Samstag, 5. Dezember 2015

Mal wieder was zu den MOOCs

Derzeit enden gerade zwei neue MOOCs (Massive Open Online Courses) aus unserem Interessenbereich: „Ancient Egypt: A history in six objects“ bei Coursera und „A Global History of Architecture“ bei edX. Drei ältere MOOCs, die ich in früheren Einträgen erwähnt hatte, werden derzeit wiederholt: „Roman Architecture“ und „The Fall and Rise of Jerusalem“ bei Coursera, und „Hadrian's Wall: Life on the Roman Frontier“ bei FutureLearn.

Für Späteinsteiger reicht es meist nicht mehr für die Kurs-Aufgaben und -Prüfungen. Aber man kann durch die späte Anmeldung oft noch auf das Lehrmaterial zugreifen. Es gibt sichtbar Ausnahmen: für den edX-Kurs gilt „Enrollment is closed“. Also warten auf die Wiederholung. Beide neuen Kurse fand ich nach Ansicht der ersten Videos sehr interessant, habe sie aber nicht weiter verfolgen können. Den „Roman Architecture“-Kurs hatte ich früher schon mal empfohlen, den halte ich weiterhin für ganz besonders empfehlenswert. Die Beispiele haben eine große Lebensnähe - wie wurde das Wohnhaus oder öffentliche Gebäude genutzt? Das wird man im Kopf versuchen nachzuvollziehen und mit heutigen Raumnutzungen vergleichen und dann kann man sich das hoffentlich besser merken. Weiter leben wir „in der Nähe“ der Kursbeispiele. Und wenn man im Urlaub sowieso an Beispielen aus dem Kurs vorbeikommt, dann sind die entsprechenden Kursteile vielleicht die beste Vorbereitung.

Die Coursera-Kurse unterscheiden sich bei der späteren Lehrmaterial-Verfügbarkeit für die Kursteilnehmer. Und „Roman Architecture“ war leider einer derjenigen Kurse, bei dem das Material bald nach Ende des Kurses gelöscht wurde. Aber man kann sich via von der Yale University verfügbar gemachtem Material einen Eindruck verschaffen.

Im Kurs wird ein Tempel nahe der Stadt Rom mit schön sichtbarem antikem Beton vorgestellt. Von dem habe ich meinem Vater ein Foto via dem PC-Monitor gezeigt. Mein Vater hat in seinem Leben einige Beton-Verschalungen im Haus und um das Haus herum gebastelt und war vor meiner Geburt mit meiner Mutter, Motorrad und Zelt in Rom. Wenn ich mir die heutige Jugend vorstelle, dann könnte sie sich selbst bei auf den Rucksack beschränkten Möglichkeiten noch vor Ort das eBook zum Kurs besorgen und bei verfügbarem freiem WLAN kostenlos und komfortabel die alten zugreifbaren Videos ansehen. Auf dieser Ebene der Möglichkeiten ließe sich die Diskussion fortsetzen. Z.B. werden in manchen Kursen Fotos erbeten, die dann für alle Kursteilnehmer sichtbar sind. Manchmal sollen die Einreichungen auch auf allen frei zugänglichen Plattformen erfolgen. Egal wie man das für MOOCs oder für andere Anwendungsbereiche variiert - man stelle dem mal den noch klassisch fabrizierten Ausstellungskatalog oder eine möglichst Link-freie gedruckte „Publikation“ entgegen. Es wäre halt wünschenswert, wenn Kompetenz auf höherem Niveau vorhanden wäre und auf dieser Basis eine niveauvolle Diskussion stattfinden würde. Kurs und eBook von „Roman Architecture“ haben etwa die Schwäche, daß ein paar Kilometer neben der „Roman Architecture“ noch tolle griechische Tempel stehen könnten, die man nur mit dem Kursmaterial verpassen würde. Man bräuchte für den Online-Gesamtüberblick ergänzend etwas in eine Art „Bayerischer Denkmal-Atlas“. Der dümpelt aber nach letztem Reinsehen weiter nur vor sich hin und ich wüßte jetzt nicht, ob dieses zu seiner Entstehungszeit (unter dem Namen Bayern-Viewer Denkmal) eigentlich tolle Angebot irgendwo in Bayern mit touristischen Angeboten verschaltet wurde. Beispiel Archäologiepark Altmühltal. Die vorhandenen Fotobestände von den Ausgrabungen sind super, wie man am Beispiel des im Eintrag erwähnten Buches sieht. Wieso verknüpft man diese Bestände und Informationen über den Verbleib der Funde nicht mit den Geo-Daten des Bayerischen Denkmal-Atlas?

Bei früheren MOOC-Einträgen bin ich bei Details wie der Finanzierung via Zertifikaten und deren Verifezierung oder bei den ehrenamtlichen Moderatoren hängen geblieben. Ich will versuchen nicht mehr so in Verästelungen hineinzugeraten. Allgemein auf einer konzeptuellen Ebene könnte man aber zu den Zertifikaten mal die Behauptung wagen: möglichweise ist da schon ein System entstanden, bei dem bestimmte große IT-Arbeitgeber bestimmte eingeschränkte Verifezierungen akzeptieren. Die Zusammenarbeit der Kursplattformen mit diesen Firmen wäre ein Hinweis darauf. Die Akzeptanz der Zertifikatsprogramme durch die Firmen wäre dann auch ein Argument dafür, daß eine Finanzierung der Kursangebote dauerhaft via bezahlten Zertifizierungen funktionieren könnte. Ich will dabei jetzt weniger auf diesen Sachverhalt raus, als vielmehr darauf, daß man zu manchen Aspekten Respekt vor und Kenntnis von den Systemen haben sollte, in die etwas eingebunden ist. Mir kam z.B. aktuell die Aussage „Autohersteller kaufen Kartenanbieter“ in den Nachrichten sehr dünn und statisch vor. Wer es nicht kennt, kann mal nach „google traffic“ googeln und danach, wie das gemacht wird. Wenn solche Komponenten entscheidend sein können (ich könnt's mir vorstellen), dann müßte man notwendig auf die Rückkanäle achten und das müßte heute schon stärker thematisiert werden. Zu solchen größeren Systemen noch ein Gedanke zu den früher erwähnten ehrenamtlichen Moderatoren, die aktuell in den Kursen in die ich reingesehen habe keine Rolle spielen: vielleicht ist man dennoch mit irgendwelchen Communitys vernetzt und denen substanzieller verpflichtet. Ich bin ja mal auf Ehrenamtliche gestoßen, die Übersetzungen gemacht haben. Die Zusammenarbeit mit Firmen habe ich genannt, die mit Universitäten ist klar, und manche Spenden werden auch mit bestimmten Vorstellungen geflossen sein.

Nun noch zu Konkreterem im Zusammenhang mit den MOOCs: es gibt vielfach noch die kostenlosen Anmeldungsmöglichkeiten, so daß man sich zu den oben genannten Kursen ohne finanzielles Verlustrisiko spät oder verspätet anmelden und nachsehen kann, wie weit das Kursmaterial noch zugreifbar ist. Als Beispiele habe ich Kurse erwähnt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt begannen. Es gibt auch Kurse, bei denen man zu einem beliebig gewählten Zeitpunkt starten kann. Der gemeinsame Start von vielen hat aber den Vorteil, daß auch viele auf dieselben Probleme stoßen und sich das im Forum niederschlägt. Und daß es es genügend andere Kursteilnehmer für das Peer Review gibt und man deren Aufgabenlösungen studieren kann, die bisweilen besser und eleganter sind als die eigenen.

Nachteil eines fest terminierten Kursrhythmus ist natürlich, daß man ihn manchmal nicht einhalten kann. Hier bringt in vielen Fällen eine Neuerung bei Coursera eine deutliche Verbesserung: bei mehreren „Specializations“ (das sind thematisch zusammengefasste Kurse) starten die einzelnen Kurse zwar zu einem festen Zeitpunkt, werden dann aber sehr schnell wiederholt. Also der gleiche Kurs startet etwa im Zwei-Wochen-Abstand wieder. Dabei nützt man das hohe Interesse an bestimmten Themen aus, so daß immer genügend Leute anfangen, um für Leben in den Foren und für die Peer Reviews zu sorgen. Kann man im Kurs die wöchentlichen Aufgaben nicht bewältigen, kann man in einen der später startenden Kurse unter Mitnahme der Ergebnisse aus den erfolgreich bewältigten Wochen des bisherigen Kurses umschalten. Wählt man eine zwei Wochen später startenden Kurs-Wiederholung, hat man diese zwei Wochen zusätzlich Zeit.

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Bernstorf: „Fälschungsverdacht besteht weiter“

Letztes Jahr waren das Gold und die Bernsteine von Bernstorf ein größeres Medienthema. Bei Interesse scrolle man dazu meine mit Bernstorf gelabelten Einträge nach unten.

Man hätte denken können, nach einem Jahr ist man in der Sache irgendwie weiter. Nun ist aktuell in der Sendung „Kontrovers“ des Bayerischen Fernsehens ein Beitrag unter dem Titel „Das Gold von Bernstorf - Fälschungsverdacht besteht weiter“ erschienen. Der Beitrag ist derzeit noch via dem angegebenen Link als Video ansehbar.

So wie ich den Beitrag verstehe, ist der Stand in etwa derselbe wie im letzten Jahr. Also einerseits sehr große Zweifel an der Echtheit der Funde, anderseits kein Konsens mit der Münchner Archäologischen Staatssammlung. Der Unterschied zum letzten Jahr scheint mir nach dem Kontrovers-Beitrag zu sein, daß nun seinerzeit angestrebte Gutachten und Untersuchungsergebnisse vorliegen, diese aber nicht bekannt gegeben werden.

Auf der Website der Archäologischen Staatssammlung ist noch das im letzten Jahr erwähnte pdf mit den „Fragen und Antworten zum Gold von Bernstorf“ zu finden. Leider sehe ich keine Angaben zu Datum, Verfasser etc. Aber wenn man sich die Seiteninformationen anzeigen lässt, ist die Datei vom 13. November 2014 und wird dann wohl unverändert die damals auf der Startseite der Archäologischen Staatssammlung zugreifbar gemachte Datei sein.

In diesen „Fragen und Antworten zum Gold von Bernstorf“ gibt es zu der Gold-Untersuchung durch Prof. Pernicka die Textsequenz „Die Herauslösung der Ergebnisse als Vorabpublikation erschwert für die Öffentlichkeit im Augenblick das Gesamtverständnis des Fundes.“ Also für mich übersetzt: alle hätten warten warten warten warten warten sollen bis welche Dinge auch immer eingetreten sind und dann hätte man die Öffentlichkeit informiert? Nach meiner Meinung ist es stattdessen gut, die Öffentlichkeit fortlaufend zu informieren. Das ist meiner Meinung nach auch besonders wegen dem Bronzezeit Bayern Museum wichtig. Wenn den Leuten, die sich engagieren, sei es für den Aufbau des Museums, sei es um eine eigene Besuchergruppe für den Museumsbesuch zu motivieren, die große Unsicherheit hinsichtlich der Funde nicht mitgeteilt wird, dann fühlen sich die Leute veräppelt, freundlich formuliert. Und das ist schlimmer, als wenn man eine Unsicherheit eingesteht. Und ich vermute, wenn es die Vorabmeldungen nicht gegeben hätte, dann hätte man keinen Grund gesehen diese Unsicherheiten im Bronzezeit Bayern Museum und auf dessen Website so deutlich kenntlich zu machen.

Allgemein noch: am Bernstorfer Berg gab es wohl dieses Jahr wieder Ausgrabungen. Dieses via Tageszeitung mitzuteilen, war vielleicht vor 100 Jahren unumgänglich, weil man nicht einfach einen eigenen Text mit einer vielfachen Menge an Fotos in das Internet einstellen und allgemein zugreifbar machen konnte. Vielleicht könnten Bernstorf-Ausgräber Informationen über ihre Ausgrabung zeitnah auf einer eigenen Website einstellen und an das Bronzezeit Bayern Museum einen Hinweis schicken. Und auf der Museumsseite gibt es dann unter „Aktuelles“ fortlaufende Hinweise auf Neuigkeiten von der Grabung. Oder auf Neuigkeiten von allen Bronzezeit-Ausgrabungen in Bayern, es heisst ja „Bronzezeit Bayern Museum“. Hinweise auf zugreifbare Fernsehsendungen zu bayerischen Bronzezeit-Themen sollten auch zu finden sein. Und vielleicht besichtigt ja auch mal eine Schulklasse sowohl eine Bernstorfer Ausgrabung als auch das Museum. Da könnte man dann deren Berichte und Fotos auf der Museumsseite einstellen.

Freitag, 23. Oktober 2015

Kelten-Links

Stephan Gröschler hat es mit „seinem“ Untersberg in die „Apotheken Umschau 15. Oktober 2015 B“ geschafft. Mit Blick auf die Auflagenzahl der „Apotheken Umschau“ ist das ein großer Erfolg und eine große Anerkennung seiner Leistung!

Ich kenne keine Webadresse auf der auch nur annähernd so viele Besuchsberichte von Keltenschanzen/keltischen Viereckschanzen eingestellt sind wie bei Stephan. Die sind dann noch umfangreich bebildert. Manchmal sogar mit Aufnahmeserien aus unterschiedlichen Jahreszeiten, manchmal mit einem Video. Also wenn wir da jetzt mal eine „gemeinsame Sache“ annehmen, dann hat Stephan dafür eine Riesenmenge gemacht!

Die in zweiwöchigem Abstand erscheinende „Apotheken Umschau“ wird in manchen Apotheken nicht ausliegen und in anderen Apotheken wird das aktuelle Heft mittlerweile vergriffen sein. Der nächste Hinweis ist wohl ebenfalls zeitkritisch: auf die „Betrifft: Geschichte“-Sendungen des ORF kann man anscheinend nur einen Monat lang nach Ausstrahlung zugreifen. Da gab es ab 12. Oktober 2015 fünf Tage lang jeweils eine fünfminütige Sendung über „Die Europäer der Eisenzeit. Die Kelten. Mit Peter Ramsl, Institut für Orientalische und Europäische Archäologie, ÖAW. Gestaltung: Martin Adel“ Sehr informativ und gut gemacht, wer es es noch bis 12. November schafft möge zum Start der Serie zurücknavigieren und sich das unbedingt anhören.

„Die unbekannten Kelten: Die Kelten auf dem Balkan“. Da muß man jetzt nicht viel dazu sagen - auf irgend etwas über die Kelten auf dem Balkan stößt man wirklich selten. Also drauf geklickt und her mit Text und Bildern! Zur Website ist noch anzumerken, daß sich einige solch interessanter und längerer Beiträge auf ihr finden. Also ein schöner Wochenendtipp, mit dem man einige Zeit verbringen kann.

Noch so ein schöner Wochenendtipp ist das „Hafenradio“. Christoph Haffner interviewt eineinhalb sehr kurzweilige Stunden seinen Vater, den pensionierten Professor für Ur- und Frühgeschichte Alfred Haffner, zum Thema „Keltische Ringwälle im Hunsrück“. Zum Interview gibt es von Christoph Haffner noch den Wanderbericht „Vier keltische Ringwälle und ein römischer Grabhügel in zwei Tagen“. Wer jetzt noch nicht geklickt hat und sich unter den keltischen Ringwällen im Hunsrück nichts vorstellen kann: der sehr bekannte Ringwall von Otzenhausen ist da auch dabei. Und wem das Interview gefallen hat, für den gibt es unter dem Titel „Kelten – Römer – Germanen und Archäologen“ ein weiteres mit Alfred Haffner.

„Keltische Ringwälle im Hunsrück“ sollte man mit eingebauter Zeitschiene im Kopf anhören. Es gibt die älteren Befestigungen und geht dann hin bis zu den neueren Oppida. Leserinnen und Leser aus dem Raum München können zunächst mit dem Interview die Oppida gedanklich einsortieren und dann einen Tagesausflug nach Manching auf das Gelände des ehemaligen Oppidums einschieben, bevor sie in den Hunsrück starten. Zum Manchinger Museum abschließend zwei diesjährige Besuchsberichte, zum einen von Iris Kauffmann „Das Kelten Römer Museum in Manching“ und zum anderen von Carmen Dietz-Rödel „Manching – Kelten Römer Museum oder Am Ende ist nicht alles Gold, was glänzt.“.

Sonntag, 19. Juli 2015

Die Keltenschanze auf dem Friedhof in München-Perlach

Wer jetzt über die Suche nach „Keltenschanze Perlach“ bei mir gelandet ist und bislang noch nichts mit Keltenschanzen zu tun hatte, möge gleich noch in meinen älteren Eintrag über die Keltenschanze Buchendorf reinsehen. Da habe ich etwas mehr über Keltenschanzen im allgemeinen geschrieben. Buchendorf ist auch ein Vertreter von mehreren Keltenschanzen, die wesentlich besser als die Perlacher erhalten und im Münchner Umland gut erreichbar sind. Via weiteren Links im aktuellen Eintrag oder via dem Label Keltenschanze lassen sich weitere Beispiele finden. Und man sollte sich solche Ausflüge mal gönnen, wenn man Spass daran hat.

Noch eine Bemerkung zu den Friedhofsbezeichungen: die Reste bzw. die Markierungen der Perlacher Keltenschanze befinden sich auf dem Gelände des „Neuen Münchner Südfriedhofs“ in München-Perlach. Das ist ein anderer Friedhof als der „Friedhof Perlach“ oder der „Friedhof am Perlacher Forst“. Wahrscheinlich erklärt die Neuanlage des Münchner Südfriedhofs und die getätigten landschaftsgestalterischen Arbeiten (Teich und Hügel) auch den Einbezug der Keltenschanze.

Keltenschanze auf dem Neuen Südfriedhof in München-Perlach

Im Eintrag zur Keltenschanze Buchendorf versuche ich auch etwas zur räumlichen und die zeitlichen Dimension zu sagen, in der diese Keltenschanze eingebunden war. Das Problem war/ist speziell bei der Buchendorfer Keltenschanze, daß die gern mal mit dem aus der Bronzezeit stammenden Grabhügelfeld südwestlich von Gauting verknüpft wurde. Die Buchendorfer Keltenschanze liegt noch von weitem sichtbar im Gelände, und das Grabhügelfeld ist wegen dem Grab der Seherin bekannt geworden und beide zusammen sind irgendwelchen Führern gelandet. Es gab aber einen sehr großen zeitlichen Abstand zwischen dem Zeitpunkt, als die Frau begraben wurde, und der Zeit der Keltenschanzen.

Keltenschanze auf dem Neuen Südfriedhof in München-Perlach

Richtig ist aber wohl, daß viele bronzezeitliche Gräberfelder von folgenden Kulturen weiter genutzt wurden. In dem Zusammenhang wäre der Begriff „Kulturen“ hervorzuheben. Die Kelten werden sich vielleicht auf Vorfahren in den nebenan liegenden bronzezeitlichen Grabhügeln berufen haben. Vielleicht gab es tatsächlich noch Überlieferungen. Ähnlich kann das im Münchner Raum auch beim Übergang zu den Römern vonstatten gegangen sein. Im vorliegenden Fall entstand nach dem Bayerischer Denkmal-Atlas direkt neben der Perlacher Keltenschanze später eine „Siedlung mit Mühlen und Werkplatz der mittleren und späten römischen Kaiserzeit“. Die Keltenschanze hat die Denkmalnummer D-1-7935-0112, die römerzeitliche Siedlung D-1-7935-0262. Vielleicht war die römische Siedlung schon richtig Multikulti, vielleicht aber noch stark von der keltischen Bevölkerung geprägt.

Keltenschanze auf dem Neuen Südfriedhof in München-Perlach

Räumlich liegt die Keltenschanze Buchendorf auf einer Ost-West-Verbindung. Diese Verbindung wurde durch eine Römerstraße bis in die Neuzeit „verewigt“. Im Fall der Perlacher Keltenschanze liegt die Nord-Süd-Verbindung durch das Hachinger Tal vor. Man möge sich im Bayerischen Denkmal-Atlas die beeindruckende Kette rot markierter Flächen ansehen. Als sensationell wurde in den zurückliegenden Jahren ein Gräberfund bewertet, zu dem es dann eigens eine Ausstellung in der Archäologischen Staatssammlung gab. Der brachte etwas Licht in die Übergangszeit zwischen römischer Herrschaft und bayerischem Mittelalter.

