Der Heiligenbuck gehört zu den Kategorien keltischer Großgrabhügel und „Fürstengrab“. Er befindet sich südlich von Hügelsheim direkt an der B36 zwischen der Einflugschneise des Flughafens Karlsruhe / Baden-Baden und der B36-Abfahrt zum Baden-Airpark. Das ist nahe des Rheins auf der östlichen Rheinseite etwa auf der Höhe von Baden-Baden. Von der Rheintalautobahn A5 ist der Grabhügel schnell zu erreichen: herunter an der Ausfahrt Baden-Baden, aber in die Gegenrichtung hin zur Staustufe Iffezheim. Die Straße zur Staustufe kreuzt die B36, auf die man in Richtung Hügelsheim und Baden-Airpark einbiegt.
Das Heiligenbuck soll schon antik beraubt worden sein. Der auf Bild 4 zu sehende Wagen ist eine zeichnerische Rekonstruktion aufgrund weniger Überbleibsel. Man glaubt aber aus dem wenigen Vorgefundenen auf eine Holzkammer mit typischer Fürstengrabausstattung mit Wagen, Trink- und Essgeschirr und eine Bestattung um 550 v.Chr. herum schließen zu können. Daß solche Großgrabhügel aufgrund ihrer auffälligen Erscheinung einen Namen bekommen haben, ist nicht ungewöhnlich. Das Gebiet um die Heuneburg kann eine kleine Liste davon aufbieten. Am bekanntesten dürfte dort wegen seiner Größe und den frühen Ausgrabungen der Hohmichele gewesen sein. Mittlerweile vermutlich in Konkurrenz mit dem Bettelbühl, dessen Name durch das im Bettelbühl-Gräberfeld gefundene „Fürstinnengrab“ immer wieder in die Medien gekommen ist.
Die Anführungszeichen habe ich um die Fürsten gesetzt, weil meines Wissens nach weder klar ist, wie die Fürstentümer der Toten ausgesehen haben, noch ob die Toten tatsächlich dessen Regenten gewesen sind. Vielleicht sind sie Bruder oder Schwester der Fürstin oder des Fürsten gewesen? Ich weiß auch nicht, ob man mittlerweile irgendeine Vorstellung von den Verhältnissen zwischen den bekannten keltischen Zentren hat. Also vielleicht stand das „Keltenfürstentum“ von Hochdorf / Hohenasperg, das durch das unberaubte Grab von Hochdorf ungleich bekannter als Hügelsheim wurde, früher sogar im Schatten von Hügelsheim?
Die Entfernungen zwischen den keltischen Zentren sind teilweise überraschend klein. Ich hatte für den Eintrag „Hohloh und Hohlohsee“ ein paar Entfernungen auf der Karte ausgemessen. Also wenn die Zentren gleichzeitig bestanden haben, hätte man abends in einer Bierlaune in Neuenbürg beschließen können, die Kelten bei Hügelsheim zu besuchen, und nach einem Marsch in der Vollmondnacht wäre man am anderen Morgen dort eingetroffen.
Ich glaube so eine Kleinräumigkeit ist kein Argument gegen unabhängige keltische Zentren und mögliche Streitereien zwischen ihnen. Ohne das jetzt weiter nachrecherchieren zu wollen, beziehen sich Gemälde in der Trinkhalle Baden-Baden auf einen Grafen, der mit seiner Burg auf der einen Seite des nördlich von Baden-Baden liegenden Murgtals in Auseinandersetzungen mit Ortschaften auf der anderen Talseite verwickelt war. Und das ist nur ein kleines Teilgebiet des Keltendreiecks Hügelsheim, Nagold und Neuenbürg.
Eher finde ich rätselhaft, daß unabhängige Zentren so leicht zugänglich gewesen sind. Über den Rhein - ein Altrheinarm liegt noch näher als der heutige Rheinverlauf beim Grabhügel - wäre sogar eine schnelle Annäherung möglich, ohne daß eine möglicherweise dichte Bevölkerung im Umland mit Wachhunden viel davon mitbekommen würde. Also vielleicht gab es in der Zeit noch eine übergeordnete friedensstiftende Klammer.
