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Montag, 23. September 2024

Der Oberhachinger Kyberg

.. ist nicht so bekannt, wenn ich nach einem seit 60 Jahren im Raum München lebenden Freund der Familie gehe. Dem hatte ich am Freitag Grüße vom Oberhachinger Kyberg geschickt. Nach seiner Antwort schickte ich gleich die Entwarnung hinterher: der Kyberg ist nur so hoch wie es auf den beigefügten Fotos aussieht. Die alten Kelten mußten hier aber einen „Herrenhof“ bauen und ich jetzt zu dem Herrenhof die Informationstafel durchlesen.

Blick vom Oberhachinger Kyberg

Tatsächlich wird es vorzeitlich ganz interessant gewesen sein, hier den Geländesporn oberhalb des Hachinger Bachs zu besetzen. Der Geländesporn hat zwei leichter zu verteidigende Seiten. Man sieht was in der Umgebung vor sich geht und man kann besser seinen Herrenhof präsentieren. Es wird aber etwas gekostet haben, denn für die später um den Kyberg herum entstandenen Keltenschanzen brauchte man keinen erhöhten Geländesporn mehr. Und die noch später entstandene Kette der Römersiedlungen entlang des Hachinger Bachs arbeitete sogar sehr eng mit dem Bach zusammen, wie eine in Altperlach im Gelände dokumentierte Ausgrabung eines römischen Mühlkanals belegt.

Mein Fotografenstandort beim Blick vom Kyberg befand sich ein paar Meter hinter dem Oberhachinger Rathaus. Ich war früher häufiger im Bereich der Oberhachinger/Deisenhofener Keltenschanzen unterwegs, jetzt schon lange nicht mehr. Meine Freitagstour war nur als lockere Vorbereitungsfahrt bis zur Kyberg-Informationstafel für spätere Touren zu meiner Hachinger-Bach-Serie gedacht. Ich wollte an dem Tag nicht noch rechts im ersten Bild runter um nach der Quelle des Hachinger Bachs zu suchen, sondern bin nach links hinten und unter der Haltestelle Deisenhofen durch wieder heimgeradelt.

Informationstafel beim Rathaus auf dem Kyberg in Oberhaching

Die fotografierte Informationstafel wurde zusammen mit einigen weiteren Informationstafeln neu aufgestellt und erst im August breiter publik gemacht. Wer sich für geschichtliche Oberhaching-Touren kundiger machen will, mag sich via dieser Oberhachinger Website, der OHA App oder dem Bayerischen Denkmal-Atlas weiter informieren. Auf der Oberhachinger Website werden die weiteren Standorte der Informationstafeln angegeben.

Informationstafel beim Rathaus auf dem Kyberg in Oberhaching

Die im Zusammenhang mit dem Heimatmuseum Unterhaching erwähnte „Hachinger Bach“-App böte ebenfalls Anregungen, weil sie den Hachinger Bach übergreifend behandelt und weit in das an Oberhaching anschließende Gleißental heineinführt.

Informationstafel beim Rathaus auf dem Kyberg in Oberhaching

In meinen letzten „Gemischten Links“ hatte ich auf einen Kelten-Vortrag in Oberhaching und einen „Kelten-Römer-Tag für die ganze Familie“ bei der Keltenschanze im Lanzenhaarer Feld hingewiesen. Der Vortrag fand statt, der Kelten-Römer-Tag fiel starkem Regen zum Opfer und soll im nächsten Jahr stattfinden.

Noch ein Hinweis auf den Beginn des kostenlosen openHPI-Kurses „Python – schnell und intensiv Programmieren lernen“ am 2. Oktober. Der Hinweis klingt jetzt vielleicht nicht so zum Zeitspektrum des Blogs passend, aber Python ist beispielsweise für viele Digital-Humanities-Leute schon wichtig und deren Themen passen schon öfters zu meinem engeren Blogbereich.

