Mittwoch, 15. Oktober 2025

Der Kurs „Python for Beginners“ hat begonnen

Am 8. Oktober 2025 startete der in meinem letzten Blogeintrag empfohlene Kurs „Python for Beginners“ bei OpenHPI. Das Kursmaterial ist gegenüber dem mir schon bekannten Python-Einführungskurs der Referenten Christian Drumm und Stephan Jacobs bei openSAP von 2022 neu ausgearbeitet, aber das grundlegende Schema scheint mir sehr vergleichbar geblieben zu sein.

Das Kursmaterial der zweiten Woche wurden heute (15. Oktober) freigegeben. Die Aufgaben, für die in der ersten und in der zweiten Kurswoche Punkte für den Leistungsnachweis vergeben werden, sind bis 24. Oktober zu erledigen. Man hat also für die erste Woche eine verlängerte Frist und kann auch noch in der nächsten Woche ohne zwangsläufigen Punktverlust in den Kurs einsteigen.

Der Kurs sorgt für ein notwendiges Python-Basiswissen und übt dieses Wissen mit zahlreichen meist sehr kleinen Programmieraufgaben ein. Das über den Kurs hinaus angestrebte Ziel ist, daß man möglichst viel und regelmäßig programmiert. Wenn man nicht mehr in einer Programmiersprache programmiert, ist es ziemlich normal, daß man sich irgendwann nicht mehr so gut an die syntaktischen Spezialitäten der Sprache erinnert. Aber wenn man die Herangehensweise an eine Aufgabe mehrfach geübt hat, kann man sich auch schnell wieder in die seinerzeit verwendeten Sprachmittel einlesen und auch schneller verstehen, wie man die Aufgabe in einer anderen Sprache löst.

Wie schon in meinem ersten Text erwähnt, setzt man auf Python und Jupyter Notebooks auf, beides ist also zu installieren. Das wird auch in einem vorangestellten Welcome-Teil erläutert und man darf im Forum nachfragen, wenn etwas nicht funktioniert. Für die bepunkteten Programmieraufgaben muß man nichts installieren, da klickt man sich einfach in ein vorbereitetes Umfeld bei CodeOcean ein. Dort darf/soll man ebenfalls bei Problemen fragen, in dem Fall richtet sich die Frage an die Lerngemeinschaft. Mit ihrer Aufgabe fertig gewordene Kursteilnehmer kriegen dann ab und zu noch eine Frage eines anderes Kursteilnehmers an die Gemeinschaft angezeigt, die sie beantworten können. Man sollte solche Möglichkeiten nutzen. Es mag Holprigkeiten geben, unter denen alle leiden, oder Unverständlichkeiten, die auf der Verwendung von für Anfänger schwer verständlichen Formulierungen beruhen.

Der Kurs legt zwar wie gesagt Grundlagen, die können aber schon zu sehr mächtigen Ergebnissen führen. Man kann das selbst sehen, wenn man die mittlerweile auf der Kurswebseite veröffentlichten „Course Contents“ gegen die passive Stimmung am Ende der dreiteiligen Doku „Die Odyssee der Zahlen“ hält. In der Doku wird abschließend ein Verschwinden der Zahlen so wie wir sie kennen für denkbar gehalten. Die Zahlen werden für uns verarbeitet, wir können sie zunehmend weder wie früher selbst nutzen noch mit ihnen umgehen.

Im Kurs beschäftigt man sich in der ersten Woche mit „variables, input/output, data types, and conditional statements“, also wie gelange ich zu einem einzelnen Wert, wie wird er im System aufgenommen, wie verarbeite ich den, frage ihn ab? In Woche 2 geht es mit „Lists and Loops“ potentiell schon um die in der Doku passiv erlebte Massendatenverarbeitung. Man packt seine Daten in Listen, gegebenenfalls in Listen von Listen und arbeitet die dann in Schleifen über die Listen ab, gegebenenfalls in verschachtelten Schleifen. „Complex Data Types“ in der dritten Woche verfeinert die Frage, wie man seine Daten darstellt, beispielsweise könnte man Namen mit Telefonnummern zusammenfassen wollen. „Reading and Writing Data“ in der vierten Woche gibt eine Vorstellung, wie man externe Massendaten in sein Programm einlesen, sie ändern und wieder speichern kann. Die „Functions“ in Woche 5 zeigen, wie man seine verarbeitenden Programme zusammenfassen kann. Seine Einzel- oder Massendaten übergibt man dann seiner selbsterstellen Function. Diese selbsterstellen Functions bereiten auf die in der letzten Kurswoche behandelten „Libraries“ vor. Bei größeren Programmieraufgaben werden regelmäßig „Libraries“ eingesetzt werden. Unzählige Libraries sind im Python-Universum für unterschiedlichste Einsatzzwecke verfügbar und können in das eigene Programm eingebunden werden. Sie stellen ihre Funktionalität durch zahlreiche aufrufbare Functions zur Verfügung, die man nach dem in der fünften Woche bekanntgemachten Schema nutzen kann.

