Dienstag, 30. Oktober 2012

Ein wenig zum römischen Baden-Baden

Baden-Baden hatte ich im letzten Eintrag im Zusammenhang mit dem sich bei Baden-Baden befindlichen Berg Battert erwähnt. Auf dem Berg wurden vorzeitliche Funde gemacht und ein keltisches Befestigungswerk entdeckt. Man kann in dieser Gegend demnach von einem regen keltischen Leben ausgehen, davon zeugen auch die Großgrabhügel beim nahen Hügelsheim.

In römischer Zeit wurde Baden-Baden wegen seiner Thermalquellen zu einem Badeort der Römer, was sich auch im Namen der Siedlung Aquae niederschlug - nach der Wikipedia wurden damals viele Städte mit Heilquellen Aquae genannt. Auf diese Zeit gehen die Soldaten-und Kaiserbäder in der Baden-Badener Altstadt zurück. Von den Soldatenbädern (oder je nach Quelle „Soldatenbad“, „Römische Badruine“) kann man einen gut erhaltenen Teil unter dem Friedrichsbad besichtigen, von den Kaiserbädern (oder Kaiserthermen) Umrisse neben der Stiftskirche. Die unterschiedlichen Bezeichnungen der Bäder haben den Hintergrund, daß die Kaiserbäder prachtvoller ausgestattet waren und der römische Kaiser Caracalla hier gewesen sein soll.

Baden-Badener Merkur

Von einem Besuch im Stadtmuseum Baden-Baden sollte man sich mehr Orientierung über die Geschichte Baden-Badens erhoffen. Das Stadtmuseum ging aber für uns nicht, weil wir bei unserem Aufenthalt nur noch einen Montag für Baden-Baden übrig hatten. Und am Battert sind wir auch nicht gewandert oder auf den auf Bild 1 zu sehenden Merkur hinauf. Der Berg hat seinen Namen wegen eines auf dem Gipfel gefundenen römischen Votivsteins bekommen. Wir haben diese Programmpunkte auf einen späteren Zeitpunkt verschoben und sind eher normaltouristisch von der Trinkhalle über die Spielbank in die Parkanlage an der Lichtentaler Allee geschlendert und dann erst in Richtung Soldatenbäder eingebogen (Bild 2). Der Eintritt kostete 2,50 Euro pro Person. Es ist auf kleinem Raum relativ viel Erhaltenes zu sehen. Ein Video gibt ergänzende Erläuterungen. Fotografieren darf man dort nicht, und das Video habe ich nicht im Internet gefunden. Die Kaiserbäder/Kaiserthermen liegen deutlich höher als die Soldatenbäder, aber nur wenig entfernt. Von ihnen sind heute nur die erwähnten Grundrissmarkierungen neben der Stiftskirche zu sehen (Bild 3 + 4).

Römische Badruinen unter dem Baden-Badener Friedrichsbad

Noch ein paar Links zu anderen Themen: Morgen findet in Riedenburg die Veranstaltung „'Mystische Zeitreise' – Fackelwanderung von den Burggrafen zu den Kelten“ statt. In Stephans Gröschlers Kraftvollen Orten gibt es Bilder von früheren Veranstaltungen und den Link zum Langtext bei der Stadt Riedenburg.

Kaiserthermen neben der Baden-Badener Stiftskirche

Zwei Blogs von Torwen, die ich erst jetzt über das Egogoogeln entdeckt habe. In „Querbeet durch die Archäologie“ sind Bilder von japanischen Flammentöpfen zu sehen. Und im ersten Monat von „Torwen's Blog“ gab es 2006 einen Bericht von einer Ausstellung in Mannheim, von der ich in den unaufmerksameren Jahren vor meinem Blogstart garnichts mitbekommen habe.

Zu einem im Mai bei Youtube hochgeladenen Video von Marc Azéma, das mittlerweile über 368000 Zugriffe hat. Es geht um die Idee, daß die sich teilweise überlagernden Umrisse in prähistorischen Höhlenzeichnungen im Fackellicht zu animierten Bildern werden. Mehr dazu in „Was European Cave Art the Earliest Form of Cinema?“, „Bewegtbild ist ein 30.000 Jahre altes Medium“ und „Komm, wir gehn ins Steinzeitkino“.

