Ein paar Bilder aus Ettlingen. Von Ettlingen war schon ein wenig ganz rechts hinten auf dem Panorama-Bild im Nordschwarzwaldkante-Blogeintrag zu erkennen. Die unterhalb der Kante verlaufende Römerstraße hatte ich dort erwähnt, die von Ettlingen aus weiter zur nahen Villa rustica am Hedwigshof und dann in größerer Entfernung zur Villa rustica von Karlsruhe-Durlach führte. Außerdem die Funktion der römischen Vorgängersiedlung von Ettlingen als Straßenkreuzung mit der wichtigen Strecke aus dem Rheintal in Richtung Osten.
Mehr über die geografische Situation Ettlingens, über diese rechtsrheinische Römerstraße, über die in Ettlingen gefundenen Straßenreste und über Ettlingens geschichtliche Entwicklung gibt es in der als pdf-Datei herunterladbaren Dissertation von Ulrich Bischoff zu lesen. Zu Ettlingen ist der Teil ab Seite 26 interessant. Nicht nur im Zusammenhang mit Ettlingen wird auf die rechtsrheinische Römerstraße eingegangen, da wäre in der Dissertation mit dem Begriff „Bergstraße“ zu suchen. Der Begriff „Bergstraße“ wird auch in anderen Texten für diese Römerstraße verwendet. Der Name kommt wohl daher, daß die Straße im Rheintal die lößbedeckte fruchtbare Vorbergzone entlang verläuft, was ich als „unterhalb der Kante“ beschrieben habe.
Es gibt keine Belege, daß die römische Vorgängersiedlung von Ettlingen nach dem Fall des Limes weiter bevölkert blieb. Der Kern des mittelalterlichen Ettlingen lag aber dann im Bereich der früheren römischen Siedlung und der vermuteten römischen Straßenkreuzung. So gilt die Martinskirche, von der die ersten drei Bilder stammen, wegen der Einbeziehung von Resten der mittelalterlichen Vorgängerkirche als ältestes erhaltenes Gebäude von Ettlingen, und sie steht über einer römischen Badeanlage. Man könnte jetzt die vermuten, daß die Reste der Römerstraßen die treibende Kraft für die Siedlung waren. Die Nutzung des Ortes erfolgte aber schon länger, es wurden auch keltische Gräber im Bereich der Altstadt südlich der Martinskirche gefunden. Allerdings gibt es aus dieser Zeit keine größeren Funde, etwa eine Siedlung oder eine Befestigung.
Die Reste der Badeanlage sind nur an einigen Tagen im Jahr zu besichtigen. Über die Treppe im zweiten Bild geht es hinunter. Wir haben letztes Jahr zufällig einmal so einem Termin getroffen, sind aber wegen zuviel Besucherandrang nicht hinein gekommen und wollten nicht auf eine spätere Führung warten. Die Badeanlage soll nicht so groß gewesen sein, was in Verbindung mit der direkten Nachbarschaft zu einem anderem Gebäude auf eine private Badeanlage schließen läßt.
Bild 4 ist in Richtung Westen wenige Schritte vom Aufnahmeort von Bild 2 entfernt von einer Fußgängerbrücke über die Alb aus aufgenommen. Das Rathaus steht auf der linken Seite der übernächsten Brücke, dazwischen ist noch eine kleinere Fußgängerbrücke. Im Bild ist links der Rathausturm. Bis zum 13. Jh. war hier das nördliche Stadttor. Bei der Aufnahme von Bild 3 stand ich zwischen der Martinskirche und dem Rathaus. Bild 5 zeigt eine in die Rathausmauer in Richtung auf die über die Brücke führende Straße eingemauerte Replik des sogenannten Neptunsteins.
Der Neptunstein wurde schon 1480 ein Stück albaufwärts vor der Stadt gefunden und in Richtung auf örtliche Schiffer oder Flößer interpretiert. Der Text rechts neben dem Neptun ist antiken Ursprungs, hier eine Übersetzung auf der Website der Stadt. Das Orginal des Steins hatte nach der Auffindung eine wechselvolle Geschichte, weil der Stein Kaiser Maximilian I. auf der Durchreise gefiel. Der Text unter der Replik soll von Caspar Hedio sein und von der Auffindung des Steins und seinem Abhandenkommen handeln. Außerdem soll da stehen, daß Ettlingen von dem Trojaner Phorzys 1111 vor Christus gegründet und von den Römern Neptingen genannt wurde.
Aufgrund der bewegten Vergangenheit ergab sich die Frage, ob man heute wirklich noch über das Orginal des Steins verfügt. Ich habe dazu gelesen, daß man glaubt das Orginal tatsächlich noch zu haben und daß es sich im Landesmuseum Karlsruhe befindet. Nach der Bilddatenbank Ubi erat lupa befindet der Stein sich aber in Konstanz. Außerdem wurde er nach diesem Datenblatt in Baden-Baden gefunden. Möglicherweise passt trotzdem alles, mit dem Finden ist vermutlich ist „wiedergefunden“ gemeint, nach einer durch Kaiser Maximilian ausgelösten kleinen Odyssee („Das Original tauchte 1748 in Baden-Baden auf, das Exemplar in Ettlingen ist eine Kopie des 16.Jhs“), und meine andere Quelle hat das Archäologisches Landesmuseum fälschlicherweise einfach auf Landesmuseum Karlsruhe statt in dem Fall Konstanz verkürzt.
Schiffer und Flößer klangen für mich plausibel. Einerseits wurden in viel näherer Vergangenheit selbst deutlich kleinere Gewässer als die Alb zum Flößen von Holz verwendet. Anderseits habe ich schon erzählt bekommen, daß in römischer Zeit die Gewässer möglichst weit für den Transport genutzt wurden, weil der wesentlich billiger als der Landtransport war. Jetzt habe ich aber noch diesen Text gefunden, nachdem beides nicht so klar aus dem Stein für Ettlingen ableitbar ist.
Bild 6 zeigt das Ettlinger Schloss, wieder mit dem Rücken in Richtung auf das Rathaus aufgenommen, das Rathaus ist nicht viel weiter vom Aufnahmeort entfernt als das Schloss. Im Schloss waren wir letztes Jahr vor unserem missglückten Badbesuch in der Archäologischen Abteilung. Bild 7 zeigt den damaligen Zugang auf der Ostseite des Schlosses, der allerdings am letzten Mittwoch versperrt war, als ich alle anderen Bilder aufgenommen habe. Bild 8 zeigt die Schlossecke, bei der es hinunter ging, links neben der roten Röhre. Bild 9 zeigt die Westseite, auf der man derzeit in das Museum kommen müßte, und ein wenig von der Südseite des Schlosses. Ich weiß nicht, ob die Archäologische Abteilung vor dem Renovierungsbeginn ausgelagert wurde, oder ein Zugang in den Keller von einem zugänglichen Schlossbereich möglich ist.
Die damalige Archäologische Abteilung habe ich als einen ganz guten Kompromiss zwischen der Begrenzung des Aufwandes angesehen, um sich die Texttafeln durchzulesen und die Ausstellungstücke anzusehen, und der Aufgabe, den Besucher über die wichtigsten Aspekte der lokalen Geschichte von der Vor- und Frühgeschichte bis zum frühen Mittelalter zu informieren. Das noch verbunden mit dem Hintergrund, daß man mit der Straßenbahn/S-Bahn in Bild 9 nur etwa eine halbe Stunde bis zur Dauerausstellung des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloss benötigt.
Mittwoch, 3. August 2011
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