Von den ersten beiden Stationen des Archäologieparks Altmühltal beim Archäologischen Museum Kelheim und auf dem Michelsberg habe ich schon berichtet. Es ist also schon angeklungen, daß der Archäologiepark nicht durch einen Park mit Eingängen, sondern durch solche Stationen repräsentiert wird. Nach dem schon mehrfach zitierten Buch „Archäologiepark Altmühltal - Ein Reiseführer in die Vorzeit. Mit Kurzgeschichten von Ernst W. Heine“ von Michael M. Rind und Ruth Sandner (Verlag Schnell + Steiner, Regensburg, 2008, 14,95 €) umfasst der Archäologiepark „eine Route von 39 km zwischen Kelheim und Dietfurt, auf der an 15 Standorten spannende Geschichten aus der Welt der Neandertaler und Kelten erfahrbar werden“.
Die ersten drei Bilder zeigen die dritte Station des Archäologieparks mit der Nachbildung eines Tores des Oppidums Alkimoennis bei der Gronsdorfer Schleuse. Alle Stationen sind mit einem Hörpunkt ausgestattet (am besten ist er in Bild 5 und 6 zu erkennen), an dem neben Informationen auch eine der Kurzgeschichten des Schriftstellers Ernst W. Heine zu hören ist.
Ausgangspunkt für den Archäologiepark Altmühltal waren die Ausgrabungsergebnisse im Zusammenhang mit dem Bau des Main-Donau-Kanals in den Jahren 1976 bis 1991. Dabei wurde das untere Altmühltal intensiv archäologisch untersucht und man entdeckte zahlreiche bis dahin unbekannte Fundstellen. Klingt unspektakulär, aber wenn man die Stellvertreterrolle der einzelnen Stationen sieht, dann erweitert es die Dimensionen des Archäologieparks enorm.
So richtig aufgezeigt wird das erst mit dem Buch. Es gibt Luftbilder von den damaligen Grabungsflächen, die weit über die Fläche der heutigen Rekonstruktion oder Nachbildung hinausgehen. Neben so einem Luftbild gibt es bspw. zum Grabhügelfeld bei Riedenburg-Emmerthal ein Foto, das den „Hügel 3“ bei der Ausgrabung zeigt. Sein Steinkreis mit der fehlenden Zentralbestattung bildete die Vorlage für die „Opferplattform“ in Bild 5. Die lange Nutzung des Gräberfeldes wird - soweit sie durch Funde bestimmt werden konnte - durch entsprechend markierte Grabhügel auf einer Lagezeichnung deutlich. Im Hinblick auf die Dimensionen wäre auch hinzuzufügen, daß diese Gräber durch Hangrutschungen in den letzten Jahrhunderten überdeckt waren und man nur im Bereich der neuen Straßentrasse einen Teil des Gräberfeldes ausgraben konnte. Also ist in dem Fall die größere räumliche und die zeitliche Dimension des orginalen Gräberfeldes bis heute gegeben.
Die Bilder 6 und 7 stammen von einer Station bei der Schleuse Haidhof. Hier gab es ein hallstattzeitliches Grabhügelfeld aus der Zeit zwischen 700 und 500 v. Chr. Der aufgeschnittene Grabhügel und die Andeutung einer Kinderbestattung mit Beigabe eines Kegelhalsgefäßes sollen hallstattliche Bestattungssitten visualisieren. Das Buch zeigt dazu Bilder von der „Grabungsfläche“ (ich übernehme die Anführungsstriche, weil die Ausgrabung unter extrem widrigen Umständen vonstatten ging), einen Plan des Gräberfeldes, Skizzen der Keramikfunde und ein Foto rekonstruierter Beigaben im Kelheimer Museum.
Der Beitrag zur Station ist also wieder sehr ausgrabungsorientiert. Das Buch bleibt aber nicht bei jüngeren Ausgrabungen hängen, wenn andere Informationen sinnvoller wären. Bei den Klausenhöhlen wird bspw. auf die lange Nutzungs- und Erforschungsgeschichte eingegangen, und welche Funde es trotz Nutzung noch gegeben hat. Zum Keltentor an Station 3 wird sowohl auf die Lage, Länge und Tore der Mauern des Oppidums als auch auf dessen Schürfgrubenfelder und die mögliche Lage der zugehörigen Wohnhäuser eingegangen. Das Schema der Texte zu den einzelnen Stationen ist dabei wie folgt: die Lage der Station wird mit Geo-Koordinaten angegeben. Dann gibt es den erläuternden Text, an dessen Ende auf die Visualisierung eingegangen wird. Darauf folgt die meist eine knappe Seite umfassende Kurzgeschichte. Eingebettet sind die Beiträge zu den einzelnen Stationen in eine kurze Einführung in die „Archäologischen Kulturen im Altmühltal“ und eine Chronologietabelle am Anfang und ein kurzes Glossar, Literaturhinweise und eine Lagezeichnung der Stationen am Schluß des Buches.
Die einzelnen Beiträge sind jeweils mit einem Kürzel des Autoren bzw. der Autorin versehen. Dr. Ruth Sandner und Prof. Dr. Michael Rind haben nach Klappentext Vor- und Frühgeschichte und Klassische Archäologie studiert, Prof. Dr. Michael Rind ist Leiter der Kreisarchäologie Kelheim. Insofern wird man davon ausgehen können, daß man in dem Buch über die 2008 bekannten archäologischen Sachverhalte bestens informiert wird.
Das Buch gibt auch die Unsicherheiten wieder. Etwa „Da sämtliche organische Bestandteile der Keltenmauer im Laufe der Zeit vergangen sind, lässt sich über das Aussehen mancher Details nur spekulieren“. Ähnlich wird die Funktion des Steinrondells bei Riedenburg-Emmerthal als Opferplatz nur vermutet, diese Funktion ist nicht bewiesen. Die Kurzgeschichten von Ernst W. Heine werden auf noch weniger wissenschaftlichem Boden stehen, sie verführen aber alle zu einem Perspektivwechsel - man sieht die Welt zumindest ein klein wenig aus dem Blickwinkel eines vorzeitlichen Menschen.
Die einzelnen Stationen bieten mehr als Pfostenschlitzmauern und Erinnerungen an ehemalige Grabhügelfelder. Die komplette Liste findet sich auf der Website www.archaeologiepark-altmuehltal.de bzw. deren Weiterleitung. Aber uns ist bei der Tour abends die Zeit davongelaufen. Noch einmal die Empfehlung in „Minas Internetideenbuch“ und den „Kraftvollen Orten“ herumzustöbern, insbesonders auch für über den Archäologiepark hinausführende Ziele. Zum Archäologiepark will ich abschließend Stephans Eintrag zur Opferplattform bei Riedenburg-Emmerthal und den von Hermine zur Kastlhänghöhle herausgreifen.