielleicht komplett durchlesen. Die Begleit-DVDs zu den Karlsruher Ausstellungen wirken auf mich eher an den Disketten und CDs aus der Zeit orientiert, als das Internet noch nicht so verbreitet war. Inhaltlich sind sie regelmäßig ziemlich dünn und vielleicht eher als Geschenk für mit gegangene oder daheim gebliebene Enkel verwendbar. Das zur Karlsruher und zur Mannheimer Partner-Ausstellung „Homer - Der Mythos von Troia in Dichtung und Kunst“ erschienene „Damals“-Heft 10/2008 habe ich mir mit einem Aufwand von einem Abend und einem Vormittag genehmigt.

Die Karlsruher Ausstellungskataloge und DVDs sind spätestens, wenn die Ausstellung beendet ist, ziemlich konkurrenzlos in der Münchner Stadtbibliothek zugreifbar. Im Fall der DVD war das jetzt schon der Fall. Nach dem Durchlesen der „Damals“-Artikel, dem Ansehen der DVD und einigem Herumsurfen erschließt sich mir weiterhin nicht, warum die Helden Homers in der Ausstellung so sicher an die „dunklen Jahrhunderte“ gekoppelt werden und nicht stattdessen auch aus der mykenischen Blütezeit stammen können.

Bei der Frage, wer für diese Festlegung verantwortlich ist, bin ich auch nicht weitergekommen. Das „Damals“-Heft ist zwar mit sieben Artikeln zeitlich und inhaltlich passend zur Ausstellung erschienen, es geht aber aus dem Heft nicht hervor, in welcher Beziehung die Autoren zur Ausstellung stehen.

Im Katalog gibt es offenbar mehr Informationen. Heinrich Speich lobt in „Zeit der Helden in Griechenland 1200 - 700 v. Chr.“ auf cosmopolis.ch ein Kapitel des Karlsruher Ausstellungskataloges mit „Interviews mit den Kuratorinnen und Kuratoren, in denen die Leitgedanken der Ausstellung dargelegt werden“. Zumindest dort also mehr über das „Making of“ und die für die Ausstellung verantwortlichen Personen. Aber warum findet man solche Texte, wenn sie schon vorhanden sind, nicht bei der eigens für die Ausstellung reservierten Internetadresse www.helden2008.de?

Ich glaube schon, daß die Karlsruher Ausstellungsidee mit den griechischen „dunklen Jahrhunderte“ tragfähig ist und deren Umsetzung sinnvoll war. Nur ist eben bislang vieles dunkel geblieben und da habe ich bei der Helden-Festlegung meine Schwierigkeiten. Münchnern, die sich selbst einlesen wollen, sei noch einmal die Stadtbibliothek empfohlen. Da stehen auch die Kataloge von mehreren anderen Karlsruher Ausstellungen der letzten Jahre, die ich vermissen würde:


  • „Hannibal ad portas - Macht und Reichtum Karthagos“
    (DVD: „Karthago : Macht und Reichtum der antiken Großmacht“)

  • „Imperium Romanum - Römer, Christen, Alamannen - Die Spätantike am Oberrhein“, in der Stadtbibliothek nur die DVD „Imperium Romanum : Römer, Christen und Alamannen zwischen Rhein und Donau“

  • „Vor 12.000 Jahren in Anatolien Die ältesten Monumente der Menschheit“ (DVD „Die ältesten Monumente der Menschheit : vor 12.000 Jahren in Anatolien“)


Sonntag, 18. Januar 2009

Dunkle Zeit in Karlsruhe

Das Badische Landesmuseum im Karlsruher Schloß ist mit seinen zahlreichen Ausstellungsstücken aus Antike, Ur- und Frühgeschichte immer einen Besuch wert. Zwiespältig sind unser Gefühle bei der noch bis zum 15. Februar 2009 stattfindenden Sonderausstellung „Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr“.

Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr

Passend zum Titel wurde es tatsächlich dunkel als wir durch die Tür in die Ausstellung traten. Rechts wurden ein paar Helden zur persönlichen Auswahl an die Wand projiziert (ich glaube u.a. Torwart Kahn, Mutter Theresa, Marie Curie, Achill), links sah man erste Vitrinen, weiter hinten an der dunklen Decke Text von Homer. Homer begleitete weiterhin die dunklen und später heller werdenden Ausstellungsteile und war nebenbei für den Brückenschlag zur Partnerausstellung „Homer - Der Mythos von Troia in Dichtung und Kunst“ in Mannheim zuständig.

