Sonntag, 23. April 2017

„Amerika nach dem Eis“ im Karlsruher Naturkundemuseum

In den 1980er Jahren war ich öfters im Karlsruher Naturkundemuseum. Bei damals kostenlosem Eintritt bot sich das verkehrsgünstig in der Karlsruher Innenstadt gelegene Museum als Pausenfüller an. Meist habe ich dann nur mehr oder weniger kurz die Schlangen und Fische im Vivarium besucht. Bei unserem aktuellen Besuch konnte ich mich an die Dioramen im Erdgeschoß noch erinnern. Einiges Ausgestopfte im Obergeschoss müßte auch schon so alt sein. Aber selbst das große, sehr sichtbar in die Jahre gekommene Walross kommt mir nicht mehr bekannt vor.

Das alte Vivarium scheint restlos verschwunden zu sein. Der Raum, in dem man früher in einem Viereck aus einfachen Terrarien und Aquarien ging, ist irgendwie in mehreren Räumen mit teilweise mondäner Ausstattung aufgegangen. Blieb man früher etwas länger in der Ecke mit den Piranhas hängen, gibt es nun ein riesengroßes Becken mit Korallenriff und Hai. Bei den Präparaten scheint wie gesagt vieles noch aus alten Zeiten zu sein, steht aber neben Knallern jüngeren Datums. Also statt zu den Dioramen im Erdgeschoß kann man auch ein paar Schritte daneben die Treppe hoch zum Hatzegopteryx thambema - „weltweit das größte Flugsauriermodell, das in einem Naturkundemuseum gezeigt wird“.

Mittels diesen Sauriern hat sich das Karlsruher Naturkundemuseum vor ein paar Jahren sogar bei mir in München in Erinnerung gerufen. Was, nichts in München mitgekriegt? Hier der Beweis: der Bayerische Rundfunk interviewt Prof. Dr. Eberhard "Dino" Frey, „Paläozoologe Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe“. Wer sich mal für Saurier interessiert hat, möge sich das Interview gönnen. Und das Flugsauriermodell ist vor Ort noch viel schöner als auf den Fotos!

Die Saurier passen zwar schon zu meinem Blog-Zeitbereich graue Vorzeit bis Spätantike, aber mit der seit Anfang April laufenden Sonderausstellung „Amerika nach dem Eis - Mensch und Megafauna in der Neuen Welt“ wird auch etwas zum Thema Archäologie geboten. Man möge dazu den verlinkten Text des Museums über die Sonderausstellung lesen. Von Baden TV gibt es einen kurzen Blick in die Sonderausstellung und kurze ergänzende Interviews.

Ich fand die Sonderausstellung erfrischend und bereichernd. Also nicht neue Wissensverästellungen wie bei der derzeitigen Karlsruher Alternative „Ramses - Göttlicher Herrscher am Nil“, für die nach meinem Gefühl der Stamm unterproportioniert ist, an den ich das hinhängen kann. Sondern einfach voraussetzungslos in die Ausstellung hinein gehen und etwas fürs Leben mit heraus nehmen. Überall muß man auf den Kontinenten ab einer gewissen Zeit die Megafauna mit dazuschalten. Nach der Karlsruher Sonderausstellung wird man das im Gefühl haben. Allerdings: als Ausstellungsthema ist dieser Spagat zwischen Mensch und Megafauna sicher sehr interessant und berechtigt, hinsichtlich der Beantwortung der im Begleittext aufgeworfenen Fragen sollte man aber angesichts der vielen vielen ungelösten Detailfragen nicht zuviel erwarten.