Freitag, 26. September 2025

„Python for Beginners“

Die MOOC-Plattform OpenHPI bietet ab 8. Oktober 2025 eine kostenlose 6-wöchige Einführung in die Programmiersprache Python für Programmieranfänger an („No prior programming experience required“). 2022 habe ich auf openSAP an einem gleichnamigen Kurs der beiden Referenten teilgenommen. Den Kurs fand ich sehr gut und empfehlenswert und will deshalb wegen dem Bedarf an Python-Kenntnissen auf ihn hinweisen.

Vor einem Jahr hatte ich im letzten Abschnitt von „Der Oberhachinger Kyberg“ einen Hinweis auf einen startetenden openHPI-Python-Kurs in einem Blog mit zeitlichem Schwerpunkt von grauer Vorzeit bis Spätantike mit der Wichtigkeit von Python für die Digital-Humanities-Leute motiviert. Im Grunde sind aber der Phantasie über die Einsatzmöglichkeiten von KI-Anwendungen auf Basis von künstlichen neuronalen Netzen keine Grenzen mehr gesetzt. Und die zugehörigen Bücher über Maschinelles Lernen scheinen alle die notwendigen Algorithmen mit Python zu illustrieren. Man kann einwenden, daß die KI die menschliche Programmierkunst überflüssig machen könnte. Aber zum einen sind solche KI-Grundlagenbücher darauf ausgelegt, mittels den Algorithmen überhaupt zu verstehen, wie die KI funktioniert. Zum anderen programmiert man derzeit noch mit der KI, und das wird bei derzeit erscheinenden Bücher über das Thema gern auch wieder anhand von Python gezeigt.

Wenn man also eine Programmiersprache lernen will und keine Gründe für eine andere Programmiersprache hat, kann man mit Python nicht viel falsch machen. Und da es im Kurs „Python for Beginners“ um die Grundlagen geht, wird man da nur Sachen lernen, die man später immer wieder in den Programmen sehen wird. Das „In this course, we’ll use Jupyter Notebooks to teach Python“ in den aktuellen Kursinformationen bedeutete 2022, daß das im Vortrag vorgestellte Python mit Jupyter Notebooks näher erläutert wird. Jupyter Notebooks dienen dabei als Entwicklungsumgebungen, mit denen die Effekte der vorgestellten Operationen gut gezeigt und von den Kursteilnehmern über heruntergeladene Notebooks nachvollzogen werden können. Wegen der guten Kombinierbarkeit von Dokumentation und Code und der leichten Austauschbarkeit der Notebooks begegnet man Jupyter Notebooks auch in professionellen Umgebungen, sie sind etwa wie in den Kursinformationen beschrieben ein „tool of choice for data scientists“.

Mit sechs Wochen sind wie üblich ein paar Stunden pro Woche für die Vortragsvideos und die Programmieraufgaben gemeint. In meinem Leistungsnachweis wurden mir „5-7 hours of learning effort per week“ bescheinigt. Für reine Programmieranfänger habe ich den Kurs damals eher als happig empfunden. Wer sich wirklich ohne Programmiererfahrungen durchgekämpft hat, hat meinen Respekt. Mit Internetquellen oder einem Einführungsbuch und etwas mehr Zeitaufwand sollte es aber machbar gewesen sein. Das schnelle Punktesammeln auf den letzten Drücker (Abgabezeitpunkt) war aber auch mit viel Programmiererfahrung riskant, man konnte gern mal wegen unbekannten Eigenheiten längere Zeit hängen bleiben und nicht das gewünschte Ergebnis bekommen.

Das gewünschte Ergebnis zählte dann, da war die Bewertung ziemlich menschenprogrammiert und wollte nicht die Eleganz der Ausführung berücksichtigen. Man holte sich diese Programmierpunkte für den Leistungsnachweis über eine eigene Webplattform, in der man entweder direkt die notwendige Programmsequenz entwickelte oder sie aus Jupyter Notebook herüberkopierte und dann in der Webplattform startete und bewerten ließ.

Sonntag, 14. September 2025

Die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Die keltische Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld hatte ich schon im Zusammenhang mit der nahe gelegenen Mehrfachschanze im Loh eingeführt. Dort hatte ich schon die Aussage auf den Informationstafeln erwähnt, daß keltische Mehrfachschanzen selten und in größeren räumlichen Abständen voneinander nachgewiesen wurden. Diese Abstände können vielleicht durch eine besondere Funktion dieser Sonderform der Keltenschanzen begründet gewesen sein. Bei Oberhaching-Deisenhofen befinden sich aber zwei dieser Mehrfachschanzen sehr nahe beieinander. Man weiß nicht, ob die Nutzung der Schanzen gleichzeitig oder nacheinander erfolgte. Es bestünde also die Möglichkeit, daß die Schanzen durch ein zeitliches Aufeinanderfolgen eine Alleinstellung in der Region hatten.

Reste der Innnenschanze der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Sehenswert ist das Schummerungsbild/Geländerelief mit den beiden Mehrfachschanzen. Die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld sollte rechts oben erscheinen. Das Video über die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld auf der Website der Firma Artron sollte man sich ebenfalls ansehen, um sich die ursprüngliche Mehrfachschanze mit ihren Eingängen vorstellen zu können. Die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld sieht für mich nicht nur in der Videorekonstruktion sondern auch mit ihren erhaltenen Wallresten gegenüber der Mehrfachschanze im Loh wie ein am Reißbrett entworfener Neubau aus.