Donnerstag, 15. August 2024

Gemischte Links

Im letzten Jahr schrieb Conrad Schormann anläßlich des 80sten Geburtstages des Schachgroßmeisters Dr. Helmut Pfleger über ihn in den Perlen vom Bodensee: „Die breite Öffentlichkeit kannte und kennt ihn vor allem als den Schacherklärer aus dem Fernsehen. Von den frühen 80ern bis Mitte der 2000er war Helmut Pfleger das TV-Gesicht des deutschen Schachs.“

Einweihung eines Bodenschachspiels beim Gasteig HP8 mit von Großmeister Dr. Helmut Pfleger kommentierten Partien von Jana Schneider und Svenja Butenandt

Meine Fotos stammen von der Einweihung eines neuen großen Bodenschachspiels auf der Kulturinsel vor dem Gasteig-Ausweichquartier HP8 am 17. Juli 2024. Jana Schneider und Svenja Butenandt spielten zwei Schachpartien miteinander und Dr. Helmut Pfleger kommentierte. Es war schön zu sehen, wie Helmut Pfleger trotz des vorgerückten Alters souverän wie früher seine Rolle gemeistert hat. Er könnte nahtlos wieder an seine Fernsehkommentatorenzeit anknüpfen! Zu Jana Schneider, Svenja Butenandt und dem Endergebnis gibt es etwas mehr Informationen vom Schach-Ticker

Einweihung eines Bodenschachspiels beim Gasteig HP8 mit von Großmeister Dr. Helmut Pfleger kommentierten Partien von Jana Schneider und Svenja Butenandt

Man kann nun selbst beim HP8 Hand an die Schachfiguren legen. Die Ausleihbedingungen findet man auf dem letzten Foto. Vielleicht wäre mit einem elektrisches Verfahren mit App das Ausleihen aus dem Schrank und die Figurenübergabe an andere Spieler eine kleinere Hürde? Das könnte ich nächste Woche am 22.8. die Teilnehmer der Untergiesinger Schachwanderung nicht weit vom HP8 entfernt auf der anderen Isarseite fragen. Bei Interesse beachte man das weiter unten auf der Website verlinkte Plakat mit zwei weiteren Augustterminen und drei im September.

Einweihung eines Bodenschachspiels beim Gasteig HP8 mit von Großmeister Dr. Helmut Pfleger kommentierten Partien von Jana Schneider und Svenja Butenandt

In der Münchner Innenstadt läuft derzeit ein Stelenprojekt, bei dem mittels 13 Infostelen Passanten auf bedeutende archäologische Fundstellen aufmerksam gemacht werden. Im Zusammenhang mit dem Stelenprojekt lädt laut Münchner Wochenanzeiger die Archäologische Staatssammlung bis Ende Oktober zu kostenlosen Führungen ein. Die nächsten Termine sind am 21. und 29. August.

Einweihung eines Bodenschachspiels beim Gasteig HP8 mit von Großmeister Dr. Helmut Pfleger kommentierten Partien von Jana Schneider und Svenja Butenandt

Ende Juli und Anfang August meldete das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege neue Erkenntnisse aus dem Raum München. Zum einen konnten Siedlungsfunde im Ortskern von Neufahrn auf eine Zeit vor der ersten urkundlichen Erwähnung der Gemeinde datiert werden. Zum anderen ist man im Oberschleißheimer Ortsteil Neuherberg auf Spuren einer bislang unbekannten mittelalterlichen Siedlung gestoßen. Beim BR ist derzeit noch ein Video vom Neuherberger Ausgrabungsgelände zugreifbar.