Teich im Neuen Südfriedhof in München-Perlach

Wer Perlach nicht kennt: die Gegend ist ziemlich flach. Die größten Steigungen habe ich überwunden, als ich auf den Hügel auf dem Friedhof gelaufen und auf die Brücke über die Autobahn geradelt bin. Also man kommt ganz gut um die Wahrnehmung dessen herum, was damals die Identität des Gebietes ausgemacht hat. Wer sich aber näher mit dem Hachinger Tal/Hachinger Bach beschäftigen will, dem empfehle ich Claudias Zusammenstellung „"Unser" Wald - das Gleißental“. Wie der Titel sagt, legt sie ihren Schwerpunkt auf den südlichen Vorlauf des Hachinger Tals. Bestens dazu passend ist ein Bericht von Thomas Irlbeck unter dem Titel „Über Neuperlach ins Schwarze Meer: Der Hachinger Bach“. Der Titel irritiert etwas. Thomas Irlbeck bewegte sich nicht hin zum Schwarzen Meer, sondern versuchte, dem Hachinger Bach per Rad in Richtung Süden, also dem Gleißental, zu folgen. Ausflugswillige Perlacher können das ja mal versuchen nachzuvollziehen und wenn sie keine Lust mehr haben in Richtung Biergartentipps von Claudia abbrechen.

Aussegnungshalle des Neuen Südfriedhofs in München-Perlach

Zu den Fotos von der Perlacher Keltenschanze: die Keltenschanze wurde durch eine Lindenbepflanzung kenntlich gemacht. Westlich und südlich führt direkt an ihr jeweils ein gegenüber ihrer Innenfläche etwas erhöhter Asphaltweg vorbei. Nach Osten hin gibt es einen Wulst im Gelände, vielleicht 50 cm hoch. Helmut Hille schreibt: „Im neuen Südfriedhof in München-Perlach hat man auf Grund alter Flurkarten eine solche völlig eingeebnete Viereckschanze durch Vertiefung kenntlich gemacht“. Man könnte das so interpretieren, daß der Wulst/das Minischänzchen im Osten künstlich sind und die Asphaltwege auch künstlich etwas erhöht angelegt wurden.

Bei den ersten beiden Bildern handelt es sich um Panoramen. Die zwei Fotos für das erste Bild habe ich an der nordwestlichen Ecke aufgenommen, die drei Fotos für das zweite Bild an der nordöstlichen. Links von der Keltenschanze im zweiten Bild befand sich die erwähnte römerzeitliche Siedlung. Bild drei ist ein Blick in die Keltenschanze über den Geländewulst an der östlichen Seite. Bild 4 zeigt den Friedhofs-Teich mit ein paar Kränen des großen Neubaugebietes nördlich des Friedhofes im Hintergrund. Bild 5 zeigt die Aussegnungshalle auf dem Hügel, die ich bei den ersten beiden Bildern im Rücken hatte.

Sonntag, 5. Juli 2015

Venus von Milo in S, M und L

„Was meinst du denn zu Griechenland?“ Ich habe irgendwas in Richtung „Keine Ahnung“ geantwortet, „ich habe das nicht so sehr verfolgt/nicht so sehr verfolgen wollen“. Wintersonne hatte gefragt, als ich ihn zu einer kleinen Exkursion in die Walhalla abholte.

Das Thema flackerte noch ein paarmal auf. Ich war der Vorsichtige. Vielleicht gerade beim „Gyros-Teller-Walhalla“-essen: Nein, jetzt würde ich mich nicht als Tourist nach Griechenland trauen. Und Immobilien kaufen würde ich da auch nicht, da wird man sicher irgendwie irgendwann wieder enteignet. Und diese Frage fand ich sowieso ziemlich theoretisch. Was kaufen? Und mit welchem Geld? Gut, vielleicht leiht uns jemand gern welches.

Nun bin ich eine Woche später in der „theopedia Ellada Griechenland Greece“ gelandet. Tolle Website, auf der Informationen aus Griechenland wieder richtig Spass machen. Ich empfehle dort selbst herumzustöbern und greife nur mal „Milos 1 Jedem seine Venus“ heraus. Wo findet man sonst auf so kleinem Raum soviele gute Informationen inklusive Fotos von der Venus von Milo „in S, M und L“, ihrem Fundort und dem örtlichen Museum?

Bis zu unserer nächsten Besprechung der wesentlichen Dinge dieser Welt in der Walhalla werde ich noch ein paarmal in die „theopedia Ellada Griechenland Greece“ reinsehen. Mal sehen, wie das bis dahin bei mir wirkt, wenn dann wieder Fragen nach Griechenland kommen.

Samstag, 27. Juni 2015

Burgen per Jugendherbergswerk

Das Deutsche Jugendherbergswerk hat in seinem aktuellen Mitgliedermagazin extratour 2/2015 das Thema Burgen an die erste Stelle gesetzt. Das Heft wird erst nach Erscheinen einer neuen Ausgabe der extratour frei downloadbar sein, aber man kann sich wesentliche Inhalte zu den Burgen in Beiträgen auf der Jugendherbergswebsite ansehen.

Es geht speziell um Angebote im Zusammenhang mit den „37 Schlössern und Burgen“, die zu „modernen Jugendherbergen umgebaut“ wurden. Natürlich stehen auch die in dem Zusammenhang nicht erwähnten vielen anderen Jugendherbergen zur Verfügung, wenn man auf diesem Weg seinen Zielen im Bereich Archäologie und Geschichte näher kommen will. Die Website des Deutschen Jugendherbergswerks liefert bei der Suche nach „alle Jugendherbergen“ derzeit 499 Treffer. Das sind nur die deutschen Jugendherbergen, das Jugendherbergswerk ist international und da kommen noch sehr viele Jugendherbergen an schönen Orten in anderen Ländern hinzu.

Eine Tour von Jugendherberge zu Jugendherberge in der Studentenzeit habe ich mal im Eintrag „Wanderungen und Radtouren“ erwähnt. Für meine Zwecke war es im Grunde genommen die einzige praktikable Lösung. Von damals hängt mir noch der Begriff des „Einzelwanderers“ im Kopf herum, für den ein Kontigent Betten möglichst freigehalten werden sollte. Richtig Leben in die Bude brachten aber die Schulklassen. In manchen Jugendherbergen auf meinem Weg waren mehrere, in manchen waren keine und vermutlich die Ruhe vor dem nächsten Sturm. Mit der eigenen Schulklasse war ich nie in der Jugendherberge. Ich weiß nicht, wie die Beschlußfassung für eine bestimmte Jugendherberge abläuft. Aber da sollte eine Burg doch schon einen besonderen Reiz haben.

Neben Kost und Logis in restaurierten alten Gemäuern bieten die Jugendherbergen auch Kurse und Programmpakete an. Im vorliegenden Fall werden Beispiele genannt, die sich an Familien/Einzelreisende mit Kindern oder an Gruppen/Schulklassen ab 20 Personen richten. Unabhängig davon sind regelmäßig weitere Kurse und Programmpakete zu finden, die in unser Interessenspektrum passen. Auf dem Hohentwiel war ich bspw. mal mit einer einwöchigen geführten Radtour, die vom Jugendherbergswerk damals angeboten wurde. „Nachgewiesen sind Spuren aus der Jungsteinzeit, Rössener Kultur, La-Hoguette-Gruppe und der Kelten“. Lange ist's her, nie mehr wieder dort gewesen :-( Also wer sich angesprochen fühlt, möge auf der Website des Jugendherbergswerks weitersuchen.

Dienstag, 19. Mai 2015

Bilder vom Kunstareal-Fest 2015

Die Aufnahmen stammen vom Sonntag, dem 10. Mai 2015, dem zweiten Tag des diesjährigen Münchner Kunstareal-Fests. Das erste Bild ist ein aus vier Fotos zusammengebasteltes Königsplatz-Panorama. Rechts sieht man die Antikensammlungen. In der endet bald die Ausstellung „Die Griechen in Italien“ und beginnt der Umbau für die ab Juli geöffnete Etrusker-Ausstellung. Vor den Antikensammlungen fand an diesem Tag gerade die Veranstaltung „München liest – aus verbrannten Büchern“ statt. Im Hintergrund befindet sich hinter der Baumreihe das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke, aus dem das zweite hier im Blog-Eintrag gezeigte Bild stammt.

Kunstareal-Fest München 2015 - Panorama Königsplatz

Links von der Straße in der Bildmitte ist hinten das neueröffnete NS-Dokumentationszentrum zu sehen, ganz links im Bild sieht man die Glyptothek. Von der Aufnahmeposition des Panoramas aus gesehen, sind nun alle weiteren Bilder hinter der Glyptothek entstanden. Bild 3 neben dem Ägyptischen Museum in Richtung auf die Alte Pinakothek. Bild 4 zeigt die Gabelsbergerstraße vor dem Ägyptischen Museum, Bild 5 die Grünfläche vor der Alten Pinakothek und die Humanoiden in Bild 6 und 7 stammen aus einer Vorführung in der Pinakothek der Moderne. Die Pinakothek der Moderne befindet sich im Rücken der Aufnahme 5.

Kunstareal-Fest München 2015 - Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke

Das Orginal zum Bogenschützen auf dem zweiten Bild spielte mal im Eintrag „Neues von den Ägineten in der Münchner Glyptothek“ eine Rolle. Fotos von den Ägineten durfte ich zwar machen, aber nach damaliger Nachfrage nicht für das Internet verwenden. Fotos aus dem Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke darf ich unter Einschränkungen verwenden, also etwa nicht kommerziell verwerten. Ich denke damit kann ich ganz gut leben und will irgendwann mal einen eigenen bebilderten Blog-Eintrag über das Museum machen. Da das wieder dauern kann empfehle ich schon vorab allen die das noch nicht gemacht haben ebenfalls in das Museum reinzusehen. An den Vortrag seinerzeit in der Glyptothek erinnere ich mich immer sehr gern und ich glaube ich habe schon mehrfach den Blick auf die Vorträge/Führungen in Glyptothek und Antikensammlungen empfohlen. Diese Empfehlung muß ich um die Führungs- und Vortragsangebote des Abgussmuseums erweitern.

