Freitag, 31. August 2012

Open Access

„Open Access (englisch für offener Zugang)“ bezeichnet nach der Wikipedia den „freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen Materialien im Internet“. „Ein wissenschaftliches Dokument unter Open-Access-Bedingungen zu publizieren gibt jedermann die Erlaubnis, dieses Dokument zu lesen, herunterzuladen, zu speichern, es zu verlinken, zu drucken und damit entgeltfrei zu nutzen.“ Viele weitere Infos zu Open Access gibt es auf open-access.net. Wer tiefer einsteigen will, sollte sich zusätzlich die Diskussion eines Telepolis-Artikels bei Archivalia ansehen. Bei Archivalia gibt es über die Rubrik „Open Access“ weitere interessante Einträge.

Das Thema Open Access hat durch das Problem überteuerter wissenschaftlicher Zeitschriften eine breitere Öffentlichkeit bekommen. Ich hatte im Eintrag zu den Wissenschaftsblogs auf „Boykottiert Elsevier! Ich boykottiere Elsevier!“ von Prof. Günter M. Ziegler hingewiesen. Aktuell gab es in der taz einen Artikel zu diesem Thema. Das im Artikel angerissene Schema ist wie folgt: für die wissenschaftliche Karriere sind Publikationen in angesehenen Zeitschriften notwendig. Um die Publikation dort unterzubringen, muß ein Begutachtungsprozeß durch andere Wissenschaftler durchlaufen werden. Der Wissenschaftler erhält nach meinem Wissen normalerweise kein Honorar für die Publikation. Um die Publikation dem Wissenschaftsbetrieb zur Verfügung zu stellen, müssen die Bibliotheken die Zeitschriften kaufen.

In den Medien wurde teilweise polarisiert zwischen dem „bösen“ Verlag und den steuerfinanzierten wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit denen der Verlag überhohe Renditen erzielt. Es müßte aber auch „gute“ Verlage geben, die eine Dienstleistung zu fairen Preisen bieten. Außerdem sogar „selbstlose“ - ich bin mal zufällig im Netz auf Arbeiten gestoßen, die ich in den 1980ern fotokopiert habe und die mittlerweile frei zugreifbar sind - ich glaube diese Zeitschrift wurde durch einen US-Verein verlegt. Weiter ist nicht alle Wissenschaft steuerfinanziert, viele Leistungen werden sogar kostenlos erbracht. Die Studien- und Diplomarbeiten, die ich seinerzeit kannte, entstanden meist in einem Umfeld von einer oder mehreren Doktorarbeiten. Bezahlt wurde nur die Betreuerin oder der Betreuer, meist über eine Assistentenstelle, in deren Rahmen promoviert werden konnte.

Manche Zeitschriften mögen für die wissenschaftliche Reputation eine Schlüsselposition haben. Aber wie angeklungen gibt es auch andere wissenschaftliche Veröffentlichungen. Das „Geld zusammen bekommen“ für einen Tagungsband habe ich schon zu meiner Studentenzeit mitbekommen. Bei dem Modell gibt es einen Zuschuß, damit das Werk gedruckt wird, und der Tagungsband ist wie ein normales Buch im Handel erhältlich. Weitere Beispiele für dieses Zuschußmodell gibt es bei „Antike und Abendland“ unter dem Titel „Weitere Schnäppchen, ambivalent“. Für Werke in der Art der „Prinzenbildnisse antoninischer Zeit“ schätzt Prof. Dr. Uwe Walter bis zu fünfstellige Summen als Druckkostenzuschuss.

