Die heute vom Autobahndreieck Karlsruhe aus dem Rheintal nach Osten wegführende A8-Strecke durchquert ein Jahrtausende altes Durchgangsgebiet. Für diese A8-Strecke gab es für die aus dem Süden kommenden Reisenden einen antiken Vorgänger: eine wenige Kilometer südlich der heutigen Autobahn bei Ettlingen nach Osten abzweigende Römerstraße, die über das Pforzheim nach Bad Cannstatt führte.
Das Gebiet befand sich nicht sehr lange unter römischer Herrschaft. Dennoch erinnert Pforzheim noch mit seinem Namen an diese Zeit. Es hieß damals „Portus“, und dieser Name soll sich außer auf „Hafen“ auch auf „Furt“, „Landeplatz“ und „Zollstation“ zurückführen lassen. Und die Furt durch die Enz gab es hier tatsächlich.
Die Furt wird im Bereich der Innenstadt von Pforzheim verortet. In der Nähe befindet sich heute das Pforzheimer Archäologische Museum. Ein Stück enzabwärts kommt man, noch in Pforzheim, am Gasometer vorbei, in dem derzeit das 360° Panorama „ROM 312“ zu sehen ist. Etwa 3 km weiter enzabwärts überquert die A8 bei der Anschlußstelle Pforzheim Ost die Enz. Gegenüber dieser Anschlußstelle wieder etwas über 3 km enzabwärts kann man die hier auf den Bildern gezeigten Überreste der Villa Rustica Enzberg besichtigen. Alles auch für Ortsunkundige gut verbindbar mittels der B10, die sich in diesem Bereich immer in Enz-Nähe hält.
Wir waren hier im September unterwegs. Sind zunächst von der Autobahnabfahrt auf der B10 in Richtung Villa Rustica Enzberg gefahren. Dann in Gegenrichtung auf der B10 zurück nach Pforzheim. Dort sind wir zum kostenlosen Parkhaus-Parkplatz beim Gasometer abgebogen. Haben das 360° Panorama „ROM 312“ besichtigt und sind dann entlang der Enz und an der früheren Furt vorbei zum Pforzheimer Archäologischen Museum gelaufen. Kurzentschlossene Autobahnabfahrer, die die Tour nachmachen wollen, werden durch die auf Mittwoch und Sonntag beschränkten Museumsöffnungszeiten die größten Probleme haben. Wer mit einer Busladung von Interessenten auf der Anfahrt ist, sollte aber vielleicht gleich die Kontaktaufnahme mit dem Museum ins Auge fassen. Ich schreibe im entsprechen Blog-Eintrag noch mehr dazu.
Über die Villa Rustica Enzberg gibt es sehr ausführliche und informative Texte auf den Informationstafeln vor Ort. Ich will jetzt nicht versuchen die wiedergeben, sondern auf den Historisch-Archäologischen Verein Mühlacker verweisen, der im September 1999 „anlässlich der drohenden Überbauung des gerade freigelegten römischen Gutshofes in Enzberg gegründet wurde“. Ein Link funktioniert auf der Website des Vereins funktioniert nicht mehr so wie gedacht, man kann da mal via Suchmaschine nach der Villa Rustica Enzberg suchen und findet dann zwei Seiten auf muehlacker.de.
Einen Blick auf die Villa von oben liefert Vici.org. Da sind auch einige weitere in der Nähe liegende Villa Rusticas markiert. Vici.org verlinkt auf das Stadtwiki Pforzheim-Enz, das ich hier ebenfalls für weitere Informationen über die lokalen Römer empfehlen will. Hier noch die Geo-Koordinaten in einer Form, bei der man sich die gewohnte Online-Karte aussuchen kann.
Wie aus den Informationen im Netz hervorgeht, sind nur Teile der früheren zur Villa gehörenden Gebäudegrundrisse konserviert, der Gesamtkomplex war als noch deutlich beeindruckender. Die Villa Rustica Enzberg war schon sehr mondän und zeigt, was in der relativ kurzen Herrschaftszeit der Römer über dieses Gebiet an Infrastruktur erbaut werden konnte. In dieser Zeit muß die Villa aber schon statische Probleme durch den Berg in ihrem Rücken gehabt haben. Beim Herumlaufen hat sich mir immer mehr die Erinnerung an die Villa Romana del Casale aufgedrängt. Die war natürlich noch wesentlich mondäner als die Villa Rustica Enzberg, ist aber hinsichtlich der Lage mit Berg im Rücken vergleichbar.
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