Kunstareal-Fest München 2015 - Blick auf die Alte Pinakothek, rechts das Ägyptische Museum

Das Museumscafé der Glyptothek habe ich auch schon empfohlen. Das ist aber sowieso ziemlich bekannt und ein Teil derjenigen, die an dem Sonntag in die Glyptothek hinein gingen, ist gleich geradeaus weiter in Richtung Café gegangen. Ich dachte da gibt es vielleicht Platzprobleme, aber die Hälfte der Tische war noch frei. An der Geschwindigkeit der Essens- und Getränkeausgabe hat es gehapert. Mit einer nur sehr langsam vorankommenden langen Schlange. Ohne Museumscafé ging es zu einem Kurzbesuch der Forum-Romanum Holzmodelle. Ich hatte zwei Videos angegeben, in denen Dr. Martin Boss etwas zu den unter seiner Leitung entstandenen Foren sagt. Ich würde gerne mit mehr Zeit mal sehen, wie weit man ohne die Hilfe solcher Vorträge diesen geistigen Hintergrund der Modelle in der Ausstellung vermittelt bekommt. Und wie hilfreich oder vielleicht notwendig Hilfsmittel wie das in den Rom-Links angegebene digitale Forum Romanum sein können. Vielleicht klappt das bei mir noch in der Ausstellungszeit.

Kunstareal-Fest München 2015 - Gabelsbergerstraße vor dem Ägyptischen Museum

Zum Begriff und zur Marke „Kunstareal“ möchte ich mich jetzt nicht einlesen und auch nicht viel schreiben. So beim kurzen Überblick wird mal auf die zahlreichen Museen und auch mal auf die Museen, die Galerien und die Hochschulen abgehoben. Die vielen jungen Leute zu unterschiedlichsten Wochen- und Tageszeiten fallen schon auf. Wie soll es auch anders sein in einem Universitätsviertel. Ich halte das für ein Riesenkapital des Areals und fand den Miteinbezug in das Kunstareal-Fest toll.

Kunstareal-Fest München 2015 - Grünfläche vor der Alten Pinakothek

Wie der Einbezug jeweils stattfinden soll - vielleicht gingen ja auch größere Programme in den Gebäuden der Hochschulen - da will ich mir jetzt auch nicht viel Gedanken machen. Im Falle der Humanoiden-Vorführung waren es über 100 Personen, die um 15 Uhr mit mir um die beiden Roboter herumstanden. Vielleicht hätte man sich darauf auf anderem Gelände besser vorbereiten können als eingeklemmt neben dem Eingang der Pinakothek der Moderne. Die Leute standen zu eng, die Lautstärke der beiden Vortragenden hat nicht ausgereicht und hätte technisch unterstützt werden müssen. Dann hat ein Dritter seinen Humanoiden (Bild 7) als vorbereitet gemeldet, bei ihm wurde es noch enger. Ich habe ihn gehört, wie er darum gebeten hat etwas zurückzutreten. Hat natürlich niemand gemacht. Er hätte warten müssen mit dem Beginn seiner Vorführung, bis die Leute zurückzutreten. Hat er nicht gemacht.

Kunstareal-Fest München 2015 - Vorführung von humanoiden Robotern der TU München

Die Humanoiden sind ja echt süß und außerdem wirken sie schnell recht intelligent, wenn man von ihnen fixiert wird. Sei es, daß sie darauf programmiert waren Gesichter drumherum anzusehen oder das Kameraklicken hörten. Sie werden sich vermutlich auch bald als Hausgenosse irgendwie ganz nützlich machen können. Wobei manche hilfreiche Funktionen - Gesundheitszustand übermitteln - vermutlich bis dahin schon durch Wearables erledigt wird. Man gerät auf jeden Fall in neue Spannungsfelder, siehe die interaktive Webdoku-Reihe Do Not Track.

Kunstareal-Fest München 2015 - Vorführung von humanoiden Robotern der TU München

Weniger beachtet wird, wie die neuen Fähigkeiten zustande kommen. Bei den TUM-Humanoiden wollte ich nicht auf entsprechende Informationen warten. Aber der Vortrag „The Future of Robotics and Artificial Intelligence“ von Andrew Ng wird sehr empfohlen. Dieses den Computer selbst lernen lassen, wie man einen Hubschrauber fliegt, versus dem mathematischen Modell, ist ja auch wieder ganz interessant. Wie ist mit den notwendigen Ressourcen für das Lernen? Sind die für die TUM und für die wirtschaftlich Großen für die Andrew Ng arbeitet vergleichbar vorhanden? Und bei einem mathematischen Modell könnte man den Fehler finden, was macht man nun wenn der Hubschrauber abstürzt? Also egal wie man da konkret unsere Zukunft realisieren wird, ist das ein hochinteressantes und ein für die gesellschaftliche Beachtung sehr notwendiges Thema, das die TU München auf dem Kunstareal-Fest angeboten hat.

Freitag, 8. Mai 2015

Internationaler Museumstag am 17. Mai 2015

An diesem Wochenende würde ich gerne mit dem Fahrrad hin zum Münchner Kunstareal-Fest und darf nun bei den aktuellen Wetterprognosen rätseln ob und wann ich das machen soll. Für die fern wohnenden Besucherinnen und Besucher wird das sicher ein Luxusproblem sein. Und wie man auch hin kommt: Ist man erst dort, ist alles komprimiert vorhanden. Da kommt man auch bei Wind und Regenschauer schnell unter das nächste Dach.

Ähnlich interessante Programmpunkte, wenn auch gegenüber dem Kunstareal-Fest räumlich sehr verdünnt, bietet der Internationale Museumstag 2015 eine Woche später am 17. Mai. Da habe ich in der Datenbank für meinen alternativen Ausgangspunkt südöstlich von Karlsruhe im Regierungsbezirk Karlsruhe gesucht und wurde im Norden von Karlsruhe im Heidelberger und Mannheimer Raum fündig. Dann ist es aber genau so wie beim Kunstareal-Fest: wenn man erst mal da ist, kann man sich locker über Stunden mit einem Lieblingsthema beschäftigen. Es empfiehlt sich also mal in die Datenbank reinzusehen, vielleicht landet man einen Glückstreffer.

Sonntag, 3. Mai 2015

Münchner Kunstareal-Fest am nächsten Wochenende

Am 9. und 10. Mai 2015 findet in München ein Kunstareal-Fest statt. Das Motto ist „Begegnungen. Das Kunstareal München“. Das umfangreiche Programm ist sehr interessant und dabei wurde das Stichwort „Begegnungen“ wirklich ernst genommen. Infos zur Veranstaltung gibt es auf mehreren Webseiten. Vielleicht sollten ernsthafte Interessenten wegen den vielen Beteiligten vorab noch ein bisschen nachsurfen. Ich verlinke mal auf das pdf des Programmheftes bei den Pinakotheken und einen Text auf der Kunstareal-Website.

Sonntag, 5. April 2015

Herxheimer Hügelgräber und Nymphenburger Gewandete Wanderer

Ein schneller Nachschlag für diejenigen Münchner, denen im letzten Eintrag die Gewänder in „Von Richard, Thor und dem Regengott: Das Richard-Löwenherz-Fest“ ganz besonders gefallen haben: am Ostermontag soll das Gewandete Wandern 2015 vom Nymphenburger Schloss zum Schloss Blutenburg stattfinden. Ich hatte keine Ahnung, daß es so ein Gewandetes Wandern gibt. Aber die Anzahl derjenigen, die bei früheren Wanderungen teilgenommen haben, und derjenigen, die teilnehmen wollen, ist doch schon beeindruckend. Fotos von bisherigen Wanderungen gibt es auf Facebook und ein Video auf Youtube.

Nymphenburger Porzellan-Papagei

Meine Fotos aus spärlichen Nymphenburg-im-Winter-Beständen sind ein Gruß an „Quizzy zeigt euch München“ und sollen niemand von der Parkwanderung abhalten. Am Montag soll es immerhin 7 Grad warm werden! Renate hat unter dem Titel „Ein Sommerschloss im Winter“ sehr schöne Nymphenburg-Fotos zum letzten Jahresende eingestellt. Ihr Start in das neue Jahr scheint nicht gut verlaufen zu sein. Drücken wir ihr doch alle mal die Daumen, daß der Rest des Jahres 2015 supernett zu ihr sein wird!

Pagodenburg im Nymphenburger Park

Wie im letzten Eintrag empfohlen, habe ich noch in den „Blogs, die uns auch interessieren“ des Projekts Einstig herumgestöbert. Gefunden habe ich bei den Pfälzer Waldläufern die „Lost Places - Die Hügelgräber von Herxheim“. Die haben wir mal erfolglos im Anschluß an den Besuch des Herxheimer Jungsteinzeit-Ausgrabungsgeländes gesucht. Für die Schleife durch den Wald reichte die Zeit noch, für den Museumsbesuch war es zu spät. Den haben wir dann drei Jahre später im Anschluß an Herxheim, Teil 1 – Bandkeramiker-Kultplatz nachgeholt.

Nymphenburger Schloss

Auslöser unseres Waldspaziergangs im Jahr 2010 war nur ein eingezeichnetes Grabhügelfeld in unserer großformatigen Autokarte. So halt dann in der Art: das können wir noch mitnehmen, weil es am Weg liegt. Ortskundige hätten die Gräber sicher auch mit der Autokarte gefunden. Uns hätte vermutlich eine Wanderkarte gereicht, um die relevanten Waldwege besser unterscheiden zu können. Ich hatte das mal in einem Kommentar in Stephans Kraftvollen Orten als Beispiel erwähnt, als es um den Vorwurf zu genauer Ortsbeschreibungen ging. Die Mulden in den Herxheimer Grabhügeln sehen übrigens so aus wie die in vielen Grabhügeln um München herum, siehe das Beispiel Grab der Seherin, und da fanden die Ausgrabungen im 19. Jahrhundert statt.

Nymphenburger Kanal

Brisanter ist da schon das Gebiet des im letzten Eintrag erwähnten Hortfundes, hier wird er „Barbarenschatz von Rülzheim” genannt. Der Wald zieht sich nämlich vom Süden Herxheims bis Rülzheim rüber, und „im Rülzheimer Wald nahe der Römerstraße“ soll der Schatz gefunden worden sein. In alten Onlinezeitungstexten kann man sogar die Entfernung „nur einen halben Meter“ von der Römerstraße finden. Und zur römischen Fernstraße in dem Gebiet gibt es die folgende Aussage bei Via Rhenana Römerstrasse am Rhein: „Nirgends sonst in der Pfalz ist eine Römerstraße noch so gut und umfangreich in der Landschaft erhalten und erlebbar.“ Also sogar für diesen Sensationsfund war nicht einmal ein Nachlesen in archäologischen Publikationen notwendig. Letztere wird ein gewissenhafter Schatzsucher aber sicher auch durchsehen. Wo solche Leute dann noch bei uns Anregungen für lohnende Schatzgräberziele finden sollen ist mir ein Rätsel.

