Sonntag, 31. Juli 2011

Münchner Glyptothek in münchen.tv

Ein Super-Video über die Münchner Glyptothek kann derzeit noch bei münchen.tv angesehen werden: Christopher Griebel besucht das Museum im Rahmen der Sendung „Münchner Stadtrundgang“ und hat mit dem ehemaligen Direktor Prof. Dr. Raimund Wünsche den besten denkbaren Museumsführer.

Angesprochen und gezeigt wird ziemlich viel von dem, was ich hier schon im Blog hatte: die Geschichte des Hauses, die Ägineten, deren Farbigkeit und die Sprangtechnik des Gewandes des „Paris“, die Ergänzungen von Bertel Thorvaldsen, sogar die ionischen Säulen vor dem Eingang werden erwähnt.

Also unbedingt ansehen, ich hoffe das Video bleibt noch lange verfügbar! Und dranbleiben, es beinhaltet zwei Sendungsteile, man bekommt wirklich etwa 24 Minuten Glytothek vom Feinsten geboten!

Und vielen Dank an Apollonia für diesen Hinweis!!!

Freitag, 29. Juli 2011

Die Historyteachers

Ich hoffe, die Historyteachers sind noch für jemanden ein Tipp und ich habe sie nicht als Letzter entdeckt. Immerhin gibt es ihren Youtube-Kanal schon seit 2008 und sie haben mittlerweile über 12000 Abonnenten.

Auf Twitter beschreiben sie sich als „2 kooky teachers making history-based pop music parodies“. „The Trojan War“ war das erste Video von den Historyteachers, auf das ich gestoßen bin. Das mußte wohl so sein, weil ich mich in letzer Zeit viel mit den Ägineten und deren Troja-Kämpfen beschäftigt habe.

Zum (zweiten) Trojanischen Krieg gehört „The Odyssey“, die ist ebenfalls im Historyteachers-Programm. Die anderen Videos in meinem bevorzugten Zeithorizont habe ich versucht in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen: „Prehistoric“, „Civilization“, „Mummification“, „Ancient Minoan Civilization“, „Nefertiti“, „King Tut“, „Greek Philosophers“, „Chinese Dynasties“, „Macedonia“, „Hannibal“, „Viva Roma No. V“, „Julius Caesar“, „Cleopatra“, „Pompeii“, „Gladiator“, „Constantine“, „Attila the Hun“.

Freitag, 15. Juli 2011

Oids G'lump ? - aus dem Glyptothek-Giebelfeld verschwundene Figuren

Wer den letzten Eintrag über die Spes von Bertel Thorvaldsen gelesen und sich auch etwas für die Ägineten aus den Giebelfeldern des Aphaia-Tempels interessiert hat, wird sicher einiges im ersten Bild wiedererkennen: den Mittelakroter, hier ohne Mädchen, auf dem Aphaia-Tempel mit den Mädchen rechts und links. Die beiden Eckakrotere. Und die Athene in der Mitte der Skulpturen im Giebelfeld, wie in den beiden Giebelfeldern des Aphaia-Tempels von Ägina. Darunter noch ionische Säulen, also unzweifelhaft Elemente eines Tempels. In dem Fall ist es ein Musentempel, die Münchner Glyptothek.

Eingang Münchner Glyptothek

In den Giebelfeldern des Aphaia-Tempels tobte der Kampf um Troja, bzw. ging gerade zuende, wenn die Interpretation von Prof. Dr. Wünsche zutreffend ist. Hier dagegen ein wesentlich friedlicheres und ruhigeres Bild: in der Mitte Athene als Athena Ergane, Beschützerin der plastischen Künste, an ihren Seiten verschiedene Kunsthandwerker beim Arbeiten. Die Athena Ergane soll eine Vorgabe von Klenze und dem späteren bayerischen König Ludwig I gewesen sein, die seit 1818 Martin von Wagner Entwürfe für das Giebelfeld entwickeln ließen. Für das Giebelfeld des Gebäudes gegenüber war die Vorgabe, die für die heimischen Künste zuständige Bavaria darzustellen. Dieses spätere „Kunst- und Industrie-Ausstellungsgebäude der Förderung der Kunst und des Gewerbes“ beherbergt heute die Antikensammlungen.

Giebelfeld Münchner Glyptothek

Das Giebelfeld wirkt wegen des leeren rechten Bereichs unstimmig. Seit einigen Monaten weiß ich, daß dort wirklich etwas fehlt. Neben dem leeren Bereich rechts und den offensichtlichen Kriegsbeschädigungen gibt es noch eine andere, weniger in das Auge fallende größere Abweichung vom Orginalzustand: der Mann links von der Athene sollte eigentlich nicht an einem Tischchen sitzen und den Hintern der Athene ansehen. Er war als Tonbildner oder Koroplastes beim Modellieren einer sich auf einem Dreifuß befindlichen Spes ausgeführt. Das war die im letzten Blog-Eintrag erwähnte verschollene Spes des Bildhauers Ernst Mayer, die wegen des kriegsbeschädigten Dreifusses in das Depot kam, und dort von Dr. Ernst Theodor Mayer im Sommer 1959 noch gesehen wurde.

