Sonntag, 18. November 2018

Besuch am Grab von Siegbert Tarrasch

2009 hatte ich in „Spätantike Links“ auf „Juden im antiken Augsburg“ im Blog des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg verwiesen.

Es geht in dem Beitrag um eine weitgehende christliche Vereinnahmung von Fundstücken mit biblischen Bezug. Daß nur ein kleiner Teil der Symbole dem Judentum überlassen bleibt, und daß solche von Christen nicht beanspruchten jüdische Symbole auf Gegenständen in Augsburg gefunden wurden. Ich kann konkret zur behaupteten Vereinnahmung nichts sagen, mich interessierte und interessiert die Kontinuität der jüdischen Bevölkerung von der Antike bis in das Mittelalter. Mein Kommentar vom 26.8.2009 zeigt die mögliche Problematik durch falsch zugeordnete Fundstücke. Es geht im Kommentar um ein in Trier gefundenes „Oberteil einer Lampe mit Darstellung einer Menora“ die sich „in der Nähe des mittelalterlichen Judenviertels von Trier“ fand. „Es erhebt sich die Frage, ob die Nachbarschaft der Fundstelle zum jüdischen Quartier des Mittelalters zufällig ist“. Solche Fragestellungen dürften umso schlechter zu beantworten sein, je weniger Fundstücke zugeordnet werden können.

Beim Vereinnahmen und Ausschließen gibt es eine ziemliche Variationsbreite. Ich will an der Stelle nur noch auf den in meinem Text über das Buch „Der Fall Hypatia“ von Peter O. Chotjewitz geäußerten Gedanken hinweisen, daß man das Abfackeln des Serapis-Tempels und das Umbringen der Hypatia als Umsetzung / Demonstration der neuen Machtverhältnisse sehen kann. Und noch etwas über einen Streit um die Denkmalwürdigkeit im 19ten Jahrhundert hinzufügen, über den ich mal vor ewig gelesen habe. Da ging es darum, daß bislang im wesentlichen nur Adelige mit Denkmälern gewürdigt wurden und sich Bürgerliche nun ebenfalls so verewigt sehen wollten. Die meisten Leute betrifft das nicht und die nehmen so etwas vermutlich nicht wahr. Anderseits stößt man immer wieder auf solche Strukturen, die mit überraschend großer Vehemenz verteidigt werden.

Grab von Siegbert Tarrasch

Der Serapis-Tempel wurde laut Wikipedia 391 n. Chr. zerstört. Hypatia sieht die Wikipedia schon als Angehörige einer bedrängten paganen Minderheit und legt sich bei ihrem Tod auf den März 415 oder März 416 fest. Die Vandalen eroberten 439 Karthago und konnten schon spätestens ab 455 damit beginnen ihr Augenmerk auf die Auseinandersetzung mit der konkurrierenden christlichen Glaubensrichtung in ihrem Herrschaftsbereich zu legen. Soweit ich mich an die Karlsruher Ausstellung „Das Königreich der Vandalen“ erinnere, hatten sie aber die örtlichen Juden toleriert. Es scheint so, als ob eine Gesellschaft, in der es nicht lange zuvor eine Mehrheit an Nichtchristen und Nichtjuden und eine Minderheit an Juden gegeben hat, irgendwie recht schnell in eine Gesellschaft mit einer christlichen Mehrheit und einer jüdischen Minderheit transformiert wurde.

Die schnelle Transformation in eine jüdisch-christliche Bevölkerung läßt an eine von oben gesteuerte massive Verfolgung und „Bekehrung“ der Andersgläubigen denken, von der die Juden nicht in dem Maße betroffen gewesen sind. Wie hat man sich das vorzustellen? Wie wurden die Abhängigen zugeschlagen? Gab es personelle Zugewinne nur bei den Christen oder auch bei den Juden? Etwas später, im frühen Mittelalter, soll man nicht nur im Mittelmeergebiet, sondern auch bei den Franken auf teilweise erhaltene Strukturen aus der Römerzeit aufgesetzen gekonnt haben. Zumindest in den linksrheinischen Städten wären kontinuierliche Bevölkerungsgruppen so zwar denkbar, aber bei zeitweise möglichen kleinen und kleinsten Einwohnerzahlen der Städte nicht zwingend, da ist auch ein zeitweises Verschwinden und eine spätere Neuansiedlung denkbar.

Grab von Siegbert Tarrasch

In den Jahren seither bin ich bei diesem Thema nicht weitergekommen, wollte es aber mal wieder bei passender Gelegenheit erwähnen und meine Meinung wiedergeben. Ich habe jetzt ein Zusammentreffen von einem Besuch am Grab von Siegbert Tarrasch, Schach-Bundesliga und Schach WM zur passenden Gelegenheit auserkoren - vielleicht können einige Leser, die sich auch mal für Schach interessierten, dem etwas abgewinnen. Der jüdische Bezug wird vielen davon bekannt sein - viele der frühen großen Meister hatten jüdische Vorfahren - ich nenne jetzt mal Wilhelm Steinitz, Emanuel Lasker, Siegbert Tarrasch und Aaron Nimzowitsch. Siegbert Tarrasch hat eine besondere Bedeutung, weil viele - ich auch - mit seinem Schachlehrbuch das Schachspiel gelernt haben. Mir wurde es wegen meinem Schachinteresse in der frühen Jugend geschenkt. Die Auswahl fand ich im Nachhinein ganz glücklich, ich habe später einige schlechte und langweilige Anfängerlehrbücher gesehen, die Jahrzehnte später geschrieben wurden.

Erst diesen Sommer habe ich mitbekommen, daß Tarrasch auf dem Münchner Nordfriedhof begraben wurde. Das Grab ist dort sehr einfach mittels downloadbarem Lageplan und den Nummern an den Feldecken auf dem Feld 128 zu finden. Laut einem Forumsbeitrag wurde auf Initiative des Schachklubs Tarrasch-1945 München etwa im Jahr 1996 an dem alten Grab wieder ein Grabstein errichtet, bei dessen Enthüllung der Münchner Schachgroßmeister Wolfgang Unzicker „ein begeisterndes Referat über Leben und Schacherfolge des "praeceptor Germaniae"“ hielt. Für das Grab wird offensichtlich weiter gesorgt. Die Grablaterne habe ich für die Fotos kurzzeitig vom Stein genommen und dann wieder hingestellt. Die christliche Symbolik erklärt sich durch den Wechsel von Tarrasch zur evangelisch-lutherischen Konfession.

Grab von Siegbert Tarrasch

Später kam zum Wissen über das Grab auch noch hinzu, daß die derzeit einzige Münchner Schachbundesligamanschaft ihre Heimspiele nahe dem Nordfriedhof in der BayernLB Sportarena bestreitet. Letztes Wochenende fanden dann welche bei bestem Radlwetter statt. Da mußte ich bei schöner Herbstfärbung die Isar entlang und durch den Englischen Garten hin. Interessenten würde ich empfehlen, sich auch so einen Bundesliga-Termin vor Ort anzusehen. Wenn auch nicht viele andere Zuschauer da sein werden und man die Partien letztlich wesentlich besser im Liveportal der Schachbundesliga mitverfolgen kann. Im Liveportal klickt man sich die Partie heraus, die einen interessiert, und kann deren Verlauf am Bildschirm verfolgen und bekommt dazu fortlaufend Computer-Berechnungen der Hauptvarianten angezeigt.

Derzeit läuft die Schach WM zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana. Die Partien kann man wie eben beschrieben bei verschiedenen Anbietern mitverfolgen. Wenn gerade eine Partie läuft, lasse ich wenn möglich so ein Angebot im Hintergrund mitlaufen und schaue ab und zu rein (aktuell nehme ich das kostenlose Angebot von chess24). Ist die Partie vorbei, schaue ich mir die Analysen von Großmeister Huschenbeth an. Die findet man auf Youtube mit den Suchworten „Caruana Carlsen Partie Großmeister Analyse“.

Samstag, 29. September 2018

Etrusker in Karlsruhe

Mitte Mai waren wir in der einen Monat später beendeten Ausstellung „Die Etrusker — Weltkultur im antiken Italien“ des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloss.

Die letztes Jahr am selben Ort gezeigte Ramses-Ausstellung hatten wir ausgelassen und sind seinerzeit stattdessen in „Amerika nach dem Eis“ im Karlsruher Naturkundemuseum gegangen. Ein Argument gegen die ausgelassene Ramses-Option war, daß ich von dieser Ausstellung nur neue Wissensverästellungen für einen unterproportionierten Stamm befürchtete. Das erklärt sich dadurch, daß ich selbst große ägyptische Spezialthemen wie Ramses nur mit einigem Nachlesen in ihr Umfeld einsortieren kann. Bei einer allgemeinen Etrusker-Ausstellung würde ich das aber wegen der engen Verbandelung mit anderen Kulturen genau andersherum sehen: selbst jemand der sich nur mit Kelten, Griechen oder Römern beschäftigt und keinen besonderen Etrusker-Bezug hat, sollte gewinnbringend in so eine Etrusker-Ausstellung gehen können.

