Montag, 25. Januar 2010

Die befestigte bronzezeitliche Siedlung bei Bernstorf, Gemeinde Kranzberg

Nördlich von München, bei Bernstorf, Gemeinde Kranzberg, in der Nähe von Freising, also mit einer Richtung in der S-Bahn für uns sogar in Radausflugentfernung, wurden nicht sehr lange zurück von den beiden Hobbyarchäologen Dr. Manfred Moosauer und Traudl Bachmaier bedeutende bronzezeitliche Funde gemacht.

BR-online wundert sich in dem Beitrag „Zehn Jahre Gold von Bernstorf“ vom letzten Oktober, daß „in der Öffentlichkeit immer noch kaum Notiz“ von den Funden genommen wird.

Bei mir lief das so, daß ich irgend etwas von Funden und einer Verbindung zu Mykene mitbekommen habe. Ich vermute, das klang aber seinerzeit alles wie eine sehr ambitionierte Außenseiterposition, so daß ich das unter „mal sehen was daraus wird“ abgelegt und nicht mehr daran gedacht habe. Die spätere Einsortierung in den „normalen Wissenschaftsbetrieb“ wie hier durch Prof. Dr. Rupert Gebhard habe ich dann nicht mehr mitbekommen.

Dankenswerter Weise hat mich Ingo Bading mit dem Eintrag „Zur Religions- und Stadtgeschichte des bronzezeitlichen Mitteleuropa“ in seinem „Studium generale“-Blog wieder darauf gestoßen. Wobei das auch fast schief gegangen wäre - seine neuen Einträge schaue ich mir zwar gern mal durch, aber normalerweise Mumien nicht so gern an, so daß ich den Eintrag im ersten Durchlauf überscrollt hatte.

Ingo Bading hat schon die interessantesten Links zusammengetragen. Hier der Link zu „Die befestigte Siedlung der Bronzezeit bei Bernstorf, Gemeinde Kranzberg, Landkreis Freising“, wo sich auch der obige Text von Prof. Dr. Rupert Gebhard befindet. Die Seite von Dr. Moosauer „Bernstorf – Kultplatz, Wirtschafts- und Handelszentrum der europäischen Bronzezeit in Bayern“ auf www.kranzberg.de. Und das pdf „Das Bernsteingesicht von Bernstorf“ von Dr. Moosauer auf der Website von Benjamin J. Wehry.

Schließlich ist noch zu erwähnen, daß ein Bronzezeit-Bayern Museum Kranzberg ab 2010 geöffnet sein soll. Wann ab 2010? Ich bleibe wegen unserer Radtour dran.

Samstag, 23. Januar 2010

Erdwerke im Braunschweiger Land

Vor ein paar Wochen hat es die Jungsteinzeit mit den Vielleicht-Kannibalen von Herxheim bis in vorderste Medienränge geschafft. Die Website des Herxheimer Grabungsprojektes fand ich ja in meinem Herxheim-Eintrag sehr gut gemacht. Die Arbeit wird sich spätestens beim großen öffentlichen Interesse gelohnt haben, das mit der Website einen Anlaufpunkt mit vielen fundierten Informationen gefunden hat.

Die ebenfalls jungsteinzeitlichen Forschungsobjekte von Dr. Michael Geschwinde und Dr. Dirk Raetzel-Fabian sind zwar hunderte von Jahren und Kilometern von den Vielleicht-Kannibalen von Herxheim entfernt, aber ihrem Projekt und ihrer sehr guten Website „EWBSL – Monumentale Erdwerke im Braunschweiger Land“ wäre auch ein hohes Interesse zu wünschen. Es wird auf der Website umfassend über das Projekt berichtet, in dem es um vergleichsweise nahe beeinanderliegende Erdwerke vermutlich aus der späten Michelsberger Kultur geht. Eine Mittelpunktsfunktion einzelner Erdwerke erscheint wegen der Nähe zueinander als Erklärungsmodell nicht so plausibel. Aktuell wird eher ein Zusammenhang mit einer von Fernweidewirtschaft bzw. erhöhter Mobilität geprägten Wirtschaftsweise in Betracht gezogen.

