Dienstag, 20. März 2012

Keltenschanze Kreuzpullach

Die Keltenschanze bzw. keltische Viereckschanze Kreuzpullach liegt nahe dem Römerstraßen-Hohlweg aus dem Gleißental vom letzten Blog-Eintrag und der Keltenschanze im Laufzorner Holz.

Keltenschanze bzw. keltische Viereckschanze Kreuzpullach

Im zweitgenannten Blog-Eintrag ging es mit dem Ausgangspunkt der nördlich der Keltenschanze Kreuzpullach verlaufenden Römerstraße ganz allgemein um „Vernetzte Erdwerke“ (Keltenschanzen, bronzezeitliche Befestigungen, Jungsteinzeitliche Erdwerke im Braunschweiger Land). In dem Zusammenhang gab es den Gedanken, ob die bronzezeitlichen Befestigungen Sunderburg und Bernstorf zeitgleich existiert haben. Und „wenn die Anlagen zeitgleich bestanden haben, dann könnte man daraus vielleicht Rückschlüsse über deren Anzahl und Verteilung ziehen.“ Wer Spaß an solchen Fragen hat, möge sich den Artikel „Landschaftsarchäologische Analysen im Bergischen Land“ von Irmela Herzog ansehen. Den Hinweis verdanke ich Armin Volkmann. Der arbeitet auch an einem GIS-Projekt (GIS = Geographisches Informationssystem), seine „Archäo-Informatischen Studien zu Siedlungsraum-Transformationen von der Antike zum Mittelalter in Nordbayern“ wären auch einen Blick wert.

Informationstafel zur Keltenschanze bzw. keltische Viereckschanze Kreuzpullach

Von der Sunderburg gibt es mittlerweile Besuchsberichte von Marcellina und Stephan Gröschler. Und um auf Kreuzpullach zurückzukommen, diese Schanze hat Stephan auch schon auf seinen Listen. Neben Bildern und einem Video gibt es bei ihm auch Bilder von den bei der Schanze liegenden Hügelgräbern. Seine Anfahrtsbeschreibung sollte man sich merken. Wichtig wäre aus Richtung Deisenhofen die „sehr deutliche Bodenwelle“ (man sieht nicht über sie drüber), nach deren Überwindung es rechts in den Waldweg hineingeht. Und die „leichte S-Kurve“ auf dem in westliche Richtung von der Keltenschanze wegführenden Waldweg, bei der die Grabhügel liegen. Letzten Donnerstag gab es noch die prägnante Markierung in Bild 10, südlich von ihr liegen die beiden Hügelgräber in Bild 11 bis 14.

Eingang der Keltenschanze bzw. keltischen Viereckschanze Kreuzpullach

Man sollte sich die Situation auch mit dem BayernViewer-denkmal ansehen (Denkmalnummer D-1-8035-0036). Der an die Keltenschanze südlich heranführende Strich gibt brauchbar den Waldweg von der Straße her wider. Wer auf dem Feldweg von Kreuzpullach her wandern oder radeln will sieht, daß der Waldweg etwa dort auf diesen Feldweg trifft, wo dieser am Waldrand anlangt. Und schließlich sieht man auch die Hügelgräber bei der Keltenschanze liegen (Denkmalnummern D-1-8035-0038 und D-1-8035-0039).

Panoramabild vom Eingang in die Keltenschanze Kreuzpullach

Bild 5 ist in Richtung der nordöstlichen „Vorgeschichtlichen Grabhügel“ aufgenommen (Denkmalnummer D-1-8035-0038). Die Beschreibung gibt „Funde der Bronzezeit, Hallstattzeit und römischen Kaiserzeit“ an. Ich bin an einem Zaun gelandet und habe nichts von den Grabhügeln gesehen. Das umzäunte Gelände dient glaube ich der Münchner Wasserversorgung. Von den Hügelgräber von Denkmalnummer D-1-8035-0039 („Grabhügel vor- und frühgeschichtlicher Zeitstellung.“) habe ich nur zwei via dem typischen Ausgrabungsloch oben drin identifizieren können, allerdings bin ich letzten Donnerstag auch ohne GPS unterwegs gewesen.