Die Karlsruher Ausstellung entsprach diesen Erwartungen. Bei den in zeitlicher Abfolge aufgebauten Ausstellungsstücken wurde man nahe des Eingangs von einer „Grabstele aus Casale Marittimo, Nekropole von Casa“ begrüßt, die an die keltischen Grabstelen von Hirschlanden oder vom Glauberg erinnerte. Und ziemlich am Schluß — ein wenig über die neuzeitliche Etrusker-Wiederentdeckung folgte noch — sah man das Standbild des Aule Metele. Der sieht wie ein Römer aus, gibt sich aber durch eine Inschrift als waschechter Etrusker zu erkennen. Und zwischen Grabstele und Aule Metele nahm das große Spannungsfeld zwischen etruskischen Eigenständigkeiten, etruskischer Produktion im dominierenden griechischen Stil und griechischen Importen einen breiten Raum ein.

Etrusker-Ausstellung im Karlsruher Schloss

Dieses Spannungsfeld ist ein Klassiker der Etrusker-Rezeption. Ein paar Tage nach der Ausstellung fand ich in einem Münchner Weisser-Rabe-Gebrauchtwarenkaufhaus ein Buch über die „Etruskische Kunst“ von 1969 mit 20 Seiten bebildertem Text und 90 zusätzlichen Seiten mit Fotografien. Dieses Buch arbeitet sich auch schon intensiv an diesem Thema ab. Ich will nicht tiefer auf den Text eingehen, weil darin seinerzeit Belegbares fließend in Vermutungen des Autors über die etruskischen Verbindungen zu den Griechen übergeht. Und bei dem damals nur Vermuteten müßte sich durch die vielen Ausgrabungen der letzten 50 Jahre einiges getan haben. Es ist aber sicher sehr interessant mit solchen Gedankengängen tiefer einzusteigen. Was würde man selber mögen? Das, was als verbleibende etruskische Eigenständigkeit identifiziert wird? Oder die vermutlichen Importvorlieben? Oder das, was sie lieber ausgelassen haben? Karlsruhe hat den „Kopf einer Terrakottastatue des Gottes Hermes/Turms“ für sein Ausstellungsplakat verwendet. Der soll so etwas wie die etruskische Mona Lisa sein. Wo beginnt bei dem die etruskische Eigenständigkeit? Und wenn er einem gefällt - paßte er überhaupt noch zum Stilgefühl der Zeit Aule Meteles?

Etrusker-Ausstellungen gab es aktuell im deutschsprachigen Raum einige. Die des Badischen Landesmuseums wurde als die „seit vielen Jahren größte deutsche Etrusker-Schau“ charakterisiert. Ich weiß nicht, inwieweit das zutreffend ist. Ich kenne auch keinen vergleichenden Artikel über die aktuellen Etrusker-Ausstellungen. Beim Blick in mein altes Etrusker-Buch war dort jedenfalls schon einiges von dem zu sehen, was dann in Karlsruhe ausgestellt wurde. Das Buch hat sogar ebenfalls mit Aule Metele abgeschlossen. Vielleicht konnte man in Karlsruhe mehr Etrusker-Prominenz herbeischaffen als in den anderen Etrusker-Ausstellungsorten, und das Gezeigte wird dann wieder viele Jahre nicht mehr bei uns zu sehen sein.

Die Ausstellung zeigte schwerpunktmäßig viel Schönes aus den Gräbern der Reichen. Die dafür notwendige Leistung wurde aber von vielen erbracht, von denen in der großen Mehrzahl unbekannt bleibt, wie sie lebten und wie sie begraben wurden. Um an solche Hintergründe zumindest zu erinnern, hat man in einer Ausstellung in der Münchner Archäologischen Staatssammlung — ich vermute es war „Luxus und Dekadenz“ — Vorrichtungen gezeigt, an die Sklaven über Nacht angekettet wurden. Ein umfassenderer Blick auf die Gesellschaft böte vielleicht auch die Möglichkeit nachzuvollziehen, warum sie wie im gegebenen Fall die Etrusker gegenüber den süditalienischen Griechen und den Römern dann so in das Hintertreffen geraten ist.

Fotografieren muß in der Sonderausstellung wieder verboten gewesen zu sein. Ich habe es mittelbar über eine Frau mitbekommen, die eine „Goldene Kammschließe mit plastischer Dekoration“ mit ihrem Smartphone aufnehmen wollte. Sie wurde auch noch von der Vitrine vergrault, um einer Presseführung inklusive einem Fotografen Platz zu machen. Kurz zuvor hatte eine andere Frau die Kammschließe noch unbehelligt fotografieren können, da stand die Aufsicht gerade woanders. Das Fotografierverbot hat sich anscheinend in Zeiten heutiger Smartphone-Gewohnheiten zum Flöhehüten entwickelt, wobei auch das ältere Publikum immer hemmungsloser wird. Einer älteren Besuchergruppe erklärte ihr Führer gerade in die Ohrhörer, daß sie nicht fotografieren dürften, sonst käme die Aufsicht. Dann mußte er selbst hinter zwei im Hintergrund tätig werdenden Teilnehmerinnen herjagen.

Etrusker-Ausstellung im Karlsruher Schloss

Das geschah in dem Bereich, in dem es um etruskische Tempel ging. Via Saaltext konnte man dort erfahren, daß ein bestimmter etruskischer Tempelbezirk als „Begegnungsstätte für Reisende, Seefahrer, Kaufleute und Handwerker aus Griechenland, dem karthagischen Nordafrika und dem Vorderen Orient“ gedient haben mußte. Vielleicht wollten die beiden Damen die Fotos verschicken, vielleicht wollte man sie woanders jemandem auf dem Smartphone zeigen, vielleicht sollten sie zuhause als Inspiration für eigene Gestaltungen dienen. Ich würde überall die durch den Musentempel angeregten Begegnungen sehen - und die versucht man durch das Fotografierverbot auf Null runterzudimmen.

Es gibt nachvollziehbare Begründungen für das Verbot, etwa wenn der Leihgeber einfach nicht will, daß sein Ausstellungstück fotografiert wird. In Karlsruhe hatte das Verbot aber eine bemerkenswerte Besonderheit. Auf der mittlerweile in den „Rückblick“ umgehängten Ausstellungswebseite konnte man sich vier Fotos von Ausstellungsstücken ansehen. Mit etwas Nachsuchen fand man aber auch eine mittlerweile nicht mehr zugreifbare Bildergalerie im Presseservice mit 68 qualitativ wesentlich besseren Bilddateien. Auf der Ausstellungswebseite gab es beispielsweise die Aule-Metele-jpg-Datei in einer Größe von 133 kB, der „hochauflösende“ Aule Metele aus dem Pressebereich brachte 2,32 MB auf die Platte. Im Pressebereich war auch die schon genannte Kammschließe mit 2,29 MB und „die etruskische Mona Lisa“ mit 2,03 MB verfügbar. Diese Pressebilder konnten Medien verwenden und auf ihrer Webseite einstellen. Man könnte jetzt denken: wenn schon ein Fotografierverbot sein muß, aber zu einer Vielzahl von Ausstellungsstücken hochqualitative Bilddateien einfach zugänglich sind und verbreitet werden sollen, warum versucht man nicht irgendwie die Besucher vom Fotografieren auf die Verwendung dieses Bildmaterials abzulenken?

Ergänzend soll auch an den Anspruch des Landesmuseums hinsichtlich seines „Digitalen Katalogs“ erinnert werden: „Das Badische Landesmuseum betreibt mit Nachdruck die Digitalisierung seiner Sammlungsbestände...“. Die Idee solche Digitalisate passend zu Ausstellungen bereitzustellen und über die Ausstellung zu promoten wäre naheliegend. Ich habe nichts von Karlsruher Etrusker-Digitalisaten mitbekommen. Gehen tut das Erstellen und Freigeben von Digitalisaten schon, vor ein paar Wochen ging diese Meldung durch die Sozialen Medien: „Hundreds of Classical Sculptures from the Uffizi Gallery Now Digitized & Put Online: Explore a Collection of 3D Interactive Scans“.

Wie das Fotografier- habe ich auch das Katalogproblem schon früher angesprochen. Für mich wäre es im Sinne einer „Arbeitsbibliothek“ am günstigsten, wenn die Karlsruher Kataloge online ausleihbar wären. Ich könnte dann virtuell mal schnell einen alten Katalog aus dem Regal ziehen und irgendetwas nachschlagen. Die Karlsruher Kataloge gibt es aber nur in gedruckter Form. Den neuen Katalog zur im Dezember beginnenden Ausstellung „Mykene: Die sagenhafte Welt des Agamemnon“ sehe ich auch nur in gedruckter Form angekündigt. Man vergleiche mal das Angebot der MetPublications und bedenke die für so ein Angebot vermutlich notwendige Vorlaufzeit.

Etrusker-Ausstellung im Karlsruher Schloss

Irgendwie bin ich dieses Jahr auch gedanklich bei den alten Begleit-CD/DVDs zu den Ausstellungen hängengeblieben, die einige Jahre lang bis etwa 2010 verkauft wurden. Ich fand die im Nachhinein zunehmend ärgerlich, weil ich mal eine oder zwei aus der Münchner Stadtbibliothek ausgeliehen habe und die gegenüber den Internetmöglichkeiten schon in ihrer Entstehungszeit für konzeptionell überholt hielt und auch von der inhaltlichen Substanz nicht überzeugt war. Der zunehmende Ärger beruhte zum einen darauf, daß keine inhaltliche Unterstützung auf dem Level der stärkeren Kataloginhalte erkennbar war. Anderseits war das Badische Landesmuseum mit der „Entwicklung eines virtuellen Museums für die Highlights der Sammlung 'Karlsruher Türkenbeute'“ 2003 beim Thema Digitalisierung und Museum im Internet vergleichsweise sehr weit vorn. Man könnte denken, da muß man dann nur immer einen Schritt vor den anderen setzen und stellt sich dann automatisch konzeptionell viel besser auf.