Ausleihmodalitäten der Schachfiguren des Bodenschachspiels beim Gasteig HP8

Schließlich noch ein Hinweis auf einen „Kelten-Römer-Tag für die ganze Familie“ in Oberhaching und ein terminüberschneidendes „Keltenwochenende“ in der Archäologischen Staatssamlung. Oberhaching startet schon vor dem Wochenende mit einem Vortrag am 12.9. Am Samstag dem 14.9. kann man dann in der Oberhachinger Keltenschanze im Lanzenhaarer Feld Mitgliedern historischer Darstellungsgruppen und historischen Handwerkern beim Näherbringen keltisch-römischen Lebens zusehen und es wird eine Fahrradführung zu den weiteren Keltenschanzen Oberhachings angeboten (Der Samstagstermin bei der Keltenschanze wurde wegen schlechter Wettervorhersage abgesagt!! Man bemüht sich um einen Ersatztermin im nächsten Jahr!). Die Archäologische Staatsammlung bietet am 14. und 15.9. Führungen und Mitmachaktionen zu den Kelten an.

Mittwoch, 15. Mai 2024

Keltenhaus Taufkirchen und Wolfschneiderhof

Dieser Blogeintrag über das Keltenhaus Taufkirchen und den Wolfschneiderhof ist der dritte Teil in meiner Hachinger-Bach-Serie, die ich im Februar mit dem „römischen Mühlkanal am Perlacher Oberen Hofanger“ begonnen und im März mit dem Heimatmuseum Unterhaching fortgesetzt habe.

Keltenhaus Taufkirchen

Taufkirchen hatte wie Perlach und Unterhaching einen durch den Hachinger Bach bestimmten Dorfvorgänger und um das Keltenhaus Taufkirchen herum soll es nach dem Bayerischem Denkmal-Atlas (Denkmalnummer D-1-7935-0055) eine Siedlung frühen Bronzezeit, der Spätbronze-/Urnenfelderzeit, der Späthallstatt-/Frühlatènezeit, der mittleren bis späten Làtenezeit, eine Villa rustica der römischen Kaiserzeit sowie Körpergräber des Endneolithikums (Glockenbecherkultur) und der frühen Latènezeit gegeben haben. Es trifft also zum einen die römerzeitliche Besiedlung zu, die schon im Perlacher Teil meiner Serie behauptet wurde (die Kette römerzeitlicher Siedlungen entlang des Hachinger Bachs). Zum anderen sind die verschiedenen Siedlungen Beispiele für die im Unterhachinger Teil vorgestellte begehbare Landkarte des Hachinger Baches mit vielen entlang seines Verlaufs eingezeichneten ehemaligen Siedlungsstellen.

Keltenhaus Taufkirchen

Ich will in diesem Zusammenhang zwar wieder sowohl das Unterhachinger Heimatmuseum als auch seine über Unterhaching hinausführende „Hachinger Bach“-App bewerben. Aber der Text zum Gebiet um das Keltenhaus weist schon darauf hin, daß das tatsächliche Szenario mit den vielen Siedlungen noch deutlich komplizierter war. Zu einer 2012 nahe dem Keltenhaus stattgefundenen Ausgrabung der Firma Singularch gibt es einen im Internet frei zugreifbaren Grabungsbericht und darin die folgende Bemerkung:„Da Ansiedlungen meist nach nur wenigen Generationen aufgegeben und in einiger Entfernung neu gegründet wurden, ist in den besonders siedlungsgünstigen Gebieten häufig eine mehrphasige Besiedlung feststellbar.“ Diese „Mehrphasigkeit des besiedelten Areals“ wurde dann auch weiter unten im Singularch-Text im Zusammenhang mit den vorgestellten Befunden angemerkt.

Umweltgarten beim Keltenhaus Taufkirchen

Das Keltenhaus Taufkirchen ist in Folge einer früheren, 1993/94 stattgefundenen Ausgrabung entstanden. Die Ergebnisse der Ausgrabung sind auf der Website der „Freunde des Wolfschneiderhofes in Taufkirchen e.V.“ kurz zusammengefasst. Im Keltenhaus wird laut der Website auf einigen Schautafeln die Archäologie im Hachinger Tal dargestellt. Führungen im Keltenhaus können mit dem Gemeindeheimatpfleger vereinbart werden. Vici.org bietet nebst einer weiteren Zusammenfassung zum Keltenhaus auch eine Lagekarte.