Kaiserthermen neben der Baden-Badener Stiftskirche

Abschließend das Video „Mystische Orte – Auf den Spuren der drei Bethen“. In dem professionell gemachten Video - am besten gleich auf Vollbild klicken - stellt Christopher Weidner meine letztjährigen Ziele Karlsberg, das Grab der Seherin, die Mühltal- oder Bethenquelle und die Petersbrunner Kapelle vor.

Freitag, 19. Oktober 2012

Hohloh und Hohlohsee

Im letzten Eintrag hatte ich zum Mahlberg geschrieben, daß das Gebiet ursprünglich keltisch gewesen ist und als Beispiel die keltische Eisenerzproduktion beim östlich liegenden Neuenbürg erwähnt. Die Entfernung vom Mahlberg zum Neuenbürger Schlossberg habe ich nochmal mit Maßstab und Karte nachgemessen und bin auf 16 km Luftlinie gekommen (die per Bildschirm und Google Maps ermittelten 14 km im Mahlberg-Eintrag habe ich dort korrigiert). Zum Neuenbürger Beispiel hinzuzufügen ist ein keltisches Fürstengrab in südwestlicher Richtung vom Mahlberg, nämlich der in knapp 21 km Entfernung bei Hügelsheim gelegene „Heiligenbuck“ (südlich Hügelsheim bei der B36 und der Zufahrt zum Baden-Airpark). Der Grabhügel soll zwar schon vorzeitlich beraubt worden sein, die Bestattung konnte aber durch Zurückgebliebenes der jüngeren Hallstattkultur und einem Zeitraum um 550 v.Chr. zugeordnet werden. Im dritten Bild des Mahlberg-Eintrags läge das Grab in Richtung links von dem Berg in der Bildmitte. In diesem Blog-Eintrag ist das sechste Bild in Richtung auf den Rhein aufgenommen. Unten ist das Murgtal und links hinter der Bergkette das Oostal. Was dort an Häusern zu erkennen ist, sollte zu Baden-Baden gehören. In Richtung der linken Seite des Oostales müßte etwa das Grab liegen.

Hohlohsee

Um diesen nahe des Rheins liegenden Heiligenbuck herum sollen auf beiden Rheinseiten weitere solcher reichen Bestattungen nachgewiesen sein. Also man darf hier ein keltisches Kulturzentrum ähnlich Gebiet um die Heuneburg oder bei dem vermutlich zu einem Zentrum auf dem Hohenasperg gehörenden Fürstengrab von Hochdorf vermuten. Mit den mittelbadisch/elsässischen Hügelgräbern werden umfangreiche Befestigungswerke am Battert nördlich von Baden-Baden in Verbindung gebracht. Der Battert liegt zwischen Murg- und Oostal, er ist etwas über 10 km Luftlinie vom Mahlberg entfernt.

Hohlohsee

Misst man die Luftlinien nach Neuenbürg auf der Landkarte aus und zieht dabei noch Nagold mit in Betracht, das mit dem „Krautbühl“ ebenfalls ein Fürstengrab besitzt, dann ist der Hohenasperg am weitesten von Neuenbürg entfernt (knapp 41 km). Das überrascht etwas, denn das Keltenzentrum am Hohenasperg müßte durch die Verbindung über die Enz eine besondere Stellung gegenüber Neuenbürg gehabt haben. Der Battert liegt Neuenbürg mit etwas weniger als 26 km am nähesten. Hochdorf käme mit knapp 31 km auf den zweiten Platz. Nagold (knapp 34 km) wäre mit leichtem Vorsprung vor Hügelsheim (knapp 37 km) Dritter. Dieser Vergleich setzt voraus, daß es in der Hallstattzeit einen Zeitraum gegeben hat, in dem diese keltischen Zentren gleichermaßen aktiv waren.