Ich habe es mir dann so erklärt, daß die Füße nicht die des Landesmuseums waren, auf deren Basis seinerzeit das virtuelle Museum entwickelt wurde. Ich halte es für gut möglich, daß die Begleit-CD/DVDs in überhaupt keinem geistigen Bezug zum virtuellen Museum entstanden sind. Die waren vielleicht nur dazu da, daß die Oma dem Enkel mit Computer etwas mitbringen konnte. Führend blieb der gedruckte Katalog, und auf den CDs bzw. DVDs sollte nichts sein, was diese Führungsrolle ankratzte. In mein Erklärungsmodell habe ich nun schnell noch die frühe App zur Kykladen-Ausstellung 2012 als im Grunde genommen wesensfremd einsortiert. Das erklärt mir etwas meine damalige Feststellung „ich habe in keinem der ausgehängten Presseartikel einen Hinweis auf die App-Neuerung gesehen“ (was ja eigentlich für eine Neuerung ziemlich fatal ist).

Derzeit läuft im Karlsruher ZKM die Ausstellung „Open Codes“. Ich war da schon drin und sehe bislang nur Nullen und Einsen. Ich hoffe das wird besser, dann werde ich hier berichten. Vom Badischen Landesmuseum erhoffe mir eine tolle Mykene-Ausstellung, erwarte aber erst einmal keine Inspirationen zu „digitalen Welten“ oder einer „Welt als Datenfeld“, wenngleich nun sogar ein „MuseumCamp — Ein Forum für Ihre Ideen“ helfen soll, „um die aktuellen Fragen der Gegenwart anzugehen“.

Sonntag, 2. September 2018

Römerstraße bei Holzhausen

An Maria Himmelfahrt haben wir die Keltenschanzen von Holzhausen bei Schöngeising besucht. Bei der Anfahrt orientierten wir uns an den Beschreibungen von Stephan Gröschler, nur daß wir nicht oben bei der Keltenschanze, sondern unten am nach Süden zur Keltenschanze hinführenden Feldweg beim letzten westlichen Haus von Holzhausen geparkt haben. Auf dem Rückweg zum Auto bin ich noch ein Stück in die ehemalige Römerstraße hineingelaufen.

Holzhausen bei Schöngeising

Die Römerstraße war ein schneller Beifang und das war dann auch ein Problem. Ich hatte tags zuvor beim Sammeln für unsere Tour nur kurz in den Bayerischen Denkmal-Atlas hineingesehen. Vor Ort war zwar der richtige Waldweg einfach zu finden, aber ich hatte vom kurzen Denkmal-Atlas-Hineinsehen nur die gerade rote Linie im Kopf und befürchtete etwas im Gelände verrutscht zu sein. Man kann auf der fotografierten Strecke sorgfältiger sein und sich das nebendran noch genauer ansehen, was nach dem Bayerischen Denkmal-Atlas Materialentnahmegruben sind (Denkmal-Nummer D-1-7833-0082, „Straße der römischen Kaiserzeit mit begleitenden Materialentnahmegruben, Teilstück der Trasse Augsburg-Salzburg“).

Römerstraße bei Holzhausen

Am nächsten Sonntag bietet der Verein „Zeitreise Gilching“ am Tag des offenen Denkmals die Möglichkeit, sich auf einer Radtour ganz solide über die örtlichen Römer kundig zu machen. Die Radtour ist auf der Website des Vereins derzeit in der Rubrik „Termine“ zu finden. Vor dem Start kann man schon via Marcellinas Bemerkungen zur Gilchinger Straße „Am Römerstein“ einen Blick nach Gilching werfen.

Mein angekündigter Bericht von den Etruskern im Karlsruher Schloss steht noch aus. Im Rohbau meines Textes befindet sich aktuell ein Schlenker zur Open-Codes-Ausstellung im Karlsruher ZKM. Und das ZKM verweist auf die am nächsten Sonntag endenden Schlosslichtspiele Karlsruhe. Das sei bei dieser Gelegenheit auch noch erwähnt.

Römerstraße bei Holzhausen

Abschließend noch zwei Bemerkungen für die Neulinge in Sachen Keltenschanzen und Römerstraßen: eine Holzhausener Keltenschanze wird wegen dortiger vor 60 Jahren stattgefundenen Grabungen durch Klaus Schwarz häufig erwähnt. Es handelt sich aber in dem Fall um die Keltenschanze von Holzhausen südlich von München. Aufkommende Unklarheiten werden dadurch begünstigt, daß es sowohl bei dem Holzhausen südlich von München als auch beim Holzhausen bei Schöngeising zwei nahe beieinander liegende Keltenschanzen gibt.

Römerstraße bei Holzhausen

Das Römerstraße-Teilstück bei Holzhausen ist Teil der „Via Julia“. Die „Via Julia ist ein Projekt, das sich am Verlauf der Römerstrasse von Günzburg nach Salzburg orientiert“. Man kann zwar so ungefähr mittels der „Via Julia“ den Streckenverlauf der Römerstraße nachvollziehen, was schon eine gute Sache ist. Problematisch sind aber größere Abweichungen von der vermutlichen Orginalstrecke, derer man sich bewußt sein sollte. Der westliche Römerstraßenaufstieg beim Georgenstein ist beispielsweise zwar ebenso wie der östliche Aufstieg im Bayerischen Denkmal-Atlas verzeichnet, aber nicht Teil der Via Julia, weil die über die neuzeitliche Grünwalder Brücke verläuft und ein Stück daneben hochführt.

Freitag, 17. August 2018

Arte-Serie über die Ursprünge der Zivilisation

Vorletztes Jahr hatte ich in meinem Blog auf den Göbekli-Tepe-Blog „The Tepe Telegrams - Breaking News from the Göbekli Tepe Research Staff“ von Oliver Dietrich und Jens Notroff hingewiesen. Nicht ohne mit dem Argument „mancher Blog führt ja nur ein kurzes reges Leben“ auch noch sicherheitshalber die Academia.edu-Accounts der beiden Blog-„Correspondents“ zu erwähnen.

Der Blog ist zum Glück noch ganz lebendig, die Zahl der „Correspondents“ hat sich sogar deutlich vergrößert. Darüber hinaus sind die beiden Ur-Correspondents auch auf anderen Plattformen so rege unterwegs, daß ich schon an einen Erinnerungshinweis hier in meinem Blog gedacht habe. Denn zum einen kennen viele potentielle Interessentinnen und Interessenten die beiden und und ihr Angebot trotz reger Medienpräsenz bislang immer noch nicht. Zum anderen ist der Hinweis auf das weiterführende Angebot aber leider auch regelmäßig für diejenigen notwendig, die Oliver Dietrich und Jens Notroff in den „klassischen Medien“ als Experten kennengelernt haben.

Nun hat Jens Notroff am letzten Dienstag mit einem Tweet die ab morgen Abend im Fernsehen zu sehende vierteilige Arte-Serie „Am Anfang war das Wir - Die Ursprünge der Zivilisation“ beworben: eine „spannende Dokumentation über die Geschichte der Sesshaftwerdung“. „Und für die Qualität der versammelten archäologischen Expertise verbürge ich mich. Also zumindest die der Kollegen.“ - Jens Notroff selbst ist im ersten Serienteil für die Göbekli-Tepe-Expertise zuständig!

Die morgen ausgestrahlten ersten beiden Teile sind jetzt schon in der Mediathek verfügbar. Bis 25.9.2018 - da lasse ich die Verlinkung sein, sonst müßte ich die dann nur wieder rausnehmen.

Der Tweet von Jens Notroff gibt mir die gewünschte Gelegenheit für den Erinnerungshinweis. Ich kann an meinen letzten Eintrag anknüpfen, in dem es auch um eine Arte-Sendung ging. Mein oben verlinkter Göbekli-Tepe-Eintrag endete seinerzeit mit dem Karlsruher Landesmuseum, über dessen Etrusker-Ausstellung schon einige Zeit ein Text bei mir herumliegt, der nun nach Ende der Hitzewelle hoffentlich bald fertig wird. Und die aktuelle Arte-Serie ist eine trauriglustige Bestätigung meiner obigen Behauptung, daß die „klassischen Medien“ nicht auf das weiterführende Angebot hinweisen. Zum einen ist es lustig, weil da „von oben“ auf die alten Kulturen heruntergeschaut wird und man derweil mit einer Serie aus dem Jahr 2018 hinsichtlich der Metainformationen voll in der „Fernseh- und Zeitungszeit“ hängen geblieben ist. Also via den Filmen und den Sender-Webseiten über die Filme kommt man nicht direkt an eventuelle Blogs oder frei verfügbare weiterführende Artikel der Experten heran. Traurig ist, daß überhaupt keine Bemühungen erkennbar sind, da irgendetwas besser machen zu wollen.