Informationstafeln bei der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen
Informationstafeln bei der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen
Informationstafeln bei der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen
Informationstafeln bei der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Meine Fotos sind Ende November 2024 entstanden. Ich wollte mir die inneren Schanzen der Mehrfachschanze im Loh ansehen und bin schon beim Hinradeln davon abgekommen, als ich den Restschnee im Wald gesehen habe. Ich habe dann nur die neue Informationstafel dort fotografiert und bin dann weiter zu der Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld.

Reste der Innnenschanze der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Die Mehrfachkeltenschanze im Lanzenhaarer Feld ist mit mehreren Informationstafeln ausgestattet, die zunächst übergreifend über die Keltenschanzen/Viereckschanzen informieren. Eine vergleichbar übergreifende Informationsaufgabe haben die Tafeln bei der westlichen Römerstraßenrampe aus dem Gleißental, auf denen es übergreifend um die „Oberhachinger Römerstraße“ geht. Während dort die Sache schnell grenzwertig werden kann, wenn man sich den detailreichen Text nicht bis zum Schluß durchliest, wo dann etwas Römerstraßenrampeninformation kommt, oder wenn man keine Ahnung hat, daß man beim Informationstafellesen die parallel zum eigenen Waldweg verlaufende Rampe gerade im Rücken hat, sollte man dem flüssigen Keltenschanzentext relativ gut bis zur Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld folgen können. Und die kann man vor Ort auch nicht übersehen wie die Römerstraßenrampe.

Reste der Innnenschanze der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Hinzu kommt, daß man anscheinend an diesem Ort größere Veranstaltungen durchführen kann. Letztes Jahr sollte hier ein „Kelten-Römer-Tag für die ganze Familie“ stattfinden und die Mehrfachschanze auch Ausgangspunkt einer geführten Radtour zu anderen Schanzen in der Nähe werden. Da wären diese Informationstafeln ein idealer Startplatz gewesen. Leider mußte die Veranstaltung wegen einer sehr ungünstigen Wetterprognose abgesagt werden.

Reste der Innnenschanze der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Die Bezeichnung der Schanze im Lanzenhaarer Feld wechselt. Auf der alten Informationstafel lief sie unter der Überschrift „Keltische Viereckschanzen im Lanzenhaarer Feld bei Deisenhofen“. Ich will glauben, daß die „Viereckschanzen“ in der Überschrift wirklich mit der Idee ineinandergeschachtelter Vierecke entstand, aber frage mich, wie weit der Gedanke transportiert werden konnte. Letztes Jahr wurde der Kelten-Römer-Tag für die ganze Familie in mehreren Medien an/in der „Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld“ angekündigt. Auf der neuen Informationstafel läuft die Schanze unter „Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld“. Ob man sich an das „Lanzenhaarer Feld“ nach längerer Abwesenheit noch gut erinnert, ist auch eine Frage. Für den Fall hatte/hat die Schanze aber ein Alleinstellungsmerkmal, über das man sich schnell einigen konnte ob man dieselbe Schanze meinte, nämlich eine Sitzbank auf einem der Wälle. Im letzten eingestellten Bild beim Baum rechts, im vorletzten beim Baum in der Mitte des Walles. Ich hoffe sie blieb trotz der neuen Sitzbank bei der Informationstafel erhalten.

Samstag, 6. September 2025

Die keltische Mehrfachschanze im Loh bei Oberhaching-Deisenhofen

Letztes Jahr hatte ich mich im Blog am Hachinger Bach entlang von Perlach bis zum Oberhachinger Kyberg oberhalb der Bachquelle bewegt. Ab dort sollten die weiteren Einträge dieser Serie etwas "aufpilzen". Ich folgte dabei den neuen geschichtlichen Informationstafeln von Oberhaching, deren durchnummerierte Standorte man sich auf einer Karte auf der Oberhachinger Website „Kelten, Römer, Bajuwaren“ ansehen kann.

Der Kyberg, dort mit der Nummer 2, wäre in dem von mir verwendeten Bild noch am Pilzstiel. Vom Pilzhut haben es die Nummern 4 (die Römerstraßenrampe aus dem Gleißental), 5 (die Keltenschanze im Laufzorner Holz) und 6 (der Steinbruch im Gleißental) schon in den Blog geschafft. Nummer 1 (die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld) und 3 (die Mehrfachschanze „Im Loh“) sollen nun folgen.

Mehrfachschanze im Loh bei Oberhaching Deisenhofen

Zunächst möge man am besten einen Blick auf das Schummerungsbild/Geländerelief der Mehrfachschanze im Loh werfen. Es fällt auf, daß die innerste Schanze auf zwei Seiten das Gelände am Gleißental als zusätzlichen Schutz verwendet. Vergrößert man den angezeigten Bereich bis zu den Nachbarschanzen im Nordosten, Westen und Südwesten, dann sieht man, daß diese Schanzen auf die Anlehnung an das Gleißental verzichten. Die innerste Schanze der Mehrfachschanze im Loh ähnelt durch das Nutzen der Schutzfunktion dem mehrere hundert Jahre älteren Herrenhof auf dem Kyberg, der ebenfalls so eine Schutzfunktion ausnutzt. Vielleicht hatte die Lage des innersten Teils der Mehrfachschanze auch einen auf das Hachinger Tal gerichteten logistischen Aspekt. Als die Römerstraße quer zu dieser Richtung durch das Gleißental und durch die Schanze gelegt wurde, soll die Mehrfachschanze nicht mehr genutzt worden sein. Aber es kann ja keltische Vorläufer der Ost-West-Verbindung gegeben haben.

