Montag, 26. Oktober 2009

Spätantike Links

Letztes Wochenende ist die Ausstellung „Erben des Imperiums in Nordafrika - Das Königreich der Vandalen“ im Karlsruher Landesmuseum mit einem überraschend großen Medienecho eröffnet worden.

Hier drei Links: „Karthago ist lieblich und süss“ von Roman Hollenstein in der NZZ Online bietet umfangreiche Hintergrundinformationen. „Ein ganz neues Bild der antiken Großmacht“ von Holger Farken für den SWR glänzt mit schönen Fotografien und Video-Links. „Zivilisierte Zerstörer“ von Gabriele Höfling im Rheinischen Merkur stellt die Karlsruher Zusammenarbeit mit Tunesien und die dortigen Ausgrabungsstätten stärker in den Vordergrund.

Der oströmische Kaiser Anastasios I. war Zeitgenosse des Vandalenreiches in Nordafrika, von ihm und der Entstehung des byzantinischen Imperiums handelt ein Buch von Mischa Meier, das von Stefan Rebenich in der NZZ Online unter dem Titel „Warum das Römische Reich im Osten überlebte“ besprochen wurde.

Der nächste Link führt aus der Spätantike heraus. Aber wenn man schon auf NZZ Online ist, dann kann man sich noch den Artikel von Jürgen Tietz über die Wiedereröffnung des Neuen Museums in Berlin „Nofretete und der Elch“ ansehen.

Auch großteils außerhalb der Spätantike liegt der Deutschlandfunk-Studiozeit-Beitrag von Matthias Hennies „Gotischer Schmuck und koschere Küche“. (Ergänzend zur Grabung in Köln noch der WDR-Beitrag „Kölner Synagoge wird ausgegraben“ von David Ohrndorf aus dem letzten Jahr).

Hier will ich ein Ziel des Kölner Grabungsleiters Sven Schütte aus dem DLF-Beitrag herausgreifen: Er versucht die kontinuierliche Nutzung einer spätantiken Kölner Synagoge bis in das Mittelalter archäologisch nachzuweisen. Dadurch hätte er auch einen archäologischen Nachweis einer seit der Römerzeit kontinuierlich bestehenden jüdischen Gemeinde erbracht.

Nach dem Bericht ist dieser Punkt noch strittig, es seien aber „Historiker und Archäologen weitgehend einig“, daß in Köln schon um 800 eine Synagoge stand. Diese frühe Datierung ist vielleicht selbst schon ein Argument für eine kontinuierliche jüdische Gemeinde.

Auf das Thema bin ich via Yehudas Eintrag „Juden im antiken Augsburg“ im Blog des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg gestoßen. Ich hatte einen Beitrag von Ludwig Berger zum Thema „Frühe jüdische Zeugnisse in den nordwestlichen Provinzen des Imperium Romanum“
im Begleitband zur Karlsruher „Imperium Romanum“-Ausstellung in Erinnerung und den dann nachgelesen.

Ludwig Berger schreibt dort: „insgesamt scheint es nicht zu gewagt, in Trier eine Synagogengemeinde anzunehmen“ und „Eine Synagogengemeinde darf mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für Colonia Agrippina / Köln vorausgesetzt werden“. Er thematisiert für Trier aufgrund eines spätantiken Fundes in der Nähe des mittelalterlichen Judenviertels auch schon eine mögliche „örtliche Kontinuität der jüdischen Siedlung von der Spätantike ins Mittelalter“, wobei für ihn diese Frage „ohne neue archäologische Befunde“ nicht zu beantworten ist.

Ludwig Berger hatte seinen Fokus auf den linksrheinischen Gebieten. Vermutlich weil es neben mehr archäologischen Funden auch überlieferte schriftliche Hinweise auf die Präsenz von Juden gegeben hat. Was vielleicht wiederum mit dem zeitweiligen spätantiken Machtzentrum Trier zusammenhängt. Generell wird für die römischen Gebiete links des Rheins in der Zeit nach dem Limes-Fall im starken Gegensatz zu den verbliebenen Gebieten im heutigen Bayern noch von einer Spätblüte ausgegangen. (Die Nähe zum dann fränkischen Machtzentrum gilt übrigens auch für die mittelalterliche Kölner Synagoge, eine Synagoge um 800 bedeutet die Zeitgenossenschaft mit Karl dem Großen!)

Das bei Yehuda abgebildete spätantike Augsburger Lampenfragment und eine Bleiplombe aus dem 40 km entfernten Burghöfe, ebenfalls mit einer Menora, sind nach Ludwig Berger „vielleicht erste Zeugen einer größeren Gruppe Juden, die sich in der Provinzhauptstadt Augsburg niedergelassen hat“.

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