Freitag, 8. Juni 2018

Arte-Archäologiethementag 2018 mit verlorenen Gräbern der Unsterblichkeit

Gestern bin ich nach meinem Hinweis auf die „Abenteuer Archäologie“-Serie bei Arte noch im Bambooblog von Ulrike Hecker hängen geblieben. Es ging dabei um ihren Blog-Eintrag „Die Terrakotta-Armee von Xuzhou“ und da speziell um das Totengewand aus Jade auf dem letzten Foto.

Ich kannte Ulrikes Foto schon seit ihrem Eintrag „Xuzhou’s Terrakotta-Armee“ vom letzten Dezember. Ich erinnerte mich damals eine Dokumentation gesehen zu haben, in der es ebenfalls um diese Terrakotta-Armee und um ein ähnliches Jade-Totengewand ging. Ich hatte dann aber trotz längerem Suchaufwand keinen Erfolg dabei, mehr über diese Dokumentation herauszufinden. Gestern konnte ich es trotz schlechtem Gefühl nicht lassen, es wieder zu versuchen. Überraschenderweise hatte ich aber nach wenigen Minuten Erfolg: ich hatte die Dokumentation „China, die verlorenen Gräber der Unsterblichkeit“ von 2015 gesehen.

Ausschlaggebend für dieses schnelle positive Ergebnis war vermutlich, daß die Doku am Samstag, den 16.6.2018, anläßlich des Arte-Archäologiethementags 2018 wiederholt wird und ich mit meinen gestrigen Suchversuchen auf einer wegen diesem Wiederholungstermin eingestellten Info-Webseite gelandet bin.

In meinem gestrigen „Abenteuer Archäologie“-Hinweis ging es vorrangig um die zweite Staffel dieser Serie, die aktuell gesendet wird. Am Rande aber auch um die Infotexte zu den Folgen der ersten Staffel. Die Problematik ihres möglichen Verschwindens habe ich nicht ausformuliert. Wer sich etwas für die Inhalte der einzelnen Folgen interessiert hat, dem dürften die aber klar sein. In den einzelnen Folgen geht es um jeweils ein archäologisches Thema und Peter Eeckhout stellt das mit lokalen Experten vor. Ein vorhandener Infotext ist vielleicht ausschlaggebend dafür, daß man herausbekommt, daß so eine Dokumentation zu diesem Ort/Thema und mit diesem Experten/der Expertin überhaupt existiert. Und mit den Informationen über die Doku kann man wieder gezielt danach suchen, ob das Video vielleicht irgendwo verfügbar ist.

Daß ich noch am selben Abend selbst von so einem Sachverhalt betroffen bin, war gestern schon sehr überraschend für mich.

Donnerstag, 7. Juni 2018

„Abenteuer Archäologie“ mit Peter Eeckhout

Derzeit zeigt Arte im Fernsehen die zweite Staffel der Serie „Abenteuer Archäologie“ mit Peter Eeckhout. Die einzelnen Folgen sollen noch bis Anfang August 2018 bei Arte online zugreifbar sein.

Ich habe nach Informationen über die erste Staffel gesucht und fand sie bei fernsehserien.de. Nach den bei fernsehserien.de angegebenen Sendeterminen wurde die erste Staffel mehrfach 2017 in Arte gezeigt. Vermutlich waren die einzelnen Folgen auch zeitweise online zugreifbar. Dennoch finde ich jetzt nichts mehr über die alten Folgen bei Arte. Bei fernsehserien.de dagegen gibt es neben den Informationen über die alten Folgen auch welche zu den neuen und von den Informationen über die neuen Folgen wird auf die aktuellen Sendungswebseiten bei Arte verlinkt. Also denke ich, ich belasse es bei meinem Link auf fernsehserien.de.

Samstag, 5. Mai 2018

Gab es auf unserem Planeten prähistorische Hightech-Zivilisationen?

heise online meldete vorgestern, daß Forscher auf der Erde nach prähistorischen Hightech-Zivilisationen suchen. Ausgangspunkt der Meldung ist nicht, daß man Anzeichen für solche prähistorischen Hightech-Zivilisationen gefunden hätte und da nun nachgraben will. Ausgangspunkt ist mehr die Überlegung, ob und wie man nachweisen könnte, daß es so eine Hightech-Zivilisation gegeben hat. Also der Satz im Untertitel der Meldung „Wissenschaftler grenzen die möglichen Spuren ein“ trifft die Sache besser.

Heise verlinkt in seiner Meldung den ebenfalls am 03.05.2018 eingestellten Technology-Review-Artikel „Waren wir die erste industrielle Zivilisation des Planeten?“, in dem ausführlicher auf die „Silurianer-Hypothese“ eingegangen wird. Sucht man etwas im Netz nach dieser Hypothese, dann ist im April schon recht viel dazu erschienen. Siehe etwa den SWR-Beitrag „Gab es Zivilisationen vor der Menschheit?“ vom 20.4.2018. Zurück geht der kleine Silurianer-Hype auf den Artikel „The Silurian hypothesis: would it be possible to detect an industrial civilization in the geological record?“ von Gavin A. Schmidt und Adam Frank vom 16.4.2018.

Ich habe im April etwas von der „Silurian hypothesis“ via Twitter mitbekommen und fand nur das Gedankenspiel merkenswert. Dann habe ich die Heise-Meldung mit dem Link auf den Technology-Review-Artikel gesehen und gedacht, ach das gibts jetzt auch auf Deutsch, den Hinweis twitterst du jetzt auch. Aber wie oben den Link auf heise online und nicht auf den ausführlicheren Artikel bei Technology Review, weil es bei heise online schon ein paar Kommentare gab. Mein Tweet bekam dann auf Twitter einen Retweet, also es blieb ein sehr flacher Ball. Jetzt schaue ich wieder bei heise online rein und sehe, die Meldung hat schon fast 650 Kommentare! Also jetzt muß die Silurianer-Hypothese in den Blog! Mein bevorzugter Blog-Zeitraum startet ja in der grauen Vorzeit und ein paar meiner Leserinnen und Leser sind sicher an dieser Diskussion interessiert und könnten die sonst verpassen.

Montag, 23. April 2018

Das Hexenhäusl im Forstenrieder Park

Das Hexenhäusl im Forstenrieder Park ist eine etwa 100 Jahre alte ehemalige Forstarbeiterhütte. Das Häusl ist damit zwar historisch, aber viel zu jung für meinen Blog. Es sollen hier Geister umgehen, die können vielleicht eine Brücke bauen. Man denke an die uralten Hügelgräber im Forstenrieder Park. In den dazugehörigen Siedlungen haben Menschen gelebt und sind gestorben. Beseelte Landschaften, die sich vielleicht bisweilen irgendwie im und am Hexenhäusl manifestieren.

Hexenhäusl im Forstenrieder Park

Zugegebenermaßen bin ich aber aus weltlichen Gründen zum Hexenhäusl geradelt. Über dessen Lage kann man sich via den Geokoordinaten orientieren. Wir/ich sind immer entweder via Neuried/Forst Kasten oder via Maxhof/ehemalige Römerstraße drumherum geradelt und ich wollte es mir nach letztjährigen Vandalismusmeldungen einmal ansehen.

Hexenhäusl im Forstenrieder Park

Zum anderen brauchte ich wegen schon in „Achterlacke und Königseichen im Forstenrieder Park“ geschilderten Anfahrtsschwierigkeiten einen Testlauf Anfang der vorletzten Woche und da hat die Entfernung gerade gepasst. Und nachdem ich die Blaustich-Ergebnisse gesehen habe - irgendjemand muß dort das Programmauswahlrad verstellt haben - war noch einmal in der letzten Woche ein Trainingslauf auf dieser Strecke drin.

Hexenhäusl im Forstenrieder Park

Diese Fotos stammen also aus der letzten Woche, die Beschädigungen des Daches und des Kamins fanden nach den Meldungen aber vermutlich schon in der letzten Märzwoche 2017 statt. Das lange Provisorium erklärt sich wohl dadurch, daß das Innere der Hütte vor den Beschädigungen längere Zeit ungenutzt blieb und seitens des Besitzers, den Bayerischen Staatsforsten, ein Nutzungskonzept fehlte. Anderseits soll der Verein der Freunde des Forstenrieder Parks zwar Nutzungsideen entwickelt haben, aber da alle Mitglieder ehrenamtlich arbeiten, habe sich das hingezogen.

Hexenhäusl im Forstenrieder Park

Mittlerweile gibt es eine ganz frische Meldung von der Jahreshauptversammlung der Freunde des Forstenrieder Parks in der vorletzten Woche, nach der der Forstbetrieb und der Verein die Hütte gemeinsam wieder herrichten wollen. Sie soll künftig der Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen dienen.

Hexenhäusl im Forstenrieder Park

Meine Informationen sind jetzt sozusagen aus der dritten Hand - ich habe sie aus via Internetsuche nach „Hexenhäusl“ und „Freunde des Forstenrieder Parks“ ermittelten Meldungen zweiter Hände zusammengesetzt. Auf der Domain freunde-forstenrieder-park.de ist aber gerade was im Bau, vielleicht wird diese Website den Forstenrieder Park informationsmäßig ein ganzes Stück weit nach vorne katapultieren.

