Freitag, 27. November 2009

Von Forsthaus Kasten nach Buchendorf

In meinem ersten Blogger-Jahr läuft die Arbeitsorganisation nicht so rund: einiges ist unfertig liegen geblieben, was ich in den nächsten Wochen nachreichen will. Beim heutigen Eintrag über eine drei Monate alte Exkursion verschrecke ich wenigstens niemand mit dem Wespenfoto - die Wespenplage ist ja jetzt vorbei.

Bild 1: Wespenplage


Es geht wie seinerzeit im eingezäunten Bereich des Forstenrieder Parks um eine Hügelgrabsuche mit Hilfe des BayernViewer-Denkmal. Dieses Mal auf der Strecke vom Forsthaus Kasten zur von uns schon einmal am Vatertag besuchten Keltenschanze Buchendorf.

Um unsere Suche nachvollziehen zu können, will ich Sie bitten den BayernViewer-Denkmal zu starten, als Ort „Buchendorf“ einzutippen und dann das zur Auswahl erscheinende „Gauting/Buchendorf“ anzuklicken. Sie sollten jetzt den Gautinger Ortsteil Buchendorf auf dem Bildschirm haben und können sich nun noch mit der Funktion „Denkmalinfo anzeigen“ vertraut machen.

Bild 2: Vielleicht-Grabhügel

Um die Denkmalinfo angezeigt zu bekommen, muß man erst „Denkmalinfo anzeigen“ anklicken. Dann kann man die rot markierten Flächen anklicken, daraufhin sollte jeweils ein Fenster mit der dazu gehörenden Denkmalinformation aufgehen. Probieren Sie das bitte mit dem Fast-Viereck nordöstlich von Buchendorf, das Fenster enthält hier die Beschreibung „Viereckschanze der späten Latènezeit und Flackstellung der Neuzeit.“.

Ein Stück oberhalb der Viereckschanze gibt es eine große Fläche mit der Beschreibung „Siedlung unbekannter Zeitstellung“. Klickt man einmal im umgebenden Rahmen den den Richtungspfeil oben in der Mitte, dann verschiebt sich der Bildausschnitt ein Stück weiter in den Norden. Der eben angeklickten Siedlungsfläche schließt sich in nördlicher, leicht östlicher Richtung ein etwas verzerrtes Parallelogramm im Wald mit der Beschreibung „Grabhügel der Hallstattzeit“ an, während sich links des Feldweges eine rote Ellipse „Siedlung der Bronzezeit, vermutlich der Hallstattzeit, des Mittelalters und der Neuzeit“ befindet.

Bild 3: Vielleicht-Grabhügel

Jetzt bitte den Richtungspfeil in der rechten oberen Ecke anklicken, also in nordöstlicher Richtung weiter. Man landet dann direkt über einer Waldlichtung mit dem Forsthaus Kasten in der Mitte. Wie man durch Anklicken der roten Flächen um das Forsthaus Kasten sieht, ist es ein guter Startpunkt für eine Hügelgräber-Rundwanderung. Aber wir wollen auf die Strecke vom Forsthaus Kasten nach Buchendorf, also die eben gezeigte Strecke wieder zurück in Richtung Süden.

Zunächst die Straße weg vom Forsthaus Kasten am rechten Rand der Waldlichtung in Richtung Süden. Am Ende der Lichtung stößt man auf die hier von Westen nach Osten verlaufende Straße von Gauting nach Neuried (südwestlich von München). Wenn man die Straße überquert findet sich ein Waldparkplatz und die Straße vom Forsthaus setzt sich in einem Waldweg fort. Rechts vom Waldweg enthält die Denkmalinfo zu dem roten Kreis die Denkmalnummer D-1-7934-0116 und Beschreibung „Grabhügel unbekannter Zeitstellung“. Als dort gefundene Erhebung hätte ich den lädierten Hügel auf dem Bild nach den Wespen anzubieten (also das zweite Bild in diesem Eintrag). Sicher bin ich mir nicht, weil der nur ein paar Schritte vom Waldweg entfernt lag.

