Donnerstag, 29. April 2010

Die Keltenschanze im Lanzenhaarer Feld

Hat am letzten Samstag wirklich zum ersten Mal in diesem Jahr Wetter und Wochenende zusammengepasst? Alle Fahrradbesitzer schienen draußen mit uns herumzuradeln. Wir haben uns als Ziel die Keltenschanze im Lanzenhaarer Feld östlich des Ortsteils von Oberhaching Deisenhofen ausgesucht.

Keltenschanze/Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld

Vom Viereck der Keltenschanze im Lanzenhaarer Feld sind noch zwei beachtliche Seiten zu sehen. Die zwei anderen Seiten sind bis auf Reste eingeebnet, die als Stummel an einer der übriggebliebenen Seiten hängen. Eine schöne Keltenschanze, sie wirkt gut gepflegt, ist gut zugänglich und hat sogar ein romantisches Sitzbänkchen auf einem der Wälle.


Größere Kartenansicht

Sie ist auf den ersten Blick unspektakulär. Über die Besonderheit gibt erst die Informationstafel Auskunft: diese Anlage hatte ein „Vorwerk“ mit 500 m Seitenlänge. Das erklärt die Erhebung, über die wir auf dem Weg vom Waldrand her geradelt sind.

Keltenschanze/Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld

In der Zeichnung auf der Infotafel sind benachbarte Keltenschanzen zu sehen. Die nächstliegenden ebenfalls mit Vorwerk und den zusätzlichen Besonderheiten, daß durch das Vorwerk die ehemalige Römerstraße geht und sich dort eine Doppelschanze befindet.

Keltenschanze/Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld

Diese Schanzen befinden sich noch oberhalb des Gleißentals. Die von Salzburg kommende Römerstraße führte dort das Gleißental hinunter und dann gleich wieder durch einen heute noch sichtbaren Hohlweg hinauf, an der Keltenschanze im Laufzorner Holz vorbei und dann weiter nach Westen, um bei der Römerschanze bei Grünwald die Isar zu überqueren und vor Gauting noch einen Schlenker zur Keltenschanze bei Buchendorf zu machen.

Keltenschanze/Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld

Ein Foto des Hohlwegs ist bei meinem Bericht von der Ausstellung „Karfunkelstein und Seide“ eingestellt. Der Fundort der Gräber in Unterhaching, die dieser Ausstellung zugrunde liegen, ist nach Google-Maps etwa 6 km in nördlicher Richtung von der Keltenschanze / Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld entfernt.

Keltenschanze/Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld

Südlich von der Schanze verlief die römische Ost-West-Verbindung, westlich die Nord-Süd-Verbindung durch das Hachinger Tal. Man kann also davon ausgehen, daß die Schanzen noch lange nachdem sie gebaut wurden für die Anwohner und die Reisenden ein gewohnter Anblick gewesen sind.

Keltenschanze/Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld

Wie schon bei der Keltenschanze Buchendorf angemerkt, ist die auf der Tafel beschriebene Interpretation als keltischer Kultbezirk obsolet. Näheres dazu in meinem Eintrag zur Keltenschanze Holzhausen.

Keltenschanze/Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld

Wer sich per WWW in der Gegend noch ein wenig umsehen will, dem empfehle ich wieder den BayernViewer-denkmal. Als Ort „Deisenhofen“ eingeben und von den gefundenen Deisenhofen dasjenige von Oberhaching auswählen. Dann findet sich die Keltenschanze in der roten Fläche ganz rechts in der unteren Hälfte, mit der Denkmalnummer D-1-7935-0042 und der Beschreibung „Viereckschanze der Latènezeit“

Dienstag, 27. April 2010

Erdstall-Ausstellung in Glentleiten

Erdställe sind nicht so mein Fall. Ich zweifle, ob ich mich durchzwängen könnte. Erdstall-Forscher müssen sich über jeden Fund freuen, und ich hätte Angst davor, was ich dort finden würde. Man weiß auch wenig über den Zweck der Erdställe. Schließlich passen Erdställe zeitlich nicht in meinen Blog.

Daß ich jetzt trotzdem auf die am vorletzten Wochenende gestartete und noch bis zum 11. November 2010 dauernde Sonderausstellung „Erdställe – rätselhafte unterirdische Anlagen“ im Freilichtmuseum Glentleiten hinweise, hat zwei Gründe: erstens zieht es die Münchner an schönen Wochenenden massenweise über die Autobahnen in Richtung Süden, und Glentleiten liegt bequem direkt neben der Garmischer Autobahn.

