Mittwoch, 19. Dezember 2012

Prähistorische Archäologie

Jetzt habe ich mich zeitlich verhaspelt. Der längere Text wird vor Weihnachten nicht mehr fertig und für etwas kürzeres habe ich keinen Kopf mehr.

Gestern bin ich auf einen Ausweg aus dem Dilemma gestoßen: auf die im letzten Jahr erschienene zehnte Folge von 1337@kultur:~$ Leet-Kultur – Kultur aus der Nerdperspektive. „Maha unterhält sich mit Jan Ahlrichs und Christoph Miera über ihr Webportal praehistorische-archaeologie.de. Dabei geht es um Datierungen, Neandertaler und prähistorische Sprachen.“ Der Podcast (= die Hördatei) dauert über zweieinhalb Stunden. Also wer sich interessiert und die Website noch nicht kennt, kann sich mit dem Anhören und dem Durchsehen der Website über die Weihnachtsfeiertage sinnvoll mehrere Stunden beschäftigen und ich habe keine Arbeit.

Mir bleibt nur noch, allen schöne Weihnachtsfeiertage zu wünschen und auf Stephans Weihnachtsverlosung hinzuweisen. Dieses Jahr muß man kein Foto schicken, es reichen Kritik, Lob oder Vorschläge zu Kraftvolle-Orte.de. Einsendeschluß ist nächster Samstag, 22.12.2012, 23:59:59 Uhr.

Donnerstag, 29. November 2012

Gemischte Links

Gestern wurde die erste öffentliche Betaversion der Deutschen Digitalen Bibliothek gestartet. Das Ziel der Deutschen Digitalen Bibliothek beschreibt Hermann Parzinger wie folgt: „Ziel der DDB ist es, jedermann über das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eröffnen, also zu Millionen von Büchern, Archivalien, Denkmälern, Bildern, Skulpturen, Musikstücken und anderen Tondokumenten, Filmen und Noten“.

Bezüglich unserem direkten Nutzen fiel in ersten Kommentaren das Stichwort Meta-Suchmaschine. Anders gesagt: man muß jetzt nicht mehr einzelne Quellen abklappern und dort suchen. Ich wollte beispielweise einmal alle Anbieter zusammenstellen, bei denen ich pdfs von frei zugänglichen universitären Arbeiten gefunden habe. Man kann jetzt hoffen, daß die DDB als „zentraler Anlaufpunkt“ dieses und noch viel mehr abdeckt.

Ein weiteres Zitat: „Schon bald werden Nutzerinnen und Nutzer anhand semantischer Bezüge zwischen gefundenen Objekten navigieren und dadurch auch unerwartete Inhalte und Zusammenhänge erschließen können.“ Das wäre schon super. Archäologische Ausstellungen geben ja bestenfalls den aktuellen wissenschaftlichen Stand wieder. Es gibt keine Nachträge. Bspw. würde man sich wünschen, daß zur Jungsteinzeit-Ausstellung in Karlsruhe, in der wegen der Michelsberger Kultur der Untergrombacher Michaelsberg eine zentrale Rolle spielt, auch Informationen über die Ergebnisse der in meinem Blog-Eintrag über den Untergrombacher Michaelsberg erwähnten Ausgrabung recherchierbar sind, die zeitgleich und/oder etwas später als die Ausstellung dort stattgefunden hat.

Übrigens kann man beobachten, daß es selbst dann keine Nachträge zu Ausstellungen gibt, wenn der spätere wissenschaftliche Text aus dem selben Haus kommt und ein Hinweis über die eigens eingerichtete Ausstellungswebsite einfach möglich wäre. Das scheint einfach nicht vorgesehen zu sein. Mittels der „semantischen Bezüge“ könnte die DDB vielleicht stellvertretend dieses Defizit beseitigen, in dem man dort via einem Ausstellungstitel nach Verweisen auf später entstandene freie pdfs suchen kann. Wenn so etwas funktionieren würde, dann könnte man diese Abfrage sogar auf der Ausstellungswebseite einbauen und die automatisch aktualisieren. Ich habe ein paar Ausstellungstitel ausprobiert und in der DDB nicht mal den Verweis auf den Ausstellungskatalog gefunden. Liegt das an Beta oder daran, daß zur Ausstellung kein Digitalisat vorliegt? Es wäre für die semantische Bezüge schlecht, wenn es an letzterem liegen würde. Da hätte man ja dauerhaft sehr relevante Unterbrechungen der Bezugsketten.

Das Leistungsschutzrecht für Presseverlage ist immer noch auf dem Weg. Der Gesetzentwurf, der heute Nacht im Bundestag behandelt werden soll, ist zwar gegenüber dem seinerzeit verlinkten geändert worden, mehr Freunde hat er aber dennoch nicht gefunden, siehe hier der Beitrag in bei heise.de. Ganz überraschend kam jetzt aus der CSU-Ecke Neues zum Depublizieren: „Das 'Depublizieren' widerspricht unserem modernen Medienverständnis“ (pdf). Der Text klingt nach soviel gesundem Menschenverstand, daß eine schnelle Konsequenz so in der Art „einfach nicht mehr depublizieren“ überhaupt nicht denkbar ist. Vielleicht löscht man als Kompromiß nach langen Debatten manche Sachen erst nach 8 statt 7 Tagen. Oder abgenickte Politikerpotraits kriegen ein garantiertes ewiges Leben. Oder oder. Jedenfalls müssen die Verleger natürlich für das Weniger-Depublizieren eine Entschädigung bekommen, oder nicht? Man hats vermutlich als Politiker auch nicht leicht, wenn man tagtäglich an der Weltgestaltung mitarbeiten muß. Passend dazu wären als Heimwerkergrundausstattung für die Zeit danach vielleicht diese modern stone and flint tools ein nützliches Weihnachtsgeschenk.

Vielleicht geht die Welt aber auch schon vor Weihnachten unter. Das Stuttgarter Linden-Museum traut sich was und eröffnet trotzdem am 21. Dezember die Sonderausstellung „Maya-Code“. Eine nette Sache ist der „Maya-Hieroglyphen-Workshop“ im nächsten März. Das Startdatum der Ausstellung wird vielleicht die eine oder andere Extra-Aufmerksamkeit bringen. Aber letztlich würde ich wegen dem Nervenkitzel darauf tippen, daß eine Ausstellung vor dem 21. mehr Besucher gehabt hätte. Nach dem 21. werden die Mayas schnell wieder aus den Medien verschwinden. Aber vielleicht ist der Start am 21. auch eher „politisch“ bestimmt und soll die ängstlichen Gemüter beruhigen.

Die Mayas nutze ich gleich zur Überleitung auf den kürzlich entdeckten Blog „Vorvorvorgestern“ von Axel Weiß. Wenn auch die verlinkten Kristallschädel wahrscheinlich nicht präkolumbianisch sind, sollte man doch im Blog etwas herumzustöbern. Wer etwa Weltuntergänge mag, der mag vielleicht auch untergegangene Städte, und die findet man im Eintrag „Versunkene Städte – Lost Cities“.

Noch ein Blog, in dem Fall sogar ein ganzes Projekt, das ich bislang noch nicht verlinkt habe. Es geht um die Zeiteninsel, das „Archäologische Freilichtmuseum Marburger Land“. Fünf Zeitstationen vom Mesolithikum bis zur römische Kaiserzeit sollen sich in der zukünftigen Museumsanlage um eine zentrale Insel verteilen. Umfassende und reich bebilderte Informationen gibt es seit 2010 im Blog.

Werner Lang hat in den letzten Wochen fleißig Links in seinen News zusammengetragen. Zur Eröffnung des „Limeseums“ am 12.10.2012 im Römerpark Ruffenhofen findet sich bei ihm ein Link zu einem bislang noch nicht depublizierten Video des Bayerischen Rundfunks. In einem früheren Eintrag hatte ich schon im Limeseum-Zusammenhang über meine Limesring-Entdeckung berichtet. Die von Werner Lang verlinkte Ausgabe des „Nachrichtenblatts der Deutschen Limeskommission“ sollte man sich auch durchsehen, da gibt es u.a. einen Artikel zum Kastell Eining/Abusina. Schließlich noch die Stöberempfehlung für seinen Link auf den „Freundeskreis Römerkanal“ mit ein paar interessanten Exkursionsberichten.

Zu den alten Römern führen auch die letzten Links: In „Rekonstruiert und erprobt: Römische Feldgeschütze am Harzhorn“ bildet eine Schlacht zwischen Römern und Germanen am Harzhorn den Hintergrund für eine Feldgeschützerprobung. „Wirtschaft auf Umwegen: Römische Handelsrouten dank größter archäologischer Datenbank nachvollziehbar“ berichtet von einer Seite des Mainzer Römisch-Germanisches Zentralmuseums, auf der man selbst aktiv werden und sich zu verschiedenen Routen die Transportkosten anzeigen lassen kann. Ich habe es mit Sigillaten von Rheinzabern nach Carnuntum ausprobiert und kann den Schnörkel am Beginn der Strecke überhaupt nicht nachvollziehen. Vielleicht sollte man so eine Software nur mit starker Erklärungskomponente entwerfen.

