Das Badische Landesmuseum im Karlsruher Schloß ist mit seinen zahlreichen Ausstellungsstücken aus Antike, Ur- und Frühgeschichte immer einen Besuch wert. Zwiespältig sind unser Gefühle bei der noch bis zum 15. Februar 2009 stattfindenden Sonderausstellung „Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr“.
Passend zum Titel wurde es tatsächlich dunkel als wir durch die Tür in die Ausstellung traten. Rechts wurden ein paar Helden zur persönlichen Auswahl an die Wand projiziert (ich glaube u.a. Torwart Kahn, Mutter Theresa, Marie Curie, Achill), links sah man erste Vitrinen, weiter hinten an der dunklen Decke Text von Homer. Homer begleitete weiterhin die dunklen und später heller werdenden Ausstellungsteile und war nebenbei für den Brückenschlag zur Partnerausstellung „Homer - Der Mythos von Troia in Dichtung und Kunst“ in Mannheim zuständig.
Im ersten Ausstellungsteil fand man noch die obligatorische Zeitlinie und einige Vitrinen mit Helden-Ausrüstung - entweder konkret als sichtlich in die Jahre gekommenes Schwert oder als damals angefertigtes Modell eines Streitwagens. Eine Führerin wollte dort gerade von ihrer kleinen Kindergruppe wissen, was für den Helden besonders wichtig war. Ein Pferd, meinte ein Mädchen. Jaaaa, Pferde waren wichtig, und was hatte der Held sonst noch...
Bei der letzten der Vitrinen in dieser Ausrüstungs-Reihe schien im umgebenden Dämmer auch noch die Beleuchtung ausgefallen zu sein. Dafür blendete um die Ecke herum eine Deckenlampe, außer man wandte sich den Vitrinen zu, für die diese Lampe zuständig war. Dann hatte man die Lampe im Rücken und die Exponate, die man ansehen wollte, waren im Schatten.
Die Lichtprobleme hatten wir ab der Attraktion „begehbarer Teilnachbau des mächtigen Heroon von Lefkandi, einer mysteriösen Grabstätte auf der Insel Euböa“ hinter uns. Dafür gab es ein paar für unser Empfinden zu tiefe Vitrinen, mit noch tiefer angebrachter nicht besonders großer Beschriftung. Oder ein gut lesbarer Text an der Wand berichtete von stadtähnlichen Siedlungen, die „in geometrischer Zeit“ angelegt wurden. Nur hatten wir uns zuvor bei der Zeitlinie nicht gemerkt, wann die „geometrische Zeit“ gewesen ist.
Ein abschließender Raum zum Thema Zypern und Phönizier nahm mindestens ein fünftel der Ausstellung ein. Zypern soll die Krisenjahre vergleichsweise schnell überwunden haben und wurde als multikultureller Hotspot dargestellt, über den das Griechenland der dunklen Jahrhunderte etwa von dem phönizischen Alphabet beeinflußt wurde.
Unser Problem: wir erwarteten von der Ausstellung mehr Erhellendes über die griechischen „dunklen Jahrhunderte“. Stattdessen blieb diese Zeit sehr dunkel und es wurde drumherum viel angerissen. Zu dieser Aussage passten nicht nur die Beleuchtung in der Ausstellung, sondern auch die Exponate, die nach unserem Eindruck in der Mehrzahl aus der Zeit vor 1200 v.Chr. oder nach 900 v.Chr. stammten, also nicht aus dem Zentrum der dunklen Zeit. Warum hat man dann die „dunklen Jahrhunderte“ im Ausstellungstitel in Anführungsstriche gesetzt?
Für die Ausstellung spricht, daß man einige über das Übliche hinausgehende gute Ideen hatte. Die Lichtführung war im Grunde eine davon. Super fand ich beispielsweise im letzten Raum die Idee, die Schatten von sich zwischen Säulen unterhaltenden Griechen an die Wand zu projizieren. Bei der irritierenden Beleuchtung zuvor und einer Wahrnehmung aus den Augenwinkeln konnte man wirklich denken, das sind Schatten von Mitbesuchern. Allerdings fanden wir die Umsetzung wie beschrieben mit Mängeln behaftet. Ableseprobleme oder blendende Lampen sollte man vorab bemerken. Und in einem dunklen Umfeld müßte man sehr schnell auf den Ausfall einer Vitrinenbeleuchtung reagieren können.
Inhaltlich und von den Ausstellungsstücken her hat die Ausstellung getragen. Wir sind via den späteren Griechen und den Römern kulturell Erben dieser Zeit. Da war es gut, diese Zeit einmal thematisiert zu haben. Daß man Teile nicht weiß, ist auch mal in Kauf zu nehmen. Das, was man über das Heroon oder über Zypern herausgefunden hat, wurde in der Ausstellung gut umgesetzt. Unklar blieb mir aber, warum man die „dunklen Jahrhunderte“ nicht offener lassen konnte, sondern sich auf eine „Zeit der Helden“ festlegen mußte.
1 Kommentar:
Ich war ebenfalls in der Ausstellung „Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr.“ Den o.g. Beitrag kann ich nur bestätigen. Die Ausstellung war zu dunkel und nur begrenzt informativ. Vielleicht hätte ich auch besser daran getan die Ausstellung Montag bis Donnerstag und nicht am Wochenende zu besuchen, dann wäre sie nicht so überfüllt und der Lärmpegel wohl auch nicht so ausgeprägt gewesen. Mehr archäologische oder geologische (Tsunami, Erdbeben?) Erkenntnisse hätte ich mir zur Erhellung der dunklen Jahrhunderte gewünscht. Ansonsten waren einige sehr schöne Ausstellungstücke vorhanden (Der Minotaurus war auch mein Lieblings –Ausstellungsstück).
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