Gestern wurde die erste öffentliche Betaversion der Deutschen Digitalen Bibliothek gestartet. Das Ziel der Deutschen Digitalen Bibliothek beschreibt Hermann Parzinger wie folgt: „Ziel der DDB ist es, jedermann über das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eröffnen, also zu Millionen von Büchern, Archivalien, Denkmälern, Bildern, Skulpturen, Musikstücken und anderen Tondokumenten, Filmen und Noten“.
Bezüglich unserem direkten Nutzen fiel in ersten Kommentaren das Stichwort Meta-Suchmaschine. Anders gesagt: man muß jetzt nicht mehr einzelne Quellen abklappern und dort suchen. Ich wollte beispielweise einmal alle Anbieter zusammenstellen, bei denen ich pdfs von frei zugänglichen universitären Arbeiten gefunden habe. Man kann jetzt hoffen, daß die DDB als „zentraler Anlaufpunkt“ dieses und noch viel mehr abdeckt.
Ein weiteres Zitat: „Schon bald werden Nutzerinnen und Nutzer anhand semantischer Bezüge zwischen gefundenen Objekten navigieren und dadurch auch unerwartete Inhalte und Zusammenhänge erschließen können.“ Das wäre schon super. Archäologische Ausstellungen geben ja bestenfalls den aktuellen wissenschaftlichen Stand wieder. Es gibt keine Nachträge. Bspw. würde man sich wünschen, daß zur Jungsteinzeit-Ausstellung in Karlsruhe, in der wegen der Michelsberger Kultur der Untergrombacher Michaelsberg eine zentrale Rolle spielt, auch Informationen über die Ergebnisse der in meinem Blog-Eintrag über den Untergrombacher Michaelsberg erwähnten Ausgrabung recherchierbar sind, die zeitgleich und/oder etwas später als die Ausstellung dort stattgefunden hat.
Übrigens kann man beobachten, daß es selbst dann keine Nachträge zu Ausstellungen gibt, wenn der spätere wissenschaftliche Text aus dem selben Haus kommt und ein Hinweis über die eigens eingerichtete Ausstellungswebsite einfach möglich wäre. Das scheint einfach nicht vorgesehen zu sein. Mittels der „semantischen Bezüge“ könnte die DDB vielleicht stellvertretend dieses Defizit beseitigen, in dem man dort via einem Ausstellungstitel nach Verweisen auf später entstandene freie pdfs suchen kann. Wenn so etwas funktionieren würde, dann könnte man diese Abfrage sogar auf der Ausstellungswebseite einbauen und die automatisch aktualisieren. Ich habe ein paar Ausstellungstitel ausprobiert und in der DDB nicht mal den Verweis auf den Ausstellungskatalog gefunden. Liegt das an Beta oder daran, daß zur Ausstellung kein Digitalisat vorliegt? Es wäre für die semantische Bezüge schlecht, wenn es an letzterem liegen würde. Da hätte man ja dauerhaft sehr relevante Unterbrechungen der Bezugsketten.
Das Leistungsschutzrecht für Presseverlage ist immer noch auf dem Weg. Der Gesetzentwurf, der heute Nacht im Bundestag behandelt werden soll, ist zwar gegenüber dem seinerzeit verlinkten geändert worden, mehr Freunde hat er aber dennoch nicht gefunden, siehe hier der Beitrag in bei heise.de. Ganz überraschend kam jetzt aus der CSU-Ecke Neues zum Depublizieren: „Das 'Depublizieren' widerspricht unserem modernen Medienverständnis“ (pdf). Der Text klingt nach soviel gesundem Menschenverstand, daß eine schnelle Konsequenz so in der Art „einfach nicht mehr depublizieren“ überhaupt nicht denkbar ist. Vielleicht löscht man als Kompromiß nach langen Debatten manche Sachen erst nach 8 statt 7 Tagen. Oder abgenickte Politikerpotraits kriegen ein garantiertes ewiges Leben. Oder oder. Jedenfalls müssen die Verleger natürlich für das Weniger-Depublizieren eine Entschädigung bekommen, oder nicht? Man hats vermutlich als Politiker auch nicht leicht, wenn man tagtäglich an der Weltgestaltung mitarbeiten muß. Passend dazu wären als Heimwerkergrundausstattung für die Zeit danach vielleicht diese modern stone and flint tools ein nützliches Weihnachtsgeschenk.