Blick in nordöstliche Richtung von der Nordostecke der Keltenschanze Kreuzpullach

Die Zeichnung auf der veralteten Infotafel zeigt nur die Grabhügel D-1-8035-0039, wobei sie deren Lage falsch wieder gibt. Die Hügelgräber müßten etwas nach links versetzt werden. Falls der rote Fleck die Infotafel darstellen soll, dann ist das auch falsch. Die steht mehr zur Mitte am Waldwegknick und nicht an der Südostecke der Schanze. Die Parkbucht ist mir nicht aufgefallen. Und das mit der Kultstätte und den tiefreichenden Schächten bezieht sich auf die mit der Ausgrabung von Klaus Schwarz um 1950 aufgekommene Sichtweise. Das Thema hatten wir schon bei der von ihm ausgegrabenen Viereckschanze 2 von Holzhausen.

Panoramabild vom Nordwall über die Keltenschanze Kreuzpullach

Wie im ersten Bild zu sehen ist, liegt die Keltenschanze direkt am Weg. Man kann also hinter der Informationstafel über den Wall klettern. Alternativ finden sich die Reste eines Wegs, der von dem bei der Tafel abknickenden Waldweg parallel zum Keltenschanzen-Südwall nach Osten abgeht und nach ein paar Meter eine Linkskurve macht und nach Norden auf den Zaun zuführt. Von dem kann man dann wieder nach links zum Eingang der Keltenschanze auf deren Ostseite in Bild 3 abbiegen.

Aufnahme in der Keltenschanze Kreuzpullach

Zu diesem Weg wäre zu sagen, daß ich vor ein paar Jahren Ende Mai bei hohem Gras mit meinem Bruder da durch bin. Ich schneller voraus und er langsam hinterher und er glaubte, daß danach drei Zecken auf ihm herumgekrabbelt sind. Er hat die schnell abgewedelt. Also ganz sicher ist das vielleicht nicht. Ich will jetzt auch nicht spekulieren, ob es etwas hilft an kritischen Stellen schnell durchzugehen, ob man lieber geschlossene Schuhe und Strümpfe anhat, statt ohne Strümpfen in Sandalen zu gehen usw. Es ist aber sicher sinnvoll sich über Zecken und eventuelle Vorteile einer Impfung zu informieren und nach solchen Touren zu kontrollieren ob eine durchgekommen ist. Ganz aktuell zum Thema Zecken: 1. Süddeutscher Zeckenkongress: „Zecke ist das gefährlichste Tier Deutschlands“

Aufnahme in der Keltenschanze Kreuzpullach

Soweit ich mich erinnere, hat es mich in den letzten fünf Jahren drei Mal erwischt und das war immer auf Sitzbänken. Zweimal festgebissen an der Wade und einmal noch krabbelnd am Arm. Also nach derzeitigem Stand würde ich eine Sitzbank mit heranreichendem Gras, Ästen etc. in Bereichen mit viel Besucherverkehr (inkl. Hunden) wesentlich riskanter finden als eine Keltenschanze. Ich würde aber auch bei Keltenschanzen möglichst nicht besonders tief mit dem Oberkörper durchs Gesträuch gehen, also lieber außen herum als unten durch. Die Zecken sollen ja nicht so hoch angesiedelt sein und Hosen, Schuhe, Beine kann man sich notfalls alleine vor Ort noch schnell durchsehen.

