Mittwoch, 27. April 2011

BayernViewer-denkmal und GPS

Bei unserer Radtour am Ostersamstag wollten wir etwas die Möglichkeiten des BayernViewer-denkmal ausloten. Die Tour war eine Variation der im April 2009 beschriebenen Hügelgrabsuche im Forstenrieder Park („Bei den Wildschweinen im Forstenrieder Park“), die ich jetzt bildmengenhalber auf drei Blog-Einträge aufteile.

Bild 1: Grünwalder Isarbrücke

Archäologisches Ziel ist im ersten Teil das Hügelgräberfeld von Höllriegelskreuth/Pullach, im zweiten Teil die in der Nähe liegende Römerstraße („Via Julia“) und zuletzt kommen Hügelgräber im Wildpark/Wildgehe-Teil des Forstenrieder Parks.

Bild 2: Jaiserbrünnerl

Wir waren bei der Tour im April 2009 technologisch rückständig, ein Navi haben wir erst für unsere wenig später stattgefundene Sizilien-Tour gekauft („Sizilien, mit Familienanschluß“). Mittlerweile sind wir immer noch technologisch rückständig und waren letzten Samstag mit dem alten Navi und nicht mit einem Smartphone unterwegs. Deshalb steige ich jetzt auch nicht zu tief in das GPS-Thema ein.

Bild 3: Hügel entsprechend dem nordöstlichen Grabhügelsymbol in der Markierungsfläche

Im Detail ging es um drei Fragen: 1.) funktioniert die Umwandlung der vom BayernViewer-denkmal angegebenen Geo-Koordinaten in andere Darstellungen, also etwa in die, die man auf seinem Navigationsgerät hat? 2.) wenn die GPS-Daten gut verwendbar sind, wie genau kann man mit Symbolen in den roten BayernViewer-Markierungsflächen ein Ziel ansteuern? Speziell die Grabhügel-Symbole: Ist es ein einzelner Grabhügel, eine Grabhügelgruppe, ist überhaupt etwas da? 3.) wie gut ist die Möglichkeit im BayernViewer-denkmal Strecken in Meter auszumessen in diesem Zusammenhang verwendbar?

Bild 4: Hügel entsprechend dem nordwestlichen Grabhügelsymbol in der Markierungsfläche

Zu 1.), das kann man komplett zuhause am Rechner ausprobieren. Das empfiehlt sich als Gegenprobe sogar, damit man vor Ort nicht mit falschen Daten sucht.

Bild 5: Mulde im nordwestlichen Grabhügel

Zum Koordinaten-Ermitteln starten wir den BayernViewer-denkmal: denkmal-start. Wenn man jetzt den Mauszeiger auf der Karte bewegt, sieht man unten links hinter „GK:“ ein Zahlenpaar. Das sollten die Gauß-Krüger-Koordinaten an der Stelle des Zeigers sein. In der Hilfe-Datei, an die man durch Anklicken des „?“ im rechten oberen Viertel gelangt, sind die Gauß-Krüger-Koordinaten nur im Zusammenhang mit einer Druck-Funktion erwähnt, wenn man vor dem Druck eine Fläche markiert hat. Ausgegeben werden die Werte dann auf dem Ausdruck bzw. der Druckvorschau.

Bild 6: Infotafel Grabhügelgruppe der Hallstattzeit (800-500 v.Chr.) in Höllriegelskreuth

Man sollte das Flächenmarkieren und die Druckvorschau einmal ausprobieren. Denn wenn man damit gut sein Ziel markieren kann, kann man dann die Koordinaten mit der Tastenkombination Ctrl-C aus der Druckvorschau übernehmen. Ansonsten müßte man die Zeigerposition abtippen, etwa in dem man einen zweiten Web-Browser öffnet, im ersten Browser mit dem BayernViewer den Mauszeiger auf dem Ziel positioniert und dann mit Alt-Tab zum Browser mit einem Umrechnungsprogramm hinüberwechselt und dort die Daten eintippt.

Bild 7: Sogenanntes Fürstengrab mit Infotafeln

Zum Umrechnen der Daten (ohne Kommastelle!) habe ich diese Webseite verwendet: Umrechnung der Gauß-Krüger-Notation in Längen- und Breitengrade. Mit dem Ergebnis kann man gleich die Gegenprobe bei Google-Maps durchführen und dort die beiden Zahlen in dezimaler Notation getrennt durch ein Komma eingeben. Man kann die Werte auch mit folgender Seite weiter umrechnen, unser Navi zeigt bspw. die Koordinaten in Grad und Dezimalminuten an: Umrechnung von Geo-Koordinaten.

