Sonntag, 20. Dezember 2009

Kurzbesuch des Oppidums Heidengraben

Der Begriff „Oppidum“ wird auf Cäsar zurückgeführt, der so in seiner Beschreibung des „Gallischen Kriegs“ die befestigten Städte seiner Gegner bezeichnet hat. Wie bei einer eng innerhalb der Mauern bebauten mittelalterlichen Stadt darf man sich das den süddeutschen Oppida nicht vorstellen. Beim ausgiebig untersuchten Oppidum Manching war offenbar viel mehr Raum durch Mauern und Wälle gesichert als für die Siedlung benötigt wurde.

Grabhügel am Burrenhof

Und im nahe Rothenburg gelegenen Oppidum Finsterlohr hat man innerhalb der großen Verteidigungsanlage anscheinend noch überhaupt keine nennenswerte Siedlung gefunden. Das legt den Gedanken besonders nahe, daß die Sicherungsfunktion für das ganze Umland gedacht war, deren Bevölkerung inklusive Haustieren bei Gefahr in das Oppidum flüchten konnte.

Das Oppidum Heidengraben stellt hinsichtlich der Größe des gesicherten Gebietes ein Extrem dar. Dr. Thomas Knopf von der Universität Tübingen gibt in dem im letzten Eintrag besprochenen Buch „Archäologie erleben“ für den Heidengraben 1700 ha an. Dank der halbinselartigen Lage am Rande der Schwäbischen Alb mit steil abfallenden Hängen mußten dafür nur Teilabschnitte mit Befestigungswerken gesichert werden.


Größere Kartenansicht

Vielleicht war das Gebiet für manche denkbaren Verteidigungsfälle doch zu groß, jedenfalls gab es innerhalb des gesicherten Gebietes eine weitere Umwallung, die sogenannte „Elsachstadt“. Die Wälle sollen etwa 130 v.Chr. entstanden sein. In der nach „Archäologie erleben“ 160 ha großen Elsachstadt fanden sich sowohl Siedlungsreste aus dieser spätkeltischen Zeit, als auch Reste einer unbefestigten, mehrere Jahrhunderte älteren keltischen Siedlung.

Das Oppidum Heidengraben liegt nahe Bad Urach und Metzingen und ist weniger als 20 Kilometer von der Ausfahrt der A 8 bei Kirchheim/Teck entfernt. Ich bin Anfang Juli an einem Sonntagnachmittag mit stetem Wechsel von Regen und einigen regenfreien Minuten von Bad Urach hochgefahren, auf dem Beifahrersitz neben dem Fotoapparat „Archäologie erleben“ und den Führer „Archäologische Denkmäler in Baden-Württemberg“.

Parkplatz am Wall der Elsachstadt

Für den vorgesehenen und vom Wetter nicht anders gewünschten Kurzbesuch erwies sich „Archäologie erleben“ passender, neben dem Museum Grabenstetten und den wiederaufgeschütteten Grabhügeln am Burrenhof habe ich den im Buch empfohlenen Parkplatz an der Straße Grabenstetten-Burrenhof am Wall der „Elsachstadt“ angesteuert.

„Archäologische Denkmäler in Baden-Württemberg“ empfiehlt dagegen einen Parkplatz vor Erkenbrechtsweiler und schickt den Leser von dort auf einen fast vier Seiten lang beschriebenen archäologischen Wanderweg mit 15 Stationen. Dieser etwas angejahrte Führer von 2002 gefällt mir eigentlich sehr gut und dürfte für den Wanderfreund mit genügend Zeit in diesem Fall die bessere Wahl sein. Wenn ich auch im Buch die Gesamtlänge der Tour nicht gefunden habe, die wird auf einer Schautafel für den archäologischen Wanderweg mit 27 Kilometern angegeben.

Museum Grabenstetten

Ein paar Links zum weiteren Erkunden der Gegend: die Website des Fördervereins Heidengraben e.V., diejenige der Uni Tübingen und die Info-Seite zum keltischen Heidengraben von Achim Lehmkuhl.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Archäologische Hotspots

Bei dieser Buchbesprechung habe ich ein schlechtes Gewissen - der Ausflugsführer liegt schon seit Beginn der Ausflugssaison bei mir herum und jetzt ist die Ausflugssaison vorbei. Aber das Buch ist immer noch aktuell und wenn es gefällt, dann kann man es als Idee für ein Last-Minute-Weihnachtsgeschenk nehmen und über den Winter auf die neue Saison freuen.

Titel: „Archäologie erleben. 50 Ausflüge in die Vergangenheit.“
Herausgeber: André Wais, Tina Steinhilber und Karoline Müller.
Konrad Theiss Verlag 2009, 190 S., ca. 150 farb. Abb.,
Preis 21,90 €, ISBN 978-3806222760

Erschienen ist „Archäologie erleben“ anläßlich des 25jährigen Jubiläums der Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“ (AID). Zeitschrift, Autoren und Verlag sprechen für die Qualität und der Preis ist günstig. Es ist sogar mehr im Buch, als man von der Verpackung erwartet, denn bei über der Hälfte der 50 Ausflüge wird mehr als ein Ziel beschrieben. Oft Kombinationen von Museen und mehr oder weniger nahen im Freien zu besichtigenden Sehenswürdigkeiten.

Räumlich verteilen sich die Ziele über ganz Deutschland. Zeitlich liegt der Schwerpunkt zwischen Steinzeit und Antike. Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, Lichtensteinhöhle, Kreisgrabenanlage Goseck, mehr als zehnmal Kelten und fast zwanzig Mal die Römer (wobei manche Ausflüge gleich mehrere Zeiten und Kulturen abdecken). Nach der Antike wird die Auswahl dünner: das Haithabu der Wikinger, das etwa zeitgleiche slawische Stammesheiligtum von Groß Raden, die Slavenburg Starigard (Oldenburg), die Bachritterburg Kanzach. Kaum auf seine Kosten kommt der mittelalterliche Steinburgenfreund: da finde ich gerade noch die Pfalz Karls des Großen in Paderborn und die Isenburg bei Hattingen.

Die Beschreibungen enthalten geschichtliche Hintergründe und touristische Hinweise. Viele stammen aus erster Hand, bspw. die zur Heuneburg von der dortigen Museumsleiterin und die der Keltenschanzen südlich von München von einem langjährigen Mitarbeiter des Denkmalamtes. Dennoch bleiben die zahlreichen Autoren im Buch sehr im Hintergrund. Auf Seite 188 findet sich eine tabellarische Übersicht mit Namen, akademischen Grad und vom Autor beschriebenen Ziel. Wenn ich mich richtig erinnere, dann geht aus der Autorenübersicht im gleichnamigen Vorgängerbuch zum 20jährigen AID-Jubiläum zusätzlich eine Zuordnung zur Institution hervor.

Das Vorgängerbuch war bis Anfang diesen Jahres im Buchhandel zu finden. Es ist von 2004, enthält 15 Seiten weniger, war drei Euro teurer, die Ziele scheinen mir nicht so gut über Deutschland verteilt zu sein wie im aktuellen Führer, sie liegen wie das schweizerische Augst auch mal ganz über der Grenze. Die Beschreibungen der Ziele sind in ihrer Länge uneinheitlicher als im neuen Buch. Manche sind sechs Seiten lang, andere kürzer und der Schlußteil enthält ganz kurz beschriebene Ziele.

Das neue Buch scheint mir hinsichtlich der Herstellung optimierter, die Ziele bekommen im Schnitt etwa zwei Seiten, zu einem Ausflug zusammengefaßte Doppel-/Mehrfachziele vier Seiten. Zu den Abweichungen bei einigen Zielen kommen dadurch auch Textabweichungen hinzu, bspw. ist der Text zur Heuneburg im neuen Buch deutlich gekürzt. Für einen niedrigen Preis würde ich das alte Buch zusätzlich antiquarisch erwerben, ansonsten stechen wohl die Überschneidungen und die nachlassende Aktualität.

Klar sollte sein, daß das Spannungsfeld aus einem mit vielen Zielen gut abgedeckten Deutschland in einem handlichen Buch zu einem günstigen Preis auch Nachteile mit sich zieht.

Wegen der zeitlichen und räumlichen Bandbreite erfährt man zwar noch viel über die Geschichte Deutschlands, die Texte sind aber in ihrem Zwei-Seiten-Raster inklusive Bildern recht kurz. Die Grenzwertigkeit fällt im Buch durch den Vergleich mit Kombinationen von Mehrfachzielen auf, wo sich ein Text bspw. zum archäologischen Fund auf drei Seiten noch ganz gut entwickeln kann und das zugehörige Museum entsprechend gekürzt wird.

An Karten wurde gespart. Unklar, ob es mehr das Platz- oder ein Aufwandsproblem war. Man stelle sich vor, über 50 Autoren melden ihre Kartenwünsche an.