Aufnahme in der Keltenschanze Kreuzpullach

Die Keltenschanze Kreuzpullach sieht sehr gut erhalten aus. In Bild 3 kann man sogar noch Reste des Grabens vor dem Eingang erkennen. Ich rätsele, wie sich so etwas über mehr als 2000 Jahre hält. Weil hier ziemlich viel für die Wasserversorgung unterirdisch liegen muß und es oberirdisch teilweise lange Sichtlinien gibt, habe ich schon früher mal gerätselt, ob man bei der Gelegenheit mal nachgearbeitet hat. Vermutlich tue ich aber Unrecht und die Denkmäler hier werden und wurden sorgsam beschützt. Das nicht abgeräumten Holz könnte darauf hindeuten, mit dem ließen sich ein paar Wohnungen über den Winter bringen.

Wegmarkierung Grabhügelfeld bei der Keltenschanze Kreuzpullach

Daß ich mich hier nicht nur dem Keltenschanzen-Genuß pur hingegeben, sondern auch wieder das Haar in der Suppe gesucht habe, dafür wurde ich schon bestraft: in der Zeit bevor ich den BayernViewer denkmal kannte, bin ich der falschen Zeichnung auf der Infotafel aufgesessen und habe die Hügelgräber an der falschen Stelle gesucht.

Grabhügel 1 bei der Keltenschanze Kreuzpullach

Oberseite des Grabhügels 1 bei der Keltenschanze Kreuzpullach

Im Nachhinein ärgert mich das nicht. Komischerweise war es es letzte Woche schon ein kleiner Aufreger, als ich glaubte eine komplett neue falsche Informationstafel vor mir zu haben. Das Dach ist tatsächlich erneuert und das hatte ich verrottet in Erinnerung. Zuhause habe ich mittels einem Foto von 2008 gemerkt, daß die Tafel nur teilerneuert wurde und die alte Platte mit Text und Bild erhalten geblieben ist.

Grabhügel 2 bei der Keltenschanze Kreuzpullach

Oberseite des Grabhügels 2 bei der Keltenschanze Kreuzpullach

Wie man sieht, soll die Zeichnung 1988 entstanden sein. Daraus könnte sich die Orientierung vieler Keltenschanzen-Informationstafeln im Münchner Raum an der Ausgrabung um 1950 von Klaus Schwarz erklären. Nach der Wikipedia sollen Rüdiger Krause und Günther Wieland die Viereckschanze bei Bopfingen 1989 und 1992 großflächig untersucht haben. Vielleicht hat sich erst durch diese und in den 90er Jahren folgende Ausgrabungen die Interpretation der Schanzen in eine andere Richtung gedreht.

Freitag, 16. März 2012

Die Römerstraße aus dem Gleißental

Sich auf der ehemaligen Römerstraße im Münchner Süden zu bewegen ist nichts Besonderes. Als Ost-West-Verbindung schneidet sie den Münchner Pendlerverkehr und wird jeden Tag von Zigtausenden zweimal überquert.

Gleißental, links bei der Bodenerhebung der Zugang zur hochführenden ehemalige Römerstraße

Das abstrakte Überqueren wird aber doch wohl durch die Waldwege übertroffen, auf denen man sich auf den alten Trassen bewegen kann. Und darüber müßten die Hohlwege liegen. Vielleicht weil die glaubwürdiger sind, der normale Waldweg könnte ja mittlerweile etwas verrutscht sein? Wie dem auch sei, daß so die Römerstraße besonders greifbar ist, scheinen sich auch die Experten gedacht zu haben. Ein Foto vom Hohlweg wurde in der Karfunkelstein-Ausstellung verwendet, weshalb ich meinem damaligen Bericht auch eines aus meinen Beständen hinzugefügt hatte.

Aus dem Gleißental hochführende ehemalige Römerstraße

Aber auch Hohlwege können sich ändern. Aus der alten Heimat kenne ich einen, der lag in meiner Jugend etwas versteckt, war zu schmal für die modernen Anforderungen und ist mittlerweile zugewachsen. Durch das Gleißental dürften auch viele ohne ihn zu bemerken am Zugang zum Hohlweg vorbei gelaufen sein. Zum Zugang geht es über die wie ein kleiner Damm wirkende leichte Bodenerhebung links im ersten Bild.

