Das am östlichen Rand des Rheintals liegende Bruchsal dürfte überregional vielen nur wegen der Bahnlinie bekannt sein, die hier von der Rheintalstrecke abzweigt und in Richtung Osten führt. Ähnlich könnte das für das südlich von Bruchsal liegende Ettlingen gelten. Von Süden kommend ist bei Ettlingen die letzte Ausfahrt, bevor man beim Autobahnkreuz Karlsruhe über die A8 nach Osten abzweigen kann. Ab Ettlingen beginnt ein Jahrtausende lang genutztes Durchgangsgebiet in Richtung Osten. Faßbar wird das mit den Römerstraßen, von denen viele Streckenverläufe bekannt sind. Von der Römerstraße entlang des östlichen Rands des Rheintales („Bergstraße“) konnte man bei Ettlingen in Richtung Osten über Portus/Pforzheim zum römischen Vorläufer von Bad Cannstatt gelangen.
Diese „Bergstraße“ entlang des östlichen Rand des Rheintales führte von Ettlingen auf der Trasse der heutigen B3 vorbei zur Durlacher Villa Rustica. Später unterhalb des Michaelsbergs durch das heutige (zur Stadt Bruchsal gehörende) Untergrombach. Und dann weiter durch das heutige Bruchsal bis in das nahe Bruchsal gelegene Stettfeld. Wie beim heutigen Ettlingen befand sich auch bei Stettfeld ein römischer Vicus. Von diesem Vicus ging ebenfalls eine römische Straße in Richtung Bad Cannstatt ab.
Neben den verkehrstechnischen Vorteilen bietet der östlich von Bruchsal liegende Kraichgau durch mächtige Lößschichten auch große Vorteile für die Landwirtschaft, weshalb das Gebiet schon seit der frühen Jungsteinzeit (Neolithikum) landwirtschaftlich genutzt wurde. Besonders deutlich wurden diese beiden Aspekte frühe landwirtschaftliche Nutzung und Verbindung zwischen Rhein- und Neckartal in der Jungsteinzeit-Ausstellung in Karlsruhe sichtbar. In der Ausstellung stand die Michelsberger Kultur im Vordergrund. Und zu dieser Kultur gab es außer auf dem namensgebenden Michaelsberg beim Bruchsaler Stadtteil Untergrombach sowohl im Bruchsaler als auch im östlich davon am Neckar liegenden Heilbronner Raum mehrere weitere Erdwerke.
Zur heutigen Kernstadt Bruchsal gibt es zwar Vermutungen über eine römische Straßenstation und Siedlungsaktivitäten. Eine überregionale Bedeutung hat Bruchsal aber erst im Mittelalter gewonnen, wofür vermutlich eine Verlagerung der Ostwest-Verbindung von Stettfeld nach Bruchsal hin ein Ausgangspunkt gewesen ist.
Das Bruchsaler Städtische Museum soll „die Geschichte des Bruchsaler Raumes von der Steinzeit bis zur Gegenwart“ dokumentieren. „Die Ausstellung zeigt die Ur- und Frühgeschichte der Stadt; Mineraliensammlung, Münzen und Medaillen Bruchsals sowie archäologische Funde von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter“ und enthält auch einen Bereich zur Zerstörung der Stadt am 1. März 1945 und zur Geschichte des Strafvollzugs in Bruchsals.
Der Schwerpunkt liegt also nicht auf der eigentlichen Stadtentwicklung, das Mittelalter bis zur frühen Neuzeit ist so eher unterrepräsentiert. Die Steinzeit hat hingegen einen relativ großen Anteil an der Museumsfläche. Was man durchaus mit der besonderen Bedeutung des Bruchsaler Umlandes und auch wegen der Tatsache rechtfertigen kann, daß man mit den mehr an den natürlichen Gegebenheiten orientierten alten Kulturen besser die Besonderheiten der Gegend nahebringen kann. Letztlich ist auch bei mir vor Jahren mittels Römern und Steinzeitfunden diese lokale Kombination aus fruchtbarem Boden und verkehrsgünstiger Lage hängengeblieben. Anderseits ist diese zeitliche Bevorzugung wegen der spannenden Entwicklung Bruchsals im Mittelalter und der frühen Neuzeit und angesichts der Kriegszerstörungen auch etwas ungerecht.
