Auf meiner letzten Station entlang der Würm habe ich beim Grab der Seherin mit den „Grabhügeln der Bronze-, Hallstatt- und Latènezeit“ und der dort durch und in das nahe Gauting weiterführenden Römerstraße schon ziemlich viel von meinem Blog-Zeitspektrum „graue Vorzeit bis Spätantike“ abgedeckt. Die zuletzt geprägten römischen Münzen, die in Gauting (oder auf dem Brandopferplatz?) gefunden worden sind, sollen von 403-404 gewesen sein, habe ich mir in einem Vortrag von Reinhard Falter in der Volkshochschule notiert.
Um selbst diese archäologisch reiche Vergangenheit hier zu erkunden ist wieder BayernViewer-denkmal ein gutes Hilfsmittel (Hinweise zur Benutzung im Blog-Eintrag BayernViewer-denkmal und GPS). Gauting ist dort mit zahlreichen unterschiedlichen Rotflächen bedeckt. Der Schild mit dem Text „Hier war der Mittelpunkt des römischen Gauting Bratananio um 20-350 nChrGeb“ in Bild 4 ist an der Einmündung des Reismühler Wegs in die Reismühler Straße zu finden (Bild 3), im BayernViewer-denkmal befindet sich die Stelle in der oberen Ecke von Denkmal D-1-7934-0002 ( „Siedlung der Bronzezeit, der späten Latènezeit und vermutlich der Hallstattzeit sowie Vicus der römischen Kaiserzeit.“). Die vom Hügelgräberfeld kommende römische Straße hat hier die Denkmalnummer D-1-7934-0193, ihr Verlauf deckt in dem Bereich mit der heutigen Reismühler Straße. Weiter nördlich trifft diese Straße auf die von West nach Ost führenden „Straße der römischen Kaiserzeit, Teilstück der Trasse Augsburg-Salzburg“ D-1-7934-0006.
Zu diesem Treffpunkt der Römerstraßen geht es in Bild 1 geradeaus weiter über die Würm-Brücke. Das Bild ist von der Einmündung der Buchendorfer Straße in die Münchner Straße aufgenommen. Diese Strecke über die Würm mag ich mit dem Fahrrad überhaupt nicht und biege deshalb vorne links, wo gerade das Auto herauskommt, in die Leutstettener Straße ein. Diese Leutstettener Straße geht in den Rad- und Fußweg über, der östlich entlang der Würm bis zum Forsthaus Mühltal und dann auf der anderen Seite der Straße Gauting-Starnberg bis zu der Stelle im ersten Bild im Blog-Eintrag über den Karlsberg führt.
Zum „Mittelpunkt des römischen Gautings“ und zum Brandopferplatz muß man aber einen Abstecher auf die Westseite der Würm machen. Hinüber kommt man über eine Holzbrücke für Fußgänger, der hinführende Weg liegt passenderweise an der Straße „Am Steg“. Man kann in die Straße beim Schild in Bild 2 einbiegen, man kann aber auch noch ein Stück weiter auf der Leutstettener Straße bleiben und in den dort schon beginnenden Weg einbiegen. In diesem Bereich rechts der Leutstettener Straße gab es übrigens eine „Villa rustica der römischen Kaiserzeit“, Denkmalnummer D-1-7934-0205. In der Karte von Google Maps ist der Weg nicht eingezeichnet, im Satellitenbild kann man ihn gut erkennen. Nach der Brücke / dem Steg kommt man an der Einmündung des Reismühler Wegs in Bild 3 heraus.
Einlesen in die Geschichte von Gautings kann man sich in der Wikipedia und bei der Gemeinde Gauting. Bei der Gemeinde Gauting sind mehrere Seiten über die örtliche Geschichte zu finden. Obwohl sie mehr Stoff bietet nenne ich die Website an zweiter Stelle, weil darunter auch eine Seite über die östlich von Gauting liegende Keltenschanze Buchendorf mit einem passend zur Informationstafel vor Ort veralteten Text ist. Dem Text kann man es nicht vorwerfen, der ist laut Quellenangabe von 1985. Ich hatte diese unterschiedliche Deutung der Keltenschanzen bzw. keltischen Viereckschanzen im Blog-Eintrag „Die Viereckschanze 2 von Holzhausen“. Aber mittlerweile haben wir 2011, und selbst wenn man gern selbst an die kultische Verwendung der Schanzen glaubt und gerne ein „Heiligtum“ bei Buchendorf haben will, könnte man ja den aktuellen Deutungsansatz in Richtung begüterter Bauernhof zumindest erwähnen. Persönlich neige ich ja zu der Ansicht, daß zwischen politischer und religiöser Macht immer eine Anziehungskraft bestand und auf unterer Ebene die in der Keltenschanze residierende Familie die religiösen Oberhäupter für ihre lokalen Untertanen stellte. Also ich könnte mich auf Keltenschanzen als Bauernhöfe mit Herrgottswinkel für die kultischen Aufgaben einigen.