Sonntag, 15. April 2018

Ur-Keltin mit Grünwalder Fibel

Die gestern von uns besuchte „Ur-Keltin mit Grünwalder Fibel“ steht ein paar Schritte vom Grünwalder Marktplatz entfernt auf einer kleinen Grünfläche zwischen der Straße „Auf der Eierwiese“ und der Tölzer Straße.

Ur-Keltin mit Grünwalder Fibel

Auf einer kleinen Tafel informiert Hans Waldhauser darüber, daß die Plastik eine Frau „ungefähr 1000 v.Chr.“ darstellen soll und die Plastik von der Vereinigung der Freunde Grünwalds gestiftet und dem in Grünwald lebenden Bildhauer und Maler Matthew David im Jahre 1989 geschaffen wurde.

Grünwalder Fibel

Die Plastik soll an die ersten Siedler in Grünwald erinnern. Die Bronzefibel sei als „Grünwalder Fibel“ ein archäologischer Begriff in ganz Europa geworden. Schließlich verweist Hans Waldhauser auf die Grünwalder Chronik, in der die historische Vergangenheit Grünwalds beschrieben wurde.

Ur-Keltin mit Grünwalder Fibel

Beim Nachsuchen finde ich einen Nachruf von 2009 für Hans Waldhauser. Er war Ehrenbürger und langjähriger Gemeinderat von Grünwald und Vorsitzender der Vereinigung der Freunde Grünwalds. Es gäbe auch keine Ortschronik von Grünwald, hätte „Waldhauser nicht seine ganze Kraft und Leidenschaft in seiner Freizeit dafür aufgebracht.“

Ur-Keltin mit Grünwalder Fibel

Die Grünwalder Fibel soll laut Wikipedia mit weiteren Funden aus der „Urnenfelderzeit (etwa 1000 v.Chr.)“ in der Halle des Grünwalder Rathauses zu sehen sein. Via Internet finde in „Fibel und Fibeltracht“ von Rosemarie Müller eine gute Beschreibung: eine einteilige Drahtbügel-Fibel, bei der Achterschleifen leicht schräg zur Bügelrichtung nebeneinanderliegen. Beide Bügelenden laufen in Spiralscheiben aus. Man möge bei Interesse die Bildersuche anwerfen.

Ur-Keltin mit Grünwalder Fibel

Grünwald kann nicht nur die oben genannte Ehrenbürgerschaft vergeben, um herausragende Verdienste zu würdigen, sondern auch eine orginalgetreu nachgebildete „Grünwalder Fibel in Gold“. Die Vergabe ist ebenfalls recht restriktiv - nur maximal zehn lebende Bürger der Gemeinde dürfen Inhaber der „Grünwalder Fibel in Gold“ sein.

Sonntag, 1. April 2018

Eiszeit- und Jungsteinzeit-Archäologie via „Super-Mediathek“ erleben?

Vor einer Woche wurden zwei schöne neue Archäologie-Filme von Tamara Spitzing im Fernsehen gezeigt, die für uns in der ARD Mediathek „bis 25.03.2028“ verfügbar bleiben sollen. Im ersten Film geht es unter dem Titel „Archäologie erleben - Mission Eiszeit“ um eiszeitliche Hinterlassenschaften von Neandertalern und nachfolgenden modernen Menschen in Deutschland. In „Archäologie erleben - Akte Jungsteinzeit“ schwerpunktmäßig um die Bandkeramiker. Wer meine Blog-Einträge über das Herxheimer Museum mit seinem Leiter Dr. Gramsch oder die experimentalarchäologischen Arbeiten von Anne Reichert interessant fand, kann sich auf ein Wiedersehen mit den beiden freuen.

Ich unterlege jetzt mal sechs Links zu Webseiten zu den beiden Filmen und nehme diese Links bei Gelegenheit wieder raus, wenn die Links ins Nirwana zeigen. Zunächst die Webseiten zu den Filmen „Archäologie erleben - Mission Eiszeit“ und „Archäologie erleben - Akte Jungsteinzeit“ in der ardmediathek.de. Auf den beiden Webseiten findet sich heute (1.4.2018) jeweils das „Verfügbar bis 25.03.2028“ und etwa 20 Wörter Erläuterungstext. Suche ich via dem dortigen Suchfeld „Suche in der ARD Mediathek“ nach Tamara Spitzing, finde ich sowohl sortiert nach Datum als auch nach Relevanz auf der ersten Ergebnisseite keine „Archäologie erleben“-Filme. Ich glaube die Suche versteht überhaupt nicht, was ich finden will. Klickt man auf den Button „Sendungswebsite“ gelangt man zu derzeit 159 Beiträgen „Geschichte & Entdeckungen“ und von da aus via „Homepage der Sendung“ auf die SWR-Seite von „Geschichte & Entdeckungen“. Wie man aus der ARD Mediathek auf Webseiten mit mehr Erläuterungstext zu den beiden „Archäologie erleben“-Filmen kommt, sehe ich nicht.

Solche Webseiten mit mehr Text gibt es aktuell aber schon noch bei ard.de und swr.de. Die sind aber vielleicht nicht bis 2028 verfügbar? Hier die Seiten von „Archäologie erleben - Mission Eiszeit (1/2)“ und „Archäologie erleben - Akte Jungsteinzeit (2/2)“ bei ard.de und hier die von „Archäologie erleben - Mission Eiszeit“ und „Archäologie erleben - Akte Jungsteinzeit“ bei swr.de.

Der längere Erläuterungstext steht auf der ard.de-Webseite unter einem „Details“-Reiter. Klickt man dort stattdessen auf „Wiederholungen“, dann sieht man, daß es in den nächsten 6 Wochen keine Wiederholungen geben soll. Klickt man dort auf „Ähnliche Sendungen“, wird derzeit in beiden „Archäologie erleben“-Fällen „Keine weiteren Sendungen mit genau diesen Schlagworten gefunden.“ angezeigt. Zwar wurden beiden Filmen dieselben Schlagworte zugeordnet, aber vielleicht bezieht sich das Ergebnis auf anstehende Filme im Fernsehen und nicht auf vorhandene Filme in der Mediathek?

Diese zwangsgebührenfinanzierten Online-Auftritte waren für mich jahrelang ein Quell von Frustrationen. Das für mich nie nachvollziehbare Depublizieren setzte allem noch das i-Tüpfelchen obendrauf. Das Depublizieren war in seinen Auswirkungen sicher schlimm, weil viel wertvolles Kulturgut einfach so in die Tonne getreten wurde. Aber mittlerweile sind meine Erwartungen sehr sehr viel geringer geworden. Ich kann mich richtig darüber freuen, wenn ein „Verfügbar bis“ dabeisteht und nicht einfach so gelöscht wird. Und wenn Filme unglaubliche 10 Jahre verfügbar sein sollen, ist das doch richtig toll.

In diese sehr niedrige Erwartungshaltung platzt der BR-Intendant und ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm mit der Idee einer „Super-Mediathek“. Wirklich! Kein Aprilscherz! Die Heise-Meldung ist schon einige Tage alt! Wie Heise weiter schreibt, sei es für Ulrich Wilhelm sogar denkbar, „dass der Axel-Springer-Verlag Inhalte beisteuere.“ Würden dann „Leistungsschutzrecht für Presseverleger“-Probleme auch bei der Super-Mediathek-Verlinkung entstehen? Und dürfte man seinen Werbeblocker eingeschaltet lassen, wenn man auf die Super-Mediathek zugreift? Und müßte man via seinem Rundfunkbeitrag auch noch ungewollt den Axel-Springer-Verlag finanzieren?

Samstag, 17. März 2018

Bernstorf-Vortrag von Dr. Wunderlich am nächsten Freitag in Freising

Der Archäologische Verein Freising lädt am nächsten Freitag zu einem Vortrag von Dr. Christian-Heinrich Wunderlich über „Die Funde von Bernstorf“ in die Klosterbibliothek am Landratsamt ein. Der Archäologische Verein Freising schreibt dazu auf Facebook: „Auf einigen spektakulären Funden aus der bronzezeitlichen Anlage von Bernstorf (Gde. Kranzberg, Landkreis Freising) lastet seit der Zeit ihrer Entdeckung ein gravierender Fälschungsverdacht. Anlass zu Zweifeln geben neben den Fundumständen stilistische Ungereimtheiten und neuere Erkenntnisse aus naturwissenschaftlichen Untersuchungen. Vor knapp einem Jahr haben die Echtheitsbefürworter einen Band vorgelegt, der diese Zweifel ausräumen sollte. Jene Schrift hat aber nicht zur erhofften Beilegung des Fälschungsverdachts geführt; vielmehr hat sich in der Fachliteratur zum Teil heftiger Widerstand gegen die Annahme der Echtheit der Funde gebildet. Dr. Christian Heinrich Wunderlich (LDA Sachsen-Anhalt) gehört mit Prof. Dr. Pernicka zu den profiliertesten Vertretern der Fälschungsthese. In mehreren vor allem naturwissenschaftlich ausgerichteten Publikationen hat er seine Überzeugung von der Fälschung der Funde untermauert.“

