Mittwoch, 24. Juni 2009

Limes-Nachtrag

Nach meinem Bericht von den Limes-Cicerones habe ich den sehr schönen Blog Limeswanderung von Rolf Bierwirth gefunden. Er ist ohne Limes-Cicerones unterwegs. Der Blog startete im April 2009 mit dem Beitrag Warum auf dem Limes wandern ?. Der Blog mußte erwähnt werden.



Ich will die Gelegenheit nutzen, um dem Wunsch meines regelmäßigen Lesers Wintersonne nach Bildern von „echten“ Wachtürmen nachzukommen. Folgende Anmerkungen dazu: die mehr oder weniger vorhandenen Turmreste sind in der Art „WP 9/77“ durchnummeriert, das ist erst das Kürzel für „Wachposten“, dann folgt der Limesabschnitt und dann eine fortlaufende Turmnummerierung. Das geht auf die Reichs-Limeskommission zurück.



Weiter habe ich am Limes recht oft den Begriff „aufgemauert“ gehört. Wie man auf den Bildern sieht, wurde bspw. durch Abdeckplatten versucht die vorhandenen Turmreste zu schützen.

Schließlich ist noch hinzuzufügen, daß der von mir erwähnte rekonstruierte Turm auf dem Heidenbuckel auch schon fast als echt gilt. Zum einen gibt er, abgesehen von kleinen Konzessionen an die Besucher wie den Treppen statt einer Leiter, den wissenschaftlichen Stand wieder, wie damals die Türme ausgesehen haben. Zum anderen soll er vorgefundene Steine des orginalen Wachturms enthalten, sie sollen heute an der unterschiedlichen Gesteinsfarbe erkennbar sein.



Mehr zu den einzelnen Limestürmen auf den Limesseiten von Claus te Vehne:

Wachposten 9/83 (südlich Großerlach-Grab, im Beitrag zu den Limes-Cicerones)

Wachposten 9/77 (Bild 1, im Färberwald nördlich Großerlach-Grab)

Wachposten 9/51 (Bild 2, Sechseckturm bei Gleichen)

Wachposten 9/14 (Bild 3, südlich von Sindringen)

Montag, 22. Juni 2009

Limes-Cicerones

Wer lieber an geführten Wanderungen statt an Grabungen teilnimmt, dem kann ich die Limes-Cicerones empfehlen.

Bekanntschaft mit der Idee der Limes-Cicerones habe ich in Baden-Württemberg gemacht: zukünftige Cicerones, meist Laien, bekommen von Fachleuten eine solide Grundausbildung, legen eine Prüfung ab und werden dann als Führer am Limes eingesetzt.

Die Limes-Cicerones kann man stunden- und tageweise buchen. Man sollte wohl sogar, wenn sich einem eine passende Möglichkeit bietet, um diese gute Idee zu unterstützen. Hier paßt das „fordern und fördern“ ganz gut!



Neben frei vereinbarten Terminen wird von den Cicerones auch ein festes Wander- und Besichtigungsprogramm gestaltet. Sie nehmen an Fortbildungsveranstaltungen teil, helfen bei Notgrabungen und versehen Sonn- und Feiertagsdienste wie auf dem im ersten Bild zu sehenden Wachturm auf dem Heidenbuckel bei Großerlach-Grab.

Dieser Limeswachturm von Großerlach-Grab ist eine relativ aufwendige, um historische Korrektheit bemühte Rekonstruktion, für die Türme auf meinen anderen drei Fotografien ist die historische Korrektheit nicht so gegeben.

Ich habe zweimal an von Limes-Cicerones geführten mehrtägigen Gruppenwanderungen teilgenommen. Wir hatten täglich wechselnde Führer und immer sehr gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Durch die unterschiedlichen Schwerpunkte der Führer ergeben sich oft zusätzliche Aspekte, die man bei der Planung einer Wanderung für eine eigene Gruppe einbeziehen kann.