Steg am Hohlohsee zur Besucherführung

Wo werden die Verbindungswege verlaufen sein? Die Optionen müßten ziemlich zahlreich sein, denn vermutlich war das Gebiet zwischen Neunbürg und Murgtal so löchrig wie ein Schweizer Käse und zudem wären auch kombinierte Transporte denkbar. Also vielleicht ein Schwertransport per Karren bis zu einem der in den Rhein mündenden Gewässer und dann weiter nach Hügelsheim. Aus römischer Zeit ist der Abzweig von der durch das Rheintal führenden Straße bei Ettlingen in Richtung auf Pforzheim/Portus an der Enz bekannt. Vielleicht wäre das auch der passende Weg für eine repräsentative Hohenasperger/Neuenbürger Delegation mit Pferd und Wagen zur prachtvollen Hügelsheimer Beerdigung gewesen. Aber die Luftlinie Neuenbürg - Ettlingen entspricht etwa der direkt zum Murgtal, also zumindest wenn man etwas auf dem eigenen Rücken oder mit geführten Tragtieren transportiert wären solche Direktverbindungen näher gelegen.

Hohlohturm bzw. Kaiser-Wilhelm-Turm

Sucht man in Google Maps per „Route verbinden“ zwischen Neuenbürg und Ebersteinburg (da liegt der Battert) eine Verbindung, dann wird einem der Weg über Dobel, Bad Herrenalb und Loffenau vorgeschlagen. Im letzten Bild des Mahlberg-Eintrages führt diese Straße hinter Mauzenstein und Mauzenberg (759 m) über das Käppele (538 m). In Laufnähe, dort gibt es einen Parkplatz, von dem aus viele ihre Mauzen- und Bernstein-Wanderung starten. Interessant ist die „Zu Fuß“-Option in Google-Maps. Da führt der Weg sogar zwischen Mahlberg und Mauzenberg durch. Diese „Zu Fuß“-Option scheint mittlerweile auch bei Waldstrecken überraschend gut mit Wegen bestückt zu sein. Sie ist aber für unsere Zwecke noch nicht so ideal. Google kennt anscheinend die Waldwirtschaftswege, aber nicht unbedingt die Fußpfade, die teilweise „schon ewig“ benutzt wurden. Präferenzen bei den Höhenunterschieden sind auch nicht einbeziehbar. Abgesehen von diesen Feinheiten ist das Ergebnis der „Zu Fuß“-Option aber doch schon ganz interessant.

Hohlohturm bzw. Kaiser-Wilhelm-Turm

D.h. es gab vermutlich zahlreiche bessere Optionen und man wird das weiter murgaufwärts liegende Gebiet am Hohloh weitgehend ausschließen können. Der kleine Vorteil dieses Gebiets ist nur, daß man hier eine Direktverbindung von Murg- und Enztal hätte. Das Hohloh-Platau liegt auf der einen Seite am Murgtal und zur anderen Seite entwässert es in die Enz. In das Gebiet kann man schon bei Loffenau bei der Teufelsmühle aufsteigen und kommt dann auf Plateaus, die verglichen dem Mauzenberg ein Stockwerk höher liegen. Für die Teufelsmühle werden 908 m angegeben, auf dem Hohlohplateau ist man fast bei 1000 m und auf dem Hohlohturm (auch Kaiser-Wilhelm-Turm) schafft man es über die 1000.

Blick vom Hohlohturm über Murg- und Oostal in Richtung Rhein

Bild 7 ist ein Panorama aus vier Fotografien. Man kommt die Straße von Reichental links hoch, fährt noch Stück die Bergkante entlang und steigt dann nach rechts in die erste zu sehende Vertiefung ab. Dort liegen die Häuser von Kaltenbronn. Wer sich über die Lage dort oben mittels der Karte in dem Faltblatt Naturschutzgebiete Hohlohsee und Wildseemoor (pdf) genauer informieren will: Der etwas rechts von der Mitte zu sehende Weg ist ein Fußweg vor zur Straße, vorne liegt die Schwarzmißhütte. In der Richtung des Weges sieht man auch etwas Taldunst, zwischen dem Tal und Kaltenbronn liegt wieder eine plateauartige Fläche, auf der sich der Wildsee befindet.