Informationstafel der Mehrfachschanze im Loh bei Oberhaching-Deisenhofen

Das Gleißental ist ein Trockental und ihm entspricht tatsächlich ein Geländeeinschnitt. Das Hachinger Tal hingegen ist nördlich des Kybergs ziemlich flach. Das Gebiet oberhalb des Gleißentals ist auf beiden Seiten ebenfalls ziemlich flach. Insofern sehe ich in Richtung Süden keinen Vorteil in der Nutzung des Gleißentals als Verkehrsweg. Aber vielleicht wurde das Gleißental schon in der Keltenzeit lieber als der Hachinger Bach gequert, weil keine Überschwemmungen und Versumpfungen drohten. Jedenfalls mag diese Mehrfachschanze vielleicht zusammen mit einer möglichen Sammelfunktion des Verkehrs aus dem Norden durch das Hachinger Tal und einer Weiterführung nach Süden oberhalb des Gleißentals wie heute auf der Straße nach Oberbiberg bessere Chancen für einen Kreuzungspunkt gehabt haben als die Keltenschanze im Laufzorner Holz, bei der immer meine Erwähnungen der Fernverbindungen reingerutscht sind.

Der Herrenhof auf dem Kyberg entstand in der Hallstattzeit, die als Kelten- oder Viereckschanzen bezeichneten Erdwälle hunderte Jahre später in der Latènezeit. Auf den Kyberg-Informationstafeln wird der Verteidigungsaspekt des Herrenhofs stärker herausgearbeitet. Verglichen dazu muten die drei in einer ebenen Umgebung liegenden Nachbarschanzen der Mehrfachschanze im Loh schon ziemlich pazifistisch an, als ob man keine größeren Angriffe erwartet hat. In der Latènezeit gab es große übergeordnete Zentren, die Oppida, vielleicht wirkten die einerseits beruhigend gegen größere Auseinandersetzungen zwischen den Keltenschanzenbesitzern und boten anderseits in ungünstigen Kriegszeiten eine Zufluchtsmöglichkeit für die Keltenschanzenbevölkerung.

Vor drei Wochen ging das Bild eines kleinen Keltenkriegers aus Bronze durch die Medien. Man hatte auf dem Gebiet des keltischen Oppidums von Manching wieder mehrere Jahre gegraben und Ergebnisse veröffentlicht. Aktuell wurde auch eine Dissertationsschrift „Das Umland von Manching“ von Michèle Eller als Band 22 der Reihe „Die Ausgrabungen in Manching“ vorgestellt, vielleicht kann man dort mehr über die Wechselwirkung zwischen Oppidum und umgebenden Keltenschanzen erfahren.

Das vitale Oppidum von Manching gab es aber schon einige Zeit vor der Ankunft der römischen Soldaten nicht mehr. Der Niedergang muß auch die Keltenschanzenwelt betroffen haben, wobei es anderseits aber auch Hinweise auf noch vorhandene funktionierende keltische Strukturen gibt. Die römische Karriere des Claudius Paternus Clementianus mit keltischen Vorfahren aus dem Bereich des heutigen Epfach wird mit solchen weiterwirkenden Strukturen erklärt.

Über die Mehrfachschanze im Loh scheint man nach der Informationstafel zu wissen, daß sie in der römischen Zeit nicht mehr genutzt wurde. Man kann aber nichts über eine Abfolge oder Gleichzeitigkeit gegenüber der sehr nahen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld sagen. Eine Abfolge zwischen den Mehrfachschanzen wäre auch deshalb interessant, weil zwischen den sonst seltenen Mehrfachschanzen normalerweise große Abstände bestehen und man deshalb über eine besondere Funktion dieser Mehrfachschanzen spekuliert hat.

Auf mich wirkt die Mehrfachschanze im Loh ziemlich gewachsen, als ob man mit einer normalen Keltenschanze angefangen und danach eine Vorschanze und dann die Umwallung eines wesentlich größeren Gebiets angelegt hätte. Sieht man sich dagegen die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld im Video auf der Website der Firma Artron an, sieht sie für mich wie ein am Reißbrett entworfener Neubau aus.

Es gibt also mehrere Gründe die Mehrfachschanze im Loh sehr interessant zu finden. Trotzdem habe ich sie trotz ihrer Nähe nicht zu meinem obigen Einsteigerpaket mit den Nummern 4-6 dazugepackt. Hintergrund sind zwei wegen starkem Bewuchs abgebrochene Begehungsversuche der inneren Schanzen in meiner Vorblogzeit und zwischenzeitlich habe ich nur wenig von anderen über die Schanze gesehen. Der Keltenfan, den ich letztes Jahr in der Schanze im Laufzorner Forst getroffen habe, schien auch nicht sehr angetan von ihr gewesen zu sein. Ich wollte zwar letztes Jahr wieder versuchen einen Blick in die inneren Schanzen zu werfen, hatte aber die Nässe von oben und unten nicht auf der Rechnung und den Restschnee erst im Wald auf der östlichen Isarseite gesehen. Ich habe mich deshalb schon auf der Anfahrt mit mir geeinigt nur die gut erreichbare Informationstafel in der äußeren Schanze an der Straße nach Oberbiberg zu fotografieren und dann zur Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld weiterzuradeln.