Im ersten Ausstellungsteil fand man noch die obligatorische Zeitlinie und einige Vitrinen mit Helden-Ausrüstung - entweder konkret als sichtlich in die Jahre gekommenes Schwert oder als damals angefertigtes Modell eines Streitwagens. Eine Führerin wollte dort gerade von ihrer kleinen Kindergruppe wissen, was für den Helden besonders wichtig war. Ein Pferd, meinte ein Mädchen. Jaaaa, Pferde waren wichtig, und was hatte der Held sonst noch...

Bei der letzten der Vitrinen in dieser Ausrüstungs-Reihe schien im umgebenden Dämmer auch noch die Beleuchtung ausgefallen zu sein. Dafür blendete um die Ecke herum eine Deckenlampe, außer man wandte sich den Vitrinen zu, für die diese Lampe zuständig war. Dann hatte man die Lampe im Rücken und die Exponate, die man ansehen wollte, waren im Schatten.

Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr

Die Lichtprobleme hatten wir ab der Attraktion „begehbarer Teilnachbau des mächtigen Heroon von Lefkandi, einer mysteriösen Grabstätte auf der Insel Euböa“ hinter uns. Dafür gab es ein paar für unser Empfinden zu tiefe Vitrinen, mit noch tiefer angebrachter nicht besonders großer Beschriftung. Oder ein gut lesbarer Text an der Wand berichtete von stadtähnlichen Siedlungen, die „in geometrischer Zeit“ angelegt wurden. Nur hatten wir uns zuvor bei der Zeitlinie nicht gemerkt, wann die „geometrische Zeit“ gewesen ist.

Ein abschließender Raum zum Thema Zypern und Phönizier nahm mindestens ein fünftel der Ausstellung ein. Zypern soll die Krisenjahre vergleichsweise schnell überwunden haben und wurde als multikultureller Hotspot dargestellt, über den das Griechenland der dunklen Jahrhunderte etwa von dem phönizischen Alphabet beeinflußt wurde.

Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr

Unser Problem: wir erwarteten von der Ausstellung mehr Erhellendes über die griechischen „dunklen Jahrhunderte“. Stattdessen blieb diese Zeit sehr dunkel und es wurde drumherum viel angerissen. Zu dieser Aussage passten nicht nur die Beleuchtung in der Ausstellung, sondern auch die Exponate, die nach unserem Eindruck in der Mehrzahl aus der Zeit vor 1200 v.Chr. oder nach 900 v.Chr. stammten, also nicht aus dem Zentrum der dunklen Zeit. Warum hat man dann die „dunklen Jahrhunderte“ im Ausstellungstitel in Anführungsstriche gesetzt?

Für die Ausstellung spricht, daß man einige über das Übliche hinausgehende gute Ideen hatte. Die Lichtführung war im Grunde eine davon. Super fand ich beispielsweise im letzten Raum die Idee, die Schatten von sich zwischen Säulen unterhaltenden Griechen an die Wand zu projizieren. Bei der irritierenden Beleuchtung zuvor und einer Wahrnehmung aus den Augenwinkeln konnte man wirklich denken, das sind Schatten von Mitbesuchern. Allerdings fanden wir die Umsetzung wie beschrieben mit Mängeln behaftet. Ableseprobleme oder blendende Lampen sollte man vorab bemerken. Und in einem dunklen Umfeld müßte man sehr schnell auf den Ausfall einer Vitrinenbeleuchtung reagieren können.

Inhaltlich und von den Ausstellungsstücken her hat die Ausstellung getragen. Wir sind via den späteren Griechen und den Römern kulturell Erben dieser Zeit. Da war es gut, diese Zeit einmal thematisiert zu haben. Daß man Teile nicht weiß, ist auch mal in Kauf zu nehmen. Das, was man über das Heroon oder über Zypern herausgefunden hat, wurde in der Ausstellung gut umgesetzt. Unklar blieb mir aber, warum man die „dunklen Jahrhunderte“ nicht offener lassen konnte, sondern sich auf eine „Zeit der Helden“ festlegen mußte.