Zweitens könnten Erdställe für manchen aus dem Großraum München interessant sein, weil es die eigene Vergangenheit betrifft. Erdställe gibt es nicht nur im Südosten von München - in der Presseerklärung zur Sonderaustellung nennt Iris Roidl Beispiele aus den Landkreisen Miesbach und Ebersberg. Sie gibt es auch im Westen von München, Tausende fahren täglich beim Gut Roggenstein bei Eichenau an einem Erdstall mit der S-Bahn vorbei.

Andere Erdställe im Großraum München will ich nicht ausschließen; die Wikipedia meint es gibt davon in Bayern über 700. Auf den vom Gut Roggenstein komme ich jetzt, weil wir dort (ohne Wissen von den Erdställen) letztes Jahr zweimal auf dem Weg von und zur nahen S-Bahn-Haltestelle Eichenau durchgelaufen sind. Außerdem gibt es eine interessante Webseite über „Die Erdstallforschung und Roggenstein“ von Michael Gumtau aus Eichenau mit weiterführenden Links.

Donnerstag, 22. April 2010

Faimingen / Phoebiana

Ende März ist in der Online-Ausgabe der Augsburger Allgemeinen der Artikel „Antike Wallfahrtsstätte - Unterwegs in der Region: Alle Wege führen nach Faimingen“ von Till Hofmann erschienen.

Es geht darin um das heutige Faimingen, Ortsteil der Stadt Lauingen an der Donau, und dem antiken Phoebiana an derselben Stelle, das mit seinem Apollo-Grannus-Tempel zur Römerzeit ein bekannter Wallfahrtsort gewesen ist. Der Apollo-Grannus-Tempel gilt sogar als der größte römischen Tempelbau nördlich der Alpen. Der Name Phoebiana geht auf den Apollo-Beinamen Phoebus zurück.

Teilrekonstruktion des Apollo-Grannus-Tempel von Phoebiana in Faimingen

Faimingen/Phoebiana wurde mir in einem Vortrag ebenfalls unter diesem Aspekt bekannt gemacht: daß es als Kultort, Kraftort, Pilgerzentrum, Wallfahrtsort oder wie das seinerzeit gedacht und gefühlt wurde, die größte Nummer in unserem Gebiet gewesen ist.

Wenn man von uralten heilkräftigen Quellen oder Kultorten in unserer Region hört: wer sich davon angesprochen fühlt und das für sich als besonders relevant ansieht, müßte sich demnach zunächst die kleinen Würstchen sparen und stattdessen erst einmal Faimingen besuchen.

Die Autoren von „Der römische Limes in Bayern“ gehen im Kapitel „Ausgewählte sonstige Militärplätze in Bayern von A-Z“ auf Faimingen / Phoebiana und den im Zeitungsartikel erwähnten Besuch des römischen Kaisers Caracalla ein und halten es für möglich, daß die dortige Stadtmauer von Caracalla gestiftet worden ist.

D.h. der Besuch hatte eine große Bedeutung für die weitere Entwicklung der Stadt, die aber dann durch den Fall des Limes beendet wurde. Das Buch nennt die Stadtmauer eine nie fertig gestellte „imponierenden Befestigung“, und gibt weiterhin an, daß die Steine in der Spätantike planmäßig abgetragen und vermutlich in den Festungen des Donau-Iller-Limes verbaut wurden.

Teilrekonstruktion des Apollo-Grannus-Tempel von Phoebiana in Faimingen

Die auf dem dritten Bild gezeigten freigelegten Steine befinden sich in einer nahen Kirche an der Straße hinein nach Lauingen, der Text auf der aufgebrachten Informationstafel lautet „Votivstein für den römischen Heilgott Apollo-Grannus und Baustein vom Kastell Faimingen“.

Der Besuch Caracallas fand wie im Zeitungsartikel erwähnt im Rahmen seines Alamannen-Feldzuges statt. Mit diesem Ereignis wird üblicherweise auch immer das Limestor von Dalkingen nordwestlich von Faimingen in Verbindung gebracht, dessen für den Limes einzigartige Ausgestaltung man sich nur durch einen besonderen Umstand wie etwa so einen kaiserlichen Besuch erklären kann. Dalkingen ist nur 60 Auto-km von Faimingen entfernt, liegt aber in Baden-Württemberg, während Faimingen in Bayern liegt.