Schließlich noch eine Website, auf der es um eine Limeswanderung geht: „Zu Fuß von Aalen bis Osterburken. Abenteuer Limes: Zwanzig Freizeitrömer begeben sich auf eine Expedition jenseits des Limes und gehen bis an Ihre Grenzen. Begleiten Sie des Kaisers Tross auf seinem Weg durch das von Feinden besiedelte Land. Mehr darüber erfahren…“ auf der Website Caracallafeldzug. Die Website wird wohl nach und nach mit weiteren Informationen erweitert.

Freitag, 23. November 2012

3D-Druck

Bei „3D-Druck“ holpert es bei mir immer noch etwas im Kopf, weil kein 3D-Objekt bedruckt, sondern eines hergestellt werden soll. Im ersten Video, das ich über 3D-Druck gesehen habe, wurde das Objekt mittels einfarbiger Plastikmasse aufgebaut. 3D-Aufbau trifft es aber auch nicht ausreichend. In einem Fernsehbericht wurde ein Objekt mittels Lasersintern aus einem pulverförmigen Ausgangsstoff erzeugt. Sintern wäre nach der Wikipedia ein „Zusammenbacken“. Beim Lasersintern war das Beispiel ein industrielles Bauteil. So ein Beispiel macht klar, daß auf den 3D-Druck ein gigantischer Markt wartet und deshalb mittlerweile mit allen Tricks versucht wird, brauchbare Teile herzustellen.

Vor zwei Monaten gab Hod Lipson unter dem Titel „Programmable matter: The present and future of 3D printing“ auf der Betascape 2012 einen kurzen, beeindruckenden Überblick, was heute schon möglich ist, und einen ebenso beeindruckenden Ausblick auf die kommende Entwicklung. Eetu Kuneinen hat das Vortragsvideo verlinkt und mit einleitenden Worten versehen. Hod Lipson erwähnt in seinem Vortragteil zum aktuellen Stand auch kurz archäologische Replikate. In der Wikipedia ist derzeit im Artikel zu den 3D-Druckern ein Replikat der Venus vom Hohlefels zu sehen.

3D-Druck ist mittlerweile „für jeden“ möglich. Im Open-Access-Eintrag hatte ich zwei aufeinander aufbauende Artikel in der Computerzeitschrift c't erwähnt, in denen es um das Erstellen und das Aufbereiten von 3D-Scans geht. Die Artikel richteten sich an 3D-Anfänger. Erstellt wurden die Rohscans entweder mit Hardware, die meist schon vorhanden (Digitalkamera) oder günstig erhältlich ist. Ein Video eines 3D-Scans mit Kinect ist hier unter dem Titel „3D-Scan mit ReconstructMe und Kinect“ zu sehen. Einen frei zugänglichen Artikel über das Erstellen von 3D-Modellen aus einer Serie von überlappenden Digitalfotografien gibt es in Technology Review. Im Text wird eine Anthropologin erwähnt, die auf diese Weise 3D-Modelle von frühmenschlichen Knochen erstellt hat (inkl. Videolink). Ich kann nicht beurteilen, wie mächtig die in Technology Review erwähnte Software ist, aber der Tenor im zweiten c't-Artikel ging in Richtung notwendige Aufbereitung der Roh-Scans (Löcher flicken, „ungewollt raue Oberflächen glätten“ etc.). Diese Arbeiten können mit kostenloser Software erledigt werden.

3D-Scans sind für archäologische Funde interessant, aber sie sind natürlich nicht der einzige Weg, um zu 3D-Objekten zu kommen. Man kann etwa bei Technology Review mittels Anklicken des Schlagworts „3D-Druck“ noch herumstöbern und findet „3D-Design für alle“.

Wie der zuerst genannte Technology-Review-Artikel erwähnt, kann der 3D-Druck (schon mit Stand des Artikels vom Mai 2011) mit einem einfachen 3D-Drucker zuhause erfolgen. Wegen der rasanten Entwicklung würde ich mich kaum trauen, einen 3D-Drucker zu kaufen. Als Alternative gibt es die im Artikel erwähnte Möglichkeit, 3D-Modelle „in verschiedenen Kunststoffen, Keramikverbindungen und Metall“ von einem Dienstleister herstellen zu lassen. Und für diejenigen, die ohne eigenen Drucker selbst Hand anlegen wollen, sollten die FabLabs interessant sein. Das Münchner FabLab gibt es beispielsweise nahe der U-Bahnhaltestelle Mailingerstraße in München-Neuhausen.

Donnerstag, 15. November 2012

Noch einmal Untergrombacher Michaelsberg

Bilder vom Untergrombacher Michaelsberg gab es schon im letzten Jahr in meinem Blog. Damals stammten die Aufnahmen vom Junianfang 2011, also kurz nachdem die Jungsteinzeit-Ausstellung in Karlsruhe am 15. Mai zuende ging. Der komplette Titel der Ausstellung war „Jungsteinzeit im Umbruch. Die 'Michelsberger Kultur' und Mitteleuropa vor 6000 Jahren“, und der Michaelsberg mit seinem jungsteinzeitlichen Erdwerk war namensgebend für diese Michelsberger Kultur.

Kuppe des Michaelsbergs

Die jetzt zu sehenden Bilder sind von Mitte September diesen Jahres. Das erste Bild zeigt die Kuppe des Michaelsbergs, wie man ihn bei der Anfahrt mit dem Auto von Osten aus sieht. Es ist ein aus zwei Fotografien erstelltes Panorama. Bild 2 ist aus drei Fotografien gemacht und zeigt die Kuppe von Süden. Man sieht wie das Gelände nach links in das westlich liegende Rheintal abkippt. Der Blick nach hinten ergibt bei dieser Aufnahmeposition das Bild 3. Man befindet sich hier nach einer über das Gelände gelegten geomagnetischen Messung im Inneren des Erdwerks. Das kann man sich bei der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg genauer ansehen. Die Aufnahmeposition von Bild 2 und 3 befindet sich auf der Karte am Ende des kurzen, nach Norden von der Straße wegführenden Wegs rechts von der an der Straße anliegenden „104“.

Kuppe des Michaelsbergs

Das Innere des Erdwerks soll besiedelt gewesen sein, das ist wohl in den Messungen anhand der Siedlungsgruben zu sehen. Die Besiedlung hätte sich dann in Bild 2 bis in die nicht sichtbaren Bereiche rechts und rechts hinten hingezogen. Der Verlauf des Rheins soll seinerzeit nahe beim Michaelsberg gelegen haben. In einer Welt mit nur wenig in Erscheinung tretenden menschlichen Bauten muß diese riesige Anlage von unten einen gewaltigen Eindruck gemacht haben. Dazu hätte man noch als besonderes Feature die Lage auf der Ostseite des Rheintales. Wer es als Besucher mit dem Einbaum am Tagesende noch hierher geschafft hat, konnte die Anlage vom dunklen Rheintal aus oben in der Abendsonne strahlen sehen.

Blick vom Michaelsberg in das Rheintal

Das schon im letztjährigen Blog-Eintrag vorgestellte Grundstück mit der Infotafel und dem Kuppelbackofen (der Kuppelbackofen ist auch im verlinkten Wikipedia-Artikel zu sehen) läge nach den über die Karte gelegten geomagnetischen Messungen ebenfalls innerhalb der Umfassungsgräben. Letztes Jahr bin ich irgendwie in der über ein Luftbild gelegten Messung im Ausstellungskatalog verrutscht und habe gedacht, das Grundstück liegt zwischen zwei Gräben. Auf den letztjährigen Fotos ist noch das Karlsruher Ausstellungsplakat vor der Infotafel zu sehen, das ist mittlerweile weg und die Infotafel (letztes Bild) leider dem Vandalismus zum Opfer gefallen. Diese Vandalen haben mehrere Tafeln in dem Gebiet beschädigt, wie uns im September ein einheimischer Spaziergänger erzählte. In Rundwegnähe um die Kuppe soll es letztes Jahr eine Ausgrabung gegeben haben - die veraltete Seite der Landesdenkmalpflege erwähnt eine „kleinen, für Sommer 2010 geplanten Ausgrabungskampagne“. Schließlich hat uns der einheimische Spaziergänger noch die ausgestellten Repliken in der Gaststube bei der Kapelle empfohlen. Das habe ich letztes Jahr nicht erwähnt. Ich/wir haben es bislang wegen zu früh oder an Ruhetagen nie geschafft die Repliken zu sehen.

