Statt Hinweisen auf Kelten- und Römerfeste eine Empfehlung aufgrund eigener Erfahrung für den 22. Herbertinger Bienenmarkt auf der Heuneburg am nächsten Samstag.
Die Heuneburg habe ich zwei Mal besucht, zuletzt beim Bienenmarkt 2009. Zu den Imkern im rekonstruierten Herrenhaus ging es damals sogar im Eilmarsch, weil mich auf den letzten hundert Metern des archäologischen Rundwanderwegs ein Sommerregen erwischt hatte. Den Kassenstop konnte ich mir sparen - dieses Jahr soll der Eintritt am Bienenmarkt-Tag auch frei sein.
Das Herrenhaus fungierte als Festhalle und war mit tafelnden Imkerfamilien besetzt, die nebenbei einem Vortrag zuhörten. Aber nicht alle - wegen dem plötzlichen Ansturm der Regenopfer wurden wo noch Platz war neue Bänke aufgeklappt. Bis ich die schnellste Essensquelle sondiert und zwei Stück Kuchen und einem Kaffee hatte, war das schon geschehen.
Für die Keltenpuristen hatte der Bienenmarkt letztes Jahr keine Nachteile. Das Herrenhaus war belegt, aber wie eben gesagt nicht für die Nichtimker blockiert. Im Gegenteil. Und die anderen Rekonstruktionen an der nachgebaute Lehmziegelmauer waren durch die Imker nicht betroffen. Dort habe ich nur miterlebt, wie zwei Führungen das gleiche Gebäude vorstellen wollten. Das Museum in Hundersingen war geöffnet und der archäologische Rundwanderweg, der dieses Museum, das Freilichtmuseum, mehrere Hügelgräber und eine Keltenschanze verbindet, konnte sowieso begangen werden. Da war nur der mittägliche Regenschauer ein Problem.
Bei meinem kurzen Abstecher im März 2005 hatte ich vor allem den Geländesporn mit dem Freilichtmuseum und den Nachbauten im Kopf. Das Freilichtmuseum war zu der Zeit in der Winterpause. Ich habe zuerst über das geschlossene Tor zu den Bauten herübergesehen und bin dann entlang des Steilhangs hinunter bis zu einem dichten Wald gelaufen, der den Weg weiter zur Donau versperrte. Dann von unterhalb der Südostecke mit der Mauerrekonstruktion das Stück weiter zwischen Geländesporn und Wald/Donau bis zur weniger steilen nördlichen Seite.
Den Ausflug habe ich genossen, es war aber eine ziemlich statische Fixierung auf den Geländesporn. Ich habe das an meiner Überraschung gemerkt, als im Herbst 2005 das keltische Kindergrab entdeckt wurde, was dann eine kurze Zeitlang als Sensationsfund durch die Presse ging. Um es kurz zu machen: meine alte Einstellung war die Falsche, hinter dem Stichwort Heuneburg verbirgt sich wesentlich mehr.
Vor allem ist das keine archäologisch ausgelutschte Gegend mit musealen Erinnerungen. Stattdessen haben sich in diesen Jahren die vermuteten keltischen Siedlungsflächen immer weiter vermehrt, es wurde kontinuierlich weiter gegraben und es wurden kontinuierlich neue Erkenntnisse über die Welt der damaligen Kelten gewonnen. Das kann man bspw. an dem Artikel von Michael Zick in bild der wissenschaft von 2006 und dem Beitrag auf Archäologie Online vom Herbst 2009 sehen.
Detaillierter lassen sich die archäologischen Ergebnisse auf der Website www.fuerstensitze.de nachvollziehen. Hier findet sich nicht nur unter den Menüpunkten „Heuneburg“ und „Heuneburg - Außensiedlung“ etwas, man sollte auch bei den allgemeineren Überschriften hineinschauen.
Letztlich legen diese Erkenntnisse auch Vorstellungen ad acta, die man in Richtung auf eine mittelalterlicher Burg haben könnte. So etwa in der Art, daß der Geländesporn gesichert gewesen ist, und vielleicht unten an der Donau und oben vor dem Geländesporn sich noch Siedlungen befunden haben, deren Bewohner bei Bedarf in die Heuneburg geflüchtet sind. Und die großen Grabhügel in der Umgebung dann als Gräber für die auf dem Geländesporn regierenden Herrscherfamilien.
Stattdessen sieht es danach aus, daß die Lehmziegelmauer nur Teil einer umfassenderen Befestigung gewesen ist - ergänzend zu den entsprechenden Texten unter fuerstensitze.de gibt es speziell zum im Außenbereich ausgegrabenen Tor auch ein Video auf Youtube. Und bei den Großgrabhügeln scheint es nach www.fuerstensitze.de eine Erklärungs-Tendenz weg vom herausragenden Fürstengrab und hin zu Grablegen unterschiedlicher Sippen zu gehen, die teilweise parallel über einen längeren Zeitraum durch Mehrfachbestattungen mit immer weiteren Aufschüttungen entstanden sind.
In dem Sinne würde ich für den Heuneburg-Besuch ein möglichst volles Programm empfehlen. Mit dem Besuch des Museums in Hundersingen, in dem die archäologischen Erkenntnisse bis in die jüngere Vergangenheit aufbereitet sind. Das Museum ist textlastig, da kann man zwei Stunden kalkulieren. Für jüngste Forschungsergebnisse und Aktuellem zum Freilichtmuseum wäre eine Führung gut. Der etwa 8 km langen Rundwanderweg eignet sich, um ein Gefühl für die Landschaft zu bekommen. Man könnte sich aber auch die Grabhügel so herauspicken, daß man vom Museum in Hundersingen nur zum Lehenbühl und zur Baumburg läuft, die Gießübel/Talhau-Grabhügel zusammen mit dem Freilichtmuseum besucht und dann noch zum Hohmichele mit der dortigen Keltenschanze und dem Feld kleinerer Grabhügel fährt.
Bei den Webseiten träume ich ja von einer mit Zeitschieber, wo man die Erkenntnisse zu den einzelnen Grabhügeln und Siedlungen und Umbauten der Heuneburg im zeitlichen Zusammenhang sehen kann. Gibt es aber nicht. Ganz gut gemacht ist die vom Landesbildungsserver Baden-Württemberg. Der Wikipedia-Eintrag zur Heuneburg bietet wie gewohnt viele Informationen übersichtlich auf einer Seite an, ist aber nicht mehr so ganz frisch. Lesenswert in jedem Fall der Wikipedia-Artikel zum Hohmichele, dort sind auch dessen Geo-Koordinaten zu finden. Wann die „Führungen durch das Freilichtmuseum“ am nächsten Samstag sind, sehe ich jetzt weder auf der Heuneburg-Webseite noch bei den Imkern. Letztere halten aber die tröstliche Kunde bereit, daß es ab 15.45 Uhr „Fußball für Alle auf der Großbildleinwand“ gibt.
Mittwoch, 30. Juni 2010
Bienenmarkt auf der Heuneburg
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2 Kommentare:
Ich les das Blog wirklich gerne, deswegen meine Bitte, den RSS-Feed wieder komplett anzuzeigen. Wäre das möglich?
@Anonym
Danke für den Hinweis! Hatte mich wegen Sichtbarkeit bei weiteren Feed-Verzeichnissen angemeldet und wegen möglichen Duplicate-Content-Problemen vorsichtshalber umgestellt.
Daß es Probleme mit der Lesbarkeit gibt, hatte ich nicht im Blick. Wollte zwar mehr mit dem Feedreader machen, hatte ihn aber nur ein paarmal über Monate verteilt eingesetzt.
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