Nach langen Jahren im „Festsaaltrakt“ der Münchner Residenz hat das Münchner Ägyptische Museum eigene Räume in der Gabelsbergerstraße bekommen. Dort wurde es im Juni mit fünf Tagen freiem Eintritt und erweiterten Öffnungszeiten wiedereröffnet. Wir kamen erst am sechsten Tag – am Sonntag, da kostet der Eintritt einen Euro. Ich hatte auf der Website nichts von Eröffnungsveranstaltungen für die Allgemeinheit gesehen und sonntags konnten wir den Besuch mit einem stressfreien Radausflug in die Innenstadt verbinden.
Die neuen Räume des Münchner Ägyptischen Museums liegen unterhalb der rechten Hälfte des sichtbaren Teils des Gebäudes in Bild 1. Oberhalb ist die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München untergebracht. In das Ägyptische Museum führt eine Treppe vor und ein Aufzug hinter der Betonplatte rechts im Bild 1. Kasse, Shop etc. befinden sich also schon im Keller. Zur Dauerausstellung geht es noch ein weiteres hohes Stockwerk tiefer hinunter. Diese unteren Räume erstrecken sich weit vor unter die Freifläche vor dem rechten Teil des Gebäudes. Durch einen Lichthof erhält trotzdem ein Teil der Ausstellung Tageslicht. Zur Mittagszeit an diesem sonnigen Sonntag nicht so merklich wurden aber schon in diesem Teil Deckenstrahler eingesetzt. Große Teile der Ausstellung müssen komplett künstlich beleuchtet werden.
Beim Fotografieren von Bild 1 ging der Blick nach Süden, ein paar Schritte hinter mir lag die alte Alte Pinakothek. Von der Blickrichtung in Bild 1 weg nach links in Richtung Osten liegt die Pinakothek der Moderne und rechts im Westen das Stammgelände der Technischen Universität München (das habe ich in Bild 3 im Rücken). Auf die Lage des Münchner Ägyptischen Museums bin ich schon einmal im Blog-Eintrag zur Münchner Glyptothek eingegangen. Damals habe ich mich via Propyläen, Antikensammlungen und Glyptothek angenähert. Dorthin geht es in Bild 1 rechts vom HFF-Gebäude die Straße ein kleines Stück weiter. Beim Fotografieren von Bild 5 hatte ich den Rücken in Richtung Glyptothek. Ein paar Innenaufnahmen aus dem Museum sind auf der Museumswebsite zu sehen. Diese Fotos erscheinen mir etwas beton- und kantenlastig, im belebten Museum kommt das nicht so raus.
Unser letzter Besuch im Ägyptische Museum lag mit der Langen Nacht der Münchner Museen 2010 einige Zeit zurück. Daß dieses Museum gegenüber der häufiger im Blog erwähnten Archäologischen Staatssammlung, der Glyptothek und den Antikensammlungen bei mir so zu kurz gekommen ist, war nicht meine Absicht. Die Ägypten-Fans verweise ich auf „Zweimal altes Ägypten in München“ von 2009, in dem ich brav „LAST EXIT MUNICH“ vor der Tutanchamun-Ausstellung im Olympiapark genannt habe. Wohl damals wissend, daß selbst Leute, die nie in das Ägyptische Museum gehen, von den Schlangen vor Tutanchamun-Ausstellung geredet haben, und gegen diese Bekanntheit die LAST-EXIT-Ausstellung aus meiner Sicht ziemlich untergegangen ist.
Also es hat sich so ergeben, daß wir uns nicht so viel mit dem Ägyptischen Museum beschäftigt haben. Deshalb will ich jetzt auch vorrangig auf die umfangreich vorhandenen Informationen zum Museum in der Wikipedia und die zahlreichen zur Eröffnung erschienenen Medienberichte hinweisen und nur ein paar Eindrücke hinzufügen.