Grundstück der Familie Rapp auf dem Michaelsberg

Von dem Gelände mit Infotafel auf der einen und dem Kuppelbackofen-Nachbau und Gärtchen auf der anderen Seite hatte ich letztes Jahr gedacht, daß es vielleicht von der Gemeinde für diesen Zweck gekauft oder gepachtet wurde. Den Steinkreis konnte ich mir weniger erklären, und die Steinkreis-Meditationen hätte ich Untermietern zugeordnet. Dieses Jahr war, wie auf den Bildern zu sehen ist, auf dem Gelände ein Tor mit Zaun und ein Erzengel Michael aus Holz mit Steinkegel/Steinmännchen hinzugekommen. Zur Entstehung und Aufstellung des Erzengels Michael gab es vor Ort reichlich Bilder und Informationen (einige davon sind hier zu sehen: „Ein Engel für den Michaelsberg“) und es fand sich auch ein Blatt mit dem Hinweis, daß man sich auf dem Gelände der Familie Rapp befindet und man herzlich eingeladen sei, im Steinkreis einen Moment zu verweilen.

Steinkreis auf dem Michaelsberg

Kurz, das mit der Untermiete ist genau anders herum. Wie auf meine Nachfrage Anja Koch-Rapp vom Steingeflüster geschrieben hat, ist das Michaelsberg-Grundstück seit langer Zeit in Familienbesitz. Die Eltern ihres Mannes bewirtschafteten zeitweise neben der Landwirtschaft auch die Gaststube auf dem Michaelsberg und verrichteten den Dienst in der Michaelskapelle. Ihr Mann wuchs auf dem Berg auf und hat bis heute eine sehr innige Verbindung dorthin. Auf seine Initiative gehen Kuppelbackofen, Gärtchen und Infotafel zurück. Der Naturzaun wäre auch in diesem Jungsteinzeit-Kontext zu sehen. „Diese Michelsbergerkultur will sich natürlich auf dem Berg auch zeigen dürfen“ wie es Anja Koch-Rapp formuliert hat. Der Kuppelbackofen ist bis heute funktionsfähig und es gibt einmal im Jahr eine Holzbrotback-Aktion. Das mit Haselnusszweigen eingezäunte Gärtchen wurde viele Jahre der Grundschule Untergrombach zur Verfügung gestellt und die Schüler bepflanzten es mit altem Getreide wie Emmer und Einkorn. Das Projekt liegt leider seit zwei Jahren brach, so daß ihr Mann eine Wildblumenmischung einsäte.

Mittelpunkt des Steinkreises auf dem Michaelsberg

Nach dem Katalog zur Jungsteinzeitausstellung wurde am Michaelsberg ein latènezeitlicher Quergraben gefunden, also die Kelten waren hier sicher aktiv. Das Stadwiki Karlsruhe spekuliert über eine germanische Kultstätte und führt mehrere Gründe dafür an, u.a. die Benennung nach dem heiligen Michael, dem Bezwinger Luzifers. Folgt man dieser Interpretation, drückt sich durch die Widmung ein starker Gegensatz zu den alten Religionen aus. Das Anliegen der Familie ist es hingegen, „dieses Besondere des Berges zu bewahren und es ein Stück weit erfahrbar werden zu lassen, indem sich alle Facetten zeigen dürfen: Jungsteinzeit, Religionen, Engel, Spiritualität - und zwar für jeden so, wie er es auf seine Art erfahren kann und möchte.“

Von Guntram Prochaska aus einer Sturmeiche gesägter Erzengel Michael

Das drückt sich auch darin aus, daß die Eiche, aus der der Erzengel Michael von dem Künstler Guntram Prochaska gesägt wurde, eine Sturmeiche ist. Die also nicht gefällt wurde, sondern „sich selbst für uns gelegt hat“. Anja Koch-Rapp erwähnt in diesem Zusammenhang die besondere Stellung von Eichen bei Kelten und Germanen und die Donareiche, die im Zuge der Christianisierung von Bonifazius gefällt wurde.

Steinkegel/Steinmännchen auf dem Michaelsberg

Gemeinsam mit ihrem Mann baute Anja Koch-Rapp vor zwei Jahren den Steinkreis, in dem sie regelmäßige Meditationstreffen veranstaltet. Den Steinkegel bzw. das Steinmännchen gibt es seit diesem Sommer. Es markiert einen besonderen Standort und ist laut Anja Koch-Rapp für viele Besucher auch eine Energiepyramide oder ein Energiepunkt. Sie erinnert daran, daß es Steinmännchen und Steinkreise schon in der Jungsteinzeit gegeben hat. Ja, von Menschen geformte Steine in einem Kreis aufstellen konnte man sogar schon viel früher, siehe Göbekli Tepe, und Steinmännchen dürften wegen ihrer einfacheren Erstellbarkeit noch viel älter sein.

Infotafel zur Michelsberger Kultur auf dem Michaelsberg

Das damalige Repertoire war sicher noch wesentlich reichhaltiger, siehe der folgende Hinweis auf eine geplante Ausstellung in Tübingen. „Aus frühneolithischer Zeit von etwa 5700 v.Chr.“ wäre etwa 200 Jahre vor dem in der Wikipedia angegebenen Ende der Michelsberger Kultur. Der Fundort liegt nicht im Bereich der Michelsberger Kultur, das steinzeitliche Repertoire wird also damals schon unterschiedlich verstanden worden sein. Zudem wird, wie die verlinkte Fakultätswebsite angibt, die Authentizität der Funde angezweifelt. Im Katalog zur Karlsruher Jungsteinzeit-Ausstellung sieht es insofern ähnlich unsicher aus, als die Michelsberger Kultur zwar aufgrund der Funde als ziemlich besonders gilt, aber es zu vielen Aspekten dieser Kultur unterschiedlichste Interpretationen gibt. Vielleicht rafft sich jemand aus Anja Koch-Rapps Steinkreismeditionen auf und gibt uns in einem Jungsteinzeit-Roman ein schlüssiges Bild von den damaligen Verhältnissen!

Dienstag, 30. Oktober 2012

Ein wenig zum römischen Baden-Baden

Baden-Baden hatte ich im letzten Eintrag im Zusammenhang mit dem sich bei Baden-Baden befindlichen Berg Battert erwähnt. Auf dem Berg wurden vorzeitliche Funde gemacht und ein keltisches Befestigungswerk entdeckt. Man kann in dieser Gegend demnach von einem regen keltischen Leben ausgehen, davon zeugen auch die Großgrabhügel beim nahen Hügelsheim.

In römischer Zeit wurde Baden-Baden wegen seiner Thermalquellen zu einem Badeort der Römer, was sich auch im Namen der Siedlung Aquae niederschlug - nach der Wikipedia wurden damals viele Städte mit Heilquellen Aquae genannt. Auf diese Zeit gehen die Soldaten-und Kaiserbäder in der Baden-Badener Altstadt zurück. Von den Soldatenbädern (oder je nach Quelle „Soldatenbad“, „Römische Badruine“) kann man einen gut erhaltenen Teil unter dem Friedrichsbad besichtigen, von den Kaiserbädern (oder Kaiserthermen) Umrisse neben der Stiftskirche. Die unterschiedlichen Bezeichnungen der Bäder haben den Hintergrund, daß die Kaiserbäder prachtvoller ausgestattet waren und der römische Kaiser Caracalla hier gewesen sein soll.

Baden-Badener Merkur

Von einem Besuch im Stadtmuseum Baden-Baden sollte man sich mehr Orientierung über die Geschichte Baden-Badens erhoffen. Das Stadtmuseum ging aber für uns nicht, weil wir bei unserem Aufenthalt nur noch einen Montag für Baden-Baden übrig hatten. Und am Battert sind wir auch nicht gewandert oder auf den auf Bild 1 zu sehenden Merkur hinauf. Der Berg hat seinen Namen wegen eines auf dem Gipfel gefundenen römischen Votivsteins bekommen. Wir haben diese Programmpunkte auf einen späteren Zeitpunkt verschoben und sind eher normaltouristisch von der Trinkhalle über die Spielbank in die Parkanlage an der Lichtentaler Allee geschlendert und dann erst in Richtung Soldatenbäder eingebogen (Bild 2). Der Eintritt kostete 2,50 Euro pro Person. Es ist auf kleinem Raum relativ viel Erhaltenes zu sehen. Ein Video gibt ergänzende Erläuterungen. Fotografieren darf man dort nicht, und das Video habe ich nicht im Internet gefunden. Die Kaiserbäder/Kaiserthermen liegen deutlich höher als die Soldatenbäder, aber nur wenig entfernt. Von ihnen sind heute nur die erwähnten Grundrissmarkierungen neben der Stiftskirche zu sehen (Bild 3 + 4).

Römische Badruinen unter dem Baden-Badener Friedrichsbad

Noch ein paar Links zu anderen Themen: Morgen findet in Riedenburg die Veranstaltung „'Mystische Zeitreise' – Fackelwanderung von den Burggrafen zu den Kelten“ statt. In Stephans Gröschlers Kraftvollen Orten gibt es Bilder von früheren Veranstaltungen und den Link zum Langtext bei der Stadt Riedenburg.

Kaiserthermen neben der Baden-Badener Stiftskirche

Zwei Blogs von Torwen, die ich erst jetzt über das Egogoogeln entdeckt habe. In „Querbeet durch die Archäologie“ sind Bilder von japanischen Flammentöpfen zu sehen. Und im ersten Monat von „Torwen's Blog“ gab es 2006 einen Bericht von einer Ausstellung in Mannheim, von der ich in den unaufmerksameren Jahren vor meinem Blogstart garnichts mitbekommen habe.