Beispielsweise hat unsere Führerin durch das Aalener Limesmuseum dort auch Kinderführungen gemacht. Unser Führer vom Wachturm bei Großerlach-Grab durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald nach Mainhardt war hier früher Förster und hat uns erklärt, warum die natürliche Erosion stärker als andernorts ist. Außerdem war er medizinisch bewandert, und weil wir bei dem anfänglichen Nieselwetter so schön durchgehalten haben, gab er jedem zum Abschluß ein Honig-Salbei-Bonbon, diese Kombination hätte es schon bei den Römern gegeben.

Bei Rainau-Buch wurden wir vom langjährigen Bürgermeister geführt. Von ihm habe ich mein bestes Bild, allerdings nur im Kopf: ein sonniger, heißer Tag, wir sind schon einige Zeit unterwegs und laufen einen langgezogenen Feldweg hoch zu den Resten des römischen Kohortenkastells. Ein Stück vor mir der das stramme Tempo vorgebende und mit ausgebreiteten Händen redende Limes-Cicerone inmitten einer kleinen Führungsgruppe. Die Leute sind schon mit Herzblut bei der Sache.



Über die Historie der Cicerones konnte ich jetzt nichts besseres finden als diesen Artikel „Limes-Cicerones erweitern in diesem Jahr ihr Angebot“ von 2006. Danach fanden die ersten Cicerones-Ausbildungen 2004 und 2005 im württembergischen Lorch und die dritte 2006 im badischen Mosbach statt. Als Website der Baden-Württemberger habe ich www.limes-cicerone.de kennengelernt.

Nach dem Artikel bestanden 2006 Kontakte nach Bayern und Hessen. Mittlerweile finden sich auch bayerische Limes-Cicerones, die nach Angaben auf www.limes-cicerones-bayern.de ab September 2007 ausgebildet wurden und im Mai 2008 „in Fortführung der baden-württembergischen Limes-Cicerones“ den eigenständigen Verein „Limes-Cicerones Bayern e.V.“ gegründet haben.

Die Website www.limes-cicerone.de wird seit einiger Zeit aktualisiert, vielleicht gibt es da mal mehr über die aktuelle Struktur und Verbreitung der Limes-Cicerones zu erfahren.



Wir sind auf unseren Limes-Wanderungen keinen Legionären in voller Rüstung begegnet, aber wie auf den Limes-Cicerones-Websites zu sehen ist, wird auch das von einigen der Cicerones geboten. Zwei aktuelle Beschreibungen solcher Veranstaltungen finden sich auf Settlershome.de von Heiko Buczinski. Die eine mit stapfenden Füßen und mystischem Licht handelt von der „Eröffnung der Führungssaison 2009“, bei der andere schnauben die Pferde beim „2. Limesaktionstag“.

Freitag, 19. Juni 2009

Graben in der Kreisgrabenanlage

Auf www.abenteuer-archaeologie.com findet sich das Angebot: „Abenteuer Archäologie — forschen Sie mit! Urlaub auf einer Forschungs-Grabung in der Ur-Heimat der Kelten“. Die Teilnahme ist wochenweise ab dem 19. Juli bis zum 15. August 2009 buchbar. Wenn der Menüpunkt „Wissenschaftliche Fragestellungen“ die diesjährige Grabung korrekt wiedergibt, dann geht es um „Die Kreisgrabenanlage von Viecht“ (zu Kreisgrabenanlagen siehe auch die Wikipedia).

Eching-Viecht liegt keine hundert Kilometer nordöstlich von München. Wo die Kreisgrabenanlage einmal gewesen sein soll, kann man sich mit dem BayernViewer-Denkmal genauer ansehen. Bei der „PLZ“ „84174“ und beim „Ort“ „Viecht“ eingeben (nicht „Eching-Viecht“ oder „Eching/Viecht“), dann erscheint unten im Ergebnisfeld „84174 Eching/Viecht (Landshut)“, das dann anklicken. Links neben der erscheinenden Sicht auf Eching-Viecht „Denkmalinfo anzeigen“ anklicken, dann die einzelnen roten Flächen in Viecht und um Viecht herum anklicken, bis man die Kreisgrabenanlage gefunden hat.

Im Sinne einer langfristigen touristischen Projektentwicklung ist dieses Grabungsangebot eigentlich eine Spitzenidee — angesichts der vielen roten Flächen kann da noch Jahrzehnte gegraben werden.