Vielleicht geht die Welt aber auch schon vor Weihnachten unter. Das Stuttgarter Linden-Museum traut sich was und eröffnet trotzdem am 21. Dezember die Sonderausstellung „Maya-Code“. Eine nette Sache ist der „Maya-Hieroglyphen-Workshop“ im nächsten März. Das Startdatum der Ausstellung wird vielleicht die eine oder andere Extra-Aufmerksamkeit bringen. Aber letztlich würde ich wegen dem Nervenkitzel darauf tippen, daß eine Ausstellung vor dem 21. mehr Besucher gehabt hätte. Nach dem 21. werden die Mayas schnell wieder aus den Medien verschwinden. Aber vielleicht ist der Start am 21. auch eher „politisch“ bestimmt und soll die ängstlichen Gemüter beruhigen.
Die Mayas nutze ich gleich zur Überleitung auf den kürzlich entdeckten Blog „Vorvorvorgestern“ von Axel Weiß. Wenn auch die verlinkten Kristallschädel wahrscheinlich nicht präkolumbianisch sind, sollte man doch im Blog etwas herumzustöbern. Wer etwa Weltuntergänge mag, der mag vielleicht auch untergegangene Städte, und die findet man im Eintrag „Versunkene Städte – Lost Cities“.
Noch ein Blog, in dem Fall sogar ein ganzes Projekt, das ich bislang noch nicht verlinkt habe. Es geht um die Zeiteninsel, das „Archäologische Freilichtmuseum Marburger Land“. Fünf Zeitstationen vom Mesolithikum bis zur römische Kaiserzeit sollen sich in der zukünftigen Museumsanlage um eine zentrale Insel verteilen. Umfassende und reich bebilderte Informationen gibt es seit 2010 im Blog.
Werner Lang hat in den letzten Wochen fleißig Links in seinen News zusammengetragen. Zur Eröffnung des „Limeseums“ am 12.10.2012 im Römerpark Ruffenhofen findet sich bei ihm ein Link zu einem bislang noch nicht depublizierten Video des Bayerischen Rundfunks. In einem früheren Eintrag hatte ich schon im Limeseum-Zusammenhang über meine Limesring-Entdeckung berichtet. Die von Werner Lang verlinkte Ausgabe des „Nachrichtenblatts der Deutschen Limeskommission“ sollte man sich auch durchsehen, da gibt es u.a. einen Artikel zum Kastell Eining/Abusina. Schließlich noch die Stöberempfehlung für seinen Link auf den „Freundeskreis Römerkanal“ mit ein paar interessanten Exkursionsberichten.
Zu den alten Römern führen auch die letzten Links: In „Rekonstruiert und erprobt: Römische Feldgeschütze am Harzhorn“ bildet eine Schlacht zwischen Römern und Germanen am Harzhorn den Hintergrund für eine Feldgeschützerprobung. „Wirtschaft auf Umwegen: Römische Handelsrouten dank größter archäologischer Datenbank nachvollziehbar“ berichtet von einer Seite des Mainzer Römisch-Germanisches Zentralmuseums, auf der man selbst aktiv werden und sich zu verschiedenen Routen die Transportkosten anzeigen lassen kann. Ich habe es mit Sigillaten von Rheinzabern nach Carnuntum ausprobiert und kann den Schnörkel am Beginn der Strecke überhaupt nicht nachvollziehen. Vielleicht sollte man so eine Software nur mit starker Erklärungskomponente entwerfen.
Schließlich noch eine Website, auf der es um eine Limeswanderung geht: „Zu Fuß von Aalen bis Osterburken. Abenteuer Limes: Zwanzig Freizeitrömer begeben sich auf eine Expedition jenseits des Limes und gehen bis an Ihre Grenzen. Begleiten Sie des Kaisers Tross auf seinem Weg durch das von Feinden besiedelte Land. Mehr darüber erfahren…“ auf der Website Caracallafeldzug. Die Website wird wohl nach und nach mit weiteren Informationen erweitert.
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