Das Semantic Web wurde schon bevor ich 2009 mit dem Bloggen anfing als Zukunftsvision ganz groß gehandelt. Beim Begriff „Semantic“ oder bei den von mir letztes Jahr zur Deutschen Digitalen Bibliothek zitierten „semantischen Bezügen“ sollte man im Computer-Zusammenhang immer in Richtung „Computer versteht etwas von der Bedeutung“ denken. Also es gibt eine irgendwie geartete Beschreibungsebene, etwa bei der Digitalen Bibliothek irgendwelche „Metadaten“ zu den digitalen Datenbeständen, über die der Computer mehr über die Inhalte der Datenbestände weiß und die „semantischen Bezüge“ zwischen den Datenbeständen herstellen kann.
Ein Beispiel, bei dem sehr einfach mehr Computerverständnis machbar sein sollte, sind die Ausstellungstermine von Museen. Als ich eine Ausstellungsverlängerung genauer beobachtet habe, war aber auf den zahlreichen verweisenden Websites mit Ausstellungsinformationen nicht viel zu erkennen, was auf eine automatische Anpassung hindeutete. Der neue Sachverhalt konnte offenbar weder mit Metadaten ausgezeichnet werden, noch wurde er mit Metadaten mitgeteilt oder von der anderen Website automatisch erkannt. Ich habe später aus der Museumsberaterecke ein Geraune vom Semantic Web gehört, „dann wird alles ganz anders aussehen“. Aber muß man das nicht beim Schlagwort-Missbrauch und beim „kleine Kinder erschrecken“ einsortieren, wenn die Museen und die Webseiten mit Museumsinfos selbst bei so einfachen semantischen Übungen wie einer Ausstellungsverlängerung Schwierigkeiten haben?
Gut, ich hatte keine tiefere Ahnung von den aktuellen Semantic-Web-Verhältnissen und wollte die weitere Beobachtung zurückstellen, bis ich mich selbst in den aktuellen Stand des Semantic Web eingelesen habe. Hinsichtlich Einlesen tat sich aber nichts bei mir. Bis ich kurz vor dem Start mitbekommen habe, daß von der Internet-Bildungsplattform des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts OpenHPI ein von Dr. Harald Sack gehaltener kostenloser sechswöchiger Online-Kursus über „Semantic Web Technologies“ mit anschließender Online-Prüfung angeboten wird.
Den Aufwand habe ich auf etwa 60 Stunden geschätzt. Wobei später noch etwas dazukommen muß, damit der Stoff einigermaßen hängen bleibt. Ich habe den Aufwand in der Ecke „berufliches Grundlagenwissen“ verbucht und bin mit etwas über 50% Zustimmung an den Start. Mittlerweile stehe ich zwischen den sechs Wochen Kurs und der abschließenden Prüfung, bin bei 100% Zustimmung und happy teilgenommen zu haben. Für meine Bewertung gibt es neben der hervorragenden Leistung von Dr. Sack und dem Hasso-Plattner-Institut noch ein paar Sonderfaktoren - ich hatte manches schon aus alten Zeiten gekannt, aber aus den Augen verloren und jetzt upgedatete Verwendungen wiedergefunden.
Statt dem Kurs nicht einfach ein Buch? Bei mir hat es wie gesagt nicht geklappt. Ich weiß auch nicht, ob es das ideale Buch zu diesem Thema gibt. Das für den Kurs empfohlene Buch ist schon an manchen Stellen veraltet. Und hätte ich nur dieses Buch gehabt, hätte ich es vermutlich entweder liegen gelassen oder nicht mit so einem Aufwand durchgearbeitet. Der Online-Kurs war hingegen aktuell und hatte ein paar Mechanismen, um die Leute bei der Stange zu halten.
Abgelaufen sind die Kurswochen wie folgt: es wurde jede Woche eine Art Vorlesung von Dr. Harald Sack als Video zur Verfügung gestellt. Diese Wochenrationen waren durch mehrere Selbsttests unterbrochen, die man beliebig oft wiederholen konnte. Zu jeder Woche gab es einen nichtwiederholbaren Abschlußtest („Hausarbeit“), den man bis zu einem spätesten Zeitpunkt zu beliebiger Zeit starten konnte und innerhalb einer Stunde beenden mußte. Die erreichten Punkte der Hausarbeiten sind relevant, um ein benotetes Zertifikat zu bekommen. Für die Abschlussprüfung hat man drei Stunden zur Verfügung. Die Tests führt man durch Auswählen durch (Anklicken von Lösungen, Auswahlfelder), selten daß man Wörter selbst eintippen mußte. Die Vorlesungs-„Folien“ sind in verschiedener Form downloadbar.
Einsam fühlen braucht man sich im Kurs nicht. Man kann in einem Forum Fragen stellen, die seitens des HPI oder von anderen Kursteilnehmern beantwortet werden. Über so eine Frage zu den Logikgrundlagen und dem Hinweis auf einen Logik-Online-Kurs bin ich dann länger beim Angebot von Coursera hängengeblieben. Hier tragen unterschiedliche Universitäten zum Angebot bei. Die Beschreibungen zum Kursverlauf variieren, sie sind aber mit dem Schema von openHPI vergleichbar. Zu Coursera will ich an dieser Stelle auf die Kurse „The Ancient Greeks“ und „Archaeology's Dirty Little Secrets“ hinweisen. „The Ancient Greeks“ ist schon gestartet, aber man kann sich offenbar noch anmelden. Die umfangreichen Literaturlinks zeigen, daß man kaum mit den angegebenen 4-6 Stunden pro Woche hinkommt, wenn man wirklich tief einsteigen will.
Deutlich einfacher gestrickt als diese universitären Angebote, aber dennoch zu beachten, sind einfache Erklärvideos. Diese Videos sind häufig bei Youtube zu finden. Ich hatte mich letztes Jahr in eine deutlich upgedatete Software eingearbeitet und wurde vor dem einzigen dazu verfügbaren deutschsprachigen Buch gewarnt. Bei Youtube gab es neben mehreren für mich unbrauchbaren Videos zu dieser Software auch eine ganz gut gemachte Video-Serie mit nützlichen Hinweisen. Videos werden in so einem Zusammenhang als Eigenwerbung für die fachliche Kompetenz verwendet, es gibt oft eine Firmenwebsite oder einen Blog dazu. So eine Video-Auswahl in einer für die Buchproduktion sehr kleinen Nische gibt einen Vorgeschmack dessen, was mittlerweile an Videos verfügbar ist. Neben der Vielzahl solcher schon existierenden Erklärvideos zu allen möglichen Themen gibt es natürlich auch schon eine unüberschaubare Menge von Anbietern.
Für das weitere sich selber durchschlagen gebe ich noch ein paar Links mit auf den Weg: EdX, Open Culture, die Khan Academy und die die Wikipedia über iTunes U. Coursera und EdX werden oft zusammen mit Udacity erwähnt, was ich jetzt wegen den sehr interessanten Informatik-Kursen auch tun will, aber hinsichtlich Archäologie und Geschichte sehe ich dort nichts.