Die kurzen Anreisebeschreibungen werden am Platzproblem liegen. Aufgefallen ist mir das sehr Auto-orientierte Schema beim Ausflug Aalen-Dalkingen mit dem Limesmuseum Aalen und dem Limespark Rainau. Nach meiner Erfahrung mit den Limes-Cicerones war für die Planung von Wanderungen gerade die gute im Buch unerwähnte Bahnverbindung der große Vorzug dieses Limesabschnitts verglichen mit der Strecke nach Norden durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald. Und Aalen und dessen Limesmuseum sind sowieso sehr gut per Bahn zu erreichen.

Fazit meiner Rezension: trotz der geäußerten Kritik würde ich dem Buch angesichts der für den Preis gebotenen Qualität fünf Sterne geben und es zum Kauf empfehlen. Neben der Qualität auf dem Weg bis zum Druck sind die Autoren mein Hauptargument für diese Bewertung. Deshalb bleibt für mich unverständlich, weshalb die nicht besser positioniert wurden.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Herxheim

In diesen Tagen hat der Verdacht auf Kannibalismus die nahe Landau in der Pfalz liegende Gemeinde Herxheim bis in die internationalen Medien gebracht. Das überrascht, denn einerseits waren die archäologischen Grabungsergebnisse schon vorher ausgesprochen interessant und anderseits bleiben die Ereignisse 7000 Jahre weit von uns entfernt.

Was glauben diese Medien was uns interessiert? „Ausgrabung in der Pfalz - Die Menschenschlachter von Herxheim“ titelt bspw. Spiegel-Online.

Meinen Stand vor diesem Kannibalismus-Verdacht geben die SWR-Beiträge „Herxheim - Ein steinzeitlicher Kultort in der Pfalz“ und „Das Steinzeit-Dorf von Herxheim - Bauern, Viehzüchter und Händler“ sowie die Leseprobe aus „Bayerische Archäologie“ „Das Projekt Herxheim - Die Totengruben der zerstückelten Leichen“ wieder.

Danach interpretierte man die große Anzahl Knochen und zerbrochenen Gegenstände in Relation zu den geringen Siedlungsspuren so, daß es sich hier um einen überregionalen Kultort handeln mußte, in dem die Menschen ihre etwas bizarr behandelten Toten zusammen mit zerschlagener Keramik und Werkzeugen begruben.

Mit dem alten Stand im Kopf habe ich dieses Jahr alles für einen Tagesausflug nach Herxheim und das wenige Kilometer von Herxheim entfernte Rheinzabern vorbereitet, wenn bei einem meiner Aufenthalte im Raum Karlsruhe Zeit dafür bleibt, das hat aber bislang nicht geklappt. In Herxheim wäre dabei das „Museum Herxheim“, in Rheinzabern das „Terra Sigillata Museum Rheinzabern“ zu besichtigen.

Hoffentlich wird die sehr gute Website des DFG-Projekts „Siedlung und Grubenanlage Herxheim b. Landau“ weiter so gut gepflegt, dann kann man sich dort auch weiter über das Projekt und den Fortgang der Diskussion informieren (und jetzt schon mal bei den „Links zu Presseartikeln“ die unterschiedliche aktuelle mediale Aufbereitung vergleichen). Die ganze Gegend dort ist in jedem Fall eine erhöhte Aufmerksamkeit wert.

Freitag, 27. November 2009

Von Forsthaus Kasten nach Buchendorf

In meinem ersten Blogger-Jahr läuft die Arbeitsorganisation nicht so rund: einiges ist unfertig liegen geblieben, was ich in den nächsten Wochen nachreichen will. Beim heutigen Eintrag über eine drei Monate alte Exkursion verschrecke ich wenigstens niemand mit dem Wespenfoto - die Wespenplage ist ja jetzt vorbei.

Bild 1: Wespenplage


Es geht wie seinerzeit im eingezäunten Bereich des Forstenrieder Parks um eine Hügelgrabsuche mit Hilfe des BayernViewer-Denkmal. Dieses Mal auf der Strecke vom Forsthaus Kasten zur von uns schon einmal am Vatertag besuchten Keltenschanze Buchendorf.

Um unsere Suche nachvollziehen zu können, will ich Sie bitten den BayernViewer-Denkmal zu starten, als Ort „Buchendorf“ einzutippen und dann das zur Auswahl erscheinende „Gauting/Buchendorf“ anzuklicken. Sie sollten jetzt den Gautinger Ortsteil Buchendorf auf dem Bildschirm haben und können sich nun noch mit der Funktion „Denkmalinfo anzeigen“ vertraut machen.

Bild 2: Vielleicht-Grabhügel

Um die Denkmalinfo angezeigt zu bekommen, muß man erst „Denkmalinfo anzeigen“ anklicken. Dann kann man die rot markierten Flächen anklicken, daraufhin sollte jeweils ein Fenster mit der dazu gehörenden Denkmalinformation aufgehen. Probieren Sie das bitte mit dem Fast-Viereck nordöstlich von Buchendorf, das Fenster enthält hier die Beschreibung „Viereckschanze der späten Latènezeit und Flackstellung der Neuzeit.“.

Ein Stück oberhalb der Viereckschanze gibt es eine große Fläche mit der Beschreibung „Siedlung unbekannter Zeitstellung“. Klickt man einmal im umgebenden Rahmen den den Richtungspfeil oben in der Mitte, dann verschiebt sich der Bildausschnitt ein Stück weiter in den Norden. Der eben angeklickten Siedlungsfläche schließt sich in nördlicher, leicht östlicher Richtung ein etwas verzerrtes Parallelogramm im Wald mit der Beschreibung „Grabhügel der Hallstattzeit“ an, während sich links des Feldweges eine rote Ellipse „Siedlung der Bronzezeit, vermutlich der Hallstattzeit, des Mittelalters und der Neuzeit“ befindet.

Bild 3: Vielleicht-Grabhügel

Jetzt bitte den Richtungspfeil in der rechten oberen Ecke anklicken, also in nordöstlicher Richtung weiter. Man landet dann direkt über einer Waldlichtung mit dem Forsthaus Kasten in der Mitte. Wie man durch Anklicken der roten Flächen um das Forsthaus Kasten sieht, ist es ein guter Startpunkt für eine Hügelgräber-Rundwanderung. Aber wir wollen auf die Strecke vom Forsthaus Kasten nach Buchendorf, also die eben gezeigte Strecke wieder zurück in Richtung Süden.

Zunächst die Straße weg vom Forsthaus Kasten am rechten Rand der Waldlichtung in Richtung Süden. Am Ende der Lichtung stößt man auf die hier von Westen nach Osten verlaufende Straße von Gauting nach Neuried (südwestlich von München). Wenn man die Straße überquert findet sich ein Waldparkplatz und die Straße vom Forsthaus setzt sich in einem Waldweg fort. Rechts vom Waldweg enthält die Denkmalinfo zu dem roten Kreis die Denkmalnummer D-1-7934-0116 und Beschreibung „Grabhügel unbekannter Zeitstellung“. Als dort gefundene Erhebung hätte ich den lädierten Hügel auf dem Bild nach den Wespen anzubieten (also das zweite Bild in diesem Eintrag). Sicher bin ich mir nicht, weil der nur ein paar Schritte vom Waldweg entfernt lag.

Bild 4: Grabhügel

Nächstes Ziel ist das verzerrte Parallelogramm, an dem wir schon in der Gegenrichtung vorbeigekommen sind. Dessen Nordostecke befindet sich westlich von der gerade gesuchten Denkmalnummer D-1-7934-0116. Klickt man im BayernViewer-Denkmal auf „Topograph. Karten“, wird von der Fotografie auf eine Zeichnung mit drei Markierungen umgeschalten, zwei davon am östlichen Rand, was uns dort auf gut sichtbare Grabhügel hat hoffen lassen.

Das Vorgefundene hat mich in Erinnerung an den nahen Biergarten an so Sachen wie „Hügelgräber schön trinken“ denken lassen. Jedenfalls fanden wir nur leichte Erhebungen. Eine davon zeigt das dritte Bild in diesem Eintrag. Vielleicht sind wir nur bei den Waldwegen etwas verrutscht, es gibt hier nämlich zwei parallel liegende, während die Zeichnung nur einen zeigt.

Bild 5: Blick von Norden Richtung Keltenschanze Buchendorf

Bei Bild Nummer 4 stimmt jetzt aber alles. An der Südwestecke des Parallelogramms ist auf der Zeichnung eine Markierung und in natura ein ordentlicher, oben mit Ästen belegter Hügel.

Bild 5 zeigt den eingangs erwähnten Feldweg mit Blick in Richtung Süden. Links sollte sich die „Siedlung unbekannter Zeitstellung“ befunden haben, rechts die „Siedlung der Bronzezeit, vermutlich der Hallstattzeit, des Mittelalters und der Neuzeit“. Ein Stück weiter Richtung Süden zeigt Bild 6 die vom Feldweg aus aufgenommene Keltenschanze. Auf der links sichtbaren Ecke ist noch ein wenig eine winkende Person zu erkennen, die rechte Ecke befindet sich bei dem kleinen Wäldchen.