Um 400 v.Chr. war es mit diesen möglicherweise friedlichen Zeiten aber vorbei. In dem Gebiet, wo später zwischen Murg- und Baden-Badener Oostal Burgen entstanden (an/auf dem Battert), soll es 400 v.Chr. eine umfangreiche keltische Befestigung gegeben haben. Das sind 150 Jahre nach dem Heiligenbuck-Begräbnis und mit Blick in Richtung Hügelsheim. Also wenn man Geschichte einfach so fortschreiben kann, dann ist man vielleicht vom Zentrum am Rhein/Rheinübergang zu einem neuen Zentrum auf dem Battert umgezogen und hat für die früheren Funktionen am Rhein nur noch Außenposten hinterlassen.
Der Heiligenbuck ist Teil eines Grabhügelfeldes. Etwa in der Zeit der Ausgrabung des Heiligenbucks ebenfalls ausgegraben wurde der „Kleine Heiligenbuck“. (So eine Namenskombination für benachbarte Grabhügel gibt es auch andernorts. Hier finden sich Aufnahmen in Richtung auf den „Kleinen Hohmichele“.) Der „Kleine Heiligenbuck“ sollte 800 m in südwestlicher Richtung vom großen Heiligenbuck verschwunden sein. Wohl in der Rollfeldgegend, auf die man jetzt vom Heiligenbuck hinüber sehen kann. Reste von drei kleineren Grabhügeln sollen sich im Wald bei Hügelsheim-Kleinkanada befinden. Das wäre so etwa in südöstlicher Richtung. Der ungewöhnliche Siedlungsnamen ergibt sich aus dem früher vom kanadischen Militär genutzten Flughafen. Die Grabhügel dort sollen einen Durchmesser von etwas über 20 Meter gehabt haben, der Kleine Heiligenbuck lag in der Gegend von 37 m und der Durchmesser des Heiligenbucks soll nach geophysikalischen Messungen 60 Meter gewesen sein. Die neuzeitlich hinzugefügten Steine um den Heiligenbuck markieren diesen Durchmesser.
Die über die Zeit verlorene Höhe des Heiligenbucks wurde durch eine Kappung 1845 (also Jahrzehnte vor der 1880 erfolgten Ausgrabung) noch deutlich vermindert. Neuzeitlich aber durch eine Aufschüttung wieder erhöht. Die Aufschüttung schützt auch Teile des Orginalgrabhügels, die anscheinend noch nicht archäologisch untersucht wurden. Der Ausgräber 1880 hatte gezielt den Bereich im Zentrum ausgegraben. Näheres zu den damaligen Heiligenbuck-Ausgrabungen von Ernst Wagner finden sich im Buch „Bestattungsbrauch in der westlichen Hallstattkultur (Südwestdeutschland, Ostfrankreich, Nordwestschweiz)“ von Siegfried Kurz. Die betreffenden Stellen kann man über eine Suche nach isbn:3893253866 hügelsheim in Google-Books einsehen (via den Markierungen am Balken rechts zu den beiden Stellen springen). Wobei eine Abweichung zu berücksichtigen ist: der Heiligenbuck hat bei Kurz noch den Durchmesser von 70-74 m, die geophysikalische Messung fand erst 2003 nach Erscheinen seines Buches statt.
Zu möglichen weiteren Funden in/bei einem Fürstengrabhügel sollte man sich den Wikipedia-Eintrag zum Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen ansehen. Bei Florian Freistetter findet sich zu dem Thema Magdalenenberg auch noch etwas. Im Magdalenenberg wurde ebenfalls gezielt nach dem Grab in der Mitte gesucht und ein schon geplündertes Fürstengrab gefunden. Im Falle des Magdalenenbergs konnte aber später nachgegraben werden und es wurden dabei mindestens 126 weitere Gräber entdeckt. Diese Bestattungen sind vor wenigen Jahren durch die Behauptung in den Schlagzeilen gekommen, daß ihre Anordnung um den Grabhügel ein frühkeltisches Kalenderwerk darstellen soll.
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