Samstag, 30. August 2025

„Die Odyssee der Zahlen“

Letztes Jahr hatte ich das Buch „Mathematik: Die Geschichte der Ideen und Entdeckungen“ als Einführung in die Mathematikgeschichte empfohlen. Mein Zitat aus der Verlagsbeschreibung mochte gruselig klingen, besonders wenn man dabei an das adressierte Lese-Einstiegsalter von zehn Jahren denkt: „Die Autoren berichten von der Erfindung der Null, von der Entdeckung der Zahl π, die es erlaubt, den Kreisumfang zu messen, vom Gesetz der Schwerkraft, von der Relativitätstheorie, von den Axiomen Euklids...“. Aber ich hatte ja im Fall des niedrigen Lesealters zur Begleitung durch einen Erwachsenen geraten.

Bis 24.12.2025 kann man sich noch in der Arte-Mediathek die gut zu diesem Buch passende dreiteilige Doku „Die Odyssee der Zahlen“ ansehen. Das „gut zueinander passen“ ist dabei demselben zeitübergreifenden Ansatz geschuldet. Im Buch wird ein Kind aus der Vorzeit dargestellt, das mangels neuzeitlicher Mittel dem Weihnachtsmann die gewünschte Anzahl von Bonbons mittels Kerben in einem Knochen mitteilen müßte. Und im ersten Doku-Teil „Wie alles begann“ steigt man mit dem vorzeitlich gekerbten Lebombo-Knochen in die Zahlen-Odyssee ein.

Natürlich kann man sich die Doku auch gewinnbringend ansehen, ohne ein mathematikgeschichtliches Buch gelesen zu haben. Und wenn man ein mathematikgeschichtliches Buch liest, dann landet man auch bei anderen Büchern als dem oben genannten schnell bei Überschneidungen, nur eben nicht so zeitübergreifend. Die Erfindung und Einführung der Null ist beispielsweise so ein beliebtes Thema, daß es sogar mehrere unterschiedliche Bücher darüber gibt. Manchmal sind die Überschneidungen ganz nett um etwas unter einem anderen Blickwinkel zu sehen, manchmal findet man eines der Bücher auch einfach überflüssig. Aber alle wären vielleicht froh über die Bebilderungen durch die Doku. Sie läßt einen frühe indische Nullen in ihrem ursprünglich erhaltenen Umfeld sehen und verfolgt dann ihren Weg über Arabien bis nach Europa.

Der zweite Teil der Doku trägt zwar den Titel „Der Siegeszug der Mathematik“, aber die Serie hat doch passend zu ihrem Obertitel einen Schlag hin zu den Zahlen. Die finden im dritten Teil „Vom Werkzeug zum Universalcode“ ihren Weg hin zur Massendatenverarbeitung. Der moderne Westen ging einher mit Statistiken und mit Fähigkeiten die vielen dafür anfallenden Zahlen gut verarbeiten zu können. Mittlerweile hat sich die Produktion und die Verarbeitungsfähigkeit von Zahlen immer weiter vervielfacht. In der Doku wird abschließend ein Verschwinden der Zahlen so wie wir sie kennen für denkbar gehalten. Die Zahlen werden für uns verarbeitet, wir können sie zunehmend weder wie früher selbst nutzen noch mit ihnen umgehen.

Donnerstag, 10. April 2025

Schach in München und Karlsruhe

Letztes Jahr hatte ich von der Einweihung eines Freilandschachspiels auf der Kulturinsel im Gasteig-Ausweichquartier Gasteig HP8 am 17. Juli 2024 berichtet: Jana Schneider und Svenja Butenandt spielten zwei Schachpartien miteinander und der Schachgroßmeister Dr. Helmut Pfleger kommentierte.

Freilandschachspiel auf der Kulturinsel im Gasteig HP8

Wegen dem Ausleihverfahren hatte ich Zweifel, ob das Spiel angenommen wird. Auf Nachfrage freute es mich aber zu hören, daß sich zwar in der kalten Jahreszeit nicht viel tut, aber bei schönem Wetter fast täglich jemand die Figuren ausleiht. Wegen der Übergabe an nachfolgende Spieler hatte ich gerätselt. Die soll nicht durch die Spieler selbst durch Pfand- und Figurenübergabe geregelt werden, sondern man beendet seine Ausleihe mit einer Figurenkontrolle und der Pfandrückgabe und es beginnt ein neuer Ausleihvorgang.