Wolfschneiderhof Taufkirchen

Meine Fotos stammen vom letzten April-Freitag. Das Wetter war nach ungünstigen Tagen ideal zum Radeln. Interessant wären noch Funde aus den Ausgrabungen gewesen, die im Taufkirchener Rathaus in Vitrinen ausgestellt sein sollen. Aber wegen anderer Rahmenbedingungen bin ich erst nach 12 Uhr beim Rathaus angekommen und konnte nur feststellen, daß das Rathaus nach Ablauf seiner Öffnungszeit tatsächlich zu ist.

Backhaus des Wolfschneiderhofs Taufkirchen

Ich bin danach noch ein kleines Stück weiter, um Fotos vom Wolfschneiderhof zu machen. Dieses zu bestimmten Zeiten besuch- und besichtigbare Taufkirchener Heimathaus ist ein gerettetes altes Bauernhaus aus der Zeit des kleinen Bauerndorfes Taufkirchen. Zufällig war gerade ein Mitglied der „Freunde des Wolfschneiderhofes in Taufkirchen e.V.“ anwesend, das mir freundlicherweise erlaubte vom Gelände des Wolfschneiderhofes aus zu fotografieren. Der Wolfschneiderhof sieht schön und heimelig aus. Ein Beitrag von München tv zeigt, was man sich innen noch alles ansehen kann. Das Leben der früheren Bewohner war aber extrem hart, wovon man sich in „Der Wolfschneiderhof und seine letzten Bewohner“ einen Eindruck verschaffen kann.

Wolfschneiderhof Taufkirchen

Am nächsten Sonntag ist der Internationale Museumstag 2024. Laut dem Veranstaltungskalender des Wolfschneiderhofs wird zwischen 14 und 17 Uhr ein besonderes Programm des Gemeindeheimatpflegers angeboten. Ich will zudem noch auf auf die Johannidult am 23. Juni 2024 von 11:00–18:00 Uhr im Garten des Heimathauses hinweisen. In dem Garten war ich von den gezogenen Pflanzen sehr fasziniert. Nicht nur die in dem kleinen eingehegten Bereich, sondern auch die in den Pflanzschalen sahen so gut, gesund und kräftig aus. Wenn das nicht an dem aktuellen Wetter und der Jahreszeit lag, sondern an besonderen Versorgungsfähigkeiten, dann darf man auf die selbstgebackenen Kuchen an Museumstagen und die Schmankerl vom Grill und die reichlichen kühlen Durstlöscher zur Johannidult gespannt sein.

Hachinger Bach beim Wolfschneiderhof Taufkirchen

Abschließend ein Blick nach Oberhaching, das soll die nächste Station auf meiner Tour entlang des Hachinger Bachs werden. Oberhaching feiert dieses Jahr seinen 1275. Geburtstag, und ein Höhepunkt des Festjahres soll die Festwoche vom 29. Mai - 9. Juni sein. Die beinhaltet am 8. Juni eine „Oberhachinger Zeitreise“, einen „Spaziergang durch die Geschichte für die ganze Familie“.

Hachinger Bach beim Wolfschneiderhof Taufkirchen

Dienstag, 26. März 2024

Heimatmuseum Unterhaching

Auf dem ersten Bild ist die Eingangsseite des Unterhachinger Heimatmuseums zu sehen. Drinnen findet man sich zunächst am Ende der Eiszeit und in der Jungsteinzeit wieder und kann sich nach links wendend hufeisenförmig an der Wand entlang in der Zeit voran bewegen. An der Stirnseite des Raumes gelangt man zu dem sensationellen Unterhachinger Gräberfund aus der Zeit um 500, derentwegen es 2010 eine eigene Ausstellung in der Münchner Archäologischen Staatssammlung gegeben hat. An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand finden sich viele weitere Informationen bis in die neuere Zeit.

