Donnerstag, 6. Januar 2022

200ster Geburtstag von Heinrich Schliemann

Der heutige Dreikönigstag ist zugleich der 200ste Geburtstag von Heinrich Schliemann. Ich fand und finde Schliemann toll. Er hat gleich an zwei für ihn fremden Orten ein Vermögen gemacht. Nicht nur in Rußland, sondern auch im amerikanischen Westen. Dafür mußte er die herrschenden Notwendigkeiten erkannt und die dann mit hoher Energie, großem Mut und enormer Lernbereitschaft umgesetzt haben. Seine häufig erwähnte schnelle Lernfähigkeit von Sprachen wirkt unglaublich. Aber er muß sich genauso schnell in neue Rechtssysteme und Handelsbräuche eingearbeitet haben.

Diese weit über dem Normalen liegenden Fähigkeiten, sich auf neue Notwendigkeiten einzustellen, scheinen ihm auch in seinem zweiten Leben als Archäologe geblieben zu sein. Zwar wird ein Blick auf den Schliemann-Graben vermutlich noch viele weitere Archäologengenerationen leiden lassen. Anderseits gibt es die Entschuldigung, daß sich die Feldarchäologie noch in den Kinderschuhen befand und er sich auch hier wieder als äußerst lernfähig erwiesen und neue Methoden erst geschaffen hat. Die Wikipedia führt einige von Schliemann erdachte Forschungsmethoden auf, die noch heute angewendet werden.

Häufig wird auch seine gute Medienarbeit erwähnt. Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin, bezeichnet ihn im Blog der Staatlichen Museen zu Berlin als Medienjunkie. Wemhoff erwähnt dabei die Exklusivverträge mit der „Augsburger Allgemeinen“ und der Londoner „Times“. In einem „Podcast Mare Nostrum“-Interview beschreibt PD Dr. Stefanie Samida einen dieser für heutige Verhältnisse ungewöhnlichen Artikel von Schliemann in der „Augsburger Allgemeinen“, in dem er ausführlich versucht eine Kritik zu wiederlegen. Stefanie Samida erwähnt in dem Interview auch Direktkontakte Schliemanns mit Archäologen, die Wikipedia ein Telegramm an den griechischen König über einen neuen Fund. Ohne weitere Kenntnisse würde ich das alles unter Schliemanns schon in seiner Vermögensaufbauzeit eingeübten Kommunikationsfähigkeit einsortieren. Schliemann mußte als Kaufmann seine Zielgruppen über sein Angebot informieren und anderseits seine Waren in Direktkontakten beschaffen.

Die damalige Vorläuferzeitung der heutigen „Augsburger Allgemeinen“ soll eine der bedeutendsten deutschsprachigen Tageszeitungen gewesen sein. Vermutlich konnte Schliemann mit ihr gut das Bildungsbürgertum erreichen. Gerade mit einer im Konflikt entstandenen Antwort hatte er die Chance, daß ein differenzierter Artikel über seine Arbeit von vielen gelesen wird und sich die wesentlichen Ideen in vielen Köpfen verankern. Das sähe nach einer für die damaligen Medienverhältnisse idealen Nutzung aus. Wenn es hingegen zu den einzelnen ARD-Alpha-Sendungen „Zum 200. Geburtstag von Heinrich Schliemann am 6. Januar“ so Angaben gibt wie „BR Mediathek: nach Ausstrahlung bis 12. Januar 2022 verfügbar“ oder „BR Mediathek: nach Ausstrahlung 5 Jahre verfügbar“, dann hätte sich Schliemann da vermutlich im falschen Film gefühlt. Die Archäologen haben ja heute alles. Sie können besser über ihre Arbeit schreiben als die meisten Journalisten, sie haben unzählige Fotos, sie haben inzwischen auch häufig Filmaufnahmen aus Drohnen.

Den unterlegten Link zum BR nehme ich bei Gelegenheit wieder raus, wenn diese Website nicht mehr zugänglich ist. Auch solche Informationen über Stattgefundenes und das, was davon noch in der Mediathek zu finden ist, verschwinden schnell einmal in einer für mich nicht nachvollziehbaren Weise.

Zum Schliemann-Geburtstag soll es mehrere Ausstellungen geben. Die des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin soll den Titel „Schliemanns Welten“ tragen und vom 13.5.2022 bis 6.11.2022 stattfinden. Das Interview mit dem Podcast Mare Nostrum fand im Kontext zur Ausstellung „Heinrich Schliemann und Heidelberg“ statt, die am 14.1. in Heidelberg starten soll. Und im Schliemann Museum Ankershagen soll es beginnend mit dem 8.1.2022 über das Jahr verteilt mehrere Sonderausstellungen geben.

Im abschließenden „Die Sendungen im Überblick“ des oben verlinkten BR-Texts werden geplante Sendungen für gestern und für heute angegeben. Heute soll ab 21:00 Uhr „Ertauchte Geschichte – Pfahlbauten in Europa“ und „Die verschüttete Hochkultur – Tempelstadt Naga“ auf ARD Alpha zu sehen sein. Die gestrigen Sendungen „Geheimnisvolle Orte: Troja und der Schatz des Priamos“, „alpha-thema Gespräch: Geheimnisvolle Schätze? Zum 200. Geburtstag von Heinrich Schliemann“ und „Das Grand Egyptian Museum – Ein neuer Palast für Tutanchamun“ sind schon in der Mediathek zu finden. Zudem werden die drei gestrigen Sendungen heute ab 14:15 Uhr wiederholt, das wird in der BR-„Pressemitteilung“ nicht erwähnt.

Heute ist ein Artikel auf Englisch bei der Deutschen Welle über Schliemann erschienen. Die Tage gab es eine Sendung im Deutschlandfunk Nova. Einiges mehr an Audio-Sachen findet man über die Schliemann-Suche in der ARD-Audiothek, u.a. die Lesung eines neuen Buchs über Heinrich Schliemann von Frank Vorpahl. Also es scheint jeder irgend etwas zu machen oder zu wiederholen oder neu aufzubereiten. Man hat nur das Problem das Richtige herauszufischen, in das man seine Zeit investiert.