Gut, jedenfalls sind für meinen Zeitbereich eineinhalb Räume reserviert, davon ist einer ganz der Steinzeit gewidmet. Dieser Raum ist sehr lebendig gestaltet. Am Eingang wird in die Steinzeit mittels der Replik eines der Schöninger Speere eingeführt (zu den Schöninger Speeren gibt es seit Juni diesen Jahres ein eigenes Museum). Viel Platz nehmen dann die Erdwerke Bruchsaler Raum ein. Es gibt Fotos von dem in meinem Michaelsberg-Eintrag angesprochenen Projekt, bei dem Schüler der Untergrombacher Joß-Fritz-Schule ein Gärtchen auf dem Michaelsberg mit altem Getreide bepflanzten, zusammen mit ausgelegtem Getreide und Erntewerkzeugen. In einem Teil zur Experimentellen Archäologie gibt es ein Wiedersehen mit dem in Herxheim, Teil 3 gezeigten Ötzi-Messer von Anne Reichert. Dort ist auch ein längerer Verweis auf den Arbeitskreis Experimentelle Archäologie im Heimatverein Kraichgau zu finden.
Der Arbeitskreis beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit den Techniken und Lebensweisen der jungsteinzeitlichen Kulturen, im Bruchsaler Museum sind aber auch Fotos von einem Eisenschmelzversuch in einem nachgebauten Rennofen zu finden. Bronze-, Eisenzeit, Römer und erste Hinterlassenschaften der nachrückenden Germanen werden in der ersten Hälfte des nächsten Raumes ausgestellt. Gezeigt wird ein Tisch aus einer Villa Rustica auf der Gemarkung von Obergrombach. Obergrombach liegt östlich von Untergrombach beim Michaelsberg und wurde ebenfalls als Stadtteil nach Bruchsal eingemeindet. Weiter gibt es mehrere Repliken von Funden aus Stettfeld, u.a. eine des „Herkules von Stettfeld“. Der Torso des „Beschützers der Wege und Straßen“ wurde beim Abbruch eines Stalles 1977 gefunden.
Stettfeld hat ein eigenes Römermuseum, auf dessen Website ist der Herkules auch zu sehen. Die Sonderausstellung „Fenster in die Welt der Römer - Zinnfiguren erzählen“ zeigt in Stettfeld bis zum 24. November „22 Schaukästen, in denen Szenen aus der Welt der Römer nachgestellt werden“. Klingt sehr interessant, aber zu den eingeschränkten Öffnungszeiten ging es bei uns nicht.
Bruchsals hat sein Städtisches Museum im dritten Obergeschoss des Schlosses untergebracht. Wie Bruchsal wurde das Barockschloss bei dem Angriff von amerikanischen Bombern am 1. März 1945 fast völlig zerstört. Das Schloss wurde teilweise restauriert. Neben restaurierten Schlossräumen kann man mit einer Kombikarte das Deutsche Musikautomaten-Museum und das Museum der Stadt Bruchsal besichtigen. In der Kombikarte (Vollzahler 5 Euro) ist eine Führung durch die restaurierten Schlossteile enthalten. Zusätzlich gibt es eine Fotografiererlaubnis für 3 Euro, mit der im Schloss Bruchsal Aufnahmen für private Zwecke erlaubt sind. Aus „Privaten Zwecke“ kann man normalerweise keine Veröffentlichungserlaubnis folgern, wegen den vielen in Sozialen Netzen geposteten Fotos sollte man das vielleicht weiter klarstellen. Ich habe unten an der Kasse nachgefragt, die Veröffentlichung in Facebook oder Twitter oder in meinem Fall im Blog ist ok, nur ein gewerbliches Angebot (Kalender oder so) mit den Fotos wolle man nicht sehen. Da für die Ausstellungen in den unteren Teilen des Schlosses das Land Baden-Württemberg zuständig ist und oben im Städtischen Museum die Stadt, habe ich oben noch einmal nachgefragt. Da war das Einstellen in das Internet auch ok.
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