Ende März ist in der Online-Ausgabe der Augsburger Allgemeinen der Artikel „Antike Wallfahrtsstätte - Unterwegs in der Region: Alle Wege führen nach Faimingen“ von Till Hofmann erschienen.
Es geht darin um das heutige Faimingen, Ortsteil der Stadt Lauingen an der Donau, und dem antiken Phoebiana an derselben Stelle, das mit seinem Apollo-Grannus-Tempel zur Römerzeit ein bekannter Wallfahrtsort gewesen ist. Der Apollo-Grannus-Tempel gilt sogar als der größte römischen Tempelbau nördlich der Alpen. Der Name Phoebiana geht auf den Apollo-Beinamen Phoebus zurück.
Faimingen/Phoebiana wurde mir in einem Vortrag ebenfalls unter diesem Aspekt bekannt gemacht: daß es als Kultort, Kraftort, Pilgerzentrum, Wallfahrtsort oder wie das seinerzeit gedacht und gefühlt wurde, die größte Nummer in unserem Gebiet gewesen ist.
Wenn man von uralten heilkräftigen Quellen oder Kultorten in unserer Region hört: wer sich davon angesprochen fühlt und das für sich als besonders relevant ansieht, müßte sich demnach zunächst die kleinen Würstchen sparen und stattdessen erst einmal Faimingen besuchen.
Die Autoren von „Der römische Limes in Bayern“ gehen im Kapitel „Ausgewählte sonstige Militärplätze in Bayern von A-Z“ auf Faimingen / Phoebiana und den im Zeitungsartikel erwähnten Besuch des römischen Kaisers Caracalla ein und halten es für möglich, daß die dortige Stadtmauer von Caracalla gestiftet worden ist.
D.h. der Besuch hatte eine große Bedeutung für die weitere Entwicklung der Stadt, die aber dann durch den Fall des Limes beendet wurde. Das Buch nennt die Stadtmauer eine nie fertig gestellte „imponierenden Befestigung“, und gibt weiterhin an, daß die Steine in der Spätantike planmäßig abgetragen und vermutlich in den Festungen des Donau-Iller-Limes verbaut wurden.
Die auf dem dritten Bild gezeigten freigelegten Steine befinden sich in einer nahen Kirche an der Straße hinein nach Lauingen, der Text auf der aufgebrachten Informationstafel lautet „Votivstein für den römischen Heilgott Apollo-Grannus und Baustein vom Kastell Faimingen“.
Der Besuch Caracallas fand wie im Zeitungsartikel erwähnt im Rahmen seines Alamannen-Feldzuges statt. Mit diesem Ereignis wird üblicherweise auch immer das Limestor von Dalkingen nordwestlich von Faimingen in Verbindung gebracht, dessen für den Limes einzigartige Ausgestaltung man sich nur durch einen besonderen Umstand wie etwa so einen kaiserlichen Besuch erklären kann. Dalkingen ist nur 60 Auto-km von Faimingen entfernt, liegt aber in Baden-Württemberg, während Faimingen in Bayern liegt.
Auf der Website der Gemeinde Rainau befindet sich ein Video über den Limes-Park Rainau und das Limestor Dalkingen, außerdem eine Fotoserie zur am 29. März 2010 erfolgten Schutzbau-Grundsteinlegung. Das Video ist schon etwas älter und enthält noch die alte Limesturmrekonstruktion bei Rainau-Schwabsberg, aber der Überblick über die Gegend inklusive dem Bezug zum nahen Aalen ist Spitze.
Rainau habe ich in meinem Blog schon mehrfach erwähnt: in meinem Eintrag über die Limes-Cicerones den Weg hoch zum Kastell Rainau-Buch, beim Rätseln über die neue Limeswachturmrekonstruktion bei Rainau-Schwabsberg, und schließlich mein Hinweis auf heutige Tour der VHS München zum Limesmuseum Aalen.
Via dem Video und den restlichen Beiträgen zum Limes-Park auf der Website von Rainau läßt sich ermessen, weshalb ich gemeckert habe, weil der VHS-Besuch des Limesmuseums statt mit Rainau-Buch mit dem Besuch irgendwelcher Kirchen gekoppelt wurde, noch dazu unter dem Titel „Römisches Leben am Limes“. Man könnte an der Stelle noch die Programm-Empfehlung Faimingen/Phoebiana hinzufügen - liegt ja alles beieinander, wenn man schon mal da ist, und sonst ist es für München etwas aus der Welt.
Ein abschließender Gedanken zur Popularität von Faimingen/Phoebiana: trotz relativer Abgelegenheit habe ich von dem Heiligtum erst hier in München gehört und dann mal meine baden-württembergische Literatur durchgesehen. Die war sehr sehr dünn hinsichtlich Faimingen, selbst wenn es da um das Limestor Dalkingen und Caracalla ging. Also das Schema ähnelt sich auf beiden Seiten der Landesgrenze, man erwähnt Caracalla mit Dalkingen oder wie im Artikel der Augsburger Allgemeinen Caracalla mit Faimingen, aber nicht Caracalla, Faimingen und Dalkingen zusammen. Vielleicht sollten sich Faimingen bzw. Lauingen mit Rainau zusammentun und versuchen, das immer im Paket zu verkaufen.
Die mir bekannte Ausnahme vom Schema stellen die baden-württembergisch initierten Limes-Cicerones dar, die hatten zu meiner Mitwanderzeit schon Faimingen als Vorschlag im Angebot und haben das immer noch (siehe die Tagesexkursion „Vom Apollotempel zum Limestor - Auf Kaiser Caracallas Spuren“ auf der Rainauer Website).
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