Zur jüngeren Geschichte des Hohlohsees gibt es interessante Informationen von Fritz Möbus. Luftbilder der Moorseen kann man sich beim Tourismus Zweckverband „Im Tal der Murg“ ansehen. Zu nennen ist auch eine Website eines eigenen Infozentrums für das Gebiet.

Panorama vom Hohlohturm über das Gebiet am Hohloh

Es gibt einige Sagen zu den Seen. Die oben genannte Bezeichnung „Teufelsmühle“ hat auch so einen sagenhaften Ursprung, mit der man die dort herumliegenden Steine erklärt hat. Wahrscheinlich haben die Kelten diese besonderen Naturerscheinungen in ähnlicher Weise verarbeitet. Die Sagen zu den Seen haben meist etwas mit deren Tiefe und dem Verschwinden im See zu tun, wirken also nicht so spezifisch auf das Gebiet zugeschnitten. Eine Sage wirkt sogar etwas überzogen - wenn man einen Stein in den Hohlohsee wirft, dann droht ein Unwetter über dem See und das Wasser gerät in Wallung. Man könnte denken, so eine Sage funktioniert überhaupt nicht, das können ja alle ausprobieren und dann ist es vorbei. Aber vielleicht hat diese Sage sogar die ältesten Vorläufer. Als wir (ohne Steine in den See zu werfen) zum Parkplatz zurück kamen hat es genieselt, an einem Parkplatz an der Kante zum Murgtal hin haben wir nochmal geparkt (Bild 8), da war es in Richtung Murgtal nur grau. Weiter unten dann wieder friedlicher leichter Regen. Und vor über 20 Jahren bin ich mal auf der Rückfahrt vom Hohlohsee mit dem Fahrrad von einem Sommergewitter überrascht worden. Glücklicherweise in der Nähe der Schwarzmisshütte. Damals war unten in den Tälern am ganzen Tag Sonnenschein und niemand dachte daran, daß Gewitter durchziehen. Also die Gegend da oben ist schon sehr besonders.

Beim Hohloh an der Straße in Richtung Reichental

Nun noch ein Blick zu den hessischen Kelten. Rolf Bierwirth wandert derzeit vormals keltische Höhen nahe Frankfurt ab. Sein letzter Eintrag handelt vom Altkönig, dort gibt es mit dem Ringwall Altkönig keltische Befestigungen. Also neben potentiellen Wanderern an Limes und Hadrianswall sollten auch die Vorgeschichtsinteressenten aus dem Frankfurter Raum mal bei ihm vorbeisehen. Aus der Zeit von Rolfs Limeswanderung stammt sein Abstecher zum Glauberg, damals war das Museum noch nicht eröffnet. Ich hatte im Mahlberg-Eintrag die germanischen Höhensiedlungen erwähnt, von der aber keine in Mahlbergnähe verzeichnet war. Auf dem Glauberg war hingegen so eine Siedlung. Er gilt auch als bedeutender Fundplatz des 4./5. Jahrhunderts. Schließlich noch der Hinweis von Rolf auf die Website Hessen-Archäologie, mit mehreren Beiträgen pro Monat eine sehr gute Informationsquelle über archäologische Neuigkeiten in Hessen.

Freitag, 12. Oktober 2012

Gemischte Links mit Mahlberg

Bei Quizzy ist regelmäßig etwas zur Geschichte zu finden, meist mit Bezug zu München. Letzten Sonntag hat sie unter dem Titel „Silberadler und weiß-blauer Löwe“ die Burg zu Burghausen und die dort bis zum 4. November stattfindende Ausstellung „Verbündet – Verfeindet – Verschwägert. Bayern und Österreich“ empfohlen.