Aus dem Gleißental hochführende ehemalige Römerstraße

Diesen Hohlweg wird seine Prominenz vor großen Veränderungen retten. Kennengelernt habe ich ihn um 2004 herum allerdings etwas verschlammt und mit heruntergefallenen Ästen. Im August 2008, aus dem das Bild zur Karfunkelstein-Ausstellung stammte, sah er schon passabler aus. Und derzeit - die Bilder sind gestern entstanden - scheint man in dem Gebiet auszuholzen und tote Stämme herauszunehmen.

Aus dem Gleißental hochführende ehemalige Römerstraße

Ob der Hohlweg so zur Zeit der Römer ausgesehen hat? Vermutlich wurde damals die Fahrfläche für Fuhrwerke instand gehalten. Was ist zwischenzeitlich mit dem Hohlweg geschehen? Nach Aussagen bei meiner Forstenrieder-Park-Führung von 2002 wurden zumindest Teile dieser alten Römerstraße bis in die Neuzeit genutzt. Und sind erst die alten Römer hier hoch, oder war das schon Teil eines keltischen Weges? Dieses Stück Römerstraße liegt ja zwischen mehreren Keltenschanzen. Mehr zu solchen Weg-Spekulationen im Blog-Eintrag „Vernetzte Erdwerke - mit Fotos von der Keltenschanze im Laufzorner Holz“.

Aus dem Gleißental hochführende ehemalige Römerstraße

Übrigens war dieses Stück Römerstraße und die in Laufnähe beieinander liegenden Keltenschanzen schon zu Beginn meiner Blogger-Zeit ein Kandidat für einen Wandervorschlag. Der läge eigentlich wegen der S-Bahnhaltestelle Deisenhofen ideal. Aber ich habe das Problem der geeigneten Streckenlegung nie lösen könne. Man sollte unbedingt ein größeres Stück vom Gleißental mitnehmen, vielleicht bis Kreuzpullach und dann oben zurück via der dortigen Keltenschanze.

Aus dem Gleißental hochführende ehemalige Römerstraße

Die Zeit wird vielleicht eine gute Strecke bringen. Wenn durch das Ausholzen die keltische Anlage östlich oberhalb des Gleißentals und der Weg aus dem Gleißental dorthin besser zugänglich wird. Ich war vor Jahren einmal in der Doppelschanze und habe nichts als junge Bäume und Gestrüpp vor mir in Erinnerung.

Keltenschanze im Laufzorner Forst

Die Denkmalnummern für den BayernViewer-denkmal wären D-1-7935-0045 für die „Straße der römischen Kaiserzeit, Teilstück der Trasse Augsburg-Salzburg“, D-1-7935-0043 für die keltische Anlage mit einer Doppelschanze im Innern im Osten, D-1-8035-0036 für die Keltenschanze Kreuzpullach und D-1-7935-0044 für die Keltenschanze im Laufzorner Holz. Zur Keltenschanze im Laufzorner Holz habe ich die Lage in Google-Maps angegeben. Auf dem Weg vor dieser Keltenschanze geht es nach rechts von der Informationstafel in Bild 7 weg, um dann in einer Art Halbkreis in den Hohlweg hinein zu kommen. Also beim nächsten Abzweig den schräg nach links führenden Weg hinein, bis man an seiner rechten Seite eine freie Fläche mit Hochspannungsleitungen hat, dort ein wenig weiter, dann wieder schräg nach links hinein und von da aus geht es direkt in den Hohlweg.

Tümpel am Weg, der westlich parallel zur nach Norden von der Kugler-Alm wegführenden Bahnstrecke verläuft

Zum Abschluß ein Bild von einem teilweise vereisten Tümpel. In den Waldabschnitten, wo ich gestern Nachmittag unterwegs war, hat sich aber die Kälte nicht gehalten. Handschuhe, Mütze etc. blieben also in der Satteltasche. Der Tümpel liegt an dem Weg, der westlich parallel zur nach Norden von der Kugler-Alm wegführenden Bahnstrecke verläuft.