Die Feststellung eines „zum Teil heftigen Widerstands gegen die Annahme der Echtheit der Funde“ halte ich für eine Untertreibung. Man sehe sich mal den Artikel „Zur Herstellungstechnik der Goldfunde von Bernstorf “ von Christian-Heinrich Wunderlich und Karoline Peisker an. Die Abbildung 9 ist nett: „Das Ergebnis von etwa zwei Stunden Arbeit: mithilfe einfacher Haushaltsgegenstände aus Bastelfolie hergestellte Kopie des Strahlendiadems aus Bernstorf.“. Ich zitiere die Zusammenfassung des Artikels: „Gegenstand der Untersuchungen ist die Herstellungstechnik der angeblich bronzezeitlichen Goldfunde von Bernstorf. Es gelang, die Herstellungstechnik weitestgehend zu rekonstruieren und in praktischen Modellversuchen nachzuvollziehen. An den Bernstorfer »Funden« wurden weder historische – gar bronzezeitliche – noch moderne, professionell übliche Goldschmiedetechniken festgestellt. Alles deutet darauf hin, dass die Objekte in jüngerer Zeit von einem kunsthandwerklichen Laien aus industriell vorgefertigten Feingoldblechen geschnitten, gedrückt und gefalzt wurden. Als Werkzeug genügen alltägliche Haushaltsgegenstände. Die Technik ist für jedermann in Minuten erlernbar.“

Dr. Wunderlich widmete sich auch den Bernstorfer Bernsteinfunden, seine Ergebnisse lassen sich in seinen „Studien zur Verwitterung und Fluoreszenz von Succinit ('Baltischer Bernstein')“ nachlesen. Ich zitiere wieder die Zusammenfassung: „Der Verwitterungsprozess von fossilem und archäologischem Bernstein erfolgt unter Einfluss von Wasser. Bei der Verwitterung werden u. a. Esterbindungen verseift. Außerdem verlassen kleinmolekulare, wasserlösliche Verbindungen die Bernsteinmatrix; ein Teil von ihnen fluoresziert. Unverwitterter Bernstein zeigt cyanblaue Fluoreszenz in nahem UV-Licht, die Verwitterungsschichten fluoreszieren nicht. Mithilfe von UV-Untersuchungen können daher an archäologischem Bernstein moderne und historische Beschädigungen identifiziert und voneinander abgegrenzt werden. Es ist auf diese Weise ebenfalls möglich, archäologische Bernsteinfunde eindeutig von modernen Fälschungen zu unterscheiden, wie sie z. B. bei den Bernstorfer »bronzezeitlichen« Funden vorliegen.“

Christian-Heinrich Wunderlich verweist in seinem Bernstein-Artikel auf den Artikel von Kate Verkooijen ( „Report and Catalogue of the Amber found at Bernstorf, near Kranzberg, Freising district, Bavaria, Germany“). Außerdem ist bei allen drei von mir verlinkten Artikeln aus der „Jahreschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte Band 96, 2017“ das hinsichtlich Bernstorf lesenswerte Vorwort von Prof. Harald Meller enthalten. Ich will jetzt aber nicht versuchen nachzuvollziehen, was es zwischenzeitlich an Neuem zum Thema Bernstorf gab. Ich hatte dazu hier schon mehrfach einen Thread des Sucherforums empfohlen. Wer sich interessiert möge sich dort durcharbeiten. Und den aktuellsten Stand der Diskussion kann man dann am nächsten Freitag im Freisinger Vortrag von Dr. Wunderlich mitbekommen.

Sonntag, 11. März 2018

DGUF-Tagung 2018 in der Archäologischen Staatssammlung München, Burgmuseum Grünwald

Die Website der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) habe ich hier im Blog schon ein paarmal verlinkt, auf ihre aktuellen Veranstaltungen glaube ich aber noch nie hingewiesen. Das übliche DGUF-Publikum wird sicher auch durch andere Quellen über Veranstaltungen wie die diesjährige Jahrestagung unter dem Titel „Sharing Heritage - Die Teilhabe am kulturellen Erbe als Bürger- und Menschenrecht“ vom 10. bis 13. Mai 2018 in Grünwald informiert.

Burg Grünwald, Eingang Burg Grünwald, Ostseite Burg Grünwald, Westseite

Wegen meinem Blog-Standort München und dem diesjährigen Thema wollte ich jetzt trotzdem hier die Veranstaltung erwähnen. Für einen guten Teil meiner Leser wird vermutlich der Tagungsort gut erreichbar sein. Und das Thema mag auch Personen ansprechen, die bislang keinen Kontakt zur DGUF hatten. Zudem sei darauf hingewiesen, daß auf der oben verlinkten Tagungswebsite noch für den 11. und 12. Mai studentische Helfer aus dem Raum München gesucht werden - die dürften sowieso problemlos ihren Platz bei der DGUF-Jahrestagung finden.

Freitag, 2. März 2018

Das frühmittelalterliche Gräberfeld von München-Giesing

In München-Giesing entdeckte man 1914 beim Bau der Icho-Schule ein frühmittelalterliches Gräberfeld. Das wurde von dem seinerzeitigen Assistenten in der Münchner Staatssammlung und späteren Marburger Professor Gero von Merhart ausgegraben. Wesentliche Objekte wurden 1927 in einer Sonderausstellung präsentiert. Eine Gesamtvorlage des Fundmaterials stand bis zur Dissertation von Dr. Helga Furtmayr 1995 aus. Zu dieser Gesamtvorlage gab es aber keine „Drucklegung“. Mittlerweile soll das Gräberfeld aber wieder im Zuge des Forschungsprojekts „Archäologie München“ in den Brennpunkt des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses gerückt sein. Dr. Helga Furtmayr wollte aufgrund der verstrichenen Zeit ihre damalige Dissertation nicht aktualisieren, sondern nur eine kurze Zusammenfassung ihrer Ergebnisse frei geben. Diese Zusammenfassung ist nun als erster Band der neuen „Abhandlungen und Bestandskataloge der Archäologischen Staatssammlung München digital“ ausschließlich online zum kostenlosen Download erschienen. Titel mit unterlegtem Download-Link: „München-Giesing. Ein frühmittelalterliches Gräberfeld vor der Stadt“ (pdf).

Meine obigen Angaben beruhen auf der Rezension von Dr. Brigitte Haas-Gebhard (pdf). Man möge sich sich diese Rezension mal durchlesen. Nebst der Möglichkeit zu kontrollieren, ob ich alles richtig übernommen habe, wird man auch darüber informiert, daß hinter dem Projekt „Archäologie München“ etwas Größeres steckt (ich hatte das Projekt ja mal beim Hinweis auf eine „Bibliographie zur Archäologie von München“ erwähnt). Außerdem teilt Dr. Brigitte Haas-Gebhard mit, wie sie über Online-Publikationen denkt, was dann wohl auch in einem gewissen Umfang den Hintergrund in der Archäologischen Staatssammlung für das Auflegen dieser Reihe wiedergibt.

Die Lage des Giesinger Gräberfeld zeigt der Bayerische Denkmal-Atlas via der Denkmalnummer „D-1-7835-0129“ („Reihengräberfeld des frühen Mittelalters“) an. Ich habe in „Bayerischer Denkmal-Atlas versus Vici.org“ mal länger rumgeeiert, daß Informationen im Denkmal-Atlas auch verschwinden können. Beispiel war die Fläche des neuen Grünwalder Gymnasiums, die nach der dortigen Ausgrabung nicht mehr rot markiert wurde. Im Falle des Giesinger Gräberfeldes wurde zwar auch ausgegraben, die Rotfläche ist aber noch über den Gebäuden vorhanden. Besonders die Münchner unter den Lesern mögen sich die Stelle gerne einmal ansehen. An dieser verkehrsreichen Ecke sind schon sehr viele durchgekommen.

Im oben erwähnten „Bayerischer Denkmal-Atlas versus Vici.org“ hatte ich drin, daß Vici.org schon auf seiner eigenen Website mehr Informationen zum aufgenommenen Denkmal als der Bayerische Denkmal-Atlas enthält und zusätzlich noch auf Quellen von außerhalb verlinkt. Das Beispiel Grünwalder Gymnasium hatte ich wegen der im Bayerischen Denkmal-Atlas verschwundenen Markierung und mithin verschwundenen Information erwähnt und bei der Gelegenheit auch darüber geschrieben, daß die Firma SingulArch ein pdf über das Projekt „Grünwald - Neubau Gymnasium“ in den SingulArch-Referenzen eingestellt hat. D.h. idealerweise geht die Betrachtung heutzutage über das Online-Stellen von Publikationen hinaus. Geo-Informationen über geschichtlich relevante Flächen sollten allgemein verfügbar bleiben. Dazu auf vorhandene Dokumentationen der Grabungsfirmen und darauf aufbauende Literatur verwiesen werden. Zudem ist auch der Verbleib der „wesentlichen Objekte“ interessant, die man ausgegraben hat. Sind sie verloren gegangen, werden gerade welche ausgestellt, liegt von ihnen neben Fotos sogar schon ein 3D-Scan vor?

Sonntag, 18. Februar 2018

„Archäologische Fundstücke kehren an ihren Ursprungsort zurück“

Wie aus „More Doors (für Rimmelsbach)“ hervorgeht, bin ich weitgehend oberhalb des Rheintals aufgewachsen. Unten führte eine von Baden-Baden/Aquae kommende Römerstraße vorbei, die aber erst nördlich unseres Gebietes bei Ettlingen in Richtung Osten nach Pforzheim/Portus abzweigte. Ab diesem uralten Durchgangsgebiet wird es wieder interessant. In unserem Höhengebiet südlich davon kenne ich leider überhaupt keine römischen Bauten und Straßen.