Eingangsseite des Heimatmuseums Unterhaching

Das zweite Bild ist beim gegenüber dem Eingang liegenden Ende des Hufeisens entstanden. Ganz links im Bild der Unterhachinger Heimatpfleger Günter Staudter neben seinem seinerzeit jüngsten Beitrag für das Heimatmuseum, einem von ihm selbst beim Abbruch eines Unterhachinger Jugendstilhauses gerettetem Fenster. Günter Staudter wird nach 20 Jahren Amtszeit Ende März 2024 aus dem Amt scheiden. In der Bildmitte ist Paul Hirschauer zu sehen, der mit einschlägigen Fachkenntnissen jahrelang beim Aufbau des Heimatmuseums mitgeholfen hat. Rechts der an diesem Tag seitens des Trägervereins diensthabende Peter Jenkel. Er hatte als Architekt das Heimatmuseum baulich gestaltet und war zudem derjenige, der durch seinen Anruf 2004 die Ausgrabungen der sensationellen Gräberfunde ausgelöst hat.

Günter Staudter, Paul Hirschauer und Peter Jenkel im Heimatmuseum Unterhaching

Als die drei Herren sich voneinander verabschiedeten fiel mehrfach der Begriff „Zufall“. Ich hatte mich im Wald westlich von Unterhaching verradelt und war nahe am Abbruch. Im Heimatmuseum war mir noch nicht klar, warum ich schlußendlich in dieser Richtung nach Unterhaching gekommen war. Vielleicht war das mein Ticket, um zu dem Treffen der drei Herren dazukommen zu dürfen. Die Innenaufnahmen entstanden letztes Jahr am zweiten Oktobersonntag, da war der Himmel bedeckt und mir half keine Sonne. Die sonnigen Außenaufnahmen entstanden etwas später an Allerheiligen.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Im Heimatmuseum gab es nicht nur eine zeitliche Orientierung, sondern durch eine begehbare Landkarte des Hachinger Baches auch eine räumliche. Die dominante Bedeutung des Hachinger Bachs erschließt sich schnell über die vielen eingezeichneten ehemaligen Siedlungsstellen entlang seines Verlaufs, wenn man sich den etwa vier Minuten dauernden „Flug über den Hachinger Bach“ ansieht. Dieses Zusammenspiel der Siedlungen mit dem Hachinger Bach ist in Perlach sehr schön mittels dem im Gelände kenntlich gemachten Verlauf eines archäologisch nachgewiesenen römischen Mühlkanals nachvollziehbar. Der Mühlkanal soll zusammen mit einer Mühle zu einem römerzeitlichen Gehöft gehört haben, das in Sichtweite einer Siedlung mit einer weiteren Mühle am Hachinger Bach lag. Und diese beiden Siedlungsstellen sollen wiederum Teil einer ganzen Siedlungskette entlang des Hachinger Bachs gewesen sein.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Die wertvollen Funde in den Unterhachinger Gräbern stellen eine Momentaufnahme aus der Zeit etwas über 100 Jahre später dar, als bei der zerstörten Mühle in Perlach wieder eine Neubesiedlung nachgewiesen werden konnte. Im Fall der Unterhachinger Gräber wurde als eine Erklärung für die vermutlich sehr hochrangigen Bewohner die Funktion des Hachinger Tals als Nord-Süd-Verbindung herangezogen. Schon die römerzeitliche Siedlungskette hatte sich nahe des nördlichen Ausgangs des Gleißentals mit einer wichtigen römischen Ost-West-Verbindung von Salzburg nach Augsburg gekreuzt.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