Wie in dem Ramses-Text bemerkt, haben wir die Entscheidung für das Naturkundemuseum nicht bereut. Ein Naturkundemuseum ist häufig das erste Museum, das man mit Kindern besucht. Insofern war der Altersdurchschnitt der Besucher relativ niedrig. Die Atmosphäre war recht locker. Ich habe im Ramses-Text den Jungen erwähnt, der sich zwischen uns und einen Leguan quetschte, um ein Foto zu machen. Was ich auch schön gefunden habe: einen Raum mit Tischen, umrahmt von größeren Tierpräparaten an der Wand, und an den Tischen Familien, die mitgebrachtes Essen verspeisten. In dem Museum ist Leben. Das alles ist trotz schon vorhandenem Vortragsprogramm, Filmvorführungen etc. noch in einem sehr positiven Sinne ausbaufähig.

Freitag, 21. April 2017

Ramses in Karlsruhe

Letztes Jahr hatte ich die anstehende Ramses-Ausstellung in Karlsruhe in „Ein Göbekli-Tepe-Blog“ erwähnt. Als es auf Weihnachten hin akut wurde, habe ich zwar an die Ausstellung gedacht, hatte aber zu Weihnachten in der alten Heimat anderes im Kopf.

Das hat sich so fortgesetzt. Aber nun knapp vor Ostern habe ich mitbekommen, dass es eine Bloggerreise zur Ramses-Ausstellung gab und daraufhin ein wenig herumgegoogelt. Es gibt reichlich Websites, die Informationen versprechen. Ich habe was vom SWR („Neue Ausstellung im Badischen Landesmuseum“), vom DLF („Ramses-Ausstellung in Karlsruhe“) und den Bericht von dem Blogger-Event in „miris jahrbuch“ durchgelesen. Interessant war, daß für mich die Texte von SWR und DLF wie Kreuzungen aus Wikipedia und Pressemitteilung wirkten - vielleicht sind sie auch zur Gänze auf Basis des Pressematerials entstanden. Ramses wurde ja schon x-mal im Fernsehen durchgenudelt und da hat man einige der Stichworte im Kopf. Miris Bericht wirkt hingegen wirklich frisch und sie kommt ganz ohne die von Ramses gezeugten über 100 Kinder aus.

Trotz Miris Empfehlung sind wir aber am Ostersamstag stattdessen in das Karlsruher Naturkundemuseum gegangen und haben die Entscheidung nicht bereut. Das „Aufgrund der großen Nachfrage“ auf der Landesmuseum-Website hat mich schon eine lange Schlange an der Kasse sehen lassen, und da hätten wir uns dann sowieso nicht angestellt. Kostenmäßig sind wir inklusive einer Kuchen- und Butterbrezel-Zwischenstation noch unterhalb des Ramses-Eintritts geblieben. Obwohl man nicht so denken darf. Ich hatte ja schon erwähnt, die Sonderausstellungen im Karlsruher Landesmuseum sind immer sehr opulent, also die 12 Euro Eintritt für die Vollzahler sind sicher ein Schnäppchen. (Nachdem ich mal die Bahncard-Ermäßigung im Landesmuseum erwähnt habe: die Ermäßigung kriege ich nicht mehr. Bin als Seltennutzer dreimal an Streiktagen mit dem Fernbus gefahren.)

In Miris Jahrbuch kann man sehen, was fotomäßig ginge. Ich hatte mich mal in „Kykladen in Karlsruhe“ über das Fotoverbot ausgelassen. Es gab wahrscheinlich früher Gründe für ein Fotografierverbot - warum sollen ein paar Leute fotografieren und die anderen stören? Und solche unkontrollierten Fotos muß man dann noch seinen Leihgebern vermitteln. Aber heute kommt die Fotografiererei ziemlich natürlich rüber. Ein kleiner Junge hat sich im Naturkundemuseum zwischen uns und einen Leguan gequetscht und dann erfreut sein Ergebnis auf dem Smartphone betrachtet. Ein junger Mann hat mit seinem Smartphone die beste Position im Treppenhaus für den großen Flugsaurier an der Decke gesucht.

