Sonntag, 14. September 2025

Die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Die keltische Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld hatte ich schon im Zusammenhang mit der nahe gelegenen Mehrfachschanze im Loh eingeführt. Dort hatte ich schon die Aussage auf den Informationstafeln erwähnt, daß keltische Mehrfachschanzen selten und in größeren räumlichen Abständen voneinander nachgewiesen wurden. Diese Abstände können vielleicht durch eine besondere Funktion dieser Sonderform der Keltenschanzen begründet gewesen sein. Bei Oberhaching-Deisenhofen befinden sich aber zwei dieser Mehrfachschanzen sehr nahe beieinander. Man weiß nicht, ob die Nutzung der Schanzen gleichzeitig oder nacheinander erfolgte. Es bestünde also die Möglichkeit, daß die Schanzen durch ein zeitliches Aufeinanderfolgen eine Alleinstellung in der Region hatten.

Reste der Innnenschanze der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Sehenswert ist das Schummerungsbild/Geländerelief mit den beiden Mehrfachschanzen. Die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld sollte rechts oben erscheinen. Das Video über die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld auf der Website der Firma Artron sollte man sich ebenfalls ansehen, um sich die ursprüngliche Mehrfachschanze mit ihren Eingängen vorstellen zu können. Die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld sieht für mich nicht nur in der Videorekonstruktion sondern auch mit ihren erhaltenen Wallresten gegenüber der Mehrfachschanze im Loh wie ein am Reißbrett entworfener Neubau aus.

Informationstafeln bei der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen
Informationstafeln bei der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen
Informationstafeln bei der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen
Informationstafeln bei der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Meine Fotos sind Ende November 2024 entstanden. Ich wollte mir die inneren Schanzen der Mehrfachschanze im Loh ansehen und bin schon beim Hinradeln davon abgekommen, als ich den Restschnee im Wald gesehen habe. Ich habe dann nur die neue Informationstafel dort fotografiert und bin dann weiter zu der Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld.

Reste der Innnenschanze der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Die Mehrfachkeltenschanze im Lanzenhaarer Feld ist mit mehreren Informationstafeln ausgestattet, die zunächst übergreifend über die Keltenschanzen/Viereckschanzen informieren. Eine vergleichbar übergreifende Informationsaufgabe haben die Tafeln bei der westlichen Römerstraßenrampe aus dem Gleißental, auf denen es übergreifend um die „Oberhachinger Römerstraße“ geht. Während dort die Sache schnell grenzwertig werden kann, wenn man sich den detailreichen Text nicht bis zum Schluß durchliest, wo dann etwas Römerstraßenrampeninformation kommt, oder wenn man keine Ahnung hat, daß man beim Informationstafellesen die parallel zum eigenen Waldweg verlaufende Rampe gerade im Rücken hat, sollte man dem flüssigen Keltenschanzentext relativ gut bis zur Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld folgen können. Und die kann man vor Ort auch nicht übersehen wie die Römerstraßenrampe.

Reste der Innnenschanze der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Hinzu kommt, daß man anscheinend an diesem Ort größere Veranstaltungen durchführen kann. Letztes Jahr sollte hier ein „Kelten-Römer-Tag für die ganze Familie“ stattfinden und die Mehrfachschanze auch Ausgangspunkt einer geführten Radtour zu anderen Schanzen in der Nähe werden. Da wären diese Informationstafeln ein idealer Startplatz gewesen. Leider mußte die Veranstaltung wegen einer sehr ungünstigen Wetterprognose abgesagt werden.