Auf der Website der Gemeinde Rainau befindet sich ein Video über den Limes-Park Rainau und das Limestor Dalkingen, außerdem eine Fotoserie zur am 29. März 2010 erfolgten Schutzbau-Grundsteinlegung. Das Video ist schon etwas älter und enthält noch die alte Limesturmrekonstruktion bei Rainau-Schwabsberg, aber der Überblick über die Gegend inklusive dem Bezug zum nahen Aalen ist Spitze.

In Faiminger Kirche verbaute Steine des römischen Phoebiana

Rainau habe ich in meinem Blog schon mehrfach erwähnt: in meinem Eintrag über die Limes-Cicerones den Weg hoch zum Kastell Rainau-Buch, beim Rätseln über die neue Limeswachturmrekonstruktion bei Rainau-Schwabsberg, und schließlich mein Hinweis auf heutige Tour der VHS München zum Limesmuseum Aalen.

Via dem Video und den restlichen Beiträgen zum Limes-Park auf der Website von Rainau läßt sich ermessen, weshalb ich gemeckert habe, weil der VHS-Besuch des Limesmuseums statt mit Rainau-Buch mit dem Besuch irgendwelcher Kirchen gekoppelt wurde, noch dazu unter dem Titel „Römisches Leben am Limes“. Man könnte an der Stelle noch die Programm-Empfehlung Faimingen/Phoebiana hinzufügen - liegt ja alles beieinander, wenn man schon mal da ist, und sonst ist es für München etwas aus der Welt.

Ein abschließender Gedanken zur Popularität von Faimingen/Phoebiana: trotz relativer Abgelegenheit habe ich von dem Heiligtum erst hier in München gehört und dann mal meine baden-württembergische Literatur durchgesehen. Die war sehr sehr dünn hinsichtlich Faimingen, selbst wenn es da um das Limestor Dalkingen und Caracalla ging. Also das Schema ähnelt sich auf beiden Seiten der Landesgrenze, man erwähnt Caracalla mit Dalkingen oder wie im Artikel der Augsburger Allgemeinen Caracalla mit Faimingen, aber nicht Caracalla, Faimingen und Dalkingen zusammen. Vielleicht sollten sich Faimingen bzw. Lauingen mit Rainau zusammentun und versuchen, das immer im Paket zu verkaufen.

Die mir bekannte Ausnahme vom Schema stellen die baden-württembergisch initierten Limes-Cicerones dar, die hatten zu meiner Mitwanderzeit schon Faimingen als Vorschlag im Angebot und haben das immer noch (siehe die Tagesexkursion „Vom Apollotempel zum Limestor - Auf Kaiser Caracallas Spuren“ auf der Rainauer Website).

Sonntag, 11. April 2010

Filme, Filmchen, Videos

Geht es um die Besonderheiten der Internet-Ökonomie, stößt man schnell auf die Theorie des „Long Tails“ (hier der Artikel dazu in der deutschen Wikipedia und ausführlicher in der englischsprachigen Wikipedia).

Biene und Krokusse

Um kurz die Grundidee des Long Tails am Beispiel des nach zwei Wochen in München abgesetzen Films „Agora - die Säulen des Himmels“ wiederzugeben:

Man stelle sich die aktuellen Kinofilme in einem Schaubild absteigend sortiert nach der Anzahl der Interessenten vor. Waagrecht die Filme, senkrecht die Anzahl der Interessenten für jeden Film, und über die Anzahl der Interessenten eine Kurve.

Momentan würden vermutlich „Alice im Wunderland“ und der „Avatar“ das größte Interesse finden und die Reihe anführen. Nach ihnen würde die Kurve bis hin zum Film „Agora“ stark abfallen. Zwischen „Agora“ und „Avatar“ die Filme, die sich halten konnten, ohne nach zwei Wochen wieder abgesetzt zu werden. Und nach „Agora“ in einem langen Schwanz die Filme, die es nicht mal wie „Agora“ zu einem Kurzauftritt in den Kinos geschafft haben.

Biene und Krokusse

Auf die einzelne Filmaufführung entfallen hohe Kosten, die von einer durch das Einzugsgebiet begrenzten Zahl von Besuchern wieder hereingebracht werden müssen. Dadurch sind die Kinos gezwungen, sich auf die für die meisten Kinogänger interessanten Filme zu beschränken und einen frühen Schnitt im oben skizzierten Schaubild zu machen.

