Am Samstag, 16.10.2010, war von 19 bis 2 Uhr die Lange Nacht der Münchner Museen. Wir waren in der Archäologischen Staatssammlung, im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst, in der Glyptothek und in den Staatlichen Antikensammlungen. Die Bilder sind weitgehend per Hand aufgenommen und mißglückt. Ich habe überlegt ob ich die gleich verschwinden lassen soll oder doch welche einstelle, und bin dann auf die Idee gekommen sie als Bilderrätsel zu verkaufen - wo wurden die wohl aufgenommen? Bei den letzten beiden Bildern gebe ich die Glyptothek und die Antikensammlungen zu, die sind per auf den Stein legen und Selbstauslöser gemacht - wobei das für die Antikensammlungen auch nicht ganz gereicht hat.
Begonnen hat unsere Tour mit der Archäologischen Staatssammlung. Dort wurde anläßlich des neu aufgestellten Dauerausstellungsteils über die Römer in Bayern eine römisch-bayerische Nacht angeboten, mit dem Aufmarsch der „VEX. LEG. VIII. AVG“ um 19 Uhr als erstem Programmpunkt. Wir waren knapp nach 19 Uhr dort, ein paar Legionäre standen schon aufgereiht an der rückseitigen Glasfront des Foyers, einer davor gab Erklärungen, und im großen Halbkreis darum die Zuschauer.
Verständlich war wenig, weil wir richtungsmäßig ungünstig auf 3 Uhr gelandet sind, während der Redner sich an 11 bis 12 Uhr wendete, wenn er nach vorne redete, und in Richtung auf 7 bis 9 Uhr, wenn er weiter redend etwas an oder mit einem seiner Kollegen vorführte. Das in einem schwäbischen Dialekt mit zusammengezogenen Worten und gerüstet mit einem Helm mit Wangenschutz.
Ich habe mich um den Programmpunkt „Aperolus-Sprizz an der Bar bis 20 Uhr zum halben Preis“ gekümmert. Mit dem in der Hand besichtigten wir den Shop, der aussah wie sonst auch - weshalb das „Shoppen“ auch zum Programmpunkt wurde blieb unklar.
Bis dahin war der Vortrag durch und alle Legionäre in Einzelgespräche verwickelt, jeder hatte eine eigene kleine Menschengruppe. Als wir etwa 20:45 Uhr gingen, waren die im Foyer verbliebenen Legionäre immer noch im Gespräch. Einer hatte auf seinem Tisch auf reges Interesse stoßendes medizinisches Gerät ausgebreitet. Diesen Vorsprung der „menschlichen Komponente“ fand ich bemerkenswert, manches wie bspw. das medizinische Gerät hätte in einer Vitrine mit Beschriftungen wesentlich weniger interessiert.
Um 20 Uhr nahmen wir am Programmpunkt Konservatoren-Führung durch die neu eröffnete Römer(dauer)ausstellung im Keller teil. Beim Start dieser Führung durch Dr. Bernd Steidl habe ich versucht zu zählen, es waren etwa 80 bis 100 Personen. Eine Stunde zuvor bei den Legionären habe ich nicht gezählt, aber ich schätze es war eine ähnliche Größenordnung. Ich hätte vorher nicht gedacht, daß mit dieser Anzahl eine Führung möglich ist, aber das hat der Herr Dr. Steidl in den großen Räumen ganz gut hingekriegt.
Im ersten Raum startete er etwas erhöht auf einer vorspringenden Treppe und sehr gut verständlich die Führung. Der zweite Raum war etwas beengter und da waren es etwas weniger Zuhörer, und in den dritten Raum sind wir nicht gefolgt, weil wir noch nach oben in die Bronzezeit zum Bernstorfer Bernstein-Gesicht und dann weiter in das Ägyptische Museum wollten.
Das Bernstein-Gesicht war wie ich vermutete noch vorhanden, es wird wohl erst im nächsten Jahr in das neue Bronzezeit-Museum umziehen. In den oberen Räumen war der Besuch deutlich dünner. Ich habe noch in den Raum des Museumspädagogischen Zentrums München neben der Bar im Foyer reingesehen - „Aktionen ... mit dem MPZ München“ standen auch auf dem Programm. Da war wenig los, vielleicht drei Kinder (?) am basteln. Und essensmäßig sah es an der Bar etwas mager aus, sonst hätten wir uns vielleicht noch zu zwei Aperolus-Sprizz zum vollen Preis überreden lassen.
Was wäre noch in der Archäologischen Staatssammlung angestanden? Um 21 Uhr eine Lesung aus den Werken Vergils und um 22 und 23 Uhr weitere Konservatorenführungen durch die neu eröffnete Römerausstellung.
Für den kleinen Zwischendurch-Hunger wurden wir im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst fündig. Das Museum ist in zwei Teilen im Erdgeschoß des Hofgartentraktes der Residenz untergebracht. Getrennt von einem Raum mit Treppenhausatmosphäre, in den man vom Hofgarten oder von der Residenz her eintritt. An dem Abend war in dem Raum das „Bistro Pharao“ untergebracht, da sah alles viel freundlicher aus.
Dieses Zwischenteil und die beiden Museumsteile waren stark mit Besuchern belebt. Nach Programm bot das Museum Ägyptischer Kunst stündliche Führungen durch die Sonderausstellung „Zauber-haftes Ägypten“ und Kurzführungen in der Daueraustellung an. Das Ende einer der Kurzführungen haben wir miterlebt. Da hatte der Führer vielleicht einen Pulk von 10 Zuhörern, während sich zahlreiche weitere Besucher gleichmäßig über die Räume verteilten. Das war eigentlich für die kleineren Räume dieses Museums ganz gut angepasst.