Zu einem im Mai bei Youtube hochgeladenen Video von Marc Azéma, das mittlerweile über 368000 Zugriffe hat. Es geht um die Idee, daß die sich teilweise überlagernden Umrisse in prähistorischen Höhlenzeichnungen im Fackellicht zu animierten Bildern werden. Mehr dazu in „Was European Cave Art the Earliest Form of Cinema?“, „Bewegtbild ist ein 30.000 Jahre altes Medium“ und „Komm, wir gehn ins Steinzeitkino“.

Kaiserthermen neben der Baden-Badener Stiftskirche

Abschließend das Video „Mystische Orte – Auf den Spuren der drei Bethen“. In dem professionell gemachten Video - am besten gleich auf Vollbild klicken - stellt Christopher Weidner meine letztjährigen Ziele Karlsberg, das Grab der Seherin, die Mühltal- oder Bethenquelle und die Petersbrunner Kapelle vor.

Freitag, 19. Oktober 2012

Hohloh und Hohlohsee

Im letzten Eintrag hatte ich zum Mahlberg geschrieben, daß das Gebiet ursprünglich keltisch gewesen ist und als Beispiel die keltische Eisenerzproduktion beim östlich liegenden Neuenbürg erwähnt. Die Entfernung vom Mahlberg zum Neuenbürger Schlossberg habe ich nochmal mit Maßstab und Karte nachgemessen und bin auf 16 km Luftlinie gekommen (die per Bildschirm und Google Maps ermittelten 14 km im Mahlberg-Eintrag habe ich dort korrigiert). Zum Neuenbürger Beispiel hinzuzufügen ist ein keltisches Fürstengrab in südwestlicher Richtung vom Mahlberg, nämlich der in knapp 21 km Entfernung bei Hügelsheim gelegene „Heiligenbuck“ (südlich Hügelsheim bei der B36 und der Zufahrt zum Baden-Airpark). Der Grabhügel soll zwar schon vorzeitlich beraubt worden sein, die Bestattung konnte aber durch Zurückgebliebenes der jüngeren Hallstattkultur und einem Zeitraum um 550 v.Chr. zugeordnet werden. Im dritten Bild des Mahlberg-Eintrags läge das Grab in Richtung links von dem Berg in der Bildmitte. In diesem Blog-Eintrag ist das sechste Bild in Richtung auf den Rhein aufgenommen. Unten ist das Murgtal und links hinter der Bergkette das Oostal. Was dort an Häusern zu erkennen ist, sollte zu Baden-Baden gehören. In Richtung der linken Seite des Oostales müßte etwa das Grab liegen.

Hohlohsee

Um diesen nahe des Rheins liegenden Heiligenbuck herum sollen auf beiden Rheinseiten weitere solcher reichen Bestattungen nachgewiesen sein. Also man darf hier ein keltisches Kulturzentrum ähnlich Gebiet um die Heuneburg oder bei dem vermutlich zu einem Zentrum auf dem Hohenasperg gehörenden Fürstengrab von Hochdorf vermuten. Mit den mittelbadisch/elsässischen Hügelgräbern werden umfangreiche Befestigungswerke am Battert nördlich von Baden-Baden in Verbindung gebracht. Der Battert liegt zwischen Murg- und Oostal, er ist etwas über 10 km Luftlinie vom Mahlberg entfernt.

Hohlohsee

Misst man die Luftlinien nach Neuenbürg auf der Landkarte aus und zieht dabei noch Nagold mit in Betracht, das mit dem „Krautbühl“ ebenfalls ein Fürstengrab besitzt, dann ist der Hohenasperg am weitesten von Neuenbürg entfernt (knapp 41 km). Das überrascht etwas, denn das Keltenzentrum am Hohenasperg müßte durch die Verbindung über die Enz eine besondere Stellung gegenüber Neuenbürg gehabt haben. Der Battert liegt Neuenbürg mit etwas weniger als 26 km am nähesten. Hochdorf käme mit knapp 31 km auf den zweiten Platz. Nagold (knapp 34 km) wäre mit leichtem Vorsprung vor Hügelsheim (knapp 37 km) Dritter. Dieser Vergleich setzt voraus, daß es in der Hallstattzeit einen Zeitraum gegeben hat, in dem diese keltischen Zentren gleichermaßen aktiv waren.

Steg am Hohlohsee zur Besucherführung

Wo werden die Verbindungswege verlaufen sein? Die Optionen müßten ziemlich zahlreich sein, denn vermutlich war das Gebiet zwischen Neunbürg und Murgtal so löchrig wie ein Schweizer Käse und zudem wären auch kombinierte Transporte denkbar. Also vielleicht ein Schwertransport per Karren bis zu einem der in den Rhein mündenden Gewässer und dann weiter nach Hügelsheim. Aus römischer Zeit ist der Abzweig von der durch das Rheintal führenden Straße bei Ettlingen in Richtung auf Pforzheim/Portus an der Enz bekannt. Vielleicht wäre das auch der passende Weg für eine repräsentative Hohenasperger/Neuenbürger Delegation mit Pferd und Wagen zur prachtvollen Hügelsheimer Beerdigung gewesen. Aber die Luftlinie Neuenbürg - Ettlingen entspricht etwa der direkt zum Murgtal, also zumindest wenn man etwas auf dem eigenen Rücken oder mit geführten Tragtieren transportiert wären solche Direktverbindungen näher gelegen.

Hohlohturm bzw. Kaiser-Wilhelm-Turm

Sucht man in Google Maps per „Route verbinden“ zwischen Neuenbürg und Ebersteinburg (da liegt der Battert) eine Verbindung, dann wird einem der Weg über Dobel, Bad Herrenalb und Loffenau vorgeschlagen. Im letzten Bild des Mahlberg-Eintrages führt diese Straße hinter Mauzenstein und Mauzenberg (759 m) über das Käppele (538 m). In Laufnähe, dort gibt es einen Parkplatz, von dem aus viele ihre Mauzen- und Bernstein-Wanderung starten. Interessant ist die „Zu Fuß“-Option in Google-Maps. Da führt der Weg sogar zwischen Mahlberg und Mauzenberg durch. Diese „Zu Fuß“-Option scheint mittlerweile auch bei Waldstrecken überraschend gut mit Wegen bestückt zu sein. Sie ist aber für unsere Zwecke noch nicht so ideal. Google kennt anscheinend die Waldwirtschaftswege, aber nicht unbedingt die Fußpfade, die teilweise „schon ewig“ benutzt wurden. Präferenzen bei den Höhenunterschieden sind auch nicht einbeziehbar. Abgesehen von diesen Feinheiten ist das Ergebnis der „Zu Fuß“-Option aber doch schon ganz interessant.

Hohlohturm bzw. Kaiser-Wilhelm-Turm

D.h. es gab vermutlich zahlreiche bessere Optionen und man wird das weiter murgaufwärts liegende Gebiet am Hohloh weitgehend ausschließen können. Der kleine Vorteil dieses Gebiets ist nur, daß man hier eine Direktverbindung von Murg- und Enztal hätte. Das Hohloh-Platau liegt auf der einen Seite am Murgtal und zur anderen Seite entwässert es in die Enz. In das Gebiet kann man schon bei Loffenau bei der Teufelsmühle aufsteigen und kommt dann auf Plateaus, die verglichen dem Mauzenberg ein Stockwerk höher liegen. Für die Teufelsmühle werden 908 m angegeben, auf dem Hohlohplateau ist man fast bei 1000 m und auf dem Hohlohturm (auch Kaiser-Wilhelm-Turm) schafft man es über die 1000.

Blick vom Hohlohturm über Murg- und Oostal in Richtung Rhein

Bild 7 ist ein Panorama aus vier Fotografien. Man kommt die Straße von Reichental links hoch, fährt noch Stück die Bergkante entlang und steigt dann nach rechts in die erste zu sehende Vertiefung ab. Dort liegen die Häuser von Kaltenbronn. Wer sich über die Lage dort oben mittels der Karte in dem Faltblatt Naturschutzgebiete Hohlohsee und Wildseemoor (pdf) genauer informieren will: Der etwas rechts von der Mitte zu sehende Weg ist ein Fußweg vor zur Straße, vorne liegt die Schwarzmißhütte. In der Richtung des Weges sieht man auch etwas Taldunst, zwischen dem Tal und Kaltenbronn liegt wieder eine plateauartige Fläche, auf der sich der Wildsee befindet.

Zur jüngeren Geschichte des Hohlohsees gibt es interessante Informationen von Fritz Möbus. Luftbilder der Moorseen kann man sich beim Tourismus Zweckverband „Im Tal der Murg“ ansehen. Zu nennen ist auch eine Website eines eigenen Infozentrums für das Gebiet.