Die andere Frage ist die: könnte man als Denkmalschützer so anpassungsfähig sein und selbst mal schnell solche Gebiete absuchen, wenn allgemein erhältliche Metallsonden das nahelegen? Und wenn das die Möglichkeiten übersteigt, könnte man Strukturen schaffen, in denen Freiwillige solche Gebiete absuchen und dafür eine faire Belohnung erhalten? Ich bin im Kommentar bei Stephan ja stinkig, weil noch nie ein Denkmalamt mit der Bitte an uns herangetreten ist, etwa auf irgendeine Internetaktivität von ihnen hinzuweisen. Man hätte das ja mal üben können. Vielleicht ist man ja mal zu effektiven Internetaktivitäten gezwungen. Denkbar wäre vielleicht was mit Rückkanal, bei denen ähnlich wie die Gewandeten ihre Wanderbereitschaft die Denkmalbesucher etwas zum Zustand eines Denkmals anklicken können. Oder alles luxuriöser, mit Text- und Fotoeingabemöglichkeit. Hier hackt einer mit dem Pickel auf dem Grabhügel herum! Oder man könnte mit einem etablierten Zugang zu den Denkmalfans wichtige Diskussionen wie die über faire Finderbelohnungen führen und so mal die Stimmung bei den Leuten erkunden. Ich war stinkig, ich habe das wegen der fortwährenden Missachtung unserer Blogs etwas zu persönlich genommen. Aber man muß das wohl gesamtsystemisch sehen und zum Gesamtsystem passen offenbar die beschränkten Möglichkeiten der alten Tageszeitungswelt viel besser.

Mittwoch, 1. April 2015

Mal wieder Werbung für die Pfalz

Mein offizieller Blog-Ausgangspunkt ist zwar München, aber wegen meiner badischen Herkunft ist „die Pfalz“ bei mir im Kopf immer noch fest mit dem Gebiet auf der anderen Seite der Rheinbrücke bei Karlsruhe und „Landau“ mit dem schnell über die Rheinbrücke erreichbaren pfälzischen Landau und nicht mit dem viel näher bei München liegenden Landau an der Isar verdrahtet. Dem bayerischen König Ludwig I. muß es in der Pfalz aber auch gefallen haben, sonst hätte er sich nicht nördlich des pfälzischen Landau seine Villa Ludwigshöhe bauen lassen.

Dieses pfälzische Landau öffnet am 17. April 2015 seine Landesgartenschau, bei der ein Steinzeithaus und ein Steinzeitgarten Besuchermagneten sein sollen, und ich nehme dieses Landesgartenschau-Ereignis nun zum Anlaß für ein paar weitere Pfalz-Links. Mehr zum Steinzeithaus auf der Website des Herxheimer Museums. Aus unserer Sicht mit dem besonderen Interesse an grauer Vorzeit bis Spätantike ein tolles Angebot - Dr. Gramsch wird sicher die Rekonstruktion nach aktuellstem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse gewährleisten. Und wer abends nach der Gartenschau noch an einem der bekanntesten Orte jungsteinzeitlichen Geschehens herumspazieren will, der hat es bis Herxheim nicht weit.

Nun weg von grauer Vorzeit bis Spätantike - „Eine Wanderung ins Mittelalter - Willkommen auf der Burgruine Neu-Scharfeneck“. Zum Geländevergleich sollte man sich zu den Fotos von dieser Wanderung zur nordwestlich von Landau im Pfälzerwald gelegenen Ruine auch die Fotos im oben verlinkten Wikipedia-Artikel über die Villa Ludwigshöhe ansehen. Die Villa liegt nur drei nach Google-Maps geschätzte km Luftlinie von der Burgruine Neu-Scharfeneck entfernt am Rande des Pfälzerwaldes.

Überregional viel bekannter als Neu-Scharfeneck sollte aber die westlich von Landau gelegene Burg Trifels sein. Sehr schöne Fotos von der Burg und dem Bergland im Schnee und ohne Schnee gibt es bei Steffen Hummel. Vom Projekt „Einstig“ gibt es sehr schöne Fotos von unterhalb der Burg: „Von Richard, Thor und dem Regengott: Das Richard-Löwenherz-Fest“. Und in einem Video wurde dieses „Mittelalterliche Fotoshooting“ auch verewigt. Zu finden ist das Video auf dem Youtube-Kanal des Projekts.

Ich empfehle dann häufig noch in den genannten Blogs weiter herumzustöbern. Das ist im Fall vom Projekt Einstig besonders zu betonen. Man sollte die umfangreiche Liste von „Blogs, die uns auch interessieren“ und vor allem den Bereich „Geplante Aktivitäten Feste Termine, denen Ihr Euch gerne anschließen könnt“ und das verlinkte „Forum für Aktivitäten“ auf der Einstig-Website nicht übersehen.

Abschließend ein Vortrag über die Archäologie in der Pfalz 2014. Der vom Historischen Verein Speyer in das WWW eingestellte Vortrag von Dr. Ulrich Himmelmann dauert zwar über eine Stunde, er ist aber sehr kurzweilig anzuhören und bietet ein breites Spektrum an Informationen über die Archäologie in der Pfalz.

Montag, 16. März 2015

„Klein, aber fein“

Gestern waren wir in „Kykladen - Frühe Kunst in der Ägäis“ in der Münchner Archäologischen Staatssammlung. Das ging mit dem Besuch nun doch ganz flott. Ich hatte erst im letzten Monat auf den Start der Kykladen-Ausstellung hingewiesen. Und vor dem Besuch hatten wir sogar schon eine Rückmeldung per Kykladen-Ansichtskarte bekommen: „Klein, aber fein“.

Archäologische Staatssammlung München

Die Bewertung trifft den Sachverhalt ganz gut. Die Spekulationen über die Bestückung der Ausstellung in meinem oben genannten Eintrag waren überhaupt nicht relevant - die Ausstellung ist verglichen mit der Karlsruher Kykladen-Ausstellung wesentlich kleiner. Dabei wurde nicht nur bei den Exponaten ausgedünnt. Der thematische Bogen ist nun wesentlich weniger breit gespannt.

Archäologische Staatssammlung München

Die griechischen Tannen für die Langboote, ihre Verwendung, ihr Aktionsradius, die Drehscheibenfunktion der Kykladen und die Ablösung durch die gesegelten Schiffe der Minoer - das spielt in der Münchner Ausstellung keine oder kaum eine Rolle. Nun gut, viel davon ist Spekulation auf Basis spärlicher Überreste. Es gab aber eine bessere Vorstellung von der Kraft und Dynamik, die hinter der Kultur steckte.

Archäologische Staatssammlung München

Ich bin in Karlsruhe bei der unbeantworteten Frage nach einem Nachwirken der Kykladen-Kultur bei Minoern und Mykenern hängengeblieben. Ich hatte dort nichts davon mitbekommen, daß sie die „Idole so aufgegriffen und in ihr Schaffen eingebaut hätten wie Pablo Picasso oder Henry Moore.“ Dieses in Karlsruhe dargestellte Aufgreifen durch die Moderne ist in München auch entfallen. Was vielleicht im Blick auf eine Profilbildung gegenüber dem nahen Haus der Kunst ein Versäumnis ist. Ich habe immer noch das Vorurteil, daß dieselbe Ausstellung unter dem Kunstetikett im Haus der Kunst mehr als 10mal soviele Besucher anziehen würde. Anderseits sind wir mit dieser Abstraktion aufgewachsen, was brauchen wir Verweise auf Picasso und Moore? Die wirklich an Kunst Interessierten werden auch so den Weg in die Archäologische Staatssammlung finden.

Archäologische Staatssammlung München

Also noch ein paar Ausstellungsstücke mehr aus der Kykladen-Kultur selbst wären nett gewesen. Platzmäßig wäre das gegangen. In den üblicherweise für Sonderausstellungen genutzten Raum hätte man noch einiges stellen können. Daneben belegt die Kykladen-Ausstellung auch noch im klassischen Dauerausstellungsbereich den geöffneten ebenerdigen Teil. Von der Dauerausstellung ist aktuell nur die Römerzeit im Keller zu sehen. („In den Abteilungen Vorgeschichte, Mittelalter und Neuzeit, der Mittelmeersammlung und Numismatik werden derzeit dringende Renovierungsarbeiten durchgeführt.“)

Archäologische Staatssammlung München

„Klein, aber fein“ - die Ausstellung ist zwar nicht groß, ist aber trotzdem sehr schön und empfehlenswert. Die schönen Exponate und ihre Beschriftungen sind gut zu erkennen und auch inklusive der schon kritisch gewesenen Gesamt- und Objektbeleuchtung angemessen repräsentiert. Und die gesparte Zeit kann man bestens nutzen, in dem man eine Pause mit einem Kaffee von der Museumskasse und einen Spaziergang im Englischen Garten mit einplant.

Archäologische Staatssammlung München

Der Eintrittspreis ist für die Ausstellung okay. Man könnte dafür noch ein paar Exponate im Sonderausstellungsraum haben wollen. Aber wenn man zum für München günstigen Kaffee in der Archäologischen Staatssammlung ein wenig isst, ist man schon im Bereich des Eintrittspreises, und so gesehen wäre ein Nachfordern bei der Ausstellung kleinlich. Die opulente Karlsruher Ausstellung war dann aber schon ein Schnäppchen dagegen. Wer damit Probleme hat, kann aktuell im „Großen Katalogsonderverkauf“ versuchen ebenfalls Schnäppchen zu ergattern. Manches davon sollte es noch zu unseren Lebzeiten im Internet deutlich besser geben. Kataloge mit vielen Seiten relativ klein und schwarz-weiß fotografierter Münzen - die kamen mir nicht in die Tüte. Und generell bin ich skeptisch was die Zukunft dieser Art der gedruckten Kataloge angeht. Wurde dann aber doch mit angeblichem Platz auf dem Regal von fünf mittelgroßen und kleineren Katalogen zu 3 Euro das Stück überzeugt.

Sonntag, 8. März 2015

Rom-Links

Am Mittwoch beginnt die Forum-Romanum-Ausstellung in der Münchner Glyptothek. Weiterführendes zu Rom gibt es jede Menge im Netz. Ich will jetzt nur als Nachtrag zum letzten Eintrag auf die Website des digitalen forum romanum sowie auf ein paar ganz frische Links verweisen.