Freilandschachspiel auf der Kulturinsel im Gasteig HP8

Am Gründdonnerstag startet in Karlsruhe wieder ein Grenke Chess Open. Dieses Jahr wird es nicht wie letztes Jahr mit einem Classic-Turnier sondern mit einem Grenke Freestyle Chess Open kombiniert. Das letztjährige Open-Verfahren hatte ich in „Grenke Chess Festival 2024 in Karlsruhe“ beschrieben. Das Freestyle Chess Open ist wie das Chess Open in die letztes Jahr von mir beschriebenen Wertungsklassen unterteilt. Freestyle ist ein anderes Schach, über das ich jetzt am meisten im Wikipedia-Artikel über Schach960 gefunden habe.

Freilandschachspiel auf der Kulturinsel im Gasteig HP8

Letztes Jahr hatte ich auch geschrieben, daß natürlich Holprigkeiten und Unzulänglichkeiten zu erwarten sind, gerade wenn etwas zum ersten Mal gemacht wird. Daß dem aber die Freude gegenüber steht, daß sich überhaupt jemand so einen Event an das Bein bindet. In Karlsruhe, wo man nach einer jahrelangen Corona-bedingten Unterbrechung erst wieder mit dem Turnier angefangen hatte, schien mir die Stimmung deutlich über so eine abwägende Haltung hinaus sehr gut gewesen zu sein. Das hat sich dieses Jahr bestätigt. Für die Karlsruher Open konnte schon Ende März ein neuer Anmelderekord gemeldet werden. Mittlerweile liegt man sogar bei über 3000 Anmeldungen.

Freilandschachspiel auf der Kulturinsel im Gasteig HP8

Die Freude, daß sich jemand solche Events an das Bein bindet, gilt natürlich auch gleichermaßen für die anstehenden Münchner Turniere. Das Schachfestival München gibt es auch in diesem Jahr wieder. Bei diesem Schachfestival werden wieder mehrere Turniere im Zeitraum zwischen Ende Mai und Mitte Juni angeboten. Zusätzlich kommt dieses Jahr noch hinzu, daß die Deutsche Einzelmeisterschaft im Schach vom 15. - 23. Mai 2025 in München ausgetragen wird („Historisch und attraktiv. Nach 125 Jahren: München wird wieder Schauplatz der Deutschen Meisterschaften“).

Freilandschachspiel auf der Kulturinsel im Gasteig HP8

Zum Münchner Ansbeinbinden gibt es in dem „Interview mit Richard Holzberger, Macher vom Müncher Pfingstopen und einem sehr, sehr wichtigen Münchner Schachaktivist“ Hintergrundinformationen. Im Interview wird mit der Münchner Einzelmeisterschaft ein weiteres Schachturnier erwähnt, das in der zweiten Pfingstwoche stattfinden soll. Da ist die Website des Schachbezirks München zuständig. Da sehe ich momentan noch keine Ausschreibung mit den genauen Modalitäten.

Donnerstag, 27. Februar 2025

Die westliche Römerstraßenrampe aus dem Gleißental

Informationstafel Oberhachinger Römerstraße

Die westliche Römerstraßenrampe aus dem Gleißental hatte ich im letzten Blogeintrag über den etwa 100 Meter vom Rampenzugang im Gleißental entfernten Nagelfluh-Steinbruch schon eingeführt.

Römerstraßenrampe aus dem Gleißental

Zum einen zitierte ich von der Informationstafel beim Steinbruch den Hinweis auf die mittelalterliche Nutzung der Rampe für den Gesteinsabtransport. Zum anderen wollte ich das Steinbruch-Interesse etwas durch den Hinweis motivieren, daß die Informationstafel zur Rampe wie auf dem ersten Bild zu sehen ist eher untergeordnet auf die Gleißental-Gegebenheiten eingeht und unter der Überschrift „Die Oberhachinger Römerstraße“ mehr allgemein die Römerstraße behandelt. Schließlich habe ich zum so motivierten Paket Steinbruch und Rampe die nahe Keltenschanze im Laufzorner Holz dazugepackt. Sie ist nicht weit von der Rampe entfernt und die Römerstraße führte im weiteren Verlauf an ihr vorbei und das Schummerungsbild/Geländerelief des BayernAtlasses zeigt in dem Bereich Materialentnahmegruben an, nach denen man suchen kann. Die drei Ziele wären wegen der Nähe des Bahnhofs Oberhaching-Deisenhofen auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Römerstraßenrampe aus dem Gleißental

Die Sache ist allerdings leicht fieselig. Für die Materialentnahmegruben muß man sich mit dem BayernAtlas vorbereiten oder vor Ort auf ihn zugreifen. Der Zugang zur Rampe ist im Tal eher nicht direkt sichtbar. Als ich letzten November dort war, gab es nur einen auf einen noch grünen Vorhang zulaufenden deutlich ausgeprägten Fußpfad. Schwierig zu finden ist der Zugang nicht, wenn man weiß, daß da einer sein muß. Wenn man durch das Gleißental aus Richtung Deisenhofen/Oberhaching kommt, geht kurz nach dem erwähnten Fußpfad auch ein Schotterweg nach rechts ab, der als Fahrweg das Gleißental hochführt.