Bild 6: Keltenschanze Buchendorf von Norden

Als Zugabe auf Bild 7 noch der d’Artagnan im Eichelgarten, an dem wir auf dem Rückweg vorbeiradelten.

Bild 7: d'Artagnan im Eichelgarten

Mittwoch, 25. November 2009

Wikipedia

Die Wikipedia ist heute ein wesentlicher Teil der Internetkultur. Inhaltliche Vergleiche mit ihren kostenpflichtigen gedruckten und elektronischen Vorgängern drücken das Hinzugekomme nur unzulänglich aus. Die Wikipedia stellt im Gegensatz zu ihren Vorgängern eine allgemein verfügbare Basis dar. Neben der Bequemlichkeit ist auch das ein Grund, daß selbst im professionellen Umfeld, das teuere Lexika refinanzieren könnte, die Recherche die kostenlose Wikipedia zumindest miteinbezieht. Mit der Wikipedia kann man Internettexte kürzer halten und einfach auf diese allgemein zugängliche Quelle verweisen.

Mehr noch als durch Verweise landet man durch gezieltes Suchen auf einem Wikipedia-Artikel. Mit etwas Zeit und Undisziplin kann man sich dort stundenlang weiterhangeln. Wenn man so eine Surforgie ohne passende Einstiegsidee vorhat, dann helfen die Portale („Portale dienen in der Wikipedia dazu, einen größeren Themenkomplex systematisch zu erschließen“). Portale gibt es bspw. für Archäologie, Vor- und Frühgeschichte und Altertum.

Die Wikipedia ist Teil des „Mitmachwebs“ bzw. des Web 2.0. Mit dem Begriff Web 2.0 muß man vielleicht vorsichtig werden, weil so ein investitionsrelevantes Schlagwort gern mit einer Wirtschaftskrise begraben wird. Mitmachweb stimmt jedenfalls. Daß viele an einem Wikipedia-Artikel oder zumindest an einem Wikipedia-Themengebiet über die Zeit hinweg mitmachen, hat den Vorteil, daß einige später noch ein Augenmerk darauf behalten.

Dem gegenüber kann man zum Themenspektrum meines Blogs viele Web-Projekte finden, auf denen wichtige Aktualisierungen nicht mehr nachgezogen werden. Das sind oft sehr gute und substanzvolle „Web 1.0“-Projekte von Einzelpersonen, die mittlerweile offenbar keine Zeit mehr haben. Und bei Ämtern und Institutionen sieht es manchmal so aus, als ob früher Geld für Webprojekte bewilligt und ausgegeben wurde und jetzt für Änderungen und Neuerungen gerade nichts da ist.

Da die Wikipedia mittlerweile so wichtig geworden ist und jeder dort mitmachen kann, kann auch jeder versuchen, die Inhalte in der Wikipedia in seinem Sinne umzubiegen. Insofern dürfte für die Qualität der Inhalte die Notwendigkeit eines permanenten Kampfs Gut gegen Böse klar sein. Offensichtliche Manipulationsversuche mit Unwahrheiten sollten leicht unter „Böse“ einsortierbar sein. Leider gibt es in der Wikipedia auch Konflikte zwischen Opponenten, die beide glauben für das Gute zu kämpfen.

Ein Beispiel wäre die Frage (mit folgender Löschung), ob ein bestimmtes Thema überhaupt einen Artikel in der Wikipedia wert ist. Seit Jahren finden sich in Foren frustrierte ehemalige Wikepedianer, die offenbar früher mit Herzblut bei der Sache waren und auf diese oder andere Weise ihre gute Arbeit zerstört sahen. Hinter der Oberfläche der Wikipedia selbst kann man in den Diskussions- und Benutzerseiten weiteres Unschönes lesen. Manchmal ein recht rüder Umgangston, manchmal regelrechte Leidensgeschichten. Das ist schon traurig.

Im Prinzip hatten wir alles schon, aber derzeit kocht die Debatte besonders wieder hoch. Exemplarisch der Telepolis-Beitrag „Offline-Sperrung“ und dessen Kommentare oder mit besonderem Augenmerk auf die vielen Kommentare die Meldung „Autorenschwund bei Wikipedia“ in heise-Online. Kritikpunkte an der Wikipedia aus Sicht der Wikipedia finden Sie hier.

Speziell hinsichtlich der Relevanz von Blogs für die Wikipedia wird derzeit eine Äußerung eines Wikipedianers häufig zitiert, welche ich in die Kategorien „ziemlich verunglückt“ und „rüder Umgangston“ einsortieren will. Was bleibt ist, daß die Wikipedia eher nicht auf Blog-Einträge verlinken will. Diese Diskussion hatten wir aber auch schon mal, hier etwa bei einem Eintrag von Alexander Graf vom Oktober 2008 „Blogs sind als Weblinks ungeeignet“... im Blog Kassenzone. Dort weist der 22. Kommentar sachlich und in gewissem Umfang nachvollziehbar auf die Gründe hin.

Ich sehe mich als weitgehend passiver Nutzer der Wikipedia, habe aber dort als nicht angemeldeter Benutzer die Daten zum rezensierten Buch von Bernd Steidl eingetragen und diejenigen des alten Limeswanderführers von Thomas Fischer auf die des neuen Buchs von Thomas Fischer und Erika Riedmeier-Fischer geändert.

Das wurde ziemlich schnell kontrolliert und übernommen, wenn auch einer der Alteingesessenen anscheinend angeregt wurde die Literatur zu gruppieren und dabei den Bernd Steidl falsch einsortierte, worauf ich den dann umsortiert habe, was auch wiederum schnell kontrolliert und übernommen wurde. Das lief schnell und unproblematisch und so wie das sein sollte. Probieren Sie das doch selbst aus, wenn Sie bislang noch nie etwas an der Wikipedia geändert haben und Ihnen entsprechender Bedarf auffällt!

Sonntag, 22. November 2009

Wikinger in Frankfurt, Kelten in Konstanz

Am gestrigen Samstag, 21.11.2009, begann im Archäologischen Museum Frankfurt die Sonderausstellung „Die letzten Wikinger - Der Teppich von Bayeux und die Archäologie“. Diese Ausstellung endet am 14. März 2010.

Die Eroberung Englands 1066 durch den Normannenherzog Wilhelm gilt nach Ausstellungs-Faltblatt als der „letzte Wikingerzug“. Das Faltblatt als pdf-Datei und weitere Verweise zu ergänzenden Informationen sind auf dem „Bildungsserver Hessen“ zu finden.

Gut, wenn man die Normannen den Wikingern zuschlägt, dann schlage ich die geschlagenen Angelsachsen der Spätantike zu und dann paßt der Hinweis auf die Ausstellung zum Zeitspektrum meines Blogs.

Weiter ist der Umzug der Wanderausstellung „Bevor die Römer kamen – Späte Kelten am Bodensee“ von Bregenz nach Konstanz nachzutragen. Die Ausstellung hat in der Außenstelle Konstanz des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg am 24.10.2009 begonnen und kann dort noch bis 25.04.2010 besichtigt werden. Auf das Ende der Wanderausstellung im Vorarlberger Landesmuseum hatte ich in einem früheren Blog-Eintrag hingewiesen.

Als zusätzliche Motivation für einen Museumsbesuch in Konstanz gibt es seit heute wieder die Sonderausstellung für Kinder „Archäologie und Playmobil“. Diese Sonderschau endet am 14.2.2010.

Mittwoch, 18. November 2009

Dauer- versus Sonderausstellung

Von Ausstellungen bekannter Großkünstler kennt man schon seit längerem Besucherschlangen vor dem Museum. In natura habe ich so eine Schlange Anfang letzten Jahres beim abgebrochenen Versuch gesehen, die Grünewald-Ausstellung in der Staatlichen Karlsruher Kunsthalle zu besuchen.

Vom Museumseingang den Gehweg entlang bis um die Hausecke mindestens 30 Meter, und das werktags. Beim Besuch der Dauerausstellung am Jahresende hielten sich dagegen Aufsichtspersonal und Besucher zahlenmäßig die Waage. Trotz vieler Gemälde, die bei Sonderausstellungen locker als „hochkarätige Exponate“ durchgehen würden.

Man kann sich viele Gründe für dieses Übergewicht bei den Sonderausstellungen einfallen lassen, und vermutlich wird das Übergewicht auch wirklich auf vielen für die Sonderausstellung sprechenden Gründen basieren.

Bezogen auf die Exponate ist aber schon ein starker irrationaler Aspekt dabei. Ich will das anhand meiner Erfahrung bei der Sonderausstellung „Imperium Romanum. Römer, Christen, Alamannen - Die Spätantike am Oberrhein“ im Badischen Landesmuseum weiter veranschaulichen. Dort gab es zwar keine Riesenschlangen vor der Kasse, aber die Ausstellung war proppevoll.

