Im folgenden soll es um Verbindungen zwischen Erdwerken gehen. Die Fotos stammen von der Keltenschanze im Laufzorner Holz. Diese Keltenschanze befindet sich nahe an einem uralten Kreuzungspunkt solcher Verbindungsstrecken. Das ist ganz gut anhand der abfotografierten Zeichnung auf der Informationstafel der Keltenschanze im Lanzenhaarer Feld im letzten Blog-Eintrag zu sehen. Ich bitte einen kurzen Blick zurück auf diese Zeichnung zu werfen. An der markierten Stelle auf der im aktuellen Blog-Eintrag eingebundenen Karte sollte der westliche Wall der Keltenschanze im Laufzorner Holz zu finden sein.
Die Zeichnung gibt die lokalen Verhältnisse bei Deisenhofen / Oberhaching schön wieder. Man sollte aber nicht davon ausgehen, daß sie maßstabsgetreu ist. Auf der östlichen Seite des Gleißentals die Keltenschanzen mit den für Keltenschanzen untypischen Vorwerken, von denen eines von einer Römerstraße durchschnitten wurde. Auf der anderen Seite ganz links die Keltenschanze im Laufzorner Forst, an der die Römerstraße in Richtung Westen vorbeiführt.
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Geologisch gesehen hat man hier mit dem Gleißental und dem anschließenden Hachinger Tal eine natürliche Nord-Süd-Verbindung. Bei der Ost-West-Verbindung ist nicht so eingängig, warum die genau hier verläuft. Allerdings befindet sich bei dieser Römerstraße der Übergang vom Gleißental in das nördliche Hachinger Tal, und das ist bei einer so prominenten Ost-West-Verbindung schon auffällig.
Das Aufeinandertreffen mit den Keltenschanzen läßt jedenfalls schon hier einen keltischen Vorläufer der Römerstraße vermuten. Weiter in Richtung Westen macht die Römerstraße bei der Buchendorfer Keltenschanze sogar eine Kurve. Entweder hat man das von den Kelten übernommen, oder die Römer mußten die Schanze bewußt in ihre Straßenführung eingebunden haben. Der Ankündigungstext zur von Reinhard Falter geführten Wanderung der Münchner Volkshochschule zum noch weiter westlich gelegenen Streckenabschnitt zwischen Gilching und Schöngeising argumentiert ähnlich: „Dass sie immer wieder auf Keltenschanzen stößt, spricht dafür, dass sie auf einer alten keltischen Trasse liegt“ („Auf der Römerstraße von Gilching nach Schöngeising“ am 1.8.2010, siehe der Hinweis in den „Münchner Veranstaltungen“). Wobei man es aber mit der „keltischen Trasse“ nicht so genau nehmen sollte. Die angelaufenen Keltenschanzen sind kein Beleg für die Trasse. Die teilweise kerzengerade Straße läßt Begradigungen durch die Römer vermuten.
Bei der Volkshochschul-Wanderung wird ein Streckenteil erwandert, der an der Keltenschanze bei Schöngeising und an der „Sunderburg“ mit bronzezeitlicher Höhensiedlungsvergangenheit vorbeiführt. Die Keltenschanzen stammen aus dem ersten und zweiten Jahrhundert v. Chr., das war nicht lange vor der römischen Besetzung. Bei der „Sunderburg“ wird nach der Wikipedia von einer frühbronzezeitlichen Höhensiedlung ausgegangen, die ca. 1800 - 1600 v. Chr. entstanden ist, mit einer erneuten Besiedlung und Befestigung in der Urnenfelderzeit (ca. 1200 - 750 v. Chr.). Das führt zeitlich in die Nähe der befestigten Siedlung bei Bernstorf nördlich von München.
Deren Einsortierung in die ältere mittlere Bronzezeit in dieser „Erstausgabe zur befestigten Siedlung der Bronzezeit bei Bernstorf / Kranzberg“ läßt aber zusammen mit dem Wikipedia-Artikel über die Sunderburg keine Aussage zu, ob eine Zeitgenossenschaft zwischen den beiden Anlagen bestand. Wenn die Anlagen zeitgleich bestanden haben, dann könnte man daraus vielleicht Rückschlüsse über die Anzahl und Verteilung solcher Anlagen ziehen.
Die Direktverbindung zwischen der Sunderburg und der Anlage bei Bernstorf hätte in nordöstliche Richtung entlang der Amper per Google-Maps-Fußweg ermittelt eine Länge von weniger als 50 km. Die West-Ost-Entfernung von der Keltenschanze bei Schöngeising und der Sunderburg hin zu den Keltenschanzen beim Gleißental bzw. Hachinger Tal auf der Trasse der Römerstraße dürfte bei etwa 40 km liegen.
Daß es eine Querfernverbindung entsprechend der Römerstraße auch zur Bronzezeit gegeben hat, würde ich wegen dem nachgewiesenen frühen Abbau von Salz im Salzkammergut vermuten. Auf kurze Strecken sind die Querverbindungen zwischen den Tälern sowieso plausibel. Die bronzezeitlichen Hügelgräber sind entlang der Würm (hier unsere Suche bei der Keltenschanze von Buchendorf) bis hinüber zum Gleißental verbreitet und weisen auf zu verbindende Ansiedlungen hin.
Ergänzend zur Ost-West und West-Nordost-Verbindung (Sunderburg-Bernstorf) sollte man noch einen Blick auf die Verbindungstrecke durch das Hachinger Tal nach Norden werfen. Nach Aussage des Katalogs zur Ausstellung „Karfunkelstein und Seide“ reihten sich im Hachinger Tal bronzezeitliche Siedlungsspuren entlang des Baches. Da wären es von den Keltenschanzen auf beiden Seiten des Gleißentals wieder etwas knapp unter 50 km bis zur Siedlung bei Bernstorf. Die „Karfunkelstein und Seide“-Ausstellung geht auf Funde im Hachinger Tal aus Gräbern aus der Zeit zwischen den Jahren 480 bis 520 zurück.
Abschließend ein zeitlicher und räumlicher Sprung zu den jungsteinzeitlichen Erdwerken im Braunschweiger Land als Beispiel für noch viel ältere Vernetzungen. Die Erdwerke werden im Braunschweiger Land allerdings in einem für die obigen Beispiele atypischen Zusammenhang mit einer Fernweidewirtschaft bzw. erhöhter Mobilität geprägten Wirtschaftsweise gesehen. Das ist aber vielleicht auch instruktiv, auf den hiesigen Wegen werden dann und wann auch größere Tierherden unterwegs gewesen sein.
1 Kommentar:
Hallo Jürgen, vielen Dank für die schönen Beträge und auch Anregungen. Uns gefällt dein Blog sehr gut. Mein Mann und ich sind aufgrund deines Beitrages zu der Laufzorner Keltenschanze geradelt. Hat uns viel Spass bereitet. Wir werden noch weitere Touren, die du bereits erwähnt hast, unternehmen.
Ciao Brigitte & Co
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