In den letzten Jahrzehnten sind die am Hachinger Bach anliegenden Gemeinden extrem gewachsen. Aber bis dahin spielte der Bach sehr lange eine dominierend Rolle. Bild 9 zeigt den Glonnerhof, wo die sensationellen Grabfunde gemacht wurden. Der ist etwas über 100 Meter vom Hachinger Bach entfernt. Bild 10 zeigt einen 2023 errichteten Brunnen, der laut dem von Günter Staudter gestalteten Text an die mittelalterliche Trinkwasserversorgung erinnern soll. Am Standort, dem früheren Kirchgassenplatz, befand sich der Dorfbunnen, der ausschließlich zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung diente. „Zum Waschen, Gießen und zum Viehtränken ging man an den Hachinger Bach“. Beim Fotografieren der Brunnenerinnerung hatte ich den Hachinger Bach etwas über 10 Meter entfernt im Rücken und war vom Glonnerhof etwa 150 Meter weit weg. Auf den Texten der Perlacher Informationstafeln sind übrigens auch entdeckte römerzeitliche Brunnen nahe des Mühlkanals erwähnt. D.h. das Wasser könnte über Jahrtausende ähnlich genutzt worden sein.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Daher ist der übergreifende Ansatz weit über Unterhaching hinaus sowohl bei der Bachlandkarte als auch bei der App des Heimatmuseums „Hachinger Bach“ sehr gut nachvollziehbar. Man möge sich deshalb bei Interesse nicht nur das umfangreiche Angebot der App zu Unterhaching ansehen, sondern die App auch für Touren zu den Keltenschanzen bei der Römerstraße durch das Gleißental in Erinnerung behalten. Umgekehrt würde ein Besuch im Unterhachinger Heimatmuseum natürlich auch gut zur Perlacher Mühlgraben-Visualisierung oder zu diesjährigen Oberhachinger Festivitäten zum 1275-jährigen Bestehen passen.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Die ikonische Unterhachinger Scheibenfibel sollte ab der Wiedereröffnung der Archäologischen Staatssammlung in der dortigen Dauerausstellung zu sehen sein. Im aktuellen Vortrag von Dr. Brigitte Haas-Gebhard „Die Welt der Baiuvaren“ kommt sie ab Minute 41:40 vor und ist mit einem Dauerausstellungssternchen markiert. Ich bin etwa ab Mitte der 1990er Jahre auf Museumstouren öfters in der Archäologischen Staatssammlung gelandet. Es war schön sich dort die Dauerausstellung anzusehen und danach noch im Englischen Garten spazieren zu gehen. In Sonderausstellungen der Archäologischen Staatssammlung bin ich nur zufällig geraten. Ich glaube die erste Münchner archäologische Sonderausstellung die ich gezielt angesteuert habe war „Odysseus - Mythos und Erinnerung“ im Haus der Kunst 1999.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Ich habe damals in kurzer Fußwegentfernung zum Unterhachinger Gebiet in Taufkirchen in einem vermutlich nicht sehr lange zuvor bebauten Gebiet gut erreichbar von der Autobahnausfahrt zu arbeiten begonnen. Untergekommen bin ich im ersten Monat bei einem Freund aus meiner alten Heimat und seiner Familie. Danach wurde wie abgesprochen die Wohnung eines Projektkollegen von ihm im südwestlichen München frei. Ich mußte also weder in einer nahen Unterkunft vorübergehend nächtigen und mir abends die Zeit vertreiben noch in der Gegend nach einer Wohnung suchen. Das obige Verradeln illustriert meine vielen hier weiß gebliebenen Flächen. In dieser Zeit haben mehrere neue Kollegen angefangen, bei denen wäre glaube ich auch ein Einführungspaket mit ein paar Abenden Heimatkunde auf Interesse gestoßen. Und ich hätte die Termine noch nicht mit zuviel Spezialfragen ausgebremst.