Bild 8: Mulde im Fürstengrab

2. wäre jetzt die Frage, ob man genau auf ein Grabhügel-Symbol positionieren kann und dann einen Grabhügel findet. Grob gesagt war es in den Fällen am Samstag so, daß tatsächlich entweder ein oder mehrere Grabhügel vorhanden waren. Was bedeutet, daß man mit den Symbolen bei mehreren vorhandenen Grabhügeln nicht alle abdecken kann. Zu bedenken ist weiter, daß diese Symbole wahrscheinlich vom unterlegten Kartenmaterial her stammen und daß die Arbeit am BayernViewer vermutlich nicht zu einer Änderung dieser unterlegten Karte führt. Bspw. hat die Markierung des Grabhügels „D-1-7934-0090“ vom Blog-Eintrag „Grabhügel mit Damwild“ im BayernViewer-denkmal offensichtlich nicht dazu geführt, daß auch ein Grabhügelsymbol auf die Karte gekommen ist.

Bild 9: Hügel in der Grabhügelgruppe Höllriegelskreuth/Pullach

Damit das nicht zu abstrakt wird, sollte man sich das einmal anhand unseres ersten Ziels ansehen. Man kann zum Ansteuern statt der Adresse die Denkmalnummer angeben, wenn man bei „Adresse“ die Auswahl anklickt und dort „Suche Denkmal“ auswählt. Als Denkmal „D-1-7935-0092“ ohne Hochkomma eingeben. Man sollte bei einer größeren Fläche in der Gemeinde Pullach im Isartal mit der Beschreibung „Grabhügel vorgeschichtlicher Zeitstellung, daraus Funde der Hallstattzeit“ landen (erst „Denkmalinfo anzeigen“ anklicken, dann die rote Markierungsfläche, wenn beim Anklicken der Markierungsfläche keine Denkmalinfo kommt).

Bild 10: Hügel in der Grabhügelgruppe Höllriegelskreuth/Pullach

Unter der roten Markierungsfläche sieht man vier Grabhügelsymbole (ggf. dazu auf „Topograph. Karten“ umschalten). Zu dem Symbol rechts oben habe ich einen lädierten Hügel direkt an dem oberhalb der Markierungsfläche vorbeiführenden Weg zur Habenschadenstraße gefunden, etwa 1,60 m hoch, zu sehen in Bild 3. Zum einzelnen Grabhügel-Symbol nordwestlich gab es ebenfalls eine Erhebung in der Landschaft, etwas über einen Meter hoch. Der Hügel ist in Bild 4 zu sehen, auf Bild eine Mulde in dieser Erhebung. Wie mir erzählt wurde, können diese Mulden kennzeichnend für frühe archäologische Grabungen sein, also die Mulden müssen nicht auf Vandalismus oder Raubgräberei in jüngerer Zeit hindeuten.

Bild 11: Hügel in der Grabhügelgruppe Höllriegelskreuth/Pullach

Das würde zu den Angaben auf der Infotafel (Bild 5) passen, daß die ersten Ausgrabungen schon 1882/1883 stattfanden. Die Infotafel ist der Isar zugewandt und befindet in dem Bereich rechts der beiden unteren Grabhügelsymbole. Wenn man vom östlich vorbeiführenden Radweg in den Wald hineinsehen würde, dann würde man sie sehen. Im Bereich der beiden Grabhügelsymbole gibt es zahlreiche Geländeerhebungen (Bild 9 bis 14). Da ist letztendlich unklar wieviele das sind, ob bspw. der Hügel in Bild 14 noch mitzählt oder ob das Aushub von einem anderen Hügelgrab ist.

Bild 12: Hügel in der Grabhügelgruppe Höllriegelskreuth/Pullach

Bemerkenswert ist, daß die Infotafel mehr Informationen als der BayernViewer-denkmal enthält (Grabhügel der Hallstattzeit 800-500 v.Chr., Höllriegelskreuth, Angaben über die Funde und über die Ausgrabungen, ein „sogenanntes Fürstengrab“). Vielleicht war das Fürstengrab dasjenige hinter der Tafel auf Bild 6, ich ernenne es jetzt mal dazu. Dieser Hügel wurde noch mit einem weiteren Schild der Gemeinde Pullach versehen. Wegen seiner Mulde sieht der Hügel auch richtig echt aus.