Reste der Innnenschanze der keltischen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld bei Oberhaching-Deisenhofen

Die Bezeichnung der Schanze im Lanzenhaarer Feld wechselt. Auf der alten Informationstafel lief sie unter der Überschrift „Keltische Viereckschanzen im Lanzenhaarer Feld bei Deisenhofen“. Ich will glauben, daß die „Viereckschanzen“ in der Überschrift wirklich mit der Idee ineinandergeschachtelter Vierecke entstand, aber frage mich, wie weit der Gedanke transportiert werden konnte. Letztes Jahr wurde der Kelten-Römer-Tag für die ganze Familie in mehreren Medien an/in der „Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld“ angekündigt. Auf der neuen Informationstafel läuft die Schanze unter „Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld“. Ob man sich an das „Lanzenhaarer Feld“ nach längerer Abwesenheit noch gut erinnert, ist auch eine Frage. Für den Fall hatte/hat die Schanze aber ein Alleinstellungsmerkmal, über das man sich schnell einigen konnte ob man dieselbe Schanze meinte, nämlich eine Sitzbank auf einem der Wälle. Im letzten eingestellten Bild beim Baum rechts, im vorletzten beim Baum in der Mitte des Walles. Ich hoffe sie blieb trotz der neuen Sitzbank bei der Informationstafel erhalten.

Samstag, 6. September 2025

Die keltische Mehrfachschanze im Loh bei Oberhaching-Deisenhofen

Zunächst ein Hinweis auf das zur Mehrfachkeltenschanze super passende Kelten-Wochenende der Münchner Archäologischen Staatssammlung am 13. und 14. September. Die Archäologische Staatssammlung ist „im Keltenfieber. Bei Führungen und Workshops erhalten interessierte Museumsgäste Einblick in Leben und Alltag des sagenumwobenen Volkes der Eisenzeit.“

Nun zu meinem Mehrfachkeltenschanzen-Blogeintrag:

Letztes Jahr hatte ich mich im Blog am Hachinger Bach entlang von Perlach bis zum Oberhachinger Kyberg oberhalb der Bachquelle bewegt. Ab dort sollten die weiteren Einträge dieser Serie etwas "aufpilzen". Ich folgte dabei den neuen geschichtlichen Informationstafeln von Oberhaching, deren durchnummerierte Standorte man sich auf einer Karte auf der Oberhachinger Website „Kelten, Römer, Bajuwaren“ ansehen kann.

Der Kyberg, dort mit der Nummer 2, wäre in dem von mir verwendeten Bild noch am Pilzstiel. Vom Pilzhut haben es die Nummern 4 (die Römerstraßenrampe aus dem Gleißental), 5 (die Keltenschanze im Laufzorner Holz) und 6 (der Steinbruch im Gleißental) schon in den Blog geschafft. Nummer 1 (die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld) und 3 (die Mehrfachschanze „Im Loh“) sollen nun folgen.

Mehrfachschanze im Loh bei Oberhaching Deisenhofen

Zunächst möge man am besten einen Blick auf das Schummerungsbild/Geländerelief der Mehrfachschanze im Loh werfen. Es fällt auf, daß die innerste Schanze auf zwei Seiten das Gelände am Gleißental als zusätzlichen Schutz verwendet. Vergrößert man den angezeigten Bereich bis zu den Nachbarschanzen im Nordosten, Westen und Südwesten, dann sieht man, daß diese Schanzen auf die Anlehnung an das Gleißental verzichten. Die innerste Schanze der Mehrfachschanze im Loh ähnelt durch das Nutzen der Schutzfunktion dem mehrere hundert Jahre älteren Herrenhof auf dem Kyberg, der ebenfalls so eine Schutzfunktion ausnutzt. Vielleicht hatte die Lage des innersten Teils der Mehrfachschanze auch einen auf das Hachinger Tal gerichteten logistischen Aspekt. Als die Römerstraße quer zu dieser Richtung durch das Gleißental und durch die Schanze gelegt wurde, soll die Mehrfachschanze nicht mehr genutzt worden sein. Aber es kann ja keltische Vorläufer der Ost-West-Verbindung gegeben haben.