Schon zuvor wurde mir Burghausen ähnlich begeistert nahegelegt. Ich spüre noch nicht so recht die Lücke, die Burg ist ja nicht aus meinem Kernzeitbereich. Vielleicht kommen irgendwann Burg und passende Ausstellung zusammen. Anders ist das mit den Kelten und Römern am Chiemsee. Da gab es auch Empfehlungen, aber es gibt keine Ausrede. Letzte Woche war dort das Historische Bedaius Familienfest 2012. Ich habe es zumindest am selben Tag mitbekommen und wenige Stunden vor Veranstaltungsende weitergetwittert - vielleicht hat das einem Anwohner noch geholfen. Uns bleiben zahlreiche Links auf der Website, einer zu einem Video vom Juni mit Ministerpräsident Horst Seehofer auf dem nachgebauten Römerschiff Victoria.

Von Peter Jackson wird es eine Serie Hobbit-Filme geben. Kann sein, daß ich das mit kleinem Interesse schon mitbekommen habe, jetzt ist es durch Marcellina richtig hängen geblieben. Sie hat über Tolkien’s Celtic Influences, Perhaps Seen Here In The Alps geschrieben, ein Muß für alle Tolkien-, Peter Jackson, Herr der Ringe etc. -Fans.

Es gab schon vor „Herr der Ringe“ Filme von Peter Jackson. Braindead hat einen gewissen Kultstatus. Man muß den Humor von Braindead mögen, für viele ist dieser Film wirklich nichts. Aber er ist nicht wegen Gewaltverherrlichung oder so etwas ähnlichem Kult, sondern als Horror-/Splatterfilm-Persiflage. Jetzt sehe ich in der Wikipedia „Altersfreigabe FSK ungeprüft, bundesweit beschlagnahmt“, und bin anderseits vor ein paar Wochen an Walhalla Rising geraten, der mit ziemlich herben Szenen „FSK 16“ ist. Vielleicht ist Persiflage vs. „künstlerischer Anspruch“ das Problem, oder vielleicht nur die Persiflage? Wie dem auch ist, aber man stelle sich vor, Peter Jackson hätte mit seinem möglicherweise inkorrekten Vorleben hierzulande versucht, mit bundesdeutscher Filmförderung einen Film zu drehen. Gut, ich habe keine Ahnung und vielleicht nur Vorurteile.

Zu den Alpen sei noch der Blog Rückwege – Alpine Archäologie in der Silvretta erwähnt.

Aus nördlicher Richtung herangezoomter Mahlberg

Nach Stuttgart, dort hat im September die Ausstellung „Die Welt der Kelten“ begonnen und bei New at LacusCurtius & Livius gibt es dazu eine kleine Besprechung. Das in „Nochmal Denkmaltag“ erwähnte, zur Ausstellung passende 15-minütiges Interview mit Prof. Dr. Dirk Krausse in der ZDF-Mediathek ist immer noch zugreifbar.

Nach dem Blog-Eintrag ist mir zu diesem 15-minütigen Video der Pernicka-Brief eingefallen. Es ging dabei um einen offenen Brief von Prof. Dr. Ernst Pernicka an den Programmdirektor des ZDF wegen einer Sendung in der Reihe „Terra-X“. Den offenen Brief kann man immer noch in dieser pdf-Ausgabe der Zeitschrift Forum Classicum des Deutschen Altphilologenverbandes nachlesen. Eigentlich sollten sich die Wissenschaftler über die heutigen Möglichkeiten freuen. Man kann die Sache in langen Interviews auf den Punkt bringen und auf der eigenen Homepage darauf verweisen. Und wenn ein nachträgliches Entstellen oder ein Depublizieren droht, dann kann man die Videos auch selbst produzieren und unter einem eigenen Account im Internet veröffentlichen.

Man könnte die neuen Möglichkeiten auch der Klage in dem Artikel „Troia steckt im tiefen Tal“ entgegen halten (ich hatte den Artikel schon in einem früheren Eintrag verlinkt). Nach dem Artikel vernachlässigt die Tübinger Uni-Sammlung das Thema Troja sträflich, zeigt nur ein paar Funde Schliemanns, erwähnt den Verlauf und die Ergebnisse der Korfmann-Grabung nicht und der Name Pernicka kommt überhaupt nicht vor. Vielleicht würde wichtiger sein, alles erst einmal in das Netz zu bekommen, und die Leute klicken sich ihre Favoriten selbst zusammen. Vielleicht werden solche Favoritenlisten in Zukunft dann von den Austellungsmachern ausgewertet.