Giebelfeld Münchner Glyptothek

Man kann sich die Zustände vor und nach dem Krieg im Bildarchiv Foto Marburg ansehen. Die Fassade der Nachkriegs-Glyptothek mit den Kriegszerstörungen ist besonders interessant, sie wäre mittels der Suchworte „Portikus kriegszerstört 1946“ zu suchen. (Und den im letzten Blog-Eintrag erwähnten Kopf der Sphinx gibt es im Bildarchiv via „Sphinx Mädchenkopf Aigina“.)

Ich vervollständige noch etwas was es dort oben gab bzw. heute noch gibt (die Informationen habe ich wie zum letzten Blog-Eintrag von Dr. Ernst Theodor Mayer): links neben dem Tonbildner / Koroplastes von Ernst Mayer steht ein Toreut mit Hammer und Eisen, auf die 2. Spes-Figur gestützt, von Ernst von Bandel. Der Toreut bearbeitet Metalle durch Ziselieren, Treiben, Punzen und teilweise durch Gießen in Formen. Dann der Ornamentist / Ornamentbildhauer / Steinmetz über ein Korinthisches Kapitel gebeugt von Francesco Sanguinetti und schließlich der Circumlitor / Enkaustes, er trägt in Wachs gebundene Farbpigmente heiß den Marmor-Statuen auf und ist hier beim Bemalen der 3. Spes im Glyptothek-Giebelfeld zu sehen. Eine zweite Figur von Ernst von Bandel, dem späteren Schöpfer des Hermann-Denkmals im Teuteburger Wald. Danach von Ernst Mayer eine liegende Sphinx, eine Amphore mit Lotosblüten-Dekor und ein Würfel mit sitzendem ägyptischem Ehepaar im linken Eck (ebenfalls erst nach dem Krieg abhanden gekommen).

Kopien der von Thorvaldsen ergänzten Mädchen vom Mittelakroter des Aphaia-Tempels von Ägina links und rechts der kapitolinischen Wölfin

Rechts der Athena vom Bildhauer Johannes Leeb der kriegsbeschädigte Statuarius oder Bronzefiguren-Gießer, rechts daneben der Sculptor oder Bildhauer, an eine Herme gelehnt, ehemals mit einem im Krieg verlorenen Kopf (beide von Ernst Mayer, der verlorene Kopf war ein Selbstbildnis), dann der Xyloglyph oder Holzbildhauer von Ludwig von Schwanthaler und der von Ernst Rietschel mit einem Selbstbild-Kopf modellierte und von Johannes Leeb ausgeführte Töpfer. Dann die heute fehlenden „Töpferwaren“ Stamnos ( = antikes Vorrats-Gefäß), Lekythos ( = griechische Vase für Olivenöl)und Kylix ( = flache antikeTrinkschale mit Handgriffen). Nach Dr. Ernst Theodor Mayer standen alle drei der in Laaser Marmor von Ernst Mayer ausgeführte Töpferwaren nach dem Krieg noch im Giebelfeld der Glyptothek (das ist auch im genannten Bild mit den Nachkriegszerstörungen zu sehen), wurden aber etwa Ende der 60-er Jahre an unbekannten Ort verbracht.

Amazone vor der Villa Stuck

Daran schließt sich wieder wie im Falle der Spes von Ernst Mayer im letzten Blog-Eintrag die Frage an, ob jemand Kenntnisse über den Verbleib hat? Einsendeschluß gibt es zu dieser Frage keinen, also wer in zwei Jahren auf diesen Blog-Eintrag stößt und sachdienliche Hinweise geben kann, mag dies bitte tun.

Bei der anderen Frage im letzten Blog-Eintrag, wo die dort abgebildete Kopie der Spes von Bertel Thorvaldsen zu sehen ist, kann ich dagegen jetzt die Lösung verraten: es ist die Villa Stuck. Wie schon etwas befürchtet gibt es keine Kommentare oder Mails mit richtigen Lösungen. Wie im Bild zu sehen ist, stehen dort sogar beide Mädchen, links und rechts der kapitolinischen Wölfin. Für diejenigen, denen die Mädchen zu süßlich sind, noch eine Amazone, auch von der Villa Stuck.

