Auf dem ersten Bild ist die Eingangsseite des Unterhachinger Heimatmuseums zu sehen. Drinnen findet man sich zunächst am Ende der Eiszeit und in der Jungsteinzeit wieder und kann sich nach links wendend hufeisenförmig an der Wand entlang in der Zeit voran bewegen. An der Stirnseite des Raumes gelangt man zu dem sensationellen Unterhachinger Gräberfund aus der Zeit um 500, derentwegen es 2010 eine eigene Ausstellung in der Münchner Archäologischen Staatssammlung gegeben hat. An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand finden sich viele weitere Informationen bis in die neuere Zeit.
Das zweite Bild ist beim gegenüber dem Eingang liegenden Ende des Hufeisens entstanden. Ganz links im Bild der Unterhachinger Heimatpfleger Günter Staudter neben seinem seinerzeit jüngsten Beitrag für das Heimatmuseum, einem von ihm selbst beim Abbruch eines Unterhachinger Jugendstilhauses gerettetem Fenster. Günter Staudter wird nach 20 Jahren Amtszeit Ende März 2024 aus dem Amt scheiden. In der Bildmitte ist Paul Hirschauer zu sehen, der mit einschlägigen Fachkenntnissen jahrelang beim Aufbau des Heimatmuseums mitgeholfen hat. Rechts der an diesem Tag seitens des Trägervereins diensthabende Peter Jenkel. Er hatte als Architekt das Heimatmuseum baulich gestaltet und war zudem derjenige, der durch seinen Anruf 2004 die Ausgrabungen der sensationellen Gräberfunde ausgelöst hat.
Als die drei Herren sich voneinander verabschiedeten fiel mehrfach der Begriff „Zufall“. Ich hatte mich im Wald westlich von Unterhaching verradelt und war nahe am Abbruch. Im Heimatmuseum war mir noch nicht klar, warum ich schlußendlich in dieser Richtung nach Unterhaching gekommen war. Vielleicht war das mein Ticket, um zu dem Treffen der drei Herren dazukommen zu dürfen. Die Innenaufnahmen entstanden letztes Jahr am zweiten Oktobersonntag, da war der Himmel bedeckt und mir half keine Sonne. Die sonnigen Außenaufnahmen entstanden etwas später an Allerheiligen.
Im Heimatmuseum gab es nicht nur eine zeitliche Orientierung, sondern durch eine begehbare Landkarte des Hachinger Baches auch eine räumliche. Die dominante Bedeutung des Hachinger Bachs erschließt sich schnell über die vielen eingezeichneten ehemaligen Siedlungsstellen entlang seines Verlaufs, wenn man sich den etwa vier Minuten dauernden „Flug über den Hachinger Bach“ ansieht. Dieses Zusammenspiel der Siedlungen mit dem Hachinger Bach ist in Perlach sehr schön mittels dem im Gelände kenntlich gemachten Verlauf eines archäologisch nachgewiesenen römischen Mühlkanals nachvollziehbar. Der Mühlkanal soll zusammen mit einer Mühle zu einem römerzeitlichen Gehöft gehört haben, das in Sichtweite einer Siedlung mit einer weiteren Mühle am Hachinger Bach lag. Und diese beiden Siedlungsstellen sollen wiederum Teil einer ganzen Siedlungskette entlang des Hachinger Bachs gewesen sein.
Die wertvollen Funde in den Unterhachinger Gräbern stellen eine Momentaufnahme aus der Zeit etwas über 100 Jahre später dar, als bei der zerstörten Mühle in Perlach wieder eine Neubesiedlung nachgewiesen werden konnte. Im Fall der Unterhachinger Gräber wurde als eine Erklärung für die vermutlich sehr hochrangigen Bewohner die Funktion des Hachinger Tals als Nord-Süd-Verbindung herangezogen. Schon die römerzeitliche Siedlungskette hatte sich nahe des nördlichen Ausgangs des Gleißentals mit einer wichtigen römischen Ost-West-Verbindung von Salzburg nach Augsburg gekreuzt.
In den letzten Jahrzehnten sind die am Hachinger Bach anliegenden Gemeinden extrem gewachsen. Aber bis dahin spielte der Bach sehr lange eine dominierend Rolle. Bild 9 zeigt den Glonnerhof, wo die sensationellen Grabfunde gemacht wurden. Der ist etwas über 100 Meter vom Hachinger Bach entfernt. Bild 10 zeigt einen 2023 errichteten Brunnen, der laut dem von Günter Staudter gestalteten Text an die mittelalterliche Trinkwasserversorgung erinnern soll. Am Standort, dem früheren Kirchgassenplatz, befand sich der Dorfbunnen, der ausschließlich zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung diente. „Zum Waschen, Gießen und zum Viehtränken ging man an den Hachinger Bach“. Beim Fotografieren der Brunnenerinnerung hatte ich den Hachinger Bach etwas über 10 Meter entfernt im Rücken und war vom Glonnerhof etwa 150 Meter weit weg. Auf den Texten der Perlacher Informationstafeln sind übrigens auch entdeckte römerzeitliche Brunnen nahe des Mühlkanals erwähnt. D.h. das Wasser könnte über Jahrtausende ähnlich genutzt worden sein.