Die Website www.abenteuer-archaeologie.com verunsichert mich aber etwas, weil derzeit anscheinend unter den Menüpunkten „Startseite“ und „Archäologie im Landkreis Landshut“ derselbe Text eingestellt ist. In dem Text wird auf einen Artikel „Seit Jahrtausenden liebenswerte Heimat“ in der Rubrik „Archäologie im Landkreis Landshut“ verwiesen, der auf www.abenteuer-archaeologie.com nicht zu finden ist. Man sollte den Artikel durch Eingabe der Überschrift „Seit Jahrtausenden liebenswerte Heimat“ mit Google o.ä. suchen, dazu findet sich etwas auf mehreren Websites (www.landkreis-landshut.de, www.kreis-la.de, cms.landkreis-landshut.de).

Aus diesen Texten geht hervor, daß das touristische Angebot schon 2004 in das Leben gerufen wurde. Da bei dem nicht gerade niedrigen Preis für die Grabungsteilnahme jedes Fragezeichen mehr wiegt, vermisse ich auf www.abenteuer-archaeologie.com etwas substanziellere Berichte über die früheren Grabungen und deren Ergebnisse. Diese am besten aus der Hand des Grabungsleiters, ergänzt vielleicht noch durch seine aufmunternden Worte für die nächste Grabung.

Naja, und im Hinblick auf die Nähe zum Münchner Ballungsraum könnte man für die, die nicht mitgraben wollen, aber an der Kreisgrabenanlage sehr interessiert wären, doch vielleicht den sonntäglichen Einführungsvortrag für den neuen Schub Ausgräber der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Mehr über Ausgrabungen gibt es wieder mal bei Wikipedia. Persönlicher sind die Berichte von Rainer Krämer über Grabungen, Grabungsfirmen etc. in seinem Blog „Rainers Seite“. Er verwendet allerdings keine Schlagwörter (meist heißen die „Tags“, bei seiner/meiner Blog-Software „Labels“). Insofern kann man seine Beiträge nicht unter einem gemeinsamen Schlagwort abgreifen, sondern muß sich vom ersten Eintrag an vorarbeiten.

Weitere Themen auf „Rainers Seite“ sind Linux (ich wußte bis dahin nicht, daß es eine eigene Distribution für Archäologen gibt) und sein Atlantis-Buch.

Dienstag, 16. Juni 2009

Keltische Kunst in Bern

Vom 18. Juni bis zum 18. Oktober 2009 findet im Historischen Museum Bern die Ausstellung „Kunst der Kelten. 700 v. Chr.–700 n. Chr.“ statt.

In der „NZZ Online“ gibt es zur Ausstellung ein Interview mit dem Kelten-Experten und stellvertretenden Museumsdirektor Felix Müller: „Keltische Kunst sucht die Abstraktion. Keltische Kunstwerke aus ganz Europa in Bern zu sehen.“.

Freitag, 12. Juni 2009

BayernViewer-Denkmal, FIN-Web und Geotoprecherche

Benedikt Köhler hat sich kürzlich in seinem Viralmythen-Blog unter dem Titel „GPS-Empfänger und Lederhosen - Bayerns Online-Informationssysteme“ lesenwerte Gedanken über den BayernViewer-Denkmal und zwei weitere bayerische Online-Informationssysteme gemacht.

Der Beitrag ist etwas komprimiert für ein Publikum geschrieben, das mit Mashups und Web 2.0 vertrauter ist. Ich versuche mal ein paar Punkte hier etwas breiter auszuführen.

Hauptknackpunkt sind die Denkmalinformationen, an die man nur herankommt, wenn man im BayernViewer-Denkmal zu dem Denkmal navigiert und dort die Karte anklickt. Das macht aus dem BayernViewer-Denkmal ein, wie Benedikt Köhler das nennt, „geschlossenes System“ und ihn für viele Zwecke ungeeignet.

Eine Öffnungsmöglichkeit sind die von Benedikt Köhler genannten „statischen Links“. Zusätzlich zum jetzigen Zugriff über die Kartennavigation gäbe es die Denkmalinformation zu jedem Denkmal auch direkt zugreifbar unter einer jeweils eigenen permanenten Internet-Adresse (etwa „www.geodaten.bayern.de/denkmal-12345“).