Samstag, 2. Juli 2011

„Spes“ von Bertel Thorvaldsen

Vielleicht kann selbst eine Mehrzahl der Münchner mit dem Begriff „Ägineten“ nicht so viel anfangen. Aber bei einschlägig Interessierten scheint er mit seinen verschiedenen Schreibweisen (Aegineten, Aigineten) als Bezeichnung für die antiken Skulpturen vom Aphaia-Tempel der griechischen Insel Ägina in der Münchner Glyptothek ziemlich bekannt zu sein. Dazu passt auch die Verwendung im Untertitel bei der vor zweieinhalb Monaten eröffneten Ausstellung „Kampf um Troja. 200 Jahre Ägineten in München.“.

Bild 1: Orginalabguß eines von Bertel Thorvaldsen ergänzten Mädchens aus dem Firstakroter des Aphaia-Tempels von Ägina. Die Rechte am Bild liegen bei Dr. Ernst Theodor Mayer, München.

In meinem Bericht „Neues von den Ägineten in der Münchner Glyptothek“ über einen Vortrag von Prof. Dr. Raimund Wünsche im Dezember 2010 habe ich auch versucht zu erläutern, um was es sich bei den Ägineten handelt und was so besonders an ihnen ist. Im Vordergrund standen - wie üblich, wenn man sich irgend etwas über die Ägineten durchliest - die aus dem Ost- und dem Westgiebel des Tempels stammenden Skulpturengruppen.

Darüber hinaus wurden weitere Skulpturenteile gefunden. Zum einen gab es Verzierungen auf dem Dach und zum anderen glaubt man heute an eine beim Altar aufgestellte Gruppe von Skulpturen. Von diesen Skulpturen ist viel weniger erhalten als von den Skulpturengruppen im Giebel. Man erklärt sich den besseren Erhaltungszustand der Giebelgruppen durch den Schutz durch den bei einen Brand oder einem Erdbeben eingestürzten Tempel. Als Ursache für die Schutzfunktion durch die Tempelsteine lese ich vor allem das Stichwort „Kalkbrennerei“, für das der Marmor geeignet war und die Steine des Tempels nicht.

Bild 2: Gegenüberstellung des von Bertel Thorvaldsen und Ernst Mayer ergänzten Firstakroter mit dem Zustand nach der Purifizierung. Die Rechte am Bild liegen bei Dr. Ernst Theodor Mayer, München.

In der aktuellen Ausstellung sind die Ägineten-Ergänzungen von Bertel Thorvaldsen ein/das Hauptthema, wieder stehen die Kämpfer im Giebel im Mittelpunkt („Kampf um Troja“). Aber auch von den anderen Skulpturenteilen wurden welche ergänzt - im Bild 1 sieht man ein Beispiel einer solchen „Äginetin“, deren Kopf von Bertel Thorvaldsen gestaltet wurde. Der Körper des Originals stammte von einer Verzierung auf dem Giebel des Tempeldaches, dem Firstakroter. Zwei Mädchen (Jungfrauen, Koren) standen dort rechts und links einer Palmette. Bild 2 zeigt den ergänzten Firstakroter, wie er über 100 Jahre in der Glyptothek zu sehen war, und daneben den Zustand nach der „Purifizierung“ 1967.

Bild 3: Kore, Mädchen, Jungfrau vom Firstakroter im Museum beim Aphaia-Tempel auf der Insel Ägina. Die Rechte am Bild liegen bei Dr. Ernst Theodor Mayer, München.

Die First-Palmetten wurden vom Bildhauer Ernst Mayer ergänzt, dessen Werk wie im Bild 2 zu sehen ebenfalls von der Purifizierung betroffen war. Von seinem Nachfahren Dr. Ernst Theodor Mayer habe ich die grundlegenden Informationen für diesen Blog-Eintrag. Alle Bilder sind ebenfalls von Dr. Ernst Theodor Mayer, der mir die Verwendung in diesem Blog-Eintrag gestattet hat. Bild 2 ist aus seinem Fotobuch über das Werk von Professor Ernst Mayer entnommen, Bild 6 und 7 zeigen die Ostseite des Aphaia-Tempels von Ägina in seinem heutigen Zustand - Dr. Ernst Theodor Mayer hatte ihn dieses Jahr besucht. Die Aufnahmen 3 - 5 stammen aus einem kleinen Museum neben dem Tempel.

Bild 4: Skizze des Firstakroters mit rekonstruierten Teilen im Museum beim Aphaia-Tempel auf der Insel Ägina. Die Rechte am Bild liegen bei Dr. Ernst Theodor Mayer, München.

