Mittwoch, 25. November 2009

Wikipedia

Die Wikipedia ist heute ein wesentlicher Teil der Internetkultur. Inhaltliche Vergleiche mit ihren kostenpflichtigen gedruckten und elektronischen Vorgängern drücken das Hinzugekomme nur unzulänglich aus. Die Wikipedia stellt im Gegensatz zu ihren Vorgängern eine allgemein verfügbare Basis dar. Neben der Bequemlichkeit ist auch das ein Grund, daß selbst im professionellen Umfeld, das teuere Lexika refinanzieren könnte, die Recherche die kostenlose Wikipedia zumindest miteinbezieht. Mit der Wikipedia kann man Internettexte kürzer halten und einfach auf diese allgemein zugängliche Quelle verweisen.

Mehr noch als durch Verweise landet man durch gezieltes Suchen auf einem Wikipedia-Artikel. Mit etwas Zeit und Undisziplin kann man sich dort stundenlang weiterhangeln. Wenn man so eine Surforgie ohne passende Einstiegsidee vorhat, dann helfen die Portale („Portale dienen in der Wikipedia dazu, einen größeren Themenkomplex systematisch zu erschließen“). Portale gibt es bspw. für Archäologie, Vor- und Frühgeschichte und Altertum.

Die Wikipedia ist Teil des „Mitmachwebs“ bzw. des Web 2.0. Mit dem Begriff Web 2.0 muß man vielleicht vorsichtig werden, weil so ein investitionsrelevantes Schlagwort gern mit einer Wirtschaftskrise begraben wird. Mitmachweb stimmt jedenfalls. Daß viele an einem Wikipedia-Artikel oder zumindest an einem Wikipedia-Themengebiet über die Zeit hinweg mitmachen, hat den Vorteil, daß einige später noch ein Augenmerk darauf behalten.

Dem gegenüber kann man zum Themenspektrum meines Blogs viele Web-Projekte finden, auf denen wichtige Aktualisierungen nicht mehr nachgezogen werden. Das sind oft sehr gute und substanzvolle „Web 1.0“-Projekte von Einzelpersonen, die mittlerweile offenbar keine Zeit mehr haben. Und bei Ämtern und Institutionen sieht es manchmal so aus, als ob früher Geld für Webprojekte bewilligt und ausgegeben wurde und jetzt für Änderungen und Neuerungen gerade nichts da ist.

Da die Wikipedia mittlerweile so wichtig geworden ist und jeder dort mitmachen kann, kann auch jeder versuchen, die Inhalte in der Wikipedia in seinem Sinne umzubiegen. Insofern dürfte für die Qualität der Inhalte die Notwendigkeit eines permanenten Kampfs Gut gegen Böse klar sein. Offensichtliche Manipulationsversuche mit Unwahrheiten sollten leicht unter „Böse“ einsortierbar sein. Leider gibt es in der Wikipedia auch Konflikte zwischen Opponenten, die beide glauben für das Gute zu kämpfen.

Ein Beispiel wäre die Frage (mit folgender Löschung), ob ein bestimmtes Thema überhaupt einen Artikel in der Wikipedia wert ist. Seit Jahren finden sich in Foren frustrierte ehemalige Wikepedianer, die offenbar früher mit Herzblut bei der Sache waren und auf diese oder andere Weise ihre gute Arbeit zerstört sahen. Hinter der Oberfläche der Wikipedia selbst kann man in den Diskussions- und Benutzerseiten weiteres Unschönes lesen. Manchmal ein recht rüder Umgangston, manchmal regelrechte Leidensgeschichten. Das ist schon traurig.

Im Prinzip hatten wir alles schon, aber derzeit kocht die Debatte besonders wieder hoch. Exemplarisch der Telepolis-Beitrag „Offline-Sperrung“ und dessen Kommentare oder mit besonderem Augenmerk auf die vielen Kommentare die Meldung „Autorenschwund bei Wikipedia“ in heise-Online. Kritikpunkte an der Wikipedia aus Sicht der Wikipedia finden Sie hier.

Speziell hinsichtlich der Relevanz von Blogs für die Wikipedia wird derzeit eine Äußerung eines Wikipedianers häufig zitiert, welche ich in die Kategorien „ziemlich verunglückt“ und „rüder Umgangston“ einsortieren will. Was bleibt ist, daß die Wikipedia eher nicht auf Blog-Einträge verlinken will. Diese Diskussion hatten wir aber auch schon mal, hier etwa bei einem Eintrag von Alexander Graf vom Oktober 2008 „Blogs sind als Weblinks ungeeignet“... im Blog Kassenzone. Dort weist der 22. Kommentar sachlich und in gewissem Umfang nachvollziehbar auf die Gründe hin.

Ich sehe mich als weitgehend passiver Nutzer der Wikipedia, habe aber dort als nicht angemeldeter Benutzer die Daten zum rezensierten Buch von Bernd Steidl eingetragen und diejenigen des alten Limeswanderführers von Thomas Fischer auf die des neuen Buchs von Thomas Fischer und Erika Riedmeier-Fischer geändert.

Das wurde ziemlich schnell kontrolliert und übernommen, wenn auch einer der Alteingesessenen anscheinend angeregt wurde die Literatur zu gruppieren und dabei den Bernd Steidl falsch einsortierte, worauf ich den dann umsortiert habe, was auch wiederum schnell kontrolliert und übernommen wurde. Das lief schnell und unproblematisch und so wie das sein sollte. Probieren Sie das doch selbst aus, wenn Sie bislang noch nie etwas an der Wikipedia geändert haben und Ihnen entsprechender Bedarf auffällt!

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