Informationstafel der Mehrfachschanze im Loh bei Oberhaching-Deisenhofen

Das Gleißental ist ein Trockental und ihm entspricht tatsächlich ein Geländeeinschnitt. Das Hachinger Tal hingegen ist nördlich des Kybergs ziemlich flach. Das Gebiet oberhalb des Gleißentals ist auf beiden Seiten ebenfalls ziemlich flach. Insofern sehe ich in Richtung Süden keinen Vorteil in der Nutzung des Gleißentals als Verkehrsweg. Aber vielleicht wurde das Gleißental schon in der Keltenzeit lieber als der Hachinger Bach gequert, weil keine Überschwemmungen und Versumpfungen drohten. Jedenfalls mag diese Mehrfachschanze vielleicht zusammen mit einer möglichen Sammelfunktion des Verkehrs aus dem Norden durch das Hachinger Tal und einer Weiterführung nach Süden oberhalb des Gleißentals wie heute auf der Straße nach Oberbiberg bessere Chancen für einen Kreuzungspunkt gehabt haben als die Keltenschanze im Laufzorner Holz, bei der immer meine Erwähnungen der Fernverbindungen reingerutscht sind.

Der Herrenhof auf dem Kyberg entstand in der Hallstattzeit, die als Kelten- oder Viereckschanzen bezeichneten Erdwälle hunderte Jahre später in der Latènezeit. Auf den Kyberg-Informationstafeln wird der Verteidigungsaspekt des Herrenhofs stärker herausgearbeitet. Verglichen dazu muten die drei in einer ebenen Umgebung liegenden Nachbarschanzen der Mehrfachschanze im Loh schon ziemlich pazifistisch an, als ob man keine größeren Angriffe erwartet hat. In der Latènezeit gab es große übergeordnete Zentren, die Oppida, vielleicht wirkten die einerseits beruhigend gegen größere Auseinandersetzungen zwischen den Keltenschanzenbesitzern und boten anderseits in ungünstigen Kriegszeiten eine Zufluchtsmöglichkeit für die Keltenschanzenbevölkerung.

Vor drei Wochen ging das Bild eines kleinen Keltenkriegers aus Bronze durch die Medien. Man hatte auf dem Gebiet des keltischen Oppidums von Manching wieder mehrere Jahre gegraben und Ergebnisse veröffentlicht. Aktuell wurde auch eine Dissertationsschrift „Das Umland von Manching“ von Michèle Eller als Band 22 der Reihe „Die Ausgrabungen in Manching“ vorgestellt, vielleicht kann man dort mehr über die Wechselwirkung zwischen Oppidum und umgebenden Keltenschanzen erfahren.

Das vitale Oppidum von Manching gab es aber schon einige Zeit vor der Ankunft der römischen Soldaten nicht mehr. Der Niedergang muß auch die Keltenschanzenwelt betroffen haben, wobei es anderseits aber auch Hinweise auf noch vorhandene funktionierende keltische Strukturen gibt. Die römische Karriere des Claudius Paternus Clementianus mit keltischen Vorfahren aus dem Bereich des heutigen Epfach wird mit solchen weiterwirkenden Strukturen erklärt.

Über die Mehrfachschanze im Loh scheint man nach der Informationstafel zu wissen, daß sie in der römischen Zeit nicht mehr genutzt wurde. Man kann aber nichts über eine Abfolge oder Gleichzeitigkeit gegenüber der sehr nahen Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld sagen. Eine Abfolge zwischen den Mehrfachschanzen wäre auch deshalb interessant, weil zwischen den sonst seltenen Mehrfachschanzen normalerweise große Abstände bestehen und man deshalb über eine besondere Funktion dieser Mehrfachschanzen spekuliert hat.

Auf mich wirkt die Mehrfachschanze im Loh ziemlich gewachsen, als ob man mit einer normalen Keltenschanze angefangen und danach eine Vorschanze und dann die Umwallung eines wesentlich größeren Gebiets angelegt hätte. Sieht man sich dagegen die Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld im Video auf der Website der Firma Artron an, sieht sie für mich wie ein am Reißbrett entworfener Neubau aus.