Klassische Buchhandlungen oder CD-Läden können zwar eine wesentlich größere Auswahl anbieten, weil die Kosten pro Produkt geringer sind. Sie haben im Prinzip aber das selbe Problem. Ihre Stellfläche ist auch begrenzt, die Kosten müssen auf jeden Stellplatz umgelegt werden. Und das begrenzte Gebiet, aus dem die Kaufinteressenten kommen müssen, begrenzt den Wagemut zuviele Exoten aufzustellen.

Biene und Krokusse

Der Bruch besteht gegenüber dem Internet, weil dort einerseits die Kosten von Bereithaltung und Verteilung gegen Null gehen und anderseits die Beschränkung auf eine lokale Kundschaft entfällt. Der notwendige Schnitt bei der Anzahl unterschiedlicher Produkte, die angeboten werden können, geht deshalb in der genannten Kurve den „Long Tail“ entlang immer weiter nach hinten. Das Angebot kann sich selbst bei minimalem Interesse und minimalen Gewinnen über die große Anzahl der Produkte im Long Tail noch rentieren.

Es gibt sogar einen Druck hin zur Verbreiterung des Angebots in den „Long Tail“ hinein. Chris Anderson, der den Gedanken des „Long Tails“ in seinem gleichnamigen Buch (und in seinem Blog) populär gemacht hat, nennt Beispiele von Buch- und Musik-Händlern im Internet, die die höchsten Zuwachsraten im „Long Tail“ haben, was die Ausdehnung des Angebots weiter befördert.

Ergänzend kommt noch dazu, daß die Produktionsmittel für diese Produkte immer billiger geworden sind. Die Einstiegshürden für die bekannten „Spassvideos“ auf Youtube sind sehr gering. Ich erinnere mich an ein Video von jungen Jugendlichen, in dem sie eine Keltenschanze mit ihren Mountain-Bikes malträtieren. Und die sueddeutsche.de schreibt aktuell, daß bei Youtube jede Minute mehr als 20 Stunden Videomaterial hochgeladen werden.

Biene und Krokusse

Unterm Strich jedenfalls das Fazit, daß wir nach der Theorie rein systemisch bedingt einer Überfülle an Angebot gegenüberstehen. Und diese Überfülle wird in Zukunft noch zunehmen.

Am Beispiel von Youtube kann man sich das mal mit der Abfrage nach Archäologie ansehen, das bringt derzeit 576 Ergebnisse, die Suche nach Archaeology 12100.

Wo Archäologie drauf steht, muß natürlich nicht Archäologie drin sein. Allerdings hat die Verbilligung der Produktion nach den Spaßfilmern auch die Wissenschaft erreicht. Ein Beispiel ist die Videoreihe „Giganten der Steinzeit“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die einzelnen Folgen finden sich sowohl auf dem Portal DFG Science TV als auch bei Youtube.

Oder das Projekt „L.I.S.A.video“. Da gibt es Videos über das Orakel-Rätsel, das Grab eines Hunnenfürsten und das Grab des Neferhotep.

Biene und Krokusse

Übrigens sollten nach Anderson auch alte Fernsehsendungen Kandidaten für den „Long Tail“ sein. Anderson nennt als Beispiel alte Fernsehserien, die oft nur noch für einen räumlich weitverteilten Kreis weniger Liebhaber von Interesse sind, aber wegen komplizierten Musikrechten nicht im Internet angeboten werden können.

Daß die US-Amerikaner trotzdem etwas gebacken bekommen, zeigt das Beispiel Hulu.com, wenn auch Marcel Weiß in seinem Blog-Eintrag aus dem Jahr 2007 (!) WWW-systemisch noch nicht so ganz zufrieden ist. Hierzulande allerdings findet man Hinderungsgründe, auf die Anderson nie gekommen wäre: „Öffentlich-Rechtliche Sender müssen Inhalte aus dem Netz nehmen“. Schließlich noch eine Meldung vom 25.3.2010, daß ein deutsches Hulu geplant sei.