Panorama vom Hohlohturm über das Gebiet am Hohloh

Es gibt einige Sagen zu den Seen. Die oben genannte Bezeichnung „Teufelsmühle“ hat auch so einen sagenhaften Ursprung, mit der man die dort herumliegenden Steine erklärt hat. Wahrscheinlich haben die Kelten diese besonderen Naturerscheinungen in ähnlicher Weise verarbeitet. Die Sagen zu den Seen haben meist etwas mit deren Tiefe und dem Verschwinden im See zu tun, wirken also nicht so spezifisch auf das Gebiet zugeschnitten. Eine Sage wirkt sogar etwas überzogen - wenn man einen Stein in den Hohlohsee wirft, dann droht ein Unwetter über dem See und das Wasser gerät in Wallung. Man könnte denken, so eine Sage funktioniert überhaupt nicht, das können ja alle ausprobieren und dann ist es vorbei. Aber vielleicht hat diese Sage sogar die ältesten Vorläufer. Als wir (ohne Steine in den See zu werfen) zum Parkplatz zurück kamen hat es genieselt, an einem Parkplatz an der Kante zum Murgtal hin haben wir nochmal geparkt (Bild 8), da war es in Richtung Murgtal nur grau. Weiter unten dann wieder friedlicher leichter Regen. Und vor über 20 Jahren bin ich mal auf der Rückfahrt vom Hohlohsee mit dem Fahrrad von einem Sommergewitter überrascht worden. Glücklicherweise in der Nähe der Schwarzmisshütte. Damals war unten in den Tälern am ganzen Tag Sonnenschein und niemand dachte daran, daß Gewitter durchziehen. Also die Gegend da oben ist schon sehr besonders.

Beim Hohloh an der Straße in Richtung Reichental

Nun noch ein Blick zu den hessischen Kelten. Rolf Bierwirth wandert derzeit vormals keltische Höhen nahe Frankfurt ab. Sein letzter Eintrag handelt vom Altkönig, dort gibt es mit dem Ringwall Altkönig keltische Befestigungen. Also neben potentiellen Wanderern an Limes und Hadrianswall sollten auch die Vorgeschichtsinteressenten aus dem Frankfurter Raum mal bei ihm vorbeisehen. Aus der Zeit von Rolfs Limeswanderung stammt sein Abstecher zum Glauberg, damals war das Museum noch nicht eröffnet. Ich hatte im Mahlberg-Eintrag die germanischen Höhensiedlungen erwähnt, von der aber keine in Mahlbergnähe verzeichnet war. Auf dem Glauberg war hingegen so eine Siedlung. Er gilt auch als bedeutender Fundplatz des 4./5. Jahrhunderts. Schließlich noch der Hinweis von Rolf auf die Website Hessen-Archäologie, mit mehreren Beiträgen pro Monat eine sehr gute Informationsquelle über archäologische Neuigkeiten in Hessen.

Freitag, 12. Oktober 2012

Gemischte Links mit Mahlberg

Bei Quizzy ist regelmäßig etwas zur Geschichte zu finden, meist mit Bezug zu München. Letzten Sonntag hat sie unter dem Titel „Silberadler und weiß-blauer Löwe“ die Burg zu Burghausen und die dort bis zum 4. November stattfindende Ausstellung „Verbündet – Verfeindet – Verschwägert. Bayern und Österreich“ empfohlen.

Schon zuvor wurde mir Burghausen ähnlich begeistert nahegelegt. Ich spüre noch nicht so recht die Lücke, die Burg ist ja nicht aus meinem Kernzeitbereich. Vielleicht kommen irgendwann Burg und passende Ausstellung zusammen. Anders ist das mit den Kelten und Römern am Chiemsee. Da gab es auch Empfehlungen, aber es gibt keine Ausrede. Letzte Woche war dort das Historische Bedaius Familienfest 2012. Ich habe es zumindest am selben Tag mitbekommen und wenige Stunden vor Veranstaltungsende weitergetwittert - vielleicht hat das einem Anwohner noch geholfen. Uns bleiben zahlreiche Links auf der Website, einer zu einem Video vom Juni mit Ministerpräsident Horst Seehofer auf dem nachgebauten Römerschiff Victoria.

Von Peter Jackson wird es eine Serie Hobbit-Filme geben. Kann sein, daß ich das mit kleinem Interesse schon mitbekommen habe, jetzt ist es durch Marcellina richtig hängen geblieben. Sie hat über Tolkien’s Celtic Influences, Perhaps Seen Here In The Alps geschrieben, ein Muß für alle Tolkien-, Peter Jackson, Herr der Ringe etc. -Fans.

Es gab schon vor „Herr der Ringe“ Filme von Peter Jackson. Braindead hat einen gewissen Kultstatus. Man muß den Humor von Braindead mögen, für viele ist dieser Film wirklich nichts. Aber er ist nicht wegen Gewaltverherrlichung oder so etwas ähnlichem Kult, sondern als Horror-/Splatterfilm-Persiflage. Jetzt sehe ich in der Wikipedia „Altersfreigabe FSK ungeprüft, bundesweit beschlagnahmt“, und bin anderseits vor ein paar Wochen an Walhalla Rising geraten, der mit ziemlich herben Szenen „FSK 16“ ist. Vielleicht ist Persiflage vs. „künstlerischer Anspruch“ das Problem, oder vielleicht nur die Persiflage? Wie dem auch ist, aber man stelle sich vor, Peter Jackson hätte mit seinem möglicherweise inkorrekten Vorleben hierzulande versucht, mit bundesdeutscher Filmförderung einen Film zu drehen. Gut, ich habe keine Ahnung und vielleicht nur Vorurteile.

Zu den Alpen sei noch der Blog Rückwege – Alpine Archäologie in der Silvretta erwähnt.

Aus nördlicher Richtung herangezoomter Mahlberg

Nach Stuttgart, dort hat im September die Ausstellung „Die Welt der Kelten“ begonnen und bei New at LacusCurtius & Livius gibt es dazu eine kleine Besprechung. Das in „Nochmal Denkmaltag“ erwähnte, zur Ausstellung passende 15-minütiges Interview mit Prof. Dr. Dirk Krausse in der ZDF-Mediathek ist immer noch zugreifbar.

Nach dem Blog-Eintrag ist mir zu diesem 15-minütigen Video der Pernicka-Brief eingefallen. Es ging dabei um einen offenen Brief von Prof. Dr. Ernst Pernicka an den Programmdirektor des ZDF wegen einer Sendung in der Reihe „Terra-X“. Den offenen Brief kann man immer noch in dieser pdf-Ausgabe der Zeitschrift Forum Classicum des Deutschen Altphilologenverbandes nachlesen. Eigentlich sollten sich die Wissenschaftler über die heutigen Möglichkeiten freuen. Man kann die Sache in langen Interviews auf den Punkt bringen und auf der eigenen Homepage darauf verweisen. Und wenn ein nachträgliches Entstellen oder ein Depublizieren droht, dann kann man die Videos auch selbst produzieren und unter einem eigenen Account im Internet veröffentlichen.

Man könnte die neuen Möglichkeiten auch der Klage in dem Artikel „Troia steckt im tiefen Tal“ entgegen halten (ich hatte den Artikel schon in einem früheren Eintrag verlinkt). Nach dem Artikel vernachlässigt die Tübinger Uni-Sammlung das Thema Troja sträflich, zeigt nur ein paar Funde Schliemanns, erwähnt den Verlauf und die Ergebnisse der Korfmann-Grabung nicht und der Name Pernicka kommt überhaupt nicht vor. Vielleicht würde wichtiger sein, alles erst einmal in das Netz zu bekommen, und die Leute klicken sich ihre Favoriten selbst zusammen. Vielleicht werden solche Favoritenlisten in Zukunft dann von den Austellungsmachern ausgewertet.

Ein Blick auf eine aktuelle Tübinger Ausstellung: „KultOrte. Mythen, Wissenschaft und Alltag in den Tempeln Ägyptens“ soll dort ab 18. Oktober zu sehen sein. Zu loben ist, daß die vermutlich mit Steuergeldern erstellte Pressemitteilung der Tübinger von allen frei lesbar in das Internet eingestellt wurde. Zu bemängeln ist, daß die „Einladung zur Pressevorbesichtigung“ sich nicht explizit an alle richtet, die über die Ausstellung berichten wollen. Man könnte sich ja schon daran anpassen, daß man die Leute im Netz für das Promoten von Videos und 3D-Scan-Sammlungen braucht.

Aufnahme von Spessart in Richtung Schöllbronn

In dem Zusammenhang hatte das Universalmuseum Joanneum eine Superidee: wer die Ausstellungen und Veranstaltungen des Joanneums besuchen und darüber in sozialen Netzwerken berichten will - erwünscht sind ein „ehrliches Feedback und Kommentare über unsere Aktivitäten und Ausstellungen auf Blogs, Facebook, Twitter, YouTube & Co“ - der kann sich bis zum 31. Oktober 2012 bewerben und bei Erfolg eine Gratis-Jahreskarte für zwei Personen bekommen. Eine Win-Win-Situation - die Museumsfans sparen sich den Eintritt und das Universalmuseum bleibt in den sozialen Netzen im Gespräch!