Von der Website gibt es Verweise auf weitere Informationen zur Neolithikum-Forschung auf der „jungsteinSITE“, etwa zu einer 54-seitigen pdf-Datei mit einem Überblick von Michael Meyer und Dirk Raetzel-Fabian über die „Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa“.

Zum Projekt ist von von Michael Geschwinde und Dirk Raetzel-Fabian im Oktober 2009 eine gedruckte Abschlusspublikation erschienen: „EWBSL: Eine Fallstudie zu den jungneolithischen Erdwerken am Nordrand der Mittelgebirge“. Bis 4.7.2010 ist auch noch eine „kleine Sonderausstellung“ im Braunschweigischen Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte Wolfenbüttel zu sehen. Das Braunschweigische Landesmuseum verweist für weitere Informationen zur Ausstellung auf die Freunde der Archäologie im Braunschweiger Land e.V. (FABL).

Dienstag, 19. Januar 2010

Tagungsbericht „Antike Geschichte, Archäologie, Öffentlichkeit“

Mittlerweile ist es schon statthaft, das Internet in einem Atemzug mit den klassischen Medien zu nennen. Wenn man ein wenig im Internet herumsurft, dann findet man sogar Aussagen, nach denen das Internet eine dominierende Rolle gegenüber den anderen Medien bekommen hat, bspw. im Eintrag von Matthias Rauer im //SEIBERT/MEDIA-Weblog „Internet ist das wichtigste Medium im deutschsprachigen Raum“ von 2009.

Insofern würde ich von einer Tagung über „Antike Geschichte, Archäologie, Öffentlichkeit – für einen neuen Dialog zwischen Medien und Wissenschaft“ eigentlich viel mehr zum Stichwort Internet erwarten. Daß der Tagungsbericht von Anabelle Thurn seit einer Woche bei H-Soz-u-Kult im Internet zu finden ist, finde ich hingegen toll. In klassischen Medien hätte er vielleicht nicht so gut und ausführlich Platz gefunden und ich hätte ihn dort vermutlich auch nicht zu Gesicht bekommen.

Noch ein kleiner Hinweis auf das alte Medium Fernsehen (eben via Internet entdeckt): dort soll heute um 22 Uhr in SWR3 ein Film über „Heidenmauern, Keltenkult und heilige Höhen“ in den Vogesen gesendet werden. Keine Ahnung wie gut die Sendung wird, aber die Gegend ist toll. Den Odilienberg habe ich zwar nur mal im Dauerregen mit minimaler Aussicht kennengelernt, aber ich will auf jeden Fall wieder hin.

Samstag, 16. Januar 2010

Römerschanze bei Grünwald

Die folgenden Bilder stammen von unserem Sonntagsspaziergang Ende November 2008 zur Römerschanze bei der südlich von München gelegenen Gemeinde Grünwald. Momentan sollte es dort verschneiter sein als es auf den Bildern zu sehen ist, kalt genug war es aber auch damals schon.

Blick ins Isartal nördlich der Römerschanze bei Grünwald in Richtung Baierbrunn

Die Römerschanze hat einen lange über die Römerzeit hinausgehenden geschichtlichen Hintergrund. So sollen etwa die namensgebenden großen Schanzen erst auf die Zeit der Ungarneinfälle zurückgehen. Man möge sich dazu in der Wikipedia einlesen. Mittels der Zeichnungen in der Wikipedia kann man sich über die Lage der Römerschanze auf einem Geländesporn orientieren und mit den Geo-Koordinaten aus der Wikipedia die Lage auf einer Online-Karte ansehen.

Durch ihre Lage ist die Römerschanze nicht schwer zu finden. Da sie sich an der Hangkante hinunter zur Isar befindet, muß man nur zur Hangkante kommen und auf dem Fußpfad oberhalb des Steilhangs entlang bis zur Römerschanze laufen. Martin Bernstein empfiehlt in „Römerstraßen und Kultplätze“ den „Parkplatz am südlichen Ortsende gegenüber dem Friedhof“ von Grünwald als Ausgangspunkt zu nehmen, sich dort mittels einer Wandertafel über den Weg bis zum Isar-Steilufer zu orientieren und nach erreichtem Steilufer links nach Süden an der Hangkante entlang zu laufen. Für den Erstversuch ist das wahrscheinlich das Beste.