Bild 4: Grabhügel

Nächstes Ziel ist das verzerrte Parallelogramm, an dem wir schon in der Gegenrichtung vorbeigekommen sind. Dessen Nordostecke befindet sich westlich von der gerade gesuchten Denkmalnummer D-1-7934-0116. Klickt man im BayernViewer-Denkmal auf „Topograph. Karten“, wird von der Fotografie auf eine Zeichnung mit drei Markierungen umgeschalten, zwei davon am östlichen Rand, was uns dort auf gut sichtbare Grabhügel hat hoffen lassen.

Das Vorgefundene hat mich in Erinnerung an den nahen Biergarten an so Sachen wie „Hügelgräber schön trinken“ denken lassen. Jedenfalls fanden wir nur leichte Erhebungen. Eine davon zeigt das dritte Bild in diesem Eintrag. Vielleicht sind wir nur bei den Waldwegen etwas verrutscht, es gibt hier nämlich zwei parallel liegende, während die Zeichnung nur einen zeigt.

Bild 5: Blick von Norden Richtung Keltenschanze Buchendorf

Bei Bild Nummer 4 stimmt jetzt aber alles. An der Südwestecke des Parallelogramms ist auf der Zeichnung eine Markierung und in natura ein ordentlicher, oben mit Ästen belegter Hügel.

Bild 5 zeigt den eingangs erwähnten Feldweg mit Blick in Richtung Süden. Links sollte sich die „Siedlung unbekannter Zeitstellung“ befunden haben, rechts die „Siedlung der Bronzezeit, vermutlich der Hallstattzeit, des Mittelalters und der Neuzeit“. Ein Stück weiter Richtung Süden zeigt Bild 6 die vom Feldweg aus aufgenommene Keltenschanze. Auf der links sichtbaren Ecke ist noch ein wenig eine winkende Person zu erkennen, die rechte Ecke befindet sich bei dem kleinen Wäldchen.

Bild 6: Keltenschanze Buchendorf von Norden

Als Zugabe auf Bild 7 noch der d’Artagnan im Eichelgarten, an dem wir auf dem Rückweg vorbeiradelten.

Bild 7: d'Artagnan im Eichelgarten

Mittwoch, 25. November 2009

Wikipedia

Die Wikipedia ist heute ein wesentlicher Teil der Internetkultur. Inhaltliche Vergleiche mit ihren kostenpflichtigen gedruckten und elektronischen Vorgängern drücken das Hinzugekomme nur unzulänglich aus. Die Wikipedia stellt im Gegensatz zu ihren Vorgängern eine allgemein verfügbare Basis dar. Neben der Bequemlichkeit ist auch das ein Grund, daß selbst im professionellen Umfeld, das teuere Lexika refinanzieren könnte, die Recherche die kostenlose Wikipedia zumindest miteinbezieht. Mit der Wikipedia kann man Internettexte kürzer halten und einfach auf diese allgemein zugängliche Quelle verweisen.

Mehr noch als durch Verweise landet man durch gezieltes Suchen auf einem Wikipedia-Artikel. Mit etwas Zeit und Undisziplin kann man sich dort stundenlang weiterhangeln. Wenn man so eine Surforgie ohne passende Einstiegsidee vorhat, dann helfen die Portale („Portale dienen in der Wikipedia dazu, einen größeren Themenkomplex systematisch zu erschließen“). Portale gibt es bspw. für Archäologie, Vor- und Frühgeschichte und Altertum.

Die Wikipedia ist Teil des „Mitmachwebs“ bzw. des Web 2.0. Mit dem Begriff Web 2.0 muß man vielleicht vorsichtig werden, weil so ein investitionsrelevantes Schlagwort gern mit einer Wirtschaftskrise begraben wird. Mitmachweb stimmt jedenfalls. Daß viele an einem Wikipedia-Artikel oder zumindest an einem Wikipedia-Themengebiet über die Zeit hinweg mitmachen, hat den Vorteil, daß einige später noch ein Augenmerk darauf behalten.

