Dienstag, 30. November 2010

Agrigent, zweiter Teil

Das mit der „kurzen“ Unterbrechung meines Sizilien-Reiseberichts durch die „Terminsachen“ ging ziemlich schief. Die nächste Unterbrechung ist absehbar, aber jetzt sollen erst komplett die Einträge zu Agrigent kommen. Für die Sizilien-Fans will ich auf das Sizilien- und den Agrigent-Label unterhalb der zugehörigen Blog-Einträge hinweisen, dort draufklicken und man sieht die Sizilien- und Agrigent-Einträge im Zusammenhang.

Bild 1: Juno-Tempel

Vor dem Start des zweiten Teils empfehle ich noch einen Blick auf den langen Kommentar von Peter Burket zum ersten Blog-Eintrag zu Agrigent. Im Zusammenhang mit diesem Blog-Eintrag habe ich auch Kontakt mit Dr. Ernst Theodor Mayer bekommen, einem direkten Nachfahren des im Kommentar erwähnten Professor Ernst Mayer.

Ein Ergebnis dieses Kontakts mit Herrn Dr. Mayer will ich schon einmal weitergeben: er hat mich auf den Artikel „Grün steht den Göttern gut“ auf Seite 12 der Süddeutschen Zeitung vom 15.11.2010 hingewiesen. Es geht darin um sensationelle Farbdias, die im Nachlass des Hobbyfotografen Joseph Eschenlohr gefunden wurden. Er hatte sie vor den Kriegs- und Nachkriegszerstörungen in der Glyptothek aufgenommen. Die Wände in „verde-antico“, was man dem Namen nach von Baurechnungen kannte, aber von dem man mangels Farbfotos nicht wußte, wie es aussah. Der Artikel in der Süddeutschen ist mit dem Barberinischen Faun vor grünem Hintergrund illustriert.

Bild 2: Concordia-Tempel

Wenn Sie versuchen an den Artikel im WWW heranzukommen, sollten Sie "Grün steht den Göttern gut" in Hochkomma schreiben. Der Nachname von Herrn Eschenlohr ist in der SZ hinten mit „er“ geschrieben, falls Sie es mit dem Namen versuchen und die Suchmaschine das nicht zurechtbiegt. Zum Vorkriegszustand und den Kriegszerstörungen hatte ich im Blog-Eintrag über die Münchner Glyptothek auf die Website www.denkmaeler-muenchen.de hingewiesen.

Eventuell fällt Ihnen auf, daß der Barberinische Faun seinerzeit noch einen linken Arm und einen linken Fuß hatte und heute nicht mehr. Auf der Webseite der Skulpturhalle Basel können Sie den Unterschied sehen. Das führt zum Thema Ergänzungen an den Ausstellungsstücken der Glyptothek, an denen auch der schon erwähnte Professor Ernst Mayer beteiligt war, und deren spätere Entfernung. Den Begriff „Purifizierung“ habe ich in diesen Tagen durch Herrn Dr. Mayer kennengelernt.

Bild 3: Blick vom Concordia-Tempel nach Norden

Ich hoffe, wir werden von ihm zu diesem Thema und vielleicht auch zu den Telamonen/Atlanten noch einiges erfahren. Aber jetzt weiter zu Agrigent. Im Rest dieses Eintrags soll es um die Lage der archäologischen Sehenswürdigkeiten gehen, man kann sich dadurch vielleicht ein klein wenig vorstellen, wie der im ersten Teil erwähnte Pindar die Stadt Akragas gesehen hat.

Eine Besonderheit sind die in einer Reihe angeordneten Tempel bzw. Tempelreste, die man heute im „Parco della Valle dei Templi di Agrigento“ besichtigen kann. Tal der Tempel ist etwas missverständlich, weil die Tempel neben dem tiefer gelegenen „Tal“ meist nahe an einer Felskante stehen. Sehen wir uns dazu neben den Bildern in diesem Blog-Eintrag noch den Lageplan von Agrigent beim Antikefan Bernd Liermann an. Vielleicht können Sie diese Webseite in einer zweiten Registerkarte aufmachen und dann am besten auf den Plan klicken um an die große Version zu kommen. Die zentralen touristischen Anlaufpunkte sind dort durchnummeriert. Eine weitere Registerkarte können Sie der Wikipedia spendieren. Die Karten dort sind wegen dem vom Antikefan ausgelassenen Bereich im Norden interessant, wo vermutlich die Akropolis gelegen hat.

Bild 4: Blick vom Herakles-Tempel nach Norden

Auf meinem ersten Bild sehen Sie etwas herangezoomt wieder den Juno-Tempel, mit dem ich den ersten Teil von Agrigent beendet habe. Beim Antikefan ist das der Kreis mit der Nummer 5 in der südöstlichen Ecke der eingezeichneten früheren Stadtmauer. Die Aufnahme habe ich vom antiken Ekklesiasterion (Versammlungsort) beim Archäologischen Museum Agrigent aus gemacht, das ist ziemlich in der Mitte des Lageplans, wo drei nummerierte Kreise beieinanderliegen (neben dem Museum und Ekklesiasterion auch noch die Kirche San Nicola).