Das Badische Landesmuseum hätte da bei der Kykladen-Ausstellung 2012 mit seiner Neuerung erstmals eine App zur Ausstellung anzubieten noch ganz vorne mit dabei sein können („Anscheinend nur iPhone, und wer kein iPhone hat kann ein iPad ausleihen“). Man hätte statt das Fotografieren in der Sonderausstellung zu verbieten ausgewählte Objekte freigeben und die Leute schon Selfies davor machen und in die Welt hinaus schicken lassen können, bevor Museums-Selfies überhaupt ein größeres Thema waren.

Meine früheren Ausstellungsberichte liefen von den Zugriffszahlen her sehr gut. Das hing damit zusammen, daß ich bei manchen gebräuchlichen Suchworten vorne auf der ersten Ergebnisseite war. Das änderte sich etwa ab dem „Imperium der Götter“. Da wurde ich außer von den nun besser suchmaschinenoptimierten Online-Ausgaben der Zeitungen auch von Websites mit Veranstaltungshinweisen aus kurzen Text nach hinten verdrängt.

Es hätte mir geholfen, wenn sich meine früheren höheren Zugriffszahlen auch in mehr Verlinkungen niedergeschlagen hätten. Hat es aber nicht. Und ich war dann auch nicht so motiviert, im Bereich der Zugriffszahlen größer zu versuchen dagegen zu halten. Aktuell habe ich mir nur darüber Gedanken gemacht, wie ich damals ein Stativ für die Nachtaufnahmen hätte mitnehmen können. Und die Texte könnte ich mir mal wegen der Verständlichkeit und obsoleten Links durchsehen.

Jedenfalls war ich dann zu Zeiten der Münchner Kyladenausstellung mit meiner Karlsruher Kykladenausstellung auf Seite drei, wenn ich nach „Kykladen Karlsruhe“ gegoogelt habe. Ganz vorne auf der ersten Seite war damals wie heute eine Fotostrecke (!) einer Stuttgarter Zeitung. Die Quelle „Unbekannt“ vom Bild 2 ist da schon bemerkenswert. Also nicht nur, daß es ein Fotoverbot in der Ausstellung gab, die Profis stellen auch noch ein Foto aus unbekannter Quelle ins Netz?

Wenn man sich auf so einen Kampf um die Zugriffszahlen einlässt, dann könnte ich das als Hobbyist ja mal machen um zu sehen was geht. Die Profis müssen sich für irgendwas entscheiden, die haben ja vielleicht einen super „Qualitätsartikel“, den sie nach vorne bringen könnten. Warum nimmt man so eine aus meiner Sicht nicht so repräsentative Fotostrecke? Vor Jahren wurde mal gesagt, da wird auf die Klickzahlen abgezielt. Ein Artikel bringt vielleicht nur drei Klicks, eine Fotostrecke zehn oder so.

Das mit der Suche ist heute nicht mehr so einfach nachvollziehbar, etwa weil Google den Standort des Suchenden mit einbezieht. Suche ich in München nach „Zeitspringer“, bin ich weiter vorne als im Raum Karlsruhe. Die alte Veranstaltungsseiten-Konkurrenz scheint bei den alten Sachen teilweise verschwunden zu sein. Vielleicht sind sie wirklich nicht mehr aktiv oder meine eigenen späteren Verlinkungen im Blog haben mich da höher gedrückt. Von den Zahlen her relevant sind allerdings die Suchergebnisse bei aktuellen Ausstellungen, und da war aus meiner Sicht spätestens mein „Imperium der Götter“ aus der Zeit gefallen.

Freitag, 7. April 2017

Georgensteinblick II

Im folgenden beziehe ich mich auf die im Georgensteinblick I beschriebenen Örtlichkeiten. Mit dieser Beschreibung sollte klar sein, wo die aktuellen Fotos aufgenommen wurden. Wenn nicht, bitte bei mir beschweren!