Mit dieser Referenz könnte man direkt auf die Denkmalinformation verweisen, bspw. aus der Wikipedia, oder ich hätte das so aus meinen Beiträgen über die Hügelgrabsuche und über den Besuch der Birg bei Hohenschäftlarn machen können.

Außerdem könnten Suchmaschinen die Denkmalinformationen indizieren. Dann kann mit der Suchmaschine bei entsprechenden Suchwörtern, etwa dem Straßennamen mit der Hausnummer, die betreffende Denkmalinformation zum anliegenden Gebäude gefunden werden. Idealerweise sind aber den Denkmalinformationen auch die ohnehin vorhandenen Geokordinaten beigefügt, dann ginge eine Suche nach „in der Nähe“ liegenden Denkmalobjekten.

Eine weitere Öffnungsmöglichkeit wäre eine Programmierschnittstelle (API), mittels der man direkt per Programm auf die gesamten Denkmalinformationen zugreifen darf.

Auch wieder zusätzlich, also als dritte Möglichkeit neben Kartenklick und Zugriff über permanente Adresse. So eine Programmierschnittstelle würde es erleichtern, neue Programme auf der Basis vom BayernViewer-Denkmal zu schreiben. Man könnte mit der Programmierschnittstelle dann direkt nach bestimmten Daten suchen — Benedikt Köhler nennt als Beispiele Daten wie Architekt oder Baujahr von Gebäuden.

Wobei aus meiner Sicht die Denkmalinformationen eher dünn sind — ich habe das ja am Ende meiner Hügelgrabsuche erwähnt — während Benedikt Köhler sie „sogar mit Fotos“ anscheinend ganz ergiebig findet.

  • Die Defizite lägen aus meiner Sicht schon beim Beschreibungstext, der in Beispielen wie etwa der Römerschanze bei Grünwald den bekannten Sachverhalt kaum angemessen darstellt.

  • Zweitens fehlt in Fällen wie der Römerschanze oder der Birg bei
    Hohenschäftlarn eine Bezeichnung in der Denkmalinformation, also „Römerschanze“ oder „Birg“, die von der Suchmaschine indiziert und mit der dann die Denkmalinformation gefunden werden kann.

  • Drittens vermute ich, daß bei den Denkmalinformationen nur wenige Attribute ausgezeichnet sind, halt eben die geografischen Angaben, der Beschreibungstext oder der Denkmaltyp. Aber daß viele andere interessante Attribute vermutlich unausgezeichnet im Beschreibungstext landen, was es dann schwierig macht, bspw. nach der Entstehungszeit des Denkmalobjektes oder einem Architekten oder Ausgräber in der Datenbasis zu suchen.

  • Viertens das bei der Hügelgrabsuche erwähnte Problem der nichtvorhandenen Angaben zu weiterführender Literatur.


Ich will zur Literatur folgenden Gedankengang von Benedikt Köhler aufgreifen, der zu seiner Aussage führt: „Man müsste z.B. nur sein Handy auf eines der Gebäude richten und könnte die Denkmalschutzinformationen abrufen.“

Also angenommen die Denkmalinformationen hätten ein Verweiskonzept für die Literatur, und die weiterführende Literatur wäre ebenfalls digitalisiert. Dann könnte man sich folgendes Szenario vorstellen: Ich richte mein Handy auf das Gebiet der Birg.

Mein Handy zeigt mir Basisinformationen zur Birg und Verweise zur weiterführenden Literatur, etwa auf „Christian Pescheck, Wichtige Neufunde von der Birg bei Hohenschäftlarn“ aus den Bayerischen Vorgeschichtsblättern von 1989. Ich kann dann dem Verweis folgen und diese Veröffentlichung vor Ort lesen, bekomme vielleicht sogar in einer Karte die Stellen angezeigt, wo gegraben wurde. Vielleicht gibt es weitere Verweise aus der Literatur heraus zu Grabungsfotos oder zu den Daten des Ausgräbers, die ich mir auch ansehen könnte.

Aber wie gesagt, die Denkmalinfos geben das m.A. nach nicht her, selbst wenn die Technik so eine Idee in Teilen oder komplett möglich machen würde.