Römerschanze bei Grünwald von außen

Wir sind von der Empfehlung insofern abgewichen, als wir die Straße vom südlichen Ortsende von Grünwald am genannten Parkplatz vorbei weiter in Richtung Straßlach gefahren sind und erst bei den dann sichtbar werdenden Hochspannungsleitungen geparkt haben. Die Hochspannungsleitungen führen in Richtung Isar-Steilufer. Von dort aus ist das erste Bild mit Blick in das Isartal in Richtung Baierbrunn aufgenommen. Dann geht es wie bei Martin Bernstein beschrieben weiter an der Hangkante entlang in Richtung Süden.

Dabei ist noch einmal der Blick von oben via einem Kartendienst zu empfehlen. Die Strecke mit den Hochspannungsleitungen wird durch die gerade Schneise im Wald südlich von Grünwald sichtbar, die sich auf der westlichen Seite der Isar durch den Forstenrieder Park fortsetzt.

Römerschanze bei Grünwald zwischen erstem und zweitem Wall

Die westliche Fortsetzung der Schneise auf der anderen Isarseite spielte bei meiner Tour in den Forstenrieder Park eine Rolle. Am Rand der Schneise liegt die dort zur Orientierung verwendete Asphaltstraße „Ludwigsgeräumt“.

Den im damaligen Eintrag beschriebenen BayernViewer-Denkmal sollte man natürlich auch für die Erkundung der östlichen Isarseite einsetzen. Die historische Verbindung zwischen den beiden Isar-Seiten ist die heute „Via Julia“ genannte Römerstraße Salzburg-Augsburg, die unterhalb der Römerschanze über die Isar führte und von der Römerschanze aus überwacht werden konnte.

Römerschanze bei Grünwald von außen

Bei unserer Wanderung zur Römerschanze hatte ich seinerzeit die Hoffnung, daß man durch das abgefallene Laub die hintereinander liegenden Wälle besser fotografieren kann. Nunja, wenn man es weiß, dann kann man ein bisschen was auf dem zweiten Bild erkennen.

Das dritte Bild stammt vom Weg in die Römerschanze und veranschaulicht wie hoch die Schanzen teilweise sind. Das vierte Bild zeigt die ebene Fläche hinter dem letzten Wall.

Isartal bei der Römerstraße Via Julia von Salzburg nach Augsburg

Die Sicht hinunter in das Isartal ist von dieser Fläche aber durch Bäume eingeschränkt. Das letzte Bild ist deshalb ein Stück weiter den Steilhang entlang aufgenommen. Unterhalb dieser Bildeinstellung ist früher die Römerstraße in das Isartal abgestiegen, die Stelle wo sie die Hochfläche verläßt befindet sich noch ganzes Stück links vom Standpunkt den Hang weiter entlang. Rechts vom Standpunkt befindet sich die Römerschanze.

Dienstag, 12. Januar 2010

Wiki-Nachschlag für Mind-Mapping-Fans

Wikis und die Wikipedia sollten nicht schon wieder mein Thema sein. Aber jetzt bin ich wie bei der im letzten Eintrag erwähnten Wikipedia-Buchfunktion durch einen aktuellen Blog-Eintrag auf eine schon länger verfügbare (vielleicht) hilfreiche Software für die Wikipedia (und andere Wikis) gestoßen.

Es handelt sich um Wikimindmap, auf das Mirko Müller in seinem Blogeintrag „Wikimindmap: Aus Wikipedia-Artikeln automatisch eine Mindmap erzeugen“ auf schieb.de hinwies.

Die Anwendung von Wikimindmap ist sehr einfach. Die Website aufrufen, dort die gewünschte Wikipedia aussuchen, bspw. de.wikipedia.org und dann einen Begriff eingeben, bspw. „Hannibal“. Man kann dann Unterknoten der erstellten Mind Map zum Zentrum neuer Mind Maps machen und so die Wikipedia durchwandern, oder man kann die erstellte Mind Map als Freemind-Datei exportieren.

Freemind ist ein kostenlos erhältliches Programm, mit dem man die von Wikimindmap erstellte Mind Map weiter bearbeiten kann. Ich hatte das Programm schon auf dem Rechner und konnte die von Wikimindmap erstellten Dateien problemlos einlesen. Das Bild zeigt das Wikimindmap-Ergebnis für „Hannibal“ in der Freemind-Anzeige. (Bei einer Installation von Freemind beachte man die im Text aufgeführte Java-Notwendigkeit, ansonsten geht das problemlos und fix.)

Hannibal-Mindmap

So weit sieht das sehr ansprechend aus. Aber wie kommt Wikimindmap zu seinem Ergebnis? Ich sehe keine ausführliche Erläuterung, aber würde denken es analysiert genau wie ein Browser die Auszeichnungsprache, mittels der die Inhalte für uns strukturiert werden. So wie der Browser durch die Auszeichnungssprache „Hannibal in Tunesien“ als Überschrift erkennt und entsprechend darstellt, macht dann Wikimindmap einen Knoten daraus.

Man darf offenbar nicht zuviel von dieser Auswertung durch Wikimindmap erwarten. Rufe ich bspw. Wikimindmap mit de.wikipedia.org und „Vandalen“ auf, dann wird eine „Liste der vandalischen Könige“ mit den Unterknoten Godigisel, Gunderich und Gento erzeugt. Im Wikipedia-Artikel ist zu sehen, daß dabei die Könige Geiserich und Hunerich übersprungen wurden und der Geiserich-Sohn Gento zwar eingerückt dabei steht, aber eher als dynastische Anmerkung gedacht war und kein König ist. Da muß man selbst überlegen, wie das in der Wikipedia gedacht war. Aber es ist schon komisch was Wikimindmap daraus macht.

Für andere Wikis ist Wikimindmap eigens zu installieren. Bei den Voraussetzungen habe ich keine Einschränkung auf eine bestimmte Wiki-Software gesehen. Hier mit dem ZUM-Wiki ein anderes auf die Schnelle entdecktes Wiki mit einer Wikimindmap-Installation. Das ZUM-Wiki läuft wie die Wikipedia mit der Software MediaWiki.

Sonntag, 10. Januar 2010

Nochmal zur Wikipedia

Von der „Wikipedia-Buchfunktion“ habe ich jetzt erst durch den FIXMBR-Blog-Eintrag „Erstelle Dein eigenes Buch in der Wikipedia“ von Christian Sickendieck erfahren.

Ich hätte ja mal die linke Spalte mit dem "Drucken/exportieren" und dem Aufruf zum Buch- oder pdf-Erzeugen ansehen können. Geben tut es diese Funktion nach „Wikipedia on Demand“ bei Golem.de schon knapp ein Jahr.

Es sei noch auf die Wikibooks hingewiesen, hier das Regal Geschichte. Diese Buchprojekte sind schon zusammengestellt. Aber wie an den Fortschrittsbalken zu sehen ist oft noch nicht weit „gediehen“. Interessant klingen die Titel „Geschichte des römischen Weltreiches“ oder „Griechische Mythologie“ schon.

Vor eineinhalb Monaten bin ich in einem Eintrag zur Wikipedia sowohl auf die Vorzüge der Wikipedia als auch auf die Kritik an ihr eingegangen. Zu den seinerzeit erwähnten Relevanzkriterien gab es Ende letzten Jahres eine Diskussion, deren Zusammenfassung unter dem Titel „26C3: Hitzige Qualitätsdebatte zur Wikipedia“ bei „heise online“ zu finden ist.

Selbst wer nicht so sehr an der Diskussion interessiert ist, möge einmal via dem Link unterhalb des Beitrags in die zahlreichen Kommentare hineinklicken und sich dort ein wenig umsehen. Oft kommen bei „heise online“ mit seinen vielen Kommentatoren schnell noch einige Aussagen hinzu, die einen deutlichen Mehrwert zum eigentlichen Bericht oder zur durchgereichten Meldung bringen.