Diese Ausstellung fand seinerzeit im ersten Obergeschoß in der Westhälfte des Karlsruher Schlosses statt. Das Landesmuseum hat soviel Platz, daß die Daueraustellung nahezu unbeeinträchtigt weiterlaufen kann. Deshalb hätte man zusätzlich zwei Stock tiefer im Keller die Römer am Oberrhein besichtigen können. Das wäre nicht viel mehr Weg gewesen, weil man zum Ausgang über eine Treppe in das Erdgeschoß geführt wurde, die man nur noch ein Stockwerk tiefer hätte gehen müssen.

Karlsruher Schloss

Aber dort war ich ganz allein. Wie gesagt, oben proppevoll, diese Dauerausstellung hätte thematisch zur Sonderausstellung gepasst und zumindest von den auswärtigen Besuchern sollten viele die Dauerausstellung nicht kennen, aber unten war leer. Das war auch schon bei der Sonderausstellung „Hannibal ad portas“ so, die ebenfalls im Westteil stattfand, aber beim „Imperium Romanum“ ist mir das besonders aufgefallen.

Ich gehe sowieso immer noch gerne beim Mithräum in der Römer-Dauerausstellung vorbei. Aber jetzt mit eingebautem Besucherzähler - und beim Mithräum ist nie jemand da.

In der Sonderausstellung „Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr“, die im Erdgeschoß in der Osthälfte des Schlosses stattfand, waren vielleicht gerade über hundert Besucher, als wir heraus gingen. Bei den oberrheinischen Römern im Keller auf der Westseite dann wie gesagt niemand, und bei den „Antiken Kulturen“ auf der Westseite im Erdgeschoß mit sehr schönen Exponaten aus den hellen Jahrhunderten des antiken Griechenlands zwei Personen.

Jetzt bei der Vandalen-Ausstellung an einem Freitagmittag ca. 80 Besucher gleichzeitig in der Sonderausstellung auf der Ostseite, niemand bei den Römern im Keller und niemand bei den Oströmern/Byzantinern im Erdgeschoß-Westflügel des Schlosses, obwohl in die Dauerausstellung freitags ab 14 Uhr der Eintritt sogar frei gewesen wäre („Happy Friday“, ich glaube das gilt nur für die Dauerausstellung und nicht für die Sonderausstellung.).

Also ich hoffe die Irrationalität hinsichtlich der Exponate ausreichend begründet zu haben. Bezogen auf die Exponate müßte der Anteil der Besucher in der Dauerausstellung viel höher sein. Vielleicht ist das so: viele Gründe sprechen für die Sonderausstellung, und der Herdentrieb führt zu irrational wirkenden Randerscheinungen, das Soziale sticht mehr als die Exponate.

Das will ich nicht negativ bewerten, vermutlich hat sich diese Strategie entwicklungsgeschichtlich als optimal herausgestellt. Man kann den Witz mit dem Kind nehmen, das seinen Papa frägt: „Wenn im Wald ein Baum umfällt und das Fernsehen war nicht dabei, ist der Baum dann wirklich umgefallen?“ und das umformulieren hin zu dem Gedanken, wieso man sich um einen umgefallenen Baum im Wald kümmern soll, wenn der es nicht in die Medien geschafft hat. Zu prüfen wäre natürlich bei der gewaltigen Besucherdifferenz eine größere Verpflichtung derjenigen, die die Medieninhalte bestimmen, also man hätte vielleicht das eine oder andere Medium (Schild) zusätzlich in der Sonderausstellung für die Besucherführung spendieren können, so in der Art „zu dem Thema haben wir noch... in unserer Dauerausstellung“.

Wenn Sie jetzt noch Zeit haben, stöbern Sie doch mal auf dem Blog Mittagstische in Karlsruhe herum, selbst wenn Sie absehbar kein Ernährungsproblem in Karlsruhe haben werden. Die Blog-Idee ist sehr gut, die anfallenden Kosten sind überschaubar und die Texte sehr kurzweilig geschrieben. Blog-systemisch sind die vielen Kommentare als zusätzliches Plus zu betrachten. Die Angaben zu den Stadtteilen werden dem Auswärtigen nicht soviel sagen, aber mit einem Klick auf die Geokoordinaten rechts unter dem Blog-Posting ist das Lokal leicht zu finden.

Den Stadteil Durlach könnten sich Interessenten am historischen Roman allerdings merken. Der Autorenkreis Historischer Roman Quo vadis will in Durlach nächstes Jahr vom 12. bis zum 14. November die Historica 2010 veranstalten. Auf die Historica 2009 in Hamburg-Bergedorf hatte ich hingewiesen. Nachberichte von der Veranstaltung gibt es auf der Website von Quo Vadis und bei der Büchereule.

Freitag, 13. November 2009

„Das Königreich der Vandalen“ in Karlsruhe

Überraschend schnell nach meinen Links auf Medienberichte von der gerade eröffneten Ausstellung „Das Königreich der Vandalen“ bin ich selbst im Karlsruher Landesmuseum gelandet. Aber wenn man Zeit hat, nur einen Kilometer entfernt ist und das Ausstellungsthema zum Zeitspringer-Blog passt, dann muß das Baby ja damit gefüttert werden.

Das Königreich der Vandalen im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss

Auf den in den Links auf Medienberichte erwähnten Artikel „Karthago ist lieblich und süss“ von Roman Hollenstein in der NZZ Online will ich hier nochmals hinweisen. Der ist eine gute Einführung in die geschichtlichen Hintergründe, die Fundsituation und die Ausstellungskonzeption. Die Ausstellung schlägt wie dort beschrieben einen Bogen von den vermutlichen Ursprüngen der Vandalen in der Przeworsk-Kultur im südöstlichen Polen bis zu ihrem Ende durch ein oströmisches Heer.

Räumlich kann man sich das im Karlsruher Schloss etwa so vorstellen: die Ausstellung befindet sich wie die seinerzeit hier besprochene Ausstellung „Zeit der Helden. Die 'dunklen Jahrhunderte' Griechenlands 1200 - 700 v. Chr“ in der Osthälfte des Erdgeschosses. Der Ein- und Ausgang der Ausstellung befindet sich im Mittelteil des Schlosses. Das Karlsruher Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg „entkernt“ und ohne die Restaurierung der früheren Räume und ohne deren Raumtrennung im Innern wieder aufgebaut, d.h. die Ausstellung ist nur durch die Ausstellungsaufbauten gegliedert durchgängig vom Eingang bis zur Spitze des Ostflügels begehbar. Erst die Flügelspitze ist durch zwei Türen vom Ausstellungsraum abgetrennt. Dort ist ein Bastelraum für Kinder für ein museumspädagogisches Begleitprogramm eingerichtet.

Die räumlichen Gegebenheiten werden genutzt, um die Vandalen in ihrer zeitlichen Entwicklung fortlaufend vom Eingang bis zur Spitze des Ostflügels darzustellen. Rechts von der Eingangstür beginnt die Ausstellung mit den vermuteten Ursprüngen der Vandalen in der Przeworsk-Kultur, es geht dann weiter mit der Überquerung des Rheins, den Ausseinandersetzungen mit anderen germanischen Stämmen in Spanien bis hin zum Übergang nach Nordafrika. Gegenüber an der linken Wand begleitende römische Kulturzeugnisse, darunter das die Zeit veranschaulichende Elfenbein-Dyptichon mit dem römischen Heermeister Stilicho, der Sohn eines Vandalen und einer Römerin war.

Das Königreich der Vandalen im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss

Der Zeitabschnitt nach der Machtübernahme in Nordafrika hinterläßt den Eindruck, als sei dort alles weitergegangen wie bisher. Nach Aussage der Ausstellung gab es in Nordafrika die höchste Dichte an Städten im römischen Reich, mit einer provinzialrömischen Bevölkerung von zwei Millionen gegenüber vielleicht 80- oder 100000 Vandalen. So wie ich diesen Abschnitt der Ausstellung verstanden habe, wurden von den Vandalen die Landbesitzer enteignet, das Land an die Vandalen verteilt und eine vandalische Machtstruktur über die erhalten gebliebenen Selbstverwaltungsstrukturen der Städte gelegt.

Großen Raum nimmt das frühe Christentum in Nordafrika in der Ausstellung ein. Es gab vor den Vandalen widerstrebende christliche Richtungen in Nordafrika, von denen die orthodox-katholische dominant war. Die Vandalen bekannten sich zum arianischen Christentum und betrieben eine intolerante Glaubenspolitik gegen alle anderen christlichen Richtungen. Der erste glaubenstolerante Vandalenherrscher wurde nach wenigen Jahren gestürzt, sein Nachfolger unterlag bald darauf einem relativ kleinen oströmischen Invansionsheer.

In der Folge förderten die Oströmer massiv die Restauration und Erweiterung des orthodox-katholischen Kirchenbesitzes, was zahlreiche Kirchenbauten zur Folge hatte und etwa 150 Jahre später durch die arabische Eroberung beendet wurde. Die arabische Eroberung wird in Karlsruhe an der Wand zum oben erwähnten Bastelraum an der Spitze des Ostflügels dargestellt und bildet den Abschluß der Ausstellung.