Ein weiterer Gedanke von Benedikt Köhler könnte weiterhelfen. Der kam mir auch bei meiner Hügelgrabsuche: Wieso gibt es da keine Fotos? Wenn das Denkmalamt keine bereitstellt, könnten nicht die Benutzer welche hochladen? Benedikt Köhler nennt über die Bilder hinaus noch ein paar Beispiele: „Objektangaben hinzufügen, Objekte bewerten, Objekte kommentieren, Objekte verschicken“ (Anm.: da ist „Objektinformationen verschicken“ gemeint).

Ich glaube schon, daß so ein „Aufbohrkonzept“ für den BayernViewer-Denkmal erst mit einer solchen Einbindung der Benutzer richtig rund wird. Sonst befürchte ich, die nächsten Jahre im BayernViewer-Denkmal keine Fotos bislang fotoloser Hügelgräber zu sehen zu bekommen.

Anderseits soll der BayernViewer-Denkmal ja nicht nur meinen zeittouristischen Vergnügungen dienen, sondern „Bei Planungen – Baugebieten, Straßenbau, etc. – könnten die Planer nun mit aktuellen Lagedaten von Bodendenkmälern arbeiten.“ (nach „Offene Karten: Die bayerische Schatzkarte?“ bei Archäologie Online).

Insofern wäre ein Sichtungskonzept angesagt (wie es übrigens schon bei der Wikipedia existiert), nur eben nicht selbstorganisiert, sondern das Sichten müßte in der Hand des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege liegen. Im übrigen legen die im eben genannten Artikel erwähnten „Ehrenamtlichen“ nahe, daß das Landesamt auch schon vor Web 2.0 mit freiwilliger Mitarbeit umgehen konnte, warum nicht auch mit Web 2.0?

Montag, 8. Juni 2009

Archäologiemuseen schulklassenlos?

Christiane Hoffmann berichtet unter dem Titel „Imperium-Konflikt-Mythos Ausstellungseröffnung mit der Kanzlerin“ in ihrem Kunstfreunde-Blog von der Eröffnung der Ausstellung „Imperium-Konflikt-Mythos 2000 Jahre Varusschlacht“ am 15.05.2009 und geht dabei zum einen auf die Dimensionen des Ausstellungsprojektes (Geld, Zeit, Politprominenz) und zum anderen kurz auf die Schwerpunkte der auf drei verschiedene Orte verteilten Ausstellung ein.

Aufgeschreckt wurde ich durch die Gegenüberstellung der schönen Politikerreden zur Ausstellungseröffnung mit dem Wirken der Kultusministerien. Das Wirken der Kultusministerien hätte laut der Autorin zur Folge, „dass die Schulen eben nicht mehr in Archäologiemuseen und historische Sammlungen kommen können, da entweder die Ur- und Frühgeschichte und auch die römische Antike von den Lehrplänen verschwunden sind oder die Schulen keine wertvolle Unterrichtszeit durch Exkursionen von einzelnen Klassen z.B. in Museen riskieren dürfen.“

Und weiter: „In Nordrhein-Westfalen und hier in Ostwestfalen-Lippe sind daher die Besucherzahlen durch das Ausbleiben der Schulklassen um bis zu 60 % im Jahr 2009 zurückgegangen.“

Ist das wirklich so? Ist ja irgendwie widersinnig, wenn man an das ausgiebig investierte Geld etwa in das neue Museum Manching oder die Museumsanlagen am Limes denkt? Oder machen nur die Nordlichter solche Sachen?

Freitag, 5. Juni 2009

Via Julia für Anfänger

Die ehemalige Römerstraße „Via Julia“ im Süden von München habe ich in zwei sehr schönen, von der Münchner Volkshochschule organisierten Radtouren kennengelernt.

Die Erste im Jahr 2002 unter Leitung von Heinfrid Pfannes und Erich Leihs startete am „Treffpunkt: Maxhofstr. 90, Informationstafeln bei den Forsthäusern“, Fürstenried-West. Sie hatte den Titel „Römerstraße, Eichelgarten und Sauschütt — Radwanderung durch den Forstenrieder Park“ und ging kreuz und quer durch den Forstenrieder Park.