Zum kostenlosen Eintritt fehlen noch die Häppchen. Die gibt es wirklich, und sogar für alle. In dem Fall hausgemachte Schmankerln und ein Gläschen Wein zu einer kostenlosen Abendveranstaltung am 19. Oktober im Archäologischen Museum der Stadt Kelheim. Thema sind die „Schratzellöcher - Sagenhafte unterirdische Welten“. In der Veranstaltung im Rahmen der Kelheimer Kulturtage soll ein buntes Potpourri geboten werden, das sowohl informiert als auch unterhält.

Bei der Gelegenheit auch ein Hinweis auf die Verlängerung der Ausstellung „Ritter, Recken, edle Frauen – Burg Prunn und das Nibelungenlied“ bis übermorgen. Auf die Ausstellung hatte ich im Eintrag über das Kelheimer Archäologische Museum hingewiesen. Stephan hat die seinerzeit verlinkten Informationen zur Ausstellung schon upgedatet.

In der Münchner Archäologischen Staatssammlung kann man seit heute die Ausstellung „1636 – ihre letzte Schlacht“ besichtigen. Eventuell sollte man mit dem Besuch bis zur Langen Nacht der Münchner Museen am 20.10.2012 warten. Da gibt es Führungen durch die Ausstellungen und einen „Barbetrieb“.

Blick vom Mahlbergturm durch den Murgtalausgang in das Rheintal

Auf der anderen Seite des Englischen Gartens wurde Ende August eine Fliegerbombe gesprengt. Naja, das hat natürlich schon mit Geschichte zu tun, Marcellina hat ihren Beitrag mit „A Little Re-Enactment in Schwabing, Courtesy Of The U.S.A.“ überschrieben. Aber nachdem ich mich bisweilen in Theorien versteige, was mit den neuen Social-Media-Möglichkeiten gemacht werden sollen könnte, will ich jetzt auf diese erfrischende Praxis-Analyse von Dr. Christian Gries hinaus: „Die Nacht mit der Bombe oder was die Behörden von Social Media lernen können“.

Nun zum Mahlberg, der kam schon in meinen beiden letzten Einträgen zu Moosbronn und zum Mauzenstein vor. Zur Erinnerung: in dem unterhalb des Mahlbergs liegenden Moosbronn spielt der Lindenbrunnen eine besondere Rolle, in manchen Sagen ist die Quelle mit der Linde der Anlaß für die Wallfahrtskirche. Das hat sich aber in der jüngeren Vergangenheit (17. Jahrhundert) abgespielt. Also wenn tatsächlich zuerst die Quelle eine besondere Rolle hatte, dann könnte sie diese auch erst in christlicher Zeit bekommen haben.

Eine Verbindung zu einem vorgeschichtlichen Kultort ist schwer zu konstruieren, weil das Gebiet erst spätmittelalterlich besiedelt wurde. Nun habe ich aber noch zum Mahlberg die Verbindung zum germanischen „Mahal“ für Gericht, Gerichtsstätte, Gerichtsversammlung gefunden. Es gibt dazu mehrere Stellen im Internet und viele Orte mit der Vorsilbe „Mal“ oder „Mahl“, also könnte diese Verbindung plausibel sein.

Vom Mahlbergturm fotografierter Bergrücken mit dem Mauzenberg

Es bleibt aber, daß das Gebiet nordöstlich des Mahlbergs zwischen Rhein und Alb erst spät besiedelt wurde. Also diese gute Sichtbarkeit, die der Mahlberg in großen Teilen dieses Gebiets hat, kann kaum eine besondere Rolle gespielt haben. Im ersten Bild ist die Kuppe von Schöllbronn aus herangezoomt aufgenommen, das zweite Bild ist von Spessart in Richtung auf Schöllbronn aufgenommen (beides früher selbständige Dörfer, die nach Ettlingen eingemeindet wurden). Der zweite Aufnahmeort ist fast 9 Kilometer Luftlinie vom Mahlberg entfernt. Weiter waren hier ursprünglich die Kelten - Neuenbürg mit seiner keltischen Eisenproduktion liegt etwa 16 Kilometer östlich des Mahlbergs. Dann kamen die Römer und erst nach dem Limes-Fall geriet das Gebiet dauerhaft unter germanische Herrschaft.

Es soll in der Zeit nach Ende der Römerherrschaft ein Phase mit zahlreichen germanischen Höhensiedlungen gegeben haben. Der Ausstellungskatalog „Imperium Romanum. Römer, Christen, Alamannen - Die Spätantike am Oberrhein“ enthält zwei Artikel, die sich mit solchen Höhensiedlungen beschäftigen. Allerdings sind dort keine Beispiele in diesem Gebiet verzeichnet. Ich glaube nicht, daß sich der Mahlberg für so eine Höhensiedlung geeignet hätte, weil man von da zu weit von den Wegen im Murgtal und der ehemaligen Römerstraße im Rheintal entfernt gewesen wäre. Interessanter wäre vielleicht eher der Berg in dem vom Mahlbergturm aus aufgenommenen Bild 3 (auf dem Panorama im Mauzenstein-Eintrag ist er links vom Mahlberg zu sehen). Oder ein dem Rheintal zuliegender Berg auf der anderen Murgseite. Als zeitweiliger Versammlungsort, der ggf. etwas fernab dem täglichen Leben liegen sollte, wäre die Mahlbergspitze hingegen durchaus geeignet gewesen. Oben hätte es für Versammlungen viel Platz gegeben.

Bild 4 ist ein Panorama aus drei Aufnahmen vom Mahlbergturm in Richtung auf den Mauzenberg. Links sieht man die Straße von Moosbronn/Althof, die zu dem gleich beim Berganstieg auf der anderen Seite liegenden Bernbach und dann weiter nach Bad Herrenalb führt. Die Drachenflugrampe, von der ich die Fotos für das Panorama im Blog-Eintrag zum Mauzenstein gemacht habe, liegt etwa unterhalb des ersten Hochpunktes, links neben der Rampe gibt es eine etwas glänzenden Stelle im Wald. Geht man die Höhenlinie weiter nach rechts, dann kommen zwei Höcker, da sollte der Mauzenberg der zweite Höcker sein und der Mauzenstein links unterhalb davon liegen.

Dienstag, 25. September 2012

Moosbronn

Auf dem ersten Bild des Blog-Eintrags über den Mauzenstein war ganz rechts in der Mulde schon ein wenig von der Ortschaft Moosbronn zu sehen. Hier ist als erstes Bild eine Aufnahme von Moosbronn vom Juni 2006 eingestellt. Aus der Gegenrichtung, von oberhalb der Mulde und ein wenig um den Mahlberg herum. Der Anstieg im Hintergrund des Bildes führt zum Mauzenstein, die gelichtete Stelle ist aber nicht die Drachenflugrampe, die liegt höher weiter rechts.

Moosbronn

Abgesehen vom ersten Bild sind alle Aufnahmen von Moosbronn und vom Mauzenstein in den beiden Blog-Einträgen an einem Tag in diesem September gemacht. An dem Tag wollte aber keine Sonne auf Moosbronn scheinen, wenn ich es vor der Kamera hatte.

Moosbronn

Moosbronn ist ein Marien-Wallfahrtsort. Die Wikipedia zieht zur Entstehung zwei Geschichten zusammen, die ich kenne. In der einen konnte ein Mann seinen den Mahlberg herunterrollenden Wagen nur noch durch ein „Maria hilf“ stoppen, in der anderen Geschichte gab es eine Quelle (den heutigen Lindenbrunnen) mit einer mächtigen Linde, in deren Stamm ein Marienbild gefunden wurde. Auf einem nahegelegenen Platz sind dann sonderbare Feuer niedergefahren. Die wurden als Zeichen interpretiert, dort eine Kapelle zu errichten, in der man das Marienbild zur Verehrung aufstellen konnte. Woraufhin das Holz der Linde und das Wasser heilkräftig wurde. Nach diesen beiden Geschichten wurde zunächst eine Holzkirche von „den Leuten im Tal“ errichtet, in der Wikipedia-Variante war der Bauernknecht dafür verantwortlich, in der Variante der Erzdiözese Freiburg hat sein Herr eine erste Kapelle errichtet. In dem Gebiet wurde gegen Kriegsende noch gekämpft, das Stadtwiki Karlsruhe erwähnt Schäden durch Artilleriebeschuss am steinernen Nachfolgebau.

Moosbronner Lindenbrunnen

Jedenfalls spielt je nach Legende die Linde und der Brunnen eine besondere Rolle und die Kirche ist tatsächlich nur etwa 60 Meter vom Lindenbrunnen entfernt. Folgt man den Legenden, hat sich die christliche Vereinnahmung der Quelle aber erst im 17. Jahrhundert abgespielt. Und die Besiedelung des Nordschwarzwaldes zwischen Rhein, Alb und Murgtal soll erst ab dem christlichen Spätmittelalter erfolgt sein. Also eine Kontinuität zu einem vorgeschichtlichen Kultort wäre schwer zu konstruieren. Wobei ich aber davon ausgehe, daß Vorzeitler, die den Mauzenstein kannten, auch über diese in der Nähe liegenden Quellen Bescheid wußten.