Das Berliner Projekt zum „digitalen forum romanum“ erwähnte Dr. Martin Boss in einem der beiden Videos, die ich im letzten Eintrag verlinkt habe. Diese Website und die Videos stehen also in direktem Zusammenhang mit den Holzmodellen, die in der Glyptothek gezeigt werden. Die frischen Links gibt es zum einen auf mehrere Einträge verteilt im Bambooblog Hamburg. Ulrike Hecker berichtet darin von ihrer aktuellen Rom-Reise, auf der sie in einem zentral gelegenen Hotel „unweit vom Bahnhof Roma Termini“ untergekommen ist. Und „wer mit dem Zug anreist, der kommt in Roma Termini (Hauptbahnhof, mitten in Rom) an“, schreibt Claudia-Maria Behling in ihrem archaeologos-Blog. Sie will ebenfalls mehrere Einträge über Rom einstellen, steht aber mit „archaeologos auf Reisen: Rom I – die Basics“ bislang noch ganz am Anfang.

Wie aus den Bemerkungen zu den zwei Holzmodellen des Forum Romanums und aus den Videos schon hervorging, soll es in der Ausstellung auch um Veränderung gehen. Auf der Website „digitales forum romanum“ wird der Aspekt schon besonders deutlich. Zu dem Blickwinkel passt der aktuelle Beitrag von Stefanie Pietkiewicz „Advanced modeling software explores whether Augustus Caesar really transformed Rome“. Und was die Leute zu einem bestimmten Zeitpunkt dort bewegt hat, davon verschafft ein von Hiltibold besprochenes Buch einen Eindruck: „Buch: Briefe an den Bruder Quintus - oder: Römisches Alltags-Allerlei“.

Wie schon häufiger empfehle ich auf den Blogs weiter herumzustöbern. Hiltibold sollte schon bekannt sein, den hatte ich schon früher verlinkt. Im Falle des Bambooblogs sind die Einträge Ulrike Heckers zu Rom zwar schon sehr umfangreich, aber Rom liegt nicht in ihrem Schwerpunkt! Ebenfalls empfehlenswert ist ein Blick auf die von Ulrike Hecker verlinkte Website family4travel. Ich habe da mal den Link auf die ganz frische Zeitreise in das Archäologische Museum von Thessaloniki unterlegt. Bei Claudia-Maria Behling bin ich natürlich gespannt auf die weiteren Rom-Tipps, und die werden wie die von Ulrike Hecker für unsere irgendwann geplante Rom-Reise gesammelt. Daneben bin ich seehr interessiert wie es auf ihrer Technik-Schiene weitergeht. Hier in archaeologos goes eday:15 beschreibt sie ein paar Beispiele, bei denen die heutige Technik in der Archäologie eingesetzt wird. Zu dem Thema auch ein interessanter Artikel bei golem.de: „Drohne, Bodenradar, 3D-Drucker: Nur Geeks können Archäologen sein“

Montag, 2. März 2015

Forum-Romanum-Ausstellung in der Glyptothek

Am 11.3.2015 beginnt in der Münchner Glyptothek die Ausstellung „Im Zentrum der Macht“. Mit der Macht ist das Imperium Romanum gemeint, und dessen Zentrum war das Forum Romanum in Rom. Von dem Forum werden zwei Holzmodelle zu sehen sein. Was es da sonst noch so in der Glyptothek gibt, entnehme man den verlinkten Blogs in meinem alten Eintrag über die Münchner Glyptothek von 2010. Das aktuell angezeigte Foto stammt auch von damals. Die meisten Links funktionieren noch, wenn auch manche ihr Angebot vom Netz genommen haben. Schade.

Glyptothek München

Die Holzmodelle sind unter der Leitung von Dr. Martin Boss an der Universität Erlangen entstanden und zeigen das Forum Romanum in spätrepublikanischer und augusteischer Zeit. Wer sich interessiert möge die folgenden beiden Videos mit Dr. Martin Boss ansehen. Die Videos sind etwas länger, knapp 40 und 60 Minuten, aber sehr kurzweilig und wirklich sehr empfehlenswert. Im ersten Video, „Die Antikensammlung Erlangen in Zeiten von digital humanities“ gibt es zunächst Interessantes darüber zu hören, was man mittels Scans alles herausfinden kann. Später geht Dr. Boss auch auf die Forum-Romanum-Modelle ein. Im zweiten Video „Führung in der Gipsabgusssammlung der FAU mit Dr. Martin Boss“ stehen die Modelle schon nach ein paar Minuten im Mittelpunkt.

Im ersten Video sind auch Münzen ein prominenteres Thema, im zweiten Video werden sie erwähnt. Für die Münz-Interessierten als Zugabe der noch frische Link auf die „Innovations in Roman Coinage“. Wer sich in römischer Architektur vertiefen will, möge sich bei dem noch bis 5. Mai laufenden MOOC Roman Architecture anmelden. Ich hatte den Kurs zusammen mit dem Stonehenge-MOOC erwähnt.

Normalerweise schaue ich schon noch bisschen herum, was gerade sonst noch angeboten wird, wenn ich die MOOCs als Hauptthema habe. Werde mich aber im Januar auf Iversity, edx und Coursera beschränkt haben und dadurch ist mir der Start des Portus-MOOCs völlig entgangen: „Archaeology of Portus: Exploring the Lost Harbour of Ancient Rome“, der ist mittlerweile in Week 6 of 6. Auf der Website der University of Southampton gibt es noch interessante Zusatzinformationen About Our MOOC.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Sacred Objects

Wieder ein Hinweis auf einen MOOC. Dieses Mal geht es um Spirituality and Sensuality: Sacred Objects in Religious Life. Der Kurs beginnt am 1. März 2015.

Ich finde gerade „heilig“, „ehrwürdig“, „geweiht“, „sakralrelig. geistlich“ für „Sacred“. Ein Teil derjenigen, die sich regelmäßig an der Bethenquelle im Mühltal mit Wasser versorgen oder versorgt haben, wird der Quelle schon eine gewisse Heiligkeit zusprechen. Die Bethenquelle wird gern mit dem Grab der Seherin verbunden, wobei die Seherin als eine der drei Bethen gilt. Wenn auch die Verbindungen von Quelle und Bethen und von den Bethen mit dem bronzezeitlichen Grab sehr zweifelhaft sind, werden für das Grab selbst die Aspekte „ehrwürdig“, „geweiht“, „sakralrelig. geistlich“ vermutlich über Jahrhunderte gegolten haben. Der Bayerische Denkmal-Atlas gibt für dieses Grabhügelfeld mit der Denkmalnummer D-1-7934-0273 „Grabhügel mit Bestattungen der Bronzezeit, der Hallstattzeit und der frühen Latènezeit“ an.

Vielleicht geht für viele die Quelle ohne die Seherin nicht - die Verbindung wird jedenfalls in einem fünfminütigen Video des Bayerischen Rundfunks über die Quelle ebenfalls gezogen. Unter dem Titel „Umstrittenes Wasser“ befasst man sich mit der Bakterienbelastung der Bethenquelle. Wie aus meinem Blog-Eintrag über die Quelle hervorgeht, habe ich dort bei Radtouren meinen Wasservorrat wiederaufgefrischt. Das fand ich auch ganz vernünftig - wenn soviele Leute in teilweise großem Umfang da Wasser holen, wird mir der Liter für die Rückfahrt auch nicht schaden. Netterweise hat mich letztes Jahr ein Kommentar informiert, daß mittlerweile Hinweisschilder vor dem Genuß des Wassers warnen. Ich habe daraufhin meinem Text einen Warnung hinzugefügt. Werde aber jetzt den ganzen Abschnitt ändern, denn die halbstündige Radiosendung, auf die ich damals verwiesen habe, finde ich schon lange nicht mehr, und stattdessen könnte ich das Video einbauen.

Via der nächtlichen Tour einer Heilpraktikerin wird im Video von der Quelle zum Grab der Seherin übergeleitet. Mittels der Heilpraktikerin geht das Video zum Schluß auch zur vielleicht echteren Quelle bei Petersbrunn über. Die Quelle ist aber leider leider nicht mehr zugänglich. Ausgelassen werden Martin Bernsteins vermutete „vorchristliche Kultplätze“ im „nahegelegenen Wildmoos“, die ich in meinem Blog-Eintrag zur Quelle erwähnt hatte. Man könnte an ein Nudging mit dem Ziel denken, die Leute dauerhaft von der Bethenquelle wegzubekommen und auch nicht nach Alternativen suchen zu lassen. Interessanterweise wird im Video auch nicht nach der Ursache der Colibakterien gefragt und ob dagegen etwas unternommen wurde. Für regelmäßige Konsumenten der Bethenquelle wäre auch wichtig gewesen zu wissen, seit wann man untersucht hat und welche Werte die einzelnen Messungen ergeben haben.

Aus unserer Sicht - Blog-Thema ist ja die graue Vorzeit bis Spätantike - bleibt die Frage nach den vermuteten vorchristlichen Kultplätzen. Darüber hinaus wäre noch interessant, ob die Muldenlage einer Quelle besonders bedeutsam ist. Bethenquelle und Petersbrunn liegen ja beide nur fast in der Mulde. Der früher als heilkräftig erachtete Moosbronner Lindenbrunnen entspringt tatsächlich einer, während man den umgebenden Quellen in Hanglage keine solche Bedeutung zugemessen hat.

Das BR-Video hilft auch bei der Frage nach dem Verbleib der Funde aus dem Grab der Seherin nicht weiter. Im zweiten Weltkrieg verschollen - das fasst zusammen, was ich gehört und wiedergegeben habe. Man hätte da als wertiger Interessent mal Genaueres dazu erfragen können.