Wegen unseren Problemen mit der Ausstellung am selben Ort zur letzten Jahreswende: das war hauptsächlich zum einen die Beleuchtung, zum anderen die Koppelung der Helden Homers an die „dunklen Jahrhunderte“, diese Koppelung kann ich heute immer noch nicht nachvollziehen. Die Beleuchtung ist dieses Mal bei der Vandalen-Austellung sehr gut und an der Logik der Ausstellungsdramaturgie ist auch nichts auszusetzen.

Das Königreich der Vandalen im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss

Als möglicher überspitzer Hauptkritikpunkt an der Ausstellung könnte ich mir eine Argumentation in Richtung auf „Des Kaisers neue Kleider“ vorstellen. Also die Frage, wieviel von den Vandalen eigentlich in der Ausstellung zu sehen ist. Tatsächlich scheint schon die Fundlage bei der Przeworsk-Kultur nicht so berauschend zu sein. In Nordafrika ist offenbar die provinzialrömische Produktion ohne kulturellen Umbruch weitergegangen und selbst der Glaubensstreit mit ihren Untertanen offenbarte sich laut Ausstellung „nicht in Kirchenarchitektur und Bildzeugnissen“.

Letztlich wird die Ausstellung damit zwar immer noch ihrem Thema gerecht, das relativ ungestörte Weiterführen der spätantiken römischen Kultur ist ja auch schon eine bemerkenswerte Aussage über das Königreich der Vandalen. Für die Bewertung der Ausstellung muß man aber vermutlich das Augenmerk mehr auf die von der Ausstellungskonzeption dargestellten Zusammenhänge richten. Dann liefert die Ausstellung sehr reichhaltige Einblicke in die Spätantike und ist vielseitig anregend.

„Sammlung James Loeb“ und „Loeb Classical Library“

Nur ein paar Schritte vom Münchner Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke entfernt, dem mein gestriger Eintrag gewidmet war, kann in den Staatlichen Antikensammlungen die Ausstellung „Sammlung James Loeb – Antikensammler, Mäzen und Philanthrop“ besichtigt werden.

James Loeb war unter anderem einer der bedeutendsten Stifter der Antikensammlungen. Mehr zur Ausstellung und dem umfangreichen Wirken von James Loeb findet sich in dem Merkur-Online-Artikel von Simone Dattenberger unter dem Titel: „Mäzen und Menschenfreund: James Loeb“. Wer die Antikensammlungen in München besuchen will, möge die unentgeltlichen Mittwochsführungen im Auge behalten.

Weltweit bekannt soll James Loeb durch die „Loeb Classical Library“ geworden sein, meint Uwe Walter in seinem Blog „Antike und Abendland“. Ihrer Würdigung hat er sich in seinem jüngsten Eintrag „Verewigung eines stillen Mäzens: die unentbehrliche Loeb Classical Library“ angenommen.

Donnerstag, 12. November 2009

Münchner Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke hat Geburtstag

Wie der Münchner Wochenanzeiger meldet, feiert das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke heute sein 140-jähriges Bestehen. Auf der Website des Museums kann man sich bei einem virtuellen Rundgang ein Bild von den Beständen machen. Real ist das Museum in der Meiserstraße 10 werktags von 10 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt besuchbar.

Montag, 26. Oktober 2009

Spätantike Links

Letztes Wochenende ist die Ausstellung „Erben des Imperiums in Nordafrika - Das Königreich der Vandalen“ im Karlsruher Landesmuseum mit einem überraschend großen Medienecho eröffnet worden.

Hier drei Links: „Karthago ist lieblich und süss“ von Roman Hollenstein in der NZZ Online bietet umfangreiche Hintergrundinformationen. „Ein ganz neues Bild der antiken Großmacht“ von Holger Farken für den SWR glänzt mit schönen Fotografien und Video-Links. „Zivilisierte Zerstörer“ von Gabriele Höfling im Rheinischen Merkur stellt die Karlsruher Zusammenarbeit mit Tunesien und die dortigen Ausgrabungsstätten stärker in den Vordergrund.

Der oströmische Kaiser Anastasios I. war Zeitgenosse des Vandalenreiches in Nordafrika, von ihm und der Entstehung des byzantinischen Imperiums handelt ein Buch von Mischa Meier, das von Stefan Rebenich in der NZZ Online unter dem Titel „Warum das Römische Reich im Osten überlebte“ besprochen wurde.

Der nächste Link führt aus der Spätantike heraus. Aber wenn man schon auf NZZ Online ist, dann kann man sich noch den Artikel von Jürgen Tietz über die Wiedereröffnung des Neuen Museums in Berlin „Nofretete und der Elch“ ansehen.

Auch großteils außerhalb der Spätantike liegt der Deutschlandfunk-Studiozeit-Beitrag von Matthias Hennies „Gotischer Schmuck und koschere Küche“. (Ergänzend zur Grabung in Köln noch der WDR-Beitrag „Kölner Synagoge wird ausgegraben“ von David Ohrndorf aus dem letzten Jahr).

Hier will ich ein Ziel des Kölner Grabungsleiters Sven Schütte aus dem DLF-Beitrag herausgreifen: Er versucht die kontinuierliche Nutzung einer spätantiken Kölner Synagoge bis in das Mittelalter archäologisch nachzuweisen. Dadurch hätte er auch einen archäologischen Nachweis einer seit der Römerzeit kontinuierlich bestehenden jüdischen Gemeinde erbracht.

Nach dem Bericht ist dieser Punkt noch strittig, es seien aber „Historiker und Archäologen weitgehend einig“, daß in Köln schon um 800 eine Synagoge stand. Diese frühe Datierung ist vielleicht selbst schon ein Argument für eine kontinuierliche jüdische Gemeinde.

Auf das Thema bin ich via Yehudas Eintrag „Juden im antiken Augsburg“ im Blog des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg gestoßen. Ich hatte einen Beitrag von Ludwig Berger zum Thema „Frühe jüdische Zeugnisse in den nordwestlichen Provinzen des Imperium Romanum“
im Begleitband zur Karlsruher „Imperium Romanum“-Ausstellung in Erinnerung und den dann nachgelesen.

Ludwig Berger schreibt dort: „insgesamt scheint es nicht zu gewagt, in Trier eine Synagogengemeinde anzunehmen“ und „Eine Synagogengemeinde darf mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für Colonia Agrippina / Köln vorausgesetzt werden“. Er thematisiert für Trier aufgrund eines spätantiken Fundes in der Nähe des mittelalterlichen Judenviertels auch schon eine mögliche „örtliche Kontinuität der jüdischen Siedlung von der Spätantike ins Mittelalter“, wobei für ihn diese Frage „ohne neue archäologische Befunde“ nicht zu beantworten ist.

Ludwig Berger hatte seinen Fokus auf den linksrheinischen Gebieten. Vermutlich weil es neben mehr archäologischen Funden auch überlieferte schriftliche Hinweise auf die Präsenz von Juden gegeben hat. Was vielleicht wiederum mit dem zeitweiligen spätantiken Machtzentrum Trier zusammenhängt. Generell wird für die römischen Gebiete links des Rheins in der Zeit nach dem Limes-Fall im starken Gegensatz zu den verbliebenen Gebieten im heutigen Bayern noch von einer Spätblüte ausgegangen. (Die Nähe zum dann fränkischen Machtzentrum gilt übrigens auch für die mittelalterliche Kölner Synagoge, eine Synagoge um 800 bedeutet die Zeitgenossenschaft mit Karl dem Großen!)

Das bei Yehuda abgebildete spätantike Augsburger Lampenfragment und eine Bleiplombe aus dem 40 km entfernten Burghöfe, ebenfalls mit einer Menora, sind nach Ludwig Berger „vielleicht erste Zeugen einer größeren Gruppe Juden, die sich in der Provinzhauptstadt Augsburg niedergelassen hat“.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Historica 2009 in Hamburg-Bergedorf

Ergänzend zu meinem Bericht über die Buchpräsentation von Dr. Frank Stefan Becker ein Hinweis auf die Historica 2009 in Hamburg-Bergedorf:

Der Autorenkreis Historischer Roman Quo Vadis trifft sich jedes Jahr in einer anderen deutschen Stadt zu seiner Jahresvollversammlung „Historica“. Als Dank für Räume und für das Rahmenprogramm veranstalten die Autoren eine honorarfreie Lesenacht. Die Lesenacht mit freiem Eintritt findet dieses Jahr am 14. November 2009 im Bergedorfer Schloss im Hamburger Stadtteil Bergedorf statt.

Dr. Frank Stefan Becker hatte zwei Jahre lang das Sprecheramt des Autorenkreises Quo Vadis inne und wird mit seinem neuen Roman „Sie kamen bis Konstantinopel“ in der Lesenacht zu hören sein.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Euro-Arabischer Abend mit Dr. Frank Stefan Becker

Letzten Mittwoch, 14.10.2009, präsentierte Frank Stefan Becker sein neues Buch „Sie kamen bis Konstantinopel“ beim Euro-Arabischen Freundschaftskreis e.V. (EAF) im Münchner „Zunfthaus“.

