Vor eineinhalb Wochen hat bei Iversity der Stonehenge-MOOC begonnen. Man kann noch kostenlos einsteigen und schnell zum Hauptfeld aufschließen. Der Aufwand ist verglichen mit anderen MOOCs niedrig: „Approximately two hours per week for watching video lectures, completing quizzes and homework assignments.“ Mittels weiterführenden Links und Literaturhinweisen lässt sich der Aufwand natürlich noch beliebig ausdehnen.
Und am nächsten Montag startet eine Neuauflage von Roman Architecture. Ich hatte den MOOC vor einem Jahr schon beworben. Wer großes Interesse an den Bauten der alten Römer hat, sollte diesen MOOC in's Auge fassen. Es werden Kenntnisse über Bauten, Bautechniken, Baustile vermittelt, an die man über Fernsehdokus oder Reiseführer kaum kommt.
Für MOOCs werben mache ich gerne, sie passen einfach zu den heutigen Möglichkeiten. Vor 30 Jahren war für viele Studiengänge so etwas wie ein Statistik-Schein notwendig. Der Nachweis entsprechender Kenntnisse erfolgte durch eine Prüfung. Bis dahin war alles ziemlich Software-frei, ich weiß nicht mehr ob Taschenrechner in der Prüfung erlaubt waren. Heute gibt es kostenlose Statistik-Pakete zum Herunterladen, mit denen man neben der Auswertung auch schöne Grafiken machen kann. Wem sein Rechner zuhause nicht reicht, der kann schnell zusätzliche Kapazitäten in der Cloud anmieten. Ich habe mal zur kostenlosen Software R herumgesurft und ein online gestelltes internes Angebot einer Münchner Universität gesehen: andere Studenten dürften in die Einführung gegebenenfalls auch rein, wenn sie von Leuten des vorgesehenen Studiengangs nicht voll belegt wäre. Das klang nach einer begrenzten Zahl von Arbeitsplätzen, oder kriegen sie nur nen kleinen Raum für den Kurs? Via MOOCs kann man alles in beliebiger Teilnehmerzahl online lernen. Es gibt die Auswahl zwischen unterschiedlichen Kursen, in denen einem R mal mit mehr oder weniger Einführung in die Statistik nahegebracht wird. Und wer größeres vor hat, kann unter mehreren Einführungen in die Cloud auswählen.
Man sollte nicht allein diese medienbedingten Vorteile sehen: einmal die Videos aufnehmen, einmal pdfs dazu erstellen, und das beliebig oft abrufen lassen. Sondern auch Möglichkeiten wie etwa die Foren beachten. Manche kommen durch die MOOCs, ohne einmal in die Foren gesehen zu haben. Aber sind deshalb Foren nicht notwendig? Funktionieren MOOCs auch ohne so etwas wie Foren? Ich bin zuletzt in „Mal wieder was zu den MOOCs“ auf die Foren eingegangen. Teilnehmerfragen werden von hilfreichen anderen Teilnehmern beantwortet. Manche erstellen gleich kleine Tutorials und werden von den Kursleitern besonders hervorgehoben. Man kann diese Freiwilligen-Komponente kaum überschätzen. Coursera hat beispielsweise eine Global Translator Community, die auf dieser Hilfswilligkeit aufbaut. Woanders wird gefragt, wo die Ehrenamtlichen hin sind. Wir kriegen keine jungen Leute! Kostenlose oder hochsubventionierte Apps mit unterirdischen Downloadzahlen. Hängt vielleicht alles zusammen.
Wie in meinem erwähnten letzten MOOC-Eintrag angesprochen, bieten mehrere MOOC-Anbieter neben der kostenlosen auch eine gebührenpflichtige Teilnahme, für die es dann im Gegenzug ein verifiziertes Zertifikat gibt. Es gibt da Variationen, Udacity geht etwa sowohl beim Preis als auch bei den Leistungen deutlich über die verifizierten Zertifikate der anderen hinaus. Aber Coursera scheint nun besonders auf die Karte „Verified Certificate“ setzen zu wollen. Es ist zum einen gelungen dieses Zertifikat weiter aufzuwerten (President Obama supports free, two-year Coursera Verified Certificates to teachers for district professional development, Coursera LinkedIn Integration), anderseits verschwindet das früher in der Kostenlos-Version oft mögliche Statement of Accomplishment (Withdrawal of statements of accomplishment on recent courses). Zudem werden manche bislang achtwöchige Kurse in zwei Kurse gesplittet, so daß die Gebühr zweimal anfällt. Roman Architecture ist da zum Glück für die „Verified Certificate“-Interessierten noch nicht betroffen, da gibt es den zwölfwöchigen Kurs ungesplittet.
Ich will zum Schluß noch einmal auf die kostenlos arbeitende Community, Ehrenamtliche, Sponsoren zurückkommen. Das hat es ja immer schon gegeben und in der Archäologie wäre sehr vieles ohne diese Arbeit nicht gegangen. Es gibt modernere Einbindungs-/Organisationsformen, die man mal studieren könnte. Linux (ich verlinke auf einen edx-MOOC) ist ein Beispiel, bei dem die Software mit unzähligen Beiträgen unzähliger Beitragender erstellt wurde und sehr erfolgreich auf unzähligen Rechnern läuft. Im Bereich Archäologie wäre auch noch viel zu tun, siehe die bei Archaeologik eingestellten „Facharchäologischen Argumente gegen die Metallsuche durch Laien - Anspruch und Realität“ von Raimund Karl.
Der Stonehenge-MOOC gefällt mir auch hinsichtlich dieser Einbindung sehr gut: im ersten Kapitel ist schon im Video „University of Buckingham's Stonehenge Excavation“ ein „Team Volunteer“ mit einem gefunden Stein-Artifakt sehen. Und für das 8. Kapitel „Responses to Stonehenge“ ist angekündigt: „Examination of students' responses through their essays. Integration of blog, Wiki, Twitter and eBook as a way of continuing the discussion after the course.“
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