Prof. Dr. Uwe Walter glaubt, daß dieses Buch als Standardwerk „in zwanzig Jahren noch eine maßgebliche Referenz sein wird“. Für mich klingt das wie eine Drohung. In einer Computerzeitschrift gab es vor zwei Wochen einen Artikel darüber, wie man mit kostenloser 3D-Software 3D-Scans aufbereiten kann (c't 18/2012). Das Ergebnis kann man entweder per 3D-Druck ausgeben, in eine PDF-Datei einbinden und über den Adobe Reader betrachten oder drehbar in eine Website einbinden. Der Artikel baut auf einen früheren Artikel auf, in dem es darum ging, wie man günstig zu 3D-Scans kommt. Beide Artikel richten sich an 3D-Anfänger. 3D-Scans gingen nach der c't schon mit größeren Fotoserien aus Digitalkameras. Bei freistehenden Objekten in Museen mit Fotografiererlaubnis sollte das also schon funktionieren. Vermutlich wird es bei Vitrinen Schwierigkeiten geben - ich weiß es nicht, ich habe es nicht ausprobiert. Die Scans müssen wie im neueren Artikel beschrieben noch nachbearbeitet werden.

Vielleicht lässt sich die bessere neue Technologie in zweckmäßiger Weise mit Open Access verbinden. Der Wikipedia-Artikel zu Open Access erwähnt weitere Nutzungsrechte, die eingeräumt werden können „welche die freie Nach- und Weiternutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder auch Veränderung der Dokumente ermöglichen können.“ Vielleicht liefert ein örtliches Museum die Rohscans in Profiqualität, weil gerade ein passendes Gerät durchgereicht wurde. Oder es unterstützt nur das Erstellen der Scans in einem Open-Access-Projekt. In der örtlichen Schule werden die Rohscans vielleicht im Mathematik-Unterricht (3D, Geometrie?) überarbeitet und danach frei verwendbar zur Verfügung gestellt. Und ein Wissenschaftler illustriert später damit seine wissenschaftliche Arbeit.

Zurück zum real existierenden Open Access und schon heute frei downloadbaren wissenschaftlichen Arbeiten: im Novaesium-Blog hat Dr. Jürgen Franssen über „Frei zugängliche Ressourcen für Altertumswissenschaften“ geschrieben. Außerdem gibt es bei ihm noch einen Beitrag über „DAI und Open Access? Fehlanzeige!“.

Ich will jetzt noch einen Schlenker zur „normalen“ Buchproduktion machen. Vom Verlag Voland & Quist gibt es einen Blog-Eintrag zur Buchkalkulation: „Buchkalkulation – Was verdienen Autor und Verlag an Büchern?“. In den Kommentaren dort wird das Selfpublishing angesprochen, Interessenten sollten dazu gleich noch den Beitrag im literaturcafe.de ansehen. Würde ich für ein Buch über „Die schönsten Hügelgräber Süddeutschlands“ einen Verlag finden, dann stände etwa der Anteil für den Lektor für eine Beseitigung von Fehlern und schwer verständlichen Passagen. Vielleicht würde er mich auch im Winter rausschicken, weil Fotos von Hügelgräbern im Schnee ganz reizvoll wären. Der Verlag sorgt dafür, daß die Buchhandlungen etwas vom Buch mitbekommen und es in die Regale stellen. Selfpublishing wäre früher kaum eine Option gewesen, weil man die einzelnen Positionen in der Kalkulation kaum kostengünstig hätte ersetzen ersetzen können. Mittlerweile schon: mit einem E-Book könnte ich das Buch günstig online verkaufen, die Werbung selbst im Blog machen, und wenn es nur um das Hinkommen zu den Hügelgräbern geht, ist vielleicht der eine oder andere Rechtschreibfehler egal.

Jedenfalls ist es bei klassischer Buchproduktion und einem Verkauf über Ladengeschäfte für den Autor erstrebenswert, den Verlag in der durch die Kalkulation ausgedrückten Weise mit in das Boot zu bekommen, weil der sich dann aus eigenem Interesse für das Buch einsetzt. Umgekehrt darf der Autor keine konkurrierende Verwertung des Werks starten. Wenn da noch vertragliche Lücken hinsichtlich des Internets bestanden haben, wurden die vermutlich schon vor dem Jahr 2000 durch alle Verlage geschlossen. Über die Konstellation bei mit Zuschüssen entstandenen Zeitschriften und Büchern habe ich keine Ahnung, die Stellung gegenüber den Verlagen müßte aber besser sein. Insofern würde mich bei „DAI und Open Access? Fehlanzeige!“ nicht nur wie Dr. Jürgen Franssen wundern, daß die mittlerweile gemeinfreien Ausgaben nicht öffentlich gestellt wurden, die aktuellsten Ausgaben nach der Absichtserklärung könnten es vielleicht auch ohne zu große Probleme sein.