Ein Blick auf eine aktuelle Tübinger Ausstellung: „KultOrte. Mythen, Wissenschaft und Alltag in den Tempeln Ägyptens“ soll dort ab 18. Oktober zu sehen sein. Zu loben ist, daß die vermutlich mit Steuergeldern erstellte Pressemitteilung der Tübinger von allen frei lesbar in das Internet eingestellt wurde. Zu bemängeln ist, daß die „Einladung zur Pressevorbesichtigung“ sich nicht explizit an alle richtet, die über die Ausstellung berichten wollen. Man könnte sich ja schon daran anpassen, daß man die Leute im Netz für das Promoten von Videos und 3D-Scan-Sammlungen braucht.

Aufnahme von Spessart in Richtung Schöllbronn

In dem Zusammenhang hatte das Universalmuseum Joanneum eine Superidee: wer die Ausstellungen und Veranstaltungen des Joanneums besuchen und darüber in sozialen Netzwerken berichten will - erwünscht sind ein „ehrliches Feedback und Kommentare über unsere Aktivitäten und Ausstellungen auf Blogs, Facebook, Twitter, YouTube & Co“ - der kann sich bis zum 31. Oktober 2012 bewerben und bei Erfolg eine Gratis-Jahreskarte für zwei Personen bekommen. Eine Win-Win-Situation - die Museumsfans sparen sich den Eintritt und das Universalmuseum bleibt in den sozialen Netzen im Gespräch!

Zum kostenlosen Eintritt fehlen noch die Häppchen. Die gibt es wirklich, und sogar für alle. In dem Fall hausgemachte Schmankerln und ein Gläschen Wein zu einer kostenlosen Abendveranstaltung am 19. Oktober im Archäologischen Museum der Stadt Kelheim. Thema sind die „Schratzellöcher - Sagenhafte unterirdische Welten“. In der Veranstaltung im Rahmen der Kelheimer Kulturtage soll ein buntes Potpourri geboten werden, das sowohl informiert als auch unterhält.

Bei der Gelegenheit auch ein Hinweis auf die Verlängerung der Ausstellung „Ritter, Recken, edle Frauen – Burg Prunn und das Nibelungenlied“ bis übermorgen. Auf die Ausstellung hatte ich im Eintrag über das Kelheimer Archäologische Museum hingewiesen. Stephan hat die seinerzeit verlinkten Informationen zur Ausstellung schon upgedatet.

In der Münchner Archäologischen Staatssammlung kann man seit heute die Ausstellung „1636 – ihre letzte Schlacht“ besichtigen. Eventuell sollte man mit dem Besuch bis zur Langen Nacht der Münchner Museen am 20.10.2012 warten. Da gibt es Führungen durch die Ausstellungen und einen „Barbetrieb“.

Blick vom Mahlbergturm durch den Murgtalausgang in das Rheintal

Auf der anderen Seite des Englischen Gartens wurde Ende August eine Fliegerbombe gesprengt. Naja, das hat natürlich schon mit Geschichte zu tun, Marcellina hat ihren Beitrag mit „A Little Re-Enactment in Schwabing, Courtesy Of The U.S.A.“ überschrieben. Aber nachdem ich mich bisweilen in Theorien versteige, was mit den neuen Social-Media-Möglichkeiten gemacht werden sollen könnte, will ich jetzt auf diese erfrischende Praxis-Analyse von Dr. Christian Gries hinaus: „Die Nacht mit der Bombe oder was die Behörden von Social Media lernen können“.