Freitag, 9. März 2012

Keltenwelt am Glauberg

Zum Keltenjahr 2012 von Werner Lang ein paar Bilder für uns von der Keltenwelt am Glauberg. Auf die Limeswanderung von Werner Lang und seine Limeswanderweg-Website hatte ich in den „Wanderungen und Radtouren“ hingewiesen.

Keltenwelt am Glauberg. Die Rechte am Bild liegen bei Werner Lang, Meckenheim.

Das 2011 eröffnete Kelten-Museum am Glauberg soll mit über 80000 Besuchern in den ersten sieben Monaten seines Bestehens alle Erwartungen übertroffen haben. Nach Ansicht von Werner Lang zu Recht. Er hatte das Museum im letzten Jahr auf der Rückfahrt von seiner Limeswanderung durch die Wetterau besucht und fand die Lage des Museums am Berghang fantastisch und die ausgestellten Funde der Fürstengräber sensationell.

Keltenwelt am Glauberg. Die Rechte am Bild liegen bei Werner Lang, Meckenheim.

Passend zum Keltenjahr 2012 hat Werner Lang in diesem Jahr den Limes in Baden-Württemberg auf seinem Programm. Also ein weiterer Grund ab und zu bei ihm vorbeizusehen. Den aktuellen Hinweis in seinen News auf die Limes-Panoramen bei www.deutschland-panorama.de will ich gleich weitergeben.

Keltenwelt am Glauberg. Die Rechte am Bild liegen bei Werner Lang, Meckenheim.

Mehr zur Keltenwelt am Glauberg gibt es auf deren Website. Rolf Bierwirth, Vorbild von Werner Lang bei seiner Limeswanderung, war ebenfalls schon am Glauberg, damals war das Museum noch nicht eröffnet: „Ein Abstecher zum Glauberg, keltisches Fürstengrab“.

Freitag, 2. März 2012

Wissenschaftsblogs

Jetzt lasse ich mich noch einmal von vorherigen Einträgen treiben. Nach den Einträgen zu meiner Blogsoftware und zu den Museumsblogs kommt jetzt einer über Wissenschaftsblogs.

Allgemein zum Blog-Thema noch ein Nachtrag zu den Museumsblogs. Im Blog der Münchner Residenz ruft Tanja Praske zu einer Blog-Parade auf. Man darf auf schöne Beispiele weiterer Museumsblogs hoffen. Ich bin ja fast nicht auf Beispiele eingegangen, allerdings gibt es auch ziemlich wenige deutschsprachige Museumsblogs zum Zeitraum graue Vorzeit bis Spätantike. Die Blog-Parade geht noch bis zum 23.03.2012, danach gibt es im Residenz-Blog einen abschließenden Eintrag.

Bei der Gelegenheit seien die auch die virtuellen Rundgänge in der Schlossanlage Schleißheim erwähnt: „Qualitativ hochwertige 360 Grad-Aufnahmen bieten einen phantastischen Einblick in die Bauwerke der Schlossanlage Schleißheim. Bewegen Sie sich mühelos durch die Säle und Zimmerfluchten des Neuen Schlosses, besichtigen Sie Schloss Lustheim oder wandeln Sie durch den barocken Schlossgarten.“ Den Link dazu habe ich via dem Twitter-Account von Tanja Praske mitbekommen - das wäre ein Beispiel für die im letzten Blog-Eintrag erwähnte „Awareness“ und das Bekanntmachen via anderen Niederlassungen.

Und wer viele dieser Museumsleute nicht nur virtuell treffen will und/oder sich sehr für Museen/Kultur und Web 2.0/Social Media interessiert, dem bietet sich am 20. und 21. April 2012 die „aufbruch“-Tagung und das stARTCamp in der Alten Münze und im Alten Hof in München an.

