Sonntag, 27. Februar 2011

Zum Sensationsfund bei der Heuneburg

Kurz vor Jahresende ging die Blockbergung eines Keltengrabes in der Nähe der Heuneburg durch die Medien. Der Fund soll das Ergebnis einer Nachsuche gewesen sein, welche durch ein im Herbst 2005 entdecktes keltisches Kindergrab ausgelöst wurde.

Ich hatte dieses Kindergrab in meinem Besuchsbericht von der Heuneburg erwähnt und dann mit der etwas flapsigen Aussage fortgesetzt, daß es sich hier um keine „archäologisch ausgelutschte Gegend“ handelt. Dem lag keine archäologische Hellsichtigkeit zugrunde. Ich wußte ja, daß weiter gegraben wurde, und daß deshalb wegen den vermuteten keltischen Siedlungsflächen und den Verteidigungsanlagen um die Heuneburg dann und wann immer wieder Meldungen über Funde zu erwarten waren. Die Funde hätte ich in dieser Größenordnung vermutet und kein sogenanntes Fürsten- bzw. Fürstinnengrab.

Ausblick von der Heuneburg in Richtung Nordosten

Besonders phantasievoll war ich auch nicht. Wo das Kindergrab genau gefunden wurde, hat mich nicht interessiert. Vielleicht hätte man mir das auch nicht gesagt, ich wußte zwar, daß es „unten“ auf den Feldern gefunden wurde, kann mich nicht erinnern, daß irgendwo das Gräberfeld Bettelbühl erwähnt wurde. Wenn Sie im Wikipedia-Artikel über das Gräberfeld Bettelbühl die Geo-Koordinaten rechts oben anklicken und auf der dann erscheinenden Webseite das Satelliten-Bild von Google auswählen, dann zeigt die Pfeilspitze auf den für das Gräberfeld namensgebenden Grabhügel Bettelbühl. Die aktuelle Grabungsstelle ist dem Luftbild entnehmbar, das der Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Stuttgart beigefügt wurde. Das Luftbild wurde von nordwestlich der Ausgrabungsstelle aufgenommen, im Bild ist etwa in Richtung zwei Uhr von der Ausgrabungsstelle als leichte Erhebung der Bettelbühl zu sehen, auch erkennbar durch den in der Wikipedia erwähnten daneben liegenden Bettelbühl-Bach.

Ausblick von der Heuneburg in Richtung Osten

Noch zu „oben“ und „unten“: meine drei beigefügten Fotos sind von „oben“ aufgenommen, sie sind ein Ausblick von der Heuneburg etwa in Richtung Nordosten, nach Osten und nach Südosten. Das Gräberfeld Bettelbühl liegt nahe Herbertingen zwischen Herbertingen und der Heuneburg. Diese Linie müßte in dem dritten Bild in Richtung Südosten abgedeckt sein. Der Weg von Herbertingen zur Heuneburg führt über das zu Herbertingen gehörende Hundersingen. Dort macht die von Westen kommende Donau einen fast-90-Grad Knick in fast nördliche Richtung. Hundersingen liegt in dem fast-90-Grad-Knick. Nachdem man die Donau überquert hat, geht es in Hundersingen hoch, oben befindet sich das Museum in der früheren Zehntscheuer des Klosters Heiligkreuztal. Von Hundersingen geht es dann per Straße oder archäologischem Rundwanderweg weiter zur oberhalb der Donau liegenden Heuneburg.

Ausblick von der Heuneburg in Richtung Südosten

Es wird derzeit noch davon ausgegangen, daß das Grab nicht ausgeraubt wurde. Außerdem schließt man aus den bisherigen Funden, daß es ein sehr herausragendes Grab ist und eine Frau bestattet wurde. Damit hätte die Region außer ihrer einzigartigen Heuneburg und der Perspektive langfristig durch Ausgrabungen weitere archäologische Erkenntnisse und Schlagzeilen liefern zu können auch noch ein „Fürstinnengrab“. Es wird dann vielleicht eine Lösung wie beim Keltenmuseum Hochdorf geben, bei der Fundreplikate für eine nachgestellte Grabkammer an die Region zurückgegeben werden?

In der der oben verlinkten Pressemitteilung wurde statt Fürstinnen- bzw. Fürstengrab der Begriff „Prunkgrab“ verwendet. Besonders wenn man an die Fürsten-Bezeichnung gedanklich eine Regentschaft des ganzen Gebiets koppelt, wird „Prunkgrab“ vermutlich korrekter sein. Ich hatte ja in meinem Blog-Eintrag zur Heuneburg erwähnt, daß es bei den Großgrabhügeln eine Erklärungs-Tendenz weg vom herausragenden Fürstengrab und hin zu Grablegen unterschiedlicher Sippen gibt. Wobei ich mich aber gerne von neuen Funden und neuen Erkenntnissen überraschen lasse.

1 Kommentar:

Marcellina hat gesagt…

Das Südtiroler Archäologiemuseum bietet ab heute eine neue Sonderausstellung über Otzi (Ötzi-20).

http://www.iceman.it/de