Römerstraßenrampe aus dem Gleißental

Man kann auch an dem Zugang zur Rampe oben vorbeilaufen. Das liegt an einem Parallelweg, von dem man erst etwas nebenraus gehen muß um den unscheinbaren Zugang zur Rampe auf dem sechsten Bild genauer ansehen zu können. Ist auch kein Problem, wenn man weiß, daß sich hier eine Rampe befindet. Die Informationstafeln zur Rampe stehen nicht direkt an der Rampe, sondern am Parallelweg und da auf der von Rampe abgewandten Seite, man hat also die Rampe beim Lesen im Rücken. Dieser Parallelweg führt erst weiter parallel zur Rampe oben am Gleißental entlang und dann via einem Feldweg zur Jägerstraße in Oberhaching-Deisenhofen. Meine BayernAtlas-Markierung habe ich versucht in den Bereich der Tafeln zu setzen.

Römerstraßenrampe aus dem Gleißental

Fotografiert hatte ich die Bilder 2 bis 5 in Richtung meines Weges als ich das Fahrrad letztes Jahr die Rampe hochgeschoben habe. Nur das letzte Foto war ein Blick zurück. Auf der Rampen-Informationstafel wird wegen der schmalen Sohle und erkennbaren „Geleisen“ spekuliert, ob die ursprüngliche Römerstraße hier nicht breiter war und die Geleisspuren nicht erst durch den Gebrauch im Mittelalter entstanden sind. Über Hohlwege allgemein gibt es ganz tolle Informationen in Lucydas Plejadium „Was ist ein Hohlweg und warum sind Hohlwege interessant?“.

Römerstraßenrampe aus dem Gleißental

Freitag, 24. Januar 2025

Der Nagelfluh-Steinbruch im Gleißental

Via öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Nagelfluh-Steinbruch im Gleißental wegen dem Oberhachinger Bahnhof Deisenhofen aus dem Großraum München sehr gut erreichbar. Eine einfache Lösung ist, sich vom Bahnhof aus noch ein Stück an der Bahnlinie zu halten und sich dann via der Stefanienstraße in Richtung Südwesten zu bewegen und an dem Straßenende den folgenden Waldweg hinunter in das Gleißental zu gehen. Folgt man im Tal diesem Weg immer weiter, kommt man bald an dem auf dem ersten Foto zu sehenden Eingang zum Steinbruch vorbei. Ähnlich günstig zum Bahnhof liegt auch die von mir drei Tage zuvor besuchte Keltenschanze im Laufzorner Holz . In der Keltenschanze hatte ich einen Keltenschanzenfan angetroffen, der zu Fuß vom Bahnhof gekommen war. Unsere längere Unterhaltung makulierte unsere Zeitkalkulationen, sonst wäre ich noch (mit dem Fahrrad) zum Römerstraßenaufstieg aus dem Gleißental weiter. Dessen Zugang im Tal liegt sehr nahe beim Nagelfluh-Steinbruch.

Nagelfluh-Steinbruch im Gleißental
Nagelfluh-Steinbruch im Gleißental
Nagelfluh-Steinbruch im Gleißental

Die drei Ziele wären in mehrfacher Hinsicht eine gute Kombination und ich werde deshalb noch etwas ausführlicher auf meine Strecke eingehen. Wie gesagt passen die Ziele durch die kurzen Entfernungen gut zusammen. Zudem bieten sie in einer sonst meist gleichförmig flachen Gegend ein Tal, einen Steinbruch, einen Hohlweg und eine über 2000 Jahre alte Keltenschanze. Und der Aufstieg aus dem Tal ist nicht so anstrengend. Die Steigung haben auch mittelalterliche Gesteinstransporte und römerzeitliche Fuhrwerke geschafft.

Nagelfluh-Steinbruch im Gleißental
Nagelfluh-Steinbruch im Gleißental
Nagelfluh-Steinbruch im Gleißental

Das Wichtigste ist für uns natürlich der inhaltliche Zusammenhang zwischen den drei Zielen und da ist die Informationstafel sehr ergiebig. Sie informiert nicht nur über Besonderheiten dieses Nagelfluh-Steinbruchs, etwa daß sich hier das Räuberlager des Films "Das Wirtshaus im Spessart" befand, sondern auch darüber, daß es ein Dutzend weitere Abbaustellen im Gleißental gab und Nagelfluh-Fragmente in römischen Fundstellen entlang des Hachinger Bachs gefunden wurden. „Im großen Stil fand das Gestein v.a. im Mittelalter in Münchner Großbaustellen Verwendung. ... Der Abtransport erfolgte .. über Karren und Schlitten. Die heute so stark in das Gelände eingeschnittene Geländefurche der westlichen Römerstraßenrampe wurde hierbei sicher wieder genutzt.“ D.h. mit diesem geschichtlichen und archäologischen Hintergrund muß man sich sowohl den Steinbruch als auch die nur ein paar Minuten entfernte „Geländefurche der westlichen Römerstraßenrampe“ ansehen, wenn man an einem von beiden interessiert ist. Und die Römerstraßenrampen-Informationstafel behandelt unter der Überschrift „Die Oberhachinger Römerstraße“ mehr allgemein die Römerstraße und geht eher untergeordnet auf die Gleißental-Gegebenheiten ein. Diese allgemeinen Aussagen zur Römerstraße kann man dann auf dem Weg zur Keltenschanze weiter studieren. Die Römerstraße führte ja ausgehend von an der Römerstraßenrampe direkt an der Keltenschanze vorbei.