Ich weiß nur vom Fund eines Viergöttersteins beim Neubau der Schöllbronner Kirche, und der gilt als Verschleppungsfund. Also irgendjemand hat den Viergötterstein für einen Vorgängerbau nach Schöllbronn verschleppt, und der Stein wurde vor über 100 Jahren gefunden und leider irgendwie abgegeben. Wäre er im Dorf geblieben, hätte man ihn in eine Säule im Schulhaus einmauern und viele Schülergenerationen mit eigenen Händen die römische Vergangenheit der Gegend begreifen können.

Schöllbronner Kirche im Schnee

Ich weiß nicht, wie die rechtliche Lage seinerzeit war. Der Kirchenbau wurde von den Schöllbronnern finanziert, also möglicherweise gehörte auch schon die alte Kirche und mithin auch dieser Stein der Schöllbronner Kirchengemeinde. Wenn man den Stein „einfach so“ abgegeben hat, weil man glaubte andere können damit mehr anfangen, dann war dieser Gedanke ganz sicher falsch. Denn heute wird der Stein nicht über irgendwelche teuer bezahlten baden-württembergischen Institutionen in Erinnerung gehalten, sondern über die Website des örtlichen Musikverein („Schöllbronn und seine Geschichte“) sowie das österreichische Projekt Ubi Erat Lupa.

Ubi Erat Lupa informiert übrigens auch über den im obigen Ettlingen-Eintrag erwähnten Neptunstein. Das ist schon wesentlich brisanter. Dieser Stein ist kein Verschleppungsfund, sondern hat stadtgeschichtliche Bedeutung, und seine Kopie ist im Rathaus eingemauert. Wenigstens haben die Österreicher - vielleicht aus „wissenschaftlicher Kollegialität“ - von baden-württembergischen Stellen Informationen und kleine Fotos fürs Einstellen in das Internet bekommen.

Turmfalken auf dem Turm der Schöllbronner Kirche

Ich bin die Tage auf der Website des schon 2015 gestarteten Projekts 23+ gelandet. Ich glaube ich habe mal zeitlich passender Hinweise auf das Projekt gesehen, aber erst jetzt durchgeklickt. Die sehr informativen Texte mögen die Website auch für dem Bodensee ferner Wohnende ganz interessant machen. Leute aus dem Anliegerbereich des Bodensees müssen da mal reinsehen. Der Gedanke hinter dem Projekt passt sehr gut zu meinen über den Viergötterstein: „Die Funde aus mehrhundertjähriger Forschungstätigkeit lagern heute weitab vom Bodensee in den Museen von Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg, Mainz und weiteren Orten und sind der regionalen Bevölkerung kaum zugänglich. Um die Identifikation der Menschen mit ihrer Orts- und Stadtgeschichte zu steigern und den Kontext zu Geländedenkmalen und den originalen Fundorten herzustellen, entstand der Plan, eine Ausstellung zu gestalten.“

„23 Studentinnen und Studenten wurden im Sommersemester 2015 aufgefordert, im Rahmen eines Praxisseminars für Museologie jeweils ein Fundstück mit seiner Geschichte pro Ort vorzustellen.“ Das wurde also von Studentinnen und Studenten gestaltet, die eine aus meiner Sicht fantastische Gelegenheit hatten, etwas für ihr zukünftiges Leben zu lernen. Ich sehe jetzt aber nicht, ob man die Sache weiter gedacht hat. Gibt es Auswertungen über das Interesse der Bevölkerung? Eine Blaupause für das Vorgehen, wenn irgendein Bürgermeister oder Ortsvorsteher mit Viergötterstein im fremden Depot an so einer Ausstellung interessiert ist?

Totenmannstein im Wald nahe Fischweier

In obigem „More Doors (für Rimmelsbach)“ habe ich über römerzeitliche Funde bei Sulzbach an dieser Rheintal-Römertrasse von Baden-Baden in Richtung auf Ettlingen geschrieben. Sulzbach liegt schon sehr nahe an Ettlingen. Dazwischen liegt noch Oberweier und Ettlingenweier, und in Oberweier wurde im letzten Jahr ein mittelalterlicher Münzhort gefunden.

Hiltibold aus Graz verlinkte unter dem Titel „Staat zockt junge Schatzfinder ab“ auf ein SWR-Video über diesen Schatzfund. Emotional bin ich bei ihm. In dem Fall hatten die drei jungen Finder aber wenigstens noch den Vorteil, daß sie namentlich erwähnt wurden. Außerdem verschwinden die Münzen nicht gleich im Depot und nach und nach aus der Erinnerung der Oberweierer, sondern sollen laut dem Video in diesem Jahr in Ettlingen eine kleine Ausstellung bekommen.

Ein kleiner Nachtrag für diejenigen die in „Schöllbronn und seine Geschichte“ die in der Nähe des Totenmannsteines vorbeiführende Römerstraße entdeckt haben. Da wird auf ein Wegstück Bezug genommen, das bei Fischweier in etwa da hin führt, wo sich heute am Ausgang des Moosalbtals in das Albtal eine Fußgängerbrücke über die Moosalb befindet. Alternativ gibt es den Gedanken, daß dieser Weg in späterer Zeit die Dörfer mit dem Kloster Frauenalb verband. In Ermangelung römischer Ziele halte ich das für plausibler. Hier fehlt ein öffentlich zugängliches Informationssystem ähnlich dem bayerischen Denkmal-Atlas, mit dem man sich über die offizielle Sichtweise kundig machen könnte.

Das erste Bild zeigt die Schöllbronner Kirche. Passend zur aktuellen Jahreszeit im Schnee. Mit in einem Spätsommer freihändig herangezoomten Turmfalken als Bonus-Foto. Das dritte Bild zeigt die Replik des erwähnten Totenmannstein im Wald nah der Moosalbbrücke hinüber nach Fischweier. Das Orginal soll nur knapp 450 Jahre alt sein, aber das könnte man dann trotzdem mal zusammen mit dem Viergötterstein in Schöllbronn ausstellen. Das vierte Bild habe ich vom Mahlbergturm aus aufgenommen. Es zeigt die angesprochene Höhenlage mit ehemaligen selbständigen Dörfern auf Rodungsinseln. Links davon ist das Rheintal, rechts ist die Vertiefung des Moosalbtals erkennbar und gut zu sehen, wie das Gelände in Richtung des Moosalbtals abkippt.

Donnerstag, 18. Januar 2018

Stephan Gröschlers Viereckschanzen im Digital Atlas of the Roman Empire

Mein Vergleich des Bayerischen Denkmal-Atlas mit Vici.org ist ja noch recht frisch und vielleicht haben einige in die beiden Geo-Informationssysteme reingesehen und sich ihre Gedanken darüber gemacht. Das will ich nutzen und gleich noch den Hinweis hinterherschieben, daß Stephan Gröschlers Viereckschanzen in den „Digital Atlas of the Roman Empire“ aufgenommen wurden. Der „Digital Atlas of the Roman Empire“ ist ein weiteres geschichtliches Geo-Informationssystem.

Keltenschanzen bzw. keltische Viereckschanzen sind heutzutage häufig verflachte, manchmal aber auch noch ganz gut in der Landschaft erkennbare keltische Bauwerke, deren Fundgut laut Wikipedia „in die späte Latènezeit datiert“ wird, „in das 2. und 1. vorchristliche Jahrhundert. Dendrochronologische Untersuchungen weisen in die gleiche Zeit.“ Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im süddeutschen Raum.

Meines Wissens gibt es keine Website, auf der auch nur annähernd so viele Besuchsberichte von Keltenschanzen/keltischen Viereckschanzen eingestellt sind, wie auf der von Stephan Gröschler. Die Berichte sind reich mit Fotografien bebildert, manchmal ist ein Video dabei. D.h. man kann sich bei ihm zu vielen Keltenschanzen ansehen, was heute noch vorhanden ist. Die gesammelten Lageinformationen der besuchten Keltenschanzen hat er um die ihm zugänglichen Informationen über die bislang nicht besuchten ergänzt und via Downloadmöglichkeit allgemein verfügbar gemacht.

Die Römer kamen wenige Generationen nach dem Bau der Keltenschanzen in deren Hauptverbreitungsgebiet. Diese Anlagen waren zwar in der Zeit nicht mehr in Mode, müssen aber eine vertraute Erscheinung gewesen sein. Römerstraßen führten an Keltenschanzen vorbei, das kann man bspw. bei der im letzten Blog-Eintrag über den Bayerischen Denkmal-Atlas und Vici.org als Beispiel verwendeten Römerstraße sehen. Westlich des Isar-Übergangs läuft sie auf die Keltenschanze Buchendorf zu und knickt erst bei ihr in Richtung Gauting ab. Östlich führt sie vor der Durchquerung des Gleißentals an der Keltenschanze im Laufzorner Holz vorbei. Es gibt auch nachgewiesene römerzeitliche Nachnutzungen von Keltenschanzen oder römische Siedlungen direkt neben Keltenschanzen, wie im Fall der Perlacher Keltenschanze. Wenn auch das keltische Leben mancherorts ganz zusammengebrochen sein mag, legen doch viele der Keltenschanzen eine Einbindung der alten Keltenwelt in die neue Römerzeit nahe und rechtfertigen eine Aufnahme in einen „Digital Atlas of the Roman Empire“.