Mit den aus der Relevanzkriterien-Diskussion zitierten Worten wäre ich zwar einer derjenigen, die die Wikipedia als „wesentlich wahrnehmen“, ich nehme sie sogar als ganz besonders wesentlich wahr. Im Falle von Nachrichten glaube ich aber an den festen Bezugspunkt Nachricht, der nicht von jedem änderbar ist, und an Kommentare, die Ergänzungen und unterschiedliche Sichtweisen zur Nachricht wiedergeben. Insofern glaube ich in dieser Form nicht an eine vitale Zukunft der Nachrichten-Rubriken „Aktuelles aus der Archäologie“ beim Wikipedia-Portal Archäologie und „Archäologie-News“ beim Wikipedia-Portal Vor- und Frühgeschichte.

Die Wikipedia zeigt sich an dieser Stelle noch als ziemlich puristisches Wiki. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Wiki-Software mit jeder Menge Erweiterungen um unterschiedlichste Projekterfordernisse abzudecken, darunter auch welche mit einer Nachrichten-Einstiegsseite mit nicht änderbaren Nachrichten und Kommentarmöglichkeit und hinter der Einstiegsseite ein klassisches Wiki. Allerdings muß aus meiner Sicht die Wikipedia Archäologie-News nicht auch abdecken, also die puristische Form ist mir hier lieber.

Ein ähnlich puristisches Wiki ist die Lernwerkstatt Geschichte der Leibniz Universität Hannover, nur daß hier nur ein ausgewählter Kreis von Fachleuten ändern darf. Für verfehlt halte ich das Projekt deshalb gleich als „Profipedia“ zu bezeichnen und sie der Wikipedia gegenüberzustellen, wie das in der Rubrik „Websites aktuell“ der Zeitschrift c't 26/09 geschehen ist.

Die Lernwerkstatt Geschichte ist sicher ein guter Webtipp, aber einerseits ist es keine Enzyklopädie, anderseits gibt es ohne in die Wikipedia-Qualitätsdiskussion einzusteigen viele andere professionelle Wikis. Also wäre die Lernwerkstatt Geschichte „ein weiteres Profiwiki“, wenn man schon so eine Bezeichnung verwenden will.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Münchner Montagsvorträge und andere bayerische Veranstaltungen

Mit einem Vortrag von Dr. Martin Pietsch über die Römerstraßenforschung im südlichen Oberbayern beginnen am 18. Januar die „Montagsvorträge zur Denkmalpflege 2010“ im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Beginn ist jeweils um 19.00 Uhr, der Eintritt ist frei.

Das Programm der aktuellen Montagsvorträge findet man als pdf-Datei auf der Website des Landesamts. Zudem weist auch die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V. auf diese und weitere Veranstaltungen übersichtlich nach bayerischen Regionen geordnet auf ihrer Website hin.

Dienstag, 5. Januar 2010

Karfunkelstein und Seide in der Archäologischen Staatssammlung München

Vom 29. Januar 2010 bis zum 4. Juli 2010 (Update 8.4.2010: verlängert bis 12. September 2010) findet in der Archäologischen Staatsammlung München die Ausstellung „Karfunkelstein und Seide — Neue Schätze aus Bayerns Frühzeit“ statt.

Die Ausstellung basiert auf im nahe München gelegenen Unterhaching entdeckten Gräbern, von denen ich Mitte letzten Jahres auf sueddeutsche.de in dem Artikel „Unterhachings China-Connection“ von Hans Kratzer gelesen habe. Während einer gerade stattfindenden „Luxus- und Dekadenz“-Ausstellung war der in diesem Vergleich eher spartanisch wirkende „Sensationsfund“ nicht ganz so sehr bewegend.

Aber zugegebenermaßen hatte das „Römische Leben am Golf von Neapel“ nur sehr mittelbar etwas mit Bayern zu tun, während mit den Unterhachinger Gräbern aus der Zeit zwischen 480 bis 520 einiges Licht auf die hiesigen Verhältnisse zwischen dem Ende des weströmischen Reiches um 476 und den ersten schriftlichen Nennungen der Bajuwaren in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts fällt.

Der Münchner kann sich per Radlausflug die Umgebung der Ausgrabung ansehen. Wenn er das nicht schon gemacht hat — das Gleissental ist heutzutage an arbeitsfreien Sommertagen vermutlich mehr durch Radausflügler aus München belebt wie seinerzeit durch Kelten, Römer und Germanen.