Bild 1 zeigt wieder den von einem der Aussichtpunkte des Georgensteinblicks aufgenommenen Georgenstein. Mittlerweile aus meiner dritten Fotoserie vom Georgensteinblick. Ostern und viel Freizeit naht und es wird absehbar noch dauern, bis ich in das Tal hinunter und auf die andere Isarseite komme. Daher noch Bild 2 und Bild 3 für alle, die schon früher starten und die Gegend erkunden wollen. Bild 2 zeigt rechts unten den Georgenstein und gegenüber die oberhalb des Georgensteins liegende Römerschanze. Bild 3 ist rechtwinklig zur Bildrichtung von 2 aufgenommen und zeigt die dazwischenliegende Isar.

Georgenstein

Laut Bayerischem Denkmal-Atlas beginnt die westliche Fortsetzung der Römerstraße ein Stück links von dem in Bild 3 sichtbaren Wehr. Die in Georgenstein I erwähnte mysteriöse Römerbrücke müßte sich in Bild 3 irgendwo weit rechts hinten befunden haben. Vielleicht knapp im schon nicht mehr sichtbaren Bereich? Östlich der Isar beginnt der Abstieg der Römerstraße zur Isar in Bild 2 rechts von der Römerschanze. Es gab/gibt die Idee, daß die Römerstraße bis zum Georgenstein (wie gesagt Bild 2 rechts unten) herunter führte und daß der Georgenstein zur Römerzeit als Brückenpfeiler diente. Wenn es so gewesen war, dann hätte man also rechts unten in Bild 2 noch ein Stück Römerbrücke gesehen. Aus der Perspektive von Bild 3 hätte sich dann die Römerbrücke außerhalb des sichtbaren Bereichs ebenfalls rechts unten befunden.

Römerschanze mit Georgenstein

Man könnte sich aber auch vorstellen, daß die Römerstraße nicht schnell hinunter, sondern nah an der Römerschanze um den Geländesporn herum führte. In dem Fall hätte man in Bild 2 zur Römerzeit oben die römische Wachstation und unterhalb die absteigende Römerstraße gesehen. Auf diese Weise hätte sie bis zu dem mysteriösen Brückenstück im Denkmal-Atlas auf der östlichen Isar-Seite weiterverlaufen und dort erst die Isar überqueren können.

Beginn Isar-Werkkanal bei Buchenhain

Ich würde mich ohne weitere Informationen nicht zu sehr auf eine dieser Positionen versteifen. Aber wenn man sonst nichts Besseres vor hat, kann man sich das ja mal alles aus der Nähe ansehen. Die Strecke von Grünwald hinunter zur Isar und zum Georgenstein, dann hoch und via Römerschanze zurück scheint ein Wander-Klassiker zu sein. Man möge mittels Worten wie „Grünwald Georgenstein Römerschanze Isar“ suchen und sollte von mehreren Anbietern Streckenvorschläge finden.

Die westliche Isareite ist verkehrstechnisch wesentlich besser erschlossen. Wie im Georgensteinblick I erwähnt, kommt man sogar mit der S-Bahn sehr nah an den Georgenstein heran. Es gibt die erwähnte Treppe hinunter. Nördlich gelangt man über die frühere Römerstraße in das Tal. Südlich scheint gleich nach meinem Standort für Bild 3 ebenfalls ein Weg hinunter zu führen.

Wer jetzt noch etwas Zeit hat, dem empfehle ich einen Blick in die „Illustrirte Geschichte der Stadt München“ Ferdinand Kroneggs von 1903 zu werfen. Ringwallbefestigungen hat man damals wohl Kelten und Germanen zugesprochen. Die heute als keltisch angesehene „Viereckschanze (Mehrfachschanze) der späten Latènezeit.“ D-1-7935-0043 sprach man dagegen den Römern zu. Und auf der folgenden Seite findet sich die Behauptung, daß bei „Bayerbrunn“ dereinst eine große Stadt gestanden habe, die dann "versunken" sei. Kennen wir so eine Sage von einer „versunkenen Stadt“ nicht auch im Zusammenhang mit Bernstorf? Gab es damals häufiger versunkene Städte? Hatten die damals Konjunktur?