Nun zum Mahlberg, der kam schon in meinen beiden letzten Einträgen zu Moosbronn und zum Mauzenstein vor. Zur Erinnerung: in dem unterhalb des Mahlbergs liegenden Moosbronn spielt der Lindenbrunnen eine besondere Rolle, in manchen Sagen ist die Quelle mit der Linde der Anlaß für die Wallfahrtskirche. Das hat sich aber in der jüngeren Vergangenheit (17. Jahrhundert) abgespielt. Also wenn tatsächlich zuerst die Quelle eine besondere Rolle hatte, dann könnte sie diese auch erst in christlicher Zeit bekommen haben.

Eine Verbindung zu einem vorgeschichtlichen Kultort ist schwer zu konstruieren, weil das Gebiet erst spätmittelalterlich besiedelt wurde. Nun habe ich aber noch zum Mahlberg die Verbindung zum germanischen „Mahal“ für Gericht, Gerichtsstätte, Gerichtsversammlung gefunden. Es gibt dazu mehrere Stellen im Internet und viele Orte mit der Vorsilbe „Mal“ oder „Mahl“, also könnte diese Verbindung plausibel sein.

Vom Mahlbergturm fotografierter Bergrücken mit dem Mauzenberg

Es bleibt aber, daß das Gebiet nordöstlich des Mahlbergs zwischen Rhein und Alb erst spät besiedelt wurde. Also diese gute Sichtbarkeit, die der Mahlberg in großen Teilen dieses Gebiets hat, kann kaum eine besondere Rolle gespielt haben. Im ersten Bild ist die Kuppe von Schöllbronn aus herangezoomt aufgenommen, das zweite Bild ist von Spessart in Richtung auf Schöllbronn aufgenommen (beides früher selbständige Dörfer, die nach Ettlingen eingemeindet wurden). Der zweite Aufnahmeort ist fast 9 Kilometer Luftlinie vom Mahlberg entfernt. Weiter waren hier ursprünglich die Kelten - Neuenbürg mit seiner keltischen Eisenproduktion liegt etwa 16 Kilometer östlich des Mahlbergs. Dann kamen die Römer und erst nach dem Limes-Fall geriet das Gebiet dauerhaft unter germanische Herrschaft.

Es soll in der Zeit nach Ende der Römerherrschaft ein Phase mit zahlreichen germanischen Höhensiedlungen gegeben haben. Der Ausstellungskatalog „Imperium Romanum. Römer, Christen, Alamannen - Die Spätantike am Oberrhein“ enthält zwei Artikel, die sich mit solchen Höhensiedlungen beschäftigen. Allerdings sind dort keine Beispiele in diesem Gebiet verzeichnet. Ich glaube nicht, daß sich der Mahlberg für so eine Höhensiedlung geeignet hätte, weil man von da zu weit von den Wegen im Murgtal und der ehemaligen Römerstraße im Rheintal entfernt gewesen wäre. Interessanter wäre vielleicht eher der Berg in dem vom Mahlbergturm aus aufgenommenen Bild 3 (auf dem Panorama im Mauzenstein-Eintrag ist er links vom Mahlberg zu sehen). Oder ein dem Rheintal zuliegender Berg auf der anderen Murgseite. Als zeitweiliger Versammlungsort, der ggf. etwas fernab dem täglichen Leben liegen sollte, wäre die Mahlbergspitze hingegen durchaus geeignet gewesen. Oben hätte es für Versammlungen viel Platz gegeben.

Bild 4 ist ein Panorama aus drei Aufnahmen vom Mahlbergturm in Richtung auf den Mauzenberg. Links sieht man die Straße von Moosbronn/Althof, die zu dem gleich beim Berganstieg auf der anderen Seite liegenden Bernbach und dann weiter nach Bad Herrenalb führt. Die Drachenflugrampe, von der ich die Fotos für das Panorama im Blog-Eintrag zum Mauzenstein gemacht habe, liegt etwa unterhalb des ersten Hochpunktes, links neben der Rampe gibt es eine etwas glänzenden Stelle im Wald. Geht man die Höhenlinie weiter nach rechts, dann kommen zwei Höcker, da sollte der Mauzenberg der zweite Höcker sein und der Mauzenstein links unterhalb davon liegen.