Abschließend noch ein paar Videos. „Archaeology is sexy“ bringt so ungefähr rüber, wie wir uns seinerzeit in der Technischen Hochschule die Zustände bei archäologischen Ausgrabungen vorgestellt haben. „Die Kelten kommen“ weist auf die am 15.9. in Stuttgart beginnende Ausstellung „Die Welt der Kelten“ hin. Echt schwäbisch sparsam das Video. Leider gibt es trotzdem mit einem Presseausweis freien Eintritt zur Ausstellung . Presseausweis reicht, man muß nichts über die Ausstellung schreiben, nicht mal einen Link zur Website twittern. So etwas ist nicht mehr zeitgemäß, schon garnicht angesichts solcher Argumentationen für ein Leistungsschutzrecht. (Nachträgliche Ergänzung: unbedingt zum Thema lesenswert sind auch die „Fünf entscheidenden Fragen zum Leistungsschutzrecht“ von Sascha Lobo). Noch zwei Videolinks: hier ein zeichnerisches Making Of des römischen Mausoleums von Bucelas und hier ein Video über die Ausrüstung eines Legionärs.

Das letzte Video wurde am Kastell Eining/Abusina aufgenommen und stammt aus einer kleinen Serie des nahe Eining gelegenen Stadtmuseums Abensberg. Dort ist noch bis zum 31. Oktober die Ausstellung „Römische Spuren“ zu sehen. Nicht weit entfernt liegt Kelheim und der Archäologiepark Altmühltal. Am Tag des offenen Denkmals 2012 kann man Eining und Abensberg mit einem kostenlosen Eintritt und Veranstaltungen im Kelheimer Archäologischen Museum kombinieren. Einen Tag früher, am 8.9.2012, mit urgeschichtlichen Funden im Felsenhäusl-Museum Essing.

Sonntag, 19. August 2012

Tag des offenen Denkmals 2012

Wie die Zeit vergeht - das ist jetzt schon der vierte Hinweis auf den Denkmaltag in meiner Bloggerkarriere! Dieses Jahr ist der „Tag des offenen Denkmals“ in Deutschland am 9. September 2012 (www.tag-des-offenen-denkmals.de). In der Schweiz entsprechen unserem Denkmaltag die „Europäischen Tage des Denkmals“ am 8. und 9. September 2012 (www.nike-kultur.ch). In Österreich ist der „Tag des Denkmals“ am 30. September 2012 (tagdesdenkmals.at).

Vielleicht sollte man sich das Programm vorab durchsehen, ob man sich den Tag ganz sicher reservieren will, und dann noch einmal kurzfristig vor dem Termin, ob etwas zum Programm dazu gekommen ist. Um aus Münchner Sicht etwas Appetit zu machen, starte ich mit einem Programmpunkt, der zu älteren Einträgen von mir passt, nämlich dem „Rundgang zur Bedeutung des Staatswaldes als Erholungsgebiet und Holzlieferant mit Herrn Seerieder“ durch den Forstenrieder Park. Zum einen weil das Interesse ungebrochen ist - ich habe eine rudimentäre Statistik und sehe immer wieder neue Direktzugriffe auf die Wildschweine im Forstenrieder Park, zum anderen habe ich den Forstenrieder Park auch über eine Führung kennengelernt („Via Julia für Anfänger“), und die fand ich seinerzeit ganz toll.

Welches Interesse Quizzys „Nackerter Mo“ und Stephans Bildserien zum Münchner Marienhof finden bzw. gefunden haben weiß ich nicht, aber der „Nackerte Mo“ ist beim Denkmaltag Treffpunkt zu einer Führung zum Thema: „Gehölze und Geschichte des Alten Botanischen Gartens“ und zum Bodendenkmal Marienhof ist der Infocontainer Archäologie geöffnet, „aus sicherheitstechnischen Gründen können keine Führungen durch das Untersuchungsgelände angeboten werden“.

