Wieder ein Hinweis auf einen MOOC. Dieses Mal geht es um Spirituality and Sensuality: Sacred Objects in Religious Life. Der Kurs beginnt am 1. März 2015.
Ich finde gerade „heilig“, „ehrwürdig“, „geweiht“, „sakralrelig. geistlich“ für „Sacred“. Ein Teil derjenigen, die sich regelmäßig an der Bethenquelle im Mühltal mit Wasser versorgen oder versorgt haben, wird der Quelle schon eine gewisse Heiligkeit zusprechen. Die Bethenquelle wird gern mit dem Grab der Seherin verbunden, wobei die Seherin als eine der drei Bethen gilt. Wenn auch die Verbindungen von Quelle und Bethen und von den Bethen mit dem bronzezeitlichen Grab sehr zweifelhaft sind, werden für das Grab selbst die Aspekte „ehrwürdig“, „geweiht“, „sakralrelig. geistlich“ vermutlich über Jahrhunderte gegolten haben. Der Bayerische Denkmal-Atlas gibt für dieses Grabhügelfeld mit der Denkmalnummer D-1-7934-0273 „Grabhügel mit Bestattungen der Bronzezeit, der Hallstattzeit und der frühen Latènezeit“ an.
Vielleicht geht für viele die Quelle ohne die Seherin nicht - die Verbindung wird jedenfalls in einem fünfminütigen Video des Bayerischen Rundfunks über die Quelle ebenfalls gezogen. Unter dem Titel „Umstrittenes Wasser“ befasst man sich mit der Bakterienbelastung der Bethenquelle. Wie aus meinem Blog-Eintrag über die Quelle hervorgeht, habe ich dort bei Radtouren meinen Wasservorrat wiederaufgefrischt. Das fand ich auch ganz vernünftig - wenn soviele Leute in teilweise großem Umfang da Wasser holen, wird mir der Liter für die Rückfahrt auch nicht schaden. Netterweise hat mich letztes Jahr ein Kommentar informiert, daß mittlerweile Hinweisschilder vor dem Genuß des Wassers warnen. Ich habe daraufhin meinem Text einen Warnung hinzugefügt. Werde aber jetzt den ganzen Abschnitt ändern, denn die halbstündige Radiosendung, auf die ich damals verwiesen habe, finde ich schon lange nicht mehr, und stattdessen könnte ich das Video einbauen.
Via der nächtlichen Tour einer Heilpraktikerin wird im Video von der Quelle zum Grab der Seherin übergeleitet. Mittels der Heilpraktikerin geht das Video zum Schluß auch zur vielleicht echteren Quelle bei Petersbrunn über. Die Quelle ist aber leider leider nicht mehr zugänglich. Ausgelassen werden Martin Bernsteins vermutete „vorchristliche Kultplätze“ im „nahegelegenen Wildmoos“, die ich in meinem Blog-Eintrag zur Quelle erwähnt hatte. Man könnte an ein Nudging mit dem Ziel denken, die Leute dauerhaft von der Bethenquelle wegzubekommen und auch nicht nach Alternativen suchen zu lassen. Interessanterweise wird im Video auch nicht nach der Ursache der Colibakterien gefragt und ob dagegen etwas unternommen wurde. Für regelmäßige Konsumenten der Bethenquelle wäre auch wichtig gewesen zu wissen, seit wann man untersucht hat und welche Werte die einzelnen Messungen ergeben haben.
Aus unserer Sicht - Blog-Thema ist ja die graue Vorzeit bis Spätantike - bleibt die Frage nach den vermuteten vorchristlichen Kultplätzen. Darüber hinaus wäre noch interessant, ob die Muldenlage einer Quelle besonders bedeutsam ist. Bethenquelle und Petersbrunn liegen ja beide nur fast in der Mulde. Der früher als heilkräftig erachtete Moosbronner Lindenbrunnen entspringt tatsächlich einer, während man den umgebenden Quellen in Hanglage keine solche Bedeutung zugemessen hat.
Das BR-Video hilft auch bei der Frage nach dem Verbleib der Funde aus dem Grab der Seherin nicht weiter. Im zweiten Weltkrieg verschollen - das fasst zusammen, was ich gehört und wiedergegeben habe. Man hätte da als wertiger Interessent mal Genaueres dazu erfragen können.
Wie oben angedeutet würde ich weder darauf wetten, daß im Grab der Seherin eine der Bethen bestattet wurde, noch daß sie eine Frau mit seherischen Kräften gewesen ist. Anderseits spielen drei Frauen im Großraum offenbar häufiger ein Rolle, und speziell in dieser kleinräumigen Gegend um Leutstetten tauchen sie besonders oft in unterschiedlicher Variation auf. Mein Favorit sind die drei Burgfräulein in den Kellergewölben der Karlsburg, spätestens seit ich ganz alleine mit ab und zu in der Oktobersonne herunterflirrenden trockenen Buchenblättern oben war. Vielleicht gibt es für die Häufung der drei Frauen Erklärungsmodelle. Vielleicht fanden 3-Frauen-Geschichten durch die jedem bekannten Ainpet, Gberpet und Firpet in St. Alto Leutstetten einen guten Nährboden. Man könnte ja versuchen die einzelnen Sachverhalte seriös aufzulisten und sich erst auf diesem gemeinsamen Nenner in die einzelnen Liebhabereien aufzuspalten - die einen glauben an die Heilkraft der Quelle, die anderen auch noch an die Seherin, und manche mögen die Burgfräulein. Wobei ich ja hoffe und gehofft habe, daß sich ein paar von den Quellen- und Seherinnen-Fans auch mal für meine zweite Liebhaberei Brandopferplatz Gauting interessieren.
Der MOOC „Spirituality and Sensuality: Sacred Objects in Religious Life“ wird vermutlich erst einmal diejenigen ansprechen, die tatsächlich mit „Sacred Objects“ in ihrem „Religious Life“ regelmäßig zu tun haben. Vielleicht liefert er darüber hinaus Anregungen, wie sich so gemeinsame Nenner von Sachverhalten erarbeiten lassen und wie man sich über die darüber hinausgehenden „Liebhabereien“ seine Gedanken machen kann.
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