Samstag, 1. Mai 2021

„Bertel Thorvaldsen und Ludwig I. Der dänische Bildhauer in bayerischem Auftrag“

Als ich am 25. März mein Twitter einschaltete, um mir die Archäologie-Nachrichten anzusehen, wurde mir etwas zu spät der folgende Tweet der Staatlichen Antikensammlungen u. Glyptothek angezeigt: „Große Freude! Wir eröffnen heute Abend 19.30 Uhr mit einem #Livestream die #Glyptothek nach zweijähriger Sanierung + die Sonderausstellung 'Bertel #Thorvaldsen und Ludwig I. Der dänische #Bildhauer in bayerischem Auftrag' Livestream auf YouTube:“

Der Livestream war etwas verwirrend, weil ich in einen vorab erstellten abschließenden Teil mit einer kleinen Ausstellungsführung geraten bin. Dabei nebenher auf der Museumswebsite Hilfe zu suchen und ein „Eröffnung so bald wie möglich - 25.07.2021“ zu finden, trug auch nicht zu meiner Erhellung bei.

Nach Ende des Events konnte man den Film ganz vorne am Beginn starten, da war die Mischung aus Konserve und Live schnell erkennbar. Zunächst werden Bilder von der mittlerweile fast abgeschlossenen Sanierung der Glyptothek gezeigt. Dann kommt als Live-Teil die Rede von Dr. Florian Knauß, dem Sammlungsdirektor der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München. In diesen Teil sind Grußworte der dänischen Botschafterin Susanne Hyldelund und die Eröffnung durch den bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler eingebunden. Schließlich gibt es von Dr. Knauß noch die erwähnte Ausstellungführung.

Münchner Glyptothek am 21. April 2021

Aktuell steht ein „26.03.2021 - 25.07.2021“ auf der Ausstellungswebseite. Wobei man letzte Woche, als ich zum Fotografieren vorbei kam, „bis mindestens Sonntag“ nicht in die Ausstellung hinein durfte. Wegen möglichen späteren Terminen sollte ich mich am besten bei München Ticket informieren.

Die Ausstellung „Bertel Thorvaldsen und Ludwig I. Der dänische Bildhauer in bayerischem Auftrag" ist in einen größeren Rahmen von Thorvaldsen-Ausstellungen in Italien, Dänemark und Deutschland anläßlich dessen 250stem Geburtstag am 19.11.2020 eingebunden. Die Münchner Ausstellung liegt da relativ zu den anderen Ausstellungen etwas spät. Ich habe aber keine Ahnung, ob dadurch eine Ausstellungsverlängerung möglich ist oder die Leihgaben im Juli wieder auf die Reise müssen.

Kurfürst Maximilian I. auf dem Wittelsbacher Platz nach einem Modell von Bertel Thorvaldsen

In der Rede von Dr. Knauß und in seiner kurzen Ausstellungsführung wird die Verwobenheit von Thorvaldsens Werk mit der Antike deutlich. Thorvaldsen fungierte als Berater beim Ankauf von Antiken und war als Restaurator und Ergänzer der häufig fragmentarisch überlieferten Teile tätig. Unter diesen Antiken wären hier wegen ihrer herausragenden Bedeutung zuvörderst die Ägineten in der Münchner Glyptothek zu nennen. Die später wieder entfernten Thorvaldsen-Ergänzungen waren 2011 Thema der Ausstellung „Kampf um Troja. 200 Jahre Ägineten in München“. In seiner Ausstellungsführung zeigt Florian Knauß aber auch ein Antiken-Beispiel in der Glyptothek, an dem die Thorvaldsen-Ergänzungen erhalten geblieben sind.

Daneben gibt es in der Ausstellung mit einer Spes ein eigenständiges, aber direkt an die Antike anknüpfendes Werk Thorvaldsens zu sehen. Nach Dr. Knauß ist die Spes möglicherweise von Figuren angeregt, die ebenfalls den Tempel der Aphaia auf Ägina geschmückt haben. Näheres zu den von Bertel Thorvaldsen ergänzten Koren des westlichen Firstakroters des Aphaia-Tempels kann man in meinem alten Beitrag „'Spes' von Bertel Thorvaldsen“ nachlesen, der inhaltlich bestens von einem Nachfahren eines seinerzeit beteiligten Bildhauers bestückt wurde.

Replik einer von Bertel Thorvaldsen ergänzten Aphaia-Tempelkore an der Villa Stuck

Die Spes muß Thorvaldsen laut Dr. Knauß sehr wichtig gewesen sein, da er später ein Selbstbildnis mit Spes geschaffen hat. Zwei Jahrzehnte später entstand eine lebensgroße Marmorversion davon, die man nach Abschluß der Außenarbeiten an der Glytothek hoffentlich dann wieder in ihrer Nische in der Ostfassade der Glyptothek sehen kann.

Keine Kommentare: