Wegen dem anstehenden Halloween gibt es zur Zeit viele Medienbeiträge mit Kelten-Verweisen. Arte hat am letzten Samstag sogar eine neue 90minütige Doku zum Thema „Halloween - Mythos der Kelten“ angeboten. Online ist die Doku noch bis 22. Januar 2026 verfügbar. Bis 13. Dezember 2025 kann man bei Arte zudem noch auf eine vor ein paar Wochen gesendete Doku-Wiederholung über „Die Druiden - Mächtige Priester der Kelten“ zugreifen.
In der Zeit als ich meinen Text über die „Mehrfachschanze im Loh bei Oberhaching“ geschrieben habe, hatte man kurz zuvor die Ausgrabungsergebnisse aus dem Oppidum von Manching vorgestellt. Das Oppidum von Manching müßte in der Keltenschanzenwelt bis zu seinem Niedergang einen politischen und wirtschaftlichen Mittelpunkt dargestellt haben.
Der Pressetext gibt für die Errichtung der Stadtmauer von Manching die Zeit um 140/130 v. Chr. und in der Folge einen allmählichen Niedergang an: „Um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. verlor die Siedlung allmählich ihre Bedeutung. Mit dem schrittweisen Rückzug der Bevölkerung endete das urbane Leben.“ In der Wikipedia ist der Niedergang etwas ausführlicher beschrieben: „Zwar könnte der Marsch der Kimbern und Teutonen gegen 120 v. Chr. zu einer kriegerischen Auseinandersetzung geführt haben. Das Ende von Manching ist jedoch durch den Zusammenbruch der Wirtschaftssysteme ausgelöst worden, der mit den caesarischen Eroberungen in Gallien einherging.“
Wesentlich dramatischer klingt demgegenüber das frei lesbare Intro des Geo-Bezahlartikels „Vom Alltag in der Kelten-Metropole“: Die Mauer ist ein „Symbol der Macht – und der Angst“. „ Doch um 105 v. Chr. ist Manching offenbar derart in Gefahr - vermutlich durch Germanenstämme, die raubend durch Süddeutschland ziehen -, dass die Bewohner eine Fallgrube ausheben, die die Zufahrt fast vollständig versperrt.“
Ohne diese Dramatik kommt dagegen ein an die noch bis 9. November in Iphofen stattfindende Ausstellung „Kelten in Franken“ angelehnter komplett freier Geo-Artikel unter dem Titel „"Von den Germanen aufgesogen": Der schnelle Untergang der Kelten“ aus. Er beschreibt das Verschwinden der Kelten als Assimilationsprozess: „Offenbar lebten zugewanderte Germanen und alteingesessene Kelten zunächst getrennt nebeneinander – und vermischten sich dann.“ Der Niedergang Manchings wird hier wieder als Folge von verlorenen Handelsverbindungen beschrieben.
Bei den Oppida von Manching und Kelheim konnte eine große wirtschaftliche Bedeutung archäologisch belegt werden. Im Fall des Oppidums Finsterlohr-Burgstall wurde keine derart prosperierende Siedlung nachgewiesen. Nebst der Möglichkeit, daß dort eine Keltensiedlung bestanden hat, man die aber nicht mehr auf gewohnte Weise nachweisen kann, kann es auch sein, daß die Befestigungen tatsächlich nur für den Verteidigungsfall entstanden sind.
Ähnlich Finsterlohr-Burgstall kommt mir das flächenmäßig riesige Oppidum Heidengraben vor. Hier konnte man die Siedlung zumindest in einer wesentlich kleineren inneren Befestigung verorten. Ich habe es seit einem Kurzbesuch vor mehr als 15 Jahren nicht mehr auf die Hochfläche des Oppidums geschafft. Mittlerweile wurde aber mit dem Heidengrabenzentrum ein neues Keltenmuseum eröffnet, mit dem sich eine ausstehende Erkundung der Wallanlagen ergänzen ließe.
Heidengraben und Finsterlohr-Burgstall wirken von den Funden her nicht so prickelnd, die Gegend um die Heuneburg aber schon. Für den Keltenfan besticht die Heuneburg schon allein durch ihre ikonischen Befestigungsmauern und die umgebenden Großgrabhügel. Seit meinen hier ebenfalls schon lange zurückliegenden Besuchen wurde die Heuneburg selbst durch verschiedene Maßnahmen wie die Rekonstruktion von Steinfundamenten einer Toranlage weiter aufbereitet und in der nahen Umgebung gab es Sensationsfunde wie die alten Burg bei Langenenslingen.
In der jüngeren Vergangenheit setzten sich die Fundmeldungen aus dem nahen Althayingen und Riedlingen fort. Den großen Knaller soll es allerdings bei der „Heuneburg-Aufbereitung“ geben: das bei der Heuneburg liegende landwirtschaftliche Anwesen Talhof soll nach einem Umbau zum Museum und zur Forschungsstätte Teil der „baden-württembergischen Kelten-Erlebniswelt“ werden: „Der Talhof bei der Heuneburg auf dem Weg zur Kelten-Erlebniswelt“.

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