Bei unserer besseren Hälfte bin ich bei den Eindrücken schnell durch: Sie fand das Museum „beeindruckend, ein schönes Museum, leider teilweise etwas dunkel“. Sie fand die Exponate schön aufgestellt, den Eingangsbereich in das Museum toll gestaltet, und sie würde das Museum immer wieder gerne besuchen. Ich will nicht widersprechen, nur rätsele ich noch, ob ich nicht mit der Dunkelheit auf Dauer ein grundsätzlicheres Problem hätte. Aber ich muß da unten nicht arbeiten und verglichen mit den früheren Gegebenheiten wirkten die Ausstellungsstücke nun geradezu befreit. Und das trotz einer (glaube ich) verdoppelten Anzahl von ausgestellten Objekten.
Die früheren Gegebenheiten sind mir schlechter vorgekommen, als es auf der Website des Ägyptischen Museums rüberkommt. Ohne tiefere altägyptische Kenntnisse und ohne Vorbereitung auf das Museum habe ich mich wohl beim Erstbesuch in den 1990er Jahren von den nicht so ideal wirkenden Museumsräumen beeinflussen lassen. Von dem großen ungeheizten Raum zwischen den beiden Museumsteilen hatte ich nur in der langen Museumsnacht einen guten Eindruck, als sich dort der Stand des Museumsvereins befand und der Raum mit essenden, trinkenden und sich unterhaltenden Besuchern belebt war. Ich hoffe, wir sind dieses Jahr bei der Münchner Museumsnacht wieder unterwegs, dann bin ich gespannt auf das Ägyptische Museum. Jedenfalls damals, bei meinem Erstbesuch, hätte ich nicht auf eine der bedeutendsten Sammlungen Deutschlands getippt.
Gänzlich anders habe ich die Möglichkeiten dieses Museums nach einer beeindruckenden Führung im Dezember 2005 gesehen. Unter dem Titel „Geboren von der Jungfrau Maria“ ging es mit Stefan Jakob Wimmer von der Dreifaltigkeit Re, Amun und Ptah – mit Amun als Geistgott – über Echnatons Sonnenhymnus, „von dem vielleicht etwas in der abgelegene Provinz Kanaan erhalten blieb“, und über Serapis, nach meinen Notizen „eine Art Retortengott der Ptolemäer mit Rauschebart“ zur heiligen Familie Isis Horus Osiris mit den frühen ägyptischen Konzepten von Jungfrauengeburt, Gottesgemahlin und Gottesmutter. Bei einer Statuette von Isis und Horus im zweiten Teil des Museums endete die Führung. „Die Ikonografie von Isis + Horus geht nahtlos auf Maria + Jesus über.“
Diese und alle anderen damaligen Ausstellungsstücke sind mit vielen weiteren nun im neuen Museum zu sehen. Die Ausstellungsstücke haben mehr Platz und konnten besser positioniert werden. Vermutlich ist das da unten so stark, daß die Museumsleute und die Architekten schon das Licht ganz ausschalten müßten, damit sich der Besuch nicht lohnt.
Der Zugang ist halt wichtig, und der ging seinerzeit über Stefan Jakob Wimmer und unsere religiöse Allgemeinbildung. Allgemein neige ich zur Kultur und würde mit der auch Gegenstände wie die Steinbeile oder Hilfsmittel zur Getreideernte im vorletzten Eintrag erfassen. Das Münchner ägyptische Museum ist ein „Staatliches Museum Ägyptischer Kunst“. Nach dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ist der Name des Museums „Programm: Es ist weltweit das einzige Museum seiner Art, das sich auf die Kunst, und hier vor allem auf die Rundplastik Altägyptens konzentriert,...“.
Den Zugang über die Kunst stelle ich mir schwieriger vor – was ist Kunst? Sind nicht zu manchen Kulturen so wenige Funde vorhanden, daß man sich nicht auf die Kunst beschränken sollte? Verdeckt sie nicht den Blick auf die Alltagskultur, ohne die man die Kunst nicht verstehen kann? Ich würde solche Probleme bei den Bandkeramikern für sehr gegeben betrachten, bei den alten Ägyptern und Griechen wird wegen den vielen Funden und dem vorhandenen Wissen über diese Kulturen auch ein Kunstmuseum funktionieren. Der Glyptothek könnte man auch dieses Etikett geben, und die schönen Vasen in den Antikensammlungen waren auch in der Zeit ihrer Entstehung schon teuere Stücke und entstammten nicht der Massenfertigung.
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