Biene und Krokusse

Wie bekommt man einigermaßen einen Überblick darüber, was per Netz verfügbar ist? Ich habe beispielsweise eben das Keltenschanzen-Video per Youtube-Suche nicht wieder gefunden. Anderseits bin ich via der Suche nach der „Heuneburg“, wo ich letztes Jahr war (Bericht steht noch aus), auf Videos vom dortigen Thraker-Überfall gestoßen. Ich hatte auf der Heuneburg davon gehört, wußte aber nicht, daß er auch filmisch dokumentiert wurde. Also ein Überblick sieht anders aus.

Chris Anderson betont hier die Wichtigkeit von Filtern, damit man sich wieder einigermaßen souverän in der Überfülle empfindet.

Ein Filter kann bei einem klassischen Fernsehprogramm die Programmzeitschrift sein. Im Falle von Fernsehfilmen aus dem Bereich Archäologie, Geschichte und Historischem hätten wir da sogar etwas bei Archäologie Online und Chronico.

Filter wären auch die Suchfunktion des Videoanbieters, eine allgemeine Suchmaschine, ein Blogger oder Micro-Blogger (etwa via Twitter), der auf Filme hinweist, Foren, Empfehlungen oder Kritiken auf diversen Webseiten.

Biene und Krokusse

Filter dienen nach Anderson nicht nur dazu, ein bestimmtes Produkt sichtbar zu machen, sie treiben die Nachfrage auch weiter in den „Long Tail“ hinein.

Reizvoll an der Long-Tail-Theorie ist, daß man damit gleich etwas anfangen kann. Wenn eine Institution ein Video einstellt, um, wie Ulrike Schmid in ihrer Studie schreibt, „Interesse zu wecken und die Anzahl der Besuche zu erhöhen“, dann weiß die Institution auch gleich, daß sie sich um die Pflege der Filter kümmern muß, damit das Interesse bis zu ihrem Video in den Long Tail hineingetrieben wird.

Biene und Krokusse

Leider nennt die Wikipedia Kritikpunkte an der Theorie von Anderson, auf die Anderson natürlich Erwiderungen findet - in der englischsprachigen Wikipedia kommt das besser heraus. Anhand der Wikipedia-Einträge scheint es mir vor allem darum zu gehen, daß Anderson an im Zweifel minimale Renditen ganz weit hinten im „Long Tail“ glaubt, während die Kritiker über weite Strecken null Verkäufe und damit null Renditen sehen.

Was würde das für die Theorie bedeuten, vielleicht daß Archäologie-Filme nicht mehr kostenlos eingestellt werden dürfen, sondern man selbst für die minimale Rendite bei gegen Null gehenden Bereitstellungskosten sorgen muß?

Biene und Krokusse

Egal, ich will noch an der Theorie dran bleiben und auf die Filter eingehen. Die Suchmaschine oder Suchfunktion des Video-Hosters wären allgemeinste Filter. Man kann spaßeshalber seine Suchworte, z.B. „Archäologie Video“, mit Google.de, Google.com, Google videos (oder einem Google-Konkurrenten), der Suchfunktion des gewählten Video-Hosters und mit Digger ausprobieren, der archäologischen Suchmaschine von Archäologie Online.

Das Potential bei den „Kleinen“, also Blogger, Micro-Blogger, Foren, kleinere Wikis, sehe ich darin, daß sie Anlaufpunkt für ein spezielles Segment werden können. Als Beispiel vielleicht das „Virtuelle Material Militärgeschichte“ der „Lernwerkstatt Geschichte“ des Historischen Seminars Hannover.

In dem Sinne könnte ein Museumsblog neben anderen Aufgaben auch als Filter für die Videos über das Museum dienen. Das kann Hand in Hand mit der Ankurbelung der Video-Produktion gehen, etwa wenn man den Experten vom obigen Thraker-Überfall anregt, auch noch das Schmuckangebot im Museumshop zu filmen und in Youtube einzustellen.

Biene und Krokusse

Zwischen den „Kleinen“ und den Suchmaschinen fällt mir jetzt eigentlich nur Archäologie Online ein.

Ich kenne die Website schon ziemlich lange und habe dort auch gleich nach den ersten Einträgen meinen Blog für den Guide angemeldet, bin aber kein Hardcore-Nutzer und habe immer das Gefühl einer Unübersichtlichkeit, durch die mir einiges von den Schätzen verborgen bleibt.