Der Glonnerhof in Unterhaching - 2004 Fundort sensationeller Grabfunde

In dem Zusammenhang wäre zunächst das Angebot von Peter Jenkel bei der Begrüßung zu erwähnen: „Wenn Sie Fragen haben..“. Also man kann sich vornehmen erst mal die Ausstellung anzusehen und dann zu fragen. Das Heimatmuseum bietet aber auch auf Wunsch Sonderführungen an. Darauf so ein kleines Paket abzusprechen hätten wir aber damals kommen müssen, wenn es das Heimatmuseum und das Führungsangebot schon gegeben hätte. Über dieses Angebot hinaus findet man bei der Internetrecherche einige Berichte über stattgefundene heimatkundliche Führungen in Unterhaching und Umgebung mit unterschiedlichen Anbietern. Vielleicht wären solche Angebote sogar die modernere Version - man sieht in der Mittagspause etwas und klickts an und hat es gebucht. Aber ich wüßte jetzt nicht wie man gerade Anstehendes schnell findet.

Erinnerung an den ehemaligen Unterhachinger Dorfbrunnen

Zum Abschluß als Beispiel für ein älteres Angebot „Unterhaching Hören“ von der VHS Unterhaching mit einem Audiostück zum Hörpfad „Der Schatz vom Glonner Weg“, in dem sich Gertraud Schubert mit Peter Jenkel über die Entdeckung der dortigen Gräber unterhält. Peter Jenkel ist auch in der Hachinger-Bach-App zu hören. Ich habe jetzt nicht abgeglichen ob die VHS-Hörpfade komplett in der App verbaut wurden, sehe hier jetzt aber auf der VHS-Seite auch keinen prominenten Hinweis auf die App.

Montag, 26. Februar 2024

Der römische Mühlkanal am Perlacher Oberen Hofanger

Nahe des vom Hachinger Bach durchflossenen Pfanzeltplatzes mit der barocken Pfarrkirche St. Michael, dem Ortsmittelpunkt des 1930 zu München eingemeindeten Dorfes Perlach, gab es in den 1990er Jahren archäologische Ausgrabungen.

Hachinger Bach in Altperlach, im Hintergrund die Kirche St. Michael

Bei den Ausgrabungen konnten Teile eines römerzeitlichen Landgutes nachgewiesen werden. Unter anderem ein 35 Meter langen Mühlkanal und die Pfostenlöcher einer dazugehörigen Wassermühle, Zerstörungsspuren durch Brände und deutlich später Grabstellen einer frühmittelalterlichen Neubesiedlung.

Hachinger Bach beim Altperlacher Krankenhaus

Bei der später auf dem Ausgrabungsgelände erstellten Grünanlage am Perlacher Oberen Hofanger hat man versucht einen Teil der archäologischen Ergebnisse im Gelände darzustellen. Der Mühlkanal wurde mittels einer langen Bodenvertiefung und kurze gemauerte Teile kenntlich gemacht. Jahre später sind 2016 mit ehrenamtlicher Hilfe des Festrings Perlach Erläuterungen auf Informationstafeln hinzugekommen.

Altperlacher Grünanlage am Oberen Hofanger

Ich finde diese Veranschaulichungen mit Informationstafeln sehr gelungen. München-Perlach verschwimmt aus meiner Sicht geschichtlich, Neuperlach etwa gilt als eine der größten deutschen Satellitenstädte. Altperlach hatte über viele Jahrhunderte eine andere Logik, die einer Verbindung mit dem Hachinger Bach gefolgt ist. Diese Veranschaulichungen am Oberen Hofanger vermitteln dieses Leben mit dem Hachinger Bach und zudem auch noch den hohen Stand, den dieses Leben in der Römerzeit hatte. Der römerzeitliche Hof wird auf den Informationstafeln ausdrücklich als Teil einer ganzen Siedlungskette bezeichnet und auf eine ähnliche Mühle in Sichtweite auf dem Gelände des heutigen Südfriedhofs hingewiesen.

