Montag, 26. Februar 2024

Der römische Mühlkanal am Perlacher Oberen Hofanger

Nahe des vom Hachinger Bach durchflossenen Pfanzeltplatzes mit der barocken Pfarrkirche St. Michael, dem Ortsmittelpunkt des 1930 zu München eingemeindeten Dorfes Perlach, gab es in den 1990er Jahren archäologische Ausgrabungen.

Hachinger Bach in Altperlach, im Hintergrund die Kirche St. Michael

Bei den Ausgrabungen konnten Teile eines römerzeitlichen Landgutes nachgewiesen werden. Unter anderem ein 35 Meter langen Mühlkanal und die Pfostenlöcher einer dazugehörigen Wassermühle, Zerstörungsspuren durch Brände und deutlich später Grabstellen einer frühmittelalterlichen Neubesiedlung.

Hachinger Bach beim Altperlacher Krankenhaus

Bei der später auf dem Ausgrabungsgelände erstellten Grünanlage am Perlacher Oberen Hofanger hat man versucht einen Teil der archäologischen Ergebnisse im Gelände darzustellen. Der Mühlkanal wurde mittels einer langen Bodenvertiefung und kurze gemauerte Teile kenntlich gemacht. Jahre später sind 2016 mit ehrenamtlicher Hilfe des Festrings Perlach Erläuterungen auf Informationstafeln hinzugekommen.

Altperlacher Grünanlage am Oberen Hofanger

Ich finde diese Veranschaulichungen mit Informationstafeln sehr gelungen. München-Perlach verschwimmt aus meiner Sicht geschichtlich, Neuperlach etwa gilt als eine der größten deutschen Satellitenstädte. Altperlach hatte über viele Jahrhunderte eine andere Logik, die einer Verbindung mit dem Hachinger Bach gefolgt ist. Diese Veranschaulichungen am Oberen Hofanger vermitteln dieses Leben mit dem Hachinger Bach und zudem auch noch den hohen Stand, den dieses Leben in der Römerzeit hatte. Der römerzeitliche Hof wird auf den Informationstafeln ausdrücklich als Teil einer ganzen Siedlungskette bezeichnet und auf eine ähnliche Mühle in Sichtweite auf dem Gelände des heutigen Südfriedhofs hingewiesen.

Archäologische Informationstafel in der Grünanlage am Oberen Hofanger in München-Perlach

Meine Fotos stammen vom vorletzten Samstag. Drängender stünde eigentlich ein Bericht von meinem letztjährigen Besuch im Heimatmuseum Unterhaching an. Die Ursprünge Unterhachings gehen aber auch auf ein Dorf am Hachinger Bach zurück, der Hachinger Bach wird dort ebenfalls eine herausragende Rolle spielen. Die Verbindung bis in die römische Zeit könnte ich dort aber nur beschreiben, von Perlach habe ich nun die Fotos vom veranschaulichten Mühlkanal. Deshalb schiebe ich die vor dem Heimatmuseum Unterhaching ein, um von dort aus auf den Perlacher Mühlkanal zurückverweisen zu können.

Archäologische Informationstafel in der Grünanlage am Oberen Hofanger in München-Perlach

Im Gegenzug will ich hier schon die „Hachinger Bach“-App des Heimatmuseums Unterhachings empfehlen. Die App geht über das Gebiet Unterhachings hinaus und ist allgemein eine Empfehlung um sich über den Hachinger Bach zu informieren. Wer einen Eindruck gewinnen will mag sich zumindest den etwa vier Minuten dauernden „Flug über den Hachinger Bach“ ansehen.

Archäologische Informationstafel in der Grünanlage am Oberen Hofanger in München-Perlach

Die auf den Informationstafeln am Oberen Hofanger erwähnte seinerzeit in Sichtweite gelegene römische Siedlung im Bereich des heutigen Neuen Münchner Südfriedhofs in München-Perlach hatte ich 2015 im Rahmen meines Besuchsberichts von der Keltenschanze auf dem Friedhof in München-Perlach erwähnt, aber da eher den zeitlichen Bogen weiter zurück zu den Kelten und die häufige Verbandelung mit bronzezeitlichen Grabhügeln geschlagen.

Kenntlich gemachte frühmittelalterliche Grabstellen am München-Perlacher Oberen Hofanger

Wer die Mühlkanalmulde am München-Perlacher Oberen Hofanger besuchen möchte, dem böte sich eine Kombination mit dem Südfriedhof und einem Spaziergang entlang des Hachinger Bachs an. Je nach Route käme man da auch beim Festring Perlach mit einem Offene-Tür-Angebot an zweiten Samstagen in den meisten Monaten des Jahres vorbei. Der Park mit dem veranschaulichten Mühlkanal befindet sich westlich der Einmündung der Hofangerstraße nördlich anliegend an der München-Perlacher Schmidbauerstraße. Wenn man mit dem Bayerischen Denkmal-Atlas gut zurecht kommt, findet man die Stelle schnell via Umstellen des Suchfeldes auf die Denkmalnummer und der Suche nach der Denkmalnummer D-1-7835-0448 Die Keltenschanze auf dem Friedhof hat die Denkmalnummer D-1-7935-0112 Die danebenliegende „Siedlung mit Mühlen und Werkplatz der mittleren und späten römischen Kaiserzeit“ die Denkmalnummer D-1-7935-0262

Grünanlage am München-Perlacher Oberen Hofanger mit kenntlich gemachtem römerzeitlichen Mühlkanal

Folgt man dem beschriebenen Gedanken der Siedlungsketten, dann wären natürlich auch Kombinationen mit entfernteren Besuchszielen entlang des Hachinger Bachs interessant. Etwa das erwähnte Unterhachinger Heimatmuseum oder das Taufkirchener Keltenhaus, in dessen Umfeld sich eine Villa rustica befand. Oder die bei Deisenhofen durchlaufende römische Verbindungsstraße zwischen Augsburg (Augusta Vindelicorum) und Salzburg (Iuvavum) mit besser als auf dem Perlacher Friedhof erhaltenen Keltenschanzen. Im Bereich Deisenhofen wäre etwaigen Ausflugsinteressenten auf jeden Fall zu empfehlen auch die diesjährigen Angebote Oberhachings zum 1275. Geburtstag im Auge zur behalten.