Montag, 4. Januar 2010

Mitmach-Museen

Kurz vor Weihnachten erschien im Portal der WAZ-Mediengruppe „Der Westen“ der Beitrag „Halterns Römermuseum wird zur Baustelle“ von Dieter Decker. Erlebnis-Archäologie sei Zukunft, und die beginnt in diesem Jahr mit einer „Römerbaustelle“, bei der große Teile des ehemaligen Römerlagers in Haltern am See rekonstruiert und von Arbeitern in damaliger Kleidung und mit damaligen Methoden wieder aufgebaut werden sollen. Die Besucher dürfen im Rahmen eines museumspädagogischen Konzeptes mitmachen.

Mitmachen dürfen ist im Museum keineswegs neu. Ich hatte ja den Bastelraum für Kinder in meinem Bericht von der Karlsruher Vandalen-Ausstellung erwähnt. Und wenn ich bei meinem Ausflug mit den Limes-Cicerones im Aalener Limesmuseum richtig gesehen habe, dann ist das dortige Museum baulich schon deutlich besser als das in Karlsruhe auf so ein museumspädagogisches Begleitprogramm hin ausgelegt, wofür auch die im Web zu findenden Aalener Angebote „Museumspädagogik und Ferienprogramme“ und „Kindergeburtstag feiern im Limesmuseum“ sprechen. D.h. solche Ideen muß es schon seit einigen Jahren geben.

Und viele Erwachsene finden ein Betätigungsfeld bei „Reenactment“, „Living History“ oder „Histotainment“. Wenn Ihnen diese Begriffe nicht viel sagen, dann haben Sie so wie ich die starke Entwicklung dieser Szene nicht mitbekommen.

Trotz solcher Mitmach-Möglichkeiten hält der „Der Westen“ das Haltener Vorhaben immer noch für „ein deutschlandweit einmaliges kulturelles Projekt“. Das mag sogar so sein, aber etwas sehr ähnliches gibt es schon einige Jahre in Frankreich.

In der Ausgabe 1/2010 der Zeitschrift Epoc berichtet Hans-Peter Frick in seinem Beitrag „Mit Muskelkraft und Pferdestärken - Burgenbau wie vor 800 Jahren“ vom 1997 begonnenen Bauprojekt der Burg von Guédelon mit den Techniken und Materialien des 13. Jahrhunderts. Kinder und Jugendliche können nach dem Besuch selbst zu Hammer und Meisel greifen oder sich beim Korbflechten üben.

Wenn man dem Artikel glauben kann, dann werden damit sowohl mittelalterliche Arbeitstechniken erforscht als auch eine hohe Besucherzahl erreicht, der Artikel nennt 250000 pro Jahr, und dadurch würde das Projekt mittlerweile fast ohne öffentliche Mittel auskommen.

Eigentlich beste Aussichten für Haltern. In Haltern kann sogar neben der experimentellen Archäologie, also der Erforschung alter Arbeitstechniken wie in Guédelon, auch noch ganz klassisch das alte Römerlager ausgegraben werden. Das sorgt für Nachschub für das Museum und zusätzliches Medieninteresse.

Es kommt jetzt nur noch auf eine gute Umsetzung dieser Projektidee an.

Keine Kommentare: