Im letzten Eintrag hatte ich zum Mahlberg geschrieben, daß das Gebiet ursprünglich keltisch gewesen ist und als Beispiel die keltische Eisenerzproduktion beim östlich liegenden Neuenbürg erwähnt. Die Entfernung vom Mahlberg zum Neuenbürger Schlossberg habe ich nochmal mit Maßstab und Karte nachgemessen und bin auf 16 km Luftlinie gekommen (die per Bildschirm und Google Maps ermittelten 14 km im Mahlberg-Eintrag habe ich dort korrigiert). Zum Neuenbürger Beispiel hinzuzufügen ist ein keltisches Fürstengrab in südwestlicher Richtung vom Mahlberg, nämlich der in knapp 21 km Entfernung bei Hügelsheim gelegene „Heiligenbuck“ (südlich Hügelsheim bei der B36 und der Zufahrt zum Baden-Airpark). Der Grabhügel soll zwar schon vorzeitlich beraubt worden sein, die Bestattung konnte aber durch Zurückgebliebenes der jüngeren Hallstattkultur und einem Zeitraum um 550 v.Chr. zugeordnet werden. Im dritten Bild des Mahlberg-Eintrags läge das Grab in Richtung links von dem Berg in der Bildmitte. In diesem Blog-Eintrag ist das sechste Bild in Richtung auf den Rhein aufgenommen. Unten ist das Murgtal und links hinter der Bergkette das Oostal. Was dort an Häusern zu erkennen ist, sollte zu Baden-Baden gehören. In Richtung der linken Seite des Oostales müßte etwa das Grab liegen.
Um diesen nahe des Rheins liegenden Heiligenbuck herum sollen auf beiden Rheinseiten weitere solcher reichen Bestattungen nachgewiesen sein. Also man darf hier ein keltisches Kulturzentrum ähnlich Gebiet um die Heuneburg oder bei dem vermutlich zu einem Zentrum auf dem Hohenasperg gehörenden Fürstengrab von Hochdorf vermuten. Mit den mittelbadisch/elsässischen Hügelgräbern werden umfangreiche Befestigungswerke am Battert nördlich von Baden-Baden in Verbindung gebracht. Der Battert liegt zwischen Murg- und Oostal, er ist etwas über 10 km Luftlinie vom Mahlberg entfernt.
Misst man die Luftlinien nach Neuenbürg auf der Landkarte aus und zieht dabei noch Nagold mit in Betracht, das mit dem „Krautbühl“ ebenfalls ein Fürstengrab besitzt, dann ist der Hohenasperg am weitesten von Neuenbürg entfernt (knapp 41 km). Das überrascht etwas, denn das Keltenzentrum am Hohenasperg müßte durch die Verbindung über die Enz eine besondere Stellung gegenüber Neuenbürg gehabt haben. Der Battert liegt Neuenbürg mit etwas weniger als 26 km am nähesten. Hochdorf käme mit knapp 31 km auf den zweiten Platz. Nagold (knapp 34 km) wäre mit leichtem Vorsprung vor Hügelsheim (knapp 37 km) Dritter. Dieser Vergleich setzt voraus, daß es in der Hallstattzeit einen Zeitraum gegeben hat, in dem diese keltischen Zentren gleichermaßen aktiv waren.
Wo werden die Verbindungswege verlaufen sein? Die Optionen müßten ziemlich zahlreich sein, denn vermutlich war das Gebiet zwischen Neunbürg und Murgtal so löchrig wie ein Schweizer Käse und zudem wären auch kombinierte Transporte denkbar. Also vielleicht ein Schwertransport per Karren bis zu einem der in den Rhein mündenden Gewässer und dann weiter nach Hügelsheim. Aus römischer Zeit ist der Abzweig von der durch das Rheintal führenden Straße bei Ettlingen in Richtung auf Pforzheim/Portus an der Enz bekannt. Vielleicht wäre das auch der passende Weg für eine repräsentative Hohenasperger/Neuenbürger Delegation mit Pferd und Wagen zur prachtvollen Hügelsheimer Beerdigung gewesen. Aber die Luftlinie Neuenbürg - Ettlingen entspricht etwa der direkt zum Murgtal, also zumindest wenn man etwas auf dem eigenen Rücken oder mit geführten Tragtieren transportiert wären solche Direktverbindungen näher gelegen.
Sucht man in Google Maps per „Route verbinden“ zwischen Neuenbürg und Ebersteinburg (da liegt der Battert) eine Verbindung, dann wird einem der Weg über Dobel, Bad Herrenalb und Loffenau vorgeschlagen. Im letzten Bild des Mahlberg-Eintrages führt diese Straße hinter Mauzenstein und Mauzenberg (759 m) über das Käppele (538 m). In Laufnähe, dort gibt es einen Parkplatz, von dem aus viele ihre Mauzen- und Bernstein-Wanderung starten. Interessant ist die „Zu Fuß“-Option in Google-Maps. Da führt der Weg sogar zwischen Mahlberg und Mauzenberg durch. Diese „Zu Fuß“-Option scheint mittlerweile auch bei Waldstrecken überraschend gut mit Wegen bestückt zu sein. Sie ist aber für unsere Zwecke noch nicht so ideal. Google kennt anscheinend die Waldwirtschaftswege, aber nicht unbedingt die Fußpfade, die teilweise „schon ewig“ benutzt wurden. Präferenzen bei den Höhenunterschieden sind auch nicht einbeziehbar. Abgesehen von diesen Feinheiten ist das Ergebnis der „Zu Fuß“-Option aber doch schon ganz interessant.