Interessant ist, daß man auf der Website der Gemeinde Gauting bei der Keltenschanze auf einer kultischen Verwendung besteht, der Brandopferplatz südlich der Reismühle aber nur eine kurze Erwähnung findet. Der wäre nach den Mitteilungen der Freunde der bayerischen Vor- und Frühgeschichte Nr. 32 vom Oktober 1984 sogar ein in Bayern relativ seltener Fund. Der Text ist mittlerweile auch schon in die Jahre gekommen, aber da finde ich leider keinen aktuellen Stand im Web. Das ist sehr bedauerlich, man vergleiche die Website Goldbichl.at für den Brandopferplatz am Goldbichl, auf die Marcellina hingewiesen hat. Richtig traurig fand ich, daß auch vor Ort nichts an den Brandopferplatz erinnert.
Zum Brandopferplatz (Denkmalnummer D-1-7934-0008, Beschreibung „Siedlung der Latènezeit, Brandopferplätze der Latènezeit und der römischen Kaiserzeit.“) geht es in Bild 3 entweder links den Reismühler Weg oder rechts die Reismühler Straße weiter. Ziel ist die Reismühle. Im Falle des Reismühler Wegs erreicht man die, in dem man am Straßenende bei der Berengariastraße den Fußweg in Richtung Reismühle nimmt. Von dort geht es den von den Gebäuden bei der Reismühle nach Süden wegführenden Feldweg weiter. Dann ein Stück durch den Wald und man ist da. Mit dem Auto hätte man es in dem Fall einfacher - das Gelände liegt direkt an der Straße nach Starnberg. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war alles für Pferde unterteilt, es waren aber keine Pferde da. Auf einem schmaleren Stichweg kommt man weiter zu einer Würmbrücke, über das Gelände auf der anderen Seite der Würm darf man aber nicht zum Rad- und Fußweg. Dazu muß man dann wieder zurück zur Reismühle und dort über die Brücke.
Zur Reismühle gibt es wie zur Karlsburg eine Legende, nach der Karl der Große hier geboren ist. Dazu noch einmal die Website von Gauting: Bertha, die Mutter Karls des Großen, wäre hier im Wald herumgeirrt und hätte dann in der Mühle Zuflucht gefunden. Vermutlich ist diese Legende wie im Fall der Karlsburg auf den karolingischen Grundbesitz zurückzuführen. Der Name „Reismühle“ soll nicht von einer Mühle für Reis, sondern von „Reichsmühle“ abgeleitet sein.
Im verlinkten Text zum Brandopferplatz steht ja nichts, wem hier geopfert wurde. Wer gewagte Konstruktionen mag, hier eine Notiz aus dem eingangs genannten Vortrag von Reinhard Falter, ich hoffe die wurde beim Notieren nicht noch gewagter: angenommen, es wurde einer Muttergottheit am Brandopferplatz gehuldigt, die Rhea als Mutter des Jupiter entspräche der Frau Holle, die entspräche der Berchta/Perchta/Bertha, und Bertha hat die Mutter von Karl dem Großen geheißen.
3 Kommentare:
Der Brandopferplatz am Goldbichl scheint eine Ausnahme zu sein. Nicht weit weg findet man auch einen solchen Brandopferplatz am Bergisl, und dort gibt es vor Ort absolut keine Information.
http://klavierzimmer.wordpress.com/2011/10/31/pagans-in-tirol-bergisel/
Der Bericht ist zum größten Teil absoluter Quatsch.
Der Inhalt dieses Berichts ist zum größten Teil absoluter Quatsch
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