Auf den Termin hatte ich im vorletzten Eintrag hingewiesen. Der Zeitplan sah ab 19 Uhr das Treffen und um 20 Uhr den Vortrag vor; um halb acht war ich einer der spätesten Ankömmlinge im gut besetzten Saal. Der gesellige Teil findet bei den Euro-Arabischen Freunden mehr vor dem Vortrag statt, danach sind die meisten aufgebrochen. Eigentlich nicht schlecht, um die Termine gut in seinen Zeitrythmus einpassen zu können.

Buchvorstellung 'Sie kamen bis Konstantinopel' von Dr. Frank Stefan Becker beim Euro-Arabischen Freundschaftskreis am 14.10.2009 im Münchner Zunfthaus

Zu Beginn der Buchvorstellung las uns der Autor eine Schlüsselszene des Romans vor, die Ermordung des Kalifen Uthman. Zugleich ein Schlüsselereignis für den Islam, da die Nachfolgestreitigkeiten letztlich zur Spaltung in Sunniten, Schia und Charidschiten und zur Kalifen-Dynastie der Omayaden in Damaskus führten. Frank Stefan Becker skizzierte kurz diese geschichtlichen Hintergründe, in die er sein Buch bis zum arabischen Angriff auf das oströmische Konstantinopel 674 n.Chr. eingebettet hat. Die Entwicklung Europas wäre anders verlaufen, hätte nicht das Bollwerk Konstantinopel den Angriff abgewehrt und damit die Hauptmacht der arabischen Expansion von dem schwachen Europa abgehalten. (Siehe auch der Beitrag von Frank S. Becker hier).

In der Folge bekamen wir Reisefotografien von Omayadenbauten zu sehen. Die Omayaden-Dynastie markiert einen Zeitabschnitt in dieser Umbruchs- und Übergangszeit. Griechisch war zunächst noch Verwaltungssprache und die Münzen orientierten sich an byzantinischen Vorlagen. Das Interesse, die islamische Herrschaft durch neue repräsentative Bauten mit einer eigenen Formensprache auszudrücken, war zunächst gering. In den neuen Bauten wurde so nur langsam ein eigener arabischer Stil sichtbar. Also im spätantiken Stadtbild des eroberten oströmischen Gebiets noch keine baulichen Gegenakzente, nicht einmal durch Moscheen. Frank Stefan Becker nannte Beispiele, wo weiterhin prächtige christliche Kirchen ohne repräsentatives moslemisches Gegenstück weiter existierten, und die christliche Gemeinde einem Verkauf der Kirche an die Moslems widersprach. Dieser Zustand wurde erst durch eine spätere Islamisierungswelle und Kirchenenteignungen beendet.

Buchvorstellung 'Sie kamen bis Konstantinopel' von Dr. Frank Stefan Becker beim Euro-Arabischen Freundschaftskreis am 14.10.2009 im Münchner Zunfthaus

Die Bauten der Omayaden entstanden in diesem Umfeld demnach in antiker Tradition. Für mich das nachhaltigste Beispiel die Bilder der Ruinenstadt Anjar im heutigen Libanon. Eine antik geplante Stadt 740 n.Chr. gebaut, in der nach Frank Stefan Becker nur der Kalifenpalast und die Moschee vom üblichen Schema abweichen.

Frank Stefan Becker las dann noch eine Fluchtszene aus seinem Buch vor, in der einer seiner Helden in einer nabatäischen Ruinenstadt zunächst in einer in den Felsen gehauenen Nische und dann hinter einem Felsspalt ein Versteck sucht. Mit einem auf die Leinwand projezierten Reisebild im Hintergrund, das die Nische und den daneben liegenden Felsspalt zeigte. Ein starkes Beispiel für seine Arbeitsweise, er hat die meisten der im Buch beschriebenen Orte selbst besucht und versucht möglichst auf einem Gerüst gut recherchierter Fakten seine fiktiven Handlungen zu entwickeln. Folgerichtig erhält der Geschichtsinteressierte im Nachwort seines Buchs kapitelweise kurze Informationen zu den zugrundeliegenden historischen Fakten und den Quellen.

Buchvorstellung 'Sie kamen bis Konstantinopel' von Dr. Frank Stefan Becker beim Euro-Arabischen Freundschaftskreis am 14.10.2009 im Münchner Zunfthaus

Noch eine Bemerkung zu Frank Stefan Becker und seinem gastgebenden Euro-Arabischen Freundschaftskreis: im ersten historischen Roman des Autors „Der Abend des Adlers“ führte eine lange Reise zunächst vom römischen Gebiet in das kurz zuvor durch den Limesfall verlorene sogenannte Dekumatland, um dann wieder bei Augst auf römisches Gebiet zu stoßen. Daß diese Orte und die Ereignisse in dieser Zeit eine literarische Verarbeitung erfahren haben, fand ich sehr gut. Für mein Reisetemperament hätte der Held aber dort ruhig länger verweilen können und nicht so schnell weiter müssen, im selben Buch ging es aber sogar noch weiter bis nach Persien.

Der Autor hat zwar oft auf seine Reiselust hingewiesen, meine Erkenntnis, auf ganz andere Sphären gestoßen zu sein, kam aber erst am letzten Mittwoch: zunächst erzählte mir am Tisch mein Gegenüber, er habe in den 60er Jahren in Saudi-Arabien gearbeitet. Dann dessen kurzer Wortwechsel mit Frank Stefan Becker über einen Bahnhof der Hedschasbahn, den jeder von den beiden mal besucht hatte. Später eine Bemerkung des Autors in seinem Vortrag „... wer von Ihnen in Palmyra war ...“, darauf im Halbdunkel direkt vor ihm gleich zwei „Ja“ „Ja“ — im „normalen“ Umfeld wissen die meisten nicht einmal, was Palmyra ist!

Insofern ein Tipp für Interessierte an Arabien, am Nahen Osten oder Reiselustige generell: der Euro-Arabische Freundschaftskreis könnte für Sie eine bislang unentdeckte Perle in der Vereinslandschaft sein!

Vielen Dank für die Gestaltung des schönen Abends an Herrn Dr. Becker und an den Euro-Arabischen Freundschaftskreis für die gastfreundliche Aufnahme!

Dienstag, 13. Oktober 2009

Situlen-Ausstellung in Manching

Bis zum 15. November 2009 findet im „kelten römer museum manching“ noch die Ausstellung „Situlen - Bilderwelten zwischen Etruskern und Kelten auf antikem Weingeschirr“ statt. Situla (lat. „Eimer“) ist nach der Wikipedia ein metallener Gefäßtyp der Bronze- und frühen Eisenzeit im etruskisch-italischen Gebiet sowie in der Hallstattkultur. Die Situlenkunst ist eine der wichtigsten Quellen für diese schriftlosen Kulturen. Zudem ist es natürlich an sich schon eindrücklich, 2300 bis 2600 Jahre altem Kunstschaffen gegenüber zu stehen.

kelten roemer museum manching

Möglicherweise ist die Manchinger Ausstellung stark auf die Kelten bezogen gestaltet worden, das müßte man sich ansehen, generell ist die Situlenkunst aber nicht so an die Kelten gekoppelt wie das der Bericht auf hallertau.info nahelegt. Da sollte man vielleicht das „zwischen“ im Ausstellungstitel im Kopf behalten.

Wenn ich die pdf-Datei mit Vortragszusammenfassungen einer dieses Jahr durchgeführten Veranstaltung zum Thema „Situlen in Archäologie und Kulturgeschichte“ überfliege, dann findet sich zum Vortrag von Leonie Carola Koch von der Ruhr-Universität Bochum die Aussage: „Die figürliche Verzierung der Situlenkunst ist losgelöst von den etruskischen Vorbildern nicht zu verstehen. Die Verbreitung der Denkmäler der Situlenkunst verbindet so unterschiedliche Regionen wie Slowenien, Istrien und das Ostalpengebiet über Este und der Etruria Padana mit der etruskischen Kultur. Eine entscheidende Vermittlerrolle wurde von je her in Bologna gesehen, der etruskischen Metropole nördlich des Apennin.“

Wenn man das gut über die Autobahn München-Nürnberg erreichbare Museum besuchen will, dann sollte man vorher noch einen Blick auf den Terminkalender des Museums werfen. In den nächsten Wochen gibt es eine Buchpremiere - Birgit Jaeckel liest aus ihrem neuen Roman „Der Fluch der Druidin“, einen Vortrag von Prof. Dr. Otto-Hermann Frey über die Situlen-Bilderwelten und ein Konzert der Gruppe ADAS im Foyer des kelten römer museums.

Osttor Oppidum Manching

Auch noch wichtig wäre ein Spaziergang am Wall des früheren Oppidums Manching, etwa zum früheren Osttor. Für den auf der Museumswebsite gefundene Plan bräuchte ich zur Orientierung die Lupe. Besser ist die größere Version auf der Webseite des „Manchinger Hofs“. Dort das pdf „kelten roemer museum manching - Wegweiser“.