Anlaß noch speziell auf die Wissenschaftsblogs einzugehen ist der Telepolis-Artikel „Bloggen für die Wissenschaft“. Der Artikel ist ein kleiner Anlaß, denn vieles daraus kennt man in der einen oder anderen Form schon und wird in irgendeiner Form irgendwann wieder diskutiert. Der im Interview befragte Professor für Wissenschaftsjournalismus Holger Wormer spricht das
indirekt bei der Antwort auf die Frage nach Wissenschaftlern an, „deren Karriere einen Knacks bekommen hat, weil sie sich an die Öffentlichkeit gewandt haben“: „Die Frage wurde schon vor 20, 30 Jahren gerne aufgeworfen und damals hatte sie sicherlich ihre Berechtigung...“.

Aber diese Problematik ist offensichtlich ein Dauerbrenner. Etwas unverständlich für „die Öffentlichkeit“ - warum sollten Wissenschaftler sich nicht an uns wenden dürfen? Ich glaube, man kann diese Problematik auch im Zusammenhang mit Museen/Museumsblogs wiederfinden, und da wird es noch unverständlicher. Prof. Holger Wormer spricht davon, daß Wissenschaftler in vielen mit Drittmitteln finanzierten Projekten sogar verpflichtet werden, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse einem breiten Publikum vorzustellen. Für Museen müßte dieses Interesse am breiten Publikum eigentlich selbstverständlich sein. Ich glaube der Konflikt wird dann gut von außen sichtbar, wenn Forschung und Museum unter einem Dach vereint sind. Früher hätte ich nicht gedacht, wie in solchen Fällen der Aufwand für Mitteilungen an das breite Publikum und der Aufwand für Fachpublikationen auseinanderklaffen kann.

Leider scheint ein niedriges Interesse an Mitteilungen für das breite Publikum oft mit geringem Interesse für Open Access einher zu gehen. Obwohl das eine tolle und zeitgemäße Sache ist - der Wissenschaftsblogger kann seine wissenschaftliche Publikation im Blog verlinken. Ein Museumsblog hätte den Zusatzvorteil, daß damit ein Ausstellungsstück oder eine ganze Ausstellung vertieft erläutert und aufgewertet werden kann. Daß die „mühevolle und kompetente Arbeit in großen und kleinen Verlagen“, die Prof. Uwe Walter in diesem Chatprotokoll von „Wikipedia trifft Geschichtswissenschaft“ erwähnt, irgendwie entlohnt werden muß, halte ich für stichhaltig. Aber es muß heutzutage nicht mehr die teuere Buchform oder die gedruckte Zeitschrift sein. Insbesonders wenn selbst Studenten nach fachübergreifenden Aussagen empfohlene Literatur in Buchform immer weniger lesen.

Kostenlos sollte Open Access nicht sein, da müßte es faire Lösungen für die Plattformbetreiber geben. Aber wenn die Forschung mit Steuergeldern bezahlt wird und online verfügbar gemacht werden muß, dann könnte man das auch noch mit Steuergeldern bezahlen und die Publikation für alle frei verfügbar machen. Das ist wohl oft noch Wunschdenken. Wer sich für ein aktuelles Gegenbild dazu interessiert, das sich richtig unschön aus den Denkweisen der alten Zeit entwickelt hat, der mag hier im Blog-Eintrag „Boykottiert Elsevier! Ich boykottiere Elsevier!“ von Prof. Günter M. Ziegler weiterlesen oder bei Telepolis nach „Elsevier“ suchen.

Ein Publikationsproblem gibt es auch bei der „Gesellschaft für Archäologie und Geschichte - Oberes Würmtal“. Die Süddeutsche berichtete, daß sich die Hoffnung auf neue Räume in Gauting zerschlagen hat. Bei der Gelegenheit wird erwähnt, daß Sponsoren für die wissenschaftlichen Publikationen fehlen. Dreht es sich nur um Druckkostenzuschüsse? Wenn man ohnehin keinen Gewinn mit den Publikationen macht, dann könnte man die ja auch kostenlos in das Netz stellen. Und für diejenigen, die ein richtiges Buch wollen, irgendeine Book-on-Demand-Lösung zum Selbstkostenpreis anbieten. Ich würde auf die Publikation inklusive Sponsor hinweisen, wenn mir dann jemand vom Verein einen Hinweis schickt! Vielleicht machen andere Bloggerinnen und Blogger mit, dann wäre das sogar ein Zusatzargument für die Sponsoren.