Die andere Radtour ein Jahr später wurde von Peter Müller geführt und startete bei der S-Bahn-Haltestelle Höllriegelskreuth. Diese Tour folgte zunächst der bei meiner Grabhügelsuche beschriebenen Strecke, also zur Auffahrt der Römerstraße aus dem Isartal, dann über die B11 in den umzäunten Bereich des Forstenrieder Parks und dort auf „Ludwigsgeräumt“ am gelben Haus vorbei.

Außerhalb des umzäunten Bereichs ging es auf der früheren Römerstraße am Eichelgarten vorbei Richtung Buchendorf, um dort nach Besichtigungen der Kirche St. Michael und der Keltenschanze weiter auf der hier zu sehenden Strecke hinüber nach Gauting zu fahren. Von dort ins Würmtal um dann nach weiteren Besichtigungen im Leutstettener Biergarten zu enden.

Die in Fürstenried-West startende Tour sehe ich nicht mehr im Angebot der MVHS. Dagegen gibt es die von Peter Müller weiterhin. Sie findet in diesem Semester am 21.6.2009 unter dem Titel „Tritt für Tritt entlang der alten Römerstraße — Eine Radwanderung von Höllriegelskreuth nach Mühltal“ statt und ist wie die hier erwähnte Tour mit Stefan Ellenrieder am 27.6.2009 noch buchbar.

Eichelgarten im Forstenrieder Park südlich von München

Peter Müller ist in meiner Erinnerung eher der Tourleiter mit dem breiten Spektrum. Er kann etwas zur Römerstraße und Keltenschanze, zum Karlsberg und zur Heiligenausstattung alter Kirchen und Kapellen sagen, sichtet vorab Öffnungszeiten und Öffnungsmöglichkeiten und organisiert Platzreservierungen.

Die Tour mit Heinfrid Pfannes und Erich Leihs hingegen hatte ganz den Forstenrieder Park im Fokus. Erich Leihs, er war damals glaube ich stellvertretender Forstamtsleiter, und Heinfrid Pfannes von der „Schutzgemeinschaft Freunde des Forstenrieder Parks“ waren für so eine Tour eine der bestmöglichsten Spezialistenkombinationen.

Gleich ein paar Waldwegbiegungen weg vom Startpunkt haben wir zur Illustration der durch die Geologie bedingten Wasserknappheit künstliche Wasserstellen für die Wildtiere gezeigt bekommen, die eine lange jagdhistorische Vergangenheit haben. Überhaupt spiegelt sich die seinerzeitige Verwendung für die Jagd mit der Wegeführung und den Bauten noch sehr stark im heutigen Park wieder. Und von der Eichenallee aus königlichen Zeiten ging es über zu alten und neuen Baumpflanzungs- und Holznutzungsstrategien.

Auf die ehemalige Römerstraße sind wir beim Eichelgarten gestoßen. Der Eichelgarten stellt exemplarisch ein Landschaftsbild mit geringerem Baumbestand und einer Weidenutzung dar, wie es vor mehr als 200 Jahren in einem wesentlich größeren Gebiet im Süden Münchens anzutreffen war. (Der Fotografenstandort des obigen Bildes vom Eichelgarten ist bei Google Maps etwa hier).

So wie ich das in Erinnerung habe, wird mangels Weideviehs der Eichelgarten künstlich von Mitgliedern der Freunde des Forstenrieder Parks offen gehalten. Ich habe versucht das im Internet nachzurecherchieren, aber diese Aufgabenzuordnung nicht gefunden. Die Freunde des Parks haben anscheinend noch eine zu kleine Internetrepräsentanz.

Wenn auch eher der Forstenrieder Park und nicht die Via Julia im Vordergrund stand — die damals mitbekommene relative Wasserknappheit zusammen mit der (zwar aus einer jüngeren Vergangenheit stammenden) Weidenutzung in einer relativ offenen Landschaft hängt doch noch immer im Kopf herum, wenn ich mir die Römerstraße, Keltenschanzen und Hügelgräber seinerzeit vorzustellen versuche. Das ist ja auch in die Schlußsätze von meinem DenkmalViewer-Test eingeflossen.