Die letzten beiden Bilder sind von der Münchner Glyptothek und von der goldenen Athene, die zur Ausstellung „Die Unsterblichen – Götter Griechenlands“ vor den Antikensammlungen aufgestellt wurde. Mit den Fotos will ich einen Hinweis auf die 14. Lange Nacht der Münchner Museen am 20. Oktober 2012 verbinden. Ich war letzten Sonntag mit meiner Mutter in der Unsterblichen-Ausstellung, da waren schnell eineinhalb Stunden weg. Den kleineren Teil der Ausstellung in der Glyptothek haben wir uns nicht mehr angesehen. Länger hängen bleiben ist vielleicht nicht die beste Strategie in der Münchner Museumsnacht. Man muß auch sehen, daß man wahrscheinlich nicht bis zum Ende der Nacht durchhält, siehe der von uns vor zwei Jahren festgestellte dünne Besuch ab Mitternacht.

Münchner Glyptothek

Gerade im Fall von Antikensammlungen und Glyptothek bietet sich wegen den geringen Eintrittspreisen entweder ein Sonntagsbesuch zu einem bzw. zwei Euro für beide Häuser oder ein Besuch für wenig mehr Geld unter der Woche in Verbindung mit einer kostenlosen Führung an. Also vielleicht sollte man in der Museumsnacht nicht tiefer einsteigen, sondern alles mal abklappern, was man sowieso besuchen wollte aber dann doch jahrelang nicht mehr hingekommen ist? Und sich von Event zu Event durchhangeln, um das Interesse wachzuhalten? Die MVV-Benutzung könnte auch ein gewichtiges Argument sein, je nachdem woher man kommt.

Goldene Athene vor Münchner Antikensammlungen

Abschließend noch der Hinweis auf die aktualisierten News von Werner Lang. Ende August und im September ist einiges dazugekommen, u.a. eine längere Fotostrecke von den Römertagen am Limes-Kastell Pohl.

Freitag, 21. September 2012

Der Mauzenstein

Ein Foto des Mauzensteins hatte ich schon im Blog-Eintrag über Stephan Gröschlers „Kraftvolle Orte“. Der Mauzenstein liegt im Nordschwarzwald oberhalb des Murgtales auf einem Höhenzug, von dem man bis in das Rheintal blicken kann.

Panorama von einer Drachenflugrampe in der Nähe des Mauzensteins

Im genannten Blog-Eintrag konnte man einen etwas dunstigen Blick vom nahen Bernstein in Richtung Rheintal werfen. Der Bernstein liegt westlich des Mauzensteins. Hier ist im ersten Bild ein Panorama aus vier Fotos von einer nördlich von Bern- und Mauzenstein in ähnlicher Höhe liegenden Drachenflugrampe zu sehen. Das Murgtal befindet sich links im Panorama und endet zur Mitte hin in das Rheintal. Rechts neben der Mitte ein Geländesattel hinüber zum Mahlberg, der Turm auf dem Mahlberg ist eher nicht mehr erkennbar. Das Gebiet hin zur Mulde auf der rechten Seite des Mahlbergs entwässert in die Moosalb, die dann nach einigen Kilometern bei Fischweier in die Alb mündet. Wer sich an den Siedlungen orientieren will: vorne rechts sieht man Althof, dahinter in der erwähnten Mulde liegt Moosbronn und darüber sind Häuser von Freiolsheim zu sehen.

Mauzenstein am ansteigenden Weg im Hintergrund der Wegekreuzung

Der Mauzenstein liegt von Jungwald umgeben ein Stück unterhalb der südlich von ihm gelegenen Kuppe des Mauzenbergs. Die Situation kann man sich mit dem zweiten Bild zusammen mit dem Luftbild von Google Maps veranschaulichen.

Mauzenstein

In Google Maps sieht man nordwestlich vom Mauzenstein eine Wegkreuzung, ein Stück weiter habe ich Bild 2 aufgenommen. Auf Bild 2 sieht man im Vordergrund eine eher ebene Fläche. Dann steigt der Hang an auf dem der Mauzenstein liegt, eine seiner Ecken ist im Hintergrund erkennbar. Die Ringe sind nur auf der Oberseite und auf der südwestlichen Seite des Steins zu sehen. An der südwestlichen Seite führt heute der Weg vorbei. Wenn es eine Schauseite gegeben hat und das die südwestliche war, dann hätte man in Richtung Osten bei abgeholztem Wald eine Fernsicht gehabt.

Mauzenstein

Insbesonders bei einem klaren Himmel müßte das Szenario beeindruckend gewesen sein, wenn man sich eine nächtliche Veranstaltung mit beleuchteten Schalen/Näpfen/Ringen vorstellt. Aber wie der Stein genutzt wurde ist Spekulation. In der Wikipedia finden sich verschiedene Deutungen der Schalensteine. Im Falle des Mauzenstein geht die Deutung in Richtung Sternbilddarstellung. Ein Schild gibt an „Man nimmt an, daß der Stein in der Frühzeit der Besiedlung dem Astralkult (Verehrung der Gestirne) diente“.

Mauzenstein

Bei den Schalen/Näpfen/Ringen soll es sich um eine Abbildung des Großen Bären/großen Wagen in der Richtung handeln, wie er am Winterhimmel um Mitternacht zu sehen ist. Wenn es so ist, dann müßte es mit astronomischen Kenntnissen einfach sein, die Schalen den Sternen zuzuordnen.

Mauzenstein

Ich habe beim Surfen keine solche Zuordnung gefunden. Also werde ich mal selbst versuchen, den Großen Bären am Winterhimmel zu erkennen, und irgendwann geht es dann zur genaueren Napf-Vermessung wieder hoch zum Mauzenstein. Das ausgeklappte Metermaß diente bei diesem Besuch nur der besseren Veranschaulichung der Größenverhältnisse. Der Mauzenstein ist über 2 Meter breit und mehr als 4 Meter lang, die großen Schalen haben einen Durchmesser von 20 cm.

Donnerstag, 6. September 2012

Nochmal Denkmaltag

Nochmal der Hinweis auf den Tag des offenen Denkmals 2012. Archäologie Online hat bundesweit einige Veranstaltungen ausgesucht.

Wer gerne Kultur- und Baudenkmäler fotografiert und mit den Fotos nicht gleich selbst eine Blog-Karriere starten will, kann mit den gewonnenen Schätzen beim Fotowettbewerb Wiki Loves Monuments 2012 teilnehmen. Für die Besitzer passender Smartphones gibt es zum Wettbewerb eine Wiki Loves Monuments Android app.

Es lohnt sich, in einem größeren Radius im Denkmaltag-Programm nachzusuchen. Manche Veranstaltungen lassen sich zu einem Paket verbinden - ich hatte im letzten Eintrag über Open Access die Kombination von Eining, Abensberg, Kelheim und Essing erwähnt. Manche Ziele sind nur am Denkmaltag für die Allgemeinheit geöffnet, etwa der römische Ziegelbrennofen von Karlsruhe-Grünwinkel. Ich habe nur durch das Programm mitbekommen, daß es von dem noch Reste gibt und wo die sich befinden. Und manchmal hat man große Veranstaltungen auf dieses Wochenende gelegt - beim neuen Schutzhaus und römischen Küchen- und Heilkräuter-Lehrgarten der Villa Rustica Peiting gibt es am Wochenende ein zweitägiges Fest mit Porcetta, römischem Essen und verschiedenen Vorführungen.

Auf der Heuneburg finden am Sonntag ebenfalls mehrere Veranstaltungen statt, darunter eine Führung zu den aktuellen Grabungen. Derzeit gibt es noch ein super 15-minütiges Interview zur Heuneburg mit Prof. Dr. Dirk Krausse in der ZDF-Mediathek. Ich weiß nicht, ob ich so einen Link überhaupt bringen soll - wenn die 7-Tage-Regel gilt, dann wird der Beitrag morgen depubliziert.

Freitag, 31. August 2012

Open Access

„Open Access (englisch für offener Zugang)“ bezeichnet nach der Wikipedia den „freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen Materialien im Internet“. „Ein wissenschaftliches Dokument unter Open-Access-Bedingungen zu publizieren gibt jedermann die Erlaubnis, dieses Dokument zu lesen, herunterzuladen, zu speichern, es zu verlinken, zu drucken und damit entgeltfrei zu nutzen.“ Viele weitere Infos zu Open Access gibt es auf open-access.net. Wer tiefer einsteigen will, sollte sich zusätzlich die Diskussion eines Telepolis-Artikels bei Archivalia ansehen. Bei Archivalia gibt es über die Rubrik „Open Access“ weitere interessante Einträge.