Wie das bei den stündlichen Führungen durch die Sonderausstellung funktioniert hat, haben wir nicht mitbekommen. Wir haben den Besuch im zweiten Teil des Museums abgebrochen. Das ist ein langer Gang mit wenigen Abzweigen, und der hatte aus unserer Sicht angesichts der vielen Besucher ein ziemliches Belüftungsproblem.
Insgesamt hatte ich aber einen sehr guten Eindruck von dem Museum. Das lag an der Präsenz der Mitarbeiter und der Museumsfreunde, die glaube ich das Bistro betrieben haben. Ich denke bei dem Einsatz können wir noch einiges erwarten, wenn die mal eine größere Plattform bespielen können. Ihnen und uns wäre ein möglichst schneller Umzug in den Neubau zu wünschen. Der soll aber erst 2012 erfolgen.
Schwächer hingegen war die Vorstellung am Neubau. Man wollte wohl die Fußgänger zwischen Königsplatz und Pinakotheken auf den Zuwachs aufmerksam zu machen - ich bin ja im Eintrag über die Münchner Glyptothek auf die Lage des Neubaus bezogen auf die Glyptothek und den Königsplatz eingegangen, und in die Richtung Museumsneubau geht es zu den Pinakotheken weiter. Ein Bild von dem Betonteil vor dem Neubau ist auch im damaligen Eintrag zu finden, auf das wurde an dem Abend von einem am Straßenrand geparkten Transporter eine kleine Präsentation projiziert, die man vom Gehweg im Nieselwetter durch das Bauzaungitter hätte ansehen können. Das ergab eine etwas trostlose Gesamtkomposition. In dem Umfeld hätte vielleicht nur eine herumblinkende Lichtinstallation in den vielen Fenstern des Neubaus erfreut und neugierig gemacht, und dazu vorne auf den Beton etwas ganz Kurzes über das neue Museum und fertig.
Nach diesem Abstecher sind wir in die Glyptothek. Sie hatte aus unserer Sicht den vergleichsweise am besten ausgestatteten Shop der besuchten Museen - eine Auswahl von preislich niedrigeren Artikeln bis zur Replik des Barberinischen Fauns für etwas über 700 Euro. Das Programm zur Langen Nacht lautete: „Wissenschaftler und Restauratoren erklären zur Langen Nacht weltberühmte Meisterwerke, ....“. Ich denke wegen den noch relativ vielen herumlaufenden Namensschildträgern war das Konzept vielleicht so, daß man die wegen den Erklärungen fragen konnte. Vielleicht hat man zu Beginn der Langen Nacht mit mehr Besuchern auch ähnlich wie im Museum Ägyptischer Kunst Kurzführungen für mehrere Besucher gemacht.
Die Glyptothek war immer noch gut besucht, vielleicht so wie ich sie von Sonntagsbesuchen her kenne. Es war aber nicht voll, wir hatten keine Probleme an die gut gepolsterten Hocker und dort für einige Minuten zur Ruhe zu kommen und die Ausstellung zu genießen. Das Angebot mit den Erklärungen fand ich sehr gut, ich habe mir wieder vorgenommen Donnerstagsführungen (bzw. Mittwochsführungen in den Antikensammlungen) zu besuchen. Aber an dem Abend war unsere Stimmung nicht mehr danach, ich glaube da war es um 23 Uhr herum. Wir haben nur mitbekommen, wie einem älteren Kind erklärt worden ist, sonst schien generell die Luft raus gewesen zu sein.
Das Museumscafé war halb mit Besuchern gefüllt und hatte noch drei längere unterschiedlich farbkombinierte Reihen mit Essbarem. Das Café der Glyptothek ist nahezu unschlagbar, wenn man in den Innenhof kann. Warum legt man eigentlich die Lange Nacht so spät in das Jahr? Das ist auch hinsichtlich der notwendigen Jacken ungünstig. Links zum Café der Glyptothek finden sich im Eintrag über die Münchner Glyptothek.
Wir sind dann hinüber zu den Antikensammlungen. Da war es kurz vor 24 Uhr, um die Zeit sind die hier gezeigten Fotos von der Glyptothek und den Antikensammlungen entstanden. In den Antikensammlungen waren es vielleicht weniger als halb soviele Besucher wie in der Glyptothek in der Stunde zuvor. Nach Programm sollten zu den ausgestellten „Edlen Gemmen und weißgrundigen Lekythen“ „Archäologen die technischen und inhaltlichen Hintergründe“ erläutern. Mitbekommen haben wir davon nichts mehr, vermutlich hatte das auch mehr in den ersten Stunden stattgefunden. Große Frage: bricht der Besuch in der Langen Nacht generell so massiv weg, oder ging noch woanders die Post ab und dort sind alle hin?
Die Antikensammlungen haben wir kurz vor 1 Uhr verlassen. Eigentlich hatte ich noch das 10 Minuten entfernte Paläontologische Museum und die Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie auf der Liste. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, daß alles so nach Liste läuft = ich hatte mir nichts für die Heimfahrt überlegt, wenn wir wirklich erst um 2 dort herausgekommen wären. Um 1 hat das noch ganz gut mit der U-Bahn geklappt, wir sind kurz vor halb 2 zurück gewesen und waren mit der Anfahrt etwas über sieben Stunden unterwegs.
Vielleicht noch zu den Kosten, da verlieren sich ja schnell die Daten im Netz: das Lange-Nacht-Ticket kostete 15 Euro pro Person. Mit dem Ticket konnte man außer mit den Shuttle-Bussen am Samstag ab 12 Uhr bis um 8 Uhr am Sonntagmorgen auch im MVV-Gesamtnetz fahren.
Sonntag, 24. Oktober 2010
Lange Münchner Museumsnacht 2010
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