Im Programm sind zwei sehr interessante Ziele, zu denen ich nie Hinweise im Blog hatte: der Bajuwarenhof Kirchheim („Führungen 14 Uhr und nach Bedarf“) und der Archäologische Park Herrsching („Präsentation der frühkarolingischen Gruppe Der Uhl zu Wilhaim, 15 Uhr Bajuwarensagen mit Erzählerin Astrid Brüggemann M.A.“). Von den beiden Zielen wußte ich zumindest, die Prähistorische Siedlung Pestenacker war mir neu. Dort gibt es Führungen nach Bedarf durch Dr. Anton Huber.

Abschließend noch ein Hinweis auf die Blogs von Dr. Eva Bambach unter dem Titel „Denkmale - Es gibt viel zu sehen“. Jetzt schreibt sie bei den Scilogs, vorher hatte sie unter der eigenen Domain denkmale.org gebloggt. Sie macht das sehr schön, also unbedingt reinsehen! Aktuell zeigt sie das „Marktgeschehen“ beim Rathaus von Michelstadt im Odenwald. Ich bin vor knapp 20 Jahren drei Wochen im nebenan liegenden Erbach im Einsatz gewesen. Das Rathaus verbinde ich mit einem Eis, das ich mir ein paar Schritte entfernt gekauft habe. Das hätte ich damals auch nicht gedacht, daß ich über dieses Eis schreiben werde, und was ist das Internet und was ist ein Blog?

Mittwoch, 8. August 2012

Mixed Links

Am letzten Sonntag fand im Museumshof des Kelheimer Archäologischen Museums das Keltenfest 2012 statt und von Stephan Gröschler gibt es schon einen reich bebilderten Bericht. Seine Impressionen vom Kelheimer Keltenfest 2012 passen gut als aktuelle Fortsetzung zu meiner kleinen Serie über das Kelheimer Museum und den Archäologiepark Altmühltal.

Werner Lang hat auf seiner Limeswanderung seine diesjährigen Etappenziele in Baden-Württemberg durchwandert und mittlerweile Bayern erreicht. Die Fotogalerie auf seiner Limeswanderweg-Website ist mit den neuen Bildern aktualisiert. In seinen News sollte man ebenfalls vorbeisehen. Aktuell berichtet Werner Lang mit mehreren weiterführenden Links von der Neueröffnung eines Römerkanal-Wanderweges zwischen Nettersheim und Köln. Werner Lang beschreibt seine Limeswanderung durch Bilder, für den Text hat schon Rolf Bierwirth in seinem Limeswanderung-Blog gesorgt. Nach dem Nachtrag seiner Etappen am Hadrianswall ist es dort etwas still geworden, nur ein Besuch bei den Kelten auf dem Hausberg bei Butzbach ist in den letzten Monaten hinzugekommen.

Leider kann man die syrischen Hinterlassenschaften des Römischen Reiches derzeit nicht genießen. Die traurige Situation der Menschen dort hat Marcel Schwarzenberger zum Anlaß genommen, einen Reisebericht von 2001 mit aktuellen Ergänzungen unter dem Titel „Krieg im Wunderland“ zu veröffentlichen. Marcel Schwarzenberger erwähnt das fehlende Interesse der Redaktionen an seinem Reisebericht seinerzeit unter dem Hintergrund von 9/11. Auf beschränktem Raum kann nur ein Teil der Wirklichkeit durchgelassen werden, und diese Wirklichkeit muß passen. Daher wieder mein Hinweis auf die Treffen und Veranstaltungen des Euro-Arabischen Freundschaftskreises, gegenüber dem letzten Hinweis mit neuer Website und neuem Versammlungslokal in München.