Samstag, 10. Oktober 2009

Spätantike im Münchner „Zunfthaus“

Nächsten Mittwoch, 14. Oktober 2009, präsentiert Frank Stefan Becker im Münchner „Zunfthaus“ in der Thalkirchnerstr. 76 im Rahmen des Euro-Arabischen Freundeskreises e.V. (EAF) seinen neuen historischen Roman „Sie kamen bis Konstantinopel“.

Auch sein neuer Roman spielt wieder in einer Umbruchszeit. Im 7. Jahrhundert n. Chr. versinkt Europa in der Barbarei und im Osten stürmen die islamischen Glaubenskrieger voran. Rom erlebt die Romanheldin als gespenstische Ruinenstadt, in Sizilien trifft sie auf den größenwahnsinnigen Kaiser Konstans, und von dort wird sie von Piraten nach Damaskus verschleppt.

Frank Stefan Becker will am Mittwochabend diese faszinierende Zeit beschreiben, Passagen aus seinem neuen Buch lesen und Dias der Omayadenbauten in Syrien, Israel und Jordanien zeigen. Ich kenne ihn von mehreren Vorträgen bei der Münchner Volkshochschule als sehr versierten Vortragenden, so daß ich eine schöne und gelungene Veranstaltung erwarte.

Meine Verwendung seines Namens zur Demonstration der MVHS-Suchfunktion war seinerzeit nicht mit ihm abgesprochen, mein jetziger Veranstaltungshinweis hingegen schon. D.h. der EAF und Frank Stefan Becker würden sich über Ihren Besuch freuen! Das Treffen beginnt ab 19 Uhr, der Vortrag dann ab 20 Uhr, der Eintritt ist frei.

Noch ein paar weiterführende Links:

Die Terminliste des EAF.

Die Gaststätte Zunfthaus München .

Ein recht interessantes Interview von Ricarda Ohligschläger mit Frank Stefan Becker in ihrem Literaturnotiz-Blog. Es handelt von seinem Weg zum Autor historischer Romane, von seinem neuen Buch, seiner Arbeitsweise und seinen zukünftigen literarischen Plänen.

Das Buch auf der Verlags-Website beim Zabern-Verlag. Hier finden Sie auch eine Leseprobe.

Eine Rezension des Buchs von Lars Perner bei Media-Mania.de.

Ein Link zum Autorenkreis Historischer Roman Quo Vadis, dessen Sprecher Frank Stefan Becker zwei Jahre lang gewesen ist. Und zu Jokers Historica. Dort finden sich in Kooperation mit Quo Vadis entstandene historische Kurzgeschichten als kostenlose MP3-Downloads, eine der Geschichten ist von Frank Stefan Becker.

Schließlich ist noch auf mehrere Veranstaltungen bei der Volkshochschule München zu verweisen. Mit der von mir beschriebenen Vorgehensweise gelangen Sie aktuell noch zu sieben buchbaren Vorträgen von Frank Stefan Becker, der Nächste hat das Thema „Tunesien - mehr als Sonne und Strand“ und ist schon am kommenden Dienstag, 13. Oktober 2009.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Die Viereckschanze bei Endlhausen

Letzten Samstag sind wir von der Kelten- bzw. Viereckschanze Holzhausen zur Schanze bei Endlhausen weitergefahren.


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Das nicht weit von Holzhausen entfernte Endlhausen ist ein Ortsteil von Egling und befindet sich wie Holzhausen im an Keltenschanzen besonders reichen Gebiet östlich der Isar im Süden von München.

Keltenschanze Endlhausen

Die Schanze liegt komplett bewaldet außerorts im Süden von Endlhausen an der westlichen Seite der Straße nach Fraßhausen, wenig nördlich der von Geilertshausen einmündenden Straße.

Panorama Suedwestecke Viereckschanze Endlhausen

Von der Walllücke für das frühere Tor auf der Ostseite der Viereckschanze sind es nur wenige Schritte zur parallel zum Wall vorbeiführenden Straße. Wall und Graben wirken sehr gut erhalten und ziemlich gewaltig, man glaubt kaum, daß das Bauwerk über 2000 Jahre alt ist.

Panorama Nordwestecke Keltenschanze Endlhausen

Wie fotografiert man eine im Wald liegende Keltenschanze? Wie man sieht, mache ich derzeit Bilderserien, lasse die mit Panorama-Software zusammen montieren und schaue, was dabei herausgekommen ist. In diesem Eintrag sind alle Fotografien außer dem Ersten Panorama-Bilder.

Panoramablick vom Nordwall der Keltenschanze Endlhausen

Das zweite Bild ist ein Panorama der Südwest-Ecke der Schanze, das Dritte ist eines der Nordwestecke. Das vierte Bild ist nicht von einer Ecke aufgenommen, sondern ein 180°-Blick etwa von der Mitte des Nordwalls nach Süden. Das fünfte Panorama ist ein Blick Richtung Osten durch die Wallöffnung, in der sich früher das Tor befunden haben soll.

Panorama Toroeffnung Viereckschanze Endlhausen

Montag, 5. Oktober 2009

Die Viereckschanze 2 von Holzhausen

Die mit „Keltenschanze“, „Viereckschanze“ oder „keltische Viereckschanze“ bezeichneten Anlagen sind in einem Gebiet von Böhmen bis Frankreich gefunden worden, besonders viele in Süddeutschland zwischen Alpen und Main, und hier ist vor allem der Raum südöstlich von München besonders gesegnet. Bspw. kann man aus München heraus zum S-Bahnhof Deisenhofen fahren und auf einer Fußwanderung bequem gleich mehrere Keltenschanzen besuchen.

Ein Stück südlich von Deisenhofen liegt der Ortsteil Holzhausen von Straßlach-Dingharting mit zwei Viereckschanzen, und eine davon, Holzhausen 2, ist wegen der Frage nach der Deutung der Keltenschanzen ziemlich berühmt geworden. (Wobei der weitverbreitete Namen Holzhausen zur Verwirrung führen kann, im Landkreis Fürstenfeldbruck gibt es noch das Allinger Holzhausen mit ebenfalls zwei Keltenschanzen.)


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Martin Kuckenburg beschreibt in seinem Buch „Die Kelten in Mitteleuropa“ den Sachverhalt so: Friedrich Drexel habe 1931 mit dem Argument der Ähnlichkeit der Keltenschanzen (meist quadratische oder rechteckige Einfriedungen aus Erdwall und Graben) eine Deutung als „Heiligtümer“ oder „sakrale Anlagen“ vorgeschlagen, denn nur so war seiner Ansicht nach die „weitgehende Standardisierung“ dieser Anlagen erklärbar. Dieser religiöse Deutungsansatz sei dann lange Zeit eine unbedeutende Außenseitermeinung gewesen, bis der Archäologe Klaus Schwarz die Schanze Holzhausen 2 untersucht hat.

Einige seiner Befunde brachten ihn zur Überzeugung, daß eine kultische Nutzung vorlag. Solche Befunde gab es in der Folge auch in anderen Keltenschanzen, so daß sich in den 1960er Jahren eine Deutung der Anlagen als keltische Kultstätten durchgesetzt hat.

Keltenschanze Holzhausen

Spätere Grabungen brachten eine Wende, die vorher vermuteten Opferschächte erwiesen sich als Brunnen, darin vermutete Kultpfähle wurden nun als Schwingbalken von Stangenziehbrunnen interpretiert usf. Zudem konnte man für einzelne Schanzen das komplette Fundspektrum nachweisen, „das man bei ländlichen Siedlungen der Spätlatènezeit erwarten würde“. Der aktuelle Deutungsansatz geht deshalb in Richtung begüterter Bauernhof, in einer zeichnerischen Rekonstruktion der Keltenschanze von Bopfingen steht sie durch die Einfriedung herausgehoben innerhalb einer Dorfsiedlung.

Bei dieser Deutung als herausgehobenes bäuerliches Anwesen ist aber durchaus denkbar, daß ein möglicherweise in der Schanze residierendes weltliches Oberhaupt der Gemeinde auch das geistliche Oberhaupt gewesen ist und in der Schanze Kulthandlungen stattfanden, oder daß manche Keltenschanzen gänzlich nur sakralen Zwecken gewidmet waren.

Die pauschale Deklarierung als Kultstätten unter Bezug auf die alten Ausgrabungen von Holzhausen, wie sie leider bei einigen Keltenschanzen im Münchner Raum zu finden ist - siehe die Fotografie der Informationstafel bei der Keltenschanze Buchendorf - ist aber nach aktuellem Stand falsch.

Viereckschanze Holzhausen

Die Bilder im heutigen Eintrag sind vom letzten Samstag und zeigen die östliche der beiden Viereckschanzen in Holzhausen. Betrachtet man die oberste Fotografie, dann sieht man hinten ganz links ein weißes Haus. Die westliche Schanze liegt im Bereich der Bäume rechts neben diesem Haus. Sehr gut zur örtlichen Orientierung ist hier auch der BayernViewer Denkmal verwendbar.

