Donnerstag, 3. Juni 2021

Wiederherstellungen im Giebelfeld der Münchner Glyptothek

2011 waren in meinem Blog aus dem Giebelfeld der Münchner Glyptothek verschwundene Skulpturen ein Thema.

Das Verschwinden geschah unter dem Hintergrund von noch heute sichtbaren Kriegsbeschädigungen des Giebelfeldes. Auffallend etwa der fehlende Unterarm der Athene Ergane in der Mitte oder die fehlenden Köpfe der beiden Skulpturen rechts und links von ihr. Weniger auffallend ist die fehlende Spes, die sich früher auf einem Dreifuß im Kniebereich des Tonbildners direkt links neben der Athene befand. Der Tonbildner sollte nicht dauernd die Athene ansehen, sondern sich mit dem Modellieren der Spes beschäftigen. Der jahrzehntelang seltsam leere Bereich dem rechten Ende des Giebelfeldes zu dürfte hingegen schon einigen aufgefallen sein. Aber nur die wenigsten werden gewußt haben, daß hier einst die „Töpferwaren“ Stamnos ( = antikes Vorrats-Gefäß), Lekythos ( = griechische Vase für Olivenöl) und Kylix ( = flache antike Trinkschale mit Handgriffen) standen. Diese „Töpferwaren“ sind im Rahmen der aktuellen Sanierung der Glyptothek wieder im Giebelfeld aufgestellt worden.

Giebelfeld der Münchner Glyptothek 2011

In meinem Blogeintrag von 2011 ging es darum, daß manche Teile erst nach dem Krieg verschwanden. Dr. Ernst Theodor Mayer, auf dessen Angaben mein damaliger Text beruhte, hatte als direkter Nachfahre des Bildhauers Ernst Mayer, der die Spes und die Töpferwaren seinerzeit ausführte, die Spes noch 1959 im Depot gesehen. Die drei Töpferwaren waren sogar noch nach dem Krieg im Giebelfeld aufgestellt und wurden erst später entfernt. Man kann diesen Sachverhalt via dem Foto aus dem Bildarchiv Foto Marburg „Mittelbau, Portikus, kriegszerstört 1946 Bilddatei-Nr. fm202485“ recht gut zu erkennen. An Vorkriegsbildern böte das Bildarchiv etwa das ältere Foto „Aufnahme-Nr. KBB 811“ und das kurz vor dem Krieg entstandene Foto „Aufnahme-Nr. 75.571“

Giebelfeld der Münchner Glyptothek 2021

Mir sind die wieder aufgestellten Töpferwaren anläßlich des in meinem Eintrag zur Ausstellung „Bertel Thorvaldsen und Ludwig I. Der dänische Bildhauer in bayerischem Auftrag“ erwähnten Tweets aufgefallen. Im dort eingebundenen Video wollte der Sammlungsdirektor der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München Dr. Florian Knauß in seiner Rede die Sanierung nicht in den Vordergrund stellen, da die Bauaußenarbeiten noch bis zum Sommer fortgeführt werden.

D.h. die Sanierung wird nach ihrem Abschluß ein Thema werden und bei dieser Gelegenheit wäre es nett auch mehr über die Veränderungen im Giebelfeld erfahren zu können. Die Giebelfeld-Arbeiten sind im engen Kontext zu Bertel Thorvaldsen und Ludwig I. entstanden, die aktuell in der Glytothek gewürdigt werden. Das Giebelfeld und seine Historie breiter zu thematisieren läge folglich nicht so sehr aus der Welt. Vielleicht erfahren wir dann, ob die neu aufgestellten Teile Repliken sind oder ob es sich um die Orginale handelt. Und das Schicksal der kleinen Spes bleibt natürlich auch spannend. Auf dem Foto von 1938 kann ich sie auch nicht erkennen, also sie muß einiges erlebt haben - mehr als hundert Jahre im Giebelfeld, dann Depot und wo sie sonst noch hingekommen ist.

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