Wer jetzt über die Suche nach „Keltenschanze Perlach“ bei mir gelandet ist und bislang noch nichts mit Keltenschanzen zu tun hatte, möge gleich noch in meinen älteren Eintrag über die Keltenschanze Buchendorf reinsehen. Da habe ich etwas mehr über Keltenschanzen im allgemeinen geschrieben. Buchendorf ist auch ein Vertreter von mehreren Keltenschanzen, die wesentlich besser als die Perlacher erhalten und im Münchner Umland gut erreichbar sind. Via weiteren Links im aktuellen Eintrag oder via dem Label Keltenschanze lassen sich weitere Beispiele finden. Und man sollte sich solche Ausflüge mal gönnen, wenn man Spass daran hat.
Noch eine Bemerkung zu den Friedhofsbezeichungen: die Reste bzw. die Markierungen der Perlacher Keltenschanze befinden sich auf dem Gelände des „Neuen Münchner Südfriedhofs“ in München-Perlach. Das ist ein anderer Friedhof als der „Friedhof Perlach“ oder der „Friedhof am Perlacher Forst“. Wahrscheinlich erklärt die Neuanlage des Münchner Südfriedhofs und die getätigten landschaftsgestalterischen Arbeiten (Teich und Hügel) auch den Einbezug der Keltenschanze.
Im Eintrag zur Keltenschanze Buchendorf versuche ich auch etwas zur räumlichen und die zeitlichen Dimension zu sagen, in der diese Keltenschanze eingebunden war. Das Problem war/ist speziell bei der Buchendorfer Keltenschanze, daß die gern mal mit dem aus der Bronzezeit stammenden Grabhügelfeld südwestlich von Gauting verknüpft wurde. Die Buchendorfer Keltenschanze liegt noch von weitem sichtbar im Gelände, und das Grabhügelfeld ist wegen dem Grab der Seherin bekannt geworden und beide zusammen sind irgendwelchen Führern gelandet. Es gab aber einen sehr großen zeitlichen Abstand zwischen dem Zeitpunkt, als die Frau begraben wurde, und der Zeit der Keltenschanzen.
Richtig ist aber wohl, daß viele bronzezeitliche Gräberfelder von folgenden Kulturen weiter genutzt wurden. In dem Zusammenhang wäre der Begriff „Kulturen“ hervorzuheben. Die Kelten werden sich vielleicht auf Vorfahren in den nebenan liegenden bronzezeitlichen Grabhügeln berufen haben. Vielleicht gab es tatsächlich noch Überlieferungen. Ähnlich kann das im Münchner Raum auch beim Übergang zu den Römern vonstatten gegangen sein. Im vorliegenden Fall entstand nach dem Bayerischer Denkmal-Atlas direkt neben der Perlacher Keltenschanze später eine „Siedlung mit Mühlen und Werkplatz der mittleren und späten römischen Kaiserzeit“. Die Keltenschanze hat die Denkmalnummer D-1-7935-0112, die römerzeitliche Siedlung D-1-7935-0262. Vielleicht war die römische Siedlung schon richtig Multikulti, vielleicht aber noch stark von der keltischen Bevölkerung geprägt.
Räumlich liegt die Keltenschanze Buchendorf auf einer Ost-West-Verbindung. Diese Verbindung wurde durch eine Römerstraße bis in die Neuzeit „verewigt“. Im Fall der Perlacher Keltenschanze liegt die Nord-Süd-Verbindung durch das Hachinger Tal vor. Man möge sich im Bayerischen Denkmal-Atlas die beeindruckende Kette rot markierter Flächen ansehen. Als sensationell wurde in den zurückliegenden Jahren ein Gräberfund bewertet, zu dem es dann eigens eine Ausstellung in der Archäologischen Staatssammlung gab. Der brachte etwas Licht in die Übergangszeit zwischen römischer Herrschaft und bayerischem Mittelalter.
Wer Perlach nicht kennt: die Gegend ist ziemlich flach. Die größten Steigungen habe ich überwunden, als ich auf den Hügel auf dem Friedhof gelaufen und auf die Brücke über die Autobahn geradelt bin. Also man kommt ganz gut um die Wahrnehmung dessen herum, was damals die Identität des Gebietes ausgemacht hat. Wer sich aber näher mit dem Hachinger Tal/Hachinger Bach beschäftigen will, dem empfehle ich Claudias Zusammenstellung „"Unser" Wald - das Gleißental“. Wie der Titel sagt, legt sie ihren Schwerpunkt auf den südlichen Vorlauf des Hachinger Tals. Bestens dazu passend ist ein Bericht von Thomas Irlbeck unter dem Titel „Über Neuperlach ins Schwarze Meer: Der Hachinger Bach“. Der Titel irritiert etwas. Thomas Irlbeck bewegte sich nicht hin zum Schwarzen Meer, sondern versuchte, dem Hachinger Bach per Rad in Richtung Süden, also dem Gleißental, zu folgen. Ausflugswillige Perlacher können das ja mal versuchen nachzuvollziehen und wenn sie keine Lust mehr haben in Richtung Biergartentipps von Claudia abbrechen.
Zu den Fotos von der Perlacher Keltenschanze: die Keltenschanze wurde durch eine Lindenbepflanzung kenntlich gemacht. Westlich und südlich führt direkt an ihr jeweils ein gegenüber ihrer Innenfläche etwas erhöhter Asphaltweg vorbei. Nach Osten hin gibt es einen Wulst im Gelände, vielleicht 50 cm hoch. Helmut Hille schreibt: „Im neuen Südfriedhof in München-Perlach hat man auf Grund alter Flurkarten eine solche völlig eingeebnete Viereckschanze durch Vertiefung kenntlich gemacht“. Man könnte das so interpretieren, daß der Wulst/das Minischänzchen im Osten künstlich sind und die Asphaltwege auch künstlich etwas erhöht angelegt wurden.
Bei den ersten beiden Bildern handelt es sich um Panoramen. Die zwei Fotos für das erste Bild habe ich an der nordwestlichen Ecke aufgenommen, die drei Fotos für das zweite Bild an der nordöstlichen. Links von der Keltenschanze im zweiten Bild befand sich die erwähnte römerzeitliche Siedlung. Bild drei ist ein Blick in die Keltenschanze über den Geländewulst an der östlichen Seite. Bild 4 zeigt den Friedhofs-Teich mit ein paar Kränen des großen Neubaugebietes nördlich des Friedhofes im Hintergrund. Bild 5 zeigt die Aussegnungshalle auf dem Hügel, die ich bei den ersten beiden Bildern im Rücken hatte.