Als Vorlage für die Mädchenköpfe verwendete Bertel Thorvaldsen einen ebenfalls beim Aphaia-Tempel gefundenen weiblichen Kopf. Wegen den unterschiedlichen Größen war klar, daß es nicht der Kopf eines der beiden Mädchen gewesen sein konnte. Woher der wirklich stammte, wurde erst 1920 herausgefunden: die schon früh als Greifen ergänzten Eckverzierungen des Aphaia-Tempels (Eckakroter) waren in Wirklichkeit Sphingen, der gefundene weibliche Kopf war der Kopf einer Sphinx.

Bild 5: Skizze des Firstakroters mit rekonstruierten Teilen im Museum beim Aphaia-Tempel auf der Insel Ägina. Die Rechte am Bild liegen bei Dr. Ernst Theodor Mayer, München.

Im Begleitbuch zur Ausstellung gibt es eine schöne Nebeneinanderstellung des Kopfes der Sphinx und der beiden von Bertel Thorvaldsen gestalteten Köpfe. Prof. Dr. Wünsche schreibt dazu: „In diesen letzten Werken befreit sich Thorvaldsen von den Fesseln des Vorbildes und formt den Sphinxkopf im Gesichtsausdruck zu zwei lieblichen Mädchen um, was den Sinn dieser Figuren entspricht.“ Man kann das nachvollziehen und das Gespür des Meisters bewundern, aber das Lächeln der Sphinx hat auch was. Lächelt sie überhaupt?

Die Mädchen, Jungfrauen, Koren wurden als Fruchtbarkeitssymbole mit einer Granatapfel-Blüte in der Hand ergänzt, und - ich zitiere jetzt aus einer Mail von Dr. Ernst Theodor Mayer - „von Thorvaldsen adäquat in Spes (= Hoffnung auf Nachwuchs) umbenannt“. „Der außerordentlich kernreiche Granatapfel (granae=Körner) hat bei glatter Oberfläche innen mehr gosse Samenkörner als eine Erdbeere kleine auf ihrer Oberfläche. Auch die angeblich viel-brüstige Artemis von Ephesos bekam in Wirklichkeit eine Vielzahl von Hodensäcken umgehängt, die den Opferstieren abgeschnitten worden waren, präsentiert(e) also Millionen von Spermatozoen.“

Bild 6: Teil der Ostseite des Aphaia-Tempels auf der Insel Ägina. Die Rechte am Bild liegen bei Dr. Ernst Theodor Mayer, München.

Die ergänzten Mädchen hatten noch ein Nachwirken, nicht nur wie im Bild 1 zu sehen als Orginalabguß. Prof. Wünsche zeigt im Ausstellungs-Begleitbuch das Bild einer den Mädchen sehr ähnlichen Spes aus dem Thorvaldsen-Museum in Kopenhagen. Eine andere, mittlerweile verschollene Spes wurde von Ernst Mayer für das Giebelfeld der Münchner Glyptothek erstellt, ich zitiere noch einmal seinen Nachfahren Dr. Ernst Theodor Mayer: „Die 1830 von Ernst Mayer aus Laaser-(Schlanders)-Marmor gefertigte Spes war etwas kleiner als ihr Vorbild (88,5cm), nämlich 80 cm hoch und überreichte genauso eine Granatapfelblüte, die nach 125 Jahren im Freien etwas verwittert, aber für mich 1959 doch noch erkennbar war.“ Diese Spes von Ernst Mayer wurde von Prof. Dr. Reinhard Lullies (1901-1986), seinerzeit Hauptkonservator der Antikensammlung und ein Amtsvorgänger von Prof. Dr. Wünsche, im Sommer 1959 dem Nachfahren Dr. Ernst Theodor Mayer angeboten (weil sie nicht mehr auf dem bombengeschädigten Dreifuß -links neben der Mittelfigur- im Giebelfeld hätte befestigt werden können) und dann offenbar anderweitig vergeben.

Bild 7: Teil der Ostseite des Aphaia-Tempels auf der Insel Ägina. Die Rechte am Bild liegen bei Dr. Ernst Theodor Mayer, München.

Abschließend noch die Frage: wo steht der im Bild 1 zu sehende Orginalabguß? Es ist ein Münchner Gebäude, aber nicht die Glyptothek. Vermutlich haben schon viele diese Äginetin gesehen, aber nicht so bewußt wahrgenommen, daß sie es jetzt als Lösung parat hätten. Und die es parat hätten, die lesen meine Blog-Einträge nicht oder sie nicht bis zum Ende... Lösungen bitte als Kommentar oder als Mail. Die Auflösung und die Freischaltung eventueller Kommentare kommt mit dem nächsten Blog-Eintrag.

Im Fall der verschollenen Spes aus dem Giebelfeld der Glyptothek wären wir natürlich auch an Hinweisen interessiert. Da wir da keine Ahnung über den Verbleib haben, ist die Einsendefrist auch nicht bis zum nächsten Blogeintrag beschränkt.