Das Thema Open Access hat durch das Problem überteuerter wissenschaftlicher Zeitschriften eine breitere Öffentlichkeit bekommen. Ich hatte im Eintrag zu den Wissenschaftsblogs auf „Boykottiert Elsevier! Ich boykottiere Elsevier!“ von Prof. Günter M. Ziegler hingewiesen. Aktuell gab es in der taz einen Artikel zu diesem Thema. Das im Artikel angerissene Schema ist wie folgt: für die wissenschaftliche Karriere sind Publikationen in angesehenen Zeitschriften notwendig. Um die Publikation dort unterzubringen, muß ein Begutachtungsprozeß durch andere Wissenschaftler durchlaufen werden. Der Wissenschaftler erhält nach meinem Wissen normalerweise kein Honorar für die Publikation. Um die Publikation dem Wissenschaftsbetrieb zur Verfügung zu stellen, müssen die Bibliotheken die Zeitschriften kaufen.

In den Medien wurde teilweise polarisiert zwischen dem „bösen“ Verlag und den steuerfinanzierten wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit denen der Verlag überhohe Renditen erzielt. Es müßte aber auch „gute“ Verlage geben, die eine Dienstleistung zu fairen Preisen bieten. Außerdem sogar „selbstlose“ - ich bin mal zufällig im Netz auf Arbeiten gestoßen, die ich in den 1980ern fotokopiert habe und die mittlerweile frei zugreifbar sind - ich glaube diese Zeitschrift wurde durch einen US-Verein verlegt. Weiter ist nicht alle Wissenschaft steuerfinanziert, viele Leistungen werden sogar kostenlos erbracht. Die Studien- und Diplomarbeiten, die ich seinerzeit kannte, entstanden meist in einem Umfeld von einer oder mehreren Doktorarbeiten. Bezahlt wurde nur die Betreuerin oder der Betreuer, meist über eine Assistentenstelle, in deren Rahmen promoviert werden konnte.

Manche Zeitschriften mögen für die wissenschaftliche Reputation eine Schlüsselposition haben. Aber wie angeklungen gibt es auch andere wissenschaftliche Veröffentlichungen. Das „Geld zusammen bekommen“ für einen Tagungsband habe ich schon zu meiner Studentenzeit mitbekommen. Bei dem Modell gibt es einen Zuschuß, damit das Werk gedruckt wird, und der Tagungsband ist wie ein normales Buch im Handel erhältlich. Weitere Beispiele für dieses Zuschußmodell gibt es bei „Antike und Abendland“ unter dem Titel „Weitere Schnäppchen, ambivalent“. Für Werke in der Art der „Prinzenbildnisse antoninischer Zeit“ schätzt Prof. Dr. Uwe Walter bis zu fünfstellige Summen als Druckkostenzuschuss.

Prof. Dr. Uwe Walter glaubt, daß dieses Buch als Standardwerk „in zwanzig Jahren noch eine maßgebliche Referenz sein wird“. Für mich klingt das wie eine Drohung. In einer Computerzeitschrift gab es vor zwei Wochen einen Artikel darüber, wie man mit kostenloser 3D-Software 3D-Scans aufbereiten kann (c't 18/2012). Das Ergebnis kann man entweder per 3D-Druck ausgeben, in eine PDF-Datei einbinden und über den Adobe Reader betrachten oder drehbar in eine Website einbinden. Der Artikel baut auf einen früheren Artikel auf, in dem es darum ging, wie man günstig zu 3D-Scans kommt. Beide Artikel richten sich an 3D-Anfänger. 3D-Scans gingen nach der c't schon mit größeren Fotoserien aus Digitalkameras. Bei freistehenden Objekten in Museen mit Fotografiererlaubnis sollte das also schon funktionieren. Vermutlich wird es bei Vitrinen Schwierigkeiten geben - ich weiß es nicht, ich habe es nicht ausprobiert. Die Scans müssen wie im neueren Artikel beschrieben noch nachbearbeitet werden.

Vielleicht lässt sich die bessere neue Technologie in zweckmäßiger Weise mit Open Access verbinden. Der Wikipedia-Artikel zu Open Access erwähnt weitere Nutzungsrechte, die eingeräumt werden können „welche die freie Nach- und Weiternutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder auch Veränderung der Dokumente ermöglichen können.“ Vielleicht liefert ein örtliches Museum die Rohscans in Profiqualität, weil gerade ein passendes Gerät durchgereicht wurde. Oder es unterstützt nur das Erstellen der Scans in einem Open-Access-Projekt. In der örtlichen Schule werden die Rohscans vielleicht im Mathematik-Unterricht (3D, Geometrie?) überarbeitet und danach frei verwendbar zur Verfügung gestellt. Und ein Wissenschaftler illustriert später damit seine wissenschaftliche Arbeit.

Zurück zum real existierenden Open Access und schon heute frei downloadbaren wissenschaftlichen Arbeiten: im Novaesium-Blog hat Dr. Jürgen Franssen über „Frei zugängliche Ressourcen für Altertumswissenschaften“ geschrieben. Außerdem gibt es bei ihm noch einen Beitrag über „DAI und Open Access? Fehlanzeige!“.

Ich will jetzt noch einen Schlenker zur „normalen“ Buchproduktion machen. Vom Verlag Voland & Quist gibt es einen Blog-Eintrag zur Buchkalkulation: „Buchkalkulation – Was verdienen Autor und Verlag an Büchern?“. In den Kommentaren dort wird das Selfpublishing angesprochen, Interessenten sollten dazu gleich noch den Beitrag im literaturcafe.de ansehen. Würde ich für ein Buch über „Die schönsten Hügelgräber Süddeutschlands“ einen Verlag finden, dann stände etwa der Anteil für den Lektor für eine Beseitigung von Fehlern und schwer verständlichen Passagen. Vielleicht würde er mich auch im Winter rausschicken, weil Fotos von Hügelgräbern im Schnee ganz reizvoll wären. Der Verlag sorgt dafür, daß die Buchhandlungen etwas vom Buch mitbekommen und es in die Regale stellen. Selfpublishing wäre früher kaum eine Option gewesen, weil man die einzelnen Positionen in der Kalkulation kaum kostengünstig hätte ersetzen ersetzen können. Mittlerweile schon: mit einem E-Book könnte ich das Buch günstig online verkaufen, die Werbung selbst im Blog machen, und wenn es nur um das Hinkommen zu den Hügelgräbern geht, ist vielleicht der eine oder andere Rechtschreibfehler egal.

Jedenfalls ist es bei klassischer Buchproduktion und einem Verkauf über Ladengeschäfte für den Autor erstrebenswert, den Verlag in der durch die Kalkulation ausgedrückten Weise mit in das Boot zu bekommen, weil der sich dann aus eigenem Interesse für das Buch einsetzt. Umgekehrt darf der Autor keine konkurrierende Verwertung des Werks starten. Wenn da noch vertragliche Lücken hinsichtlich des Internets bestanden haben, wurden die vermutlich schon vor dem Jahr 2000 durch alle Verlage geschlossen. Über die Konstellation bei mit Zuschüssen entstandenen Zeitschriften und Büchern habe ich keine Ahnung, die Stellung gegenüber den Verlagen müßte aber besser sein. Insofern würde mich bei „DAI und Open Access? Fehlanzeige!“ nicht nur wie Dr. Jürgen Franssen wundern, daß die mittlerweile gemeinfreien Ausgaben nicht öffentlich gestellt wurden, die aktuellsten Ausgaben nach der Absichtserklärung könnten es vielleicht auch ohne zu große Probleme sein.

Abschließend noch ein paar Videos. „Archaeology is sexy“ bringt so ungefähr rüber, wie wir uns seinerzeit in der Technischen Hochschule die Zustände bei archäologischen Ausgrabungen vorgestellt haben. „Die Kelten kommen“ weist auf die am 15.9. in Stuttgart beginnende Ausstellung „Die Welt der Kelten“ hin. Echt schwäbisch sparsam das Video. Leider gibt es trotzdem mit einem Presseausweis freien Eintritt zur Ausstellung . Presseausweis reicht, man muß nichts über die Ausstellung schreiben, nicht mal einen Link zur Website twittern. So etwas ist nicht mehr zeitgemäß, schon garnicht angesichts solcher Argumentationen für ein Leistungsschutzrecht. (Nachträgliche Ergänzung: unbedingt zum Thema lesenswert sind auch die „Fünf entscheidenden Fragen zum Leistungsschutzrecht“ von Sascha Lobo). Noch zwei Videolinks: hier ein zeichnerisches Making Of des römischen Mausoleums von Bucelas und hier ein Video über die Ausrüstung eines Legionärs.

Das letzte Video wurde am Kastell Eining/Abusina aufgenommen und stammt aus einer kleinen Serie des nahe Eining gelegenen Stadtmuseums Abensberg. Dort ist noch bis zum 31. Oktober die Ausstellung „Römische Spuren“ zu sehen. Nicht weit entfernt liegt Kelheim und der Archäologiepark Altmühltal. Am Tag des offenen Denkmals 2012 kann man Eining und Abensberg mit einem kostenlosen Eintritt und Veranstaltungen im Kelheimer Archäologischen Museum kombinieren. Einen Tag früher, am 8.9.2012, mit urgeschichtlichen Funden im Felsenhäusl-Museum Essing.