Giebelfeld der Münchner Glyptothek

Seit zweieinhalb Wochen kann man in den in den Münchner Antikensammlungen und in der Glyptothek die Ausstellung „Die Unsterblichen – Götter Griechenlands“ ansehen. Wenn sie nicht mittlerweile depubliziert wurden, dann kann man beim Bayerischen Rundfunk eine Radiosendung nachhören und beim Deutschlandfunk ein Interview mit dem Sammlungsdirektor Dr. Florian Knauß unter dem Titel „Woran erkenne ich einen Gott und wofür ist der zuständig?“ nachhören und nachlesen. Den offiziellen Pressetext zur Ausstellung hat dankenswerterweise „L.I.S.A. Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung“ eingestellt.

Wir wollen auf jeden Fall in die Ausstellung und ich hoffe zum Bericht gibt es dann neue Fotos von den Antikensammlungen. Die Bilder in diesem Blogeintrag vom Giebelfeld der Münchner Glyptothek habe ich während des Münchner Marathons 2011 gemacht. Sie sind ein Nachtrag mit einem besser geeigneten Objektiv zum Blogeintrag „Oids G'lump ? - aus dem Glyptothek-Giebelfeld verschwundene Figuren“ und zeigen in einer größeren Aufnahme die Stelle der verschwundenen ersten Spes links neben der Athene (Bild 2) sowie die zweite und dritte Spes.

Im Münchner Flughafen wird derzeit die Ausstellung „Kriminalarchäologie“ gezeigt. Während man sich für die Unsterblichen noch bis mindestens 7. Juli 2013 Zeit lassen kann, soll diese Ausstellung nur noch bis zum 12. August dauern. Die Ausstellung „Kriminalarchäologie“ geht auf das Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM) zurück. Sie wurde schon in Mainz und Karlsruhe gezeigt, es müßte daher schon einiges im Netz herumschwirren. Hier die von den Mainzern bei Informationsdienst Wissenschaft eingestellte Pressemitteilung und der Link zu Pressebildern und Hintergrundmaterial beim RGZM. Ergänzend ein Text zur Ausstellung bei Archäologie Online, da sollte man noch über die Kommentare drübersehen. Und im DRadio Wissen erklärt Dr. Michael Müller-Karpe vom RGZM, „welch verheerende Folgen der illegale Handel mit Kulturgütern hat“.

Früherer Ort der verschwundenen ersten Spes links neben der Athene im Giebelfeld der Münchner Glyptothek

„Pressemitteilungen“ gehen zwar trotz ihres Namens auch an Fernsehen und Rundfunk, für umfassendere Informationen im Medium Internet werden sie oft nicht genützt. Auf das zusätzliche Material könnte wie im Fall der Mainzer via dem Informationsdienst Wissenschaft (IDW) hingewiesen werden. Beim Informationsdienst Wissenschaft gibt es recht oft Neuigkeiten aus dem Bereicht der Altertumswissenschaften, die wahrscheinlich in der großen Mehrzahl von Nichtjournalisten gelesen werden. Zusätzlich gibt es einen Hinweis auf der Website des RGZM in der „Aktuelles aus dem RGZM“-Rubrik, die zu einem Text zur Ausstellung und einem Flyer führt. Weshalb man die Informationen aufspaltet? Nunja. Aber die Information sind jedenfalls öffentlich zugänglich eingestellt, bei anderen findet man garnichts. Hinsichtlich Aktuelles-Rubrik und Blog habe ich im Eintrag zu den Museumsblogs schon für einen Blog argumentiert. Nimmt man als Beispiel das hochrangig bestückte Pressegespräch am 12. Juli zur Eröffnung der Kriminalarchäologie-Ausstellung (hier der IDW-Link), dann könnte in den Blogs auf den Websites der Beteiligten etwas darüber stehen, warum sie es wichtig finden dort Präsenz zu zeigen, und sie könnten auf die Stimmen der anderen Beteiligten und auf weitere Informationen verweisen.

