Gestern waren wir in „Kykladen - Frühe Kunst in der Ägäis“ in der Münchner Archäologischen Staatssammlung. Das ging mit dem Besuch nun doch ganz flott. Ich hatte erst im letzten Monat auf den Start der Kykladen-Ausstellung hingewiesen. Und vor dem Besuch hatten wir sogar schon eine Rückmeldung per Kykladen-Ansichtskarte bekommen: „Klein, aber fein“.
Die Bewertung trifft den Sachverhalt ganz gut. Die Spekulationen über die Bestückung der Ausstellung in meinem oben genannten Eintrag waren überhaupt nicht relevant - die Ausstellung ist verglichen mit der Karlsruher Kykladen-Ausstellung wesentlich kleiner. Dabei wurde nicht nur bei den Exponaten ausgedünnt. Der thematische Bogen ist nun wesentlich weniger breit gespannt.
Die griechischen Tannen für die Langboote, ihre Verwendung, ihr Aktionsradius, die Drehscheibenfunktion der Kykladen und die Ablösung durch die gesegelten Schiffe der Minoer - das spielt in der Münchner Ausstellung keine oder kaum eine Rolle. Nun gut, viel davon ist Spekulation auf Basis spärlicher Überreste. Es gab aber eine bessere Vorstellung von der Kraft und Dynamik, die hinter der Kultur steckte.
Ich bin in Karlsruhe bei der unbeantworteten Frage nach einem Nachwirken der Kykladen-Kultur bei Minoern und Mykenern hängengeblieben. Ich hatte dort nichts davon mitbekommen, daß sie die „Idole so aufgegriffen und in ihr Schaffen eingebaut hätten wie Pablo Picasso oder Henry Moore.“ Dieses in Karlsruhe dargestellte Aufgreifen durch die Moderne ist in München auch entfallen. Was vielleicht im Blick auf eine Profilbildung gegenüber dem nahen Haus der Kunst ein Versäumnis ist. Ich habe immer noch das Vorurteil, daß dieselbe Ausstellung unter dem Kunstetikett im Haus der Kunst mehr als 10mal soviele Besucher anziehen würde. Anderseits sind wir mit dieser Abstraktion aufgewachsen, was brauchen wir Verweise auf Picasso und Moore? Die wirklich an Kunst Interessierten werden auch so den Weg in die Archäologische Staatssammlung finden.
Also noch ein paar Ausstellungsstücke mehr aus der Kykladen-Kultur selbst wären nett gewesen. Platzmäßig wäre das gegangen. In den üblicherweise für Sonderausstellungen genutzten Raum hätte man noch einiges stellen können. Daneben belegt die Kykladen-Ausstellung auch noch im klassischen Dauerausstellungsbereich den geöffneten ebenerdigen Teil. Von der Dauerausstellung ist aktuell nur die Römerzeit im Keller zu sehen. („In den Abteilungen Vorgeschichte, Mittelalter und Neuzeit, der Mittelmeersammlung und Numismatik werden derzeit dringende Renovierungsarbeiten durchgeführt.“)
„Klein, aber fein“ - die Ausstellung ist zwar nicht groß, ist aber trotzdem sehr schön und empfehlenswert. Die schönen Exponate und ihre Beschriftungen sind gut zu erkennen und auch inklusive der schon kritisch gewesenen Gesamt- und Objektbeleuchtung angemessen repräsentiert. Und die gesparte Zeit kann man bestens nutzen, in dem man eine Pause mit einem Kaffee von der Museumskasse und einen Spaziergang im Englischen Garten mit einplant.
Der Eintrittspreis ist für die Ausstellung okay. Man könnte dafür noch ein paar Exponate im Sonderausstellungsraum haben wollen. Aber wenn man zum für München günstigen Kaffee in der Archäologischen Staatssammlung ein wenig isst, ist man schon im Bereich des Eintrittspreises, und so gesehen wäre ein Nachfordern bei der Ausstellung kleinlich. Die opulente Karlsruher Ausstellung war dann aber schon ein Schnäppchen dagegen. Wer damit Probleme hat, kann aktuell im „Großen Katalogsonderverkauf“ versuchen ebenfalls Schnäppchen zu ergattern. Manches davon sollte es noch zu unseren Lebzeiten im Internet deutlich besser geben. Kataloge mit vielen Seiten relativ klein und schwarz-weiß fotografierter Münzen - die kamen mir nicht in die Tüte. Und generell bin ich skeptisch was die Zukunft dieser Art der gedruckten Kataloge angeht. Wurde dann aber doch mit angeblichem Platz auf dem Regal von fünf mittelgroßen und kleineren Katalogen zu 3 Euro das Stück überzeugt.