Donnerstag, 16. Januar 2025

Der umgestürzte Obelisk vor dem Münchner Ägyptischen Museum

Im Münchner Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst befindet sich ein teilweise antiker Obelisk. Eine Replik dieses Obelisken wurde zur Jahresmitte 2024 hin umgestürzt und die zerbrochenen Teile dieser Replik als Kunstinstallation auf die Treppe hinunter zum Eingang des Museums gelegt.

Umgestürzter Obelisk vor dem Münchner Ägyptischen Museum

Von dem originalen Obelisken im Ägyptischen Museum ist nur der Mittelteil antik. Wobei dieser Mittelteil nicht einmal zu Zeiten der Alten Ägypter sondern erst unter römischer Herrschaft entstanden ist. Dieser antike Teil wurde lange Zeit nach seiner Entstehung mit einem neuen Fuß und einer neuen Spitze ergänzt. Zudem hatte man den Obelisken mit weiteren Hieroglyphen beschriftet. Die ergänzten Hieroglyphen ergeben keinen Sinn, da zum damaligen Zeitpunkt das Wissen über sie verloren war und man die Hieroglyphen noch nicht wieder übersetzen konnte.

Umgestürzter Obelisk vor dem Münchner Ägyptischen Museum

Das Ägyptische Museum informiert auf seiner Webseite „Der umgestürzte Obelisk - Eine Kunstinstallation“ über die Aktion und verlinkt Weiterführendes zum Obelisken. Bei Interesse möge man sich zumindest das pdf mit dem Beitrag „Der umgestürzte Obelisk“ in MAAT 33 durchlesen.

Umgestürzter Obelisk vor dem Münchner Ägyptischen Museum

Die späteren Ergänzungen des Obelisken und das Auseinanderbrechen erinnern mich an die Ende der 1960er Jahre von Skulpturen in der wenige Gehminuten entfernten Glyptothek abgenommenen Ergänzungen. Das Vorher-Nachher-Bild vom Apoll Barberini aus dem Wikipedia-Artikel über den Bildhauer Ernst Mayer illustriert sehr gut was vor der Abnahme solcher Ergänzungen zu sehen war und nun ohne die Ergänzung in der Glyptothek zu sehen ist.

Umgestürzter Obelisk vor dem Münchner Ägyptischen Museum

Ein anderes Beispiel aus der Glyptothek ist „die sinnlichste Statue der Welt“, der Barberinische Faun. Dem hat man ein hinzugefügtes Bein belassen und andere Teile abgenommen. Man suche bei Interesse nach „Harald Schulze: Die sinnlichste Statue der Welt“ bis man ein zugreifbares pdf mit dem äußerst lesenswerten Artikel findet.

Umgestürzter Obelisk vor dem Münchner Ägyptischen Museum

Das Anfügen geschah beim Barberinischen Faun wie beim Obelisken schon durch die italienischen Vorbesitzer. Im Fall des Apolls und bei den Ägineten, den „Kronjuwelen“ der Glyptothek, wurden die Ergänzungen erst nach ihrem Ankauf von Ludwig I in Auftrag gegeben.

Umgestürzter Obelisk vor dem Münchner Ägyptischen Museum

Die Münchner Ägineten sind aufgefundene Teile von Giebelskulpturen des Aphaiatempels auf der griechischen Insel Ägina. Ein wesentlicher Teil ihres hohen Wertes ergibt sich dadurch, daß die um 500 v.Chr. in zeitlichem Abstand voneinander entstandenen Skulpturengruppen den Übergang von der griechischen Archaik zur Frühklassik dokumentieren. Jede neugewonnene Information zur ursprünglichen Aufstellung der Skulpturen und deren wahrscheinlichem Aussehen muß daher auf die Goldwaage und die von König Ludwig I in Auftrag gegebenen Ergänzungen waren gegenüber diesen gewonnenen Erkenntnissen nicht mehr zeitgemäß.

Umgestürzter Obelisk vor dem Münchner Ägyptischen Museum

2011 gab es in der Münchner Glyptothek die Ausstellung „Kampf um Troja. 200 Jahre Ägineten in München“, bei der man wie früher aufgestellte ergänzte Repliken der Skulpturenfunde der heutigen Äginetenaufstellung gegenüberstellte. Der Begleitband zur damaligen Ausstellung beschäftigt sich detailliert mit den umfangreichen Bemühungen um an Informationen über das Aussehen der Skulpturen und deren tatsächliche Aufstellung zu gelangen und begründet die heutige Lösung.

Umgestürzter Obelisk vor dem Münchner Ägyptischen Museum

Während man bei den Ägineten den Gewinn durch die Abnahme der Ergänzungen nachvollziehen kann, wäre die Wirkung des Barberinischen Fauns vermutlich zerstört, wenn man ihm auch noch das ergänzte rechte Bein abnehmen würde. Man hat keine Informationen darüber, wie er tatsächlich ausgesehen hat und in welchem Kontext er aufgestellt war. Mit seinem ergänzten rechten Bein wird er aber vermutlich seinen zahlreichen Fans ein realistischeres Bild seiner früheren Wirkung geben, als wenn man ihm alle Ergänzungen abgenommen hätte.