Das zweite Bild zeigt den ebenfalls etwas herangezoomten Concordia-Tempel, beim Antikefan die Nummer 6, im Hintergrund ist das Meer. Das dritte Bild ist beim Concordia-Tempel in Gegenrichtung auf die Stadt aufgenommen. Museum und Kirche San Nicola sind vor der Stadt oben an der Straße in der Bildmitte zu sehen. Rechts ein Hotel, hinsichtlich Tempel und Museum in 1a-Lage (Preise und Qualität sind mir aber unbekannt). Bild 4 ist auch in Richtung auf Agrigento aufgenommen, jetzt vom Herakles- bzw. Herkules-Tempel aus, das ist die Nummer 7 beim Antikefan, der nächste Tempel in der Reihe in Richtung Westen.

Bild 5: Asklepios-Tempel

Touristisch gesehen sind die wichtigen Anlaufpunkte vor allem der Parkplatz, der im Vordergrund des vierten Bildes zu sehen ist, von dem man zu Kassen und dann den Tempeln weitergeht, und der große Parkplatz beim archäologischen Museum. Bemerkenswert ist, daß sich diese Anlaufpunkte nahezu mit den Zentren des täglichen Lebens im antiken Akragas decken. Der untere Marktplatz soll bei dem zu sehenden Parkplatz gelegen haben, der obere Marktplatz beim Museum. Das Haupttor der Stadt, bei den Römern Porta Aurea genannt, soll hier beim Herakles-Tempel gelegen haben. Die antike Zufahrt würde sich also mit dem Durchbruch durch den Felsgrat für die heute von Süden kommende Straße decken, der Durchbruch soll aber erst in byzantinischer Zeit so tief gelegt worden sein.

Wenn auf antike Ansichten eingegangen wird, dann wird meist die nahe der Felskante stehende Tempelreihe hervorgehoben, die vom Meer her kommende Besucher sicher sehr beeindruckt haben muß. Im fünften Bild - aufgenommen aus dem fahrenden Auto direkt beim Asklepios-Tempel unten in der Mitte des Lageplans - sieht man aber, daß von dort auch die Akropolis im Norden gesehen werden konnte. Wegen der modernen Überbauung ist dort nur wenig erhalten. Es muß aber auch dort Tempel gegeben haben, Säulenteile und der Grundbau eines dorischen Tempels sollen in der Kirche Santa Maria dei Greci im Zentrum der heutigen Stadt erkennbar sein. Die Säulen im Bild neben den Asklepios- bzw. Äskulap-Tempel-Resten stammen vom Herakles-Tempel, das braune Bauwerk im Grünen links unterhalb dieser Säulen ist das sogenannte Grabmal des Theron.

Bild 6: Nordwestblick vom Juno-Tempel

Es gibt noch eine weitere interessante Sichtachse. Wie auf dem Lageplan des Antikefans zu sehen ist, stehen die Tempel etwa in Reihe. Es fehlt bei seinen Kreisen noch ein Tempel, nämlich der Vulkan-Tempel westlich neben den Eisenbahngleisen und innerhalb der antiken Befestigungsanlage. Wie man auf dem Plan sieht, geht das nur mit einer Biegung der Tempelreihe nach Norden. Wir sind an den Tempel nicht herangekommen. Im dort gekauften Tal-der-Tempel-Führer ist aber ein westlich und oberhalb des Vulkan-Tempels mit Zoom aufgenommenes Bild, auf dem man sowohl die Reste des Vulkan-Tempels als auch die Tempelreste bei Nummer 9 und 10 sowie den Concordia- und den Juno-Tempel sehen kann. D.h. diese Sicht einer „Prozessionsanordnung“ muß es seinerzeit auch gegeben haben. Von einer gefundenen antiken Prozessionsstraße ist mir nichts bekannt, ich glaube nur irgendwo so eine Bezeichnung für den modernen Touristenweg zu den Tempeln 5-7 gelesen zu haben.

Bild 6 ist in Gegenrichtung zu der genannten Sichtachse aufgenommen, also vom Juno-Tempel. Man sieht den Concordia-Tempel, aber aus dieser Richtung knickt der Felsgrat zusehr ab um von den unterhalb stehenden Resten noch etwas zu erkennen. Zwischen Tempeln und dem heutigen Agrigent senkt sich das Gelände etwas. Ich stelle mir die Topographie des antiken Akragas wie menschliche, mit einem Rock bekleidete Oberschenkel vor. Der rechte Oberschenkel ist etwas aufgestellt und abgespreizt, dort lag die Akropolis und das heutige Agrigento, der linke Oberschenkel ist an den Boden gedrückt, dort befinden sich die Tempel. Der Juno-Tempel noch ein wenig erhöht auf einem Stück Hüftknochen.

Bild 7: Südwestblick vom Juno-Tempel

Das abschließende Bild 7 ist von diesem „Hüftknochen“, also beim Juno-Tempel, in Richtung Südwesten aufgenommen. Die Straße führt nach Porto Empedocle, rechts bei der Straße ist schwach der Asklepios-Tempel zu erkennen. Im Dunst hinten das Meer. Die Landschaft läuft aber nicht flach dorthin aus, sondern es geht auf dem Weg dahin noch einmal eine Stufe herunter.