Dem gegenüber kann man zum Themenspektrum meines Blogs viele Web-Projekte finden, auf denen wichtige Aktualisierungen nicht mehr nachgezogen werden. Das sind oft sehr gute und substanzvolle „Web 1.0“-Projekte von Einzelpersonen, die mittlerweile offenbar keine Zeit mehr haben. Und bei Ämtern und Institutionen sieht es manchmal so aus, als ob früher Geld für Webprojekte bewilligt und ausgegeben wurde und jetzt für Änderungen und Neuerungen gerade nichts da ist.

Da die Wikipedia mittlerweile so wichtig geworden ist und jeder dort mitmachen kann, kann auch jeder versuchen, die Inhalte in der Wikipedia in seinem Sinne umzubiegen. Insofern dürfte für die Qualität der Inhalte die Notwendigkeit eines permanenten Kampfs Gut gegen Böse klar sein. Offensichtliche Manipulationsversuche mit Unwahrheiten sollten leicht unter „Böse“ einsortierbar sein. Leider gibt es in der Wikipedia auch Konflikte zwischen Opponenten, die beide glauben für das Gute zu kämpfen.

Ein Beispiel wäre die Frage (mit folgender Löschung), ob ein bestimmtes Thema überhaupt einen Artikel in der Wikipedia wert ist. Seit Jahren finden sich in Foren frustrierte ehemalige Wikepedianer, die offenbar früher mit Herzblut bei der Sache waren und auf diese oder andere Weise ihre gute Arbeit zerstört sahen. Hinter der Oberfläche der Wikipedia selbst kann man in den Diskussions- und Benutzerseiten weiteres Unschönes lesen. Manchmal ein recht rüder Umgangston, manchmal regelrechte Leidensgeschichten. Das ist schon traurig.

Im Prinzip hatten wir alles schon, aber derzeit kocht die Debatte besonders wieder hoch. Exemplarisch der Telepolis-Beitrag „Offline-Sperrung“ und dessen Kommentare oder mit besonderem Augenmerk auf die vielen Kommentare die Meldung „Autorenschwund bei Wikipedia“ in heise-Online. Kritikpunkte an der Wikipedia aus Sicht der Wikipedia finden Sie hier.

Speziell hinsichtlich der Relevanz von Blogs für die Wikipedia wird derzeit eine Äußerung eines Wikipedianers häufig zitiert, welche ich in die Kategorien „ziemlich verunglückt“ und „rüder Umgangston“ einsortieren will. Was bleibt ist, daß die Wikipedia eher nicht auf Blog-Einträge verlinken will. Diese Diskussion hatten wir aber auch schon mal, hier etwa bei einem Eintrag von Alexander Graf vom Oktober 2008 „Blogs sind als Weblinks ungeeignet“... im Blog Kassenzone. Dort weist der 22. Kommentar sachlich und in gewissem Umfang nachvollziehbar auf die Gründe hin.

Ich sehe mich als weitgehend passiver Nutzer der Wikipedia, habe aber dort als nicht angemeldeter Benutzer die Daten zum rezensierten Buch von Bernd Steidl eingetragen und diejenigen des alten Limeswanderführers von Thomas Fischer auf die des neuen Buchs von Thomas Fischer und Erika Riedmeier-Fischer geändert.

Das wurde ziemlich schnell kontrolliert und übernommen, wenn auch einer der Alteingesessenen anscheinend angeregt wurde die Literatur zu gruppieren und dabei den Bernd Steidl falsch einsortierte, worauf ich den dann umsortiert habe, was auch wiederum schnell kontrolliert und übernommen wurde. Das lief schnell und unproblematisch und so wie das sein sollte. Probieren Sie das doch selbst aus, wenn Sie bislang noch nie etwas an der Wikipedia geändert haben und Ihnen entsprechender Bedarf auffällt!