D.h. es gab vermutlich zahlreiche bessere Optionen und man wird das weiter murgaufwärts liegende Gebiet am Hohloh weitgehend ausschließen können. Der kleine Vorteil dieses Gebiets ist nur, daß man hier eine Direktverbindung von Murg- und Enztal hätte. Das Hohloh-Platau liegt auf der einen Seite am Murgtal und zur anderen Seite entwässert es in die Enz. In das Gebiet kann man schon bei Loffenau bei der Teufelsmühle aufsteigen und kommt dann auf Plateaus, die verglichen dem Mauzenberg ein Stockwerk höher liegen. Für die Teufelsmühle werden 908 m angegeben, auf dem Hohlohplateau ist man fast bei 1000 m und auf dem Hohlohturm (auch Kaiser-Wilhelm-Turm) schafft man es über die 1000.
Bild 7 ist ein Panorama aus vier Fotografien. Man kommt die Straße von Reichental links hoch, fährt noch Stück die Bergkante entlang und steigt dann nach rechts in die erste zu sehende Vertiefung ab. Dort liegen die Häuser von Kaltenbronn. Wer sich über die Lage dort oben mittels der Karte in dem Faltblatt Naturschutzgebiete Hohlohsee und Wildseemoor (pdf) genauer informieren will: Der etwas rechts von der Mitte zu sehende Weg ist ein Fußweg vor zur Straße, vorne liegt die Schwarzmißhütte. In der Richtung des Weges sieht man auch etwas Taldunst, zwischen dem Tal und Kaltenbronn liegt wieder eine plateauartige Fläche, auf der sich der Wildsee befindet.
Zur jüngeren Geschichte des Hohlohsees gibt es interessante Informationen von Fritz Möbus. Luftbilder der Moorseen kann man sich beim Tourismus Zweckverband „Im Tal der Murg“ ansehen. Zu nennen ist auch eine Website eines eigenen Infozentrums für das Gebiet.
Es gibt einige Sagen zu den Seen. Die oben genannte Bezeichnung „Teufelsmühle“ hat auch so einen sagenhaften Ursprung, mit der man die dort herumliegenden Steine erklärt hat. Wahrscheinlich haben die Kelten diese besonderen Naturerscheinungen in ähnlicher Weise verarbeitet. Die Sagen zu den Seen haben meist etwas mit deren Tiefe und dem Verschwinden im See zu tun, wirken also nicht so spezifisch auf das Gebiet zugeschnitten. Eine Sage wirkt sogar etwas überzogen - wenn man einen Stein in den Hohlohsee wirft, dann droht ein Unwetter über dem See und das Wasser gerät in Wallung. Man könnte denken, so eine Sage funktioniert überhaupt nicht, das können ja alle ausprobieren und dann ist es vorbei. Aber vielleicht hat diese Sage sogar die ältesten Vorläufer. Als wir (ohne Steine in den See zu werfen) zum Parkplatz zurück kamen hat es genieselt, an einem Parkplatz an der Kante zum Murgtal hin haben wir nochmal geparkt (Bild 8), da war es in Richtung Murgtal nur grau. Weiter unten dann wieder friedlicher leichter Regen. Und vor über 20 Jahren bin ich mal auf der Rückfahrt vom Hohlohsee mit dem Fahrrad von einem Sommergewitter überrascht worden. Glücklicherweise in der Nähe der Schwarzmisshütte. Damals war unten in den Tälern am ganzen Tag Sonnenschein und niemand dachte daran, daß Gewitter durchziehen. Also die Gegend da oben ist schon sehr besonders.
Nun noch ein Blick zu den hessischen Kelten. Rolf Bierwirth wandert derzeit vormals keltische Höhen nahe Frankfurt ab. Sein letzter Eintrag handelt vom Altkönig, dort gibt es mit dem Ringwall Altkönig keltische Befestigungen. Also neben potentiellen Wanderern an Limes und Hadrianswall sollten auch die Vorgeschichtsinteressenten aus dem Frankfurter Raum mal bei ihm vorbeisehen. Aus der Zeit von Rolfs Limeswanderung stammt sein Abstecher zum Glauberg, damals war das Museum noch nicht eröffnet. Ich hatte im Mahlberg-Eintrag die germanischen Höhensiedlungen erwähnt, von der aber keine in Mahlbergnähe verzeichnet war. Auf dem Glauberg war hingegen so eine Siedlung. Er gilt auch als bedeutender Fundplatz des 4./5. Jahrhunderts. Schließlich noch der Hinweis von Rolf auf die Website Hessen-Archäologie, mit mehreren Beiträgen pro Monat eine sehr gute Informationsquelle über archäologische Neuigkeiten in Hessen.
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