Die Befunde wurden in der Schanze „Holzhausen 2“ bzw. der „Viereckschanze 2 in Holzhausen“ ergraben. Der Bayern-Viewer-Denkmal sagt mir nicht, welche der beiden die „Viereckschanze 2“ ist. In einem früheren Blog-Eintrag hatte ich meine nicht so gute Meinung von den Denkmalinformationen schon mal dargestellt.

Nachdem der Bayern-Viewer-Denkmal mich hier im Stich gelassen hat, habe ich erfolglos fast 2 Stunden im WWW nach einer offiziellen Seite gesucht, die erläutert welche der beiden Schanzen „Holzhausen 2“ ist. Ich verlasse mich jetzt stattdessen auf den „Archäologieführer Deutschland“ von Hermann Bierl, und der sagt die östliche Schanze und demnach die im Bild gezeigte ist „Holzhausen 2“.

Viereckschanze Strasslach-Dingharting

Wer mehr über das Thema wissen will, dem empfehle ich nachdrücklich Alexa Weyrauch-Pungs Rezension des 2005 erschienen Buches „Die Ausgrabung in der Viereckschanze 2 von Holzhausen“ mit den von Günther Wieland zusammengestellten und kommentierten Grabungsberichten von Klaus Schwarz. Alexa Weyrauch-Pung hat die Rezension in ihr „Radiolarium“ eingestellt. Weiter ist der Artikel in der Wikipedia über Viereckschanzen empfehlenswert. In der Wikipedia gibt es auch eine Liste bayerischer Viereckschanzen. Der Text aus dem Archäologieführer Deutschland zur Viereckschanze ist bei Pointoo zu finden.

Freitag, 2. Oktober 2009

Alexander der Große in Mannheim

Im letzten Blog-Eintrag hatte ich auf die Stuttgarter Ausstellungen „Eiszeit – Kunst und Kultur“ und „Schätze des Alten Syrien – Die Entdeckung des Königreichs Qatna“ sowie die Karlsruher Ausstellung „Erben des Imperiums in Nordafrika - Das Königreich der Vandalen“ hingewiesen.

Entgangen ist mir dabei die nicht weit von Stuttgart und Karlsruhe stattfindende Mannheimer Ausstellung „Alexander der Große und die Öffnung der Welt – Asiens Kulturen im Wandel“. Die Alexander-Ausstellung beginnt offiziell morgen am 3. Oktober 2009 und endet am 21. Februar 2010. Oliver Seppelfricke war schon dort, sein heute erschienener Bericht kann derzeit noch beim Deutschlandfunk nachgelesen werden.

Mittwoch, 30. September 2009

Vandalen und Eiszeitkunst

Ich war einige Tage im Badischen und bin zweimal ohne viel eigenes Zutun in Eiszeit-Sendungen des SWR gelandet. Dazu noch eine Ausstellungsbesprechung in der Lokalzeitung. Wenn man das verallgemeinern kann, dann müßte mittlerweile im Nachbarländle die Stuttgarter Ausstellung „Eiszeit – Kunst und Kultur“ schon jedem bekannt sein.

Leider soll die Ausstellung schon am 10. Januar 2010 wieder zu Ende gehen. Wer die Austellung im Kunstgebäude Stuttgart am Schlossplatz mit der Ausstellung „Schätze des Alten Syrien – Die Entdeckung des Königreichs Qatna“ im Landesmuseum Württemberg kombinieren will, der muß zudem noch ein bisschen bis zum 17. Oktober warten.

Wegen der Laufnähe zum Hauptbahnhof empfiehlt sich die Anfahrt per Bahn. Eigentlich hatte ich gute Voraussetzungen für die Eiszeit-Ausstellung, weil ich zurück nach München von Karlsruhe mit dem Zug gefahren bin. Aber so flexibel und anpassungswillig war ich dann doch nicht.

Bleibt noch das Werbeplakat für die am 24. Oktober 2009 im Badischen Landesmuseum Karlsruhe beginnende Ausstellung „Erben des Imperiums in Nordafrika - Das Königreich der Vandalen“ zu erwähnen, das ich im Karlsruher Hauptbahnhof gesehen habe.

Dienstag, 29. September 2009

Prähistorische Jagdszene

Prähistorische Jagd in der afrikanischen Savanne

Wer sich um die arme Giraffe sorgt, der darf sich nach Aussage des Malers vorstellen, daß ihr bei dieser Aktion nichts passiert ist.

Freitag, 11. September 2009

Neues vom Forum Romanum im Deutschlandfunk

Im heutigen „Kultur-Heute“-Beitrag „Finanzen und Glückspiel im alten Rom - Neue Erkenntnisse zum Forum Romanum“ von Peter Meisenberg berichtete Klaus Stefan Freyberger vom Deutschen Archäologischen Institut in Rom von den Ergebnissen seines Forscherteams.

Im Beitrag dreht es sich vor allem um die Basilica Aemilia. Mehr Text zu der Basilika gibt es beim Deutschen Archäologisches Institut und in der Wikipedia, dort mit den Artikeln zur Basilica Aemilia und zum Forum Romanum.

Weitere Bilder vom heutigen Aussehen der Basilica Aemilia und dem Forum Romanum finden sich auf der Website Roma Antiqua. Dort gibt es auch einen interaktiven Übersichtsplan vom Forum, in dem man sich den im DLF-Beitrag genannten Bereich zwischen „Via Sacra und den Portiken der Basilica Aemilia“ ansehen kann.

Vom früheren Forum Romanum gibt es mehrere Rekonstruktionen im Netz. Die Wikipedia nennt zwei Beispiele, zum einen die Bilder eines von Robert Garbisch gebauten Modells, zum anderen das Digital Roman Forum von der University of California, Los Angeles.

Eine weitere Rekonstruktion gibt es auf der Website „Ewiges Rom“, ein aus einer Projektarbeit im Fach „Mediengestaltung“ an der TU Chemnitz hervorgegangenes mittlerweile privates Projekt. Und wenn man sich dann da überall schon auskennt und mehr von der Stadt sehen will bei „Rome reborn“, nach dem Spiegel-Online-Artikel „Digitales Stadtmodell: Zeitreise zu den alten Römern“ die bisher „größte und vollständigste Simulation einen historischen Stadt“.

Donnerstag, 10. September 2009

Keltischer Jahresausklang

Jahreszeitlich bedingt gibt es immer weniger größere Freiluftveranstaltungen. Zwei davon finden am übernächsten Wochenende statt.

Zum einen die „19. Europameisterschaft für prähistorische Jagdwaffen“ am 19. und 20. September 2009 auf der Heuneburg bei Hundersingen. Mehr zum „Reglément“ solcher Meisterschaften und zu Speerschleuder und Bogen sowie zahlreiche Bilder auf der Website „Prähistorisch Schießen“ von Werner Pleil, der nach dem Artikel der Schwäbischen Zeitung „Werner Pleil spannt den Bogen bis in prähistorische Zeit“ „die Europameisterschaften alle zwei Jahre auf die Heuneburg gebracht hat (im Wechsel mit Engen)“.

Der Fokus von Werner Pleil liegt offensichtlich mehr auf der Steinzeit als bei der Eisenzeit. Aber nach dem Programm auf der Heuneburg-Website kommen auch die Kelten nicht zu kurz: neben Führungen im Keltenmuseum Heuneburg in Hundersingen und im Freilichtmuseum auf der Heuneburg gibt es ein Abendessen auf der Heuneburg und die Möglichkeit, im (rekonstruierten) Wohnhaus oder Herrenhaus auf der Heuneburg zu übernachten.

Die zweite Veranstaltung ist das Keltenfest in Landersdorf bei Thalmässing am 20. September 2009. Veranstalter ist die Abteilung für Vorgeschichte der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V. und der Verein der Freunde der Vor- und Frühgeschichte Landersdorf. Angeboten werden laut Website der Naturhistorischen Gesellschaft „Rekonstruktionen und Darbietungen“, anhand derer sich die Besucher „ein Bild vom Alltagsleben der Menschen von der Jungsteinzeit bis in die Eisenzeit machen“ können und „speziell für das Keltenfest gebrautes Bier und die beliebten ´Keltenwürste´, oder Kaffee und Kuchen“.

Schließlich will ich nochmal auf den „Tag des offenen Denkmals“ am kommenden Sonntag hinweisen. Die bei meiner seinerzeitigen Empfehlung erwähnte Himmelfahrtskirche ist heute sogar mit dem Beitrag „Was ist hier drin? Sendlinger öffnen die Kartusche aus dem Kirchturm“ auf der Titelseite des „Sendlinger Anzeiger“. Bei Sanierungsarbeiten am Kirchturm wurde eine verschlossene Kartusche mit bislang noch unbekanntem Inhalt gefunden, die am Sonntag nach dem Gottesdienst beim Frühschoppen geöffnet wird.