Sonntag, 22. November 2009

Wikinger in Frankfurt, Kelten in Konstanz

Am gestrigen Samstag, 21.11.2009, begann im Archäologischen Museum Frankfurt die Sonderausstellung „Die letzten Wikinger - Der Teppich von Bayeux und die Archäologie“. Diese Ausstellung endet am 14. März 2010.

Die Eroberung Englands 1066 durch den Normannenherzog Wilhelm gilt nach Ausstellungs-Faltblatt als der „letzte Wikingerzug“. Das Faltblatt als pdf-Datei und weitere Verweise zu ergänzenden Informationen sind auf dem „Bildungsserver Hessen“ zu finden.

Gut, wenn man die Normannen den Wikingern zuschlägt, dann schlage ich die geschlagenen Angelsachsen der Spätantike zu und dann paßt der Hinweis auf die Ausstellung zum Zeitspektrum meines Blogs.

Weiter ist der Umzug der Wanderausstellung „Bevor die Römer kamen – Späte Kelten am Bodensee“ von Bregenz nach Konstanz nachzutragen. Die Ausstellung hat in der Außenstelle Konstanz des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg am 24.10.2009 begonnen und kann dort noch bis 25.04.2010 besichtigt werden. Auf das Ende der Wanderausstellung im Vorarlberger Landesmuseum hatte ich in einem früheren Blog-Eintrag hingewiesen.

Als zusätzliche Motivation für einen Museumsbesuch in Konstanz gibt es seit heute wieder die Sonderausstellung für Kinder „Archäologie und Playmobil“. Diese Sonderschau endet am 14.2.2010.

Mittwoch, 18. November 2009

Dauer- versus Sonderausstellung

Von Ausstellungen bekannter Großkünstler kennt man schon seit längerem Besucherschlangen vor dem Museum. In natura habe ich so eine Schlange Anfang letzten Jahres beim abgebrochenen Versuch gesehen, die Grünewald-Ausstellung in der Staatlichen Karlsruher Kunsthalle zu besuchen.

Vom Museumseingang den Gehweg entlang bis um die Hausecke mindestens 30 Meter, und das werktags. Beim Besuch der Dauerausstellung am Jahresende hielten sich dagegen Aufsichtspersonal und Besucher zahlenmäßig die Waage. Trotz vieler Gemälde, die bei Sonderausstellungen locker als „hochkarätige Exponate“ durchgehen würden.

Man kann sich viele Gründe für dieses Übergewicht bei den Sonderausstellungen einfallen lassen, und vermutlich wird das Übergewicht auch wirklich auf vielen für die Sonderausstellung sprechenden Gründen basieren.

Bezogen auf die Exponate ist aber schon ein starker irrationaler Aspekt dabei. Ich will das anhand meiner Erfahrung bei der Sonderausstellung „Imperium Romanum. Römer, Christen, Alamannen - Die Spätantike am Oberrhein“ im Badischen Landesmuseum weiter veranschaulichen. Dort gab es zwar keine Riesenschlangen vor der Kasse, aber die Ausstellung war proppevoll.

Diese Ausstellung fand seinerzeit im ersten Obergeschoß in der Westhälfte des Karlsruher Schlosses statt. Das Landesmuseum hat soviel Platz, daß die Daueraustellung nahezu unbeeinträchtigt weiterlaufen kann. Deshalb hätte man zusätzlich zwei Stock tiefer im Keller die Römer am Oberrhein besichtigen können. Das wäre nicht viel mehr Weg gewesen, weil man zum Ausgang über eine Treppe in das Erdgeschoß geführt wurde, die man nur noch ein Stockwerk tiefer hätte gehen müssen.