Vielleicht nerve ich, wenn ich mit den Argumenten Interesse von außen und Medienfunktionalität so lange auf dem Beispiel Pressemitteilungen herumreite. Aber für mich sind solche Überlegungen Teil dieses Hobbys. Andere haben ganz andere Vorstellungen als ich. Bspw. habe ich die Website www.keltenblock.de nie verstanden. Die Website ist schön gemacht und sehr informativ. Man muß sich hinsichtlich der Bewerbung auch etwas gedacht haben. Gleich nach der Bergung des „Keltenblocks“ wurde er mit einer Plane mit der Aufschrift „http://www.keltenblock.de/“ abgedeckt, was wohl auf Fotos in Zeitungen und auf die Fernsehberichte abgezielt hat. Man konnte einen Hinweis auf die Website sogar in einer Planet-Wissen-Sendung platzieren. Interessanterweise hat man aber nicht einmal für einen stärkeren Schulterschluß mit anderen institutionellen Websites gesorgt, nur die Anzahl der Gästebucheinträge ist für die vermutliche Zugriffszahl überproportional.

Vom Südwestrundfunk gibt es jetzt auch eine Kelten-Website. Passend zum anstehenden Höhepunkt des Keltenjahrs 2012, der Kelten-Landesausstellung in Stuttgart, kann man sich hier über die Kelten und über anstehende Fernseh- und Hörfunksendungen informieren. Dem Riesen SWR dürfte die eigene Kraft reichen, um die Website via Linkhinweis nach Keltensendungen bekannt zu machen. Trotz der sehr guten Möglichkeiten, die Website über ein klassisches Medium zu bewerben, wurde sie auch von den Social-Media-Niederlassungen des SWR verbreitet. Der SWR hat gleich mehrere Twitter-Accounts, über einen habe ich den Hinweis auf die Website mitbekommen.

Zweite Spes links neben der Athene im Giebelfeld der Münchner Glyptothek

Es ist ein Standardverfahren mit begleitenden Microblogs (ich sortiere Mitteilungen in Twitter, Facebook etc. bei den Microblogs ein) auf Blog-Einträge oder andere Informationsseiten hinzuweisen. Im Falle des Pressegespräch-Beispiels hätte man auf den Termin hinweisen können, wenn er öffentlich ist, oder auf ein Video vom Pressegespräch. Die Ausrüstung für eine Videoaufzeichnung ist günstig zu haben, das Bereitstellen des Videos im Internet kostet nichts, die Kenntnisse dafür sollten bei Profis in den Presseabteilungen vorhanden sein. Hier ein schönes Video von Rainer & Joshua Dornburg von ihrer „Alpenüberquerung 2011 Via Claudia Augusta“. Erst etwa ab der 14. Minute geht es auf die Via Claudia Augusta, aber man wenn man Zeit hat sollte man sich die Tour komplett gönnen.

So ein Video-Link wird sich kaum über exklusive Mitteilungen an die klassischen Medien verbreiten lassen. Zumindest kann man im Nachhinein auf das Video stoßen. Schlecht wäre es, wenn sich statt reinen Veranstaltungen für die Presse Live-Streams allgemein durchsetzen würden, bei denen man vielleicht sogar online Fragen stellen kann. Den Termin würde ja kaum ein Interessent mitbekommen. Vermutlich lassen sich auch Neuerungen wie Smartphone-Apps schwer über klassische Medien verbreiten - zum Umstieg vom früheren Audio-Guide hatte ich in den ausgehängten Zeitungsausschnitten bei der Kykladen-Ausstellung in Karlsruhe nichts gefunden. Vernetzte eigene Blogs/Microblogs wären ein Grundstock. Besser wäre es, die Informationen würden von anderen aufgegriffen und weiterverbreitet. Wenn eine Schulklasse ein Museum besucht und statt Informationen über das Museum nur Fotos vom Monopteros ein paar hundert Meter weiter im Englischen Garten in die Sozialen Netze einstellt, dann ist den Freundeskreisen klar, was dort sehenswert ist.