Archäologische Informationstafel in der Grünanlage am Oberen Hofanger in München-Perlach

Meine Fotos stammen vom vorletzten Samstag. Drängender stünde eigentlich ein Bericht von meinem letztjährigen Besuch im Heimatmuseum Unterhaching an. Die Ursprünge Unterhachings gehen aber auch auf ein Dorf am Hachinger Bach zurück, der Hachinger Bach wird dort ebenfalls eine herausragende Rolle spielen. Die Verbindung bis in die römische Zeit könnte ich dort aber nur beschreiben, von Perlach habe ich nun die Fotos vom veranschaulichten Mühlkanal. Deshalb schiebe ich die vor dem Heimatmuseum Unterhaching ein, um von dort aus auf den Perlacher Mühlkanal zurückverweisen zu können.

Archäologische Informationstafel in der Grünanlage am Oberen Hofanger in München-Perlach

Im Gegenzug will ich hier schon die „Hachinger Bach“-App des Heimatmuseums Unterhachings empfehlen. Die App geht über das Gebiet Unterhachings hinaus und ist allgemein eine Empfehlung um sich über den Hachinger Bach zu informieren. Wer einen Eindruck gewinnen will mag sich zumindest den etwa vier Minuten dauernden „Flug über den Hachinger Bach“ ansehen.

Archäologische Informationstafel in der Grünanlage am Oberen Hofanger in München-Perlach

Die auf den Informationstafeln am Oberen Hofanger erwähnte seinerzeit in Sichtweite gelegene römische Siedlung im Bereich des heutigen Neuen Münchner Südfriedhofs in München-Perlach hatte ich 2015 im Rahmen meines Besuchsberichts von der Keltenschanze auf dem Friedhof in München-Perlach erwähnt, aber da eher den zeitlichen Bogen weiter zurück zu den Kelten und die häufige Verbandelung mit bronzezeitlichen Grabhügeln geschlagen.

Kenntlich gemachte frühmittelalterliche Grabstellen am München-Perlacher Oberen Hofanger

Wer die Mühlkanalmulde am München-Perlacher Oberen Hofanger besuchen möchte, dem böte sich eine Kombination mit dem Südfriedhof und einem Spaziergang entlang des Hachinger Bachs an. Je nach Route käme man da auch beim Festring Perlach mit einem Offene-Tür-Angebot an zweiten Samstagen in den meisten Monaten des Jahres vorbei. Der Park mit dem veranschaulichten Mühlkanal befindet sich westlich der Einmündung der Hofangerstraße nördlich anliegend an der München-Perlacher Schmidbauerstraße. Wenn man mit dem Bayerischen Denkmal-Atlas gut zurecht kommt, findet man die Stelle schnell via Umstellen des Suchfeldes auf die Denkmalnummer und der Suche nach der Denkmalnummer D-1-7835-0448 Die Keltenschanze auf dem Friedhof hat die Denkmalnummer D-1-7935-0112 Die danebenliegende „Siedlung mit Mühlen und Werkplatz der mittleren und späten römischen Kaiserzeit“ die Denkmalnummer D-1-7935-0262

Grünanlage am München-Perlacher Oberen Hofanger mit kenntlich gemachtem römerzeitlichen Mühlkanal

Folgt man dem beschriebenen Gedanken der Siedlungsketten, dann wären natürlich auch Kombinationen mit entfernteren Besuchszielen entlang des Hachinger Bachs interessant. Etwa das erwähnte Unterhachinger Heimatmuseum oder das Taufkirchener Keltenhaus, in dessen Umfeld sich eine Villa rustica befand. Oder die bei Deisenhofen durchlaufende römische Verbindungsstraße zwischen Augsburg (Augusta Vindelicorum) und Salzburg (Iuvavum) mit besser als auf dem Perlacher Friedhof erhaltenen Keltenschanzen. Im Bereich Deisenhofen wäre etwaigen Ausflugsinteressenten auf jeden Fall zu empfehlen auch die diesjährigen Angebote Oberhachings zum 1275. Geburtstag im Auge zur behalten.