Karlsruher Schloss

Aber dort war ich ganz allein. Wie gesagt, oben proppevoll, diese Dauerausstellung hätte thematisch zur Sonderausstellung gepasst und zumindest von den auswärtigen Besuchern sollten viele die Dauerausstellung nicht kennen, aber unten war leer. Das war auch schon bei der Sonderausstellung „Hannibal ad portas“ so, die ebenfalls im Westteil stattfand, aber beim „Imperium Romanum“ ist mir das besonders aufgefallen.

Ich gehe sowieso immer noch gerne beim Mithräum in der Römer-Dauerausstellung vorbei. Aber jetzt mit eingebautem Besucherzähler - und beim Mithräum ist nie jemand da.

In der Sonderausstellung „Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr“, die im Erdgeschoß in der Osthälfte des Schlosses stattfand, waren vielleicht gerade über hundert Besucher, als wir heraus gingen. Bei den oberrheinischen Römern im Keller auf der Westseite dann wie gesagt niemand, und bei den „Antiken Kulturen“ auf der Westseite im Erdgeschoß mit sehr schönen Exponaten aus den hellen Jahrhunderten des antiken Griechenlands zwei Personen.

Jetzt bei der Vandalen-Ausstellung an einem Freitagmittag ca. 80 Besucher gleichzeitig in der Sonderausstellung auf der Ostseite, niemand bei den Römern im Keller und niemand bei den Oströmern/Byzantinern im Erdgeschoß-Westflügel des Schlosses, obwohl in die Dauerausstellung freitags ab 14 Uhr der Eintritt sogar frei gewesen wäre („Happy Friday“, ich glaube das gilt nur für die Dauerausstellung und nicht für die Sonderausstellung.).

Also ich hoffe die Irrationalität hinsichtlich der Exponate ausreichend begründet zu haben. Bezogen auf die Exponate müßte der Anteil der Besucher in der Dauerausstellung viel höher sein. Vielleicht ist das so: viele Gründe sprechen für die Sonderausstellung, und der Herdentrieb führt zu irrational wirkenden Randerscheinungen, das Soziale sticht mehr als die Exponate.

Das will ich nicht negativ bewerten, vermutlich hat sich diese Strategie entwicklungsgeschichtlich als optimal herausgestellt. Man kann den Witz mit dem Kind nehmen, das seinen Papa frägt: „Wenn im Wald ein Baum umfällt und das Fernsehen war nicht dabei, ist der Baum dann wirklich umgefallen?“ und das umformulieren hin zu dem Gedanken, wieso man sich um einen umgefallenen Baum im Wald kümmern soll, wenn der es nicht in die Medien geschafft hat. Zu prüfen wäre natürlich bei der gewaltigen Besucherdifferenz eine größere Verpflichtung derjenigen, die die Medieninhalte bestimmen, also man hätte vielleicht das eine oder andere Medium (Schild) zusätzlich in der Sonderausstellung für die Besucherführung spendieren können, so in der Art „zu dem Thema haben wir noch... in unserer Dauerausstellung“.

Wenn Sie jetzt noch Zeit haben, stöbern Sie doch mal auf dem Blog Mittagstische in Karlsruhe herum, selbst wenn Sie absehbar kein Ernährungsproblem in Karlsruhe haben werden. Die Blog-Idee ist sehr gut, die anfallenden Kosten sind überschaubar und die Texte sehr kurzweilig geschrieben. Blog-systemisch sind die vielen Kommentare als zusätzliches Plus zu betrachten. Die Angaben zu den Stadtteilen werden dem Auswärtigen nicht soviel sagen, aber mit einem Klick auf die Geokoordinaten rechts unter dem Blog-Posting ist das Lokal leicht zu finden.

Den Stadteil Durlach könnten sich Interessenten am historischen Roman allerdings merken. Der Autorenkreis Historischer Roman Quo vadis will in Durlach nächstes Jahr vom 12. bis zum 14. November die Historica 2010 veranstalten. Auf die Historica 2009 in Hamburg-Bergedorf hatte ich hingewiesen. Nachberichte von der Veranstaltung gibt es auf der Website von Quo Vadis und bei der Büchereule.