Daher ist der übergreifende Ansatz weit über Unterhaching hinaus sowohl bei der Bachlandkarte als auch bei der App des Heimatmuseums „Hachinger Bach“ sehr gut nachvollziehbar. Man möge sich deshalb bei Interesse nicht nur das umfangreiche Angebot der App zu Unterhaching ansehen, sondern die App auch für Touren zu den Keltenschanzen bei der Römerstraße durch das Gleißental in Erinnerung behalten. Umgekehrt würde ein Besuch im Unterhachinger Heimatmuseum natürlich auch gut zur Perlacher Mühlgraben-Visualisierung oder zu diesjährigen Oberhachinger Festivitäten zum 1275-jährigen Bestehen passen.
Die ikonische Unterhachinger Scheibenfibel sollte ab der Wiedereröffnung der Archäologischen Staatssammlung in der dortigen Dauerausstellung zu sehen sein. Im aktuellen Vortrag von Dr. Brigitte Haas-Gebhard „Die Welt der Baiuvaren“ kommt sie ab Minute 41:40 vor und ist mit einem Dauerausstellungssternchen markiert. Ich bin etwa ab Mitte der 1990er Jahre auf Museumstouren öfters in der Archäologischen Staatssammlung gelandet. Es war schön sich dort die Dauerausstellung anzusehen und danach noch im Englischen Garten spazieren zu gehen. In Sonderausstellungen der Archäologischen Staatssammlung bin ich nur zufällig geraten. Ich glaube die erste Münchner archäologische Sonderausstellung die ich gezielt angesteuert habe war „Odysseus - Mythos und Erinnerung“ im Haus der Kunst 1999.
Ich habe damals in kurzer Fußwegentfernung zum Unterhachinger Gebiet in Taufkirchen in einem vermutlich nicht sehr lange zuvor bebauten Gebiet gut erreichbar von der Autobahnausfahrt zu arbeiten begonnen. Untergekommen bin ich im ersten Monat bei einem Freund aus meiner alten Heimat und seiner Familie. Danach wurde wie abgesprochen die Wohnung eines Projektkollegen von ihm im südwestlichen München frei. Ich mußte also weder in einer nahen Unterkunft vorübergehend nächtigen und mir abends die Zeit vertreiben noch in der Gegend nach einer Wohnung suchen. Das obige Verradeln illustriert meine vielen hier weiß gebliebenen Flächen. In dieser Zeit haben mehrere neue Kollegen angefangen, bei denen wäre glaube ich auch ein Einführungspaket mit ein paar Abenden Heimatkunde auf Interesse gestoßen. Und ich hätte die Termine noch nicht mit zuviel Spezialfragen ausgebremst.
In dem Zusammenhang wäre zunächst das Angebot von Peter Jenkel bei der Begrüßung zu erwähnen: „Wenn Sie Fragen haben..“. Also man kann sich vornehmen erst mal die Ausstellung anzusehen und dann zu fragen. Das Heimatmuseum bietet aber auch auf Wunsch Sonderführungen an. Darauf so ein kleines Paket abzusprechen hätten wir aber damals kommen müssen, wenn es das Heimatmuseum und das Führungsangebot schon gegeben hätte. Über dieses Angebot hinaus findet man bei der Internetrecherche einige Berichte über stattgefundene heimatkundliche Führungen in Unterhaching und Umgebung mit unterschiedlichen Anbietern. Vielleicht wären solche Angebote sogar die modernere Version - man sieht in der Mittagspause etwas und klickts an und hat es gebucht. Aber ich wüßte jetzt nicht wie man gerade Anstehendes schnell findet.
Zum Abschluß als Beispiel für ein älteres Angebot „Unterhaching Hören“ von der VHS Unterhaching mit einem Audiostück zum Hörpfad „Der Schatz vom Glonner Weg“, in dem sich Gertraud Schubert mit Peter Jenkel über die Entdeckung der dortigen Gräber unterhält. Peter Jenkel ist auch in der Hachinger-Bach-App zu hören. Ich habe jetzt nicht abgeglichen ob die VHS-Hörpfade komplett in der App verbaut wurden, sehe hier jetzt aber auf der VHS-Seite auch keinen prominenten Hinweis auf die App.