Für manche Sponsoren sind solche Interessensbekundungen sehr relevant. Man sollte dazu diese Meldung von heise online bis zum Ende durchlesen. Es geht in der Meldung darum, daß soviele auf sozialen Netzwerken vom olympischen Straßenradrennen der Männer berichtet haben, daß durch die Netzüberlastung die Datenweiterleitung der Fahrer-GPS-Sensoren verhindert wurde. Einen ähnlichen Schluß zu den Sponsoren kann man aus „Seinen Leser lieben – ein paar Gedanken zur Zukunft der Zeitung“ von Joachim Braun ziehen. Wo wird ein potentieller Sponsor seine Schwerpunkte setzen wollen, wenn er sich „weitgehend vom Medium Tageszeitung verabschiedet“ hat?

Dritte Spes links neben der Athene im Giebelfeld der Münchner Glyptothek

Also klar, Microblogger/Blogger sollten schön angefüttert werden, damit das mit der Informationsweitergabe klappt. Nun angenommen, eine Schulklasse kriegt eine Führung auf einer Ausgrabung und wird erfolgreich angeregt zu fotografieren und in den Social Media zu berichten. Wie sollte der Veranstalter mit den Ergebnissen umgehen? Er sollte sie vielleicht in Kurzform in einer Ecke der eigenen Website durchlaufen lassen. Ähnlich wie im Fall des obigen Beispiel-Pressegesprächs. Wenn dort die Institutionen X und Y präsent waren und X einen schönen umfassenden Beitrag darüber geschrieben hat, dann sollte bei Y ein Hinweis darauf zu finden sein. Die eigene Arbeit wird im Beitrag von X hervorgehoben und man muß nicht selbst soviel schreiben.

Dr. Christian Gries erwähnt in seinem „Sturmgeläut – Bloggen in Deutschland“ die Idee eines Gemeinschaftsblogs. Ich hatte das Thema auch schon mal angerissen, ein Gemeinschaftsblog hätte ein paar gewichtige Vorteile. Aber er wäre nicht hinreichend. Beim Beispiel-Pressegespräch gab es Beteiligte, die kaum über ein Gemeinschaftsblog abzudecken sind. Hinreichend wäre eine Einbindetechnik. Wobei nichts gegen eine Kombination von Einbindung und Gemeinschaftsblog spricht, wenn der vermutlich enger zu haltende thematische Fokus nicht verloren geht. Ein aktuelles Beispiel für eine mittels Einbindung gestaltete Website wird hier in „Mercedes-Benz in der Blogosphäre – das neue Social Publish“ vorgestellt.

Die zugrunde liegende Einbindetechnik ist nicht neu, Alfred Platschka verwendet sie bspw. um von seiner Website Lechrain-Geschichte auf seine Beiträge bei myheimat.de zu verweisen. Ich empfehle mit der Durchsicht ganz vorne beim bestens ausgearbeiteten Ipf zu beginnen („Der IPF (bei Bopfingen) - ein frühkeltischer Fürstensitz“), der Beitrag hatte noch viel zuwenig Leser. So eine Einbindetechnik habe ich auch schon früher einmal im Eintrag „Tägliche Nachrichten zu Archäologie und Geschichte“ erwähnt: im Mambra-Blog von Jos Thiel werden schon seit längerem Verweise auf die Nachrichten von Archäologie Online eingebunden. Im Falle des Social Publish von Mercedes-Benz würde kuratiert, das Einbinden geschieht in Absprache. Und wenn man sich nicht berücksichtigt fühlt, dann kann man eine Mail an die Kuratoren schicken und wenn der Beitrag passt, dann setzen sie den Hinweis auf den Beitrag rein.

Abschließend noch eine andere Variante der Einbeziehung: bei @MunichLovesU wird nicht eingebunden, sondern der Account übergeben. Jede Woche twittert ein anderer unter dem Account. Eine Superidee und meist einer der lebendigsten Twitter-Accounts, denen ich folge. München-Interessierte sollten mal durchblättern, wer in den Wochen aktiv war. Letzte Woche war es Heinrich Bruns. Seinen ersten Tag bei MunichLovesU hat er „mit der Erinnerung an ein Gemetzel begonnen. Es geht um die Schlacht von Hohenlinden.“ Hier mehr dazu in seinem Blog Heinrich graut's - Ansichten, Einsichten, Aussichten.