Den Verein hatte ich übrigens schon anläßlich der Villa rustica Leutstetten erwähnt. Ich glaubte, daß der Verein dort die Führungen veranstaltet, so wie das jetzt auch im Artikel steht, habe das aber auf dessen Website nicht gefunden und deshalb die „unterstützt“-Formulierung aus dem pdf der Stadt Starnberg übernommen.

Zurück zu den Wissenschaftsblogs. Der Wissenschaftsschaftsbetrieb ist ja hierarchisch strukturiert. Man suche da im verlinkten Text die Stelle, wo Prof. Holger Wormer formuliert, daß man sich in einem intakten Team abstimmen sollte. Ich habe aus einem Gespräch über Urheberrechtsfragen die Erinnerung, daß die Professoren gern die grundlegenden Ideen für sich reklamieren. Ich weiß nicht, in welcher Form solche Probleme in Teams von Altertumswissenschaftlern auftreten. Irgendjemand bloggt immer unautorisiert mit dem Smartphone von der Ausgrabung, wenn etwas gefunden wurde. Wäre lustig. Aber ich könnte mir vorstellen, daß bei es bei Teams günstiger ist, wenn der oder die Leitende bloggt oder ein Wissenschaftsblogger autorisiert eine Stellvertreterrolle für das Team einnimmt.

Die Blogosphäre ist nicht gut geeignet, die hierarchische Struktur des Wissenschaftsbetriebs abzubilden. Zwei Historiker können nebeneinander her bloggen, der eine ist im Netz gut sichtbar, spielt aber im Wissenschaftsbetrieb keine Rolle. Bei dem anderen ist das gerade umgekehrt. Eine andere Sache ist die, daß die Wissenschaftler, die im Netz in Erscheinung treten, bislang nur einen sehr kleinen Anteil darstellen. Beides macht die Antwort von Prof. Walter auf die Frage nach der wissenschaftlichen Kommunikation im Netz verständlich: „kann ... für die mir bekannten Formate nicht erkennen, dass hier eine wissenschaftliche Kommunikation im engeren Sinne stattfindet...“. Die „wissenschaftliche Kommunikation im engeren Sinne“ mögen die Wissenschaftler unter sich aushandeln. Das breite Publikum sollte sich über mehr Wissenschaftsvermittlung freuen, und da stört die Sorge der Wissenschaftler um einen möglichen Karriereknacks nur.

Anderer Meinung als Prof. Walter bin ich bei der Kommentarfunktion. Das mit den „Meinungsejakulationen“ halte ich für ziemlich daneben gegriffen. Bei den Online-Ablegern mancher Zeitungen scheint es wirklich so zu sein, daß es Leser gibt, die querbeet in so einem Sinne alles durchkommentieren und dabei auch so herbe Sachen online gestellt werden, die der normale Blogger sofort löschen würde. Aber nach eigener Erfahrung sieht es eher so aus, daß es zwar einerseits einen mit möglichst wenig Aufwand erstellten Spam gibt, anderseits aber in die meisten ernsthaften Kommentare Lesezeit, Nachdenken und Tippzeit investiert worden ist. Solche Kommentare sind bezogen auf die Anzahl der Blog-Zugriffe ziemlich selten, ich bin darauf im Eintrag über das Memoro-Projekt eingegangen. Die Kommentare sollte man wertschätzen. Prof. Walter müßte das wissen, seine Kommentarquote ist trotz Bekanntheit als Professor und der FAZ im Rücken nicht so besonders.