Das Keltenjahr 2012 der Baden-Württemberger sollte ich dazu nützen, endlich meine im September 2008 gemachten Bilder vom keltischen Oppidum Finsterlohr-Burgstall nachzutragen.
Das Oppidum wird meist nach den Orten Burgstall oder Finsterlohr benannt, die „Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern e.V.“ nennt es im Langtext einer im Rahmen der Keltenjahr-Veranstaltungen stattfindenden Exkursion „Oppidum von Creglingen-Finsterlohr“. Immer mit dabei ist die Bezeichnung „Oppidum“, obwohl gerade das zweifelhaft ist, wenn man unter „Oppidum“ eine befestigte Keltenstadt versteht. Denn in dem durch die Wälle gesicherten Gebiet wurde bislang keine Siedlung gefunden.
Ich habe im Blog-Eintrag über den Kurzbesuch des Oppidums Heidengraben die mögliche Schutzfunktion für das Umland schon erwähnt. Außer der Bevölkerung hätten in einem so großen Oppidum auch deren Tiere unterkommen können. Finsterlohr-Burgstall bietet ähnliche Voraussetzungen wie der Heidengraben. Einerseits umfasst das Oppidum ein sehr großes Gebiet - die Gesellschaft für Archäologie gibt in ihrem Text 112 ha an - anderseits ist das Oppidum an den vielen Stellen durch stark abfallendes Gelände geschützt. An einer Längs- und einer Schmalseite durch das Taubertal, an den beiden anderen Seiten teilweise durch Bachtäler.
Das erste Bild ist im Taubertal bei Tauberscheckenbach aufgenommen. Im Hintergrund geht es die auf dem Bild gerade noch erkennbare Straße hoch zum Oppidum. Sowohl beim Verein Keltisches Oppidum Finsterlohr-Burgstall e.V als auch in der Wikipedia gibt es ein Luftbild, auf dem man diese natürlichen Gegebenheiten an einer Biegung des Taubertals gut nachvollziehen kann.
Oben auf dem Gelände des ehemaligen Oppidums spielt sich heutzutage alles auf einer Teilfläche ab. Auf der ist ein Keltenlehrpfad mit einzelnen, mit Infotafeln versehenen Stationen eingerichtet. Entweder geht es an den Infotafeln um das, was gerade zu sehen ist, oder es werden allgemeine Aspekte des keltischen Lebens erläutert. Zu sehen gab es 2008 vor allem an der Westseite des Rundwegs mit den Wallresten etwas. Hier wurde ein Teilstück des Walles als keltische Pfostenschlitzmauer rekonstruiert, außerdem befinden sich an der Nordwestecke des Oppidums die Reste eines keltischen Zangentors (das „Alte Tor“). Die Steinsammlung in vierten Bild habe ich in der Nähe der Rekonstruktion gefunden. Ob die Steine echt keltisch sind?
Beim Info-Zentrum/Parkplatz des Rundwegs gab es bei unserem Besuch eine interessante Flachsbrechhütte, in man aber nur nach Anmeldung hineingekommen ist. Mittlerweile kam mit dem Keltenhaus eine weitere Attraktion hinzu. Online bin ich bis zum Bau dieses Keltenhauses selten auf Neuigkeiten vom Oppidum gestoßen. Das änderte sich schlagartig, wobei das überregionale Interesse vermutlich stärker durch das Resozialisierungsprojekt für junge Männer als durch das Keltenhaus ausgelöst wurde. Der Verein hat eine lange Bildstrecke vom Bau des Keltenhauses eingestellt. Unter den Bildern sind auch ein paar von den Fernsehaufnahmen des Bayerischen Rundfunks zu sehen.
Der Besuch des Bayerischen Rundfunks soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Oppidum zu Baden-Württemberg gehört. Aber mit der Besonderheit, daß die Grenze zu Bayern ganz knapp um einen großen Teil des Oppidums herum liegt. Denn das Taubertal unterhalb des Oppidums ist in diesem Abschnitt noch bayerisch.
Wir sind seinerzeit von einer Fahrt von Würzburg nach München auf bayerischem Gebiet bei der A7-Ausfahrt Bad Windsheim abgezweigt und erst über hügeliges Ackerland und dann stark abschüssig hinunter ins Taubertal nach Tauberscheckenbach gefahren. Von dort ging es hoch nach Burgstall zum Oppidum-Besuch und dann auf baden-württembergischer Seite weiter in das nahe Rothenburg ob der Tauber. Bei dem, was es zu sehen gibt, ist Rothenburg verglichen mit den Keltenwällen und dem Keltenhaus des Oppidums natürlich der pure Overkill.
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