Bild 13: Hügel in der Grabhügelgruppe Höllriegelskreuth/Pullach

Um jetzt zur 2. Frage zurückzukommen: solche Grabhügelsymbole können eine hilfreiche Ergänzung sein. Letztlich spricht der BayernViewer-denkmal aber zu uns mittels den Markierungsflächen und der „Denkmalinfo“. Und wenn er will, dann kann er das auch ziemlich punktgenau. Das sieht man am Beispiel der kleinen Markierungen am rechten Rand der großen Markierungsfläche. Im einen Fall ist es das Jaiserbrünnerl in Bild 2. Das ist das Denkmal „D-1-84-139-11“, mit der Beschreibung „Laufbrunnen zur Erinnerung an Wilhelm Jaiser, sog. Jaiserbrünnerl, in Form eines Bildstocks mit Figur des Hl. Christopherus, Nagelfluh, bez. 1932.“. Im anderen Fall das Gabriel-von-Seidl-Denkmal „Aktennummer D-1-84-139-12“ auf Bild 15.

Bild 14: Hügel in der Grabhügelgruppe Höllriegelskreuth/Pullach

Letztlich läuft deshalb die 2. Frage darauf hinaus, daß es sinnvoll wäre, in die großen Markierungsflächen weitere Detailangaben in dieser Art einzufügen. Also eine kleine rote Markierung für das „sogenannte Fürstengrab“ mit einem mindestens so umfangreichen Beschreibungstext wie auf der Infotafel vor Ort. In diesem Falle halte ich so eine Verfeinerung für angebracht. Der vorbeiführende Radweg ist eine viel befahrene Ausflugschneise für die Münchner in Richtung Süden, da wäre es eine gute und verglichen mit einem Museum sehr kostengünstige Möglichkeit, sie mit der keltischen Vergangenheit bekannt zu machen. Noch dazu überbrückt dieser Radweg ein paar Meter weiter den an der Römerstraße orientierten, von Grünwald kommenden Radwanderweg „Via Julia“. Diese Grabhügel sind auch im Bewußtsein der Pullacher. Bei meinem Besuch der Birg habe ich mit einem Ehepaar geredet, wo der Mann in Pullach aufgewachsen ist und mir zuallererst dieses Grabhügelfeld empfohlen hat.

Bild 15: Gabriel-von-Seidl-Denkmal

Noch zur 3. Frage, da ging es um die Möglichkeit Strecken mit der Funktion „Linienzug messen“ zu messen. Das funktioniert mit Punktesetzen mit linkem Mausklick und mit zusätzlichem Klick der rechten Maustaste, um die Entfernungsmessung abzuschließen. Diese Möglichkeit ist sehr hilfreich. Sich die Entfernungen in den Kartenausdruck reinzumalen hilft vor Ort um abschätzen zu können, wo etwa das nächste Ziel liegt. Vor allem ist es eine „robuste Lösung“. Ich hätte bspw. beim Hügelgräberziel im Forstenrieder Park die Koordinaten vom Navi wegen Sonne und Wackeln und Anpassungsgeschwindigkeit beim Fahrradfahren nicht ablesen können, hatte mir aber die Wegstrecke von der letzten Wegekreuzung notiert und mit dem Fahrradtacho hat die Entfernungsmessung dann super geklappt.

Bild 16: Burg Grünwald

Noch zu den Bildern: die herangezoomte Grünwalder Isarbrücke im ersten Bild ist von einer Sitzbank ein Stück nördlich des Jaiserbrünnerls aufgenommen. Ein paar Schritt vom Jaiserbrünnerl entfernt ist eine kleine kostenlose Kneipanlage, daneben befindet sich der Verbindungsweg zur Habenschadenstraße. An dem liegt das vermutliche Hügelgrab in Bild 3. An der Biegung der Habenschadenstraße in die Kagerbauerstraße führt ein Fußpfad in das markierte Waldgebiet. Von einer Pfadkreuzung im Wald aus kann man schon die Erhebung des Hügelgrabs in Bild 4 sehen. Die Infotafel sieht man, wenn man links vom Gabriel-von-Seidl-Denkmal ein Stück den Fahrradweg entlanggeht, die Stelle liegt zwischen dem Gabriel-von-Seidl-Denkmal und dem Hügel neben dem Schild in Bild 14. Die Grünwalder Burg ist etwa von diesem Bereich südlich des Denkmals aufgenommen.

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