Freitag, 13. November 2009

„Das Königreich der Vandalen“ in Karlsruhe

Überraschend schnell nach meinen Links auf Medienberichte von der gerade eröffneten Ausstellung „Das Königreich der Vandalen“ bin ich selbst im Karlsruher Landesmuseum gelandet. Aber wenn man Zeit hat, nur einen Kilometer entfernt ist und das Ausstellungsthema zum Zeitspringer-Blog passt, dann muß das Baby ja damit gefüttert werden.

Das Königreich der Vandalen im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss

Auf den in den Links auf Medienberichte erwähnten Artikel „Karthago ist lieblich und süss“ von Roman Hollenstein in der NZZ Online will ich hier nochmals hinweisen. Der ist eine gute Einführung in die geschichtlichen Hintergründe, die Fundsituation und die Ausstellungskonzeption. Die Ausstellung schlägt wie dort beschrieben einen Bogen von den vermutlichen Ursprüngen der Vandalen in der Przeworsk-Kultur im südöstlichen Polen bis zu ihrem Ende durch ein oströmisches Heer.

Räumlich kann man sich das im Karlsruher Schloss etwa so vorstellen: die Ausstellung befindet sich wie die seinerzeit hier besprochene Ausstellung „Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr“ in der Osthälfte des Erdgeschosses. Der Ein- und Ausgang der Ausstellung befindet sich im Mittelteil des Schlosses. Das Karlsruher Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg „entkernt“ und ohne die Restaurierung der früheren Räume und ohne deren Raumtrennung im Innern wieder aufgebaut, d.h. die Ausstellung ist nur durch die Ausstellungsaufbauten gegliedert durchgängig vom Eingang bis zur Spitze des Ostflügels begehbar. Erst die Flügelspitze ist durch zwei Türen vom Ausstellungsraum abgetrennt. Dort ist ein Bastelraum für Kinder für ein museumspädagogisches Begleitprogramm eingerichtet.

Die räumlichen Gegebenheiten werden genutzt, um die Vandalen in ihrer zeitlichen Entwicklung fortlaufend vom Eingang bis zur Spitze des Ostflügels darzustellen. Rechts von der Eingangstür beginnt die Ausstellung mit den vermuteten Ursprüngen der Vandalen in der Przeworsk-Kultur, es geht dann weiter mit der Überquerung des Rheins, den Ausseinandersetzungen mit anderen germanischen Stämmen in Spanien bis hin zum Übergang nach Nordafrika. Gegenüber an der linken Wand begleitende römische Kulturzeugnisse, darunter das die Zeit veranschaulichende Elfenbein-Dyptichon mit dem römischen Heermeister Stilicho, der Sohn eines Vandalen und einer Römerin war.

Das Königreich der Vandalen im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss

Der Zeitabschnitt nach der Machtübernahme in Nordafrika hinterläßt den Eindruck, als sei dort alles weitergegangen wie bisher. Nach Aussage der Ausstellung gab es in Nordafrika die höchste Dichte an Städten im römischen Reich, mit einer provinzialrömischen Bevölkerung von zwei Millionen gegenüber vielleicht 80- oder 100000 Vandalen. So wie ich diesen Abschnitt der Ausstellung verstanden habe, wurden von den Vandalen die Landbesitzer enteignet, das Land an die Vandalen verteilt und eine vandalische Machtstruktur über die erhalten gebliebenen Selbstverwaltungsstrukturen der Städte gelegt.

Großen Raum nimmt das frühe Christentum in Nordafrika in der Ausstellung ein. Es gab vor den Vandalen widerstrebende christliche Richtungen in Nordafrika, von denen die orthodox-katholische dominant war. Die Vandalen bekannten sich zum arianischen Christentum und betrieben eine intolerante Glaubenspolitik gegen alle anderen christlichen Richtungen. Der erste glaubenstolerante Vandalenherrscher wurde nach wenigen Jahren gestürzt, sein Nachfolger unterlag bald darauf einem relativ kleinen oströmischen Invansionsheer.