Versuchen wir es mit den Videos: es gibt die oben erwähnte Suchmaschine, es gibt vorsortierte Videos in der Mediathek, es gibt das Forum mit Hinweisen auf Videos wie bspw. hier, und es gibt den Guide, das ist eine kommentierter Linksammlung mit derzeit 7082 Links. Auf der Startseite des Guides ist unten eine „Schnellsuche im Guide“, dort kann man mal nach „Video“ suchen.

Mittwoch, 7. April 2010

Karfunkelstein und Seide verlängert

Wie ich auf der Website der Gemeinde Unterhaching sehe, wurde die Ausstellung „Karfunkelstein und Seide — Neue Schätze aus Bayerns Frühzeit“ in der Archäologischen Staatssammlung München wegen des „großen Erfolgs“ bis zum 12. September 2010 verlängert.

Das ist schön zu lesen. Die Ausstellung fand ich auch sehr ansehenswert, und zum Gedanken einer „Bayerischen Leistungsschau“ hat die kürzere Ausstellungsdauer nicht recht gepasst.

Ich habe gleich im neuen Münchner Museumsportal wegen der Änderung nachgesehen. Dort ist zur Stunde noch das alte Ausstellungsende 4.7.2010 drin, ebenso auf der Website der Archäologischen Staatssammlung und auf www.muenchen.de.

Freitag, 2. April 2010

Brunnen als Fenster in die Vergangenheit

Bis 11.4.2010 findet im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig die Sonderausstellung „Funde, die es nicht geben dürfte. Brunnen der Jungsteinzeit in Sachsen“ statt. Wer bis dahin keine Zeit hat, kann diese Ausstellung vom 21.10. bis 19.12.2010 im Japanischen Palais in Dresden sehen.

Hummel mit Krokussen

Der Ausstellungstitel spielt auf die vielen Funde aus organischem Material an, die sich unter den besonderen Bedingungen der zugeschütteten Brunnen über die Jahrtausende halten konnten. Der zugehörige ausführliche Artikel „Steinzeit jenseits der Steine“ von Harald Stäuble ist derzeit kostenlos auf spektrum.de abrufbar.

In dem Artikel findet sich auch etwas über „Pflanzen und Tiere aus vergangener Zeit“. In den Brunnen hineingewehte Pollen ermöglichen den Bewuchs im Siedlungsumfeld zu rekonstruieren. „Demnach standen die Dörfer nicht inselartig auf kleinen Lichtungen in ansonsten dichten Wäldern, sondern bereits in einer weit gehend offenen Landschaft, die zumindest teilweise kulturell geprägt war.“

Hummel mit Krokussen

Auf die Auswertung der Pollen bin ich schon bei meiner Wanderung mit den Limes-Cicerones gestoßen. Beim rekonstruierten Limeswachturm von Großerlach-Grab stand eine Tafel „Limeslehrpfad Waldgeschichte“, die sich auf Basis einer „Untersuchung der Kastellbrunnen in Welzheim nach Körber-Grohne)“ mit der Holzartenverteilung zur Zeit der Besetzung durch die Römer und 50 Jahre später befasste. Die im obigen Artikel beschriebenen Funde von Tieren und anderen Pflanzen erweitern dieses Spektrum noch immens.

Man könnte sich überlegen, die Informationen nach und nach in Computersimulationen einfließen zu lassen. Die aktuelle Geländedaten hat man ja, geänderte Flußverläufe u.ä. kann man später auch noch einpflegen. Mit den Pollendaten zu einer bestimmten Zeit über die Baumartenzusammensetzung und mit dem Wissen über die Vorlieben der einzelnen Bäume könnte die Simulation die Gegend bewalden. Wäre dann eine Erweiterung aktueller Programme, wo man per Luftbild über die Landschaft scrollen kann, um die Zeitdimension. Die aktuellen Möglichkeiten der Computersimulation, die man im Film „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ bewundern kann, lassen es nicht zu utopisch erscheinen, die Simulationen bis auf die Ebene der gefundenen Getreide- und Insektenarten herunterbrechen zu können.

Hummel mit Krokussen

Mein Insekt in meiner Krokus-Serie ist besonders im dritten Bild nicht richtig scharf geworden. Diejenigen die sich auskennen kennen die Art sowieso, denen die sich halbwegs auskennen hilft das dritte Bild bei der Bestimmung. Ich tippe auf irgendeine Hummel. Vielleicht eine Stealth-Hummel, dann war ich bzw. meine Kamera-Elektronik doch nicht schuld an der Unschärfe?