Und die richtigen Bayern können vielleicht etwas über die ersten Bajuwaren erfahren. Bei der Wichtigkeit dieser Frage nach der bajuwarischen Identität, hier im Archäologie-Radio von Markus Tremmel mehrfach gestellt, kann ich als Zugereister garnicht mitreden.

Frau Dr. Brigitte Haas-Gebhard von der Archäologischen Staatssammlung erläutert in den aktuellen Mitteilungen der Freunde der bayerischen Vor- und Frühgeschichte noch differenzierter als der obige Artikel auf sueddeutsche.de die Bedeutung der Ausgrabungen. Ihren Text will ich zur Einstimmung auf die Ausstellung sehr empfehlen.

An einen Sensationsfund mag ich jetzt auch uneingeschränkt glauben, es steht uns mit der Ausstellung sicher ganz was Feines bevor. Beim „archäologischen Jahrhundertfund“ will ich nicht so mitziehen — wir stehen ja erst am Anfang eines Jahrhunderts und da würden wir uns doch sehr über ein paar weitere Funde dieser Größenordnung freuen.

Montag, 4. Januar 2010

Mitmach-Museen

Kurz vor Weihnachten erschien im Portal der WAZ-Mediengruppe „Der Westen“ der Beitrag „Halterns Römermuseum wird zur Baustelle“ von Dieter Decker. Erlebnis-Archäologie sei Zukunft, und die beginnt in diesem Jahr mit einer „Römerbaustelle“, bei der große Teile des ehemaligen Römerlagers in Haltern am See rekonstruiert und von Arbeitern in damaliger Kleidung und mit damaligen Methoden wieder aufgebaut werden sollen. Die Besucher dürfen im Rahmen eines museumspädagogischen Konzeptes mitmachen.

Mitmachen dürfen ist im Museum keineswegs neu. Ich hatte ja den Bastelraum für Kinder in meinem Bericht von der Karlsruher Vandalen-Ausstellung erwähnt. Und wenn ich bei meinem Ausflug mit den Limes-Cicerones im Aalener Limesmuseum richtig gesehen habe, dann ist das dortige Museum baulich schon deutlich besser als das in Karlsruhe auf so ein museumspädagogisches Begleitprogramm hin ausgelegt, wofür auch die im Web zu findenden Aalener Angebote „Museumspädagogik und Ferienprogramme“ und „Kindergeburtstag feiern im Limesmuseum“ sprechen. D.h. solche Ideen muß es schon seit einigen Jahren geben.

Und viele Erwachsene finden ein Betätigungsfeld bei „Reenactment“, „Living History“ oder „Histotainment“. Wenn Ihnen diese Begriffe nicht viel sagen, dann haben Sie so wie ich die starke Entwicklung dieser Szene nicht mitbekommen.

Trotz solcher Mitmach-Möglichkeiten hält der „Der Westen“ das Haltener Vorhaben immer noch für „ein deutschlandweit einmaliges kulturelles Projekt“. Das mag sogar so sein, aber etwas sehr ähnliches gibt es schon einige Jahre in Frankreich.

In der Ausgabe 1/2010 der Zeitschrift Epoc berichtet Hans-Peter Frick in seinem Beitrag „Mit Muskelkraft und Pferdestärken - Burgenbau wie vor 800 Jahren“ vom 1997 begonnenen Bauprojekt der Burg von Guédelon mit den Techniken und Materialien des 13. Jahrhunderts. Kinder und Jugendliche können nach dem Besuch selbst zu Hammer und Meisel greifen oder sich beim Korbflechten üben.

Wenn man dem Artikel glauben kann, dann werden damit sowohl mittelalterliche Arbeitstechniken erforscht als auch eine hohe Besucherzahl erreicht, der Artikel nennt 250000 pro Jahr, und dadurch würde das Projekt mittlerweile fast ohne öffentliche Mittel auskommen.

Eigentlich beste Aussichten für Haltern. In Haltern kann sogar neben der experimentellen Archäologie, also der Erforschung alter Arbeitstechniken wie in Guédelon, auch noch ganz klassisch das alte Römerlager ausgegraben werden. Das sorgt für Nachschub für das Museum und zusätzliches Medieninteresse.

Es kommt jetzt nur noch auf eine gute Umsetzung dieser Projektidee an.