In der Folge förderten die Oströmer massiv die Restauration und Erweiterung des orthodox-katholischen Kirchenbesitzes, was zahlreiche Kirchenbauten zur Folge hatte und etwa 150 Jahre später durch die arabische Eroberung beendet wurde. Die arabische Eroberung wird in Karlsruhe an der Wand zum oben erwähnten Bastelraum an der Spitze des Ostflügels dargestellt und bildet den Abschluß der Ausstellung.

Wegen unseren Problemen mit der Ausstellung am selben Ort zur letzten Jahreswende: das war hauptsächlich zum einen die Beleuchtung, zum anderen die Koppelung der Helden Homers an die „dunklen Jahrhunderte“, diese Koppelung kann ich heute immer noch nicht nachvollziehen. Die Beleuchtung ist dieses Mal bei der Vandalen-Austellung sehr gut und an der Logik der Ausstellungsdramaturgie ist auch nichts auszusetzen.

Das Königreich der Vandalen im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss

Als möglicher überspitzer Hauptkritikpunkt an der Ausstellung könnte ich mir eine Argumentation in Richtung auf „Des Kaisers neue Kleider“ vorstellen. Also die Frage, wieviel von den Vandalen eigentlich in der Ausstellung zu sehen ist. Tatsächlich scheint schon die Fundlage bei der Przeworsk-Kultur nicht so berauschend zu sein. In Nordafrika ist offenbar die provinzialrömische Produktion ohne kulturellen Umbruch weitergegangen und selbst der Glaubensstreit mit ihren Untertanen offenbarte sich laut Ausstellung „nicht in Kirchenarchitektur und Bildzeugnissen“.

Letztlich wird die Ausstellung damit zwar immer noch ihrem Thema gerecht, das relativ ungestörte Weiterführen der spätantiken römischen Kultur ist ja auch schon eine bemerkenswerte Aussage über das Königreich der Vandalen. Für die Bewertung der Ausstellung muß man aber vermutlich das Augenmerk mehr auf die von der Ausstellungskonzeption dargestellten Zusammenhänge richten. Dann liefert die Ausstellung sehr reichhaltige Einblicke in die Spätantike und ist vielseitig anregend.

„Sammlung James Loeb“ und „Loeb Classical Library“

Nur ein paar Schritte vom Münchner Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke entfernt, dem mein gestriger Eintrag gewidmet war, kann in den Staatlichen Antikensammlungen die Ausstellung „Sammlung James Loeb – Antikensammler, Mäzen und Philanthrop“ besichtigt werden.

James Loeb war unter anderem einer der bedeutendsten Stifter der Antikensammlungen. Mehr zur Ausstellung und dem umfangreichen Wirken von James Loeb findet sich in dem Merkur-Online-Artikel von Simone Dattenberger unter dem Titel: „Mäzen und Menschenfreund: James Loeb“. Wer die Antikensammlungen in München besuchen will, möge die unentgeltlichen Mittwochsführungen im Auge behalten.

Weltweit bekannt soll James Loeb durch die „Loeb Classical Library“ geworden sein, meint Uwe Walter in seinem Blog „Antike und Abendland“. Ihrer Würdigung hat er sich in seinem jüngsten Eintrag „Verewigung eines stillen Mäzens: die unentbehrliche Loeb Classical Library“ angenommen.

Donnerstag, 12. November 2009

Münchner Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke hat Geburtstag

Wie der Münchner Wochenanzeiger meldet, feiert das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke heute sein 140-jähriges Bestehen. Auf der Website des Museums kann man sich bei einem virtuellen Rundgang ein Bild von den Beständen machen. Real ist das Museum in der Meiserstraße 10 werktags von 10 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt besuchbar.