Zumal die Aufnahme der Schanzen in den „Digital Atlas of the Roman Empire“ elegant als zuschaltbare Option realisiert wurde. Auf der Startseite ist derzeit unter den Neuerungen zu lesen: „New overlay of Celtic Viereckschanzen in Southern Germany using the Atlas der spätkeltischen Viereckschanzen Bayerns by Klaus Schwarz (1959), the web site Kraftvolle Orte by Stefan Gröschler and the Bayerischer Denkmal-Atlas. Load the layer Viereckschanzen, keltische Viereckschanzen in Bayern und Baden-Württemberg and move the center of the map to Augusta Vindelicum, modern Augsburg. This far more than 200 sites are compiled with evidence in the Monuments Atlas and the book by Schwarz.“

Den Hinweis auf Stephans viele Keltenschanzenbesuchsberichte hatte ich anläßlich eines Artikels über ihn in der „Apotheken Umschau“ schon mal im Oktober 2015 im Blog. Damals unter der Überschrift „Kelten-Links“ zusammen mit weiteren Links zu „Hafenradio“-Podcasts von Christoph Haffner und seinem Vater, dem pensionierten Professor für Ur- und Frühgeschichte Alfred Haffner sowie zum Manchinger Museum. In beiden Fällen gibt es auch wieder Neues: es gibt einen ganz neuen Podcast über das keltische Bronzepferdchen von Freisen und in Manching soll dieses Jahr eine „hochkarätige“ Sonderausstellung über die Bilderwelt der Kelten eröffnet werden, die nach Ausstellungsende von Manching in das Keltenmuseum von Bibracte und dann weiter in das Schweizer Laténium wandern soll. Zu dieser neuen Manchinger Ausstellung finde ich aber derzeit noch keine weiteren Informationen im Netz.

Donnerstag, 11. Januar 2018

Bayerischer Denkmal-Atlas versus Vici.org

Marcellina hat letzten September in ihrem Practice Room unter Bezug auf meinen Blog die Verläßlichkeit der Straßeninformationen im Bayerischen Denkmal-Atlas und in Vici.org verglichen. Außer meinem Dank für die Erwähnung kann ich ihren Erkenntnissen nichts hinzufügen. Sie decken sich mit meinen, d.h. der Bayerische Denkmal-Atlas stellt auch aus meiner Sicht die Straßenverhältnisse wesentlich akurater als Vici.org dar.

Im folgenden soll es beim Thema Bayerischer Denkmal-Atlas versus Vici.org (und vergleichbare Projekte) deshalb noch um ein paar weitere Aspekte gehen. Zuvörderst ist zu erwähnen, daß Vici.org ein privates Projekt ist, eine „community driven archaeological map, inspired by and modelled after Wikipedia“, während hinter dem Bayerischen Denkmal-Atlas der Freistaat Bayern steht. Seitens des Bayerischen Denkmal-Atlas ist neben dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege auch die Bayerischen Vermessungsverwaltung zu finden. Da sitzt man also an der Geo-Datenquelle und da sollten die Geoinformationen dann auch zumindest nie schlechter als in Vici.org sein.

Ob diese Erklärung ausreicht, wenn es mal bei Vici.org sehr schief läuft? Man kann sich das aktuell am Beispiel der Grünwalder Römerschanze ansehen. Hier der Vici.org-Link zur Römerschanze. In den Denkmal-Atlas kommt man via dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und findet die Römerschanze über deren Denkmalnummer D-1-7935-0002 Die derzeit in Vici.org nordöstlich der Römerschanze vorbeiführende Strecke widerspricht sowohl allen mir bekannten Vorstellungen der Streckenführung als auch den örtlichen Verhältnissen, d.h. da geht es hart über die Kante in die Tiefe. So ins Blaue hinein vermutet könnte ich mir vorstellen, daß Vici.org Punktinformationen leichter richtig übernehmen kann und das mit den Verbindungen zwischen zwei Punkten bisweilen erst einmal lockerer sieht.

Man möge noch kurz in beiden Geo-Informationssystemen im Bereich der Römerschanze bleiben und einen Blick auf so eine Punktinformation in der Nähe der Römerschanze in Vici.org werfen. Aus dem Denkmal-Atlas ist letztes Jahr die Informationen über eine „Brücke der römischen Kaiserzeit“ verschwunden. Vici.org hat diese Information zuvor übernommen und zeigt den Standort noch inklusive einem Verweis auf die Denkmalnummer D-1-7935-0005 an. „Community driven“ mag man irgendwann wieder in Vici.org dem Denkmalamt folgen und die Brücken-Information ebenfalls rauslöschen. Sicherheitshalber kann ich mir die Geodaten aber jetzt schnell noch via dem auf der Webseite zu findenden „Download als RDF/XML“-Link herunterladen. Irgendwann will ich ja meine westlich der Isar beendete Serie östlich der Isar fortsetzen und mir diese Stelle in natura ansehen. „Community driven“ könnte man aber auch herausfinden, was zu dieser Brückeninformation geführt hat, und falls die Sache Substanz hat, die Information in Vici.org erhalten.

Vici.org will ein „archaeological atlas of classical antiquity“ sein und ist daher vom Zeitraum her gegenüber dem Denkmal-Atlas eingeschränkt. Es steht uns aber auch außerhalb Bayerns zur Verfügung, wo so ein geschichtliches Geo-Informationssystem nicht für die Bevölkerung verfügbar ist. Man kann mithin mit Vici.org grenzübergreifend die alten Römer verfolgen und sich etwa zur baden-württembergischen Villa Rustica Enzberg ansehen, wo die sich weitere Villa Rusticas in der Nähe befanden.

Schaut man sich die Vici.org-Einträge an, enthalten sie oft schon auf Vici.org mehr Informationen zum Objekt als der entsprechende Eintrag im Denkmal-Atlas. Darüberhinaus enthalten die Vici.org-Einträge auch weiterführende Links. Im genannten baden-württembergischen Beispiel wird auf ein regionales Wiki verwiesen, in dem umfangreiche Informationen über die regionalen Römer zu finden sind.

Bei Vici.org ist schnell klar, was es uns als Geo-Informationssystem anbieten will. Ein „archaeological atlas of classical antiquity“ - wir stöbern herum, wir sehen den Schwerpunkt auf den Römern. Wir sehen vielleicht woanders einen Artikel über eine neuentdeckte Villa Rustica. OK, Vici.org-Interesse daran klar. „community driven“? Also wie kann ich die neue Villa Rustica eintragen? Gut, bis zum tatsächlichen Eintrag kommen dann nur 0,01%. Aber die Idee hinter der Website ist allen klar.

Der Bayerische Denkmal-Atlas kommt zwar ebenfalls als geschichtliches Geo-Informationssystem daher. Er wurde so auch schon bisweilen ohne Eingehen auf die Feinheiten angepriesen. Die administrativen Aspekte des Denkmal-Atlas sorgen aber für beachtenswerte Dissonanzen. Sprich: es können dadurch Informationen für den Denkmal-Atlas unwichtig werden oder von vornherein unwichtig sein, die man intuitiv für ein geschichtliches Geo-Informationssystem schon als wesentlich erachten würde.

Man suche dazu mal als Beispiel das Denkmal D-1-7935-0011 in Grünwald („Siedlung der späten Bronzezeit, der Urnenfelderzeit, der Hallstattzeit und der Latènezeit sowie Körpergräber der frühen Bronzezeit, Brand- und Körpergräber der mittleren Bronzezeit, Brandgräber der Hallstattzeit und der Latènezeit und Körpergräber des frühen Mittelalters.“). Wesentlich ist das aus der Rotfläche herausgenommene Gelände des neuen Grünwalder Gymnasiums.

Ich erkläre mir die Logik des Herausnehmens der Gymnasiums-Fläche administrativ: da ist alles untersucht und ausgeräumt, da ist kein Denkmal mehr, das Denkmalamt ist nicht mehr einbezogen. Die Flächen drumherum konnte man noch nicht untersuchen und nur deshalb bleibt die Information im Denkmal-Atlas erhalten. Wäre die komplette Fläche untersucht worden, wäre so eine wesentliche Information über die Geschichte Grünwalds dann ganz aus dem Denkmal-Atlas verschwunden?? Ich bin auf diese Frage auch schon in „Westlicher Römerstraßenaufstieg beim Georgenstein“ im Hinblick auf das westlich an das oben erwähnte Brückenstück angrenzende Gelände im Isartal eingegangen. Dieser Teil der Isar und der angrenzende Uferbereich ist so überarbeitet worden, daß vermutlich nichts mehr zu untersuchen ist. Ist das Gelände jetzt entsprechend für das Denkmalamt uninteressant und deshalb aus dem Denkmal-Atlas verschwunden? Wurde damals während der Arbeiten etwas gefunden, aber heute nicht angezeigt, weil die Fläche aus administrativen Gründen für das Denkmalamt nicht mehr interessant ist?