Es gibt also mehrere Gründe die Mehrfachschanze im Loh sehr interessant zu finden. Trotzdem habe ich sie trotz ihrer Nähe nicht zu meinem obigen Einsteigerpaket mit den Nummern 4-6 dazugepackt. Hintergrund sind zwei wegen starkem Bewuchs abgebrochene Begehungsversuche der inneren Schanzen in meiner Vorblogzeit und zwischenzeitlich habe ich nur wenig von anderen über die Schanze gesehen. Der Keltenfan, den ich letztes Jahr in der Schanze im Laufzorner Forst getroffen habe, schien auch nicht sehr angetan von ihr gewesen zu sein. Ich wollte zwar letztes Jahr wieder versuchen einen Blick in die inneren Schanzen zu werfen, hatte aber die Nässe von oben und unten nicht auf der Rechnung und den Restschnee erst im Wald auf der östlichen Isarseite gesehen. Ich habe mich deshalb schon auf der Anfahrt mit mir geeinigt nur die gut erreichbare Informationstafel in der äußeren Schanze an der Straße nach Oberbiberg zu fotografieren und dann zur Mehrfachschanze im Lanzenhaarer Feld weiterzuradeln.

Samstag, 30. August 2025

„Die Odyssee der Zahlen“

Letztes Jahr hatte ich das Buch „Mathematik: Die Geschichte der Ideen und Entdeckungen“ als Einführung in die Mathematikgeschichte empfohlen. Mein Zitat aus der Verlagsbeschreibung mochte gruselig klingen, besonders wenn man dabei an das adressierte Lese-Einstiegsalter von zehn Jahren denkt: „Die Autoren berichten von der Erfindung der Null, von der Entdeckung der Zahl π, die es erlaubt, den Kreisumfang zu messen, vom Gesetz der Schwerkraft, von der Relativitätstheorie, von den Axiomen Euklids...“. Aber ich hatte ja im Fall des niedrigen Lesealters zur Begleitung durch einen Erwachsenen geraten.

Bis 24.12.2025 kann man sich noch in der Arte-Mediathek die gut zu diesem Buch passende dreiteilige Doku „Die Odyssee der Zahlen“ ansehen. Das „gut zueinander passen“ ist dabei demselben zeitübergreifenden Ansatz geschuldet. Im Buch wird ein Kind aus der Vorzeit dargestellt, das mangels neuzeitlicher Mittel dem Weihnachtsmann die gewünschte Anzahl von Bonbons mittels Kerben in einem Knochen mitteilen müßte. Und im ersten Doku-Teil „Wie alles begann“ steigt man mit dem vorzeitlich gekerbten Lebombo-Knochen in die Zahlen-Odyssee ein.

Natürlich kann man sich die Doku auch gewinnbringend ansehen, ohne ein mathematikgeschichtliches Buch gelesen zu haben. Und wenn man ein mathematikgeschichtliches Buch liest, dann landet man auch bei anderen Büchern als dem oben genannten schnell bei Überschneidungen, nur eben nicht so zeitübergreifend. Die Erfindung und Einführung der Null ist beispielsweise so ein beliebtes Thema, daß es sogar mehrere unterschiedliche Bücher darüber gibt. Manchmal sind die Überschneidungen ganz nett um etwas unter einem anderen Blickwinkel zu sehen, manchmal findet man eines der Bücher auch einfach überflüssig. Aber alle wären vielleicht froh über die Bebilderungen durch die Doku. Sie läßt einen frühe indische Nullen in ihrem ursprünglich erhaltenen Umfeld sehen und verfolgt dann ihren Weg über Arabien bis nach Europa.

Der zweite Teil der Doku trägt zwar den Titel „Der Siegeszug der Mathematik“, aber die Serie hat doch passend zu ihrem Obertitel einen Schlag hin zu den Zahlen. Die finden im dritten Teil „Vom Werkzeug zum Universalcode“ ihren Weg hin zur Massendatenverarbeitung. Der moderne Westen ging einher mit Statistiken und mit Fähigkeiten die vielen dafür anfallenden Zahlen gut verarbeiten zu können. Mittlerweile hat sich die Produktion und die Verarbeitungsfähigkeit von Zahlen immer weiter vervielfacht. In der Doku wird abschließend ein Verschwinden der Zahlen so wie wir sie kennen für denkbar gehalten. Die Zahlen werden für uns verarbeitet, wir können sie zunehmend weder wie früher selbst nutzen noch mit ihnen umgehen.