Wie oben angedeutet würde ich weder darauf wetten, daß im Grab der Seherin eine der Bethen bestattet wurde, noch daß sie eine Frau mit seherischen Kräften gewesen ist. Anderseits spielen drei Frauen im Großraum offenbar häufiger ein Rolle, und speziell in dieser kleinräumigen Gegend um Leutstetten tauchen sie besonders oft in unterschiedlicher Variation auf. Mein Favorit sind die drei Burgfräulein in den Kellergewölben der Karlsburg, spätestens seit ich ganz alleine mit ab und zu in der Oktobersonne herunterflirrenden trockenen Buchenblättern oben war. Vielleicht gibt es für die Häufung der drei Frauen Erklärungsmodelle. Vielleicht fanden 3-Frauen-Geschichten durch die jedem bekannten Ainpet, Gberpet und Firpet in St. Alto Leutstetten einen guten Nährboden. Man könnte ja versuchen die einzelnen Sachverhalte seriös aufzulisten und sich erst auf diesem gemeinsamen Nenner in die einzelnen Liebhabereien aufzuspalten - die einen glauben an die Heilkraft der Quelle, die anderen auch noch an die Seherin, und manche mögen die Burgfräulein. Wobei ich ja hoffe und gehofft habe, daß sich ein paar von den Quellen- und Seherinnen-Fans auch mal für meine zweite Liebhaberei Brandopferplatz Gauting interessieren.

Der MOOC „Spirituality and Sensuality: Sacred Objects in Religious Life“ wird vermutlich erst einmal diejenigen ansprechen, die tatsächlich mit „Sacred Objects“ in ihrem „Religious Life“ regelmäßig zu tun haben. Vielleicht liefert er darüber hinaus Anregungen, wie sich so gemeinsame Nenner von Sachverhalten erarbeiten lassen und wie man sich über die darüber hinausgehenden „Liebhabereien“ seine Gedanken machen kann.

Freitag, 6. Februar 2015

Kykladen-Ausstellung in München

In einer Woche beginnt die Ausstellung „Kykladen - Frühe Kunst in der Ägäis“ in der Münchner Archäologischen Staatssammlung. „Die Kykladenidole werden im Zentrum einer für Februar 2015 geplanten Sonderausstellung in der Archäologischen Staatssammlung München stehen, die eine vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe konzipierte Schau aufgreift.“ steht dazu auf der Website. Was immer das auch heißen mag, einen längeren Text über die in Karlsruhe gezeigte Kykladen-Ausstellung hätte ich zu bieten.



Kykladen-Idol (Nachbildung)

Wenn es konkret um den Besuch dieser Zeugnisse der Kykladenkultur in München geht, dann wäre schon interessant wieviel davon letztendlich zu sehen ist. Ich will so oder so rein und freue mich auf ein Wiedersehen. Aber die Ausstellungen, die ich in den letzten Jahren in Karlsruhe besucht habe, waren sehr opulent. Da war das Größenverhältnis zur „Ötzi 2.0“-Austellung in der Archäologischen Staatssammlung gegenüber dem, was man sich von den unterschiedlichen Größen der Städte her vorstellen würde, gerade umgedreht.

Wobei ich zu aufgebahrten Ötzis ob echt oder aus Plastik sowieso nicht so den Bezug habe. Die Tage ist vorbeigetwittert, daß neue Tatoos entdeckt wurden, und ich habe die Links nicht angeklickt, um nicht wieder ein Archivbild des ganzen Ötzi sehen zu müssen. „Die Mumie aus der Inkazeit“ in der Archäologischen Staatssammlung habe ich natürlich ganz sein gelassen. Und ich will auch der Archäologischen Staatssammlung keinen Vorwurf wegen zu geringem Ressourcen-Einsatz machen - ich weiß nicht, wie sie navigieren muß, um uns noch etwas bis zur Sanierung, Erweiterung oder zum Umbau des Museums anbieten zu können.

Auch opulente Karlsruher Ausstellungen können auf Teilflächen dünner besetzt sein, siehe mein Kykladen-Text. „Vielleicht steht das im Zusammenhang mit erwarteten Ausstellungsstücken aus Griechenland, die man aufgrund eines Streits um Raubgrabungen nicht bekommen hat.“ Aber anderen ist das nicht einmal aufgefallen: „In einer kleinen Presseschau im Eingangsbereich des Schlosses wird ein Schaden für die Ausstellung entweder nicht angesprochen oder durch zwei Autoren verneint. Interessanterweise mit demselben Argument, dem großen eigenen Bestand der Karlsruher.“

Wie dem auch gewesen ist, der Knatsch mit den Griechen ist vorbei. Hier Links zum Deutschlandradio („Deutsch-griechische Kulturversöhnung“) und zum SWR (Susanne Kaufmann über die Rückgabe geraubter Kykladenkunst aus Karlsruhe an Griechenland). Also beste Voraussetzungen für München, sei es vom verbliebenen Bestand der Karlsruher oder von ihren Kontakten zu Leihgebern her gesehen.

Letztes Jahr ist die Archäologische Staatssammlung wegen dem Bernstorfer Gold und Bernstein in die Medien gekommen. Meine kleine Zusammenstellung dazu Ende Oktober: Bernstorfer Sensationsfunde - zu schön, um echt zu sein?. Es gab dann den Vortrag von Prof. Ernst Pernicka, von dem der Archäologische Verein Freising auf seiner Website zunächst die Zusammenfassung „19.11.2014: Indizien für die Echtheit des Bernstorfer Goldes fehlen - Prof. Pernicka füllt Hörsaal bis auf den letzten Platz“ und dann Videos von Vortrag und der anschließenden Fragerunde eingestellt hat. Die Archäologischen Staatssammlung reagierte auf die Diskussion mit einer pdf-Datei mit „Fragen und Antworten zum Gold von Bernstorf“. Aktuell ist die Datei unten auf der Startseite des Museums nach dem Text „Informationen zur Bernstorf-Forschung“ verlinkt.

Zum Bronzezeit Bayern Museum hatte ich Ende Oktober gefragt, warum es so still ist, „könnte man nicht einen News-Ticker etablieren der alle gefundenen Stimmen verlinkt, auch die kritischen?“. Auf der Museums-Website gibt es mittlerweile unter „Aktuelles“ etwas zum Thema: „Aus Anlass der Medienberichterstattung über neuere Untersuchungen des Bernstorfer Goldfundes möchte die Gemeinde Kranzberg mitteilen: ...“. Näheres lese man bitte dort weiter.

Im oben genannten pdf der Archäologischen Staatssammlung findet sich folgendes zu den Messergebnissen des „Labors von Prof. Pernicka“: „Die Publikation der Mess-Ergebnisse sollte im Rahmen des Gesamt-Projektes nach einer wissenschaftlichen Diskussion erfolgen. Die Herauslösung der Ergebnisse als Vorabpublikation erschwert für die Öffentlichkeit im Augenblick das Gesamtverständnis des Fundes.“ An diese Publikation gelangt man via dieser Zusammenstellung auf der Website der Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH . Bei den verlinkten academia.edu-Artikeln nach „Zur Frage der Echtheit der Bernstorfer Goldfunde“ suchen.

Im Dezember-Programm der Archäologischen Staatssammlung war der Vortrag „Der Bernstorfer Berg im Ampertal, seine außergewöhnlichen Befestigungen und Funde - ein Bayernkrimi?“ von Prof. Rüdiger Krause angekündigt. Keine Ahnung was alles Wichtiges gesagt wurde. Ein Video wie vom Pernicka-Vortrag wäre nett gewesen. Von mir aus könnten solche Videos auch kostenpflichtig sein. Ein oder zwei Euro, wenn sich mal eine Plattform mit einfachem Bezahlmodell etabliert hätte? Der Eintritt in den Krause-Vortrag hatte glaube ich 4 Euro gekostet. Aber was kann man alles verlangen, und wo reichen die Ressourcen nicht mehr aus, um in allen Ecken Einarbeitung in die Technik und dann Erstellung und Wartung zu gewährleisten? Ich möchte an die niedrigen Bearbeitungsstände erinnern, die Prof. Raimund Karl in seinem in „Stonehenge-MOOC hat begonnen“ verlinkten Text angegeben hat.

Ein ganz anderes Thema zum Schluß: „Informatiker fordern uneingeschränkte, starke Verschlüsselung für Jedermann“ meldet heute die Gesellschaft für Informatik. Bei Golem gibt es heute einen Artikel „GnuPG braucht Geld - und bekommt es“. Sehr wenig ist da möglich, verglichen mit dem riesigen Aufwand für das Eindringen und Abhören, aber immerhin. Wer selbst mit dem Email-Verschlüsseln anfangen will: am Montag startet der openHPI-Workshop Sichere Email. In dem Youtube-Video „Sichere Email“ stellt Prof. Christoph Meinel den Kurs vor. Von den Buchempfehlungen sollte man sich nicht abschrecken lassen und stattdessen auf die openHPI-üblichen verständlichen Tutorials vertrauen. Also wer etwa täglich im Büro Emails versendet und das noch nie verschlüsselt gemacht hat, kann hier entsprechende Erfahrungen sammeln und sich die erfolgreiche Teilnahme bestätigen lassen.

Samstag, 31. Januar 2015

Stonehenge-MOOC hat begonnen

Vor eineinhalb Wochen hat bei Iversity der Stonehenge-MOOC begonnen. Man kann noch kostenlos einsteigen und schnell zum Hauptfeld aufschließen. Der Aufwand ist verglichen mit anderen MOOCs niedrig: „Approximately two hours per week for watching video lectures, completing quizzes and homework assignments.“ Mittels weiterführenden Links und Literaturhinweisen lässt sich der Aufwand natürlich noch beliebig ausdehnen.

Und am nächsten Montag startet eine Neuauflage von Roman Architecture. Ich hatte den MOOC vor einem Jahr schon beworben. Wer großes Interesse an den Bauten der alten Römer hat, sollte diesen MOOC in's Auge fassen. Es werden Kenntnisse über Bauten, Bautechniken, Baustile vermittelt, an die man über Fernsehdokus oder Reiseführer kaum kommt.

Für MOOCs werben mache ich gerne, sie passen einfach zu den heutigen Möglichkeiten. Vor 30 Jahren war für viele Studiengänge so etwas wie ein Statistik-Schein notwendig. Der Nachweis entsprechender Kenntnisse erfolgte durch eine Prüfung. Bis dahin war alles ziemlich Software-frei, ich weiß nicht mehr ob Taschenrechner in der Prüfung erlaubt waren. Heute gibt es kostenlose Statistik-Pakete zum Herunterladen, mit denen man neben der Auswertung auch schöne Grafiken machen kann. Wem sein Rechner zuhause nicht reicht, der kann schnell zusätzliche Kapazitäten in der Cloud anmieten. Ich habe mal zur kostenlosen Software R herumgesurft und ein online gestelltes internes Angebot einer Münchner Universität gesehen: andere Studenten dürften in die Einführung gegebenenfalls auch rein, wenn sie von Leuten des vorgesehenen Studiengangs nicht voll belegt wäre. Das klang nach einer begrenzten Zahl von Arbeitsplätzen, oder kriegen sie nur nen kleinen Raum für den Kurs? Via MOOCs kann man alles in beliebiger Teilnehmerzahl online lernen. Es gibt die Auswahl zwischen unterschiedlichen Kursen, in denen einem R mal mit mehr oder weniger Einführung in die Statistik nahegebracht wird. Und wer größeres vor hat, kann unter mehreren Einführungen in die Cloud auswählen.

Man sollte nicht allein diese medienbedingten Vorteile sehen: einmal die Videos aufnehmen, einmal pdfs dazu erstellen, und das beliebig oft abrufen lassen. Sondern auch Möglichkeiten wie etwa die Foren beachten. Manche kommen durch die MOOCs, ohne einmal in die Foren gesehen zu haben. Aber sind deshalb Foren nicht notwendig? Funktionieren MOOCs auch ohne so etwas wie Foren? Ich bin zuletzt in „Mal wieder was zu den MOOCs“ auf die Foren eingegangen. Teilnehmerfragen werden von hilfreichen anderen Teilnehmern beantwortet. Manche erstellen gleich kleine Tutorials und werden von den Kursleitern besonders hervorgehoben. Man kann diese Freiwilligen-Komponente kaum überschätzen. Coursera hat beispielsweise eine Global Translator Community, die auf dieser Hilfswilligkeit aufbaut. Woanders wird gefragt, wo die Ehrenamtlichen hin sind. Wir kriegen keine jungen Leute! Kostenlose oder hochsubventionierte Apps mit unterirdischen Downloadzahlen. Hängt vielleicht alles zusammen.

Wie in meinem erwähnten letzten MOOC-Eintrag angesprochen, bieten mehrere MOOC-Anbieter neben der kostenlosen auch eine gebührenpflichtige Teilnahme, für die es dann im Gegenzug ein verifiziertes Zertifikat gibt. Es gibt da Variationen, Udacity geht etwa sowohl beim Preis als auch bei den Leistungen deutlich über die verifizierten Zertifikate der anderen hinaus. Aber Coursera scheint nun besonders auf die Karte „Verified Certificate“ setzen zu wollen. Es ist zum einen gelungen dieses Zertifikat weiter aufzuwerten (President Obama supports free, two-year Coursera Verified Certificates to teachers for district professional development, Coursera LinkedIn Integration), anderseits verschwindet das früher in der Kostenlos-Version oft mögliche Statement of Accomplishment (Withdrawal of statements of accomplishment on recent courses). Zudem werden manche bislang achtwöchige Kurse in zwei Kurse gesplittet, so daß die Gebühr zweimal anfällt. Roman Architecture ist da zum Glück für die „Verified Certificate“-Interessierten noch nicht betroffen, da gibt es den zwölfwöchigen Kurs ungesplittet.

Ich will zum Schluß noch einmal auf die kostenlos arbeitende Community, Ehrenamtliche, Sponsoren zurückkommen. Das hat es ja immer schon gegeben und in der Archäologie wäre sehr vieles ohne diese Arbeit nicht gegangen. Es gibt modernere Einbindungs-/Organisationsformen, die man mal studieren könnte. Linux (ich verlinke auf einen edx-MOOC) ist ein Beispiel, bei dem die Software mit unzähligen Beiträgen unzähliger Beitragender erstellt wurde und sehr erfolgreich auf unzähligen Rechnern läuft. Im Bereich Archäologie wäre auch noch viel zu tun, siehe die bei Archaeologik eingestellten „Facharchäologischen Argumente gegen die Metallsuche durch Laien - Anspruch und Realität“ von Raimund Karl.

Der Stonehenge-MOOC gefällt mir auch hinsichtlich dieser Einbindung sehr gut: im ersten Kapitel ist schon im Video „University of Buckingham's Stonehenge Excavation“ ein „Team Volunteer“ mit einem gefunden Stein-Artifakt sehen. Und für das 8. Kapitel „Responses to Stonehenge“ ist angekündigt: „Examination of students' responses through their essays. Integration of blog, Wiki, Twitter and eBook as a way of continuing the discussion after the course.“

Donnerstag, 15. Januar 2015

Fiktionales

Den Schriftsteller und Dozenten für Kreatives Schreiben Arwed Vogel hatte ich hier im Blog schon einmal in „Keltenschanze Buchendorf“ zitiert. Die Vorlage stammte aus einem Vortrag im Münchner Gasteig. Kennen gelernt habe ich Arwed Vogel im März 2005 bei einem sehr schönen Wochenendseminar zum Thema „Mit Sprache experimentieren“ im Kriechbaumhof. Das war das Jahr, als der Schnee in München bis in den März liegen blieb.

Träger beider Veranstaltungen war die Münchner Volkshochschule. Damals hatte ich an einigen Veranstaltungen der MVHS teilgenommen, ich hatte schon bei diversen Gelegenheiten Radtouren und Vorträge erwähnt. Schreiberfahrung hatte ich schon. Der „technische Hintergrund“ passt vielleicht zur Charakterisierung ganz gut, wenn es auch manchmal nicht um Technik ging. Aber Fiktionales hatte nie eine Rolle gespielt. Eigentlich nur in Übungen, wie früher in der Schule oder dann bei dem Seminar im Kriechbaumhof. Ich hatte erwartet und vielleicht auch befürchtet eine Gruppe Sprachverliebter und Sprachgewaltiger vorzufinden. Es war eher alles normal. Vielleicht in Abgrenzung zu meinem „technischen Hintergrund“, daß die anderen im Durchschnitt mehr in sich trugen was heraus sollte? Ich weiß es nicht, habe dem nicht weiter nachgehen können. Ich fand das Wochenende zwar wie gesagt sehr schön, habe mich dann aber beim Enthusiasmus mit der Überlegung ausgebremst, daß ich erst mal die Sachen zuhause üben muß, bevor ich neue Seminare buche. Da konnte ich mir dann nur noch den Vortrag von Arwed Vogel im Gasteig genehmigen. Sollte es hier im Blog mal ganz arg nach Sprachexperimenten aussehen, dann ist es mit dem Üben doch noch etwas geworden und der nächste Seminartermin bei Arwed ist in Reichweite.

Seine Termine schickt er mir seit Jahren über seinen Mailverteiler zu. Eine nun mehr als drei Monate alte Mail habe ich mir aufgehoben, die enthielt zusätzlich den Hinweis auf sein Buch „Der Roman. Planen - Schreiben - Veröffentlichen“. Interessiert hätte mich das Buch schon. Habe ich die Zeit für eine Besprechung und soll ich wegen einem Rezensionsexemplar fragen? Die Entdeckung von Kahnert liest..... „Der Roman” hat dem ein Ende bereitet. Simon Kahnert schreibt selbst Fiktionales und ist besser für diese Besprechung geeignet. Ich will nur noch auf die riesige Erfahrung von Arwed Vogel hinweisen. Also wenn jemand etwas mit sich rumträgt und so ein Seminar bei Arwed Vogel im Bereich des Möglichen liegt, sollte er oder sie vielleicht auch so ein Seminar ins Auge fassen und nebenbei die Gelegenheit suchen um ein paar Minuten über sein Projekt zu reden.

Vor ewig habe ich mal Fellinis Satyricon im Kino gesehen und etwa in dem Zeitraum auch einen englischen Text gelesen, nach dem Fellini das Lebensgefühl des vorchristlichen Roms rüber bringen wollte. Was immer er genau gesagt hatte, das mit dem anderen Lebensgefühl habe ich damals schon so empfunden. Viel später kam der Film mal im Fernsehen und ich fand ihn, warum auch immer, nicht mehr so eindrücklich. Aber auf der Suche nach dem anderen Lebensgefühl würde ich Fellinis Film immer noch eine besondere Relevanz zuordnen. Den in The Eagle of the Ninth erwähnten Filmen „Centurion“ oder den „Der Adler der neunten Legion“ dagegen kaum eine.

Der Aufwand, ganz andere Welten entstehen zu lassen, ist bisweilen gar nicht so hoch. Bertold Brecht konnte das in „Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar“ mit wenigen Worten. Ein alter Sklave hat kurz vor dem Abtransport erfahren, daß er verkauft werden soll, und schaut noch einmal über die Felder. Unklar, ob welche von den jungen Sklaven, die er da sieht, seine Kinder sind. Ich weiß nicht, wie genau Brecht da die wirkliche Sklavenwirklichkeit getroffen hat. Zu einem Ausstellungsstück in Pompeji-Ausstellung in der Münchner Kunsthalle hätte es gepasst. Da soll der zum Bronzekopf gehörige Namen darauf hingedeutet haben, daß es sich um einen Freigelassenen gehandelt hat, der den Namen seines früheren Herrn angenommen hat.

Im oben erwähnten Keltenschanzen-Eintrag hatte ich eine Aussage von Arwed Vogel auf andere Ausdrucksmittel ausgedehnt. Es ging um Romane und um die Frage, ob überhaupt noch welche geschrieben werden sollten, wenn es doch schon so viele davon gibt. Arwed Vogel meinte auf jeden Fall, denn die Sprache verändert sich und muß immer wieder neu erprobt werden. Ich habe den Sprachbegriff weiter ausgelegt und die Fotografie miteinbezogen. Fellinis Satyricon wäre ein Beispiel für das Ausdrucksmittel Film. Im letzten Eintrag über den Kornkreis bei der Erdfunkstelle Raisting ging es um die Zeitrafferfilme von Denis Ahrens. Wir werden in Zukunft vermutlich mit Drohnen-Videos überschwemmt und das wird unsere Sehgewohnheiten ändern. Die Schwarzweißillustrationen in alten Lederstrumpf-Büchern werden ersetzt durch zoom- und drehbaren Rekonstruktionen. Kommt der Roman der Zukunft als Mashup daher? Und vielleicht ganz interaktiv - man klappert die einzelnen Orte ab, kriegt etwas Hörtext ins Ohr und sieht via Augmented Reality alte Gebäudeteile und Spielszenen in der Datenbrille. Da wäre dann gleich noch ein Foto zu machen und in den Social Media online zu stellen. Und für das Testimonial gibt es beim nächsten Lebensmittelhändler einen 1-Euro-Einkaufsgutschein und die Fotos werden verwendet, um die Augmented Reality noch ein bisschen realitätsnäher zu rechnen (bevorzugte Blickwinkel, Jahreszeiten).