Mal etwas Nichtarchäologisches. Letztes Jahr sind wir ein paar Tage „in die Eng“. Die Eng liegt im Karwendelgebirge und gehört zu der im Inntal gelegenen österreichischen Gemeinde Vomp. Von der Eng ist es zwar per Luftline nicht weit in das Inntal und zum Achensee, per Auto kann das Gebiet aber nur von Norden aus Bayern über eine Straße durch das Rißtal angefahren werden. Im Winter ist die Straße gesperrt, aber sonst ist das Rißtal und die Eng speziell aus München sehr gut zu erreichen. Auch ohne Auto mit der Bayerischen Oberlandbahn und einem Linienbus ab Lenggries. Und damit geht sogar morgens hin, ein paar Stunden wandern und nachmittags/abends wieder zurück.
Die Ausblicke in den Alpen sind dann gigantisch. So wie sie das Video „Alpine Contrasts“ eingefangen hat. Den Film bitte möglichst im Vollbild-Modus mit voller Auflösung (1080p, Full-HD) und angestelltem Ton ansehen! Aber schon die Anfahrt ist schön. Durch das Voralpengebiet, auf einer Brücke über den Sylvensteinsee und an der Isar entlang zum Rißtal. Das Rißtal ist streckenweise recht schmal, so daß man glaubt bei Hinterriß schon nahe am Talende zu sein. Stattdessen geht es etwas breiter noch 15 km so weiter, es gehen mehrere große Seitentäler ab und schließlich weitet sich das Tal sogar noch zu einem „Großen Ahornboden“.
Das Bildmaterial für den Film stammt aus dem Bereich des Talendes des Laliderer Tals, einem der Seitentäler des Rißtals. U.a. ist die Laliderer Wand und die Falkenhütte zu sehen. Es ist für einen Zeitraffer-Wettbewerb erstellt worden und durfte nur maximal 90 Sekunden lang sein und ist deshalb leider zu kurz für das, was es alles im Film zu sehen gibt. Aber eine längere Version soll folgen.
Den Kameramann, Regisseur und Produzenten Denis Mario Ahrens haben wir letztes Jahr bei seinem Aufstieg zur Falkenhütte im Johannestal kennengelernt. Er war umfangreich bepackt und zog einen zweirädrigen Wagen mit den Schienen für die in den Video-Kommentaren erwähnten Motorschlitten hinterher. Wir durften damals in unserer Wanderpause schon vorab ein paar Filmproben auf seinem iPhone ansehen.
Der notwendige Aufwand für so einen Film ist sehr hoch, nicht nur für das notwendige Gerät, das auch noch den Berg hinauf geschleppt werden muß, sondern auch der Zeitaufwand für die Aufnahmen. Ich glaube, an dem Wochenende, als wir uns getroffen haben, blieb der Himmel zumindest bei uns in der Eng ziemlich zu. Da war nichts mit der im Video zu sehenden Milchstraße. Dazu die Unbequemlichkeiten, die in Kauf zu nehmen sind – für manche Aufnahmen hat Denis Ahrens oben auch biwakiert. Auch die spätere Bearbeitung der Aufnahmen ist ein riesiger Aufwand für Mensch und Maschine.
Wie in den „Alpine Contrasts“ zu sehen ist, stehen in dem ganzen Gebiet schroffen Felswänden große Grün- und Waldflächen gegenüber. Ich habe an die Unterstände steinzeitlicher Jäger gedacht, die bei der im letzten Eintrag erwähnten Alpen-Überquerung in Ötzi-Ausrüstung gezeigt wurden. Bei so einem Unterstand hat man aktuell sogar ein Kupferbeil aus der „Ötzi“-Zeit gefunden. Ich hatte aber im Netz vorab nichts über entsprechende archäologische Fundplätze gefunden. Die Wikipedia gibt zur Geschichte des Gebietes ein bei Hinterriß gefundenes Bronzeschwert an. Das lässt nach der Wikipedia „darauf schließen, dass schon während der Bronzezeit Menschen dieses abgelegene Tal durchstreiften“. Nach einem Artikel über Steinzeitjäger in Jagd & Natur würde ich von Steinzeitjägern und -sammlern in dem Gebiet ausgehen. „Ab der Bronzezeit im 2. Jahrtausend v. Chr.“ gewann aber „die sommerliche Alpwirtschaft“ eine grosse Bedeutung.
Wie erwähnt haben wir Denis Mario Ahrens im Johannestal getroffen, von dem aus er dann zur Falkenhütte oberhalb des Talendes des Laliderer Tals hinüber gewechselt ist. Von der Falkenhütte käme man über die Talenden auch weiter in die Eng und von dort gibt es sowohl Fußpfade nach Vomp im Inntal als auch in Richtung Achensee. D.h. zu Fuß ist das Gebiet ziemlich durchlässig und es wird in der Stein- und Bronzezeit sicher mehr als heute auf das Inntal ausgerichtet gewesen sein - heute gibt es ja im Sommer eine tägliche Invasion aus Bayern. Im Inntal gibt es dann auch die umfangreicheren vorzeitlichen Funde, aktuell hat sich dort Marcellina noch einmal mit dem Bergisel beschäftigt. Vielleicht sind die eisenzeitlichen Nachfahren des Bronzeschwert-Besitzers aus Hinterriß zu großen Treffen am Brandopferplatz auf dem Bergisel gepilgert und haben auf dem Weg noch ein paar Erzeugnisse ihrer Alpwirtschaft verkauft.
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